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Midian

Kyūketsuki
von

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Finale

Finale
 

Gemeinsam bahnten wir drei uns den Weg durch den Zeppelin. Dieser wurde inzwischen von Explosionen geschüttelt und ich spürte, wie die Flammenzungen näher kamen. Die sogenannte Landung, ich würde es Absturz nennen, musste diesem Fluggerät wohl einiges an Schaden zugefügt haben, sodass das Wasserstoffgas, welches in den Ballon gefüllt worden war und für gewöhnlich diesen in der Luft hielt, an einigen Stellen austrat und sich entzündete. Zielsicher führte Lady Integra die Gruppe an. „So kommen wir langsam zum Höhepunkt.“, sagte sie, während hinter uns eine erneute Explosion folgte. Der gigantische Feuerball ebbte rechtzeitig ab, ehe die Flammen uns erreichen konnten. „Jetzt sind wir von Hellsing dran.“ Ich nickte grimmig. Nun war es an uns diesen Alptraum zu beenden und die letzten Reste Milleniums ein für alle Mal zu beseitigen. Als sich uns die ersten der verbliebenen Soldaten entgegenstellten zückte ich mein Katana. Mit einem Aufschrei und gigantischen Schwerthieben enthauptete ich die Vampire, während Seras Lady Integra mit ihrem Schattenarm Schutz gewährt und mir gleichzeitig zur Seite stand. Einem Soldat gelang es allerdings mit einem gigantischen Sprung über unsere Verteidigung zu kommen und hielt direkt auf Sir Hellsing zu, doch diese zückte ihr eigenes Schwert und zerteilte ihn in der Mitte ohne mit der Wimper zu zucken. Ein Blutschwall ergoss sich über ihre Kleidung und ihr Gesicht, doch sie verzog keine Miene. Wir setzten unseren Weg fort. Dort an der Wand, wo sich der Weg gabelte, saß ein einzelner Vampir. Mit einem beinahe verzückten Lächeln sah er Seras und mich an, als wir drohend auf ihn zu kamen. Seras schwang ihre Schatten in der Luft. Ich hatte meine Schwingen gezückt und die Klinge meines Katanas war auf sein Gesicht gerichtet. „Das hat aber gedauert. Seid ihr mein Tod? Seid ihr unser Tod?“ „You bet, asshole.“, knurrte ich und im nächsten Moment schmückte sein Blut den Boden. „Die sterben alle lachend.“, meinte Integra. „Stimmt ja. Die Kerle sind zum Sterben hergekommen.“„Wenn ihr so lebensmüde seid. Wenn ihr so sehr sterben wollt. Dann hängt euch selbst auf!“, brüllte Seras knurrend. „Dreht die Uhr um 50 Jahre zurück und hängt euch auf.“ Das Rauschen eines Mikrofons und dann war da wieder die Stimme des Major: „Das dürfen wir nicht, meine Damen. Einfach nur zu sterben, das geht einfach nicht. Wir sind eben nicht totzukriegen. Die Welt hält uns für unnötig. Alle Menschen wollen uns aus dem Gedächtnis streichen. Aber wir sind eben doch nötig... Für uns selbst. Wir wollen nicht einfach so sterben. Nur das nicht. Dazu braucht es mehr, dass wir sterben! Viel mehr! Und so sind wir hierher gekommen. Auf dass wir es finden.“ Mein Kopf fuhr herum, als ich aus dem rechten Gang mehrstimmige Angriffsrufe vernehmen könnte. Ich überflog die Schilder an der Wand. Um zum Major zu gelangen, musste man den linken Gang nehmen. Rechts lang ging es... Perfekt. Ohne mich nach ihnen umzudrehen, wandte ich mich an Lady Integra und Seras: „Geht ihr voran. Ich übernehme die hier und jeden Nazi, der mir in die Quere kommt. Anschließend zerstöre ich jede einzelne Aufzeichnung, die diese Kerle haben. Jeden Fetzen Papier und alles was mit ihren verfluchten Forschungen zu tun hat.“ Mein Blick verfinsterte sich. „Ich hoffe, ihr werdet dasselbe tun. Tötet jeden Vampire, Werwolf, Ghoul, oder Menschen von Millenium, der euch unter die Augen kommt. Reißt ihnen die Köpfe ab und schmückt die Decke mit ihren Eingeweiden. Sorgt dafür, dass sie nicht mehr aufstehen. Nie mehr. Und vor allem sorgt dafür, dass dieser Major den Mund nie wieder aufmachen wird. Kein Wort darf mehr über seine verfluchten Lippen kommen und nie wieder soll er Unheil über andere bringen können!“ Hinter mir nickte Integra schlicht. „Ich habe verstanden. Wir tun unsere Arbeit. Erledige du die deine.“ Ihre Brillengläser reflektierten die roten Flammen. „Und komm lebend zurück verstanden?!“ Ihre Stimme duldete keinen Widerspruch. Ich nickte ernst und lächelte. Dieser Befehl wurde wohl zur Gewohnheit. „Ryokai!“ Ich drehte mich um und nickte Integra und Seras zu. Ohne weitere Worte zu verschwenden stürmte ich davon und auch die beiden setzten ihren Weg fort. Sogar hier verfolgte mich noch die Stimme des Majors, als ich durch den dämmrigen Gang lief. „Mehr! Es muss noch mehr geben! Es muss noch irgendwo Schlachtfelder geben und Feinde! Die Welt ist groß und voller Wunder und Bedrohungen! Krieg und Feuer breiten sich immer mehr aus! Ich bin sicher in dieser Welt existiert noch ein Schlachtfeld, das uns ernähren kann. Es muss noch etwas anderes geben, das wir zum Sterben brauchen. Ohne das müssen wir endlos immer weiter gehen, auf der Suche nach dem Tod! Deswegen seid ihr uns lieb und teuer! Ihr seid die Sache wert! Ihr seid wunderbar, Hellsing! Denn ihr seid unseren Tod wert und unser Töten!“ Wie aufs Stichwort eröffnete die nächste Vampirgruppe das Feuer auf mich. Schnell brachte ich meine Schwingen vor mich und schützte meinen Körper somit vor den herannahenden Projektilen. Dann stürmte ich mit übermenschlicher Geschwindigkeit los und strich mit einem geschärften Flügel durch die Meute. Jeden, den ich so nicht zu Strecke gebracht hatte, erlöste ich mit einem Streich meines Katanas. Mit einer beiläufigen Geste wischte ich mir einen Blutstropfen von der Wange, während ich dabei zusah, wie die Vampire lächelnd in die andere Welt hinüber glitten. Auch der nächsten Truppe erging es nicht anders. Allesamt starben sie mit einem zufriedenem Lächeln auf den Lippen. Sie hatten ihren Tod gefunden. Ihre Erlösung. Ich war zu einem wahren Todesengel geworden. Ihrem Todesengel. Und ich würde meine Arbeit verdammt noch eins gewissenhaft erledigen!
 

Mit beschleunigtem Puls und Atmung kam ich schließlich vor der Tür des Labor´s an. Auf dem Weg hierhin hatte ich mehrere Erschütterungen und wiederholte Explosionen gespürt und hatte daraufhin den Mund zu einem schiefen Grinsen verzogen. Schien so, als hätten Seras und Lady Integra alle Hände voll zu tun. Hinter der Tür erwartete mich ein erstaunlich leerer Raum. Da lagen keine Leichen herum. Keine Ghouls. Keine halbtoten Vampire. An den Wänden hingen überall Bilder und Dokumente. Einige lagen kreuz und quer über den Boden verteilt und knisterten, als ich auf sie trat. In der einen Ecke des Raumes stand eine blutverschmierte Liege mit nicht mehr sonderlich weißen Lacken und Kissen. Darüber waren Lampen angebracht, wie man sie aus Zahnarztpraxen kannte und das sollte einem ja zu denken geben. Dann standen in dem Raum noch ein paar technische Geräte, deren Sinn ich beim ersten Hinsehen nicht so recht begreifen konnte. Dann gab es noch Regale und Schränke mit verschiedenem medizinischen Werkzeug und Tabletten. Rücksichtslos stieß ich zwei Regale um, als ich durch den Raum schritt. Als ich glaubte irgendetwas zu spüren, drehte ich mich um. Was war das? Mein Blick wanderte im Raum herum und blieb schließlich an einem großen Gegenstand hängen, der mit einem schwarzen Tuch behängt war. Dahinter musste sich etwas ganz Besonderes befinden. Etwas wirklich Wichtiges und etwas Übernatürliches. Das konnte ich spüren. Bedächtig ging ich darauf zu. Wie in Trance streckte ich meine Hand danach aus. Ich hielt inne und fuhr herum, als von irgendwoher Integras Stimme zu mir durchdrang: „Major!“ Wa...? „Schön, dass wir uns endlich mal persönlich begegnen.“, antwortete der Major. Jetzt begriff ich. Irgendwo in diesem Raum mussten sich Lautsprecher befinden, die alles, was im Hauptquartier des Zeppelins, wo sich mutmaßlich der Major und offensichtlich jetzt auch Lady Integra befanden, gesprochen wurde, nach hier unten übertrugen. Nun folgten mehrere aufeinanderfolgende Schüsse. Vom Ton her mutmaßte ich, dass Lady Integra zwei Magazine gegen eine Wand feuerte. „Tut mir Leid, aber so eine Waffe ist zwecklos.“, kam es bedauernd von Anführer Milleniums. „Ich sage Ihnen das als Befehlshaber.“ Noch mehr wütend abgefeuerte Schüsse erklangen. Was mochte da oben wohl vor sich gehen? Ein neuen Geräusch ertönte. Integra musste ihr Schwert gezückt haben und auf die Wand, die scheinbar den Major schützte, damit eingedroschen haben, bis es in zwei brach. „Und ich befürchtete schon, zu spät zur Vorstellung zu komme.“, erklärte Major. „Wie gut, dass ich es noch rechtzeitig geschafft habe.“ Vorführung? Sah er sich etwa gerade in aller Seelenruhe an, wie sich Master und mein jung gewordener Onkel bekämpften? Naja, wäre nicht sonderlich überraschend. Aber was erhoffte er sich davon? War Alucard nicht sein erklärter Erzfeind? Er würde ihn nicht töten können. Mein Onkel war stark, wirklich. Für einen Menschen äußerst fähig. Und mochten seine Kräfte gestiegen sein, da er nun zum Untoten geworden war, hatte er dennoch keine Chance gegen Alucard, oder? „Denn heute Nacht gibt es eine einmalige Show.“, fuhr der beleibte Mann fort. „Und die muss man sich zusammen mit einer schönen Frau ansehen, von einem Logenplatz aus.“ „Schluss mit dem Blödsinn!“, unterbrach Lady Integra ihn rüge, doch der Major lies sich nicht beirren. „Freuen Sie sich drauf, meine Teuerste.“ Der Stuhl, auf dem er offenbar saß, knarzte etwas, als er sich in diesem zurück lehnte. Ich schüttelte den Kopf und rief mich selbst zur Ordnung auf. Ich sollte keine Zeit vergeuden, mal abgesehen davon, dass mit etwas Glück, bald der gesamte Zeppelin in die Luft flog. Ich ging zu den Maschinen und fing an mit meinem Katana blindlings auf sie einzudreschen. War ja egal, was sie bewirkten, Hauptsache sie taten danach gar nichts mehr. Mein Kopf fuhr abermals herum, als plötzlich der Bildschirm, der über dem dreckigen Bett hing, flackerte und darauf Alucard erschien. In einer anderen Gestalt, einer deutlich jüngeren und... nunja weiblichen... aber es war unverkennbar Master. „Dieses Stück wird nur einmal im Jahrhundert gegeben.“, erklärte Major und klang mit sich selbst sehr zufrieden. „Das letzte Mal war 1898. Nosferatu Alucard wird nämlich für immer verschwinden.“ Meine Augen weiteten sich ungläubig. Was? Wovon redete er? Das war unmöglich. Als könnte er allen Ernstes Master töten. Aber der Mann klang dabei so zuversichtlich, so sehr von sich überzeugt. Hatte er noch ein Ass im Ärmel? Ich fixierte Alucards Gestalt auf dem Bildschirm, welcher begann sämtliches Blut der Umgebung, vermutlich sogar ganz Londons in sich aufzunehmen. Wie viele Leben er sich somit wohl einverleiben würde? Das sollte es doch noch schwerer machen, ihn endgültig zu besiegen. Oder war dies Teil des Plans? Weiter kam ich mit meinen Überlegungen nicht, denn in diesem Augenblick spürte ich einen scharfen, stechenden Schmerz in meinem Nacken und ehe ich herum wirbeln konnte, versagten mir meine Beine völlig den Dienst und ich stürzte unbeholfen zu Boden.
 

Verdammt! Was zum...? Ich biss mir auf die Unterlippe. Mühsam gelang es mir, den Kopf zu drehen, sodass ich sah, wer da triumphierend über mir stand. „Ich hätte es niemals zu träumen gewagt, dass du mir so bereitwillig in die Arme fällst.“ Doc lächelte und seine Augen funkelten zufrieden. „Du musst wissen, du bist ein hochwertiges Forschungsobjekt und eine so unendlich wertvolle Ergänzung für meine Forschungen.“ „Kch...“, brachte ich mühsam hervor. Was immer er mir auch injiziert hatte, sorgte dafür, dass mein Körper auf meine stummen Befehle nicht mehr angemessen reagierte. Ich fühlte mich wie benommen. Scheiße, verdammte. Er schritt an mir vorbei und zog eine Fernbedienung unter seinem weißen Laborkittel hervor. Auf Knopfdruck fuhr die Monitorhaltung aus, sodass wir beide bessere Einsicht auf den Bildschirm hatten. Ich konnte sehen, wie Alucard triumphierend lachte und immer mehr Blut in sich aufnahm. „Das ist sein Ende.“, meinte Doc und seine Augen weiteten sich vor Erregung. „Was... soll... das... heißen?“, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Oh, wie unhöflich von mir. Du möchtest sicher wissen, was das zu bedeuten hat, nicht?“ Sein Lächeln wurde noch eine Spur breiter. Mochten ihm doch bald die Ohren abfallen. „Es läuft alles perfekt. Genau nach Plan.“ Er deutete mit den Zeigefinger seiner rechten Hand auf den Bildschirm und fuhr in der Luft die Konturen des Blutes nach, welche sich um Masters Erscheinung bildeten. „Auf herkömmlichen Wege können wir Alucard nicht besiegen. Er hat sich bereits so viele Leben einverleibt und es kommen immer mehr hinzu.“, begann er mit seinen Erklärungen. „Wenn man ihn tötet, taucht er einfach wieder auf. Immer und immer wieder. Unzählige Male.“ Er lächelte selbstzufrieden. „Aus diesem Grund erschuf ich Schrödinger. Bist du mit dem physikalischen Gedankenexperiment von Erwin Schrödinger vertraut?“ Das war ich tatsächlich, doch ich funkelte ihn nur an. Er fuhr ungerührt fort: „Wenn man eine Katze in eine uneinsichtige Kiste packt, gemeinsam mit einen tödlichen Gift und diesen nicht anrührt, kann man nicht wissen: Ist die Katze bereits tot, oder lebt sie noch? Ihre Existenz ist nur eine vage Wahrscheinlichkeit. Und genau eine solche Existenz ist Schrödinger. Seine Existenz wird Alucards Untergang sein. In wenigen Augenblicken wird er sich den Oberfeldwebel einverleiben und dann wars das für ihn.“ Er schnippte mit den Fingern, ehe er auf den Bildschirm deutete. Master hatte inne gehalten und starrte milde überrascht auf seine Hand, wo sich die Augen, welche auf seiner gesamten Erscheinung prangten, allmählich schlossen. Ich ballte mühsam die rechte Faust. Verdammt, wenn ich mich doch nur bewegen könnte. Verdammt. Nein! Undeutlich nahm ich durch die Lautsprecher wahr, dass Major Lady Integra ebenfalls den Plan erläuterte. Doc´s triumphierendes Lächeln wurde breiter. „Das ist das Ende des No Life King!“, rief er freudig aus, als Alucards Umrisse plötzlich blasser und seine Erscheinung durchsichtig wurde. „Iie... Master!“, rief ich verzweifelt. Auch Integras Stimme hatte sich erhoben: „Alucard!“, brüllte sie. „Nicht die Augen schließen! Augen auf, Alucard! Das ist ein Befehl! Alucard! Bleib hier!“ Mit bangem Blick und zitterten Fäusten, sah ich hilflos dabei zu, wie seine Umrisse immer mehr schwanden. „Nein! Master!“ Alucard, welcher die Stimme seiner Herrin vernommen hatte, lächelte sanft. „Nein... Leben Sie wohl, meine Herrin Integra.“ Dann war er endgültig verschwunden. Der Professor begann triumphierend zu lachen. „Er ist weg! Er ist verschwunden! Wir haben gesiegt! Wir haben Alucard besiegt!“ Nein... Mit einem Augenblick war es, als sei sämtliche Kraft aus meinem Körper gewichen. Verzweiflung stieg in mir auf und eine seltsame Leere füllte mein Herz. Nein. Das konnte nicht... Das durfte nicht sein. Nein. Nein! Ich kniff Lippen und beide Augen fest zusammen.
 

Auch Walter lachte triumphierend. Er hatte gesiegt. Er hatte Alucard besiegt. „Hahahaha! Er ist tot! Er ist tot! Er ist weg! Er ist weg!“ Er sankt zu Boden. „Hahaha!“ Seine Lachen wurde leiser und verstummte schließlich völlig. „Scheiße!“, fluchte er. „War es das, was ich wollte? Ist es das?“ Er spürte, wie sein Körper rebellierte. Lange würde er das nicht mehr mit machen. Ein Schuss ertönte und eine Kugel bohrte sich durch seinen Rumpf. In einiger Entfernung lag Heinkel und hatte ihr Gewehr im Anschlag. Dieser Kerl hatte Yumikou getötet und das Andenken an Pater Andersen entehrt. Das sollte er büßen. „Stirb! Stirb! Stirb! Stirb endlich! Du hast was von diesem Ausmaß getan! Ich bring dich um!“, zischte die blonde Frau. Dank ihrer eigenen Schussverletzung konnte man sie kaum verstehen. „Noch nicht...“, widersprach der junge Walter leise. „Noch... kann ich nicht sterben.“ Noch mehr Schüsse folgten. Der Dunkelhaarige lachte leise. „Das ist das Ende. Das wohlverdiente Ende eines Verräters. Ich werde einfach so ohne weiteres Sterben.“ Er sah die Schützin furchtlos an. „Na los! Schieß.“, forderte er sie auf. Wieder wurde sein zerfallender Körper von Kugeln durchsiebt. Doch er war nicht tot. Durch diese Hand würde er nicht fallen. „Du darfst auf mich schießen. Aber...wer mich töten darf, bist nicht du.“ Mühsam erhob er sich und kämpfte sich mit letzter Kraft, die dieser Körper hergab Richtung Zeppelin. „Ich muss weg...“, keuchte er blutüberströmt. Genau. Er konnte noch nicht sterben. Nicht jetzt. Nicht hier. Schließlich hatte er noch etwas zu erledigen.
 

„Nein!“ Doc jaulte auf wie ein getroffener Hund. Ich hob den Kopf und sah ihn an. Ein schadenfrohes Lächeln umspielte meine Lippen. Der Major war tot. Gefallen durch Lady Hellsings Hand. Geschah ihm Recht. Geschah ihnen allen Recht. „Das wars.“, meinte ich grinsend. „Es ist vorbei.“ Der Professor sah mich gehetzt an und fing an, eine braune Arzttasche unterm Arm, durch den Raum zu laufen, um diverse Dokumente hinein zu stopfen. „Es ist vorbei? Nein. Noch nicht! Gar nicht!“, widersprach er mir lautstark und biss sich auf den Zeigefinger seiner rechten Hand. „Die Technik schreitet voran mit der Hlfe der Naturwissenschaften. Die Forschung macht Riesenfortschritte. Nein! Sie hat schon Riesenfortschritte gemacht! Was sollen wir tun? Was sollen wir tun? Was? Was?! Es reicht noch nicht! Was klappt nicht? Woran fehlt es noch?“ Er wirbelte herum und sein Blick fiel auf mich. „Ja, genau. Frisches Blut. Neues Blut. Dein Blut und Alucards Blut in deinen Adern. Genau.“ Er ballte die zitternde Faust. „Irgendwann, eines Tages, muss sie der ganzen Welt, jedem Menschen zugute kommen. Die Wissenschaft , die wie ein Wunder ist. Das Wunder, das wie eine Wissenschaft ist.“ „Wo willst du hin Grand Professor?“, fragte eine dritte Stimme. Meine Augen weiteten sich flüchtig. „So nicht, Doc. Sei kein schlechter Verlierer. “ Der Doc wirbelte herum. Am Fuße eines der umgestürzten Regale saß Walter. Seitdem ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er noch jünger geworden. Sein Körper wirkte wie der eines 14-jährigen Jungen. Zudem war er mit unzähligen Wunden übersät und blutete stark. „Wa... Walter!“, stieß der Mann im Kittel hervor. Der Dunkelhaarige fixierte lächelnd den hochgewachsenen Mann, „Der allerletzte Verbliebene der letzten verbliebenen Nazis hat sicher nichts zu lachen.“ „Mistkerl! Du missratene Kanaille!“, herrschte der Doc ihn an. „Du bist doch selbst ein missratener Verlierer, Doktor.“, erwiderte Walter. „Genau so wie ich und alle anderen, die du gemacht hast. Die Komödie ist zu Ende. Alle Schauspieler müssen abtreten. Oder, Grand Professor?“ „Ko... Komödie?“, wiederholte Doc ungläubig. „Du reißt dein Maul ganz schön weit auf für einen defekten Artikel.“ Walter lachte. „Dieser Kampf.. und diese Welt ist eine Komödie mit einem einzigen Akt, die nur einmal gespielt wird. Und ich... ich wollte darin eine möglichst gute Rolle haben, das war alles.“, meinte er und versuchte sich mit seinem rechten Arm auf die Beine zu ziehen, doch die Knochen und die Haut seines Armes machten nicht mit und so fiel der Arm einfach ab. Sein Körper schien durch die Wandlung so geschwächt worden zu sein, dass er verfielt. Ich betrachtete stumm das Schauspiel. Mein eigener Körper wollte immer noch nicht so recht. Walter lachte leise. „Was für ein schreckliches Ende. Alucard hatte Recht. Erbärmlich was?“, fragte er mit leichtem Seitenblick auf den abgetrennten Arm. Der Doc trat einen Schritt vor und machte eine wütende Handgeste. „Und ein defekter Artikel wie du, ein missratener Flop wie du, wagt es über uns zu lachen? Von einem wie die lasse ich meine Forschung nicht Komödie nennen! Und nicht den Major und das Bataillon verlachen! Nicht von dir! Nicht von einem Ding wie dir!“ Er deutete auf das verhüllende, schwarze Tuch, das mir schon vorher ins Auge gestochen war. Diesmal war ich im Stande die goldene Plakette darauf zu lesen. „No. Anfang: Shi“ Der Anfang? Tod? Was sollte das heißen? Oder stand es für das englische Wort „She“? „Theorien führen zu Fortschritt! Forschung führt zu Fortschritt!“, fuhr er fort. „Durch Praxis entwickelt sich die Wissenschaft. Irgendwann holen wir das hier ein! Eines Tages werden wir Alucard übertreffen!“ Walter lächelte abwertend. „Red keinen Blödsinn. Du und ich.. wir alle werden sterben. Die defekten Artikel sterben alle.“ „Schweig!“, befahl Doc wütend und in Rage zückte er erneut seine Fernbedienung. Doch ehe er einen Knopf drücken konnte, trennte ihm Walter mit seiner Waffe den rechten Arm und das rechte Bein vom Körper. Der Doc taumelte schreiend und riss das schwarze Tuch mit sich, als er zu Boden ging. Ein Skelett kam zum Vorschein. „Mina Harker. Ja genau. Das hier ist euer Lehrmaterial.“, sagte Walter wissend. Ich blinzelte erstaunt. Das war Wilhelmina Harker? Die Mina Harker? Der dunkelhaarige Junge fuhr mit seiner Erklärung fort: „Das einzige Wesen, dass Alucards Blut gesaugt hat... Oder besser gesagt, so war es noch. Bis vor etwa 23 Jahren...“ Sein Blick schwenkte für den Bruchteil einer Sekunde zu mir herüber. „Und bei ihr wollt ihr es genauso machen? Tsk. Lächerlich. Als ob ich das zulassen würde.“ Ich hob den Kopf und sah ihn an. Da Doc nun direkt vor vor stand, blieb mir Walters Gesicht verborgen. Sein Blick ruhte wohl wieder auf dem Skelett, das ein Mina Harker gewesen war. „Der Anfang von allem. Es heißt, sie sei wieder ein Mensch geworden, nachdem Dracula von Hellsing besiegt wurde. Aber Alucard starb nicht. Er lebte weiter in ihrem Inneren.Egal, was mit ihr selbst passiert, tief in ihrem Inneren existiert das Vampirblut, das weder Hostien, Weihwasser, noch Kruzifixe ändern können. Alucard Imitationen. Dafür habt ihr sie exhumiert und sie, die schon fast eine Leiche war, endgültig zur Leiche gemacht. Am Ende habt ihr also nur Kopien hergestellt. Wenn das keine Komödie ist, was dann?“ Die Flammen hatten inzwischen auch diesen Teil des Zeppelins erreicht und das Feuer breitet sich langsam aber sicher im Raum aus. Ich spürte die sengende Hitze. Wenn wir hier nicht bald wegkämen, würden wir alle bei lebendigen Leibe verbrennen. Stand übrigens nicht unbedingt in meiner „So würde ich am liebsten sterben“- Top Liste. Nochmal versuchte ich mich mit Hilfe meiner Arme aufzurichten. Verdammt. Ich kam einfach nicht auf die Füße. Nun stürzte auch Teile der Decke zu Boden. „Die arme Mina.“, meinte Walter bedauernd den Kopf schüttelnd, ehe er wieder Doc fixierte. „Alles soll verschwinden. Alle sollen die Bühne verlassen.... du auch und ich auch.“ Minas Skelett wurde inzwischen völlig von den Flammen verzehrt und Walter brachte mit seiner Waffe einen weiteren Teil der Decke zum Einsturz, die den vor Schmerz schreienden Professor unter sich begrub. „At pinball.“ Der dunkelhaarige Junge lächelte zufrieden und lehnte sich mit einem Seufzer gegen das umgestürzte Regal hinter ihm. Dann hob er den Blick. Zum ersten Mal, seit er den Raum betreten hatte, sah er mich richtig an. Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln. Diesmal war es ein ehrliches, aufrichtiges Lächeln. Ich wusste selbst nicht so recht, was ich sagen oder fühlen sollte. Also sah ich meinen jung gewordenen Onkel einfach nur an. Er schob sich eine Zigarette in den Mundwinkel, nachdem er sie betont gelassen an dem Feuer, das nun neben ihm wütete, angezündet hatte. „Tut mir Leid.“, begann er. Wolle er jetzt eine Entschuldigungsrede starten? Dafür war keine Zeit, außerdem bedurfte es dieser nicht. Ob ich wütend war? Das hätte ich wohl sein sollen. Schließlich trug er, mehr oder minder, am Verschwinden Masters eine gewisse Mitschuld. Aber das war mir in diesem Moment egal. Genauso wie die züngelnden Flammen, die unaufhaltsam auf mich zu stoben. Ich war einfach nur froh zu sehen, dass er wieder der junge Mann war, den ich aus seinen und Vaters Erzählungen kannte. Alles andere war egal. Millenium war besiegt. Hellsing hatte gesiegt. Master war fort. Und ich würde eben hier verbrennen und meinen Tod finden. So war es nun einmal. Keuchend gelang es mir endlich mich aufzusetzen und etwas näher an meinen Onkel heran zu kriechen. Sein Lächeln wurde breiter. „Willst du mich schlagen? Nur zu. Ich habs verdient.“ Der Schlag blieb aus, stattdessen schnippte ich ihm mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. „Baka...“, keuchte ich. „Du verdammter Vollidiot.“ Tränen standen in meinen Augen. Dieser verdammte Rauch und der Zigarettenqualm machten es nicht besser. Er schloss die Augen, immer noch lächelnd. „Ja. Ich weiss schon.“, meinte er ergeben. „Aber so ist es nun mal. An dem was Geschehen ist, kann ich nichts ändern.“ Er lies seinen Blick in eine unbestimmte Ferne schweifen. „Ich kann nur... noch das tun... was meine Pflicht ist. Das tun, wofür ich herkam.“ Ich sah ihn fragend an. Ohne zu blinzeln, erwiderte er meinen Blick. Dann streckte er seine Hand aus und drückte mir irgendetwas in die Hand, doch ehe ich einen genaueren Blick darauf werfen konnte, hob er wieder zu sprechen an: „Achte... immer schön auf deine Ernährung. Geh rechtzeitig schlafen und überanstrenge dich nicht. Ruhe dich aus, wenn nötig und gib stets dein Bestes.“ Es war seltsam diese Ratschläge aus dem Mund eines 14 jährigen zu hören. Doch das war nicht das Beunruhigende. Was hatte er vor? Im plötzlichen Begreifen sah ich ihn groß an. „Lebewohl.“, murmelte mein Onkel. Im nächsten Augenblick wurde ich nach hinten geschleudert und fiel ohne Widerstand aus dem Zeppelin. Ich landete unsanft auf dem harten Boden, sodass mir sämtliche Luft aus den der Lunge gepresst wurde. Hastig versuchte ich mich zu fangen und sah zum brennenden Überresten des Zeppelins empor. Dann plötzlich wurde dieser von einer gewaltigen Explosion erfasst und ein gigantischer Feuerball stob daraus empor.
 

Hustend erhob ich mich wieder. Notgedrungen hatte ich mich zu Boden geworfen und versucht mich mit meinen Armen zu schützen. Die Verbrennungen, die ich davon getragen hatte, heilten nur langsam. Ich sah zu dem glühenden Drahtgestell auf, das einst die Deus Ex Machina gewesen war. Meine Augen weiteten sich. „Oji-San!“, stieß ich meine gesamte Trauer in einem einzigen Schrei aus. Ich schlug mit meiner Faust einige Male auf den Boden. „Verdammt. Verdammt! Scheiße. Scheiße!“, fluchte ich, als die Tränen begannen über meine Wange zu fließen. Zum ersten Mal, seit dem Tod meiner Eltern, lies ich meiner Trauer freien Lauf. Erst jetzt bemerkte ich im Gras neben mir die unscheinbar im Feuerschein glänzenden blauen Drähte und ich nahm den Gegenstand, den mein Onkel mir in die Hand gedrückt hatte, genauer in Augenschein. Es war eine Zigarettenschachtel. Ich öffnete diese bedächtig. Darin befanden sich noch einige Zigaretten und etwas Rotes flatterte mir entgegen. Vorsichtig fuhr ich mit meinem Finger darüber, als fürchtete ich, es würde sich jeden Augenblick in Luft auflösen. Es war das Band von Master Alucard, welcher Walter aufgehoben und aufbewahrt haben musste. Und nun hatte er es mir überlassen. Ich nahm das rote Band zwischen die Finger, ballte die Faust und drückte es fest an mich. Es war vorbei. Nun war es wirklich und endgültig vorbei.



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