Zum Inhalt der Seite

Hide Away

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ich weiss gar nicht so genau, was eigentlich der Auslöser für den Bruch unserer Freundschaft war, aber durch diesen herrscht inzwischen nun schon 2 Wochen Funkstille zwischen uns und das ist etwas, womit ich gar nicht klar komme.

Du hast von jetzt auf gleich den Kontakt abgebrochen, bist nicht mehr zu den Proben erschienen und hast auch weder auf SMS noch auf Anrufe reagiert, an der Haustür hat sich auch nichts gerührt. Sie blieb mir verschlossen und das nun schon seit über 2 Wochen.

Bereits nach wenigen Tagen habe ich mir Sorgen um dich gemacht und dennoch weiß ich inzwischen nicht mal mehr, was ich noch alles versuchen soll.

Natürlich habe ich es bei deinen Eltern versucht, aber deine Mutter scheint auch nicht zu wissen, was mit dir los ist, zumindest gibt sie das vor.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihr glauben soll und habe heute morgen kurzerhand beschlossen, mich vor dem Haus deiner Eltern auf die Lauer zu legen.

Wenn sie wirklich weiss, wo du bist, wenn sie wirklich weiss, was mit dir los ist, wird sie mich früher oder später wird sie mich zu dir führen.
 

Ich bin mir durchaus bewusst, dass das nun nicht unbedingt die feine englische Art ist, aber ich muss einfach wissen, wo du bist. Ich muss einfach wissen, ob es dir gut geht, ob du überhaupt noch lebst.
 

In den ersten zwei Stunden passiert wahrlich gar nichts und ich bin kurz davor, das eine oder andere Mal sogar einzuschlafen, bis sich endlich die Haustür öffnet und deine Mutter auf der Bildfläche erscheint.

Flüchtig scheint sie sich auf der Strasse umzusehen, ehe sie kurz in der Garage verschwindet, nur um wenig später mit ihrem Auto die Strasse entlang zu fahren.

Kurz zögere ich, folge ihr anschließend aber dennoch, achte genau darauf, dass sie mich nicht sieht und bin doch mehr als nur verwirrt, als sie vor einem Krankenhaus hält.

Was will sie hier?

Bist du vielleicht sogar hier? Und wenn ja, aus welchem Grund?
 

Mir ist in den letzten Wochen zwar durchaus aufgefallen, dass irgendetwas nicht stimmt, dass du.. anders bist, als sonst, auch wenn du allgemein nicht unbedingt derjenige bist, der dauernd feiern gehen muss, der auch lieber mal alleine ist.

Bevor ich richtig darüber nachdenken kann, was mit dir los ist, ist sie bereits ausgestiegen und läuft auf das Krankenhaus zu, in welches ich ihr wenig später – nach einem erneuten kurzen Zögern – folge.

Langsam und noch immer darauf bedacht, von ihr nicht gesehen zu werden, folge ich dir durch die Gänge, sehe mich hier und da etwas um und verstecke mich doch sofort hinter einen der Säulen, als sie einen kleinen Gartenbereich betritt, wo ich tatsächlich dich auf einer der Bänke sitzen sehe, mit dem Rücken zu mir.

„Tooru, mein Schatz..“, richtet sie leise das Wort an dich, woraufhin du etwas zusammenzuckst und zu ihr hochsiehst, dich – fast schon untypisch für dich – in die Berührung lehnst, welche sie dir zuteil werden lässt, indem sie dir fast schon zärtlich durch die Haare streicht.

„Er war gestern schon wieder da.“, vernehme ich kurz darauf ihre Stimme, was mich die Stirn runzeln lässt, bin mir eigentlich sogar sicher, dass sie mich damit meint.

„Hast du ihm.. etwas gesagt?“, antwortest du ihr leise, auch wenn deine Stimme selbst nur ein Flüstern ist.

„Natürlich nicht, aber ich finde, du solltest endlich mit ihm reden, zumindest ihm sagen, wo du bist und was mit dir los ist.“, richtet sie erneut das Wort an dich, bekommt sofort ein fast schon hektisches Kopfschütteln zurück.

„Das kann ich nicht, Mama. Er würde mich hassen.“, wisperst du leise und lehnst deinen Kopf etwas gegen ihren Bauch, nachdem sie direkt neben dich getreten ist.

„Würde er nicht, Tooru und das weisst du. Er liebt dich.“, entgegnet sie erneut leise und streicht dir etwas durch die Haare, erhält erneut ein gewispertes „Aber.. nicht so, wie ich es mir wünschen würde.“, zurück, was mich etwas die Augenbrauen zusammen ziehen lässt.

Einen Moment lang scheint sie nun selbst zu schweigen, ehe sie – genauso wie du und auch ich – erschrocken zusammenfährt, als unmittelbar neben mir ein „Kann ich ihnen helfen, junger Mann?“, erklingt und mein Versteck somit aufgeflogen ist.

„Kaoru..“, wisperst du leise, nachdem du fast schon panisch aufgesprungen bist, siehst mich mit weit aufgerissenen Augen und einem nicht weniger panischen „Was machst du hier?“, fast schon dazu bereit, jeden Moment wieder die Flucht zu ergreifen.
 

Minutenlang bleibe ich fast schon stocksteif an Ort und Stelle stehen, lächele kaum merklich, als deine Mutter sich einmischt und ein „Ist schon okay, Schwester Megumi. Er gehört zu uns.“, verlauten lässt, damit sie nicht noch auf die Idee kommt, den Sicherheitsdienst oder dergleichen zu rufen.

Nur langsam verlasse ich meinen Platz hinter dem Baum, bleibe aber dennoch direkt daneben stehen, um dich nicht noch zusätzlich zu erschrecken oder dergleichen, scheinst du doch schon durcheinander genug.

„Was.. machst du hier? Woher weisst du das ich hier bin und wie lange stehst du da schon?“, willst du erneut fast schon panisch wissen, entlockst mir so ein leises Seufzen.

„Du hast.. den Kontakt einfach abgebrochen, hast auf nichts reagiert und deine Mutter.. hat dich auch verleugnet, also bin ich ihr heute morgen einfach gefolgt.“, erwidere ich so ruhig wie möglich auf deine Worte hin und blinzelte doch etwas verwirrt, als du ein einfaches „Warum?“, von dir gibst.

„Weil du mir wichtig bist, Tooru. Weil du ein Teil meines Lebens bist, von dem ich wissen möchte, wo er ist, oder ob es ihm gut geht.“, entgegne ich dir erneut, was dich dazu bringt, kurz etwas bitter zu lächeln, auch wenn du schweigst.

„Rede mit ihm, Tooru. Jetzt ist er hier.“, mischt sich deine Mutter wenig später ein, entlockt dir erst ein Kopfschütteln, ehe du doch nickst und dich wieder auf die Bank fallen lässt, deinen Kopf senkst.

Kurz zögere ich, laufe anschließend auf Zeichen deiner Mutter hin in Richtung Bank, bleibe dahinter stehen und sehe ihr nur kurz nach, als sie ein „Ich warte drinnen, falls irgendwas ist, Tooru.“, verlauten lässt und anschließend nach drinnen verschwindet.

„Versprichst du mir vorher etwas, Kaoru?“, erklingt nur Sekunden später deine Stimme, ohne dass du deinen Kopf hebst.

„Alles was du willst.“, entgegne ich leise und unterdrücke den Drang, einfach meine Hand zu heben und dir durch die Haare zu fahren.

„Egal, was ich dir jetzt sage, egal, was du zu hören bekommst, du darfst mich nicht hassen.“, flüsterst du ein weiteres Mal, siehst mich nun fast schon bittend und ein Stückchen weit sogar verzweifelt an.

Kapitel 2

„Wie kommst du darauf, dass ich dich hassen könnte?“, höre ich mich selbst sagen., während ich auf dich herabblicke, meinen Kopf etwas schief lege.

„Versprich es mir einfach, Kaoru.“, entgegnest du erneut leise, senkst deinen Blick schließlich wieder, als ich daraufhin lediglich nicke.

Einen Moment lang schweigst du, kaust fast schon unruhig auf deiner Unterlippe herum, ehe du langsam zu reden beginnst.

„Schon seit Monaten kann ich nachts nicht mehr schlafen, komme selbst tagsüber nicht zur Ruhe und kriege nicht mal mehr vernünftige Songtexte zusammen. Angefangen hat alles mit dem... mit dem Tod von Yuu. Du weisst wie nahe er und ich uns gestanden haben, dass wir wie Brüder waren und sein.. sein Selbstmord hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen. Ich konnte nicht mehr alles, konnte nicht mehr schlafen, nicht mehr essen, wollte einfach gar nicht mehr aufstehen und doch wusste ich, dass ich es musste. Für euch, für Dir en Grey.. für dich.“, beginnst du erst leise und hebst doch sofort, deine Hand, als ich ansetze etwas zu sagen, auch wenn ich mich sofort frage, wie du das hast bemerken können, wo du deinen Blick doch noch immer gesenkt hälst.

„Wir.. wir waren wie Brüder, ich konnte mit ihm ebenso über alles reden, wie eigentlich.. mit dir und doch habe ich nicht gemerkt, wie schlecht es ihm geht, wie unglücklich er ist. In den Tagen nach seinem Tod habe ich mich zurückgezogen, was dir nicht entgegangen ist. Trotzdem habe ich jeden Morgen auf der Matte gestanden, wenn du Proben angesetzt hast, habe diese über mich ergehen lassen, zumal es das einzige war, was mich.. was mich am Leben gehalten hat.

Irgendwann habe ich den Schmerz in mir einfach nicht mehr ausgehalten. Den Schmerz über seinen Tod, den Schmerz darüber, dass ich längst mehr sein wollte, als dein bester Freund und es nicht sein würde.. all das hat irgendwann die Oberhand gewonnen und ich habe mir diese.. Tabletten besorgt.“, fährst du nun leise fort und siehst mich nur aus den Augenwinkeln heraus an, wobei ich dir deutlich ansehen kann, wie groß die Angst in dir ist, mich verlieren zu können, die Angst, dass ich dich hassen könnte.

Kurz zögere ich, lasse mich dann aber dennoch vor dir etwas in die Hocke gleiten, auch wenn ich dich weiterhin ausreden lasse, habe ich doch eh das Gefühl, dass du noch längst nicht fertig bist.

„An dem Tag.. an dem Tag vor zwei Wochen, als du mich gefragt hast, ob ich nicht noch mit dir etwas unternehmen will und ich abgelehnt habe, bin ich nach Hause gefahren. Ich wollte einfach nur alleine sein, ich wollte.. ich weiss gar nicht mehr genau, was ich wollte. Jedenfalls habe ich mich.. in die Badewanne gelegt und wieder welche von diesen Tabletten geschluckt, wie so oft in den letzten Wochen auch. Zusammen mit meiner.. meiner üblichen Art zur Ruhe zu kommen, haben sie mich einfach beruhigt, aber diesmal.. diesmal ist etwas schief gegangen, weil ich morgens noch diese Kopfschmerztabletten genommen habe. Wäre meine.. hätte meine Mutter keinen Schlüssel zu meiner Wohnung, wäre ich..“, fügst du erneut in einem leichten Redeschwall hinzu und siehst etwas unsicher zu mir auf, was angesichts der Tatsache, dass ich vor dir hocke, ein extrem süßer Anblick ist.

„Mama hat mich dann.. in diese Klinik bringen lassen und die Ärzte haben mich gleich hier behalten, damit ich einen Entzug machen kann, damit ich endlich von dem Zeug runterkomme. Ich wollte und konnte euch das nicht sagen. Ich wollte nicht noch mehr zerstören, als ich eh schon habe und vor allem dir.. konnte ich einfach nicht unter die Augen treten. Jeden Tag, wenn ich dich in den letzten Monaten bei den Proben gesehen habe, wollte ich mich am liebsten einfach nur an dich schmiegen, wollte in deinen Arm Schutz und Geborgenheit suchen.“, gibst du ein weiteres Mal von dir und hebst deinen Blick doch sofort irritiert, als ich nun doch einfach ein trockenes „Warum hast du es dann nie?“, von mir gebe.

Schweigend siehst du mich an und schüttelst anschließend etwas den Kopf, beisst dir etwas auf die Unterlippe.

„Was hätte ich dir denn sagen sollen? Dass ich mit meinem Leben einfach nicht mehr klar komme? Dass ich mit meinen Gefühlen für dich einfach nicht mehr klar komme und mir so oft gewünscht habe, Yuu einfach folgen zu können. Beinahe hätte ich es ja sogar geschafft, auch wenn ich das zu dem Zeitpunkt gar nicht mehr wollte.“, wisperst du nun leise und lässt deinen Blick wieder zu Boden sinken.

„Mit Gefühlen kann man meistens nur klar kommen, wenn man mit ihnen redet, Tooru. Du hast heute vermutlich zum ersten Mal offen mit mir darüber geredet, was du fühlst, aber ich wäre immer für dich da gewesen und ich will es noch immer. Als ich gesagt habe, dass ich mir Sorgen um dich mache, weil du mir wichtig bist, war jedes Wort davon wahr. In den letzten zwei Wochen habe ich - so krass es auch klingen mag – die Hölle auf Erden erlebt.

Ich wußte nicht, wo du warst.

Ich wusste nicht, ob es dir gut geht, oder ob du.. überhaupt noch lebst.

Jedesmal, wenn ich bei deiner Mutter war und sie mir wieder abgewiegelt hat, habe ich mir die schlimmsten Dinge ausgemalt und mir ist von Tag zu Tag, von Minute zu Minute bewusster geworden, wie sehr du mir fehlst.“, entgegne ich dir nun erst und hebe meinerseits eine Hand und lege dir einen Finger auf die Lippen, als Zeichen dafür, dass ich noch nicht fertig bin.

„Jeden Tag, wenn du in den letzten Monaten bei den Proben vor mir gestanden hast, wollte ich dich am liebsten in meine Arme nehmen, wollte dir Schutz und Geborgenheit geben, wollte dir nahe sein und einfach nur deine Nähe geniessen.“, füge ich nun leise hinzu und kann mir ein Schmunzeln doch nicht verkneifen, als von dir ein promptes „Warum hast du es dann nicht?“, zurück kommt.

„Weil ich das Gefühl hatte, du brauchst mich nicht. Weil ich das Gefühl hatte, du willst mich nicht und gehst mir aus dem Weg, willst einfach alleine sein.“, antworte ich dir nach einer Weile, was dich zum Aufseufzen bringt.

„Auf.. auf der einen Seite wollte ich auch alleine sein, aber auf der anderen wollte ich einfach nur in deiner Nähe sein. Ich wollte von dir gehalten werden, ich wollte von dir getröstet und .. geliebt werden.“, wisperst du erneut leise, kaust wie so oft, wenn dich etwas verunsichert auf deiner Unterlippe herum.

„Das wollte ich doch auch, Kyo und das will ich auch jetzt noch immer. Ich habe mir lange genug eingebildet, nur für die Band da sein zu müssen, ich habe mir lange genug eingebildet, meine Gefühle unter Verschluss halten zu müssen, aber in den letzten Monaten hat das einfach nicht.. funktioniert.

Schon vor .. Yuu's Tod habe ich gemerkt, dass ich mehr für dich empfinde, als ein Bandleader für seinen Sänger empfinden sollte und in den ersten Tag nach Yuu's Tod wollte ich dich damit einfach nicht belasten. Dann hast du dich von mir zurückgezogen und ich habe mir eingebildet, du brauchst mich einfach nicht, dabei hättest du mich gerade jetzt am nötigsten gebraucht.“, erwidere ich dir erneut etwas leiser, zögere erst, ehe ich meine Hand erneut etwas hebe, um dir eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen.

„Heisst das.. heisst das, du hasst mich nach all.. dem nicht?“, flüsterst du im selben Augenblick fast schon zaghaft, lehnst dich etwas in die Berührung und kannst dich gegen ein leichtes Lächeln doch nicht wehren, als ich sachte den Kopf schüttele.

„Iie, eher im Gegenteil, Tooru. Ich.. liebe dich und das nicht erst seid gestern. Ich möchte derjenige sein, bei dem du Trost und Geborgenheit suchst, ich möchte derjenige sein, zu dem du kommst, wenn es dir schlecht gehst oder du einfach jemanden brauchst, mit dem du rumblödeln kannst. Ich möchte.. mit dir zusammen sein, so richtig.“, entgegne ich dir erneut, lasse meine Hand auf deiner Wange ruhen.

„Das.. möchte ich auch Kaoru. Aber.. aber.. erst möchte ich ganz gesund werden und von diesen.. Tabletten weg. Bleibst du.. trotzdem solange bei mir und noch viel länger.“, murmelst du leise und zögerst erst etwas, ehe du dich vorsichtig etwas gegen mich sinken lässt, deinen Kopf gegen meine Schulter lehnst.

„Ich werde Dir en Grey solange pausieren lassen und zusammen werden wir es schaffen, damit wir später stärker denn je wieder zurück kommen können. Als Dir en Grey und zusammen als Partner.“, erwidere ich dir leise, streiche dir mit einer Hand etwas durch die Haare. Dich selbst bringe ich damit nur zum Lächeln und ich bin mir sicher, dass du auf einem guten Weg bist, dass ich von nun an nicht mehr von deiner Seite weichen werde und du diese Tabletten bald nicht mehr brauchen wirst, nie wieder.

Kapitel 3 [ aus Kyos Sicht ]

Sechs weitere Wochen sind inzwischen vergangen und du hast Dir en Grey tatsächlich auf Eis gelegt. Ich weiss bis heute nicht, was du den Fans gesagt hast, aber sie scheinen es akzeptiert zu haben, mehr oder weniger.

Durch Shinya weiss ich zwar, dass in einigen Internetforen über uns geredet wird, dass sich die Fans ihre eigenen Gedanken darüber zu machen scheinen, aber selbst nachlesen will ich das Ganze dann doch nicht.

Ich hätte hier zwar durchaus die Möglichkeit irgendwie an eine Internetverbindung zu kommen oder könnte dich einfach bitten, mir meinem Laptop mitzubringen, aber ich habe dir versprochen, mich einzig und allein auf meine Gesundheit zu konzentrieren, darauf, endlich von diesem Teufelszeug loszukommen.
 

Heute ist – so glaube ich jedenfalls – Mittwoch und du hast versprochen, heute noch vorbei zu kommen. Inzwischen ist es allerdings schon weit nach Mittag und bislang habe ich noch nichts von dir gehört. Ohne, dass ich etwas dagegen tun kann, beginne ich mich zu fragen, ob du nicht vielleicht doch die Schnauze voll von mir hast, davon für mich da sein zu müssen, davon, mit einem tablettensüchtigen Nichtsnutz wie mir zusammen sein zu müssen.

Langsam beginne ich mich auf dem Bett, auf welchem ich schon den ganzen Morgen sitze, hin und her zu wiegen, beginne mit der rechten Hand meinen linken Arm aufzukratzen.

Diese Methode der Beruhigung habe ich schon länger nicht gewählt und doch merke ich sofort, dass es mich ein wenig runter bringt, dass es mich aber auch etwas in Trance fallen lässt, sodass ich nicht mal richtig aufhören kann, mit den Fingernägeln über meine Haut zu fahren.
 

Erst, als sich deine Hand um meine schließt und diese zurückzieht, deine Stimme dabei leise auf mich einredet, scheine ich aufzuwachen und sehe dich im ersten Augenblick doch etwas unfokussiert an.

„Kaoru... was machst du hier?“, höre ich mich leise sagen, auch wenn meine Stimme momentan eher einem Krächzen gleicht und selbst ich mich etwas vor ihr erschrecke.

„Ich habe doch versprochen zu kommen. Es ist ein bisschen später geworden, aber ich habe es versprochen.“, entgegnest du leise, während du meine rechte Hand noch immer festhälst, mit deiner anderen nach einer Schwester klingelst, welche sich wenig später um meinen aufgekratzten Arm kümmert.

„Ich habe.. ich habe gedacht, du hast.. du willst mich.. nicht mehr.“, wispere ich erneut leise, nachdem sie wieder verschwunden ist, senke meinen Blick auf die Bettdecke, um nicht zu dir hoch sehen zu müssen.

Dein leises Seufzen bleibt mir dennoch nicht verborgen, woraufhin ich mir sofort auf die Lippen beisse, habe ich dich doch jetzt bestimmt verärgert.

Etwas verwundert blicke ich dich bereits wenige Minuten später an, als du meinen Kopf mit Hilfe deiner Finger zu dir hochdrückst, mir einen sanften Kuss auf die Lippen drückst.

„Ich habe dir versprochen, immer für dich da zu sein. Das galt für die letzten sechs Wochen genauso, wie für die nächsten sechs Wochen und für den Rest der Ewigkeit.“, wisperst du mir nun ebenso entgegen, was mir prompt rote Wangen beschert, was ich so gar nicht von mir kenne.

„Ich...“, beginne ich leise und breche doch wieder ab, lehne meinen Kopf einfach an deine Schulter und schließe meine Augen für einen Moment.

„Willst du gar nicht wissen, warum ich etwas später gekommen bin?“, richtest du etwas später leise das Wort an mich, nachdem du mich einfach nur festgehalten hast, entlockst mir so ein verpeiltes „Hu?“, während ich wieder zu dir aufsehe.

Sachte lächelst du und drückst mir erneut einen Kuss auf die Lippen, hälst meine Hand dabei noch immer fest in deiner.

„Ich habe mit deinem Arzt gesprochen und wenn du es dir zutraust, darfst du probeweise über das Wochenende mit mir nach Hause.“, entgegnest du nach ein paar Minuten, bringst mich damit fast schon zum Strahlen wie ein Glühwürmchen auf Speed.

„Wirklich? Darf ich dann auch.. also.. ich möchte.. mit euch.. im Probenraum..“, entgegne ich dir ebenso leise, strahle sofort noch mehr, als du im ersten Moment lediglich nickst.

In den letzten Wochen habe ich nichts mehr vermisst als das Singen, als mit euch gemeinsam, Dir en Grey sein zu können, auch wenn ich weiss, dass es für einen Rückgang auf die Bühne noch ein bisschen zu früh ist.

„Wenn du das möchtest, gerne. Aber sobald ich auch nur die kleinsten Anzeichen bemerke, dass es nicht geht, werde ich es abbrechen. Und wenn du merkst, es geht nicht, ohne dass ich etwas davon mitbekomme, wirst du es mir sagen. Versprochen?“, antwortest du mir erneut, was mich diesmal zum Nicken bringt.

Ich weiss, dass es mir schwer fallen wird, ich weiss, dass ich lernen muss, mich und meine Gefühle richtig unter Kontrolle zu bringen, aber ich weiss auch, dass ich es mit dir an meiner Seite schaffen werden, mit dir und den anderen und die Gefühle für dich, sind eh die einzigen, die ich nicht unter Kontrolle bringen kann und will.

„Ich.. liebe dich, Kaoru.“, höre ich mich schließlich leise flüstern, während ich meinen Kopf an deiner Schulter vergrabe, dir einen kurzen Kuss in die Halsbeuge drücke.

„Ich dich auch, Tooru!“; erwidest du sofort und ohne zu Zögern, was mich lächeln lässt und auch, wenn ich eben noch anders gedacht habe, auch wenn ich eben noch gedacht habe, du könntest mich alleine lassen, weiss ich tief in meinem Inneren, dass du das nicht tun wirst... niemals, bis in alle Ewigkeit.

Kapitel 4

Ungewohnt unruhig mustere ich dich, während du langsam durch unseren Probenraum läufst, als würdest du ihn heute zum ersten Mal sehen. Ich habe die anderen extra gebeten, etwas später zu kommen, damit du genug Zeit hast, dich wieder an dein normales Umfeld zu gewöhnen.

Die letzten sechs Wochen hast du im Krankenhaus verbracht und ich heute morgen warst du noch nervöser als ich gerade in diesem Moment, hast mich sogar gefragt, ob du wirklich mit musst, ob du nicht lieber im Krankenhaus bleiben kannst.

Erst, als ich dir versichert habe, dass ich auf dich aufpassen werde, dass ich dich keine Sekunde aus den Augen lassen werde, hast du an meiner Seite das Krankenhaus verlassen.. wenn auch nur für dieses Wochenende.
 

Jetzt im Probenraum scheinst du dich ein wenig zu beruhigen, scheinst dich hier regelrecht wohlzufühlen. Ich weiss, wie sehr du das Singen und das Beisammen sein mit uns in den letzten Wochen vermisst hast, hast du mich doch nicht nur einmal gebeten, dir zumindest auf meiner Gitarre etwas vorzuspielen.

Langsam laufe ich nun ein paar Schritte auf dich zu und umarme dich leicht von hinten, vernehme mit einem Lächeln, dass du dich sofort an mich heran lehnst, deine Augen einen Moment lang schließt..

„Geht es dir gut?“, flüstere ich dir leise ins Ohr und musterte dich etwas von der Seite aus und kann mich gegen ein leises Lachen doch nicht wehren, als du ein sofortiges „Hör auf mich zu mustern, Kaoru.“, von dir gibst, hast du das doch schon früher gehasst.

Einen Moment lang stehen wir schweigend da, geniessen den Moment der Zweisamkeit regelrecht, ehe deine Stimme ein weiteres Mal erklingt.

„Meinst du, ich kann überhaupt noch singen?“, willst du leise wissen, was mich im ersten Monat etwas verwirrt blinzeln lässt.

„Wieso solltest du das denn nicht können?“, gebe ich auch sofort von mir und sehe dich erneut von der Seite aus an, lasse meinen Blick über deine Gesichtskonturen hinweggleiten.

„Naja, ich bin schon seit über zwei Monaten in dieser.. Klinik und vorher war ich auch schon ein paar Tage erkältet, sodass ich kaum singen konnte. Ich habe das Gefühl, meine Stimme ist völlig eingerostet.“, entgegnest du leise und als kleinen Erklärungsversuch, öffnest deine Augen langsam, um mich wieder anzusehen.

„Ich bin sicher, du kannst noch immer singen und es wird besser klingen, als je zuvor.“, gebe ich völlig von mir selbst überzeugt, was dich erneut zum Lächeln bringt, bevor du dich von mir löst, nachdem es an der Tür geklopft hat.

Ich bin mir nicht sicher, ob du willst, dass die anderen erfahren, dass wir inzwischen zusammen sind, haben wir doch eigentlich nie wirklich darüber geredet, in den letzten Wochen.

Kurz nachdem du ein einfaches „Hai?“, hast verlauten lassen, öffnet sich die Tür und unser Bandküken tritt in den Probenraum, eilt sofort auf dich zu, um dich herzlich zu umarmen. Nur kurz erwiderst du die Umarmung, lächelst Shinya anschließend fast schon schüchtern an.

„Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht? Geht es dir gut? Brauchst du irgendwas? Wie lange bleibst du? Musst du wieder zurück?“, redet er sofort auf dich ein, was dich wieder etwas verunsichert, auch wenn du es von ihm eigentlich gewöhnt bist.

„Ano.. ich.. bleibe über das Wochenende bei Kaoru...“, erwiderst du nun leise und kuschelst dich wieder etwas an mich, bringst Shinya damit etwas zum blinzeln.

„Seid.. ihr zusammen?“, will er mit einer hochgezogenen Augenbraue wissen, woraufhin du sofort fast schon hektisch nickst, ihn aber dennoch noch immer unsicher ansiehst, als hättest du Angst vor seiner folgenden Reaktion.

Verwirrt blinzelst du wenig später, als er ein trockenes „Na endlich, ich dachte schon da wird nie was!“, erwidert und sich anschließend in aller Seelenruhe auf dem Sofa niederlässt.

„Waren wir so offensichtlich?“, gibst du etwas verpeilt von dir und siehst zu mir hoch, was mich jedoch nur zum Grinsen bringt, während Shinya mit einem „Aber sowas von!“, kurz nickt, uns beide regelrecht angrinst.

Etwas peinlich berührt vergräbst du deinen Kopf an meiner Schulter, schnurrst leise auf, als ich damit beginne dir über den Rücken zu streichen.

Keine zwei Minuten später befindest du dich jedoch nicht mehr an meiner Brust sondern in einer gemeinschaftlichen Umarmung mit unseren anderen beiden Bandkollegen und Freunden, welche dich ebenso sehr vermisst zu haben schienen.

„Traust du es dir denn schon wieder zu, mit dem Singen und so?“, will Daisuke wissen, nachdem du ein paar Fragen über dein Wohlergehen beantwortet hast, was dich zu einem doch eher zögerlichen Nicken bringt.

„Ich.. habe schon so ein mittelschweres Gefühlschaos in mir und würde am liebsten... vor allem fliehen, aber ich weiss, dass ihr hier seid, dass ihr mich unterstützt und .. Kao hat mir versprochen, mich zu beschützen und sofort.. von hier wegzubringen, wenn es nicht mehr geht.“, entgegnest du erst, ehe du noch ein wieder etwas selbstsicheres „Ich möchte endlich wieder mit euch singen und spielen, ich möchte endlich wieder Dir en Grey sein!“, hinzufügst, dir zusätzlich sogar noch zunickst.
 

Nachdem wir noch einige der Einzelheiten geklärt haben, ist der Moment endlich gekommen, in welchem du wieder zu deinem Mikro greifst, in welchem du endlich wieder singen wirst. Mir selbst ist schon etwas mulmig zumute, weshalb ich jeden deiner Schritte genau beobachte, mir selbst währenddessen meine Gitarre umschnalle.

Mit einem leichten Lächeln, was fast schon eine Aufmunterung sein soll, lächelst du mir zu, auch wenn ich eigentlich derjenige sein sollte, der dich aufmuntert, der dir den Mut zusprichst, den du gerade brauchst.

Nachdem wir uns darauf geeinigt haben, welchen Song wir spielen wollen und du dich für „Ain't afraid to die“, entschieden hast, beginnt Shinya langsam den Takt vorzugeben.

Ich bin mir nicht sicher, ob der Song angesichts deiner Situation wirklich richtig ist, aber dennoch halte ich dich nicht davon ab, ihn zu singen.

Bereits kurz nach dem ich mit Daisuke und Toshiya in Shinyas Taktvorgabe eingestimmt bin, erklingt deine Stimme, welche vermutlich sogar zu deiner Überraschung besser klingt, als wir das alle für möglich gehalten haben.

Ich weiss nicht genau, was während des Songs in deinem Kopf vorgeht, aber es scheint nichts gutes zu sein, denn kurz nachdem du den Song beendet hast, lässt du dich an Ort und Stelle zu Boden sinken, während nur ein gewispertes „Ich habe aber Angst.. ich habe Angst zu sterben.“, deine Lippen verlässt.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (14)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Cookie-Hunter
2014-10-29T10:24:04+00:00 29.10.2014 11:24
Kaoru, der Stalker. Auch nicht schlecht.
Ich fand das Liebesgeständnis sehr schön. Es klang ehrlich und war nicht plump.
Schön war es auch einen kleinen, direkten Einblick in Kyos Gefühlswelt zu bekommen. Gefiel mir.
Das Ende vom letzten Kapitel verspricht ja noch einiges an Drama ><
Bei dem, was bisher schon gewesen ist...
Ich werds mal weiter verfolgen, um zu wissen, ob sich meine Ahnung bestätigt.

Kleine Anmerkung: Recht viele Fehler in Grammatik und Rechtschreibung. Vielleicht vor dem hochladen noch einmal durchlesen oder drüber lesen lassen ;)

Gruß
Cookie
Von:  Arisa-Yuu
2014-09-12T20:30:49+00:00 12.09.2014 22:30
Ähm..ich war noch nicht fertig..
Es war trotzdem ein sehr schönes Kapitel~
Auch wenn das Ende sehr herzergreifend ist.
Wir lesen uns im nächsten Kapitel ^.^

HDGDL
Dein Waru
Von:  Arisa-Yuu
2014-09-12T20:27:03+00:00 12.09.2014 22:27
Du schaffst es doch immer wieder..
und du hörst immer dann auf, wenn du es nicht sollst!
Dabei will ich wissen, wie es weiter geht...und jetzt muss ich warten
*schmoll*
Von:  NatsUruha
2014-09-10T20:19:28+00:00 10.09.2014 22:19
Kyo ist ein Gefühlschaosbündel :O

möchte mehr lesen :D
Von:  ScarsLikeVelvet
2014-09-10T17:16:57+00:00 10.09.2014 19:16
OMG ist das sweet. Ich kann mir diese Szene richtig gut vorstellen. Sogar das Ende...es passt, dass Kyo sagt, er habe Angst vorm Sterben. Immerhin stand er ja kurz davor.
Hast du ganz toll geschrieben, Schatz *hugs*
Von:  Arisa-Yuu
2014-09-06T19:54:11+00:00 06.09.2014 21:54
Kawai~
Ja, das musste jetzt sein und ich nehme die Strafe gern auf mich.
Die Zwei halten zusammen, auch in schweren Zeiten und irgendwann werden bessere folgen..
Ich liebe deinen Happy Ends~

*dich drück*
Dein Waru
Von:  Arisa-Yuu
2014-09-06T19:49:13+00:00 06.09.2014 21:49
Dieses Geständnis hat es auf jeden Fall in sich..
Trotzdem hält Kao zu ihm und wird ihn unterstützen!
Du weißt genau, wie man das Herz von Lesern erreicht und ihnen Emotionen entlockt~
Mach weiter so Chibi.

HDGDL
Das Waru
Von:  NatsUruha
2014-09-03T19:44:19+00:00 03.09.2014 21:44
schönes Kap :D

das Kyo mal mit zu kao darf ist schon mal ein kleiner Schritt zur besserung denk ich :)
ich bin gespannt

lg
Von:  ScarsLikeVelvet
2014-09-03T15:09:44+00:00 03.09.2014 17:09
aww~ *kyo hugs* *kaotierchen auch hugs*
Die beiden sind echt sweet zusammen. *zähneputzen geht* sonst gibts Karies ^.~
Ist wieder ein schönes Kapitel geworden.
Von:  NatsUruha
2014-09-02T15:03:08+00:00 02.09.2014 17:03
jetzt kann alles nur noch gut werden.
ich hoffe das beste für die beiden..


Zurück