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Broken Soul

von

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Längst fällige Gespräche


 

Kapitel 20 – Längst fällige Gespräche
 

 
 

 
 


 

Thor erinnerte sich nicht, wann er das letzte Mal so nervös gewesen war. Er war ein Krieger, lebte schon Jahrhunderte, hatte mehrere Krisen sowohl in Asgard als auch auf der Erde überwunden und doch stand er vor Odin und fühlte sich wie ein Junge, den man bei etwas erwischt hatte, was ausdrücklich verboten war.

„Ich bin ganz Ohr mein Sohn,…“ Der Sohn Odins wusste natürlich worauf sein Vater da ansprach. Er hatte geahnt, dass der Allvater nicht sonderlich begeistert sein würde, wenn er erfuhr, dass die „Strafe“ die er für Loki geplant hatte nicht sonderlich lange währte. Doch wieso musste immer alles eine Ewigkeit andauern? Was Thor betraf, so sah er in seinem Bruder keine Schuld mehr, die es zu begleichen galt. Er hatte das Vertrauen derer gewonnen, denen er schadete und auch die Beziehung zwischen den Brüdern war wieder besser. Noch nicht so innig wie früher, aber auf dem besten Weg dazu. Dann gab es ja auch noch Darcy.

Thor sah es, jeder sah es… die beiden hatten Gefühle für einander, die möglicherweise über simple Anziehungskraft hinausgehen sollten.

„Thor!“, sagte Odin mit noch mehr Nachdruck in der Stimme.

„Sag mir endlich was auf Midgard geschehen ist, dass du Loki schon so früh seine Kräfte zurückgabst? Hast du aus den früheren Ereignissen nichts gelernt?! Muss Loki schon wieder unser aller Leben riskieren, damit du begreifst, dass man ihm nicht trauen soll?“ Odin war wieder in sein vor-dem-Thron-auf- und-ab-gehen verfallen und hatte sich in Rage geredet. Thor ging in diesem Moment ein Wort für Odin durch den Kopf, von dem er hoffte, dass niemals herauskam, dass er das gedacht hatte, denn es bezeichnete ein ziemlich störrisches Tier auf der Erde.

„Du bist völlig festgefahren in dem was du in Loki sehen willst, Vater. Hast du jemals richtig mit ihm gesprochen? Ihn gefragt, was er denkt, oder dich gefragt, wie er sich wohl fühlt? … Hast du nicht, ebenso wenig wie ich es tat. Aber im Gegensatz zu dir habe ich bemerkt, dass dies ein Fehler  war. Ich habe den Loki gesehen, den ich von früher kannte, weil er ungezwungen er selbst sein konnte. Ich sah wie er Seite an Seite mit mir und nicht mehr gegen mich kämpfte. Ich gab ihm eine Chance zu zeigen, dass er noch mein Bruder ist und die hat er genutzt!“

Odin schnaubte. Es gefiel ihm immer noch nicht, dass Thor ihm so oft widersprach, wenn es um Loki ging. Er konnte aber auch nicht umhin, seinem Erstgeborenen etwas Respekt zu zollen, dass er so offen und fest für seinen Bruder einstand. Er selbst hatte Loki kurz vor der Verhandlung Jahre zuvor –bevor die Dunkelelfen gekommen waren- seinen Namen abgesprochen und ihm gezeigt, dass er nicht mehr sein Sohn war. Thor hingegen nannte ihn immer noch seinen Bruder, was deutlich zeigte, dass ihre Bindung noch bestand. Sollte sein Verhalten letztendlich doch etwas falsch gewesen sein?

Doch…

„Wir wissen alle, was für ein grandioser Lügner und Schauspieler Loki ist! Wer sagt dir, dass er das nicht bloß tat um an seine Kräfte zu kommen?“

„Ich weiß es!“, sagte Thor entschlossen und sah seinem Vater fest in die Augen.

„Du weißt es…“, wiederholte  Odin ungläubig.

„Vater!“, bat Thor eindringlich. „… kannst du nicht ablassen von deiner Mauer aus Vorurteilen und Ablehnung? Sag mir, ist es falsch jemandem eine Chance auf Wiedergutmachung zu bieten? Ist es das, was einem weisen Herrscher in deinen Augen entspricht? Jemand der sofort alle verurteilt, ohne eine bessere Möglichkeit bieten zu wollen? Warum hätte Loki diese Chance nicht nutzen wollen? Glaubst du nicht, dass er auch endlich Ruhe will?“, er machte ein kurze Pause und setzte mit einem Lächeln hinzu:

„Außerdem bin ich es von uns beiden immer gewesen, der die flotten Ideen hatte, die uns immer Ärger einbrachten!“

Irrte Thor sich oder zuckten Odins Mundwinkel im Anflug eines Lächelns?

Nein, er lag richtig, denn soeben hatte er an eine von Thors und Lokis  Schnapsideen gedacht und daran, wie seine Söhne danach mit schuldbewusster Miene vor ihm gestanden hatten. 

„Sag, liebst du Loki überhaupt nicht mehr? Er war dein Sohn und du sagtest immer, du würdest uns beide lieben! War das gelogen? Hattest du nie väterliche Gefühle für ihn?“

Natürlich hatte er die gehabt und hatte sie, versteckt, auch noch jetzt. Lokis Taten in der Vergangenheit hatten ihn nicht bloß erzürnt, nein verletzt hatte es ihn. Doch als König durfte man so etwas nicht offen zeigen und er hatte die kalte Maske wahren müssen … auch um sich selbst zu schützen, sonst wäre der Verlust eines Sohnes wohl zu viel gewesen.

Aber was sollte Odin jetzt tun? Er konnte nicht einfach bei null anfangen, wie Thor. Er würde seinen jüngeren Sohn gern wieder in seine Reihen nehmen. Wie würde das Volk Asgards reagieren? Durfte man Loki alle Freiheiten wiedergeben? Es gab so vieles was bedacht werden musste…

„Wie wäre es, wenn du ihn von selbst einmal aufsuchst, anstatt ihn immer rufen zu lassen?“, schlug Thor vor und offenbarte einmal mehr, dass er durchaus eine diplomatische Ader hatte. Natürlich wusste Odin, dass Loki ebenfalls in den Heilkammern lag, weil er sich für Darcy so verausgabt hatte. Konnte er das wirklich tun? Einfach so am Krankenlager seines verstoßenen Sohnes zu erscheinen?

„Überleg’s dir!“, sagte Thor noch und wandte sich schon zum gehen, als Odin ihm noch mit einer, ziemlich brisanten, Frage zurückhielt:

„Sag mir mein Sohn, Jane kommt mir irgendwie verändert vor. Ist bei deiner Gefährtin alles in  Ordnung?“, der Allvater hob eine Augenbraue.

Hoppla!

Das zu erwähnen hatte er doch glatt versäumt.

„Also… noch habe ich sie nicht zur Frau genommen Vater, also ist sie nicht meine Gefährtin…und, was die Veränderung angeht….sie-erwartet-ein-Kind-von-mir…“ Den letzten Teil hatte er so schnell gesprochen, dass Odin Mühe hatte es zu verstehen, jedoch war das Wort „Kind“ deutlich zu hören gewesen und da brauchte man nur eins und eins zusammen zu zählen.

„Jane… ein Kind…von dir!“, wiederholte Odin noch einmal alle wichtigen Fakten des Wortauflaufs, den Thor dahin gebrabbelt hatte um dieser Situation so schnell wie möglich zu entkommen. Es war nicht so, dass er sich schämte seinem Vater zu sagen, dass er eine Familie mit einem Menschen aufzubauen gedachte, nur auf Odins Reaktion war er nicht sonderlich erpicht.

„Ja!“, sagte Thor und versuchte dem Blick seines Vaters standzuhalten. Mit wachsender Verwirrung registrierte er, wie auf dem Gesicht Odins ein Lächeln wuchs. Odin selbst war verwundert von seiner eigenen Reaktion, hatte er doch Jahre zuvor deutlich gezeigt, was er von der Beziehung seines Sohnes zu einer Sterblichen hielt.

Mit der Rührung war es schon ein lustige Sache, sie trat dann hervor wenn man sie nicht brauchte, vor allem bei den großem starken Männern, die meinten ein Krieger oder Herrscher habe eben diese zu verbergen.

„Ich freue mich für dich, mein Sohn! Mögest du an der Rolle des Vaters über dich hinauswachsen!“

Es war das erste Mal seit vielen Jahren, dass Thor seinen Vater ehrlich lächeln sah, und er war so froh wie noch nie, als er den Thronsaal verließ.
 


 

Das erste was Loki registrierte, als er langsam aus dem trüben Nebel des Schlafes erwachte, war Wärme. Nicht die unerträgliche Hitze des Vortages, sondern etwas Leichtes und Sanftes. Es kostete ihn mehr Anstrengung als erwartet, die Augen zu öffnen und als er endlich seine Umgebung scharf sehen konnte, hätte er sie am liebsten wieder geschlossen.

Er war in Asgard! Dort wo man ihm verstoßen, ihm das Herz gebrochen und verletzt hatte. Er wollte nicht hier sein, er fühlte sich unwillkommen in dieser Welt. Fern von allem wie ein Fremdkörper, den man abzustoßen versuchte. Doch von dem üblen Gefühl, dass er immer gehabt hatte in den letzten Jahren, wo er hier gewesen war, war nichts zu spüren.

Bloß Wärme.

Dann sah er sie:

Darcy! Sie lag neben ihm auf dem Krankenbett und schlief wie ein Kätzchen. Sie hatte sich an seiner Seite zusammengerollt und den Kopf an seiner Schulter abgelegt. Er selbst hielt sie vorsichtig im Arm, offenbar hatte er sie im Schlaf unbewusst zu sich gezogen… er hätte es auch bewusst getan, wenn er ehrlich zu sich war. Er lächelte sanft, als er in ihr Gesicht sah, was von vielen verirrten Strähnen halb verborgen lag. Wie ein Kind, so unschuldig wirkte sie und bedachte man wie alt sie war, konnte man bei dem Altersunterschied auch glatt davon ausgehen. Mehrere Hundert  Jahren trennten sie, auch wenn Loki optisch wenig älter wirkte. Als er ihr einige Strähnen aus dem Gesicht strich, murmelte sie abwesend ein paar Wort, die nicht zu verstehen waren und kuschelte sich enger an ihn. Das trieb Loki etwas Farbe in das sonst so blasse Gesicht und wenn er wüsste, wer auf dem Weg in dieses Zimmer war, hätte er sie wohl wieder in ihr Bett getragen. Da er jedoch zu erschöpft war, schloss er die Augen, zog seinerseits Darcy fester in seine Arme und gönnte sich selbst ebenfalls etwas mehr Ruhe.

Odin war hingegen fern davon.

Sein Sohn würde Vater werden! Was sollte er nur davon halten? Natürlich war er froh für Thor, denn er hatte sich immer eine Frau und Kinder an der Seite seines Sohnes –genau genommen seiner beiden Söhne- gewünscht, damit die Herrschaft an diese weitergegeben werden konnte.

Allerdings war Jane eine Sterbliche und auch ihr Kind würde nicht ganz so lange leben wie Thor selbst. Odin fürchtete sein Sohn würde eines Tages den Verlust von Jane nicht verkraften können.

„Ein Wimpernschlag!“ –wie Loki es so passend formuliert hatte.

Zu eben jenem war Odin auf den Weg. Er konnte nicht glauben, dass er Thors Ratschlag tatsächlich beherzigen wollte… war das vielleicht eine Dummheit? Abrupt blieb er stehen.

>Nein, das sollte ich lieber nicht tun… aus Gesprächen mit Loki wuchs selten etwas Gutes<, dachte sich Odin und war dabei, auf dem Absatz kehrt zu machen und wieder in Richtung seines Arbeitszimmers zu gehen.

Eine ihm durchaus bekannte, weibliche Stimme hielt ihn zurück:

„Das werdet Ihr jetzt nicht abbrechen!“

Da stand Jane mit verschränkten Armen an der Tür von Thors Gemach, was sie sich wohl allem Anschein nach nun mit seinem Sohn teilte. Dieser war gerade gegangen um seine Kampfgefährten – Lady Sif und die tapferen Drei- zu begrüßen, so war Jane alleine in dem übergroßen Zimmern.

„Wovon sprichst du, mein Kind!“ Allein dass er sie mit Kind ansprach, zeigt, dass er Jane nicht als würdige Partnerin für seinen Sohn betrachtete, doch das war jetzt nicht von Belang. Sie hatte geahnt, wohin er wollte, als sie ihn zufällig den Gang entlang gehen sah und dass er gedachte einen Rückzieher zu machen, fand Jane einfach nicht richtig. Sie hatte sich mehr oder weniger mit Loki angefreundet und fand es sei an der Zeit, dass sich beide –Odin und Loki- einmal aussprachen.

„Dass Ihr vorhattet Loki aufzusuchen und nun zurück wollt, ohne  es überhaupt versucht zu haben!“ Wie sprach die junge Frau da mit ihm? Odin musste alles an Contenance zusammenkratzen, was er besaß damit seine Kinnlade nicht Bekanntschaft mit dem Boden machte.

„Was hast du da gesagt?“, fragte er und Jane registrierte einen leicht bedrohlichen Unterton in der Stimme. Das tat jetzt allerdings nichts zur Sache, sie musste Odin dazu kriegen mit seinem Sohn zu sprechen, sonst würden in Jahrhunderten noch die Fetzen fliegen.

„Ihr habt mich schon verstanden! Für einen so mächtigen König wie Ihr es seid, dürfte ein einfaches Gespräch mit dem Sohn kein Problem sein, warum stellt Ihr euch so an?“

Sich anstellen?

„Was erlaubst du dir eigentlich?“, fauchte Odin und ignorierte die Stimme in ihm, die sagte, dass die junge Frau Recht habe. Jane versuchte ihre aufkommende Furcht zu unterdrücken, denn immerhin war Odin noch immer der König Asgards. Es wäre wohl ein Leichtes für ihn, sie wegsperren zu lassen, bloß wegen ihrem losen Mundwerk und lange würde ihr Status als Thors Freundin nicht mehr als Schutzschild dienen. Doch man musste Odin endlich die Augen öffnen und wenn dazu ein Hauch Respektlosigkeit von Nöten war, dann war es eben so!

Betont selbstbewusst hob Jane ihr Kinn und sah Odin mit genau demselben festen Blick an, wie kurz zuvor sein Sohn.

„Das was nötig ist um einem Freund zu helfen!“

„Freund?“, echote Odin überrascht. Sie sah Loki als ihren Freund an? Das waren ja ganz neue Fakten.

„Ja, Loki ist ein Freund für mich und eben darum will ich ihm helfen! Wenn Ihr jetzt nicht mit ihm sprecht, kommt nicht so schnell eine Gelegenheit und solltet Ihr  vor ihm wieder als kalter, abweisender König anstatt eines Vaters auftreten, wird er sich für immer vor Euch verschließen. Wollt ihr das wirklich?“

Odin war schon drauf und dran gewesen, zu sagen, dass Loki nicht mehr sein Sohn war, doch es wäre gelogen gewesen. Sie hatte Recht! Das junge sterbliche Mädchen –in seinen Augen war sie weit davon entfernt Erwachsen zu sein- hatte Recht und genau das ging Odin gegen den Strich. Wenn er sich allerdings jetzt abwandte, würde nichts besser werden…eventuell sogar schlimmer.

„Nein, natürlich will ich das nicht, aber…“

„Nun geht schon!“, fiel sie ihm ermutigend ins Wort. Odin blinzelte verwirrt. Für einen kurzen Moment hatte sie ausgesehen wie Frigga damals, als sie ihn  ermutigen wollte mit seinem Vater über etwas zu sprechen, was er verbockt hatte. Etwas in ihm, was im Zusammenhang Thor-Jane eingefroren war, eben weil die Auserwählte seines Sohnes nicht seinen Vorstellungen entsprach, begann langsam zu tauen und er konnte sich doch tatsächlich zu einem Lächeln hinreißen lassen.

Kurz bevor er dabei war in den Gang zu den Heilkammern abzubiegen, wandte er sich noch einmal zu Jane um, die erst im Zimmer verschwinden wollte, wenn sie sicher war das Odin nicht wieder umkehren würde, und meinte:

„Vielen Dank, Jane!“
 

Loki fühlte sich seltsam im Schlaf. Irgendwas sagte ihm er solle aufwachen. Wie eine innere Stimme, bloß war es nicht die seine. Zum zweiten Mal in kurzer Zeit entkam er dem warmen Dunst des Schlafes und seine Sinne waren sofort alarmierend geschärft, als er Odin neben dem Bett sah. Er saß auf einem Stuhl, den er sich herangeholt hatte und sah einfach auf Loki, bis dieser erwacht war.

Dass er mit dem verletzten Mädchen aus Midgard in einem Bett lag, lieferte nun auch eine Erklärung zu dem Verhalten des Sterblichen namens Clint, als dieser gestern auf Loki angesprochen wurde. Sie war das Mädchen, das Loki gerettet hatte und nun wurde Odin auch klar, wieso.

Ebenso offenbar wurde auch, was die Änderung seines Adoptivsohnes hervorgerufen hatte, dass man ihm nun traute. Er hatte das schon an sich selbst erlebt, ebenso wie an Thor: der stärkste Krieger konnte weich werden wie Butter, wenn man die richtige Frau traf. Ob das hier bei Loki ebenfalls geschehen war, oder ob es sich hier schlichtweg um die „richtige Chemie“ handelte, wie man auf Midgard sagen würde, würde sich zeigen.

Mit einem versteckten Schmunzeln bemerkte Odin, dass Loki die Tatsache etwas peinlich war, von ihm dabei gesehen zu werden wie er neben einem Mädchen schlief. Die Unruhe, die den Magier gepackt hatte, weil der Mann der ihm in seinen Augen das Verderben gebracht hatte, völlig ungezwungen neben ihm saß, war ebenfalls offensichtlich.

„Ich sehe, es geht euch beiden besser…“, stellte Odin nüchtern fest und hatte sich vorgenommen, die Fragen, die ihm bezüglich Darcy auf der Zunge brannten, ganz weit nach hinten zu schieben.

„Ein wenig…“, meinte Loki und bemerkte, dass seine Stimme noch recht kratzig klang. Innerlich widerwillig, ließ er Darcy los und richtete sich im Bett auf, so dass er an der Wand lehnte.

„Was verschafft mir die Ehre deines Besuches, Odin?“, fragte er und versuchte so viel Abweisung wie möglich in seine Stimme zu legen. Odin merkte es und registrierte ebenfalls die fast schon distanzierte Anrede. Er studierte das Gesicht seines Adoptivsohnes eingehend –vielleicht zum ersten Mal- und bemerkte den Hauch Verbitterung, der sich in dem aufgesetzten Lächeln versteckte.

„Ich wollte mich vergewissern, wie der Zustand von dir und Lady… Darcy?“, Loki nickte bloß aufgrund des fragenden Gesichtsausdrucks Odins.

„… wie euer beider Zustand ist. Man sagte mir, sie hätte schlimme Verletzungen gehabt und du hättest dich verausgabt um ihr beizustehen…“

„…Und du wünschst dir sicher, ich wäre dabei umgekommen!“, fuhr Loki ihm zischend dazwischen.

„Eine Sorge weniger, um die du dich zu kümmern hast!“ Er sah schon fast betrübt zur Seite. Normalerweise gelang es ihm sehr gut, seine wahren Gefühle zu verbergen, doch seit er Zeit mit Darcy verbrachte…

„Das ist nicht wahr, das weißt du…“

„Den Meister der Lügen selbst zu belügen ist eine törichte Idee, Odin…“, meinte Loki obwohl er  keine Spur von Unwahrheit in Odin erkennen konnte.

„Du hast mir sehr deutlich gezeigt, dass du meinen Tod wünschst!“, er spielte auf die beiden Male an, wo er vor ihm gestanden hatte, als Gefangener, der sein Urteil abwarten sollte und es jeweils beinahe zum Todesurteil gekommen wäre.

„Glaubst du ehrlich es sei mein Wunsch gewesen? Denkst du nicht, dass auch ich an bestimmte Gesetze gebunden bin? Ich wünschte, ich hätte damals eine andere Wahl gehabt, doch es stand mir nicht zu. Der Rat unsere Adligen hat nun mal das Recht mit zu entscheiden und…“

„Jetzt versuch nicht, mir weißzumachen, du hättest mich vor dem Tod retten wollen...“

„Aber so war es!“

Lügner!!!“, fauchte Loki und ein undeutliches Nuscheln verriet das Darcy davon wach geworden war. Überrascht registrierte Odin, wie Lokis Gesichtszüge, die eben noch vor Wut verzerrt waren, mit einem Mal weich und sanft wurden. Also hatte er Recht gehabt mit seiner Vermutung.

„Wasch isch’n losch…?“, murmelte Darcy verschlafen und richtete sich auf. Als ihr so langsam klar wurde, wo sie war, neben wem sie lag und wer da neben dem Bett saß, entfuhr ihr ein leichtes Quieken und sie zog erschrocken ihre Decke über den Kopf.

„Tschuldigung…“, kam es noch unter dem Stofftuch hervor, bevor Odin die Heiterkeit einholte und er ein Lachen nicht zurückhalten konnte.

Eines konnte auch er nicht leugnen: Darcy war goldig. Es war wirklich kein Wunder, dass Loki begann Gefühle für sie zu entwickeln, so offen wie ihre Seele für alles war, denn das hatte Odin in dem kurzen Augenblick, in dem er der jungen Frau in die hellblauen Augen gesehen hatte, deutlich bemerkt.

„Nun, ich denke wir beide besprechen das woanders weiter, damit die junge Dame hier noch etwas Ruhe findet…“, meinte er und fand Lokis Ungläubigen Blick auf sich Ruhen, denn seine Heiterkeit verwirrte ihn.

Odin stand auf und einem auffordernden Blick von ihm folgend tat Loki es ihm gleich. Draußen im Flur drehte sich der Allvater zu seinem Adoptivsohn um und begegnete dessen fragenden Blick.

„Also, ich weiß die Ereignisse von früher haben einen tiefen Schnitt hinterlassen. Dass ich das nicht mit einem Mal wieder gut machen kann, ist mir durchaus klar!“, begann Odin und Lokis Blick wurde immer skeptischer. Was war denn in den gefahren? Entweder hatte Thor ihm gehörig den Kopf gewaschen oder man hatte den wahren Odin entführt und dies hier war eine Illusion. Als er sah, dass er abwartend angeblickt wurde, meinte er:

„Ich bin mir auch meiner Schuld bewusst. Einem rasenden Bilgenschwein gleich habe ich unter euch allen gewütet und… ich weiß das war dumm, aber ich war verletzt… sehr sogar!“, gestand sich Loki ein. Vor wenigen Wochen hätte er dergleichen nicht einmal gedacht.

„Es brauchte auch ein paar Anstöße von außerhalb, damit ich gemerkt habe, dass ich mich dir gegenüber damals falsch verhielt. …“Odin atmete noch einmal durch und fuhr fort:

„Ich weiß, es ändert nichts an den Tatsachen, wenn ich dich nun um Verzeihung bitte und ich werde es auch nicht tun…aber…“ Der Allvater straffte sich und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. War er vor wenigen Minuten noch ein Vater gewesen, war er nun wieder in der Rolle des Königs.

„Loki Laufeyson,… hiermit erhältst du –unter Vorbehalt- deinen Titel als Prinz Asgards sowie alle Rechte und Pflichten zurück. Den Schutz meines Namens kann ich dir nicht wieder auferlegen, denn du bist bereits erwachsen. Sieh es als Zeichen, dass auch ich gewillt bin, dir eine zweite Chance zu geben!“

Loki war es nun, der Probleme hatte, sein Kinn nicht auf den Boden krachen zu lassen, so sehr überraschte ihn das Gesagte. Er hatte mit allem gerechnet: Bestrafung, Abweisung, Schuldzusprüche…nicht aber hiermit.

„Ich…Ich danke dir, Odin!“, brachte er stockend hervor, noch immer nicht begreifend, was geschehen war.

„Den letzten Funken versiegelter Magie werde ich noch zurückhalten. Bitte sieh es nicht als böswillig an, aber trotz allem muss ich vorsichtig bleiben!“

„Ich hätte es selbst nicht anders getan!“, gestand Loki und bemerkte zu seiner Überraschung, dass Odin lächelte.

Er lächelte ihn an?!

„Geh nun,… Fenrir hat dich vermisst. Du solltest ihn aufsuchen!“

 



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