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Vorwort zu diesem Kapitel:
Der adult Teil fügt sich zwar nahtlos in die restliche Geschichte ein, trägt aber nicht wesentlich zur Handlung bei. Von daher gräme dich nicht, ihn zu versäumen :-) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
In diesem Kapitel gibt es ein paar kurze Sichtwechsel. Ich hoffe es lässt sich trotzdem fließend lesen und verstehen. Viel Spaß :-) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Vielen Dank für eure Kommis. Ich freu mich über diese wie ein Kleinkind über einen Lolli ((o^__^o)) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Warnung: Dieses Kapitel ist nichts für Zartbesaitete.
Gewaltszenen - oberflächlich beschrieben.

Anmerkung für Freischalter: Ich kann es schlecht einschätzen. Bitte sagt mir ob ich es Adult setzen soll. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ein kurzes Kapitel, da ich meine Strategie etwas ändern musste. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Dank einer lieben Kommentar-Schreiberin habe ich endlich wieder Vertrauen in meinen Schreibstiel gefunden.
Vielen Dank für eure Kommentare und eure Geduld. Komplett anzeigen

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Prolog

„Nutzt die Ferien sinnvoll. Ihr wisst, dass es danach sofort mit den Prüfungen los geht. Und wer von euch die Vorprüfungen nur mit Ach und Krach geschafft hat“, ihre Augen huschten zu einem bestimmten blonden Schüler ihrer Klasse, „der sollte sich dringend damit auseinander setzen. Die Prüfungen werden noch einen Zacken schärfer und ich dulde nicht, dass auch nur einer von euch durchfällt!“

Damit beendete Frau Sagamochi ihre Ansage, wie schon so viele andere Lehrer der Abschlussklasse es in dieser Woche getan hatten. Ganz zu schweigen von dem Direktor der Domino-High, sämtlichen Eltern, etlichen Strebern sowie potentielle Arbeitgebern. Seufzend erhob sich die Klasse und kein Seufzer schien lauter als der Katsuya Jonouchis. Er hatte sehr wohl den Blick seiner Lehrerin bemerkt und konnte ihren Vorwurf nicht bestreiten. Seine Vorprüfung war wirklich nur knapp mit der erforderten Punktzahl bewältigt worden. „Und du willst dich echt nicht für die Paukerschule anmelden, Jonouchi?“, fragte seine beste Freundin Anzu Mazaki und er muss zu seinem tiefsten Bedauern erneut den Kopf auf diese Frage schütteln. „Ich kann nicht. Ich muss in den Ferien arbeiten, sonst kann ich mir das Studium nicht leisten. Und den Job hab ich jetzt erst aufgabeln können.“ „Aber ohne die entsprechende Punktzahl in der Abschlussprüfung, wirst du auch nicht zum Studium zugelassen.“, erinnerte ihn Hiroto Honda und strich sich verzweifelt durchs Haar. Er, sowie auch seine anderen Freunde, machten sich schon seit Tagen Gedanken um dieses Thema. Zu gerne würden sie ihrem Kumpel helfen, doch 24-Stunden-Tage waren einfach nicht lang genug. Jedoch hat Yuugi bereits einen tollen Schlachtplan entwickelt und auch allen unterbreitet. Gerade als sie ihre letzten Sachen in den Schultaschen verstauen, begann die Diskussion darüber erneut. „Sobald du Feierabend hast, treffen wir uns bei Yuugi zu Hause.“, betete Anzu herunter und sah in ihr kleines Notizheft, ehe sie fortfuhr, „Ich werde so viel wie möglich aus der Paukerschule an euch weitergeben.“ „Zum Glück hast du sonst ganz gute Noten.“, versuchte Honda die Verzweiflung von Jonouchi weg zu wischen. „Ja und die Vorprüfung zählt zum Glück nur als Testlauf“, ergänzte Yuugi mit seinem freudestrahlenden Lächeln. Keiner der jungen Erwachsenen, die gerade zum letzten Mal eine Unterreichsstunde gemeinsam verließen, konnte sich dieser ansteckenden Laune entziehen. Ihnen allen wurde es leichter ums Herz. Gemeinsam, so war ihre Überzeugung, würden sie das Lernpensum schaffen und mit Bravour die Prüfungen bestehen.

Niemand von ihnen war bis jetzt gewillt, an die Zeit danach zu denken. Anzu hatte ein Stipendium für die Juilliard-School in New York bekommen. Hiroto wollte in einer anderen Stadt Logistik studieren. Ryo Bakura würde bei Ryuji Otogi eine Ausbildung im Einzelhandel machen. Nur Yuugi und Jonouchi hatten das Glück, auf die gleiche Universität gehen zu können und somit in Domino City zu bleiben. Natürlich nur unter der Bedingung, das der Größere von beiden, die entsprechenden Punkte erreichen würde. Aber was hieß hier überhaupt „der Größere“ von beiden? Wenn man sich Yuugi Muto ansah, war er in dem letzten Jahr um einiges gewachsen und reichte unterdessen an die Größe seines besten Freundes heran. Als diesem das gerade wieder auffiel musste er grinsen und den Jungen mit seiner seltsamen Frisur einfach knuddeln. „Klar schaffen wir das!“, sagte er mit ernstgemeintem Optimismus, „Es ist immerhin ein Schlachtplan von unserem Yuugi.“ Der erwähnte japste, verursacht durch die unerwartete Umarmung, kurz auf und grinste dann erneut. Ja, es war sein Schlachtplan und dieser hatte ihn sehr viel Energie und Zeit gekostet. Natürlich wusste er, warum ihm seine Freunde dessen Planung überlassen hatten. Nicht etwa, weil er ein Superstratege war, sondern um ihn zu beschäftigen. Es war nicht so, dass er sonst nichts zu tun gehabt hätte. Aber wenn er keiner anstrengenden Beschäftigung nachging, fiel ihm nur wieder auf, dass einer seiner Freunde fehlte. Nach einem halben Jahr sollte er sich doch an den Gedanken gewöhnt haben, dass Atemu nicht mehr da war, schoss es Yuugi durch den Kopf. „Es wäre mehr als faszinierend, wenn du es tatsächlich schaffst, bei der Do-Uni angenommen zu werden, Pinscher.“

Sofort wanden sich alle Blicke zu dem Firmenchef der Kaiba Coperation. „Ich hab die Aufnahmeprüfungen bestanden.“, entgegnete der zum Hund degradierte sofort, bevor er nachsetzte, „Ich muss nur noch hier die entsprechenden Punkte abliefern und dann bin ich angenommen.“ Stolz erhobenen Hauptes giftet er Seto Kaiba an, der unbeeindruckt dem Blick stand hielt, bevor dieser in seine Limousine stieg. Kaum fuhr das zu lang geratene Auto los, muss Katsuya sich lauthals aufregen. Mehr als die Aussage des Drachenliebhabers, stört ihn jedoch sein eigener Ausraster. Er hatte sich doch vorgenommen nicht mehr wegen diesem Kerl aus der Haut zu fahren. Aber scheinbar würde sich daran nie etwas ändern, solang der reiche Pinkel seine Arroganz nicht ablegte. Dabei hatte er doch gehofft, dass sie alle Freunde wären. Auch in Yuugis Blick lag dieser Touch des Bedauerns darüber, dass Kaiba seine Einstellung um kaum ein Jota geändert zu haben schien. „Reg dich nicht so auf“, beschwichtigte ihn Anzu und der lebhafte Oberschüler atmet kurz durch. „Tut mir Leid, aber er geht mir mit seiner ach so erhabenen Großkotz-Manier einfach auf den Senkel.“, fluchte er ein letztes Mal und blickt zu der Straße, wo der ehrwürdig betitelte verschwunden war. „Warum ist der überhaupt noch in der Schule? Der hat doch seine große Firma und überhaupt ...“, mokierte er sich weiter, ehe er abrupt still wurde. Schon während er diese Worte verächtlich schnaubte, wusste er die Antwort und spürte wie seine Wut verrauchte. Otogi hatte ihnen einst seine Vermutung geschildert. Immerhin war er ähnlichen Beweggründen unterworfen. „Geschäftspartner treten einem nicht gerade mit Respekt entgegen, auch wenn man gute Arbeit leistet. Ich denke er braucht diesen Abschluss genau so wie ich, um nicht mehr als Schuljunge gesehen und von den Geschäftsleuten als Erwachsener akzeptiert zu werden.“, erklärte er damals und erntete Verwirrung. Bis jetzt konnte sich Katsuya noch nicht vorstellen, dass jemand diesen Eisklotz nicht als erwachsen betrachten würde. Da fand er Yuugis Erklärung einleuchtender. „Ich denke er will seinem Bruder ein gutes Vorbild sein.“, war dessen einfache und überschaubare Meinung zu dem Thema.

Alle sahen sich noch einmal um und blickten auf ihre Schule zurück. Selbst der Blondschopf konnte etwas Wehmut nicht verhindern. Dort war die Ecke, in der Yuugi vor Jahren behauptet hatte ihr Freund zu sein, obwohl sie es noch nicht waren. Dort war das Dach, von dem Anzu fast gestürzt wäre. Der Schulhof auf dem er sich so oft für seine Freunde geprügelt hatte. Die Ecke in der er häufig landete, wenn er sich überschätzte. Das Tor wo er mit Honda Freundschaft schloss und die Fenster … die Fenster zu ihrem Klassenraum, der nach den Ferien nur noch zu Prüfungszwecken da wäre. „Hey. Lasst uns noch alle ein Eis essen gehen.“, schlug er vor um den Kloß in seinem Hals los zu werden und sah jedem einzeln in die Augen. Sofort waren sie einverstanden. Die Stimmung hob sich spürbar, je näher sie dem angestrebten Ziel kamen und auch die Themen wurden weniger ernst und bedrückend. Sie redeten darüber, was sie in der geplanten Freizeit tun wollten. Ob es Neuigkeiten von Shizuka oder Mai gab. Welche Turniere sie bestreiten wollten. Was sie an Weihnachten vor hatten und ob sie alle gemeinsam ein letztes Mal die ägyptische Ausstellung besuchen gehen sollten. Nach drei Jahren in dieser Stadt würde sie im Sommer in ein anderes Land ziehen und dort ein Museum bereichern. Viele Absprachen brauchten die Freunde nicht zu treffen. Sie waren sich sofort einig, den letzten Tag ihrer Ferien mit dieser Aufgabe zu gestalten. „Vielleicht kommt das sogar in der Geschichtsprüfung dran.“, warf Katsuya ironisch ein und alle fingen an zu lachen.

Die Eisbecher waren unterdessen aufgezehrt und die Laternen auf Straßen und in den Geschäften angegangen. Bedächtig sahen sie aus dem Fenster und genossen einen Augenblick lang das Gewusel der Menschen, die sich an der westlichen Tradition des Weihnachtsfestes erfreuten. Gemeinsam erhoben sich die Freunde und verließen den Laden um sich erst davor voneinander zu verabschieden. Während einige von ihnen noch ein Stück Weg gemeinsam gehen konnten, mussten andere sich bereits trennen. So zogen Bakura und Yuugi für wenige Minuten in die gleiche Richtung davon, während Honda und Jonouchi sich bereits an der nächsten Kreuzung voneinander trennten. Otogi war schon in ein Taxi gesprungen um einen Anruf in seinem Büro zu erwarten.

Prüfungen

Seufzend fiel der junge Mann in sein Bett. Sein eigenes, noch recht neues Bett, für das seine Schwester mit Mai zusammengelegt hatte. Er grinst kurz der weißen Decke entgegen, die noch darauf wartete von ihm bemalt zu werden. Um ihn herum standen die Kisten, welche er mit seinen Freunden am letzten Wochenende hergetragen hatte. Endlich konnte er bei seinem Vater ausziehen. Seine Mutter sorgte dafür, dass der Alkoholiker in eine Klinik kam und Katzuya in aller Ruhe ausziehen und seine Zukunft in in Angriff nehmen konnte. Er hatte die alte Wohnung mit den anderen ausgemistet, renoviert und sich eine neue bezahlbare Bleibe gesucht. Dank dessen, dass er die neue Wohnung selbst sanierte, durfte er drei Monate mietfrei wohnen. Das war ein großer Vorteil, denn während der Schulzeit durfte er noch nicht voll arbeiten. Den Ferienjob hatte er gerade so genehmigt bekommen und etwas illegales, dass von der Schule entdeckt werden könnte, wollte er sich auf den letzten Metern nicht leisten.

Er drehte sich auf die Seite und betrachtete das einzige Dekoelement in seiner Schlafnische. Ein Bild von sich und seinen Freunden. „Jetzt wird sich alles verändern“, flüsterte er leise und erhob sich um seine Sachen für den morgigen Tag aus den Kisten zu suchen. Viele Kisten waren es nicht. In dieser Einraumwohnung hätte auch nicht viel Platz gefunden, selbst wenn er mehr gehabt hätte, an dem sein Herz hing. Eine pragmatische Kochnische, eine kleine Sitzecke, bestehend aus Tisch und Kissen, so wie ein Vorhang vor seiner Schlafnische, die komplett vom Bett eingenommen wird, waren schon sein gesamter Wohnraum. Angrenzend daran ein kleiner Flur, ein recht geräumiger Wandschrank und ein zweckdienliches Bad mit Wanne. Alles in allem eine recht ansehnliche erste Bude. Wenig Platz, typisch japanisch und schlicht. Das luxuriöseste hier waren eindeutig sein Bett und der Computer, den er sich von seinem letzten Ferienjob geleistet hatte. Deshalb und wegen des ebenfalls hart erarbeiteten Motorrads, war seine Vorprüfung so schlecht gelaufen. Aber weder das erste noch das zweite wären verzichtbar für ihn. Beides brauchte er demnächst für die Universität.

Wie sollte er ohne Motorrad hin kommen? Oder wie sollte Katzuya Jonnouichi Grafikdesign ohne Computer studieren? Er schüttelte leicht den Kopf. Bis vor zwei Jahren hätte er sich nie Träumen lassen, dass er je studieren würde. Das lag nicht am mangelnden Selbstbewusstsein oder an fehlender Intelligenz. Eher an der nicht vorhandenen Motivation. Er war und ist noch immer, ziemlich faul. „Fauler Hund, hm?“, fragte er in den leeren Raum hinein und sah auf die unausgepackten Kisten. Diesen Kommentar gab in seiner Vorstellung ein ganz bestimmter Mitschüler, der ihn nur zu gerne mit dieser Gattung verglich. Diese Degradierungen würden ihm bestimmt nicht fehlen. Doch die ausbleibende Streiterei mit Monsieur Oberpenibel würde er vermissen. Noch ein paar Stunden beschäftigte er sich mit den Inhalten seiner Kisten und brachte diese an vorbestimmte Plätze. Erst gegen ein Uhr Morgens ließ er sich müde zurück in sein Bett fallen und schlief sofort ein.

Er könnte schwören, dass sein Wecker ihn nur zwei Sekunden hatte schlafen lassen. Doch laut diesem, war es bereits 6 Uhr Morgens und um 7 sollte seine Schicht beginnen. Die erste bei einem italienischen Restaurant, welches ein ausgewogenes Frühstücksbuffet anbot. Zum Glück musste er diese Frühschicht nur während der Ferien machen. Während der Prüfungen hätte er frei und danach würde er in den Spätdienst gehen und den Lieferservice übernehmen. Kellnern, so hatte er feststellen müssen, konnte er recht gut. Freundlich sein viel ihm leicht, auch wenn er in den Probetagen ein paar Ausraster hatte unterdrücken müssen. Er besaß eine schnelle Auffassungsgabe, kam sofort mit dem Kassensystem klar und erfreute den Besitzer mit seinem guten Aussehen in der Arbeitskleidung. Mit seinen blonden Haaren wirkte er zwar noch immer nicht wie ein waschechter Italiener, aber immerhin brachte er europäischen Flair ins Restaurant. Er knöpfte sich gerade das Hemd zu, als er noch ein Mal die ungewöhnlich gestylten Haare betrachtete. Schwarze Stoffhose, Herrenschuhe, weißes Hemd und eine dunkelrote Weste wurden nur getopt von seinem gegelten Blondschopf. „Na holla. So würde mich ja nicht Mal meine Schwester erkennen.“ , sprach er zu seinem Spiegelbild und schob sich das Namensschild in die Westentasche. Sein Chef hatte darauf bestanden, dass er sich die Haare bändigt. Da sie für einen Zopf noch zu kurz waren, blieb dies als einzige Lösung. Er behauptete es habe etwas mit er Hygiene zu tun. Noch ein Mal drehte sich der frisch gebackene Aushilfskellner vor dem Spiegel. Es war das erste Mal, dass er die Uniform trug. Schnell stopfte er Kellnertasche und Wechselkleidung in einen Rucksack und schulterte sich diesen. Heute würde er aus Zeitmangel in Arbeitskleidung hinfahren. Er musste sich ja auch unbedingt noch eine halbe Stunde lang im Bett umdrehen, was ihn nützliche Zeit gekostet hatte. Nachher bekäme er eh seinen eigenen Spint und er könnte seine Arbeitssachen vor Ort lassen. Mit einem letzten Schluck von seinem schwarzen Tee, sprintete er hinaus und die Treppen hinunter. Der Fahrstuhl war ihm nicht schnell genug. Er bestieg seine BMW und fuhr, allen anderen als schlechtes Vorbild dienend, ohne Helm los. Das dieser nämlich die gegelte Frisur zerstören könnte, daran hatte er bis eben nicht gedacht.

Als er endlich ankam, durfte er seinen Spint beziehen, steckte sich sein Namensschild an und begann mit seinem neuen Job. Sechs Stunden durfte er mehr oder weniger nette Gäste freundlich bedienen und musste all seine Geduld dafür aufbringen. Kurz schoss es ihm durch den Kopf, dass er während seiner Probezeit die Wut in der Schule an Kaiba hatte auslassen können. Doch jetzt würde er den strapazierten Geduldsfaden wohl aushalten müssen und die überschüssige Energie ins Lernen investieren. Kaum dass er Feierabend hatte, begab er sich auf den Weg zu seinem besten Freund, nicht ohne sich vorher umzuziehen und die Frisur durcheinander zu wirbeln.

„Hallo Jonouchi“, begrüßte ihn Yuugi, als er die Tür öffnete, „Die anderen sind schon da und Anzu überlegt bereits, wie sie uns alles weitergibt.“ „Oh man, dass klingt ja nach einer Menge Spaß.“, gab der Eintretende sarkastisch von sich und folgte dem Kleineren zur Wohnstube. Ihrem Schlachtplan entsprechend machten sich die Freunde an ihr Lehrpensum und waren erstaunt, wie gut Anzu ihnen alles weitergeben und näherbringen konnte, was sie in der Paukschule erlernte. Trotzdem saßen Yuugi, Honda und Jonouchi irgendwann haare-raufend über all dem, was sie in den letzten Ferien noch erlernen sollten. „Und das hatten wir sicher alles in der Schule?“, fragte der Blond zur Sicherheit nach. „Ja hatten wir. Nur das bei der Prüfung auch Spezialwissen und nicht nur Allgemeinwissen gefragt wird.“, predigte Anzu. „Ah~“, seufzte er und ließ sich voller Verzweiflung nach hinten fallen um an die Decke zu starren. „Die Welt zu retten erscheint mir gerade einfacher als all das Zeug in meinen Kopf zu bekommen.“ Sofort hallte erheitertes Lachen durch den Raum und es dauerte einige Minuten ehe die Freunde sich wider auf ihre Arbeit konzentrierten.

So und ähnlich, sahen Katsuyas Ferientage aus. Der einzige freie Tag war für ihn Neujahr, weshalb er mit seinen Freunden in dieses hinein feiern konnte. Er musste feststellen, dass es sehr nostalgisch wurde, da sie sich über alles unterhielten, was in dem vergangenen Jahr geschehen war. Trotz der vielen Katastrophen und schmerzlichen Verabschiedungen über die sie sinnierten, war es ein wundervoller Tag und sie suchten gemeinsam einen Schrein auf.

„Habt ihr euch denn alle einen Neujahrswunsch aufgeschrieben?“, fragte Anzu und hielt ihren Wunschzettel hoch. „Bei dir steht sicher drauf, dass du eine berühmte Tänzerin werden willst.“, erriet Yuugi und sah wie seine Freundin errötete. „Und bei dir?“, fragte sie und der unterdessen gleich große Junge zog seinen eigenen Zettel hervor. „Ich will mir wünschen, dass ich all meine Freunde so oft und so bald wie möglich wieder sehe“, antwortete er und die anderen blieben erstaunt stehen. Eigentlich war dieser Wunsch nicht verwunderlich. Er war Yuugi mehr als nur zuzutrauen und ein Lächeln stahl sich auf all ihre Gesichter. Doch Jonouchi musste am breitesten Grinsen und seinen besten Freund einfach knuddeln. „Das gleiche hab ich auch aufgeschrieben“, sagte er und zog ihn mit sich die Treppen zum Tempel hoch. Dort angelangt warfen sie ihre Zettel in die Feuerschale und beteten kurz für die Erfüllung ihrer Wünsche. „Vielleicht hätte ich mir wünschen sollen, dass ich die Prüfungen bestehe.“, überlegte Katsuya laut und die anderen lachten kurz. „Ach das brauchst du dir nicht wünschen.“, bemerkte Honda. „Ja das schaffst du schon so.“, bestätigte Yuugi. „Da wäre ich mir nicht so sicher. In den Prüfungen wird dir Wunschdenken und Glück nicht viel nutzen, und wenn es um den Verstand geht, bist du eindeutig kein Champion.“

Die Freunde wirbelten herum und blickten in das gefasste Gesicht von Seto Kaiba. Neben diesem stand sein kleiner Bruder und strahlte sie an. „Hallo. Frohes Neues Jahr. Das ist sicher auch was mein Bruder sagen wollte.“, nahm dieser den Größeren in Schutz. Wäre Katsuya nicht von dem Anblick der beiden abgelenkt gewesen, wäre Mokuba gar nicht zu Wort gekommen. Die Kaiba-Brüder standen in traditionellen Kimonos vor ihnen und schienen mit einigen Geschäftspartnern hier zu sein. Der Blonde musste zugeben, das Seto in dieser Kleidung immer noch eine beeindruckende Erscheinung abgaben und fast wie der Shōgun persönlich wirkte. „Ich bin nicht nur durch Glück an die Spitze gekommen.“, wollte Jonouchi kontern, doch Yuugi unterbrach ihn mit einer sanften Geste. „Hallo. Euch auch einen guten Start ins neue Jahr. Wollt ihr euch auch etwas wünschen?“, fragte er an Mokuba gerichtet und blickte auch strahlend in Setos Gesicht.

„Ich bin nur wegen der Arbeit hier. Meine Geschäftspartner haben darauf bestanden etwas Kultur mit zu nehmen.“, beantwortete der ältere Kaiba die Frage, während Mokuba zwei Zettel vorzog und sie Yuugi heimlich zeigte. Mit seinem frechen Zwinkern und schnellen Wurf der Zettel ins Feuer, war klar, dass einer der Zettel seinem Bruder gehört hatte. „Was sich so ein reicher Pinkel wohl wünscht?“, fragte sie Jonouchi sofort und sah in das Feuer. „Komm Mokuba.“, waren die nächsten Worte des Firmenchefs, doch er lies noch einen kurzen Blick über diejenigen wandern, mit denen er im letzten Jahr einiges erlebt hatte. „Auf ein erfolgreichen neues Jahr!“, gab er seinen Neujahrsgruß von sich und seine Augen blitzten herausfordernd zu Yuugi hinüber, der dem Blick ohne weiteres stand hielt. „Darauf hoffe ich auch.“, erwiderte dieser und sah den Kaiba-Brüdern nach. „Echt. Wenn der noch erfolgreicher wird, mach ich mir um unsere Erde sorgen. Nachher heißt es irgendwann noch: Ja Präsident Kaiba.“ Ein Schauer übermannte Katsuya, als er das laut aussprach und ihm war gar nicht zum Lachen zu Mute. Den anderen jedoch schon. „Hey. Ich trau das diesem Schnösel echt zu.“

„Ach ich glaube daran ist er gar nicht interessiert“, erwiderte Yuugi und wischte sich eine Träne weg, während sie den Tempel verließen, „Aber ich denke wir werden einen harten Gegner in ihm bei zukünftigen Turnieren haben, und das ist nichts neues.“ Gemeinsam gingen sie Essen und trennten sich erst am späten Abend voneinander.

Die restlichen Ferien bestanden für Jonouchi wieder aus Arbeiten, Lernen und dem Versuch genügend Nahrung und Schlaf zu bekommen. So war er ganz froh, als die Ferien endlich um waren und er wieder in die Schule musste. Diese Freude verging, als er an seinem Tisch saß und ihm bewusst wurde, dass er gleich seine erste Prüfung haben würde. Er war zwar nicht der einzige der nervös war, jedoch wurmte es ihn ungemein, das Herr Ich-hab-in-den-Ferien-nicht-gelernt-weil-ich-gearbeitet-habe-und-eh-alles-kann die Ruhe in Person war. In diesem Moment schoss eine solche Wut in ihm hoch, dass er sich erschrak. „Ich würde Mr. Obercool nur zu gerne die Gelassenheit rauben, aber jetzt geht etwas anderes vor“, dachte er sich und schnaubte kurz, als sein Versuch misslang seine eigene Ruhe zu finden. Jedoch stellte er fest, dass seine Nervosität sich in Wut für Kaiba gewandelt hatte, fast wie bei einem Duell gegen diesen. Das war vielleicht gar nicht so schlecht. Er könnte das ganze hier als Duell ansehen. Ein Duell gegen den Firmenchef. Zwar war ihm bewusst, dass er dessen Punktzahl nicht toppen würde, aber so konnte er sich mental besser sammeln. „Da müsste ich mich glatt bei dem Großkotz bedanken“, schoss es ihm ein letztes Mal durch den Kopf, bevor er mit den Aufgaben begann und sie zu seiner eigenen Zufriedenheit löste. Ihm war klar, dass er nicht alles richtig haben würde, jedoch hatte er sein Bestes gegeben.

Erleichtert erhob er sich und verließ zusammen mit den anderen den Klassenraum. Dank der weggefallenen Pausen während der Prüfung waren sie eher in Richtung des Speisesaales unterwegs als die restlichen Jahrgänge. Sie hätten auch nach Hause gehen können, aber es war einigen wichtig die behandelten Prüfungsfragen ein weiteres Mal zu beantworten und mit ihren Klassenkameraden zu erörtert. Darauf hatte der Blonde eigentlich keine Lust. Es erinnerte ihn irgendwie an Hermione Granger aus den Harry Potter Büchern. Anzu war dieser in gewisser Weise mehr als ähnlich und begann am Tisch sofort mit der angeregten Diskussion.

Jonouchi setzte sich zu ihnen, begann zu essen und versuchte mit aller Kraft seine beste Freundin für ein anderes Thema als der vorangegangenen Prüfung zu begeistern. Sogar Yuugi gab sein Bestes, nicht mehr darüber zu sprechen. Er war blasser als sonst, aber langsam kehrte die Farbe in sein Gesicht zurück. „Morgen ist Geschichte dran. Wenn Fragen zu Ägypten kommen, bestehe ich mit voller Punktzahl.“, wollte Katsuya das Thema zumindest auf die Zukunft lenken, wenn er es schon nicht von den Prüfungen abbringen konnte. „Das glaubst du wohl selbst nicht“, protestierte Anzu, die ihn gerade viel zu ernst genommen hatte. „Leider ist das zu bezweifeln. Sonst würden wir sicher alle mit voller Punktzahl abschneiden. Vor Allem Yuugi und Ryo“, warf Honda ein und sie musste kurz grinsen. „Wahrscheinlich. Aber das wäre zu einfach.“ „In deinem Fall wäre es vielleicht die einzige Möglichkeit überhaupt Punkte zu sammeln, Köter.“, kam eine schneidende Stimme samt dazugehöriger Person zu ihnen an den Tisch. „Ich habe jetzt schon mehr Punkte als du je in einem Turnier eingeheimst hast, Kaiba.“, entgegnete Jonouchi, doch ein erhofftes Streitgespräch bei dem er endlich seinen angesammelten Frust los werden konnte blieb aus. Wie hätte es auch anders sein können, blieb der Firmenchef ruhig und bei der Sache zu der er gekommen war. „Hier“, sagte er und reichte Yuugi einen Flyer. Der Beschenkte sah sich diesen sofort aufmerksam an und lächelte. „Ein neues Turnier auf Grund deiner weltweiten Expansion?“, gab Yuugi den Inhalt mit einem leicht fragenden Unterton wieder. „Ich werde es Morgen bekannt geben. Es wird Vorentscheide in allen Kaiba-Lands und einigen ausländischen Themenparks geben. Aus jedem wird nur ein Sieger hervorgehen und zu den KO-Duellen nach Domino kommen.“ Er überlegte kurz und blickte dann dem Jungen mit der stachligen Frisur wider fest in die Augen. „Da du der derzeitige Champion bist, brauchst du keinen dieser Vorentscheide zu bestreiten. Du und ich sind automatisch weiter.“ „Hah. War ja klar“, freute sich Jonouchi und riss seinem Freund den Flyer aus der Hand und sah mit funkelnden Augen zu Kaiba. „Und der Herr Veranstalter ist natürlich weiter, weil es sein Turnier ist.“ Die blauen Augen des beschuldigten schnellten sofort zu den haselnussbraunen Augen. „Es sind sämtliche Champions der letzten 10 großen Duell-Monsters-Turniere automatisch in den Endrunden. Zu denen gehörst du nicht“, erklärte er, ohne einen Anflug von Schuldbewusstsein oder Rechtfertigung. Seine Stimme war ruhig, doch sein Blick bedeutete mehr als einen niederschmetternden Untergang für seinen blonden Rivalen. Nicht nur durch die Erinnerung an dessen Niederlagen, sondern auch der in den Worten mitschwingende Andeutung, dass er es erneut nicht schaffen würde. „Ich wäre erstaunt, wenn du dich Qualifizieren könntest.“ Damit ließ er den vollbesetzten Tisch zurück. Während Katsuya ihm noch wütend hinterher blickte, riss ihm Bakura den Flyer aus der Hand und sah ihn sich gemeinsam mit den anderen an. „Klasse. Die Endrunden liegen in der Goldenen Woche. Dann kann ich euch auf jeden Fall anfeuern.“ „Willst du nicht mitmachen, Ryo?“, fragte Honda. „Nein. Ich mag Brettspiele eher als Duell-Monsters.“ „Dieser Arrogante Arsch“, fluchte der Blonde los und riss den Flyer wider an sich, um die Anmeldeinformationen auf der Rückseite auszufüllen. „Katsuya“, begann Yuugi sanft, musste dann aber lächeln als er beobachtete, wie sich sein bester Freund um die Anmeldung bemühte. Es würde sich wohl nie ändern, wie die beiden miteinander umgingen. Ständig forderte der eine den anderen heraus. Auch wenn es dem Blonden nicht aufzufallen schien, so vermutete Yuugi, dass dieser genau tat was Kaiba mit dem Flyer zu beabsichtigen versucht hatte. Yuugi hätte spätestens Morgen von dem neuen Turnier und seiner automatischen Teilnahme an diesem erfahren. Doch Kaiba hatte ihn persönlich angesprochen und gleich einen der nützlichen Flyer liegenlassen. Keiner der anderen würde diesen brauchen und so war es absehbar, dass dieser wohl für den aufbrausenden Blonden gedacht war. „Lasst uns aufessen und dann das Ding in die Post geben“, forderte Jonouchi sie auf und schlang seine übergroße Portion herunter. Auch wenn seine Freunde sich keine Mühe gaben schneller zu essen, stimmten sie dem Plan zu und ergänzten ihn um einen Besuch in der Spielhalle und einer zusammenfassenden Lerneinheit für die morgige Prüfung. Der Blonde schluckte seinen letzten Bissen herunter und starrte seine Freunde an. Als würde er sie gleich Fressen, wenn sie nicht schneller werden würden. Mit dem Klingeln für die anderen Schüler, erhoben sich die baldigen Absolventen und verließen das Schulgebäude. Amüsiert sahen sie dabei zu, wie Katsuya den Flyer aufgab. Nach einem wirklich kurz ausfallenden Abstecher in die Spielhalle begaben sie sich zu Yuugi, um dort zu lernen. Sehr lange machten sie nicht, da ihnen die Anstrengung in den Knochen hing und ihnen Schlaf mehr als wichtig erschien.

Am nächsten Tag fing Jonouchis Kopf an zu rauchen, als er verzweifelt über den Jahreszahlen brütete. Was war 1933 geschehen und wer war nach dem II. Weltkrieg Präsident? Gab es überhaupt einen? Ach, das war wirklich nicht seine Stärke. Er mochte zwar Geschichten, aber doch nicht solche. Halb verzweifelt versuchte er sich daran zu erinnern, was er sich Gestern noch eingetrichtert hatte und fand tatsächlich ein paar nützliche Hinweise und Antworten. Sobald er angefangen hatte, ging es etwas fließender und nur der kurze Blick zu Yuugi und Kaiba irritierte ihn. Sie schrieben eindeutig viel schneller und wesentlich mehr. Vor Allem letzteres beunruhigte ihn. Hatte er so viel vergessen? Oder waren seine Darlegungen des betroffenen Falls nur knapper zusammengefasst? Na, das glaubte er nicht ein Mal selbst. Er zuckte irritiert zusammen, als Kaibas kalte Augen amüsiert zu ihm herüber blitzten und sofort hatte er wider dessen Worte in seinen Ohren. „Es wäre mehr als Faszinierend, wenn du es tatsächlich schaffst.“ Sogleich kam in ihm das altbekannte Gefühl auf, welches ihn immer daran hinderte auf zu geben. Wieso sollte er auch? Er hatte die Vorprüfung auch bestanden und er war bei weitem nicht so dumm, wie der andere ihn glauben machen wollte. Mit neuem Mut begann er die nächsten Aufgaben abzuarbeiten und konnte am Ende den Raum zufrieden verlassen. Das würde vielleicht seine schlechteste Leistung sein, aber er hatte sein Bestes gegeben. „Muss ich dem Schnösel jetzt eigentlich Dankbar sein?“, fragte er sich und grinste. Die Strategie, den anderen als Motivator zu nutzen, schien ihm gar nicht so dumm. In seinen Duellen war es auch immer seine größte Motivation, gegen den Firmenchef bestehen zu können. Er freute sich jetzt schon auf dessen Gesicht, wenn die Ergebnisse bekannt würden. Katsuya Jonouchi würde ihm damit beweisen, dass er es alle Mal unter die Besten schaffte. Doch bevor er dieses Ziel erreichte, musste er seine Bude auf Vordermann bringen. Am Sonntag wollte er diese immerhin mit seinem Freunden einweihen und gleichzeitig seinen Geburtstag feiern. Es war der einzige Tag, den sie sich von Lerneinheiten freigeschaufelt hatten.

„Alles Gute zum Geburtstag“, schallte es Katsuya entgegen als er die Tür öffnete. „Danke“, gab er freudestrahlend zurück und ließ sie eintreten. „Beeindruckend“, erkannte Otogi die Leistung seines Freundes an. Nicht nur das die Bude glänzte und etwas feierlich geschmückt war, Jonouchi hatte sogar schon seine kreativste Idee für die Wohnung umgesetzt. An der Decke war der Leib seiner liebsten Duell-Monsters-Karte zu sehen. Der schwarze Körper des Rotaugendrachens. Dessen Schwanz schlängelte sich die Wand des Flurs hinab und ragte dort plastisch als Garderobenelement hervor. Der Kopf war in der Schlafnische und trat ebenso dreidimensional über Katsuays Bett hervor. Die Augen sahen jeden direkt an, glommen rot und auch im Maul des Ungetümes war ein kleines Flammen-ähnliches Licht zu sehen. Seine Klauen hielten an der Decke scheinbar Lampen oder stützten sich an der Wand auf einem Hängeschrank oder Regal ab. „Du hast dich selbst übertroffen.“, lobte Yuugi und lies sich auf einem der Kissen nieder um die mitgebrachten Leckerein auf den Tisch zu stellen. Bewundernd sah er erneut zu dem Deckenbild auf, das scheinbar noch nicht fertig war. „Es fehlen noch die Lichteffekte auf dem Körper und ein paar Details damit er lebendiger wirkt.“, gab der Schöpfer stolz von sich und reichte all seinen Gästen ein Glas. Flink füllte er diese mit Sekt und erhob sein Glas um mit ihnen anzustoßen. „Danke das ihr da seid.“ „Auf dich, Katsuya!“, erwiderten seine Freunde und sechs Gläser stießen gegeneinander. Unzählige Geburtstagskarten wurden herumgereicht. Mai, Shizuka, Mokuba, Katsuyas Mutter, sein Vater, Mariks Familie, selbst Pegasus und einige andere wünschten ihm auf schriftlichem Wege alles Gute. Dieser Tag endete in einem Nervenaufreibenden Brettspiel und mit der besten Laune seit Beginn der Prüfungen.

Durch die aus seinem Geburtstag geschöpfte Energie überstand Katsuya auch die noch folgenden Prüfungen und verließ schlussendlich gut gelaunt die letzte. Am liebsten hätte er vor sich hin gepfiffen und damit seiner Erleichterung Ausdruck verliehen. Er entschied sich jedoch lieber für einen Ausflug mit den anderen in die Spielhalle. „Wofür habt ihr euch eigentlich eingetragen?“, fragte er seine Freunde als sie sich auf den Weg begaben. Es war üblich, dass die Abschlussklasse, weil sie zwischen Prüfung und Zeugnisübergabe zwei Wochen Zeit hatten, sich um die Organisation des Schulfestes kümmerte. „Ich bin bei der Theater-AG“, verkündete Anzu und keiner war überrascht.

Auch Hondas Antwort verwunderte nicht. „Ich hab mich dem Komitee angeschlossen um den Überblick zu behalten.“ „Ich plane mit Ryo und Ryuji welche Spiele wir anbieten. Großvater stellt uns einige zur Verfügung.“, erklärte Yuugi. Die beiden anderen nickten. „Ich kann auch noch einige mitbringen, wenn wir uns entschieden haben“, sagte der schwarzhaarige und sie verfielen in die ersten Vorschläge. „Was machst du Katsuya?“, fragte Honda seinen Kumpel. „Ich mach den Hindernisparcour.“ „Oh das ist ja cool. Schade das wir da nicht mehr mitmachen dürfen“, bedauerte sein bester Freund und seine Augen leuchteten dabei. „Du hast dir sicher was tolles einfallen lassen.“ „Ja klar. Der wird nichts für Weicheier.“ „Wie gut das du endlich deinen Charakter richtig einschätzt, Jonouchi.“ Katsuya verdrehte die Augen und wand sich zu Kaiba um. „Du würdest nicht Mal die ersten drei Aufgaben in meinem Parcour bestehen.“, warf er ihm gegen den Kopf. „Immerhin müsstest du dich dafür ja überwinden auf das Schulfest zu kommen und Herr Chef von Weltweit hat bestimmt etwas besseres zu tun.“ „In der Tat habe ich besseres zu tun als bei diesem Kinderkram mit zu machen. Aber falls es dir nicht aufgefallen ist, nehme ich trotzdem meine Verantwortung wahr.“ „Indem du die anderen Herumkommandierst?“ Die blauen Augen des Größeren blitzten kurz und ihn ergriff der Gedanke, dass er eigentlich keinen weiteren Kommentar abgeben wollte. Doch der Straßenköter kitzelte immer das letzte Wort aus ihm heraus. „Ich habe das Konzept erstellt, nach dem ihr Arbeitet. Ich denke, dass zumindest andere dieses Abschlussjahres im Stande sind es passabel Umzusetzen.“ Ungläubig blickte Jonouchi erst Kaiba nach und dann zu Honda der nickte. „Ja. Ich hab das Konzept durchgesehen und wenn alles so klappt, wird es das beste Schulfest was ich je mitgemacht habe.“

„Reib dem Pinkel das bloß nicht unter die Nase“, entfuhr es Katsuya und er hielt seinem Freund den Mund zu. „Echt so gut?“, fragte er und sogleich sich selbst, warum er überhaupt etwas anderes vermutete. Kaiba war fast Unfehlbar und immerhin hatte er genügend Übung in solchen Planungen. Wahrscheinlich war es ein Leichtes für ihn gewesen und er hatte es einfach aus den Ärmeln geschüttelt. „Ja. Er hat uns sogar für einen Wettbewerb angemeldet.“

„Was?“, fragten die anderen gleichzeitig und fühlten sich sofort unglaublich dumm, begründet in dieser Reaktion. „Es gibt ein Komitee das Schulfeste bewertet. Das beste Schulfest gewinnt einen Geldpreis und die Unterstützung des Komitees für das nächste Schulfest. Dadurch gibt es die Möglichkeit Bands ran zu holen oder etwas ähnliches.“ „Das ist ja klasse. Dann müssen wir uns richtig anstrengen.“ Sie pflichteten Anzu bei und suchten schnell ihre Kameraden der einzelnen Gruppen auf um die Nachricht weiter zu geben und die ersten Treffen zur Planung und Durchführung aus zu machen. „Arbeitest du mit jemanden zusammen?“, fragte Yuugi seinen besten Freund, als er wieder zu diesem kam.

„Ja mit Kusame und Miho. Sie sind aber beide schon weg. Ich ruf sie nachher an.“ „Findest du genug Zeit dafür? Du musst doch wieder Arbeiten.“ „Klar. Ich arbeite jetzt Abends von 16-22 Uhr. Da passt das.“, beruhigte er den fürsorglichen Jungen. „Ach du machst ja jetzt einen auf Pizzabote, was?“, fragte Honda und Katsuya grinste ihn an. Im vorbildlichen Tonfall betetet er herunter: „Wir haben nicht nur Pizzen, sondern bieten ihnen die ganze Vielfalt der italienischen Küche. Neben Lasagne und Vitello tonnato, liefern wir auch unsere Weine.“ Er machte eine kleine Geste mit der Hand, als würde er eine Karte überreichen und fügte in seiner üblichen Manie hinzu: „Falls deine Freundin spontan zum Dinner kommt und du nichts zu Hause hast.“ Er zwinkerte und erntete dafür das Lachen seiner Freunde. Ja es klang wirklich so, als wäre dieser Lieferservice etwas für Verliebte, die keine Lust hatten, aus zu gehen oder selbst zu kochen. Das Restaurant genoss bereits jetzt einen sehr guten Ruf und seine Küche schien gut an zu kommen. „Musst du Heute schon ran?“ „Nein erst ab Morgen. Also ab in die Spielhalle.“

Schulfest

Wie er hier her geraten war, wusste er nicht. Na doch. Eigentlich schon. Pünktlich um 16 Uhr hatte Jonouchi seinen Dienst angetreten und gleich die ersten Bestellungen des Abends entgegen genommen, um sie mit seinem Motorrad auszuliefern. Fast die ganze Zeit über war er unterwegs gewesen. Am Samstag, so hatte man es ihm auch angedroht, gab es immer eine Menge zu tun. Es war 22:51, als er vor dem Haus seines letzten Kunden angekommen war. Die Bestellung ging ein, als bereits Küchenschluss war. Doch jetzt sah der Lieferant weshalb sein Chef die Bestellung noch angenommen und ausgeführt hatte.

Er stand vor dem Kaiba-Anwesen. Roland hatte ihm das Tor geöffnet und er betrat gerade die Stufen zum Eingang der Villa. Mit gerunzelter Stirn sah er auf die Bestellung. „Pizza Diavolo. Extra Groß. Mit Käserand. Mokuba Kaiba.“ Na das ergab doch schon mehr Sinn, auch wenn er dem Kaiba-Sproß einen solch scharfen Geschmack nicht zugetraut hätte. Noch bevor er anklopfen konnte, öffnete der jüngste des Hauses die Tür und strahlte ihn freudig überrascht an.

„Katsuya. Ach stimmt, mein Bruder meinte du arbeitest da jetzt. Komm rein, ich hab das Geld im Wohnzimmer liegen lassen.“, begrüßte er ihn und eilte voraus. Der Blonde kam ihm nach und sah sich um. Immer wieder ein beeindruckender Anblick dieses überdimensionale Haus. „Ist dein Bruder auch da?“, erkundigte er sich nebenbei, als sie das Wohnzimmer betraten und seine Frage damit beantwortet wurde. Durch eine andere Tür trat gerade derjenige herein, an dem er sein Interesse bekundet hatte. „Jonouchi“, begrüßte dieser ihn mit einem kurzen Nicken und lies sich elegant auf das Sofa sinken, wo bereits etwas zu Trinken stand und das Besteck für die Pizza lag. Katsuya erwiderte den Gruß kurz und runzelte die Stirn als ihm auffiel, dass er zwei Kunden aber nur eine Pizza hatte. Letzteres wurde ihm gerade aus der Hand genommen und ihm dafür das Geld in diese gedrückt. „Willst du uns Gesellschaft leisten? Du hast doch bestimmt Feierabend“, fragte Mokuba und stellte die geschnittene Pizza auf den Tisch. Flink sammelte er die Jalapeños von einer Hälfte der Pizza herunter und verteilte sie auf der anderen. Kurz beobachtete Katsuya das und überlegte dabei ob er die Einladung annehmen sollte. Er würde gerne etwas gemütlich mit dem jungen Kaiba zusammen sitzen, aber das Problem war die Anwesenheit des großen Bruders. Statt die Einladung abzulehnen, fragte er an Seto gewannt: „Bist du pleite gegangen, dass du dir keine zwei Pizzen leisten kannst?“

Er war nicht verwundert, als er dessen Todesblick zur Antwort bekam. „Ich sehe nicht ein, dass wir uns im Übermaß von Junkfood ernähren müssen. Mokuba wollte Pizza essen und eine in dieser Größe reicht vollkommen.“

„Ich würde auch eine allein schaffen. Außerdem müsste ich dann nicht immer die Jalapeños runter suchen.“ „Seto ist also derjenige, der es scharf mag“, stellte Jonouchi fest und kassierte einen weiteren kühlen Blick des Firmenchefs. „Ich wüsste nicht was dich mein Geschmack angeht.“ „Na wenn ihr jetzt öfters bei uns bestellt, kann ich die Pizza doch gleich richtig belegen lassen. Dann kann ich zumindest Mokuba eine Freude machen. Herr Griesgrämig scheint ja eh nie zufrieden zu sein.“ Sie funkelten einander herausfordernd an und Mokuba blickte nur kopfschüttelnd zwischen ihnen hin und her. „Setz dich Katsuya . Dann können wir essen.“ „Wie?“ „An den Fragen lässt sich die Intelligenz ablesen. Um deine ist es nicht gut bestellt. Du solltest wissen wie man Platz nimmt, Jonouchi. “, entgegnete Seto auf die zugegebenermaßen wirklich falsch formulierte Frage.

Der Blonde überhörte nicht den süffisanten Unterton, der ihn als Hund verspottete. Er zog sich seine Motorradweste aus und ließ diese von Roland aufhängen, bevor er sich der Anweisung fügte. Schnell stellte er fest, dass es gar nicht so unangenehm war. Mit Mokuba konnte er sich super über das anstehende Schulfest oder das neue Turnier unterhalten und kaum das dieser seine Pizza verzehrt hatte, gab es einen Nachtisch von dem auch Katsuya etwas ab bekam. Es war wirklich praktisch, dass er von seinem letzten Auftrag aus gleich Feierabend machen durfte, auch wenn er so mit Arbeitskleidung nach Hause fahren müsste. Seine Haare brauchte er als Dienstbote nicht zu gelen und die Kleidung war allgemein etwas lockerer als beim Kellnern direkt. Als er den letzten Löffel seines Vanilleeis mit Erdbeeren nahm, blickte er auf die Uhr.

Es war unterdessen nach Mitternacht und Seto saß neben ihnen um ein paar Unterlagen durchzugehen. Zwar war er ganz in diesen vertieft, doch ließ Jonouchi das Gefühl nicht los, dass der andere die ganze Zeit ihr Gespräch verfolgte. Ob er öfters so die Abende mit seinem Bruder verbrachte? Körperlich aber nicht Geistig anwesend? Allerdings schien es den Jüngeren nicht zu stören, bis die strenge Seite des Größeren hervortrat. „Es ist fast eins, Mokuba. Verabschiede dich von Jonouchi und mach dich auf den Weg ins Bett.“ Der Ton war sanft aber ließ keinen Widerspruch zu. Ein abgrundtiefer Seufzer kam von dem Getadelten und er erhob sich mit Widerwillen. „Danke das du geblieben bist, Katsuya. Ich werde euch alle mal zum Essen hier einladen. Ihr habt doch jetzt keine Schule mehr.“ „Schon. Aber wir sind mit dem Schulfest beschäftigt und ich arbeite.“ „Ach, wir finden schon eine Zeit.“ Kurz blickte der Eingeladene zu Seto hinüber und bemerkte, dass diesem der Gedanke den ganzen „Kindergarten“ hier zu haben nicht gefiel. Jedoch wollte er seinem Bruder diese Art der Zerstreuung nicht nehmen. Er musste immerhin nicht dabei sein. Zumindest war das wohl seine Überzeugung. „Ah lass, Mokuba. Ich finde schon allein zur Tür. Geh ins Bett, bevor ich von deinem Bruder gelyncht werde,“ reagierte Katsuya auf die Geste des Jüngeren, der ihn zum Ausgang begleiten wollte.

Unterdessen hatte er sich erhoben und wollte noch wie selbstverständlich das Geschirr zurück in die Küche räumen. Das wurde ihm jedoch augenblicklich von dem Hausmädchen abgenommen. Erst jetzt erschien es ihm unsinnig, aber vielleicht sah es auch nach guten Manieren aus. Kurz blickte er zu Seto, ob er etwas wie Anerkennung in dessen Blick sah. Aber nichts. Doch anders als erwartet, war er nicht erneut in seine Unterlagen versunken, sondern hatte sich erhoben um ihn kurz zu Verabschieden. „Macht euer gemeinsames Essen ein anderes Mal aus.“, bestimmte er und nickte Katsuya kurz zu. „Einen schönen Feierabend“, damit ging er durch die Tür des Wohnzimmers und die große Treppe hinauf. Mokuba folgte ihm, nachdem er sich von ihrem Besuch verabschiedet hatte. Dieser zog sich seine Weste über und ging, geleitet von Roland, hinaus.

Bei seinem Blick zurück auf das Anwesen hätte er schwören könnten, das der Firmenchef ihn durch ein Fenster beobachtete. Er grinste kurz und bestieg seine Maschine mit dem Gedanken, dass es wohl eines ihrer friedlichsten Zusammentreffen gewesen war. Seto lag sehr viel an seinem Bruder und in dessen Nähe begann er keine Streiterei mit Katsuya, der einer von Mokubas Freunden war. Ein leichtes Bedauern schwang bei diesem Gedanken mit und der Motorradfahrer überlegte kurz, warum. Ihm fielen seine Überlegungen bezüglich des Brünetten mit den eisblauen Augen wieder ein und er fühlte die aufgestellte These bestätigt. Er würde die Streitgespräche vermissen und sich einen neuen Katalysator suchen müssen, der sein Temperament in der Richtung verkraften konnte. Wie sagte Yuugis Großvater so gerne: „Man weiß etwas erst zu schätzen, wenn es nicht mehr da ist.“ Aber, dass es dabei auch um solchen Nonsens gehen könnte, war ihm nicht bewusst gewesen. Er setzte den Helm auf, startete den Motor und fuhr gen Heimat. „Vielleicht ist es kein Nonsens“, überlegte er. Immerhin hatten ihn diese Konflikte mit Kaiba erst zu dem angespornt, was er bis jetzt erreicht hatte. Kurz blitzte noch ein anderer Punkt bei diesen Überlegungen in seinen Gedanken auf, doch diesen hatte er so flink wieder verdrängt, dass er ihn gar nicht einordnen konnte.

Erst als er nach einer weiteren Stunde in seinem Bett lag, gelang es ihm, auf dieses Bild zurückzugreifen und es seiner Bedeutung zuzuweisen. Dass er dabei leicht rot um die Nase wurde, lag mehr an dem Gefühl sich selbst ertappt zu haben, als an der Befürchtung, dass ein anderer dieses Bild hätte sehen können. „Verdammt Katsuya“, tadelte er sich selbst und musste sich doch eingestehen, dass er nicht zum ersten Mal bei diesem Gedanken hängen blieb. Das Bild, welches er vor seinem inneren Auge sah, war Seto Kaiba am Schulpool. Es war der Anblick aus ihrem letzten Schwimmwettkampf und zugleich ihrer letzten gemeinsamen Sportstunde, kurz nachdem Seto aus dem Wasser geglitten war. Katsuya hatte dessen überlegendes Grinsen so sehr angespornt, dass er seine Bestzeit toppte und nur mit einer hundertstel Sekunde Kaiba unterlag. Er hatte sich dermaßen darüber und über die Kommentare des Siegers aufgeregt, dass es ihm erst jetzt in einem ganz anderen Licht erschien. Zwar war ihm dessen gut gebauter Körper schon zuvor aufgefallen und er hatte dessen Attraktivität noch nie bestritten, aber es war erstmals ein leicht prickelndes Gefühl dabei. Vielleicht auch nicht zum ersten Mal? In seinem Kopf schürte sich ein Gedanke, den er gar nicht erst versuchte abzustreiten. Warum sollte er sich auch selbst belügen. Er fand Seto attraktiv und würde diesen hübschen Anblick wahrscheinlich ebenso vermissen wie ihre Streitereien. Wie hatte Otogi es betitelt, als sie einst auf das Thema der Sexualität zu sprechen kam: „Ich bin nicht versaut. Ich bin moralisch flexibel.“ Für seine Freunde war es nichts neues, dass Otogi nicht nur dem weiblichen Geschlecht zugetan war und somit hatte auch Jonouchi zugegeben, dem ganzen nicht abgeneigt zu sein. „Ich denk mir, in der heutigen Zeit kann man gar nicht flexibel genug sein.“, waren seine Worte zu dem Thema gewesen. Trotzdem hatte er sich bis jetzt immer eher zu Frauen hingezogen gefühlt. Seine erste Liebe war eine Krankenschwester gewesen und sein großer Schwarm war Mai Kujaku. Während er darüber nachdachte, sah er diese starken Frauen vor sich und er lächelte selig. Wenn er nicht in diesem Moment eingeschlafen wäre, hätte er sich bestimmt noch etwas mehr an diesen Gedanken erfreut. So flocht sich das Ganze nur in seine Träume ein.
 

Am nächsten Tag traf er sich mit Miho und Kusame um den Hindernisparcours zu planen. Sie waren sich schnell einig und Katsuya wollte versuchen ein paar Hologramme mit einzubauen, um das ganze auffälliger zu gestalten.

„Wie willst du das machen?“, fragte ihn Miho. „Ich werde meine alte Duell-Disc etwas umfunktionieren.“, gab er nur als Antwort und von da an war es seine Freizeitbeschäftigung die Erfindung von Kaiba entsprechend seiner Vorstellungen zu manipulieren. Neben Arbeit und Basteleien traf er sich mit seinen Freunden und besprach mit ihnen gemeinsam die Planung des Schulfestes. Da Honda im Organisations-Team war, konnte er alles an die entsprechenden Leute weiterleiten. So rückte das Schulfest immer näher und sie bemerkten, wie viel noch zu tun war. Zwei Tage vor den Festivitäten war der gesamte Abschlussjahrgang in den Vorbereitungen versunken. Sie bauten Buden auf, verkabelten alles was Strom brauchte, schafften das Feuerwerk heran, wiesen das externe Sicherheitspersonal ein, klärten die letzten Sachen mit den Lehrern, verstauten die Preise, backten Kuchen, bereiteten Reisbällchen und andere Leckerein vor, luden Familienmitglieder ein und verteilten an alle Schüler eine Stempelkarte. Auf dieser musste jeder von allen Ständen und Aktivitäten einen Stempel einsammeln, um an einer Tombola teilnehmen zu können. Die Idee war von Jonouchi gekommen und von allen begeistert entgegengenommen worden. Gemeinsam standen sie vor Sonnenaufgang am Eingangstor der Schule und betrachteten ihr Werk. „Na dann. Auf gutes Gelingen!“, rief Honda und sie stimmten mit ein, bevor sie auf ihre Positionen gingen. Kurzerhand wurde die Lichterketten angeschaltet und sogleich änderte sich die ganze Atmosphäre. Jonouchi war sich sicher, dass sie gute Chancen beim Komitee hatten. Das es zum großen Teil auch Kaibas Verdienst war, würde er diesem bestimmt nicht auf die Nase binden.

Gespannt ließ er sich auf seinem Platz nieder. Er fragte sich schon die ganze Zeit, wer den Parcours bestehen würde. Nach einigen Stunden war der Schulhof gerappelt voll und alle Buden und Attraktionen waren gut besucht. Das Theaterstück von Anzu und ihrer Gruppe wurde mit Applaus gefeiert und viele Schüler bissen sich an Katsuyas Aufgaben die Zähne aus. „Jetzt will ich es auch mal versuchen!“, rief eine bekannte Stimme und ein kleiner Junge mit schwarzen langen Haaren kam angerannt. „Das sieht echt schwer und spannend aus, Katsuya “, begrüßte Mokuba ihn und der andere lächelte. „Und das ist es auch. Versuch dein Glück, Mokuba.“, forderte er ihn auf und gab ihm den Zettel auf welchem er die Lösungsworte eintragen musste, die er für eine bewältigte Aufgabe bekam. Sofort stürmte der Junge zum ersten Hindernis, währen Jonouchi auffiel das auch der ältere Kaiba-Bruder die Festivität mit seiner Anwesenheit beehrte. Während alle vom Abschlussjahr die Schuluniform als Art Arbeitskleidung trugen, hatte Seto sich über diesen Gemeinschaftssinn hinfort gesetzt und trug sein wahrscheinlich liebstes Outfit mit dem weißen Mantel. Der Blonde musterte ihn kurz und fragte sich, ob der Firmenchef in letzter Zeit zu wenig Schlaf bekam. Er schien müde und ausgezehrt.

„Hey Kaiba. Geht es dir gut?“, fragte er, als der andere ihm gegenüber stand. Als er daraufhin mit einem amüsierten, kalten Blick bedacht wurde, bereute er seine Sorge gleich wieder. Um diesen Kaiba sollte man sich wirklich keine Sorgen machen. Das war schon immer vergebene Liebesmüh gewesen. Gleich würde sicher eine typische Antwort kommen, wie das er ganz gut auf sich selbst achten könne und kein solches Mitgefühl brauchte. Bingo. Jonouchi wurde nicht enttäuscht. „Ich wüsste nicht was dir den Anlass zu einer solchen Frage gegeben hat. Es bedarf keiner Aufmerksamkeiten von dir.“ Das letzte Wort sagte er in einem Ton, der den Herabgewürdigten sofort das Blut in den Adern zum kochen brachte. „Ich habe eben gute Manieren, die ich selbst einem arroganten Eisklotz gegenüber anwende. Was suchst du überhaupt hier?“, zeterte er los und lies seinen Blick an dem Brünetten hinab wandern. „Du scheinst keine Zeit für das hier eingeplant zu haben.“ „Scharf beobachtet, Köter. Ich begleite nur Mokuba bis ich meinen Terminen nachkomme. Bei mir geht die Arbeit dem Vergnügen vor.“ „Na zumindest bist du ein besserer Bruder als Klassenkamerad.“, entgegnete er und blickte kurz auf Mokuba, der gerade über einem Puzzle brütete. Die Augen des Parcourleiters blitzten kurz. „Willst du nicht auch dein Glück versuchen, Kaiba?“, fragte er hinterlistig. „Für solchen Kinderkram brauch ich weder Glück noch werde ich dafür irgendetwas anderes bemühen.“ „Feige?“ „Keineswegs.“

Der Firmenchef sah auf den Zettel für die Lösungsworte, den der jüngere ihm hinhielt und er zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Er konnte nicht umhin, dass ihm der Gedanke gefiel etwas Zerstreuung bei diesem Spiel zu finden. Aber er hatte schon beim zusehen fast alle Rätsel gelöst und die anderen Aufgaben wären auch viel zu einfach für ihn. Trotzdem konnte er nicht umhin, dass es ihn reizte den Blonden von seiner Meinung abzubringen. Er verschränkte die Arme vor der Brust und ließ seinen Blick zu Mokuba wandern, der langsam immer weiter kam. „Etwas derartiges zu tun, erfordert keinen Mut, Jonouchi“, gab er von sich um nicht das letzte Wort an den Straßenköter zu verlieren. Er war müde und geschafft von den harten Verhandlungen, die er in letzter Zeit führen musste. Da die meisten mit europäischen Geschäftsleuten stattfanden, dauerten die Gespräche oft bis tief in die Nacht. Rechnete er die Stunden der letzten zwei Wochen zusammen, kam er wohl auf kaum mehr als zwanzig, die er mit Schlafen verbracht hatte. Bei dem Gedanken unterdrückte er ein herzhaftes Gähnen und straffte seine Schultern. „Hier“, kam es von dem Blonden, der ihn scheinbar immer noch nicht aus den Augen gelassen und eigentlich etwas anderes hatte sagen wollen. „Ist nur mein schwarzer Tee. Aber drüben am Kuchenstand gibt es auch Kaffee.“, sagte er und Seto war erstaunt, dass der Kleinere ihn richtig einschätzte. Nicht nur das ihm aufgefallen war, wie müde er schien, sondern auch dass er ihn für einen Kaffeetrinker statt Teeliebhaber hielt. Ganz abgesehen von seinem Erstaunen über dessen Frechheit eine seiner Erfindungen für diesen Kinderkram geschickt umzubauen, räumte er seinen Manieren Platz ein und sagte: „Danke“, um einen Schluck zu nehmen. Wenn er wollte dass das Tein wirkte, sollte er wohl Zucker untermischen. Widerwillig ließ er sich etwas von dem süßen Stoff geben und rührte es mit einem Plastikstäbchen ein. Das Lächeln welches er gerade von dem Blonden erntete lies ihn kurz in seiner Bewegung innehalten und erneut eine Augenbraue hochziehen.

„Ich bin erfreut, dass du doch was nettes sagen kannst. Auch wenn es nur ein Danke ist“, sagte Katsuya und zwinkerte ihm frech zu, bevor er einem Mitschüler den Zettel für den Hindernisparcours gab.

Er erklärte diesem kurz das Vorgehen und wünschte ihm viel Glück und Spaß. Das gab Kaiba die Möglichkeit über seine Verwirrung zu sinnieren. Ihm ging es gerade um einiges Besser. Seine Müdigkeit schien schon weniger schlimm und das lag nicht nur an dem zu stark gesüßten Tee, den er mit kleinen Schlucken herunter zwang. Die Streiterei, wenn man es denn noch so nennen konnte, war mehr als belebend. Ihm kamen sogar wieder neue Ideen, die er in den Verhandlungen heute Abend einbringen konnte. Sein Kopf schien seine Kreativität zurück zu gewinnen und die Symptome des Schlafmangels in die hinterste Ecke zu verbannen. Ihm war schon Mal aufgefallen, das die sinnfreien Gespräche mit Jonouchi sehr förderlich für seine Motivation waren. War er bei diesem in Rage geraten, so hatte er den Energieschub für Wichtigeres nutzen können. Dafür hätte der Straßenköter fast noch ein Danke verdient. Er würde aber nie laut zugeben, dass ihm die Wortgefechte gut taten und er sie wohl vermissen würde. Vermissen? Das war nun aber mehr als übertrieben, tadelte er sich selbst und würgte den letzten Schluck aus dem Plastikbecher herunter, bevor er ihn in einer Mülltüte entsorgte.

„Sag meinem Bruder, dass ich mir einen Kaffee holen gehe!“, befahl er dem Blonden und verschwand in die zuvor empfohlene Richtung. Er spürte den Blick des Anderen und war verwundert, dass kein bissiger Kommentar von diesem kam. Sah er denn wirklich so fertig aus, dass der Köter auf ihn Rücksicht nahm?Jonouchi sah dem übermüdeten reichen Sack hinterher und runzelte die Stirn. „Mokuba“, sprach er den Jungen an, der gerade erfolgreich zum Ausgangspunkt zurückkehrte. „Wie viel Schlaf hat dein Bruder in letzter Zeit bekommen?“ Mokuba blickte zu seinem Bruder und sah besorgt drein. „Nicht viel. Wenn es hoch kommt drei Stunden in der Nacht. Ich wollte eigentlich, dass er zu Hause bleibt und etwas Schlaf nachholt, aber er meinte nur, dass er es mir versprochen habe und er deshalb mitkommen würde.“„Hat er so viel um die Ohren?“„Und wie. Durch die Expansion ins Ausland hat er sich viel zu viel aufgehalst. Er steht in Verhandlungen mit europäischen Maklern, um Grund und Boden für einen neuen Themenpark zu kaufen. Das scheint sich sehr hin zu ziehen und er muss die Prüfungsergebnisse abwarten, bevor er nach Frankreich fliegen kann. So muss er immer auf Videokonferenzen zurückgreifen.“ „Kann man ihm irgendwie helfen?“, fragte Katsuya ehrlich besorgt und wurde daraufhin mit einem freudigen Lächeln seitens Mokuba belohnt. „Ich denke das könntest du wirklich. Bring uns Morgen einfach wieder eine leckere Pizza. Diesmal zwei. Für mich Salami.“„Ich arbeite Morgen gar nicht“, sagte er abwehrend, musste aber trotzdem grinsen. „Um so besser. Dann kannst du schon früher kommen. Und bring die anderen mit, und euch auch Pizza. Ich lade euch ein.“„Was hast du vor, Mokuba?“„Wir können Seto nicht bei den Verhandlungen helfen, aber wir können ihm die Organisation des Turniers erleichtern. Ich denke, zusammen mit euch, kann ich das schaffen und er braucht sich darum keine Gedanken mehr zu machen.“ „Das klingt nach einem Plan. Ich bin dann Morgen gegen sechs mit den anderen bei dir, ok?“ „Geht klar“, sagte Mokuba unbeschwert und verabschiedete sich von Katsuya um seinem Bruder nachzueilen und sich ein Kuchenstück zu kaufen.

Nach Jonouchis Auffassung würde der morgige Tag sehr seltsam werden. Erst die Prüfungsergebnisse einsehen, ihm lief ein eiskalter Schauder über den Rücken und dann Mister Ich-schaff-alles-alleine unter die Arme greifen.

Schnell zückte er sein Handy und schrieb in der Gruppe seiner Freunde, was sie erwartete und ob sie helfen würden. Von allen kam sofort ein „Ja“ zurück. Obwohl Seto nie wirklich freundschaftlich mit ihnen umgegangen war, so sahen sie ihn als Freund an und würden alles tun um ihm zu helfen. Vor allem Yuugi schrieb sofort ein paar nützliche Tipps in die Gruppe, die sie Morgen umsetzen konnten. Sie fügten Mokuba hinzu und schon ergab sich wieder einer ihrer Schlachtpläne. „Vielen Dank“, schrieb der kleine Bruder des millionenschweren Firmenbesitzers zum x-ten Mal und Katsuya grinste. Irgendwie freute er sich darüber Seto unter die Arme greifen zu können. Er hoffte nur, dass dieser die Hilfe auch zulassen würde.
 

Als das Feuerwerk begann, saßen die Freunde zusammen und sahen in den Himmel. „Echt klasse“, kam es von Anzu und es folgten einige Ah's und Oh's. „Dem Komitee scheint es auch zu gefallen“, warf Otogi ein und ihre Blicke huschten zu den drei Außenstehenden. „Ich glaube echt, dass wir eine Chance haben“, verkündete Bakura optimistisch. „Dann werde ich nächstes Jahr auf jeden Fall wieder zum Schulfest kommen“ „Ich auch“, stimmten die anderen Jonouchi zu und kurz legte sich eine traurige Stimmung über sie alle. Vielleicht waren dies ihre letzten Tage in dieser Konstellation. „Versprecht mir, dass ihr mir auf jeden Brief und jede Postkarte antworten werdet.“, sagte Anzu und hielt ihnen ihre Hand hin.„Versprochen“, erhielt sie als Antwort. „Und auch auf jede E-Mail.“ „Versprochen.“

Sie legten ihre Hände übereinander, wie sie es schon so oft getan hatten. Auch wenn sie nun getrennte Wege gingen, würden sie auf diesen nie ohne die anderen einherschreiten. Sie lösten ihre Hände voneinander, als das Feuerwerk beendet war und kümmerten sich um die Abbauarbeiten. Diese waren viel schneller erledigt, als die Aufbauarbeiten hatten vermuten lassen.

Hilfsleistung I

Ein riesiger Schülerhaufen drängte sich vor der Tafel an denen die Gesamtpunktzahl der Prüfung aushing. Jonouchi versuchte, über die anderen hinweg zu sehen, doch er würde sich gedulden müssen. Nur langsam löste sich die Traube auf und er kam nahe genug heran, um seinen eigenen Namen entdecken zu können. 

„Geschafft“, entfuhr es dem Siegreichen als er die Zahl sah. 805 von 900 möglichen Punkten. 

Somit hatte er es unter die besten 15 des Abschlussjahres geschafft und seinem Studium stand nichts mehr im Weg. Selbst Kaiba musste doch davon beeindruckt sein, oder? Kurz sah er sich nach dem Pinkel, der die Liste mit 895 Punkten anführte, um und bemerkte, dass dieser nicht da war. 

„Nun, wen verwundert es“, sagte Yuugi und strahlte dann seinen besten Freund an. 

„Klasse Katsuya. Du hast dich wirklich selbst übertroffen.“ 

„Ja du aber auch. 815 Punkte, spitze.“ 

„Das war unser gemeinsames Lernen“, gab Anzu als Kommentar dazu und grinste sie schelmisch an. Sie belegte den vierten Platz auf der Liste, knapp gefolgt von Otogi und nur noch durch Bakura und einem Mädchen einer anderen Klasse geschlagen. 

„Das Kaiba nicht die volle Punktzahl erreicht hat verwundert mich doch etwas.“, meinte Honda, der mit seinen 809 Punkten zufrieden schien. Wie sollte er es auch nicht sein? Ihre Paukerei hatten sich bezahlt gemacht und sie tatsächlich alle unter die besten 15 gebracht. 

„Na, selbst der kann doch nicht alles können.“, entgegnete Jonouchi achselzuckend. 

„Aber bestimmt ärgert es ihn trotzdem“, spekulierte der Spielladenbesitzer und grinste. 

„Das könnten wir ja nachher überprüfen“, schlug Honda vor und sie beschlossen auf Grund ihrer hohen Punkte, sich mit einem ausgedehnten Ausflug in die Spielhalle zu belohnen. Danach verabschiedeten sie sich nur kurz voneinander, bevor sie vor dem Kaiba-Anwesen erneut zusammen fanden.

„Sie wünschen?“, erklang Rolands raue Stimme aus der Sprechanlage, was vermuten ließ, dass sein Chef zu Hause war. 

„Hallo Roland. Hier ist Muto Yuugi. Mokuba erwartet uns.“, sprach der Junge mit der ungewöhnlichen Stachelfrisur und es öffnete sich das Tor für sie. 

„Kommen sie herein.“ 

Sogleich folgten sie der Aufforderung und gingen das Stück Weg hinauf bis zum Eingang. Noch bevor sie die unterste Stufe betraten, öffnete ihnen Mokuba die Tür und strahlte sie an. Jonouchi überlegte worüber der Junge sich mehr freute. Über ihr Erscheinen oder die vielen Pizzakartons in ihren Armen? 

„Da läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Riecht das gut!“ 

Scheinbar war das Letztere zutreffender und der Blonde musste grinsen. Er selbst war nicht weniger der Leidenschaft des essens verfallen. 

„Dank Katsuya haben wir sie zum Mitarbeiterpreis bekommen“, erklärte Yuugi zwinkernd und gab Mokuba die gewünschte Salamipizza. 

„Wo ist dein Bruder, Mokuba? Dann bring ich ihm seine schnell hoch.“, schlug der pflichtbewusste Bote vor. 

„Lieber nicht. Er ist gerade in einer Videokonferenz. Wir stellen sie in unseren Ofen und halten sie warm, dann kann er sie nachher essen.“ 

Während er dies sagte, blickte Mokuba besorgt auf die Tür zum Konferenzraum. Er hoffte inständig, dass sein Bruder heute noch zum Essen kommen würde. 

„Weiß er, dass wir hier sind?“, fragte Yuugi und der Kleinere wurde verräterisch rot. 

„Ich wollte nicht riskieren, dass er etwas dagegen sagen könnte. Ihr wisst ja wie stur er ist.“ 

Zustimmendes Murren der anderen Anwesenden. Selbst Roland nickte beflissen und öffnete ihnen die Tür zum Esszimmer. 

„Lasst uns erstmal essen, bevor wir mit der Arbeit anfangen“, schlug Mokuba vor und deutete auf die gedeckte Tafel. Für sie alle standen Getränke, Obst und Eis als Nachtisch bereit. 

„Wow. Da kann man sich ja fast überfressen“, bemerkte Jonouchi und hielt sich nicht zurück die Androhung umzusetzen. 

Es ging mehr als lustig zu, als sie sich über ihre Pizzen hermachten und auch reichlich Obst, sowie massenhaft Eis danach verdrückten. Erst als die Tafel fast leergefegt war, gingen sie mit Mokuba in eines der Arbeitszimmer. 

„Ist das deines?“, fragte Bakura und sah sich hochachtungsvoll um. 

„Ja. Mein Bruder lässt sich zwar nicht oft helfen, aber wenn dann brauche ich ja einen Ort wo ich alles zum Helfen habe, oder?“ 

Er grinste und nahm mit ihnen an einem großen Tisch mit mehreren Stühlen Platz. Hier würde es sich wunderbar arbeiten lassen. Sie kramten ihre Hilfsmittel wie Notizblock und Stift hervor und begannen mit Mokuba Teilnehmernummern in ein entsprechendes System einzuordnen. Erst mussten alle Anmeldungen in einer Datenbank vereint werden, dann die Reihenfolge und Duelle festgelegt und danach die entsprechenden Antworten generiert werden, um sie den Teilnehmern zukommen zu lassen. Zum Glück half ihnen dabei das Programm welches Kaiba entwickelt hatte. Trotzdem mussten sie alle Briefe einzeln überprüfen, da sich keine Fehler einschleichen durften. Sie saßen einige Zeit daran und sanken dann erschöpft auf ihren Stühlen zurück. 

„Oh man. Und das hättest du alleine gemacht?“, fragte Honda und sah Mokuba bewundernd an. 

„Ja. Und weil ich es nicht rechtzeitig geschafft hätte, wäre mein Bruder noch mit dem Rest beschäftigt gewesen. So kommt er nachher hoffentlich zu etwas Schlaf, bevor er seinen Flug nimmt.“ 

„Fliegt er Morgen schon nach Frankreich?“, fragte Yuugi und sah den jüngeren erstaunt an. 

„Dann ist er zur Abschlussfeier gar nicht da?“ Mokuba schüttelte bedrückt den Kopf. 

„Er hat sich alles zuschicken lassen, damit er Morgen gleich los kann. Seto meint, er könne es nicht weiter aufschieben. Das muss alles noch erledigt werden, bevor die Endrunden beginnen.“ 

„Ich hab immer mehr Respekt vor deinem Bruder“, sagte Katsuya ehrfürchtig und sah wie seine Freunde ihm beipflichteten. 

„Wie lange ist er in Europa?“ 

„Drei Tage. Zumindest wenn alles glatt läuft. Ich hoffe er bringt mir was Leckeres mit.“ 

Über diesen einfachen Wunsch des Kaibas mussten sie grinsen, was durch ihre Erschöpfung zu einem Lachen anwuchs. Sie speicherten ihre Arbeit ab und sortierten die analogen Unterlagen ordentlich ein. Danach machten sie sich einen neuen Helfer-Termin aus und verabschiedeten sich von Mokuba. 

„Katsuya?“, fragte der Kleinste der Runde, „Kannst du meinem Bruder noch die Pizza bringen? Ich krieg bestimmt Ärger, wenn er sieht das ich welche bestellt habe und auf diesen kann ich gerne bis Morgen verzichten.“ 

Der Gefragte grinste kurz und nickte. 

„Kein Problem. Ihr könnt schon vorgehen, ich bin eh mit Motorrad da.“, erklärte er den Anderen, als diese an der Tür auf ihn warten wollten. 

Yuugi musterte ihn kurz und blickte dann zu Mokuba, der besorgt auf die Tür blickte hinter der Seto zu sein schien. Sie hatten den ganzen Abend nichts von ihm gehört. Ob er noch immer in Verhandlungen steckte? 

„In Ordnung. Wir sehen uns dann Morgen zur Abschlussfeier“, sagte er und verabschiedete sich von seinem besten Freund. Dieser ging kurz darauf in die Küche und holte die Pizza heraus. Er kontrollierte sie und sah dann zu Mokuba. 

„Soll ich ihn auch gleich ins Bett verfrachten?“, fragte er den besorgt dreinschauenden. 

„Wenn du das schaffst, bist du mein Held“, gab Mokuba resigniert von sich. 

„Ich erzähl ihm einfach, was wir Heute alles für ihn erledigt haben und das er als Gegenleistung schlafen gehen soll. Mal schauen ob danach mein Kopf noch dort sitzt, wo er hingehört.“ 

Der Kleinere sah ihn entsetzt an. 

„Das wollte ich ihm schonend beibringen.“ 

„Schon klar. Aber dann müsstest du noch jetzt mit ihm reden. Und so brauchst du keinen Ärger fürchten. Das mach ich schon.“ 

„Katsuya “, protestierte er, doch er war ihm dankbar. Er hatte sich noch keine passende Lösung einfallen lassen, wie er seinem Bruder das geheime Hilfskommando erklären sollte. Es widerstrebte ihm, den Blonden vorzuschicken, aber er musste zugeben, dass dieser mit der Wut seines Bruders wohl bestens umgehen könnte. 

„Danke“, gab er kleinlaut von sich. 

„Jetzt ab ins Bett mit dir. Du musst morgen in die Schule.“ 

Mokuba umarmte ihn kurz, schien aber doch etwas skeptisch gegenüber dem Plan. Sein Bruder konnte unter Schlafmangel sehr griesgrämig werden. 

„Gute Nacht“, wünschte der Jüngere und ließ Jonouchi den Gang zum Schafott antreten. Er hatte das Gefühl, als würde der Held sich gerade in die Höhle des Löwen wagen. In dem Fall vielleicht eher in die eines weißen Drachens mit eiskaltem Blick?

Vorsichtig klopfte der Blonde an und rügte sich sogleich selbst. Der Respekt von Mokuba für seinen Bruder hatte ihm doch etwas Angst eingeflößt. Einen schlafenden Drachen sollte man bekanntlich nicht wecken. Und wenn er ihm dann noch erzählte, dass der Kindergarten ihm Arbeit abgenommen hatte, von der sie nichts wissen sollten … oh das konnte gefährlich werden. 

Als keine Antwort kam öffnete er die Tür und spähte in das große Büro. Es brannte nur eine Lampe am Schreibtisch, der auf der gegenüberliegenden Seite vor dem Fenster stand. Durch dieses schien der Vollmond herein, der langsam von Wolken verdeckt wurden. Kurz kam Jonouchi der Gedanke, dass es heute vielleicht sogar schneien würde. Zumindest hatte der Wetterbericht etwas in der Art gesagt. Kaum war dieser Gedanke verflogen, fiel ihm auf, dass er noch gar nicht zusammengestaucht wurde, obwohl er soeben unaufgefordert die Höhle … das Büro betreten hatte. 

Verwundert sah er zum Chefsessel in dem Seto saß, den linken Arm über den Augen und komplett zurück gelehnt. Leise schlich er voran und stellte die Pizza auf einen freien Platz des Tisches ab. Viel gab es davon nicht. Neben dem Laptop, der unterdessen den Bildschirm ausgestellt hatte, lagen etliche wichtig wirkenden Dokumente. 

„Kaiba?“, sprach er den jungen Mann an, der sogleich den Arm sinken lies und ihn mit seinen blauen Augen ansah. Sofort bildete sich ein Kloß in Katsuyas Hals, den er schwer hinunterschluckte und der in seinem Magen ein seltsamen Krampfen auszulösen schien. 

Das war alles andere, als der kalte Blick, den er sonst von dem immer korrekten Chef der Kaiba Corporation kannte. Wenn er diesen beschreiben müsste, dann wohl mit dem Wort: Schlafzimmerblick. Es war nur ein kurzer Moment. Wahrscheinlich war er eingedöst und durch Katsuya erst aus diesem Dämmerzustand herausgerissen wurden. Er richtete sich sofort auf und ein forscher Blick musterte den Jüngeren von Kopf bis Fuß, bis er den Pizzakarton sah und einen Blick auf die Uhr warf. 

„Dein Bruder hat dir eine Pizza mitbestellt.“ 

„Soviel kann ich mir selbst zusammenreimen. Und auch das du nicht der Pizzabote bist. Weder deine Kleidung noch die Uhrzeit lassen darauf schließen.“, schlussfolgerte der Braunhaarige und fixierte ihn nun direkt. 

„Weshalb warst oder bist du hier?“ 

Katsuya ließ sich nicht einschüchtern sondern zog den USB-Stick hervor auf dem ihre gemeinsame Arbeit abgespeichert war. 

„Wir haben deinem Bruder unter die Arme gegriffen, weil er will das du endlich Zeit zum Schlafen hast.“ 

„Ihr? Etwa der gesamte Kindergarten? Und was habt ihr getan?“, fragte er und die Empörung wuchs in seiner Stimme, als er den Stick ergriff und an seinen Laptop anschloss. Er wartete die Antwort gar nicht erst ab und kontrollierte mit findigem Blick die darauf gespeicherten Dateien. 

„Wir sind kein Kindergarten. Wir sind deine Freunde, Mann. Und deshalb wollten wir dir und Mokuba auch helfen. Im Gegensatz zu dir, ist dein Bruder wenigstens in der Lage um Hilfe zu bitten.“ 

„Ich brauche keine Hilfe von Stümpern.“ 

„Du brauchst Schlaf und Essen.“ 

„Ich habe weder Hunger noch das dringende Verlangen ins Bett zu gehen.“ 

„Gut du kannst auch auf dem Sofa schlafen. Ich trag dich da gern hin.“ 

„Jonouchi! Verschwinde aus meinem Büro!“, erhob sich seine Stimme, die bis eben noch gelassen geklungen hatte. 

„Nicht bevor du die Pizza vor meinen Augen gegessen hast.“ 

Der Blonde öffnete den Karton und hielt sie ihm unter die Nase. 

„Oder soll ich sie dir rein würgen?“ 

Dafür kassierte er einen giftigen Blick, doch er bemerkte auch die Hände des anderen am Karton. Das sich ihre Finger leicht dabei streiften, war nicht zu vermeiden gewesen und es wunderte ihn doch etwas, das der Kloß aus seinem Magen sich plötzlich in ein Gewimmel aus Ameisen zu verwandeln schien. Schnell verschränkte er seine Arme vor der Brust und starrte den Imperator auffordernd an. 

„Dein Bruder macht sich Sorgen, also iss!“, forderte er ihn auf und sie lieferten sich ein Blickduell. 

Etwas erschrocken wich Katsuya zurück, als Seto sich plötzlich erhob und direkt an ihm vorbei in eine kleine Sitzecke mit gemütlichen Sofas ging. Er ließ sich darauf nieder und begann zu Essen. Auch wenn der Brünette es sich nicht anmerken lies, so erahnte Katsuya , dass ihm die Pizza mehr als gut tat. Er war sich fast sicher eine leises, zufriedenes Seufzen von ihm zu vernehmen. 

„Du siehst ich esse. Richte es meinem Bruder aus, während du gehst.“ 

„Ich geh noch nicht“, sagte er grinsend und erntete erneut einen dieser herrlichen Todesblicke. 

„Das hier ist kein Wunschkonzert, Straßenköter. Du hast meinen Worten folge zu leisten.“ 

„Ich bin kein Köter und keiner deiner Angestellten. Ich werde dafür Sorgen dass du schlafen gehst. In Europa kann immerhin keiner von uns darauf achten, dass du deiner Gesundheit den Vorrang gibst.“ 

Katsuya konnte förmlich sehen, wie es in dem anderen anfing zu brodeln und er kurz davor stand ihn achtkantig rauszuschmeißen. Doch statt sich wie erwartet zu erheben, blieb er sitzen, wand den Blick ab und schob sich ein weiteres Stück der scharfen Pizza in den Mund. Kaiba musste echt müde sein, wenn er so viel Widerstand duldete. Oder war es eher wegen seines Bruders? 

Das war gar nicht so abwegig und tatsächlich auch der ausschlaggebende Grund für den Firmenchef. Er wusste, dass sein Bruder sich große Sorgen um ihn machte. Dass er Katsuya und dessen Freunde um Hilfe gebeten hatte, zeigte wie ernst die Lage war. Zwar war seine Müdigkeit seit dem Auftauchen des Köters wie weggeblasen, doch sein Hunger um so größer. Bis eben war ihm gar nicht bewusst gewesen, dass er solchen Hunger hatte. Er schob sich den letzten Bissen in den Mund und spülte ihn mit Wasser aus einer Flasche herunter, die hier für Gäste bereitstand. Mit ausgeprägter Eleganz erhob er sich und drückte Katsuya den Pizzakarton in die Hand. 

„Verschwinde endlich. Du kannst meinem Bruder ausrichten das ich ins Bett gehen werde.“ 

„Brav.“, kam es schneller über Jonouchis Lippen als er sich der Konsequenzen eines solchen Wortes bewusst werden konnte. Ein fieses Grinsen zuckte über das Gesicht seines Gegenübers und dieser packte ihn am Kragen. 

„Ich denke 'brav' ist nicht das passende Wort hierfür.“, zischte er in eisiger Kälte, „Allerdings kann ich dir die Bedeutung des Wortes gerne beibringen, Köter. Wenn du 'brav' bist, gibt es Leckerlis, wenn nicht: Prügel.“ 

Katsuya war kurzzeitig erstarrt und musste schwer Schlucken. 

„Also raus und misch dich gefälligst nicht mehr ein.“ 

Als er losgelassen wurde, hatten sich seine Muskeln bereits wider entspannt und in seinem Kopf ratterte es auf Hochtouren. 

„Gut ich gehe 'brav' und dafür ...“ 

Er feikste kurz und kam dann dem Impuls nach, der sich eben in ihm angestaut hatte. Ein Leckerli von Kaiba, hm? Nur für eine hundertstel Sekunde berührte er dessen schmale Lippen mit den seinen und nahm dann schneller reiß aus, als er sich Gedanken über seine Handlung machen konnte. Er warf Mokuba nur ein flinkes: „Er machts“, zu, bevor er durch die Tür und bei seiner BMW war. Was hatte er sich nur dabei gedacht?, fragte er sich selbst und startete den Motor, zog seinen Helm auf und fuhr los. Das würde sicher Konsequenzen haben. Einem Drachen so nahe zu kommen, war alles andere als ungefährlich. 

Aber er hätte sich keine Sekunde länger zurückhalten können. Eigentlich hatte er sich schon ziemlich gut im Griff gehabt, da sein Wunsch eher in die Richtung gegangen war: Ich will den arroganten Arsch in sein Bett zwingen. Dass dieser dabei seine Klamotten verloren hätte, war Jonouchis Unterbewusstsein mehr als klar. Bis eben war er noch der Überzeugung gewesen, dass er die Streitereien mit seinem Konkurrenten vermissen würde. Jetzt wurde diese von seiner Vermutung ergänzt, dass ihm der attraktive Eisklotz fehlen würde. Über sich selbst lachend stellte er fest, dass seine Gedanken bis eben in eine ganz bestimmte Richtung gegangen waren. Zu gerne hätte er ihr Wortgefecht auf einer anderen, horizontalen Ebene fortgeführt. 

„Scheiße“, fluchte er als er sich den Helm abnahm und durch sein Haar strich. Er wollte sich gar nicht selbst belügen und daher sah er es als einfacher, zuzugeben dass er nichts lieber täte, als den Firmenchef ins Bett zu kriegen. Der Gedanke war nichts neues, aber er schien zum ersten Mal so präsent, dass er ihn zu einem Fehltritt verleitet hatte. Als er in seiner Wohnung ankam, entblätterte er sich und sprang unter die Dusche. Erst kalt und dann angenehm heiß, in der Hoffnung eine Lösung für das verursachte Problem zu finden. 

Reden? Sicher nicht. Vielleicht hatte Seto es nicht registriert? Unwahrscheinlich. Oder er hält es für einen Traum durch seine Übermüdung? Und Morgen verkündet er den Rücktritt aus seiner Firma. Am wahrscheinlichsten war, dass der Eisklotz sich gerade gründlich wusch und die Zähne putzte, um jeden Gedanken daran weg zu schrubben. Dabei würden ihm bestimmt die diabolischsten Ideen kommen, wie er es Katsuya heimzahlen konnte. Ein Kaiba der sich von einem Mann küssen lies? Von einem Kindergarten-Köter? 

Katsuya zuckte zusammen, als er sich selbst als einen solchen bezeichnete und lauschte der kleinen Bitterkeit in seinem Kopf: „Ein Mann der einen anderen küsst. Wenn er die unumstößlichen Schlüsse zieht, hab ich mehr als seinen Ekel zu erwarten.“ 

Er konnte sich zwar nicht vorstellen, dass Kaiba zu den intoleranten Menschen gehörte, die andere für ihre Sexualität verurteilten, aber er war immerhin nicht irgendwer. Und er hatte auch nicht irgendeinen Mann geküsst, sondern Kaiba höchstselbst. Als er sich dessen Blick vorstellte, mit dem er eine Kakerlake oder ähnliches bedachte, zog sich in Katsuya alles zusammen. Dieser Blick würde ihn mehr treffen als jeder der Todesblicke zusammengerechnet, die er je kassiert hatte. Zumindest war jetzt das Bild verschwunden, das ihn überhaupt in diese Situation getrieben hatte und hinterließ ein ungutes Gefühl und irgendwie den aufgestoßenen Geschmack von Pizza-Hawai.
 

Der eben noch wütende Kaiba, stand nun in seinen Grundfesten erschüttert da. Gerade redete er sich ein, dass Katsuya die Flucht ergriffen hatte, da seine Drohung Wirkung gezeigt hatte. Doch er wusste genau, dass es nicht seine Worte, sondern dessen Handlung gewesen war. Seine Worte hatten noch nie Eindruck auf den Köter gemacht. Um so verwirrender war die Reaktion die er darauf erreicht hatte. Er schloss kurz die Augen und spürte das ihm der Mund leicht offen stand, den er sogleich schloss. Mit dieser Tat kehrte die Fassung in ihn zurück und er machte sich auf den Weg in sein Schlafzimmer.

Nur am Rande nahm er wahr, das Mokuba gerade in sein eigenes zurück huschte. Nun gut, er konnte den Schlaf gebrauchen, für den sein Bruder die Zeit freigearbeitet hatte. Eigentlich freute es ihn schon, dass sie solche Hilfe bekommen hatten, aber es wurmte ihn viel mehr, als das er es je zugeben würde. 

Seto betrat sein Schlafgemach und ihm erschien das Bild des Blonden erneut vor Augen. Wie seine braunen Augen geleuchtet hatten und das Grinsen bei seinen letzten Worten. All das war binnen einer Sekunde von seinem Gesicht gewichen bevor er die Flucht ergriffen hatte. Wenn er es mit einem Wort beschreiben müsste: Panik. Es war pure Panik. Panik vor was? Oh, sicher vor der Reaktion des geweckten Drachens. Doch Seto war gar nicht in der Lage gewesen zu reagieren. Nicht wegen irgendeiner Übermüdung, sondern eher, weil er nie mit so etwas gerechnet hätte. Und somit wusste er gar nicht, wie er darauf reagieren sollte. 

Er lies sich auf sein Bett sinken und überlegte. Er verspürte weder den Drang zu schlafen, noch sich das leichte Prickeln von den Lippen zu wischen. Im Gegenteil. Er wünschte sich eher Katsuya festgehalten und mit ins Bett gezogen zu haben. Prompt saß er kerzengerade in seinem Bett und rang nach Atem. Für derlei Gedanken hatte er momentan keine Zeit, schon gar nicht wenn sie diesen Möchtegern-Duellanten betrafen. Dass er überhaupt auf eine solche Idee kam. Mit dem Blonden? Er mit dem Blonden? Nie und nimmer. Er erhob sich und ging ins angrenzende Bad um sich etwas Wasser ins Gesicht zu spritzen. Kaum das er dabei die Augen schloss, brannte sich ein Bild in seine Augenlider. Jonouchi der wütend aus dem Wasserbecken stieg, als er knapp gegen ihn verloren hatte. 

Seto öffnete die Augen und sah sein Spiegelbild an. Er hatte schon einigen Unsinn erlebt und begonnen zu glauben, aber das er in dieser Richtung etwas für den Jüngeren empfand, war das Absurdeste was ihm je in den Kopf gekommen war. Beruhigt ging er zurück in sein Bett, doch eine kleine Stimme erinnerte ihn: „Es ist nicht das erste Mal, dass du so über ihn denkst.“ 

Er verdrängte sie unter Vorwand in eine Ecke, wo all der private Kram lagerte für den er momentan keine Zeit hatte. Doch ein Grinsen konnte er nicht verhindern, als er erschöpft in die Kissen sank und fast augenblicklich einschlief.
 

Als Jonouchis Wecker seinen Dienst verrichtete, fühlt sich der Blondschopf alles andere, als ausgeruht. Sein Kopf dröhnte, seine Augen brannten und in seinen Ohren schien es zu summen. All zu erholsam war diese Nacht nicht gewesen. Immer wieder hatte ihn der angewiderte Blick von Kaiba aufgeweckt und ihm einen unangenehmen Schauder über den ganzen Körper gejagt. Sein Ziel, sich Respekt bei ihm zu erarbeiten, war damit wohl gescheitert. Das einzig Gute war, dass er Seto demnächst nicht mehr unter die Augen treten müsste. Dieser war bestimmt schon auf dem Weg nach Europa und er würde ihn frühstens beim Turnier wieder sehen. Sollte sich Mokuba nochmal eine Pizza bei ihm bestellen, würde er sie direkt an der Tür übergeben. 

Das war doch ein beruhigender Plan. Als er jedoch einen Blick auf sein Handy warf, ob der Akku geladen sei, verschlug es ihm sämtliche Hoffnung die er soeben zusammengekratzt hatte. 

'Wage das nie wieder!', stand in der SMS und ihm lief es eiskalt den Rücken herab. 

Vielleicht hatte er es damit ja überstanden? Ein schwerer Wermutstropfen ran seine Kehle hinab. Doch als er unten ankam, rührte er an der Oberfläche eines Sees, der viel mächtiger war. Mut und … das dringende Bedürfnis die Toilette auf zu suchen. 

Nachdem er aus dem Bad kam fasste er einen Entschluss. Scheinbar war es kein Ekel, mit dem Seto auf das Ganze reagierte. Dennoch war dessen Wut nicht unbedingt eine ungefährlichere Reaktion. Jonouchi Katsuya würde sich davon aber nicht unterkriegen lassen. Im Gegenteil. Er spürte den Drang, sich etwas einfallen zu lassen, dass in Gang gebrachte zu Ende zu führen. Wenn es kein Ekel war, ließ es doch eine gewisse Neigung vermuten. Vielleicht könnte er nicht unbedingt den Respekt des anderen für seine Duellfähigkeiten erlangen. Aber Katsuya hatte noch andere Fähigkeiten die er dem Meister der Drachen gerne zeigen würde. 

Innerlich ohrfeigte er sich für diesen Gedanken, der viel zu pubertär für sein Alter war. Jedoch gefiel es ihm viel zu sehr, einen positiven Ausgang seiner gestrigen Handlung herzusehnen, als das er die leichte Hoffnung in Bekümmerung umschlagen ließ. Er öffnete seinen Kleiderschrank, schnappte sich seine Schuluniform und zog sie ein letztes Mal an. Flink griff er sich einen Apfel und ging die Treppen hinunter, während er ihn verzehrte. 

In der Schule hätten sie eine letzte Stunde mit ihrer Klassenlehrerin, die ihnen ihre genauen Prüfungsergebnisse überreichte. Danach gäbe es in der Aula eine Abschlussfeier samt Zeugnisübergabe bei der alle Schüler anwesend waren. Fast alle. Seto war bereits ausgeplant und diese Behauptung bestätigte sich als Frau Sagamochi jedem einzeln die Punkteaufschlüsslung überreichte und unbeeindruckt an Kaibas leerem Platz vorbei ging. Etwas trübsinnig sah Katsuya auf den Platz des Jahrgangsbesten und dann auf den Zettel der ihm vor die Nase gehalten wurde. 

„Ich bin beeindruckt“, fügte seine Lehrerin ehrlich Lächelnd hinzu. „Ich wünsche dir viel Glück auf deinem weiteren Weg, Jonouchi.“ 

Er strahlte sie an und nahm das Blatt entgegen. 

„Danke“, sagte er stolz wie Oskar und sah sich die Auswertung an. Wie vermutet hatte er die größten Einbußen in Geschichte gehabt. Die anderen Punkte waren fast alle bei Englisch draufgegangen. Das Schreiben dieser Sprache lag ihm einfach nicht. 

„Tauschen wir?“, fragte Yuugi und hielt ihm seine eigene Auswertung hin. 

Er nickte gleich als Antwort und wechselte das Blatt mit ihm. Yuugi hatte fast überall ein paar Punkte eingebüßt. Es gab keinen großen Klotz und in Geschichte hatte er sogar die volle Punktzahl. 

„Klasse Mann“, lobte der Blonde ihn und bekam ebenfalls ein Lob zurück. 

Langsam löste sich die Sitzordnung auf und er studierte gemeinsam mit den anderen die Punkteverteilung. Als es klingelte, gingen sie in die Aula hinunter und nahmen dort ihre Plätze ein. Es folgte eine langatmige Rede des Direktors. Eine bewegende und etwas lustige von Honda als Jahrgangssprecher und ein kurzes Stück der Theater AG. Dann wurden sie einzeln nach vorne gerufen und mit der Übergabe des Zeugnisses beglückwünscht. Danach begaben sie sich nach draußen und Katsuya war erstaunt, als er nicht nur die Eltern der anderen, sondern auch seine Mutter und Schwester erblickte. Kaum, dass sie ihn erkannte, kam Shizuka auf ihn zugewuselt und beglückwünschte ihn mit einer stürmischen Umarmung.

„Zeig mal her. Wow das hab ich dir gar nicht zugetraut, Bruder.“

Er sah sie wütend aber auch belustigt an.

„Ich wusste nicht das ihr kommen wolltet“, sagte er und sah zu seiner Mutter, die würdevoll heran schritt.

„Gut gemacht“, lobte sie Katsuya und schenkte ihm ein Lächeln, bei welchem sie ihm die Hand reichte. Er ergriff sie und strahlte über das ganze Gesicht. Eigentlich konnte der Tag fast nicht mehr besser werden.

„Kommt ihr? Großvater hat für uns im Sakuya einen Raum reserviert.“, rief Yuugi zu ihm herüber und Katsuya sah ein, dass seine Worte gerade widerlegt wurden. Der Tag wurde noch besser. 

Yuugis Großvater hatte an sie alle gedacht, sodas sie gemeinsam und mit ihren Familien den gemeisterten Abschluss feiern konnten. Es ging lustig in dem japanischen Restaurant einher und als sie satt waren, zogen sie in eine Karaokebar um. Teilweise gaben sie trommelfellquälende Lieder zum Besten, doch alles in allem war es der beste Tag seit langem. 

Hilfsleistung II

„Lasst uns noch ein Lied zusammen singen und dann nach Hause gehen“, schlug Yuugi mit einem Blick auf die Uhr vor. Sie waren bereits müde und saßen fast nur noch erzählend zusammen. Katsuya nickte zustimmend und gähnte verhalten. „Wie wäre es hiermit?“, fragte Anzu und suchte ein Anime-Opening heraus. „Digimon. Ehrlich?“, kam es von Otogi der seine Brauen zusammen zog. „Warum nicht. Ich finde der Text passt zu uns.“ Katsuya zuckte mit den Schultern, sprang auf und schnappte sich das Mikro. Bevor ein anderer Einspruch erheben konnte, begann er mit Anzu zu singen und seine Freunde wurden zum mitmachen animiert. Ihre Eltern hatten sich bereits vor zwei Stunden von ihnen verabschiedet und nach diesem Lied war es auch für sie Zeit zu gehen. Sie sangen zu ende, stellten die Maschine aus und verließen die Karaokebar.

„Wollen wir eigentlich ein paar Tage ans Meer fahren?“, fragte Otogi und sah in die Gesichter seiner Freunde. „Ich weiß wir haben bis zum Semesterstart alle viel mit arbeiten zu tun, aber vielleicht finden wir ein gemeinsames Wochenende.“ „Ja klar.“ „Das klingt verlockend.“ stimmten sie zu. „Wohin genau?“, fragte Honda den Schwarzhaarigen. „Ich hab ein Strandhaus. Zu der Jahreszeit kann man da zwar noch nicht baden, aber es ist echt ein schönes Fleckchen.“ „Du hast was?“, platzte es aus Katsuya heraus. „Ich vergesse immer, dass du auch ein Geldscheißer bist.“ „Auch? Vergleichst du mich etwa mit Kaiba?“ „Etwas, ja?“ „Wie kannst du nur?“, brüskierte er sich und grinste dabei.

„Hast du denn gestern noch etwas bei ihm erreichen können, Katsuya?“, fragte Yuugi seinen besten Freund. „Zumindest hab ich ihn dazu genötigt die Pizza aufzuessen und er ist auch ins Schlafzimmer gegangen. Aber ich hab natürlich nicht überprüft ob er Mokubas Wunsch nachgekommen ist.“ Kurz blitzten die Ereignisse des gestrigen Abends bei dem Blondschopf wieder auf, doch er schüttelte sie schnell ab. „Dann haben wir hoffentlich etwas Gutes bewirkt. Übermorgen gehen wir wieder hin und helfen so gut wir können.“ „Eigentlich hat der eure Hilfe gar nicht verdient“, sagte Otogi nachdenklich, doch Bakura und Yuugi lächelten ihn an. „Mokuba hat gefragt und auch wenn Seto es nie zugeben würde oder sich bedankt, so tun wir doch das Richtige.“ „Du bist ein viel zu guter Mensch, Yuugi. Ich kann euch leider nicht helfen, wünsche euch aber viel Erfolg. Man sieht sich.“ „Bis dann!“, riefen sie ihm nach und verabschiedeten sich untereinander.

Diese Mal konnten Yuugi und Katsuya noch einige Zeit zusammen laufen. „Hat er dich zur Sau gemacht?“, fragte sein bester Freund und Katsuya blickte zu ihm. „Etwas. Aber ich hab mich nicht unterkriegen lassen.“ Der Andere lächelte und nickte zufrieden. „Ich drücke ihm die Daumen, dass seine Verhandlungen gut ausgehen.“ „Ach sicher. Ich glaube Kaiba könnte die Welt regieren, wenn er es wollen würde.“ Yuugi begann zu lachen und stellte sich Kaiba in dieser Position vor. Katsuya hatte recht. Die Verhandlungspartner würden sich warm anziehen müssen um bei den Verträgen nicht zu Eisblöcken zu gefrieren. „Wie geht es dir, Yuugi? Kommst du mit allem zurecht?“ „Klar. Naja es ist irgendwie noch immer etwas leer. Also mein Zimmer. Aber langsam gewöhne ich mich wieder daran.“ Katsuya lächelte sanft und strubbelte seinem besten Freund durchs Haar. „Ich vermisse ihn auch. Er ist einer meiner besten Freunde, aber du hast die richtige Entscheidung getroffen. Du hast ihm damit sehr geholfen.“ Yuugi nickte und erwiderte das Lächeln. „Bald sind wir Studenten. Bist du dir immer noch sicher das es der richtige Weg für dich ist?“, forderte er die Meinung des Blonden ein. „Ich kann das Pauken unterdessen viel besser ab als früher. Immerhin hab ich ja noch dich an der Backe. Da wird es schon nicht so schlimm werden.“ „Hey“, protestierte der Junge mit der ungewöhnlichen Augenfarbe und begann sich mit Katsuya zu kabbeln. Erst als sie bei dessen Wohnblock angelangt waren, trennten sie sich. „Wir sehen uns spätestens bei Mokuba, ok?“ „Spätestens“, gab Yuugi zurück und ging die letzten Minuten des Weges alleine zum Spielladen.
 

„Sicher das wir es nicht anders machen können?“, fragte Honda an Mokuba gewandt. Sie saßen in dessen Büro der Kaiba-Villa und brüteten über den verschieden Anfragen von Sponsoren, TV-Sendern und ähnlich hochgradigen Firmen. „Wir haben nur dieses Kontingent und das muss so Nutzbringend wie möglich aufgeteilt werden.“ „Aber was ist das meist Nutzbringende?“, grübelte Anzu und Yuugi schob gemeinsam mit Katsuya ein paar Zahlen auf dem Tisch hin und her. Sie hatten das Kontingent von Presseplätzen und Tickets für Verlosungen und Firmenmitglieder so gut es ging aufgeteilt. Doch immer noch war Mokuba nicht zufrieden. Unterdessen hatten sie alle Zahlen auf Zettelchen geschrieben und schoben sie auf einer Karte umher, die alle zu bedenkenden Firmen und Personen aufzeigte. Mokuba begutachtete die neue Verteilung. „Jetzt hat der Bürgermeister wieder zu Wenige.“, gab er zu bedenken und Katsuya seufzte resigniert.

„Können wir nicht Erstmal eine Essenspause einlegen? Du hast vorhin was von Wraps zum selbst belegen gesagt.“ Zustimmend auf Jonouchis Forderung knurrten ihre Mägen und Mokuba nickte. „Gute Idee. Lasst uns runter gehen, dann können wir essen. Ich hab auch leckeren Kirschsaft, den wir aus unserem eigenen Garten gewonnen haben.“ „Das klingt nach einem leckeren Plan.“ Sie speicherten ihre bis jetzt erreichten Ergebnisse und gingen in das Speisezimmer. Kaum das sie eintraten tafelten die Hausmädchen alle Zutaten für die Wraps auf. Mokuba flitzte hinunter in den Keller und kam mit ein paar Flaschen des angepriesenen Getränkes zurück. Der Kirschsaft war in alte Weinflaschen abgefüllt und verkorkt.

„Die hier hab ich selbst abgefüllt“, verkündete der jüngste Kaiba und schenkte seinen Freunden je ein Glas ein. Bevor sie mit dem Essen begannen probierten alle das süße Getränk. „Sehr gut“, gaben sie anerkennend von sich. „Unsere Haushälterin Minagi hat uns auf die Idee gebracht. Ihrer Familie gehört eine Obstplantage und sie hat das von Klein auf gerne gemacht.“ „Sag bloß dein Bruder hat dabei geholfen?“, hackte Katsuya nach und weitete erstaunt die Augen als der Jüngere nickte. „Er meinte das wäre zumindest gesünder als der Abgepackte den ich sonst immer trinke und … er hat für sich selbst einen Kirschwein daraus eingelagert.“ „Das schmeckt als Wein bestimmt auch sehr gut“, stellte Anzu fest und betrachtete den Inhalt ihres Glases. Mokuba zuckte die Schultern und fing an sich den ersten der dünnen Teigfladen zu belegen.

Dadurch angespornt begannen auch die anderen mit der Zubereitung des Essens. Nur während der ersten Bissen herrschte Schweigen, dann kamen sie wieder auf das zu bewältigende Problem zu sprechen. Als sie satt waren gönnte sich jeder noch ein Glas von dem leckeren Saft und bis auf Katsuya taten dies auch alle auf die übliche Weise. „Ach verdammt“, kam es von ihm. Beim entkorken der neue Flasche hatte er etwas zu viel Kraftaufwand betrieben. „Das tut mir Leid, Katsuya.“, sagte Mokuba bestürzt. „Die Flasche muss schon einen Knacks gehabt haben“, bemerkte Bakura und hielt Jonouchi eine Serviette hin.

Der Hals der Flasche war durchgebrochen und überschüttete den verwunderten Jungen mit einer Lache aus roter Flüssigkeit. Zwar war nicht der ganze Inhalt auf ihn gegossen, was er seinen Reflexen zu verdanken hatte, aber es reichte, um seine Klamotten zu ruinieren und ein klebriges Gefühl auf seiner Haut zu hinterlassen. Die Hausmädchen kamen herein, beseitigten die Sauerei und reichten Katsuya ein Handtuch und Wechselkleidung. „Du kannst dich im Bad umziehen.“, schlug Mokuba vor und führte ihn hin.

„Danke.“ „Gib mir gleich deine Klamotten. Minagi bekommt die Flecke sicher raus und dann kannst du sie nachher gleich wieder anziehen.“ „Das wäre klasse.“ Als der Jüngere gegangen war, stand Katsuya nur in Unterhose im Bad und sah sich um. Dieses Bad war größer als seine komplette Wohnung. Er bekam Lust in die Wanne zu steigen, aber er wollte die Anderen nicht zu lange warten lassen und sprang nur unter die Dusche. Er brauchte nicht lange um sich von dem klebrigen Zeug zu befreien und wieder aus der westlich gestalten Anlage herauszusteigen. Doch noch bevor er überhaupt nach seinem Handtuch greifen konnte erstarrte er in all seinen Bewegungen. Ja sogar sein Herz und Magen schienen ihre Aktivitäten für diesen Augenblick einzustellen und es riss ihm fast den Boden unter den Füßen weg.

„Was machst du hier?“, fragte ihn der Braunhaarige, der soeben das Bad betreten hatte. Katsuya könnte schwören, dass dessen Stimme noch nie so kalt geklungen hatte und der Effekt der soeben genommenen heißen Dusche war wie weggewischt. „Duschen, wonach sieht es den sonst aus?“, fragte der Blonde bissig, als er seines Körpers wieder Herr wurde und riss das Handtuch an sich. „Außerdem bist du es, der einfach reingekommen ist.“ „Das hier ist mein Haus und woher sollte ich wissen das du hier duschst. Es war nicht abgeschlossen. Also was tust du in meinem Haus?“, konkretisierte Seto seine Frage obwohl ihm im gleichen Moment die Antwort in den Sinn kam. Bestimmt war auch der Rest des Kindergartens hier und verrichtete eine ihrer guten Taten. Weshalb der Straßenköter jedoch hier duschte, erschloss sich ihm noch nicht.

„Ich helfe Mokuba.“ „Wird das zu einer Standardantwort?“ „Und ich dusche, weil ich mich mit Kirschsaft bekleckert habe.“ „Das klingt wirklich nach dir. Ich hätte selbst darauf kommen können.“ „Ach und warum musst du dann überhaupt nachfragen?“ Setos Miene verfinsterte sich und er blickte auf die Kleider die man seinem ehemaligen Klassenkameraden gegeben hatte. Es waren welche von den seinen. Langsam kam seine Fassung zurück, die er beim Eintreten ins Bad verloren hatte. Neben der Überraschung, dass jemand im Bad war, hatte es ihn sämtliche Selbstbeherrschung gekostet seine Gesichtszüge nicht entgleiten und seine Augen nicht an Katsuya entlang wandern zu lassen. Mit seiner ersten Frage hatte er den Kloß aus seinem Hals herunter gezwängt und begonnen sich zu sammeln. Er atmete tief durch und verließ das Bad um eines der anderen aufzusuchen.

„Das nächste Mal schließ ab“, kommentierte er das Geschehen nur noch und suchte eines der anderen Bäder auf um dort seinen eigenen Rat zu befolgen. Er war gerade aus Frankreich zurückgekehrt und wünschte sich nichts sehnlicheres als seinen Bruder zu begrüßen, ein heißes Bad und sein eigenes Bett. Aber jetzt hatte er die Befürchtung würde das Bad zu heiß werden und das Bett nicht sofort den gewünschten Schlaf hervorrufen. Das eben war einfach eine zu überfordernde Situation für seinen strapazierten Geist gewesen. Gerne hätte er noch Mokuba vor dem Bad guten Tag gesagt, doch diesem und seinen Freunden wollte er gerade nicht unter die Augen treten.

Langsam lies er sich in die hiesige Wanne gleiten und seine Muskeln entspannten sofort. Bis eben war er noch mit sich und seinen Verhandlungen zufrieden gewesen. Jetzt verfluchte er sich wegen seiner unpassenden Reaktion auf den aus der Duschen steigenden jungen Mann. Das war nach all den Strapazen wirklich zu viel gewesen. Er schloss die Augen und dämmerte etwas ein. Erst das Klopfen an der Tür lies ihn aus diesem Zustand zurückgleiten und er blickte zur Tür. Er konnte sich denken wer zu ihm kommen wollte. „Ich komme in einer halben Stunde zu dir, Mokuba“, sagte er mit sanfter aber starker Stimme und er war erleichtert, dass er diese und seinen Körper wieder unter Kontrolle hatte. „Es ist schön das du wieder da bist“, hörte er die Stimme seines Bruders und ein Lächeln huschte ihm über das Gesicht. „Wenn ich zu dir komme sind deine Freunde hoffentlich schon gegangen.“ Er hatte mehr Strenge in die Stimme gelegt als beabsichtigt war. Fast sah er das Gesicht des Jüngeren vor sich, der ertappt dreinblickte und sich auf ein Donnerwetter gefasst machte. „O-ok“, kam es zurück durch die Tür und er hörte wie Mokuba davon eilte.

Als dieser das Büro wieder betrat sahen ihn die anderen bereits erwartend an. Katsuya war zuvor zurückgekommen und hatte berichtet das er Seto getroffen habe. Sofort war dessen Bruder los gestürmt um ihn zu begrüßen. „Er will, dass ihr geht bevor er aus dem Bad kommt“, erklärte Mokuba und blickte sie entschuldigend an. „Ach was. Wir machen das hier noch zu Ende.“ „Und ich kann eh nicht weg, bevor du mir meine Sachen zurück gibst.“, ergänzte Katsuya die Aussage seiner Freundin. Keiner von ihnen lies sich von Kaibas Ansage einschüchtern. Der Ehrgeiz hatte sie ergriffen und sie lächelten Mokuba aufmunternd an. Dieser nickte strahlend und sie versuchten sich wieder auf ihr Problem zu konzentrieren. Obwohl sie endlich eine Lösung anstrebten, konnten sie ihre Nervosität nicht abstreiten, als Seto Kaiba den Raum nach kurzem Klopfen betrat. Er wirkte nicht nur erfrischt sondern erschreckend bei Kräften. Das hatte bei Kaiba eine Wirkung, als würde man dem weißen Drachen persönlich gegenüber stehen.

„Hatte ich nicht schon öfters erwähnt, dass ich eure Hilfe nicht benötige?“, fragte er rhetorisch. „Dir bieten wir sie ja auch nicht an. Wir helfen Mokuba.“, entgegnete Katsuya und zog den Zorn des großen Kaibas auf sich. Dieser ließ ihn jedoch vorerst links liegen um Mokuba endlich zu begrüßen. „Wie sind die Verhandlungen gelaufen?“, fragte der Kleinere. „Sehr gut. Ich habe alle Verträge unterzeichnet bekommen.“ „Das ist spitze“, strahlte Mokuba und seine Augen leuchteten. Man sah ihm die ehrliche Freunde an und auch den Hintergedanken: Endlich hat mein Bruder wieder mehr Zeit. „Gratuliere Kaiba“, sagte Yuugi und lächelte „Wo überall wirst du denn deine neuen Themenparks eröffnen können?“ „Bis jetzt nur in Frankreich. Aber in Deutschland habe ich auch gute Aussichten.“ Er nickte ihnen kurz zu und ließ seinen Blick dann über den Tisch und die darauf verteilten Zahlen schweifen. „Nehmt die drei letzten TV-Sender raus. Dann geht euer Prinzip auf.“, sagte er knapp, strich seinem kleinen Bruder durchs Haar und blickte ihn an. „Bring mir nachher gleich die Tabelle, dann gebe ich das Kontingent frei.“ „Ja“ Damit verließ er den Raum, verabschiedete sich aber noch kurz von den anderen. Das war deren Ansicht nach schon mehr als sie von Kaiba je erwartet hätten.

„Wow. Das hat er mit einem Blick gesehen?“, fragte Bakura und leistete der Aufforderung folge. „Ich hab mich nicht getraut die drei raus zu nehmen“, sagte Mokuba, „Aber er hat Recht. Sie können die Aufnahmen der anderen einkaufen. Von daher brauchen sie nicht selbst vor Ort sein. Außerdem ist es nur wichtig, dass diejenigen mit dem Exklusivrecht anwesend sind.“ Sie sortierten schnell alles um und gaben es in die digitale Tabelle ein. Nur Yuugi schien es aufzufallen, das Katsuyas Blick immer wieder zur Tür zurück wanderte. Fragend blickte er seinen Freund an und musterte ihn, als dieser nur mit den Achseln zuckte und die nächsten Namen und das dazugehörige Kontingent an Mokuba weitergab. Er ärgerte sich selbst darüber, dass sein Blick gerade immer wieder zur Tür wanderte. Doch nach dem Schock vorhin im Bad, war ihm aufgefallen, dass Seto wesentlich normaler auf ihn reagiert hatte als nach dem letzten Vorfall zu erwarten war. Vielleicht war die ungewöhnliche Situation im Bad dafür verantwortlich. Gegen diese musste ein Kuss wie eine Lappalie wirken. Katsuya überlegte ob er mehr Hass an dem Firmenchef bemerkt hatte als sonst. Eigentlich nicht. Eher … Wenn er sich an eben zurückerinnerte, was ihm nun dank des verflogenen Schocks möglich war, musste er bemerken, dass der sonst so blasse Typ einen zarten Rotschimmer im Gesicht gehabt hatte.

„Fertig“, sagte Mokuba stolz und überflog noch ein Mal die Liste, dann schob er den Laptop zu Anzu, die mit Bakura alles noch einmal kontrollierte. Katsuya und Yuugi verräumten mit ihm die Materialien und warfen das Unnütze weg. „Alles in Ordnung Mokuba. Ist dann alles soweit fertig?“, fragte Anzu. „Ja danke, Leute.“ „Ich muss mich nur noch umziehen.“, fiel es Jonouchi auf, als er sich mit den anderen zum gehen aufmachen wollte. „Wartet nicht auf mich. Wir sehen uns nächste Woche.“, ergänzte er und ging hinunter in den Wäscheraum um seine dort im Trockner befindliche Kleidung heraus zu holen. Mokuba hatte ihm bereits erklärt wo er hin musste und er wollte auf dem Rückweg einen kleinen Abstecher machen. Von einem Gedanken beseelt, der in den letzten Stunde immer hartnäckiger in den Vordergrund gerückt war, fasste er den Entschluss: Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.

Als er sich umgezogen hatte begab er sich auf den Rückweg und sah durch ein Fenster nach draußen. Die Anderen durchschritten gerade das Tor und er bedauerte es kurz sich diesen Vorwand genommen zu haben, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. Aber er wollte herausfinden ob seine Theorie den Praxistest bestand. Er lauschte in den Korridor hinein und hörte, das Mokuba seinem Bruder eine gute Nacht wünschte. Folglich hatte er diesem gerade die gewünschte Datei übergeben. Einen Moment verharrte Katsuya an dem eingenommenen Platz, bevor er an Setos Tür Klopfte und eintrat. Mit dem fragenden Blick hatte er gerechnet und ebenso mit dessen Begrüßung. „Was willst du noch hier?“ „Ich wollte etwas klären, dass sich beim letzten Mal ergeben hat.“ Er sah in den blauen Augen, dass Seto wusste was er meinte. Erleichtert stellte er fest, das damit kein Ekel oder dergleichen verbunden war. Langsam schritt er näher an den Schreibtisch des Mannes heran, von dem er sich gerade geröntgt fühlte.

„Auf welche Weise?“, fragte dieser und ihre Blicke trafen sich. Hätte Katsuya es ihm zugetraut, so würde er dessen Gesichtsausdruck als lüstern bezeichnen. Doch so sah er es nur als eine amüsierte Herausforderung an.

„Ich habe drüber nachgedacht und ich erkenne keine Abneigung deinerseits.“ „Du hast nachgedacht, das ist schon sehr beeindruckend.“ Er verdrehte leicht die Augen, wohl wissend das es den anderen nur noch mehr amüsierte. „Und zu welchen Schlüssen bist du noch gekommen?“ Da ihm sein Rivale nicht widersprach, schienen seine Gedanken richtig gewesen zu sein und er ging um den Schreibtisch herum, beugte sich zu dem Eisklotz hinab und legte seine Lippen auf dessen. Dieses Mal waren sie weitaus angenehmer und nicht zu einem wütenden Strich verzogen. Er musste sich am Schreibtisch abstützen, als ihm augenblicklich die Knie weich wurden. Nicht nur das es besser war als erhofft, nein, der andere erwiderte den Kuss sogar. „Das war ein Entschluss. Und ich hätte Lust auch noch weitere meiner Schlüsse vorzubringen.“, sprach er leise als sie sich voneinander lösten. Das hier war ein viel zu guter Vorgeschmack auf das, was er sich vorgestellt hatte, als das er jetzt einen Rückzieher wagen würde. Kaiba jedoch schien nicht begeistert zu sein. „Du vergisst etwas, Streuner. Ich lasse mich gewiss nicht auf solche Spielereien ein.“ „Du hast es eben getan.“ „Es ist interessant deine Reaktion auf diese Situation zu beobachten. Ausgehend von der Panik, die das letzte Mal in deinem Gesicht stand, scheinst du Nächte damit verbracht zu haben über meine mögliche Reaktion nachzudenken. Deine gespielte Lässigkeit täuscht nicht über das Zittern deiner Hand hinweg.“ Katsuya musste schlucken. Ja er war nervöser als er sich gab, aber das der andere das so leicht bemerkte wurmte ihn.

„Ich schlage dir etwas vor, um das ganze auf einem angemessenen Niveau zu halten.“ „Du denkst das hier sind Verhandlungen in denen du zu bestimmen hast? Deiner Reaktion nach bist du in einer ähnlichen Lage wie ich.“ „Ähnlich vielleicht. Und daher solltest du dir mein Angebot anhören.“ Seto zog ihn am Kragen zu sich und küsste ihn kurz und hart. „Ein Wort hierüber zu irgendwem und du kannst dir deine Zukunft abschminken“, drohte er dem Unterlegenen. Katsuya seufzte und gab sich fast augenblicklich geschlagen. Es wurmte ihn, das Kaiba gerade den Spieß umgedreht hatte. Eigentlich hatte er vorgehabt seine Konkurrenten zu verführen und ihm bewusst zu machen, dass er eine Schwäche für ihn hatte. Aber jetzt sah es eher danach aus, als wäre es dem Firmenchef die ganze Zeit bewusst gewesen. Es fuchste ihn, dass der Andere es so gelassen hinnahm, dass er ihn gerade anbaggerte und er sogar davon ausging, dass Jonouchi auf das Ganze einging. Zwar wollte er das Ganze nach jenem zuvor formulierten Motto durchziehen, aber die Gefahr dabei wurde ihm erst jetzt wirklich bewusst.

„Deine Drohungen wirken bei mir nicht, Kaiba. Ich hätte das hier sonst sicher nicht begonnen.“ „Und was hat dich dazu veranlasst?“ „Du siehst heiß aus und es reizt mich dich in jeder Lebenslage herauszufordern. Obwohl ich zugeben muss, dass ich dich bis vor kurzem noch für asexuell hielt.“ Dafür erntete er einen amüsierten Blick aus den blauen Augen, die, wie er feststelle, gerade alles andere als kalt wirkten. Scheinbar schien Seto auch ein Mann zu sein, der auf solche Berührungen nur in einer Weise reagieren konnte.

„Du bezeichnest das hier also als Herausforderung? Wie eines deiner kümmerlichen Duelle? Oh Katsuya, du weißt, dass du unterliegen wirst.“ Setos Stimme war dabei immer leiser geworden doch die letzten Worte stachelten Katsuya so sehr an, als ob sie eine lautes: Zeit für ein Duell, wären. Nur, dass es dieses Mal einen angenehmen Beigeschmack gab. Die Art wie Seto ihn beim Vornamen genannt hatte, war nichts, das ihn kalt ließ.

Zeit für ein Duell

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Zeit für ein Duell

Am Morgen stellte Katsuya fest, dass er in seiner Kleidung geschlafen hatte. Alles an ihm schien nach der Aktivität der vergangenen Nacht zu riechen und er rümpfte leicht die Nase. Er warf seine Kleidung in die Wäsche und ging in sein kleines Bad. Das kam ihm nun noch winziger vor, nachdem er das von Kaiba gestern gesehen hatte, doch immerhin platzte hier nicht plötzlich jemand herein und lies seine Gedanken in andere Richtungen gleiten. Nein. Hier sorgte er ganz alleine dafür. Er grinste zufrieden und stieg mit einer Leichtigkeit unter der Dusche hervor, die er noch nie verspürt hatte. Der Sex war eindeutig mit 100 Punkten zu bewerten und seine Nachwirkungen mehr als zufriedenstellend. Gelassen kümmerte er sich um die restlichen Anmeldeformalias für die Do-Uni, bevor er am Nachmittag zu seinem Job fuhr.

Ab dem nächsten Tag besuchte er vormittags regelmäßig Yuugi im Laden, wo dieser seinem Großvater viel Arbeit abnahm. Er ging ihm ein wenig zur Hand, unterhielt sich mit ihm über dies und das und bestaunte die neuen Duell-Monster Sets und Karten, die vor dem anstehenden Turnier erscheinen sollten.

„Am Wochenende sind deine ersten Duelle, oder?“, fragte Yuugi seinen besten Freund und sah diesen erwartungsvoll an

„Ja. Ich hab mein Deck mindestens schon zum 10. Mal überarbeitet.“

„Willst du das ich es mir ansehe?“, fragte der unwesentlich Kleinere und bekam die zusammengestellten Karten sogleich zu sehen. Er lehnte sich lässig gegen den Verkaufstresen und begann sie eingehend durchzusehen.

„Wirklich gut. Aber du solltest noch ein paar Lebenspunkte aufstockende Karten hineinnehmen und ein paar mit weniger Angriffspunkten.“, schlug der amtierende Champion vor. „Einige spielen Karten die sämtliche Monster mit hohen Angriffswerten ausschließen und du hast genügend Effektkarten, die solche Punkte auch bei schwachen Monstern gehörig aufstocken können.“

„Das ist eine gute Idee“, bedankte sich Jonouchi und nahm sich vor den Ratschlag zu Hause in die Tat umzusetzen. „Für die Endrunde werde ich es noch einmal umstellen.“

„Davon gehe ich aus. Sonst hätte ich einen unfairen Vorteil“, erklärte Yuugi mit einem feinen Lächeln.

„Triffst du dich mit Anzu eigentlich noch zu einem Date, bevor sie nach Amerika fliegt?“, wechselte der Blonde plötzlich das Thema und bekam als Reaktion einen fragenden Blick aus großen violetten Augen.

„Also schon … irgendwie.“, war es kleinlaut von dem Gefragten zu hören und er wurde sichtlich verlegen.

„Genieße es. Wer weiß wann ihr euch wiederseht.“ Yuugi seufzte leise und lächelte dann wieder. Er und Anzu gingen nicht miteinander. Noch immer hielten sie ihre Beziehung auf einer freundschaftlichen Ebene und seit er von dem Stipendium seiner Freundin erfahren hatte, wollte er es auch gar nicht mehr ändern. Ihm war nicht danach den Trennungsschmerz zu vergrößern und es zerriss ihn doch jetzt schon zwischen Trauer und Freude über die Erfüllung ihres Traumes. Katsuya erahnte den Zwist in seinem besten Freund und er versuchte ihn etwas aufzumuntern, indem er Aktivitäten für das Date vorschlug. Erst als sie meinten, dass es für einen Ausflug ins Freibad noch viel zu früh war, fiel ihnen Otogis Vorschlag wieder ein. Sofort warfen beide einen Blick in ihre Kalender und schlugen zwei Wochenenden in ihrer Freundesgruppe vor. Keiner der anderen lies lange auf eine Antwort warten und so hatten sie sich flink entschieden.

„Das Wochenende zwischen meinen Duellen“, stellte Jonouchi fest und trug es sich gleich in den Kalender ein.

„Und da es noch vor der goldenen Woche ist, werden noch nicht viele andere dort in der Gegend sein.“

„Ich werde meine Schwester fragen ob sie mitkommen möchte. Dann freuen sich Ryuji und Hiroto sicherlich.“

„Und Anzu wäre nicht die einzige Frau. Obwohl ich glaube, dass sie bereits Mai gefragt hat.“ Katsuya starrte seinen Freund an.

„Mai kommt mit?“

„Ich glaube schon“, sagte der Kleinere und grinste über diese Reaktion. Er wusste das Kazuya auf die rassige Blondine stand, aber irgendwas an seiner Reaktion war anders als sonst. Vielleicht irrte er sich aber auch.

„So wird das bestimmt ein sehr lustiges Wochenende. Soll ich ein RPG mitnehmen?“, fragte Yuugi und blickte auf die entsprechenden Regalreihen.

„Ähm … ja gute Idee“, kam es nach kurzem Zögern von dem anderen, der sich wieder gefangen hatte. „Dann können wir einen Spieleabend veranstalten.“

Nachdem sich Katsuya noch etwas mit Yuugi beratschlagt hatte was genau sie mitnehmen würden, verabschiedete er sich und fuhr zur Arbeit. Ihn erwarteten bereits die ersten Lieferungen und er brauchte gar nicht erst im Restaurant selbst mithelfen. Als es langsam auf den Feierabend zuging sah er ein letztes Mal auf die Liste der noch ausstehenden Lieferungen. Bereits als er die Anschrift sah, war ihm klar, wen er als letztes anfahren würde. Ganz unten in den Bestellungen stand der Name Kaiba. Doch dieses Mal sollte es wohl Nudelgerichte und einen guten Roten geben. Kazuya versuchte den Namen des Weines auszusprechen und scheiterte kläglich, fand ihn aber zumindest anstandslos im Lager. Das war einer ihrer teuersten und vom Jahrgang der wohl älteste. Warum sich Kaiba einen solchen bestellte? Der Schnösel hatte doch sicher einen eigenen Keller mit besseren Weinen. Er stapelte die Pizzen nach der zu beliefernden Reihenfolge, verabschiedete sich von seinen Kollegen und fuhr los. Ihm haftete das Gefühl an, dass er Heute nicht noch mal zu seinem Spind kommen würde, bevor er den Heimweg antrat. Ein leichtes Grinsen legte sich auf seine Züge als er nur noch eine Lieferung in der Box auf seiner BMW hatte. Als er klingelte wurde ihm sofort geöffnet, er stellte seine Maschine ab, verstaute den Helm und betrat die Villa.

„Hallo Mokuba. Heute Lasagne?“, fragte er und grinste den Kleinen an. „Du solltest nicht immer so spät essen, das ist nicht gesund.“

„Aber nur so kann ich kontrollieren das auch Seto was isst.“, protestierte er und schloss hinter Katsuya die Tür.

„Außerdem esse ich nicht immer so spät, nur wenn ich weiß, dass er zu Hause ist und erst so spät Zeit dafür hat.“ Sie betraten das Esszimmer und Jonouchi schob die Speisen auf den Tisch. Auch den Wein stellte er geschickt mit einer Stoffkrawatte um den schlanken Flaschenhals auf das edle dunkle Holz.

„Dann lasst es euch schmecken.“, sagte er und verstaute das Geld. Eine leichte Enttäuschung breitete sich in ihm aus, als er weder Seto sah, noch von dem Jüngeren am gehen gehindert wurde

„Hast du Übermorgen dein erste Duell?“, fragte Mokuba und der Befragte hielt an der Tür zum Flur inne..

Ja, gegen eine Frau namens Umi Mizuma.“

„Ich drücke dir die Daumen. Ich würde dich gerne in den Endrunden sehen.“ Kazuya nickte und wand sich zum gehen doch ein schlanker Körper stand ihm plötzlich im Weg. Er erkannte an einfach allem, wer da vor ihm stand und blickte in die blauen Augen.

„Brich dir dabei nicht die Daumen, Mokuba. Es wird wohl sonst vergebene Liebesmüh sein.“, gab er seinen Kommentar zu dem eben geführten Gespräch ab und ging an dem Blonden vorbei zum Tisch. Katsuya schluckte. Ihm war ein herber, leicht nach Seife duftender Geruch in die Nase gestiegen, den er eindeutig dem arroganten Ass zuordnete.

„Das bezweifle ich. Du wirst sehen, dass ich es mit Leichtigkeit in die Endrunden schaffe. Mein Deck ist unschlagbar.“

„Dein Unschlagbares Deck ist ebenso wie das Daumen-Drücken Verschwendung. Da wäre es zielgerichteter Perlen vor die Säue zu werfen.“ Mokuba verdrehte die Augen und schob seinem Bruder ein Glas hin.

„Ich weiß es fällt euch schwer, aber hört auf euch anzugiften“, sprach der Jüngste ein Machtwort, bevor Jonouchi wutschnaubend auf den Drecksack losgehen konnte.

„Stößt du mit uns an Katsuya? Die Duelle sind überall erfolgreich gestartet und Seto hat Heute weitere Grundstücke im Ausland erworben.“ Schlagartig änderte sich Stimmung des Temperamentbündels.

„Ah dann gibt es ja wirklich was zu feiern. Gratuliere. Welche Länder beglückt ihr den alles?“, fragte er neugierig und kam zum Tisch zurück.

„Frankreich, Deutschland, Finnland, USA und Brasilien“

„Wow“, pfiff er anerkennend.

„Und in Neuseeland eröffnen wir nächsten Monat den ersten fertig gestellten Park.“ Seto schwieg dazu. Wäre es nach ihm gegangen, dass sah Kazuya ihm an, hätte er nicht einen Laut von diesen Informationen zu Gehör bekommen. Doch es schien ihm zu gefallen, dass der Blonde mit seinem Erstaunen darüber nicht hinter den Berg hielt. Tatsächlich genoss der expandierende Multimillionär sogar die Anerkennung und nutzte gerne das Gespräch seines Bruders als Vorwand um Kazuya hier zu behalten. Nicht das ihn dessen Anwesenheit beim Essen mit seinem Bruder erfreute, eher wollte er diese Unannehmlichkeit durch eine spätere körperliche Annehmlichkeit wett machen. Während die beiden lebhaften Jungen miteinander über Attraktionen und vor allem landestypischen Küchen der genannten Reiseziele philosophierten, betrachtete er den Blonden eingehend über den Rand seines Weinglases hinweg. Unterdessen hatte sich der Duellant hingesetzt und hielt Mokuba erstaunlicherweise sogar vom Essen ab, bis dieser beschloss auch mit vollem Mund weiter reden zu können. Seto hob eine Augenbraue und seine Bruder schluckte den Bissen sofort entschuldigend herunter. Ab dem Moment herrschte Stille und Seto sah zu wie der Jüngere seine Lasagne atemberaubend schnell herunterschlang, nur um seiner vorangegangene Ausführung zuende zu bringen. Als er selbst aufgegessen und sein Weinglas geleert hatte, verkorkte er den Wein und sah seinen Bruder erneut mit übermäßiger Strenge an. Dieser suchte kurz in seinem Blick nach einem Schlupfloch, doch erkannte er schnell, dass er der stummen Aufforderung folge leisten müsste.

„Ich werde dann ins Bett. War wieder sehr lustig mit dir Katsuya. Soll ich dich noch zur Tür bringen?“

„Nein das schaff ich schon alleine. Schlaf gut Mokuba.“, erwiderte der angesprochene mit einem brüderlichen Lächeln und Seto wurde daran erinnert, dass er nicht der einzige große Bruder in diesen vier Wänden war. Kurz hing sein Blick an der sanften Geste, bevor er Mokuba ebenfalls eine gute Nacht wünschte.

Er wurde mit den Worten: „Ich bin stolz auf dich.“, umarmt und sah dann der kleineren Gestalt nach, wie sie nach draußen verschwand. Fast im selben Moment erhob sich sein ehemaliger Klassenkammrad und für einen Moment dachte er dieser würde tatsächlich die Villa verlassen. Doch es erwies sich, das er ihn richtig eingeschätzt hatte. Jonouchi nutzte die Chance die sich ihm durch das Gespräch mit Mokuba geboten hatte und Seto war dem ganzen nicht abgeneigt. Immerhin hatte er es selbst ein Wenig darauf angelegt, nachdem ihre letzte Zusammenkunft einen messbaren Erfolg aufgewiesen hatte. Er blickte zu dem jungen Mann auf, der sich erhoben und auf ihn zu bewegt hatte. Mit einem kühlen Blick jagt er diesem ein wohliges Gefühl durch den Körper, noch bevor sie in einen heißen Kuss verfielen.

Keiner der beiden war sich sicher woher diese explosive Anziehungskraft zwischen ihnen herrührte. Vielleicht aus ihren ewigen Reibereien im Sinne: Was sich reizt begehrt sich. Doch in diesem Moment war jeweilige Analyse sinnlos. Ihre Körper reagierten ohne den Verstand um Erlaubnis zu fragen und noch bevor einer diese Fähigkeit, denen sie die bestandene Abschlussprüfung verdankten, einschalten konnte, hatten sie sich in eines der Bäder verzogen und sich ihrer Kleidungen entledigt. Sie konnten nicht sagen wer, wem, was vom Leibe gerissen hatte. Es fiel ihnen nur auf wie geil der jeweils andere aussah und wie berauscht sie selbst von der Situation waren. Dieses Mal hatte Katsuya das Kondom jedoch gleich in der Hand behalten, auch wenn er so nur eine zur Erkundung des anderen zu Verfügung hatte. Er wurde von dem Größeren immer weiter zurückgedrängt und erneut schien er das Duell zu verlieren. Mit einem zufriedenen Seufzen ergab er sich dem ausgeübten Druck, als er die kalten Fliesen an seinem Rücken wahrnahm. Von dieser Niederlage würde nie ein anderer erfahren. Von daher wollte er sie als einzige ihrer Art in vollen Zügen auskosten und rutschte dieses Mal mit Genuss hinab.
 

Am Mittag wachte er gerädert in seinem Bett auf. Dieses Mal roch er zwar nicht nach Sex, dafür aber ungemein gut nach einem Shampoo aus Setos Arsenal. Ihm tat gerade einfach alles weh. Sein Hintern hatte bereits auf dem Heimweg so heftig geschmerzt, dass er auf seiner BMW kaum sitzen konnte. Auch seine Knochen und Glieder riefen nach einem entspannenden Bad, infolge sie gestern all zu harte Bekanntschaft mit kalten und nassen Fliesen gemacht hatten. Ächsend erhob sich der Durchgenommene und schleppte sich in seine Wanne. Zuvor nahm er sich noch einen kühlen Energie-Drink aus dem Kühlschrank und ließ diesen seine geschundene Kehle herab rinnen, als das warme Wasser um ihn herum anstieg. Bei seinem Ausflug in die Kaiba Villa war es nicht nur bei einer heißen Runde geblieben. Im Gegenteil. Die gesamte Ausdauer und Kondition, deren Abwesenheit ihn beim letzten Mal in arge Bedrängnis gebracht hatten, waren dieses Mal zum Vorschein getreten. Er hatte nicht einsehen wollen, warum nur er sich von Seto ärgern lassen sollte, der ihn mit seinen Berührungen immer kurz vor dem Orgasmus an genau diesem hinderte. Er hatte gebrummt und es dem Brünetten mit gleicher Münze heimgezahlt. Das hatte sie zu zwei unfassbar harten Runde angetrieben und Katsuya gestand ein, dass er die Hundestellung nie für so demütigend und geil zu gleich gehalten hätte. Seine Knie würden bestimmt blau werden und auch an seiner Hüfte würde sich ein Bluterguss abzeichnen, aber das konnte er verkraften. Seit der SMS die er eben bekommen hatte, war er in der Lage seine Schmerzen sogar noch besser zu ertragen.

„Morgen um 23 Uhr bei dir“, stand darin und er lächelte. Jetzt würde er seine Duelle auf jeden Fall gewinnen, wenn eine solche Belohnung am Abend auf ihn wartete.

Freizeit

„Alles in Ordnung bei dir?“, fragte Yuugi seinen besten Freund. Sie saßen sich im Zug gegenüber und der Blonde wirkte ziemlich müde.

„Ich bin nur erschöpft. Die Duelle und meine Arbeit schaffen mich fast mehr als die Prüfungen.“ Ganz zu schweigen von den nächtlichen Aktivitäten, die ihn seines sittlichen Schlafes beraubten. Seit Kaiba den einen Abend zu ihm gekommen war, waren sie fast jedem Abend bei ihm gemeinsam gekommen. Nicht immer war die Uhrzeit so annehmbar wie bei ihrem ersten Treffen unter seinem ungewöhnlichen Deckengemälde gewesen. Das Gestrige war erst kurz vor seinem Weckerklingeln beendet gewesen und sie hatten noch einen Kaffee getrunken bevor Seto ins Büro gefahren war. Trotz ihrer Schäferstündchen, waren sie noch nie nebeneinander aufgewacht, was keinen von ihnen störte. So lang sie zusammen waren, schien man an Schlaf schließlich nicht zu denken.

Katsuya blickte aus dem Fenster und sah das Land an sich vorbeirauschen. Nach diesem Wochenende würde er noch 7 Duelle bestreiten. Bis jetzt hatte er alle gewonnen und war stolz auf sich. Seine Freunde kamen ihn bei jedem Duell anfeuern und würden auch bei den nächsten, sofern sie Zeit fanden, an seiner Seite sein. Doch jetzt fuhren sie gemeinsam zu Otogis Strandhaus, der dort bereits auf sie wartete.

Er war einen Tag eher hingefahren um alles vorzubereiten, da er es seit einigen Monate zum ersten Mal wieder nutzte. Als sie endlich am entsprechenden Bahnhof ausstiegen, stand er bereits da um sie zu erwarten. „Hey. Willkommen in Sakyuu.“, wurden sie von dem Schwarzhaarigen begrüßt.

„Hi Ryuji. Können wir bitte ganz schnell zu dir. Ich muss dringend die Toilette aufsuchen.“, waren Katsuyas Begrüßungsworte.

„Klar, kommt.“ Sie schulterten ihre Taschen und folgten Otogi ein paar Straßen hinab. Nach wenigen Minuten kamen sie in einen Teil der Kleinstadt, der dem Meer am nächsten war. Aus Sicherheitsgründen befanden sich alle Häuser hinter den Deichen die gegen hohe Wellen und vor allem Tsunamis schützten. Das Haus ihres Freundes lag direkt an diesem und hatte einen eigenen Gang über die Befestigung. Es war ein gemütliches Haus und sie würden die drei Schlafräume nutzen um für jeden ein gemütliches Lager aufzuschlagen. Katsuyas erster Gang führte jedoch in den Raum mit den Kacheln.

Gleich darauf teilten sie sich auf und überließen den drei Frauen eines der Schlafzimmer.

„Holt Mai deine Schwester ab?“, fragte Otogi und erhielt ein: „Yep“, als Antwort. Während sie sich noch einrichteten kamen die zwei noch vermissten Freunde an. Sie hatten sogar mehr als nur Schlafzeug mit.

„Futterlieferung!“, rief Shizuka und betrat vollgepackt zusammen mit Mai das Wohnzimmer.

„Boa Wahnsinn. Damit bekommen wir sogar Katsuya satt.“, merkte Honda an und griff den Damen unter die Arme. Sie begrüßten einander und verstauten die Fressalien in der Küche.

„Hallo, Jonouchi“, riss die Blonde ihren liebsten Duellanten aus der Arbeit.

„Hi, Mai“, strahlte er sie an. Ihm wurde wie immer etwas wärmer in ihrer Gegenwart, nur war es nicht mehr so intensiv wie früher. Diese Veränderung zu bemerken, hatte er jedoch gerade keine Zeit und ergriff die Hand seiner Freundin.

„Schön das du Zeit dafür gefunden hast.“

„Natürlich. Ich wollte euch gerne noch einmal alle zusammen sehen, obwohl wir es spätestens in den Endrunden eh getan hätten, oder?“

„Du nimmst auch am Turnier teil?“, fragte Kazuya überflüssigerweise.

„Das fragst du noch? Ich bin fast durch alle Duelle und hab noch keines verloren. Ich habe auch nicht vor den Vorentscheid zu verlieren.“

„Ich auch nicht. Vielleicht stehen wir uns in den Endrunden gegenüber.“

„Ich hoffe darauf. Dann kann ich dir endlich eine Revanche bieten.“ Kurz erschienen die Bilder ihres letzten Duells vor ihren Augen. Damals hatte Jonouchi absichtlich verloren um Mais Seele vor Dartz zu bewahren. Seit dem hatten sie sich nur ein Mal wieder gesehen und beide waren erleichtert, dass dieses Ereignis nicht mehr zwischen ihnen stand. Mai schien ihm wieder unter die Augen treten zu können und er war darüber mehr als erfreut.

Nachdem alles verstaut war, unternahmen sie einen Ausflug an den Strand und wanderten auf diesem entlang Richtung Innenstadt. Sie genossen die Freizeit in vollen Zügen und verursachten am Abend das reine Chaos in der Küche. Erst als Anzu alle bis auf Katsuya und Shizuka aus der Küche verbannte, gab es wieder Hoffnung auf ein bekömmliches Abendessen. Die Geschwister konnten gut kochen. Während Katsuya immer schon für sich selbst sorgen musste, hatte seiner Schwester das Können ihrer Mutter erlernt. Anzu hingegen war eh voller Leidenschaft für die Genuss-bringende Kunst. Nach einiger Zeit hatte der Rest ihrer Truppe den Tisch gedeckt und sie trugen die letzten Speisen auf die Tafel.

„Wahnsinn sieht das alles gut aus“, erkannte Yuugi die Leistung der drei an. Eine Haushaltssendung hätte keine besseren Gerichte präsentieren können als die drei es gerade taten. Es war das Beste der japanischen Hausmannskost und nach einem einstimmigen „Itadakimasu“, kümmerte sich jeder von ihnen um die Vernichtung der Meisterwerke. Untypisch für die japanischen Manieren blieb kein Reiskorn übrig und alles wurde vertilgt. Nach einer kurzen Ruhepause kramten Kazuya und Yuugi ihre Mitbringsel hervor und begannen mit den anderen gemeinsam ein Spiel, dass sie einige Stunden lang beschäftigt halten konnte.

„Habt ihr eigentlich auch die anderen Turniere verfolgt?“, fragte Mai. An ihrem Blick sah man, dass sie auf etwas bestimmtes hinaus wollte.

„Ich kam nicht groß dazu“, antwortete Katsuya.

„Du meinst wegen diesem Ricardo Martinez aus Mexiko?“, war hingegen Yuugis Anmerkung und Mai nickte sofort.

„Ich hab mir all seine Duelle angesehen und denke er wird sehr weit kommen. Er hat ein unglaublich starkes Deck und das Glück immer auf seiner Seite.“, begann die ehrgeizige Duellantin zu erzählen. „Und: Er hat bis jetzt nie mehr als 5 Runden gebraucht um seinen Gegner zu besiegen.“ Ihr Freundeskreis sah sie mit großen Augen an. „Seine ersten zwei Runden gewann er schon nach dem ersten Zug.“

„Das ist Unmöglich.“, kommentierte Jonouchi die Schilderungen. Yuugi sah etwas besorgt aus und entgegnete: „Das habe ich auch gehört. Großvater und ich haben sein letztes Duell im TV verfolgt und ich stimme dir zu. Er wird es bestimmt in die Endrunden schaffen.“ Irgendetwas in Yuugis Stimme ließ Katsuya ein mulmiges Gefühl bekommen. Wie der andere von dem gesehenen berichtete, schien es nicht nach dessen Vorstellungen gewesen zu sein.

Auch die anderen warfen nun etwas ein, dass sie über diesen Ricardo wussten. Er war ein sehr brutaler Typ, aber durch sein gutes Aussehen bei Frauen beliebt. Scheinbar der Hollywood-Bad-Boy. Seine Vergangenheit basierte auf Drogen- und Polzeigeschichten und seine Familie schien aus einem Waisenheim zu bestehen. Mit seinen Duellen und dem guten Aussehen war er an Geld gekommen.

„Er hat keinen Spaß an dem Spiel.“, sagte Yuugi und nun hörte man klar heraus, was ihn störte. „Ich nehme es ja auch ernst, aber er … es ist als wolle er ...“

„Seine Karten wie Wurfsterne jemanden durch den Leib jagen?“, fragte Mai. Katsuya war nach Lachen zumute, aber als er die Gesichter seiner Freunde sah, die alle schon ein Duell mit dem Mexikaner verfolgt hatten, verkniff er sich die Geste.

„Ehrlich? So schlimm?“

„Schlimmer“, äußerte sich nun Bakura und schien dabei aus seinen Gedanken erwacht zu sein. „Er nutzt die Karten wie Waffen. Er hat zwar eine Strategie in seinem Deck aber diese ist auf ein möglich schnelles Ende gerichtet.“

„Er will sich gar nicht Duellieren, sondern nur schnellst möglichst seine Gegner vernichten.“, ergänzte Otogi mit einem leicht fragenden Unterton. Yuugi nickte und setzte seine Spielfigur um die vorgegebene Augenzahl der Würfel weiter.

„Ich glaube er wird eine harte Nuss und ich habe das ungute Gefühl, dass mehr als der Drang den Sieg oder das Preisgeld zu erringen dahinter steckt.“

„Mensch Yuugi red' doch nicht von sowas.“, warf Anzu ein, als sie am ganzen Leib ein Zittern packte. „Das klingt so, als würden wieder irgendwelche dunklen Mächte aufkommen um die Welt zu erobern.“ Nun war doch allen zum Lachen zu Mute. Solche Situationen hatten sie tatsächlich schon gehabt. Doch damals waren es Schatten-Spiele gewesen. Mit echten Monstern. Das Tor zum anderen Reich war jedoch verschlossen und somit niemand mehr in der Lage, die Monster zu mehr als einem Hologramm heraufzubeschwören.

„Ach sicher nicht. Das haben wir hinter uns.“ Sie sprachen noch weiter über die Duelle anderer Teilnehmer und bestimmten ihre Favoriten. Natürlich gehörten zu diesen auch Mai und Jonouchi. Der Abend endete mit der Vermutung, dass die beiden in den Endrunden aufeinander treffen würden. Müde strebte jeder von ihnen ins Bett, wobei sich Mai, Shizuka und Anzu das größte der Schlafzimmer teilten. Ryuji, Ryo und Hiroto bezogen das etwas kleinere, währen Yuugi der einzige war, der es mit dem angeblich schnarchenden Katsuya im kleinsten Zimmer aushielt. Nach einem kurzen Abstecher ins Bad ließen sie sich auf das Ehebett sinken.

„Yuugi“, begann Katsuya als er sich auf den Rücken in die Kissen sinken ließ.

„Hm?“, kam es zur Aufmerksamkeitsbekundung vom Angesprochenen, der die Decke wieder etwas herunter schob um ihn ansehen zu können. Es war dunkel und nur etwas Licht von den Sternen und dem Mond über dem Meer drangen in das Zimmer.

„Ich hab ein Problem.“, sagte der andere und starrte an die Decke. Er spürte den Blick des Jüngeren und wusste, dass er versuchte das Ausmaß einzuschätzen. „Ich habe mich in etwas … nein eher an etwas herangewagt, dass ich nicht mal vom Weiten hätte in Betracht ziehen sollen.“ Katsuya war froh das sein Freund nichts sagte, denn sonst hätte er den Mut verloren ihm seine Situation anzuvertrauen. Schon als er das erste Mal über eine derartige Korrespondenz mit Seto nachgedacht hatte, war in ihm der Drang entstanden mit Yuugi darüber zu reden. Dieser wusste immer einen guten Rat und konnte Gewissensbisse mit Leichtigkeit wegwischen und dafür sorgen, dass Gedanken wieder klarer und strukturierter schienen. Seitdem Jonouchi seine verqueren Gedanken tatsächlich umgesetzt hatte, verlangte es ihn noch mehr nach den beruhigenden und vielleicht zurechtweisenden Worten des Strategen.

„Ich hab mich mit Kaiba eingelassen.“, sagte er verzweifelnd nach den richtigen und unverfänglichsten Worten suchend. Er spürte das sich sein bester Freund aufsetzte und ihn mit großen Augen ansah. Doch noch immer sagte er nichts. Scheinbar war ihm die Möglichkeit in den Sinn gekommen, dass Katsuya ein besondere Art des 'aufeinander einlassen' meinte. Auch dieser setzte sich nun wieder auf, wich jedoch dem Blick etwas aus.

„Wir haben ein Art Beziehung.“ Vielleicht wäre es besser gewesen mit Honda darüber zu reden? Bei Yuugi konnte er doch nicht einfach die Tatsachen auf den Tisch legen, dass es dabei ausschließlich um Sex … und vielleicht etwas Pizza ging. Sein Freund würde wahrscheinlich puterrot anlaufen und das Zimmer erleuchten. Allerdings genoss Yuugi sein größtes Vertrauen und all die zuvor bedachten Gründe hatten sich für ihn ausgesprochen.

„Ich habe Sex mit ihm.“, legte er die Tatsachen auf den Tisch und sah seinen Gegenüber an um dessen Reaktion zu sehen. Er sah nur ein mildes Erstaunen aber er spürte die Hitze von dem Gesicht des anderen ausgehen. Ein erleichtertes Lächeln huschte über Katsuyas Lippen. Yuugi reagierte wie erwartet und doch viel sachter als vermutet. Da er jedoch die Sprache verloren hatte, ergriff Katsuya erneut das Wort.

„Ich mag 'das'. Aber es ist Kaiba. Und außerhalb dieser Aktivität würde ich ihm immer noch am liebsten den Kopf abreißen. Ich vermute, dass das auch auf Gegenseitigkeit beruht.“

„Hast du Gewissensbisse, wenn … wenn ihr 'das' tut, oder danach?“, fragte Yuugi und es klang wie bei einem Arzt, der untersuchte welche Wehwehchens sein Patient hatte. Katsuya war froh, dass der Duellant seine Stimme wiedergefundene hatte und unbeeindruckt seines 'Beziehungspartners' die Situation zu meistern versuchte. Kurz überlegte er und schüttelte den Kopf.

„Ich bereue 'das' nicht. Auch jetzt nicht. Es geht nur nicht in meinem Kopf rein, dass ich es mit ihm mache. Er ist das arroganteste Arschloch aller Zeiten und sturer als eine Horde Ochsen. Seit ich mich nicht mehr jeden Tag mit ihm zoffe, bin ich sogar noch schneller auf 180 und will ihm an die Gurgel. Und das ist irgendwie in eine andere Richtung ausgeufert als erwartet.“ Yuugi räusperte sich um seiner trockenen Kehle Herr zu werden. Nicht, das es ihn wunderte, wie offen Katsuya mit ihm sprach, aber das sein bester Freund tatsächlich etwas mit Kaiba hatte, war doch recht harter Tobak. Bisexualität dahingestellt, etwas derartiges war in einer größeren Runde bereits angedeutet worden, war das doch der größte Schock seit langem.

„Wirst du es fortführen?“, fragte er Katsuya.

„Ich weiß es nicht. Ich will nicht in irgendwas hineingeraten, das mich Kopf und Kragen kostet. Dieser Drache ist sicherlich eine Nummer zu groß … Was hab ich mir dabei nur gedacht?“, fragte er sich eher selbst und versank vor Verzweiflung mit dem Gesicht in seinen Händen. Yuugi legte eine Hand auf das Knie seines besten Freundes und lächelte ihn an.

„Du bereust die Zeit mit ihm nicht. Aber wenn du Angst hast, dass es ausufert, dann stell doch Regeln auf. Kaiba ...“, er stockte kurz bei dem Namen und schluckte um seine Kehle wieder zu befeuchten, „... hält sich sicher an Regeln und wird vielleicht selbst welche aufstellen wollen. Dann wisst ihr, was es ist und wo es schlimmstenfalls hinführt.“

„Schlimmstenfalls?“, fragte der Blonde und sah elendig zwischen seine Finger hindurch. Yuugi nickte und stützte sich nach hinten ab, betrachtete Jonouchi und sagte sanft: „Ihr seid wie Hund und Katz'. Ihr geht euch an die Gurgel, seit Kaiba seine Scheinheiligkeit abgelegt hat und ihr fordert euch immer gegenseitig. Schlimmer als ihr euch bis jetzt angefeindet habt, kann es nicht werden. Dafür seid ihr nicht die Menschen. Auf eine verquere Art passt ihr sogar zusammen. Auch wenn Kaiba der letzte ist, dem ich eine solche Art der Beziehung zugetraut hätte, geschweige denn die Zeit dafür.“

Katsuya lachte kurz und all die gruseligen Bilder von Seto der ihn umbrachte oder ihm seine Zukunftschancen nahm, verschwanden damit. Selbst wenn der Eisklotz ihm drohte, so würde er nie etwas ernsthaft Schlimmes anstellen. Dafür war Mr. Perfekt einfach ein zu korrekter Mensch. Was hatte er sich nur dabei gedacht, Kaiba solche Abscheulichkeiten anzudichten? Früher wäre dies möglich gewesen, doch seitdem Atemu den Schatten von Setos Seele genommen hatte, gab es deswegen keine Befürchtungen.

„Was denkst du jetzt über mich?“, fragte der Blonde frei vom Herzen weg.

„Das du mein bester Freund bist und ich mir wünsche, dass du Glücklich bist. Und wenn du dieses Glück dabei findest, ist das vollkommen okay.“ Katsuya zog sich den anderen in die Arme und knuddelte ihn durch.

„Danke“, sagte er und vergrub seinen Gesicht in der Frisur des anderen. „Was würde ich nur ohne dich machen?“

„Wahrscheinlich schlafen“, kam es etwas dumpf von Yuugi der seine Worte gegen Katsuyas Brust nuschelte.

„Stimmt. Gute Nacht, Yuugi.“

„Gute Nacht, Katsuya.“ Sie lösten sich und krochen unter ihre Decken zurück. Mit einem solch leichten Herzen, konnte Katsuya schneller einschlafen als erwartet. Yuugi hingegen wünschte sich sehnlichst mit seinem Alter Ego reden zu können. Atemu hatte schon früher eine Vermutung über Seto und Katsuya geäußert, die in diese Richtung gegangen war. Auch Yuugi hatte eine Spannung wahrgenommen, die nicht mit ihrer Konkurrenz im Spiel zu tun hatte. Nie hätte er jedoch dem Pharao einen zukunftsweisenden Blick für diese Wahrheit zugetraut. Es jetzt als vollendete Tatsache gehört zu haben, war doch etwas viel für den Abend. Im Endeffekt beruhigte ihn ein Satz, den er noch nicht in solcher Situationen benutzt hatte, den er aber sehr passend fand: „Gegensätze ziehen sich an.“

Manche Leute brauchten die Konkurrenz. Vielleicht waren ihre gegenseitigen Herausforderungen in einer Ebene geendet, wo es keine Steigerung mehr und es nur eine Erklärung gab. „Manch einer hält seine Liebe für Hass, weil er nur diesen kennt. Und manch einem schlägt die Liebe auf das Herz, sodass sie furchtbarster Hass wird.“, waren einst Atemus Worte gewesen, allerdings in einem anderen Kontext. Obwohl sich Yuugi da gerade nicht mehr sicher war und auch nicht, ob er diesen Gedanken gerade nur auf die beiden jungen Männer bezog, dämmerte er langsam ein. Eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf flüsterte etwas besorgniserregendes, doch bevor er das verstehen konnte, war er eingeschlafen.

'Wieso streunst du herum?'

'Ich streune nicht. Ich bin mit meinen Freunden um Urlaub.'

'In dieser billige Strandhütte ist Urlaub unmöglich.'

'Stalkst du mich?'

'Mokuba hat es erzählt'

'Du hörst deinem Bruder zu? Dafür hast du Zeit?'

'Ich habe noch für etwas ganz anderes Zeit, Köter.'

'Ich auch. Für Urlaub mit meinen Freunden.'

„Katsuya mit wem schreibst du?“, fragte Mai neugierig und wollte ihm das Smartphone aus der Hand nehmen, doch bekam es nicht zu greifen.

„Mit einem Kollegen. Er wollte wissen ob ich kommen kann und ich hab ihm geschrieben, dass ich zu weit weg bin um für ihn einzuspringen.“, ratterte er schnell eine Antwort herunter und verstaute das verräterische Spielzeug in sicherer Entfernung. Yuugi zog bestimmt die richtigen Schlüsse aus seiner viel zu schnellen Antwort und der hektischen Reaktion. Mai jedoch lag auch nicht so falsch: „Sieht eher aus als würdest du mit deiner Geliebten schreiben.“

„Was? Ich hab ja nicht mal deine Nummer.“ Zu der Reaktion musste Jonouchi sich gratulieren. Diese war so entwaffnend, das Mai tatsächlich kurz rot wurde und sich zufrieden zurückzog. Es herrschte kurz ein pikiertes Schweigen, bis Anzu, ganz ihrer strengen Manie, erklärte: „Keine Handys am Frühstückstisch. Das ist wirklich unhöflich, Katsuya. Auch wenn es was wegen deiner Arbeit war.“

„Ja, Mama … äh … Mazaki-chan.“ Für diesen Kommentar bekam der Blonde keine weitere Tasse seines Tees und durfte den Abwasch erledigen. Zum Glück gab es eine Spülmaschine.

Erst als er damit fertig war kam er zu den anderen raus ans Meer, wo diese sich einen Ball gegenseitig zuspielten. Er zog kurz sein Smartphone heraus und sah das von Kaiba noch eine Nachricht eingegangen war.

'Erholung nötig?'

'Ja von dir'

'Du wirst sie brauchen, wenn du in die Endrunde kommen willst'

'Das schaffe ich auch so. Und dann mach ich dich platt!'
 

Am anderen Ende der Leitung saß ein amüsierter Firmenchef, der sich genau vorstellte, wie beleidigt Katsuya drein sah. Er selbst hatte gerade eine Kaffeepause eingelegt und sich dabei die Duelle der Favoriten aus den Vorentscheiden angesehen. Ihm war gleich bewusst, wer es weiter schaffen würde, auch wenn noch einige Runden vor den Teilnehmern lag. Leider musste er zugeben, dass auch Katsuya Jonouchi zu den Favoriten gehörte. Eigentlich verwunderte es ihn nicht, doch er würde lieber ein paar Punkte an der Börse verlieren als das laut zuzugeben.

Wo er gerade wieder auf das Problem mit den Aktien kam, fiel ihn auf, dass der Verursacher seines Werteverlustes an der Börse ebenfalls an dem Turnier teilnahm. Er klickte ein paar Informationen auf und stellte zur besseren Übersicht seine holografische Arbeitsfläche ein. Er klappt den Laptop zu und sah auf den dreidimensionalen Bildschirm, der sich scheinbar in der Luft vor ihm bildete. Viele SciFi-Filme, die sein Bruder so liebte, hatten ihn zu dieser Umsetzung inspiriert. Doch bis jetzt hatte er diese Tüftellei nur hier und als Hobby betrieben. Jedoch wollte er es demnächst seinem Bruder zeigen und mit ihm an einer marktreifen Umsetzung arbeiten. Er schrieb sich auf einem Notizzettel ein paar Gedanken zu diesem Projekt auf und begann in den Hologrammen zu arbeiten. Er hatte schnell alle Informationen übersichtlich aufgerufen und dargestellt, wobei ihm einige Fehler in der Software auffielen. Doch das war vorerst Nebensache. Mit höchster Konzentration sah er sich das gefundene Material durch und runzelte die Stirn.

Ricardo Martinez war stark vorbelastet, aber bis jetzt schien niemand auf den Gedanken gekommen zu sein, dass dieser Milchbubbi mehr als nur Schlägertalent hatte. Neben den aufkommenden, zugegeben barbarischen, Duellfähigkeiten, hatte er es faustdick hinter den Ohren. Hinter mehrere Pseudonymen und falschen Vereinigungen verbarg er sich und führte ein riesiges Unternehmen aus dem Untergrund. Würde Seto nicht versuchen es auszuschließen, käme es ihm wie eine Mafiaorganisation vor. Er lies die Daten mit einer Bewegung seiner Hand herumwirbeln, als es klopfte und Mokuba ohne Aufforderung hereintrat. Seto blickte seinen kleinen Bruder an und sah an dessen Verhalten, dass etwas ernstes Vorlag.

„Du hast das Telefon in der Küche gelassen. Sawaki war dran und meint du sollst schnell die Aktien aufrufen. Jemand hat die Nachricht verbreitet, dass die Verträge mit Europa geplatzt sein. Sie sagt Mr. Miller hat sich bereits gemeldet um mit dir den für Neuseeland zu ändern.“ Seto klappte sofort seinen Laptop auf und die holografische Oberfläche verschwand. Er nahm das Telefon von Mokuba entgegen und das Adrenalin schoss ihm durch die Adern als er die Worte des Jüngeren bestätigt fand. Flink setzte er sich sein Headset auf und wählte eine Nummer. „Pressekonferenz.“, sagte er nur als Roland sich am anderen Ende meldete. Er legte auf und rief derweil einige Seiten auf um über das Internet den Nachrichten entgegenzuwirken. Derweil erhob er sich, stellte das Headset um und sah zu Mokuba. Dieser nickte nur verstehend.

„Du musst ins Büro. Schon okay. Dann kann ich mir wenigstens mal wieder einen Döner holen.“

„Iss lieber mehr Obst“, sagte der Größere und wuschelte ihm kurz durchs Haar, bevor er in seinen Hauptsitz aufbrach. Warum hatte er nicht schneller gehandelt? Die Vermutung einer solchen Aktion war doch bereits vorhanden gewesen.

„Ich habe diesen Bastard unterschätzt.“ Er wählte eine andere Nummer und verdrehte die Augen, als er ins Auto einstieg und eine ungemein amüsierte Begrüßung hörte.

„Guten Morgen, Kaiba-Boy. Willst du um Hilfe bitten?“

„Hast du deine Aktien noch?“, fragte er Pegasus und spürte etwas Erleichterung in sich aufsteigen. Da der andere sehr amüsiert klang und ihn direkt mit dem Problem konfrontiert, schien er Bescheid zu wissen und Schritte unternommen zu haben.

„Ich habe sie alle sicher und bin dir scheinbar einen Schritt voraus. Die Presse ist nur ein Ablenkungsmanöver, mein Lieber. Das deine Kurse seit der Öffnung fallen liegt an einem netten kleinen Hackerangriff. Erst seit etwa einer halben Stunde sind die Kurszahlen wieder durch den aktuellen Markt bestimmt. Ah und ja deine sind als einziges von diesem Angriff betroffen.“, erklärte er, als würde er Kaibas Gedanken über die Entfernung lesen können. „Ich denke du wirst jetzt sehr viel zu tun haben, Seto.“, ergänzte er amüsiert und doch hörte Kaiba auch Besorgnis heraus. Immerhin lag dem anderen viel an dem Fortbestand der Kaiba Corporation, aufgrund das seine eigene Firma mit dieser fusioniert war und sein geliebtes Spiel von dem Jungen am anderen Ende der Leitung vertrieben wurde.

„Ich weiß wer dahinter steckt. Und der soll sich warm anziehen.“

„Uh ich erzittere bereits.“, kam es als Schlusswort, bevor Seto auflegte. Maximilian Pegasus kannte Kaiba gut genug um diese Worte als eine Art des Dankes aufzufassen und somit widmete er sich wieder seiner Unterstützung für den faszinierend erfolgreichen Firmenchef. Er hielt die Aktien und gab die Aufzeichnungen frei, welche ihm über die erfolgreichen Verträge vorlagen. Die Nachrichten würden nicht ausreichen um Seto zu diskreditieren, doch er vermutete das mehr hinter diesem kleinen Anschlag steckte. Eine schlechte Presse war nie leicht zu beseitigen und es schien eher als sei es eine Vorwarnung.

Dieser Ansicht war auch der Betroffene, vor Allem als er in seiner Firma ankam und sich den sogenannten investigativen Journalisten stellte. Er verschwendete nur wenige Worte an sie und ließ die Verträge vorlegen. Nach nur drei Fragen verschiedener Vertreter, verschwand er in sein Büro und telefonierte mit Mr. Miller. Dieser schien mehr auf die Presse zu geben als Kaiba lieb war und so war er sich sicher, dass sein Gesprächspartner noch einem anderen Einfluss unterlag. Neuseeland schied wohl somit kurz vor Fertigstellung noch teurer als gedacht zu werden.

Eifrig nahm er einige wichtige Anrufe entgegen. Schon lange hatte er nicht mehr so viele Personen beruhigen müssen. Normalerweise war seine Sekretärin mehr als dazu in der Lage Leute abzuwimmeln. Doch in einer solchen Situation musste er selbst ran und sich im Hintergrund darauf verlassen, das Mokuba die letzten organisatorischen Aufgaben für die Endrunden übernahm. Wenn das hier heikler wurde, und er war sich sicher, dass es nur der Anfang war, würde er wahrscheinlich nicht Mal an seinem eigenen Turnier teilnehmen können. Dieses war doch fast sein einziges Vergnügen, dass er sich gönnte. Seto atmete einmal tief durch, bevor er das nächste Telefonat entgegen nahm und den Drang herunterschluckte seine Faust auf etwas einschlagen zu lassen. Ihm schwante jetzt schon, dass sich Frust anstaute. Er würde das hier erledigen und dann diesen Martinez zur Rechenschaft ziehen und vor aller Öffentlichkeit demütigen. Niemand legte sich ungestraft mit Seto Kaiba an.

Etwas verwirrt griff er in seine Hosentasche, als er dort sein privates Smartphone vibrieren spürte. 'Gestehst du dir deine Niederlage schon ein?', erschien es auf dem Display und kurz dachte er, es sei ein Kommentar zu seiner derzeitigen Situation. Doch dann fiel ihm der Absender auf und der Frust entlud sich in einer sehr gefasst wirkenden SMS.

'Ich hatte nicht vor einen niedergestreckten Köter noch zu treten. Niederlagen sind deine Stärke, also finde dich damit ab! Du bist mir bei allem unterlegen.'

'Ich beweise dir das Gegenteil.'

'Einen solchen bedarf es nicht. Mein Wissen ist dahingehend ausreichend.' Es dauerte einige Zeit bis er eine Antwort erhielt, doch sie fiel anders aus als er erwartet hätte.

'Viel Erfolg. Nur ich darf dir die Nerven rauben' Mit einem Mal war Setos ganze Wut verpufft und hinterließ einen unbekannten Eindruck: Verblüffung. Sein Hirn brauchte, gegenüber üblichen Verhältnissen, recht lange um diese SMS zu entschlüsseln. Sie ließ jedoch nur eine Schlussfolgerung zu. Selbst dem Pinscher war aufgefallen was gerade los war und er hatte die Situation mit dem vorhandenen Ernst beurteilt. Ihm gefiel es nicht unbedingt, aber manchmal war es doch beruhigend seine ehemaligen Klassenkameraden hinter sich zu wissen. Wenn er aus Zeitmangel nicht selbst am Turnier teilnehmen könnte um Martinez in die Schranken zu weisen, so würde das spätestens Yuugi für ihn erledigen. Es war fast erschreckend wie gut er diesen Kindergarten unterdessen kannte und das er sich sogar auf dessen Fähigkeiten und ewiges Gefasel von Freundschaft verließ. Er sah sie fast vor sich, wie sie überlegten ihren Ausflug zu unterbrechen um ihm indirekt unter die Arme zu greifen, indem sie Mokuba unterstützten. Erneut nahm er einen Anruf entgegen, doch dies Mal war ihm dabei leichter zu Mute. Er hatte weder die Zeit noch den Drang für oder nach Freundschaft. Doch bei dieser war es wohl wie mit dem Geld zu handhaben: Es beruhigte ungemein. Der Teufel möge ihn holen, sollte er diese Gedanken jemals zugeben. Das vertrug sich weder mit seinem Stolz, noch mit seinem Ego.
 

„Das ist wirklich hart.“, waren Otogis zusammenfassende Wort zu dem Bericht, den sie sich soeben im TV angesehen hatte. Noch immer starrten die Freunde auf das Gerät und lauschten nun den knappen Worten ihres ehemaligen Klassenkameraden. Eben noch hatte man diesen beschuldigt falsche Informationen über die Abschlussverhandlungen mit Europa veröffentlicht zu haben und nun versuchte man seine Worte aus dem Interview zu widerlegen. Doch nach allen Äußerungen musste die Presse zu dem Schluss kommen, dass Kaiba die Wahrheit gesagt hatte und wohl ein Konkurrent das Gerücht gestreut habe. Trotzdem hatte sich die Nachricht viel zu schnell in den Kreisen der Aktionäre verbreitet und für schlechte Kurse gesorgt.

„Er hat wirklich schnell und richtig reagiert.“, lobte der Würfelfreund und sah kurz auf seinem Smartphone nach, wie die Twitternachrichten zu dem Fall aussahen.

„Er hat jetzt sicher eine Menge um die Ohren“, bedauerte Yuugi das Ganze. Es nahm ihnen den Spaß am heutigen Tag. Auch wenn Kaiba nicht der beste Mensch war, so konnten sie ihn doch gut Leiden. Als Otogi die Nachricht von seinem Stellvertreter bekommen hatte, waren sie dem Wahrheitsgehalt sofort auf den Grund gegangen und Otogi reagierte sofort. Er führte ein Telefonat mit seinem Finanzie um diesen davon abzuhalten die Aktien, welche er von der Kaiber Corporation besaß, abzustoßen. Er hatte keinen Deut auf diese Nachrichten gelegt. Ein solcher Betrug war nichts das zu Kaiba passte.

„Ich werde Mokuba anrufen und fragen wie es aussieht und ob wir helfen können.“, schlug Yuugi vor und griff nach dem zustimmenden Nicken der anderen zum Telefon. Es dauerte nur kurz, bis er auflegte und seine Freunde anlächelte.

„Mokuba sagt sie kommen bis jetzt alleine zurecht. Er bedankt sich, das wir uns Sorgen machen und wir könnten, und das hat er besonders betont, NACH unserem Urlaub gerne helfen.“ Ihnen wurde etwas leichter ums Herz, doch ihre Zeit hier konnten sie nicht mehr ganz so unbeschwert genießen.

Katsuya blickte auf den Nachrichtenverlauf mit Seto. Keine Antwort. Er hoffte es war so ehrlich bei dem anderen angelangt, wie er es beabsichtigt hatte.

Vorbereitungen

„Ist dein Bruder noch immer in der Firma?“, fragte Katsuya als sie sich von Mokuba verabschiedeten. Er verließ gerade gemeinsam mit Yuugi und Hiroto die Kaiba-Villa, in der sie eben noch mit Mokuba über einer Pressemitteilung zu der anstehenden Endrunde gebrütet hatten.

„Ja. Er bastelt dort an seiner neuen Entwicklung. Durch die ganze schlechte Presse, die derzeit im Umlauf ist, muss er etwas neues herausbringen. Eigentlich wollte er das erst nach dem Turnier angehen.“, antwortete der Kaiba-Spross.

„Ein neues Spiel?“, fragte Yuugi interessiert und warf sich seine Tasche über die Schulter.

„Nein. Eine holografische Betriebsoberfläche. Bei seinem Laptop funktioniert das schon, aber das ist nur der Prototyp mit seinem eigenem Betriebssystem. Er muss es noch flexibler gestalten, damit es nicht abstürzt, nur weil man einen anderen Browser oder Programme öffnet, die mein Bruder nicht nutzt.“

„Das klingt krass. Etwa so wie bei den Iron Man Filmen?“

„Sag ihm das bloß nicht Katsuya. Aber daraus hat er die Idee. Wenn er es noch diese Woche fertig stellt, kann er es schneller als die Konkurrenz auf den Markt bringen. Seit der Sache letztens, ist er kaum noch nach Hause gekommen.“

„Der ist ne Maschine, dein Bruder.“

„Eben nicht.“ Die beiden älteren wuschelten Mokuba durch das schwarze Haar und lächelten ihn aufmunternd an.

„Kaiba wird das schon schaffen, Mokuba. Von solcher Presse lässt er sich nicht unterkriegen.“, sagte Yuugi beruhigend und Katsuya nickte.

„Der gibt doch eh nichts auf die Meinung anderer. Und wenn er das echt jetzt raus bringt, ist das alles eh wieder vergessen.“ Mokuba nickte, doch er verriet den beiden nicht, dass damit nicht alles gegessen sei. Seto machte sich nicht nur wegen des Rufes der Firma so viel Druck, sondern aufgrund einer Herausforderung auf diesem Gebiet. Ein Firmengigant aus den USA wollte mit einem ähnlichen Produkt durchstarten. Bis jetzt wusste die Öffentlichkeit nichts davon und wie Seto davon erfahren hatte, war Mokuba unbekannt. Sein Bruder war nicht sehr aufschlussreich gewesen. Er gab nur etwas kryptisch von sich, dass die Firma von Martinez ihn herausgefordert habe, er den Affront entgegenwirkte und bestehen würde. Der junge Kaiba war noch immer nicht schlau aus den Worten geworden. Hatte sein Bruder von dem Martinez gesprochen, der nun in den Endrunden stand? Oder ging es um einen anderen? Und wenn es um den ersteren ging, woher sollte dieser eine Firma haben? Er strich sich die verwuschelten Haare zurecht und winkte seinen hilfreichen Freunden nach. Während Honda seine kleine Kawasaki bestieg, schwangen sich Jonouchi und Yuugi auf die BMW. Sie mussten sich beeilen um noch rechtzeitig zum Flughafen zu kommen. Mokuba wäre gerne mitgekommen um Anzu zu verabschieden, aber er hatte viel zu viel um die Ohren. Es wäre selbst zu viel, wenn da nicht noch die Hausaufgaben wären. Wie schön es sein könnte, wenn er auch schon den Abschluss hätte. Seufzend wand er sich von den Davonrasenden ab und ging an seine Hausaufgaben. Roland war schließlich da, um einen Teil der anderen Aufgaben zu erledigen. Das hieß jedoch, dass dieser seinem Bruder nicht zur Seite stehen konnte.
 

Noch immer standen die Freunde dicht beieinander und starrten auf die Tür, welche sich hinter Anzu geschlossen hatte. Eben noch waren sie in einer Unterhaltung versunken, da kam auch schon der letzte Aufruf und sie musste sich schnell von ihnen verabschieden. Die Freunde hatten sich so lange um diesen Abschied gedrückt, dass sie nun wie begossene Pudel wirkten.

„Lasst uns nach Hause“, schlug Bakura vor und brach somit die bedrückende Stille.

Sie wanden sich um und gingen schweigend und mit hängenden Schultern Richtung Ausgang. Ein kleiner Trubel an diesem zog kurz ihre Aufmerksamkeit auf sich und ließ sie ihren Abschiedsschmerz augenblicklich vergessen. Dort war eine Ansammlung von Reportern, die sich um eine Gruppe junger Menschen drängten. Yuugi erkannte sofort um wen es sich dabei handelte.

„Das sind die ausländischen Duellanten für die Endrunden.“, sagte er und die anderen vier wurden auch neugierig. Katsuya schob sich sofort zu der Menge und versuchte einen besseren Blick zu erhaschen.

„Ich sehe sie. Da ist auch dieser Martinez. Ah und Alexander Kalkov, Anne Schneider und auch Mathias, Lily und Gabriel.“, berichtete er den anderen.

„Da drüben sind noch das Mädchen aus Korea, Jules und Marco.“, erklärte Bakura und Honda reckte den Hals.

„Etwa die süße Han. Tatsächlich.“

„Ihre Duelle waren sehr beeindruckend“, kommentierte Yuugi und versuchte durch die Menge zu schielen. 

„Lasst uns lieber gehen, das wird hier langsam zu voll. Schon krass wie viel Aufsehen das Turnier erregt.“, sagte Otogi und ging mit ihnen zur Bahnstation, damit sie zurück in die Stadt fahren konnten. 

Durch den Menschenauflauf etwas abgelenkt unterhielten sie sich nun über die Endrunden.

„Wisst ihr schon, gegen wen ihr antreten werdet?“

„Ja, wir haben gestern die Finale Aufstellung erhalten. Katsuya und ich können erst im Finale aufeinander treffen.“

„Und da will ich auch gegen dich antreten, Mann. Schade das ich dann nicht die Chance bekomme, gegen den Geldsack zu gewinnen.“

„Ist er in Yuugis Gruppe?“, fragte Bakura und ließ sich von dem Punk die Aufstellung zeigen.

„Ich trete als erstes gegen Marco Samet aus Marokko an und Katsuya gegen den Franzosen Gabriel Dumas.“ Otogi pfiff leicht.

„Kaiba veranstaltet ja fast eine Weltmeisterschaft.“

„Um ...“, Yuugi sah auf die Namen und die Länder die darunter standen. „Ricardo Martinez hat sich in den USA qualifiziert. Alexander Kalkow in Russland, Anne Schneider kommt aus Deutschland und Mathias Garcia aus Brasilien. Lily Daniels ist aus Neuseeland und Jules Lansbury aus England.“ Er kontrollierte die anderen Namen und lächelte. „Haga und Ryuzaki waren automatische Qualifiziert. Yumi hat so wie Mai, Alister und Katsuya einen der Vorentscheide in den Kaibalands gewonnen.“

„Also sind es 8 Paare in den ersten Endrunden.“, zählte Honda nach.

„Kaiba gegen Lily Daniels und Ryuzaki gegen Kalkow am Samstag. Yuugi ist am Sonntag dran, sowie Haga gegen Jules. Joey muss am Montag ran, zusammen mit der süßen Koreanerin und Garcia. Am Dienstag dann Mai gegen Alister.“, die Freunde sahen kurz auf dieses spannende Duellanten-Paar, „Und Martinez gegen Yumi Owari“ Yuugi nickte und schrieb die Tage unter die entsprechenden Duelle.

„Die nächsten Zwei finden am Mittwoch und dann am Donnerstag statt. Das Halbfinale ist am Freitag und das Finale am Samstag“ „Ich drücke euch die Daumen, dass ihr es beide ins Finale schafft. Aber ich weiß nicht wem ich dann die Daumen drücke.“, sagte Bakura und lächelte.

„Einer von uns muss auf jeden Fall ins Finale kommen. Dann sehen wir Anzu noch mal wieder.“, sagte Jonnouchi und zwinkerte seinem Kumpel schelmisch zu. Dieser wurde leicht rot und grinste dennoch.

Anzu hatte früher abfliegen müssen, da sie einiges mehr für den Umzug planen musste als erwartet. Allerdings hatte sie versprochen zum Finale anzureisen, sollte es einer ihrer drei Freunde schaffen. Das sie das Versprechen geben konnte, hatten sie Mai zu verdanken, die etwas zum Flug beisteuerte. Nachdem sie endlich ausstiegen, gingen sie gemeinsam etwas Essen und Jonouchi verabschiedete sich kurz vor 4 um zur Arbeit zu fahren.

„Guten Abend Jonouchi“, wurde er von seiner Kollegin begrüßt. „Der Chef musste ein paar Zeitarbeiter anheuern. Die übernehmen Heute den Lieferservice. Es ist nämlich eine große Gesellschaft hier, bei der du helfen sollst.“

„Ach das sollte die SMS vorhin bedeuten.“

„Ah ja, er meinte er habe dir geschrieben“, sagte sie und sah auf das Handy, das Katsuya ihr hinhielt. Sie musste lachen. Ihr Chef kam eindeutig nicht sehr gut mit den kleinen nützlichen Dingern zurecht: „Su nisst hrute lelnern“, stand dort und war sogar zwei mal an den Blonden geschickt.

„Was guckt ihr da?“, fragte ihr Kollege und legte einen Arm um Katsuya als er auf das Display sah.

„Ola, der Chef wird immer besser im SMS schreiben.“, sie lachten herzhaft, bevor sie sich umzogen und ihren Dienst antraten. Katsuya hatte sich die Haare nach hinten gegelt und fühlte sich wie ein Lackaffe. Aber es war okay. Dieses Outfit stand ihm ungemein gut und ließ andere vor ihm Respekt haben. In anderer Kleidung würde man ihn wahrscheinlich nicht für voll nehmen, aber so war er nicht nur bei den weiblichen Gästen ein beliebter Kellner. An dem Tage als er den Service übernommen hatte, waren ihm einige Nummern zugesteckt wurden. Nicht zuletzt von seinem Kollegen, der ihn als Sahneschnittchen bezeichnete. Sie bereiteten gemeinsam die Tische für die angekündigte Gesellschaft vor, während die Mittelschicht die derzeitigen Gäste bediente. Als sie mit den Vorbereitungen fertig waren übernahmen sie deren Tische und einigten sich auf gegenseitige Hilfe bei der großen Reservierung, deren Tische Pietro zugeteilt wurden. Katsuya und Sofia teilten sich die Restlichen.

Ganz vertieft in seine Arbeit verkrampfte sich plötzlich der Magen des Duellanten. Erst war ihm nicht bewusst weshalb, doch als er zur Tür blickte wurde es ihm sofort klar. Dort stand Seto Kaiba, gekleidet in seinen weißen Anzug und meldete sich bei ihrer Empfangsdame Kathrin. Diese führte ihn und seine Gäste zu der reservierten Empore und ließ sie Platz nehmen. Sofort trat Pietro zu der Gesellschaft und schenkte Wasser ein. Katsuya schluckte um sich wieder zu sammeln und hörte wie Kaiba zwei Weine bestellte und ankündigte mit dem Essen noch zu warten. Es fehlten wohl noch einige der ausländischen Gäste.

Als Jonouchi sich gesammelt hatte, widmete er sich wieder seiner Arbeit, musste aber zugeben, dass es ihm noch nie so schwer gefallen war sich auf diese zu konzentrieren. Was machte ihn eigentlich gerade so nervös? Wenn er es nicht stark bezweifeln würde, hätte er sich von Kaiba beobachtet gefühlt. Doch immer wenn er zu diesem sah, war der Firmenchef mit seinen Partnern in ein Gespräch vertieft.

Nach und nach füllte sich der große Tisch und Kaiba erhob sich jedes Mal, wenn ein neuer Gast sich zu ihnen gesellte. Als alle Platz genommen und ein Getränk bekommen hatten, kam Pietro zu Katsuya und Sofia. Gemeinsam mit Kathrin ging sie in die Küche, wo die Vorspeisen bereit standen. Sie wollten Pietro beim raustragen helfen, um möglichst allen gleichzeitig den Gang vorzusetzen. Selbst der Chefkoch nahm sich drei der Teller und somit ging die Rechnung auf. Katsuya spannte sich an. Er hoffte das ihn seine Tollpatschigkeit nicht gerade jetzt beehren würde. Sich vor Kaiba zu blamieren war eines, aber es jetzt zu schaffen würde ihn sein Leben lang verfolgen. 

Mit etwas Herzklopfen folgte er seinen Kollegen hinaus und stellte die Teller galant vor drei der Gäste. Er blieb kurz stehen, bis der Koch erklärt hatte was auf den Tellern war und Pietro seine Weinempfehlung ausgesprochen hatte. Kurz traf sein Blick auf den von Seto und sein ganzer Körper schien sich zu versteifen. Da war eindeutig ein amüsiertes Funkeln in den blauen Kristallen. Überheblich? Nein. Eher etwas das ihn unsicher werden ließ. Nicht auf die übliche Art. Eher fühlte er sich gerade wie ein Mädchen mit viel zu kurzem Rock, dem zum ersten Mal klar wurde, dass es damit bestimmte Blicke auf sich zog.

Katsuya wand sich ab und widmete sich wieder seinen eigenen Tischen. Zum Glück brauchte er nur an Kaibas, wenn die Teller abgeräumt oder aufgetragen wurden. Er musste dem Drachen nicht zu nahe kommen, da Pietro diesem immer als erstes servierte. Nur ein Mal brachte er ihm etwas, als die Kaffees zum Nachtisch gereicht wurden. Anständig wie es sich gehörte, trank fast jeder der reichen Männer einen Espresso. Seto war jedoch der einzige, der keinen Zucker in die bittere Flüssigkeit gab. Als Jonouchi die Tasse vor Kaiba stellte bekam er eine leichte Gänsehaut. Er wusste nicht was für einen Duft der Brünette aufgelegt hatte. Deo oder Parfüm? Es war ihm auch egal. Aber dieser stieg ihm gerade in die Nase und betörte seine Sinne. Was sah der Arsch auch so geil in dem Anzug aus? Mit seinem kalten Blick, der ernsten Stimme und der kontrollierten Haltung. Normalerweise würde Katsuya mit dem anderen streiten. Doch nun da er dies nicht konnte und den Impuls unterdrücken musste, staute es sich auf. Allerdings war es keine Wut, die sonst sofort in Schimpftiraden aus ihm hervorsprudelten, sondern so angestaut eher das, dessen Auslebung schon einige Zeit her war. Würde er nicht gerade in dem Moment wieder die Küche betreten und die köstlichen Düfte hier den von Kaiba vertreiben, wäre ihm wahrscheinlich das passende Wort eingefallen.

So schüttelte er nur den Kopf über sich selbst. Er würde sich keine Blöße geben und seine Arbeit erledigen. Hoffentlich ging der Großkotz bald.

Doch natürlich blieb die Gesellschaft am längsten und Jonouchi nahm sich eine kurze Pause gemeinsam mit Sofia, bevor sie zumindest die anderen Tische schon für den nächste Tag vorbereiten wollten.

„Ich kenne ja Kaiba, aber wer sind die andere Heinis?“, fragte er seine Kollegin, als diese sich eine Zigarette anzündete und genüsslich daran zog.

„Das eine ist unser Bürgermeister. Den solltest du schon kennen, Jonouchi. Ein paar von denen haben deutschen Akzent und wenn ich mich nicht ganz irre, ist der gegenüber Kaiba der Vertriebsleiter von ThunderStorms. Ren Tsuruga kenne ich aus den Nachrichten als Held gegen den Hackerangriff auf die Regierung und Marcel Miller ist der Verwalter aus Neuseeland, der so oft mit Kaiba in letzter Zeit in den Zeitungen stand. Dann hab ich noch zwei Amerikaner erkannt. Jackson und Tylor, wenn ich mich nicht irre. Die haben ein StartUp-Unternehmen und wollten mit einem holografischen Betriebssystem für Rechner durchstarten.“ Jonouchi hörte ihr aufmerksam zu und war erstaunt über ihr gutes Wissen.

„Wow. Klingen alle ziemlich reich und wichtig.“

„Ich denke, dass sind sie auch. Die Kaiba Corperation expandiert gerade mit ihren Themenparks. Ihre Spiele und Konsolen werden bereits seit längerem weltweit vertrieben. Aber nach den letzten Artikeln, will Kaiba noch einen weiteren Markt erobern und die Leute Heute bestätigen das meiner Meinung nach.“

„Wieso kellnerst du hier, Sofia? Es klingt eher als solltest du an der Börse handeln.“ Sie musste herzhaft lachen und sah ihn belustigt an: „Ich habe tatsächlich Wirtschaft Studiert und an der europäischen Börse gearbeitet. Aber das war mir zu viel und deshalb bin ich ausgestiegen und hier gelandet. Trotzdem hab ich meine ehemaligen Job noch als Hobby und ich müsste nicht mal groß arbeiten. Ich könnte von meinen Aktien leben.“

„Wahnsinn. Kannst du das mal bei mir machen?“

„Wenn du was zum anlegen hast, gebe ich dir gerne ein paar Tipps. Aber bei kleinem Budget lohnen sich Aktien nicht.“ Er überlegte kurz und sah dem Qualm der Zigarette zu, wie er sich langsam verteilte. 

„Was ist deine Meinung zu den letzten Ereignissen bei der Kaiba Corperation?“, fragte er sie und sah ihr fest in die Augen. Sie stutzte etwas, da sie den Ernst in seiner Frage wahrnahm.

„Konkurrenzkampf.“, fasste sie ihre Antwort mit einem Wort zusammen. „Jemand will die KC vom Markt verdrängen und scheint auch auf miese Tricks zurück zu greifen. Offiziell wird als Konkurrent die US-Amerikanische Firma Dust gesehen. Aber sie dürften es nicht nötig haben auf billige Tricks zurück zu greifen. Es sollte sogar eher in ihrem Interesse liegen, mit der KC zu kooperieren. Allerdings sind sie in letzter Zeit sehr aggressiv auf einige Märkte vorgedrungen und üben somit Druck auf Kaiba aus. Ich denke, dass er schneller auf diesen Märkten Fuß gefasst hätte als sie, wäre das Börsendebakel nicht gewesen.“

Katsuya schenkte ihren Worten viel Aufmerksamkeit und blickte zur Tür, hinter der sich die ganzen Geschäftsleute um Kaiba befanden.

„Ist er ein Freund, dass du dich so dafür interessierst?“, fragte sie.

„Nicht wirklich.“, gab er etwas beiläufig von sich, „Aber ich bin mit ihm in einer Klasse gewesen und kann mir einfach nicht vorstellen, dass es jemanden gibt, der mehr auf dem Kasten hat als er.“ Sie lachte, während ihre Zigarette im Ascher landet und sie gemeinsam wieder hinein gingen.

„Er ist schon einer der attraktivsten Junggesellen.“, gab sie anerkennend zu Protokoll. Dem schenkte Kazuya keine weitere Aufmerksamkeit und einig teilten sie sich die anstehende Arbeit auf.

Gemeinsam bereiten sie das Restaurant vor und lösten kurz Pietro aus, damit dieser eine Pause machen konnte. Derweil schenkte Jonouchi den Herren nach und sah in die Runde.

„Haben sie noch einen Wunsch?“ Ein schwerer Kloß bildete sich in seinem Hals als der Jüngste der Runde noch für jeden ein Glas des Roten wünschte. Doch er nickte manierlich, ging in das Weinlager und kam mit der entsprechende Flasche zurück um jedem nachzuschenken. Als er ausgerechnet bei Kaiba kleckerte, biss er sich auf die Unterlippe. Zum Glück war es nur ein kleiner Tropfen und er fand das recht verzeihlich und nicht annähernd so schlimm, wie die Szenarien welche er sich zuvor ausgemalt hatte. Wäre ihm so etwas wie mit dem Kirschsaft passiert, hätte es ihn weitaus mehr blamiert. Jetzt daran zu denken, war aber auch nicht der beste Gedankengang. Um so erleichterte war er, als Pietro zurück kam und er mit Sofia Feierabend machen konnte.

„Magst du mit mir noch was trinken gehen, Jono-chan?“, fragte sie und kassierte von dem Blonden einen wütenden Blick.

„Einen Mann nennt man nicht so“, brüskierte er sich, fand es aber gar nicht so schlimm. Sofia war fast 43 und eine rassige Italienerin. Er fühlte sich nicht unbedingt beleidigt, schlimmstenfalls zum Kind zurückgestuft.

„Lädst du mich auf einen Drink ein?“, fragte er und grinste frech.

„Sind die Gepflogenheiten hier so? Ich dachte hier hat ebenso der Mann zu zahlen.“

„Wir haben ja kein Date.“ Sie lachten herzhaft und gingen sich umziehen.

Jonouchi versuchte seine Haare dabei irgendwie in eine lockerer Frisur zu bekommen, aber durch das ganze Haargel würde er dazu eine Dusche benötigen. Also beschloss er es so zu lassen und ging hinaus zu seiner Kollegin.

„Pietro kommt nach, wenn er aufgeräumt hat.“, sagte sie und zog ihn mit sich zu einem Club. Er schmunzelte und ließ sich dort mit ihr nieder. Recht schnell hatten sie die bestellte Getränke vor sich stehen und stießen auf den Feierabend an.

„Warum machst du eigentlich den Lieferdienst? Du bist echt gut im Service.“

„Ich fahre gerne Motorrad und ich hasse es die ganze Zeit so freundlich sein zu müssen.“

„Stimmt. Ich habe schon Mal gedacht du würdest einem der Gäste an die Kehle springen.“

„Oh ja … dieser Möchtegern-Weinkenner, der seiner Freundin imponieren wollte. Das war aber auch ein Arsch.“ Sie diskutierten über das Benehmen von Gästen und in dieses Thema stieg Pietro mit zwei neuen Bierflaschen und einer Cola für Katsuya ein. Sie unterhielten sich angeregt und Jonouchi erzählte von seiner Teilnahme am Turnier.

„Darum hast du dir frei genommen?“

„Ja. Ich freue mich schon die ganze Zeit darauf und will mein Bestes geben.“

„Wir werden dir die Daumen drücken … oh“, kam es von Pietro und sein Blick wanderte in eine Sitzecke, die bis eben noch durch tanzende Paare verdeckt gewesen war. Die anderen beiden folgten seinem Blick und sahen was ihn sich unwohl fühlen ließ. Dort saß Kaiba und hatte bis eben noch zu ihnen hinüber geblickt. Katsuya spürte den Blick noch auf sich und fühlte sich irgendwie nackt. Allerdings nicht im schlechten Sinne.

„Wollen wir gehen? Ich bin eh recht müde“, sprach Sophia, welche die Anspannung spürte, die die Nähe des reichen Gastes auslöste und erhob sich. Pietro nickte und wollte die beiden bei sich einhaken lassen.

„Na kommt, ich bringe euch nach Hause.“, kam es galant von ihm, doch Katsuya lehnte ab.

„Danke. Ich hab meine BMW und … ich will noch kurz mit jemanden reden.“

„Reden. Soso.“ Pietro zwinkerte und blickte kurz zu seinem vorherigen Gast. „Viel erfolge beim reden.“ Er schnappte sich Sofia, die die Andeutung verstand und ein Lachen hinunterschluckte. Katsuyas Blick amüsierte sie sogar noch etwas mehr, den dieser fragte sich ob alle Europäer so waren. Oder fiel es jedem auf, dass er zu Kaiba wollte und das nicht unbedingt zum Reden? 

Er schlängelte sich durch die Tische und beobachtete wie sich Kaiba von den jungen Männern des StartUp Unternehmens verabschiedete. Er wartete bis diese gegangen waren und trat erst dann näher. Seto ließ sich soeben elegant zurücksinken und sah ihn auffordernd an. Diesem Blick kam Jonouchi sofort nach.

„Wer hat dich gestriegelt, Wheeler?“ Er saß direkt neben dem Eisklotz und hätte dieser nicht gerade den Mund aufgemacht, wäre er wohl mit einem heißen Kuss über ihn hergefallen.

„Ich wurde nicht gestriegelt. Ich muss meine Haare auf Arbeit so tragen.“

„Und was bringt dich zu der Annahme, dass deine Anwesenheit hier erwünscht ist?“

„Dein Blick.“, antwortete er knapp und lies den seinen an Seto entlangwandern. Seit ihrer letzten Zusammenkunft war mehr als eine Woche vergangen und er musste sich seine Sehnsucht nach dem anderen eingestehen. Es war keine in Form des Wunsches nach Zweisamkeit, eher ein Verlangen den anderem auf einer heißen Art nahe zu sein.

„Mein Blick hat dich dazu veranlasst hier Platz zu nehmen?“, hakte Seto nach und seine Augen huschten einschätzend über den etwas jüngeren.

„Hast du Zeit?“ Diese Frage war so direkt, dass der berechnende Duellant kurzzeitig überfordert war. Das hier war eine eindeutige Frage mit unüberhörbaren Hintergedanken und er verspürte den Wunsch dem nach zu kommen. Er hatte einen anstrengenden Tag hinter sich, der einigermaßen gut für ihn ausgegangen war. Die Atmosphäre hier ließ ihn entspannen und Jonouchis Gegenwart war eine willkommene Zerstreuung nach alldem. Seto beschloss ein leichtes Nicken von sich zu geben und mit einem Blick auf die Uhr zu antworten: „Zwei Stunden. Zumindest hatte ich vor, heute genügend Schlaf zu bekommen.“

„Wir können auch zu dir. Ich hab meine BMW draußen stehen.“, entgegnete Katsuya vielleicht etwas zu schnell. Er wollte sich halt nicht mit Seto streiten, ihm war gerade nach etwas ganz anderem.

Immerhin hatte er es in die Endrunden geschafft, war in seiner Wohnung fleißig gewesen und verbuchte sich gewinnbringende Zeit auf Arbeit. Außerdem könnte er etwas Spaß in dieser Richtung gebrauchen, vor Allem nach dem deprimierenden Abschied von Anzu. Der Blick des älteren ließ ihn ein Krampfen im Magen spüren und er wusste, dass er mit dieser Forderung zu weit gegangen war.

„Ich soll bei dir mitfahren?“ Während Seto ihn das fragte, erhob er sich und blickte auf ihn hinab, „Da leiste ich mir lieber ein Hotelzimmer.“ Damit schritt Kaiba davon und ließ einen kurzzeitig verwirrten Katsuya zurück.

Dieser brauchte etwas um zu begreifen, dass es nicht nur ein Beleidigung, sondern eine Einladung gewesen war. Flink erhob er sich und huschte zu dem nächstgelegenen Hotel. Gerade noch sah er wie der Verfolgte den Fahrstuhl bestieg und er schnellte zu ihm hinein.

„Das hab ich dir ehrlich nicht zugetraut, Kaiba.“ Ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus, als er einen der üblichen Todesblicke bekam. Scheinbar war er nicht der einzige, der ihre Beziehung dieser Art zu schätzen wusste. Sie zogen sich gegenseitig an wie zwei Magnete und der angestauten Spannung zwischen ihnen war nur auf diese Art Abhilfe zu schaffen.

„Mich überrascht es, dass du meinen Worten überhaupt folgen konntest.“

„Degradiere mich nicht immer zum Idioten. Ich hab es beim Abschluss unter die besten 15 geschafft und bin jetzt sogar in deinen blöden Endrunden.“

„Dort wirst du es nicht weit bringen.“

„Mein Deck ist klasse, Kaiba. Damit werde ich deine weißen Drachen auf den Friedhof schicken.“

„Du wirst es nicht Mal bis in ein Duell mit mir schaffen.“ Während ihrer Auseinandersetzung öffneten sie die Zimmertür und schlossen diese schnell hinter sich.

„Ich bin dir ebenbürtig, Kaiba. Und ich werde es dir in jeder Lage beweisen.“ Mit diesem Satz zog er den anderen zu sich und küsste ihn. In diesem Moment leugnete keiner von ihnen vor sich selbst, wie sehr er den anderen begehrte. Zumindest hier und jetzt ging es zwischen ihnen heiß her, ohne jemanden zu beleidigen.

„Ich werde dich fertig machen.“, ran es Jonouchi heiß atmend über die Lippen, als er bereits auf das Bett verfrachtet und Seto über ihm war. Wie gerne würde er ihm auch hierbei seine Stärke beweisen, doch nirgends unterlag er so gerne wie in Kaibas Armen.

Duelle I

Als Katsuya am Morgen erwachte, war er allein in dem Hotelzimmer. Ein köstliches Frühstück wartete darauf von ihm verschlungen zu werden und sein Magen knurrte begeistert. Kurz vergrub er sein Gesicht in dem weichen Kissen und sog den Duft ein. Sein Herz machte einen kleinen schmerzhaften Sprung und er setzte sich sofort kerzengerade auf. Oh, das Gefühl war gar nicht gut. Überhaupt nicht gut. Nicht im Zusammenhang mit dem Geldsack. Er starrte in den Spiegel und sich selber an.

Er war leichenblass und sah sehr durchgenommen aus. Einige rote Striemen zeichneten sich auf seiner hellen Haut ab und seine Augen hatten einen panischen Ausdruck. Nein. Nein, daran sollte er nicht denken. Und wenn das eben ein erstes Anzeichen war, sollte er dieses Arrangement mit Kaiba lieber ganz schnell beenden. Der Appetit war ihm vergangen und er raste förmlich unter die Dusche um sich zu waschen. Fieberhaft versuchte er einen klaren Kopf zu bekommen, doch seine Gedanken überschlugen sich. Jonouchi kannte sich gut genug um zu wissen, dass dies eben das erste Omen von Gefühlen war, die er dem Firmenchef nicht entgegenbringen wollte. Er musste das Ganze im Keim ersticken und so sehr es ihn auch bekümmerte, müsste er diese aktionreiche Beziehung beenden. Verkrampft stieg er aus der Dusche und wickelte sich in den Bademantel. Kaiba war scheinbar schon vor Stunden gegangen. Ohne ein Wort. Ohne eine Nachricht. Nur das Frühstück zu welchem Jonouchi blickte.

Es störte ihn nicht, dass der andere auf diese Weise verschwunden war. Ihn störte seine Glückseligkeit mehr, als wenn er sich über das Verhalten von Kaiba erdreistet hätte. Mit einem tiefen Seufzer ließ er sich auf dem Stuhl nieder und biss trostlos in ein Brötchen. Sein Hintern puckerte etwas als Protest über die unbequeme Sitzgelegenheit, doch er ignorierte es. Wenn er schon das Andere nicht ignorieren konnte, dann doch wenigstens diese Art der Nachwirkung. Nachdem er sich etwas hinunter gezwängt hatte, erhob und zog er sich an. Mit einem letzten Blick auf ihr spontanes Nachtlage, riss er sich zusammen und verließ das Hotel. Zügigen Schrittes ging er zu seiner BMW, setzte sich den Helm auf uns brauste davon. Er fuhr einfach aus der Stadt hinaus und fuhr so weit es die Zeit erlaubte. Zurück musste er sich beeilen, um pünktlich zum Dienst zu erscheinen. Zum Glück durfte Katsuya Heute wieder den Lieferjungen mimen und bekam langsam seinen Kopf frei.

Als der zukünftige Student endlich in sein eigenes Bett fiel, schlief er sofort ein, so erschöpft von all seinen Gedanken und Taten, dass ihm nicht einmal Mokubas Nachricht aufgefallen war. Erst am Morgen las Jonouchi sich diese durch und verfluchte die Bitte von vor wenigen Tagen.

„Mein Bruder hat's geschafft. Er kann am Turnier teilnehmen.“, stand in der SMS. Yuugi und er hatten den kleinen Kaiba darum gebeten Bescheid zu geben, wenn fest stünde ob Seto am Turnier teil nehmen konnte. In den letzten Wochen hatte dieser immerhin einiges zu erledigen gehabt. Seine Zeit war einfach nicht ausreichend für all den Wirbel und seine einzige Leidenschaft. Diese Information und seine um den Brünetten kreisenden Gedanken kollidierten und bildeten einen Kloß in Katsuyas Magen. Yuugis Großvater, fiel es ihm ein, schlug in solchen Situationen immer eine Auflistung aller Fakten vor. Der bedrückte Duellant war sich nicht sicher, ob das auch für so etwas galt, aber er würde es versuchen. Irgendwie musste er Ordnung in das Wirrwarr bringen um einen Plan schmieden zu können.

Nach zwei Stunden saß Jonouchi noch immer an seinem Schreibtisch, knabberte am Bleistift und blickte auf den beschmierten Zettel. Neben einem Rotauge und einem weißen Drachen waren darauf Worte zu sehen wie: Herzklopfen, erste Anzeichen, Arschloch, Arrogant, Gefühle, dazu nicht fähig, geiler Sex, Spaß und Streit. Unter all dies zeichnete er einen Pfeil, den er bestimmt schon zum 20. Mal nachmalte. Innerlich gab er sich einen Ruck und schrieb: Schreib ihn ab.

Er biss sich auf die Lippen, legte den Stift beiseite und steckte den Zettel ein. Seinem Plan nach, wollte er diesen immer herausholen, wenn er in seinem Entschluss wanken sollte. Er stand immerhin auf den Sex mit Kaiba und war sich sicher, dass dieser auf ihn zukommen, oder eher ihn herbei zitieren würde. Dem wollte er nicht nachgeben, um nicht in etwas hinein zu geraten, was nur schlecht ausgehen konnte.

Langsam schälte er sich aus seinen Schlafsachen und sah dabei in den Spiegel. Dieser traurige Blick stand ihm gar nicht. Er trat näher an sein Ebenbild und legte seine Hände mit diesem zusammen.

„Das passt nicht zu dir.“, sagte er zu sich selbst und blickte sich fest in die Augen. „Du gibst auf. Wegen Kaiba. Nur weil es um sowas geht?“ Er schluckte und sein Magen verkrampfte sich, schien sich zu winden und den Tee ausspucken zu wollen. Er legte die Stirn an den Spiegel und die kühle Oberfläche tat ihm gut. Langsam umspielte ein Lächeln seine Lippen, als ein Bild vor seinen Augen erschien, wie Kaiba mit Mokuba umging. Offensichtlich war der Eisklotz zu Gefühlen fähig.

Er schloss die Augen kurz nur um sich daraufhin erneut anzusehen. Diesmal war sein Blick fest und entschlossen.

„Wer nicht wagt der nicht gewinnt, hm?“ Mit Schwierigkeiten wollte er lieber umgehen, als mit dem Gedanken es gar nicht erst versucht zu haben. Aufgeben kam nicht mehr in Frage. Dafür gefiel ihm das was war schon viel zu sehr. Er musste Kaiba ja nichts auf die Nase binden. Das würde sein kleines Geheimnis bleiben, bis er eine Chance erspähte. So unwahrscheinlich wie es war … Der Eisklotz war ein toller Liebhaber, wieso sollte es also schlecht werden? Er nickte sich zu und sah wie sein Spiegelbild zu grinsen begann. Die Augen leuchteten und es wirkte, als wolle er eine Herausforderung zum Duell annehmen. Genau so! Nicht zerdenken, einfach handeln! Das war viel passender für Katsuya Jonouchi. Er würde sicher nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, aber dem ganzen ein Chance geben. Und dazu musste sich zuerst eine Gelegenheit ergeben den begehrten Junggeselle wiederzusehen.

Diese Chance ergab sich am Montag zur Eröffnungsfeier der Endrunden und den ersten Duellen. Gemeinsam mit Yuugi, Mai und Honda bezog Jonouchi eine Reihe der Tribüne für die Zuschauer. Ihnen wurden von Otogi, Bakura, Shizuka und Alister ein Platz frei gehalten. Jonouchi begrüßte letzteren freudig und ließ sich auf seinen Platz sinken. Heute würden sie nur zusehen und Seto die Daumen drücken. Eigentlich hatte sich Mokuba zu ihnen gesellen wollen, aber er übernahm hinter den Kulissen einige Aufgaben.

„Mir tut Lily etwas leid.“, sagte Shizuka und blickte auf die Duellanten. Seto eröffnete die Endrunden, nach einem kleinen Showprogramm, mit dem ersten Duell. Während sein Deck, wie üblich aus Drachen bestand, besaß die Neuseeländerin fast nur Feenmonster. Deren Effekte waren zwar beeindruckend, aber sie konnten nicht gegen die Karten des anderen bestehen. Ein ohrenbetäubender Applaus brach los, als der erste Sieger feststand und der Moderator Seto Kaiba ausrief. Es gab eine kurze Pause, bevor Ryuzaki sich gegen den Russen Kalkow bewähren musste. Gegen Jonouchis Erwartung gewann der Dino-Liebhaber nicht gegen das Maschienendeck.

Heiß diskutierend verließen die Freunde die Arena und winkten kurz Mokuba, der mit seinen Aufgaben beschäftigt war. Als sie Richtung Burger World gingen, wo sie auf einen Plausch einkehren wollten, kam ein junger Mann an ihnen vorbei, den sie nicht ignorieren konnten. Hochgewachsen, schlank, dunkle Haare und graue Augen ließen den Mexikaner beeindruckend wirken. Katsuya konnte ein Schaudern nicht unterdrücken. Martinez hatte eine unglaubliche Ausstrahlung. Einnehmend und beängstigend. In gewisser Weise schien sie Setos zu ähneln. Nur wirkte sie offensiv, aggressiv und nicht passiv, abwehrend. Sie waren stehen geblieben und blickten dem braun gebrannten jungen Mann entgegen, dem ein Schwarm von Frauen folgte. Er ignorierte diese geflissentlich, doch als er auf Höhe der Freunde war, blickte er Jonouchi und Yuugi herausfordernd in die Augen.

Es war nur ein flüchtiger Augenblick, aber alles in Katsuya spannte sich an und er spürte das es Mai, Alister und Yuugi ebenso ging. Sie blickten ihm nach und setzten erst später ihr Gespräch und den Weg fort.

„Beängstigend.“, flüsterte Mai und strich sich über die Arme. „Das letzte Mal habe ich eine solche Gänsehaut bei diesem anderen Marik bekommen.“ Jonouchi sah seine Freundin an und musste ihr im Stillen zustimmen. Die Situation hatte eindeutig Ähnlichkeiten. Jedoch handelte es sich bei Martinez nur um einen aggressiven Duellanten und keinen Psychopathen, der die Weltherrschaft an sich reißen wollte.

„Ich vermute, dass einer von uns beiden als nächstes gegen ihn antreten muss.“, sagte Alister und blickte Mai herausfordernd an. Sofort war die Gänsehaut von ihren Armen verschwunden und sie grinste hochmütig.

„Du denkst doch nicht, dass du das sein wirst? Du hast keine Chance gegen mich. Und diesen Ricardo werde ich auch platt machen.“ Ihre Augen blitzten zu Jonouchi. „Und dann bist du fällig, mein Lieber.“ Der Herausgeforderte lachte herzhaft.

„Ich freue mich schon drauf.“, entgegnete er kampflustig und erst jetzt viel ihm auf, dass Yuugi bedrückt neben ihnen einher schritt.

„Was ist los, Mann?“, fragte er an diesen gerichtet und alle Augen huschten zu dem Punk.

„Ich habe ein schlechtes Gefühl bei Martinez. Immer noch. Und es wird sogar noch stärker.“

„Mach dir nicht in die Hosen, Alter. Ich mach ihn platt, bevor du überhaupt auf ihn treffen kannst.“

„Du meinst wohl: Die fabelhafte Mai wird ihn platt machen.“

„Ganz bestimmt nicht, da du dafür gegen mich bestehen müsstest.“, mischte sich Alister ein und die Duellanten fochten mit Worten um ihren Sieg. Erst als sie alle ihr Essen vor sich stehen hatten, hakten sie das Thema ab und fragten Yuugi nach seiner Strategie für den morgigen Tag. Dieser schien erst dadurch langsam aus seiner Abwesenheit aufzutauchen und sich wieder an den Gesprächen zu beteiligen.

„Marco spielt Pyro und Ungeheuer. Ich hab ein Paar Karten dagegen in mein Deck genommen, aber ich glaube er wird auch einige gegen meine Magier haben.“, erklärte er.

„Hast du auch den schwarzen Magier und das Magiermädchen mit drin?“, fragte Bakura. Yuugi nickte und lächelte etwas wehmütig und doch zuversichtlich.

„Ich werde mein Bestes geben. Es ist immerhin das erste Turnier, dass ich alleine bestreite.“ Natürlich wussten die anderen, was ihr Freund meinte und pflichteten ihm Mutspendend bei. Yuugi focht dieses Turnier und wollte vor allem sich selbst beweisen, dass er den Titel des Königs der Spiele verdient hatte. Zwar war es nur der erste Schritt, da es sich hierbei nur um Duell-Monsters handelte, aber danach würde er auch den Mut finden, wieder andere Herausforderungen anzunehmen. Er liebte Spiele jeder Art, dachte gerne logisch und strategisch und forderte sehr gerne sein Glück heraus. Sein Großvater hatte oft gesagt: das Leben sei wie ein Spiel und man könne nie genügend Übung darin finden.

Am nächsten Tag trat Yuugi mit neuer Entschlossenheit gegen Marco an und gewann das Spiel nach einem atemraubenden Schlagabtausch. Er hatte seinem Gegner mehr als 9000 Lebenspunkte rauben müssen, da dieser sie um einiges aufgestockt hatte. Doch schlussendlich war sein Plan erfolgreich gewesen. Siegreich setzte er sich zu seinen Freunden und verfolgte mit Spannung das Duell zwischen Haga und Jules, woraus ersterer als Mutos nächster Gegner hervorging.

Am folgenden Tag feuerte er zusammen mit den anderen Katsuya an, der mit seinem Glück in seiner letzten Karte den Sieg gegen Gabriel fand. Sein Gegner hatte fast das gesamte Deck des Blonden auf den Friedhof verfrachtet und es gelang ihm nur der Sieg, da er seine letzte Hoffnung zog - eine Reanimationskarte. Sie reichten sich anerkennend die Hände und Jonouchis Blick glitt kurz zu Kaiba, bevor er von Han Ji-Houn abgelenkt wurde. Sie strahlte ihn förmlich an und steckte sich derweil gerade ihre langen schwarzen Haare zu einem seidigen Knoten zusammen.

„Gut gespielt, kleiner Glückspilz.“, sagte sie mit einer melodischen Stimme und ging zu ihrem Platz um sich für das Duell vorzubereiten. Leicht fasziniert blickte Katsuya der koreanischen Schönheit nach und brachte nur ein leises verwirrtes: „Danke“, hervor.

Sie hatte es gerade binnen von Sekunden geschafft, dass Kaiba komplett aus seinen Gedanken verschwunden war und deshalb ließ er sich perplex neben Yuugi sinken um die nächste Runde nach der Pause zu verfolgen.

„Wow“, sagte er an Honda gewannt und auch Otogi nickte beflissentlich.

„Sie ist einfach heiß, oder?“, fragte der Würfelfan und keiner der anderen widersprach ihm. Selbst Mai nickte leicht, verschränkte aber ihre Arme vor der Brust.

„Sie spielt eine interessante Strategie.“, gab sie zur Kenntnis. Natürlich konnte sie nicht ehrlich bestreiten, dass Han eine bildhübsche Frau war. Schlank, Hochgewachsen, Elfenbeinfarbene Haut durch den europäischen Einschlag, langes schwarzes Haar und tief dunkel-blaue Augen. Sie spielte fair und war offensichtlich von keiner falschen Freundlichkeit beseelt. Wenn sie dieses Duell gewann, träfe sie im nächsten auf Jonouchi. Das, so musste Mai gestehen, gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie linste zu dem blonden Duellanten, der in einem recht machomäßigen Gespräch mit Honda und Otogi versunken war. Yuugi und Ryo analysierten mit Alister derweil lieber das vorangegangenen Duell. Jungs ...

Mai rügte sich selbst. Hier eingeschnappt rumzusitzen, obwohl nichts direkt dazu veranlasst hatte, war nicht die Beschäftigung. Also wand sie sich an Shizuka, die gerade mit Getränken und Hotdogs zurück kam. Letzteres wurde der Jüngsten hungrig aus den Händen gerissen und ihr Bruder schob sich gleich zwei der Dinger in den Mund.

„Verschluck dich nicht“, sagte Mai und musste lachen, als das befürchtete eintrat. Hustend klopfte sich Katsuya gegen die Brust und verschluckte sich fast erneut, als ihm Honda auf den Rücken schlug und er ein paar Krümel auf einen weißen Mantel spuckte.

„Kannst du nicht anständig essen, Idiot?“, kam es von der darin gekleideten Person, die angewidert das Geschoss entfernte. Tödliche Blicke trafen den vorm Tode bewahrten und ihm blieb kurz das Herz stehen.

„Diese Dinger sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“, knurrte er Kaiba an und taxierte ihn mit seinem Blick. Doch der andere schien unbeeindruckt wie eh und je. Sein nächster Blick galt Yuugi der ihn bereits erwartungsvoll ansah.

„Ich hoffe du wirst dein Duell gewinnen. Ich habe nämlich vor gegen dich zu spielen.“

„Dafür müsstest du erst mal den Russen besiegen.“, rief Jonouchi dazwischen, der es einfach nicht ab konnte ignoriert zu werden. Kein Blick wurde ihm zuteil, als Kaiba antwortete: „Ich gehe davon aus, dass wir aufeinander Treffen werden, Muto. Und dann hole ich mir den Titel zurück.“

Das Yuugi Kaiba nickend anlächelte und ihm die Hand hin hielt, fuchste diesen innerlich. Wie sollte man diesen Spielezwerg anständig herausfordern, wenn er es mit einer solchen Gelassenheit und so viel Spaß nahm? Trotzdem nahm er die Hand und sah kurz in die Augen seines stärksten Gegners.

„Wir sehen und im Halbfinale. Versprochen.“, antwortete die Stachelfrisur und Kaiba nickte zufrieden. Das Jonouchi sich gerade lauthals darüber brüskierte nicht beachtet zu werden, forderte nur das Anheben einer linken Augenbraue.

„Sei endlich still! Ich habe zu viel um die Ohren, als das ich mir von deinem Gekläff Kopfschmerzen verpassen lassen kann.“, sagte er mit kaltem Ton und wand sich zum Gehen.

Fluchend sah Katsuya ihm nach: „Dieser Arrogante … gnaa~.“ Eine Hand hatte sich auf die Schulter des blonden Duellanten gelegt und Yuugi lächelte ihn beschwichtigend an. Sofort wurde Katsuyas Hals trocken. In den Augen seines besten Freundes stand mehr geschrieben als ein einfaches: „Beruhige dich!“.

Darin stand eher: „Reg dich nicht so auf. Sonst merkt es jeder.“ Er ließ sich nieder und sah zu dem Chef der Kaiba Corporation und besann sich seiner Aktion von eben. Hatte er sich ungewöhnlich viel über ihn aufgeregt? Eigentlich nicht. Die Wut war in ihm hochgeschossen wie eh und je und die Worte aus ihm gesprudelt, schneller als er hatte Denken können. Das war normal für ihn. Was also hatte Yuugi eine Vermutung ereilen lassen, derer er sich selbst erst seit wenigen Tagen bewusst war? Während die anderen wieder in ein Gespräch versanken und erst durch das Duell von Han zum Schweigen gebracht wurden, ließ Katsuya seine Hand in die Jackentasche wandern.

Schnell fand er, was er dort verstaut hatte und blickte auf die Anzeige seines Displays. Er hatte sich also nicht verhört. Dort stand der Eingang einer SMS bestätigt. Eine SMS von Kaiba. Verwirrt blickte er auf den Inhalt und verzweifelt versuchte er seine Kehle wieder zu befeuchten. Das er sich dafür über die Lippen leckte war nicht hilfreich. Die eindeutige Einladung per Kurztext zu einem Sex-Date, ließ seine Gedanken in neue Richtungen gleiten.

„Ach verflucht“, dachte er sich, verstaute das Telefon und blickte zu den Duellanten. Noch vor wenigen Minuten hatte er sich über die schöne Koreanerin ausgelassen und nun geisterte ihm erneut Kaiba durch den Kopf. Wie gerne würde er diesem einfach an die Gurgel springen oder ihm ein Kissen ins Gesicht drücken. Ohne diesen Geldsack wäre er weitaus besser dran. Vielleicht hätte er was mit Mai, oder er würde es bei Han versuchen. Aber so … so dachte er nur daran, wie er es schaffte unauffällig zu Kaiba ins Büro zu kommen. Dahin hatte ihn der, für seinen Geschmack viel zu attraktive, Mann bestellt und ihn angewiesen sich eine eigene Ausrede einfallen zu lassen, hätte er den Wunsch zu kommen. Warum sollte er sich etwas einfallen lassen? Seto hatte die „Einladung“ ausgesprochen. Doch er wusste im selben Moment, wie er sich darüber aufregte, dass er nicht widerstehen konnte. Ihm ging seine Fantasie jetzt schon durch, wobei er nach der heutigen Aktion keine Lust darauf hatte, sich dem anderen zu ergeben. Noch rebellischer wurden seine Gedanken als die schöne Han ihre Arme siegreich hochriss und ihr Gegner besiegt zu Boden ging.

Genau so wollte Jonouchi Seto vor sich sehen. Besiegt. Geschlagen. Erobert durch Katsuya Jonouchi. Halt. Erobert war vielleicht keines der Worte dafür … aber irgendwie … doch passend? Katsuya wollte den Drachen erobern. Vorerst strebte er das auf horizontaler Ebene an.

„Das wird ein harter Kampf.“, sprach er seine Gedanken laut aus und erschrak darüber. Zum Glück dachten seine Freunde, dass er sein Duell gegen Han meinte. Katsuya musste zugeben, dass dies auch darauf sehr gut passte. Als sie in seine Richtung kam, zwinkerte sie ihm frech zu und Jonouchi wurde sofort ganz anders zu Mute. Erneut schaffte die Schönheit es, den Drachen aus seinen Gedanken zu verjagen. Da Otogi sie auch noch dazu einlud, mit ihnen Essen zu gehen, war Katsuya einige Stunden lang von seinen Problemen befreit.

Erst eine weitere unverhoffte Kurznachricht erinnerte ihn an seine eigentliche Verabredung und er verabschiedete sich etwas überstürzt von seinen Freunden. Es war spät. Sehr spät.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du ablehnst.“, stand in der Nachricht von Kaiba und Jonouchi war noch nie so schnell zu Fuß unterwegs gewesen. Er rannte fast um sein Leben und wusste gar nicht warum er sich wegen dem Pinkel so einen Stress machte. Eben noch flirtete er mit Otogi und Honda um die Gunst von Han und nun war sein einziger Gedanke, so schnell wie möglich den Großkotz zu küssen.

Außer Atem hielt er vor dem Bürokomplex an und starrte hinauf zur obersten Etage. Verzweifelt nach einer Ausrede suchend, sah er sich um und entdeckte einen Pizza-laden. Das würde eine sehr billige Ausreden werden, vor Allem da er nicht Mal Arbeitskleidung trug, geschweige den er für den Laden arbeitete. Aber etwas besserem viel ihm nicht ein.

„Beruhige dich“, trichterte er sich selbst ein, als er eine Pizza kaufen ging. Kaibas SMS hatte ihn so aus der Fassung gebracht. Er schien auf ihn zu warten. Wie sollte Jonochi da ablehnen können? Schnell zahlte er und meldete sich dann am Empfang der Drachenhöhle … des Bürokomplex. Man ließ ihn hoch, nachdem eine kurze Rückmeldung eingeholt wurden war.

Nervös stand Katsuya in dem Aufzug und starrte auf die Anzeige. Sein Herz raste und ihm wurde vor Vorfreude schon ganz heiß. Wenn er sich richtig einschätzte, war er süchtig. Süchtig nach dem Sex mit Kaiba. Süchtig nach Seto, den Gefühlen die er auslöste. Wut, Hass, Streitlust, Begehren.

Er schluckte schwer und betrat nach einem kurzen Gang das Vorzimmer der Chefetage. Niemand war hier. Die Sekretärin schien schon Feierabend zu haben und Roland ebenso. Daher ging er direkt zu der schweren Bürotür und klopfte.

„Komm rein!“, hörte er die kalte Stimme und ihm wurden die Knie kurz weich. Nicht zum ersten Mal, fühlte er sich wie ein Schulmädchen, dass seinem Schwarm gegenüber trat. Doch etwas Kampfgeist erwachte in ihm, als er die Überheblichkeit heraushörte.

Kaiba hatte ihn immer noch erwartet und war sich sicher gewesen, dass er kommen würde. Oh wie er es hasste. Wie er es hasste, dass er für den Firmenchef ein offenes Buch zu sein schien. Er trat ein und schloss die Tür hinter sich.

„Pizzabote? Ich hätte dir etwas mehr Fantasie zugetraut.“, wurde er von dem Drachen kritisiert.

„Ich hatte halt wichtigeres im Kopf, als mir wegen deiner Einladung Gedanken zu machen, Arschloch.“ Katsuya stellte die Pizza vor Kaiba und erst jetzt viel ihm auf, dass er dabei durch einen holografischen Bildschirm griff.

„Idiot“, knurrte der Belieferte und zog Jonouchi mit einem Ruck zu sich herum. „Jetzt muss ich die Dateien neu ordnen. Pass doch auf wo du durchgreifst.“

Mit leicht offenem Mund, starrte der beschimpfte auf die geschickten Finger, welche durch das Hologramm fuhren und eine Unordnung beseitigten, die seine Handeln verursacht hatte.

„Wow. Das ist ja wie in Iron Man.“ Für diesen Kommentar erntete er einen vernichtenden Blick. Doch das schüchterte ihn nicht ein. Im Gegenteil. Es forderte ihn heraus. „Ich bin hier. Kannst du deine geschickten Finger, da nicht endlich von deiner Arbeit lassen?“

„Du bist zu spät.“

„Ich komm doch nicht sofort, nur weil du pfeifst. Wieso hast du mich überhaupt herbestellt?“

„Stell dich nicht dümmer als du bist, Köter.“, schnaubte Kaiba und stellte seinen Laptop mit dem beeindruckenden Bildschirm aus. Sie sahen sich eine Weile lang in die Augen und funkelten sich an. Wieder diese Anziehungskraft. Fast animalisch, der Drang den anderen zu Boden zu reißen. Jonouchi schluckt hart und kam ihm näher.

„Ich werde mich nicht dafür entschuldigen. Auch ich habe anderes zu tun.“

„Etwa mit dem Kindergarten rumhängen und dich vollstopfen?“

„Ich bin halt kein Kostverächter. Andernfalls wäre ich auch nicht hier.“ Erfolgreich registriert er ein leichtes Grinsen auf den schmalen Lippen und sofort muss er seine auf diese legen. Nur wenige Sekunden lang, konnte man diese Berührung als sanft bezeichnen, bevor sie ihrer üblichen Leidenschaft weichen musste. Erneut wundert sich Jonouchi, wie schnell man alles wichtige frei legen konnte. Schon nach wenigen kurzen Minuten legten sich seine Lippen um das begehrte Objekt des Drachenliebhabers. Doch Katsuya hatte nicht vor, dieses Mal der Besiegte zu sein.
 

Erschrocken fuhr Katsuya aus dem Schlaf und sah sich verwundert um. Wie war er hier her gekommen? Er blickte auf den jungen Mann neben sich, dem sein braunes Haar im Gesicht hing. Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Betrachters. Seto Kaiba sah selbst im Schlaf noch aus, als würde er vor Gericht ziehen. Sacht strich er ihm die Haare aus dem Gesicht und spürte ein müdes Prickeln in sich aufkommen.

Er war viel zu erschöpft um diesem weiter Beachtung zu schenken und somit Blickte er auf die Uhr des Hotelzimmers. Halb 5 Uhr Morgens. Hilton-Hotel. Neben ihm der ehrgeizige Geldsack. Nackt. Sie beide waren nackt. Er zog die Knie an und verbarg sein Gesicht auf diesen um das Grinsen zu verbergen. Gerade noch rechtzeitig gelang es ihm. Neben seiner Gestalt regte sich der etwas größere und richtete sich ebenso auf. Katsuya spürte noch, bevor er es sah, dass dieser mit der Situation nicht zufrieden war. Bestimmt hatte er nicht vor neben ihm zu schlafen oder gar länger hier zu bleiben als nötig. Doch es war ihnen gar nichts anderes übrig geblieben. Nachdem sie das Büro getrennt verlassen hatten, waren sie hier her gekommen und wie immer übereinander hergefallen. Jonouchi hatte dabei sein ganzes Können an den Tag gelegt, was viel Selbstbeherrschung gekostet hatte. Doch im Endeffekt war er der Sieger gewesen. In dieser Nacht stand es zwar trotzdem nur eins zu zwei aber … oh verdammt.

Er sollte nicht daran denken. Da bekam er sofort Lust ihn erneut zu erobern, nur das gerade sein Körper viel zu ausgelaugt war. Mutig hob er den Kopf, als er seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle hatte.

„Sorry, das ich dich geweckt habe.“, flüsterte er und sah in die eisblauen Augen. Doch statt einer Antwort konnte er nur zusehen wie Seto ins Bad verschwand um sich für den Tag fertig zu machen. Wie konnte er dazu schon Motivation haben? Es war halb 5 Uhr Morgens! Nur zur Erinnerung: sie waren erst gegen zwei zur Ruhe gekommen. Als er das Geräusch der Dusche hörte erhob er sich und kam dem anderem nach. Kurz zögerte Katsuya, bevor er zu ihm unter den heißen Strahl stieg. Das ungehaltene Brummen hielt ihn nicht davon ab und er umarmte ihn von hinten, küsste Setos Nacken federleicht und spürte zufrieden die Gänsehaut welche er auslöste.

„Lass das, Jonouchi, Dafür habe ich keine Zeit.“

„Nur während du duschst. Du hast schreckliche Terminpläne. Es ist mitten in der Nacht.“

„Dann geh zurück ins Bett.“

„Hier gefällt es mir besser.“

„Werde jetzt nicht sentimental.“

„Ich bin nicht sentimental. Ich bin ein Genießer.“

„Das habe ich anders in Erinnerung.“

„Ich verschlinge halt gerne, was ich liebe.“, antwortete Katsuya und grinste ihn an. Als Seto aus den Augenwinkeln über die Schulter zu ihm sah.

Sie hätten von Sex oder von HotDogs reden können. Es wären die gleichen Worte gewesen. Doch hier und jetzt ignorierten beide gleichsam das letzte genannte Wort. Jonouchi stellte sich auf die Zehen und beugte sich rum um Seto zu küssen. Zufrieden stellte er fest, dass der andere darauf einging. Für einen Quicky unter der Dusche reichten ihrer beider Kräfte nicht mehr aus, aber trotzdem reizten sie einander. Das Jonouchi dabei das Waschprogramm übernahm, störte den Firmenchef nicht im geringsten.

Sauber verließen sie die Dusche und angezogen das Hotelzimmer. Roland wartete bereits auf seinen Chef und ignorierte geflissentlich mit wem dieser das Hotel verließ.

„Das nächste Mal bei dir, Geldsack?“, fragte Katsuya und erntete den erwarteten Todesblick. Doch andererseits folgte ein kaum merkliches Nicken, bevor Kaiba einstieg und die Limousine davon fuhr. Mit offenem Mund starrte der Zurückgelassene dem Fahrzeug hinterher. Das war ein Ja. Eindeutig ein Ja. Ohne Beleidigungen. Keine harten Worte. Kein kalter Kommentar. Hatte er Kaiba kaputt gemacht? Verwirrt strich er sich über die Wange wo eine Träne zu spüren war. Warum war ihm nach weinen zu Mute?
 

„Ich hätte Kaiba keinen solch billigen Geschmack für seine Mätressen zugetraut.“, sagte eine kalte schneidende Stimme und Jonouchi war, als würde er von einer hohen Klippe stürzen. Es hatte sie jemand gesehen und die richtigen Schlüsse gezogen? Entsetzt drehte er sich um und sah in das Gesicht seines Untergangs. Dort stand Ricardo Martinez, mit einem süffisanten Grinsen auf den Lippen. Seine Augen blitzten diabolisch und siegreich. Jonouchi sah nur noch wie das Handy in der Hosentasche des Duellanten verschwand.

„Was meinst du?“, fragte er bissig und sein Kampfgeist war geweckt, verdrängte den Brechreiz und hinterließ einen kleinen Hauch von Angst.

„Das es mir eine Freude sein wird, euch beidem zum Comingout zu verhelfen. Ich hoffe auf eine Einladung zur Feier des Tages.“ Katsuya hatte das Verlangen ihn niederzuschlagen und somit aufzuhalten. Er wollte das Smartphone mit der lästigen Fotofunktion zerschmettern und sicher gehen, dass kein Wort über ihn und Seto nach außen drang. Doch er war nicht Mal in der Lage sich zu bewegen. Nicht aus Schock. Nein. Irgendetwas bannte ihn. Hielt ihn fest wie durch Magie.

Die Aura des brutalen Duellanten war beeindruckend und seine höhnische Stimme von einem Klang der betörend wirkte. Würde diese ganze Gestalt nicht gerade gegen Seto Kaiba intrigieren, wäre das Ganze eine Einladung zum flirten. Doch so kochte nur Hass in ihm auf.

„Wage es ja nicht!“ Katsuya maß jedem Wort eine besondere Betonung bei und giftete Ricardo an. Dessen Augen blitzten amüsiert und er trat dicht an ihn heran.

„Sonst: was, Jonouchi?“, zischte er leise und seine Lippen waren dicht bei denen des Blonden.

„Ich mach dich fertig.“ Als Reaktion bekam Katsuya ein herzhaftes Lachen und einen sich krümmenden Mexikaner.

„Du hast Humor, Milchbubi. Na gut. Ich möchte sehen, wie du gedenkst mich fertig zu machen.“ Kurz ließ er eine Hand über Katsuyas Wange streichen. „Zeig es mir im Halbfinale und ich überdenke meine Hilfestellung.“ Seine Stimme war kalt und herzlos, als er sich abwand und ging. Erst als Ricardo außer Sicht war, fiel die Starre von Jonouchi ab und er übergab sich in den nächst gelegenen Mülleimer. Sein ganzer Körper zitterte und ihm war so schlecht wie noch nie in seinem Leben. Seine Wange kribbelte auf widerliche Weise und sein Magen rebellierte. Er wollte wegrennen oder Martinez zu Brei schlagen. Aber zu nichts davon fühlte er sich im Stande.

Eine sanfte zarte Hand legte sich auf seinen Rücke und er zuckte so stark zusammen, dass ihm die Beine nachgaben.

„Alles in Ordnung?“, fragte eine melodische Frauenstimme und das schöne Gesicht von Han Ji-Houn lächelte ihn besorgt an.

„Uhm … Han. Ja, danke. Ich … ich glaube ich hab das Essen nicht vertragen.“

„Du siehst aus als wäre dir ein Geist begegnet.“, sagte sie leise und half ihm auf, reichte ihm ein Taschentuch und musterte ihn eingehend.

„Nein. Schon Gut. Danke“, sagte er und nahm die Hilfe an. Er wischte sich über den Mund und blickte etwas beschämt drein. „Ich wasch es und gebe es dir dann wider, ok?“ Sie nickte.

„Warum bist du so früh unterwegs, Jonouchi?“, fragte sie und begleitete ihn ein Stück.

„Ich konnte nicht schlafen und brauchte etwas frische Luft. Und du?“

„Deine Freunde wollten mich nicht gehen lassen. Hiroto und Ryuji haben mich überreden wollen mit ihnen nach Hause zu gehen. Aber ich möchte doch lieber in meinem Bett schlafen.“ Ein freches Zwinkern setzte sie zur Untermalung ihrer Beweggründe ein und Katsuya ging es langsam etwas besser.

„Warst du bis eben mit ihnen aus? Respekt.“

„Nicht wahr? Eigentlich hatte ich es auf ein ruhiges Gespräch mit Yuugi abgesehen, aber er ist nicht gerade der Feierwütigste.“ Katsuya musste leicht lachen.

„Das ist er wirklich nicht. Wieso wolltest du mit ihm reden?“

„Ich liebe die Art wie er spielt und wollte mit ihm über verschiedene Strategien fachsimpeln. Doch im Endeffekt bin ich wohl einfach zu attraktiv, als das sich ein Mann mit mir normal unterhalten kann.“, scherzte sie und grinste mit ihren vollen Lippen. „Respekt also, dass es dir gerade gelinkt.“ Nun lachten sie beide und das schlechte Gefühl verließ Jonouchi und hinterließ seltsamer Weise: Hunger.

„Uhm … darf ich dich auf ein Frühstück einladen?“, fragte er Han. „Als Dankeschön?“

„Ich dachte dir geht es nicht gut?“

„Ach das ist schon besser. Und jetzt habe ich Hunger. Der Italiener bei dem ich arbeite hat ein Frühstücksbuffet. Lust?“ Sie überlegte kurz und nickte dann.

„Mit einem starken Kaffee halte ich das bestimmt noch durch.“

Gemeinsam schritten sie voran und ließen sich unter den Augen von Jonouchis Kollegen nieder. Diese beglückwünschten ihn ganz offen zu seinem heißen Fang, doch sie winkten beide ab. Er musste zugeben, dass ihm dieser Morgen gerade sehr von der hübsche Koreanerin gerettet wurde. Es war aber auch ein Auf und Ab und in seinem Hinterkopf ratterte es noch immer. Aber vorerst aß er sich satt und begleitete Han danach zu ihrem Hotel. Als Katsuya in seine eigene Wohnung kam, wusch er zuerst das Stofftaschentuch und ließ sich dann erschöpft ins Bett sinken. Nach wenigen Sekunden überrollte ihn der Schlaf und dieser wurde erst beendet als Yuugi bei ihm klingelte. Verschlafen erhob sich der Duellant und ging mit seinem Kumpel zur Arena.

Das Duell Mai gegen Alister war das spannendste der bisherigen Endrundenkämpfe. Sie schenkten sich nichts und als Mais Harpyien zerstört wurden, hätte Alister fast gewonnen. Doch eine Fallenkarte war sein Verhängnis. Trotz des harten Kampfes, reichten sie sich freundschaftlich die Hände und ließen sich vom Publikum feiern. Die erhitzte Stimmung in der Arena erkaltete erst wieder, als Ricardo Martinez seinen Platz im Ring betrat. Es war das kürzeste Duell das Jonouchi jemals gesehen hatte. Zwei Züge und Yumi war besiegt. Katsuya rutschte das Herz in die Hose. Zwei Züge? Panik stieg in ihm empor, während die eisige Stille im Stadion sich langsam löste und sein Blick zu Kaiba huschte. Dieser war wie immer und wusste nichts von der Drohung und dem Druckmittel des Mexikaners. Diese zwei Züge im Duell gegen Jonouchi und Kaiba stünde im Matt.

Duelle II

„Willkommen zur nächsten Runde des Duell-Monsters-Kaiba-Cups. Es treten gegeneinander an: Seto Kaiba vs. Alexander Kalkow!“, verkündete der Moderator und Katsuya stimmte in den Applaus des Publikums ein. Er befürchtete, dass Kaiba gleich von dem stämmigen Russen verspeist würde, obwohl der Gastgeber des Turniers gelassen und ungerührt wie immer wirkte. Daumendrückend saßen die Freunde da und verfolgten das spannende Duell der Kontrahenten.

„Tja Mann. Damit steht dein nächster Gegner fest.“, sagte Jonouchi ohne Mitleid und klopfte Yuugi auf die Schulter.

„Erst Mal muss ich mein Duell noch gewinnen.“ Der Moderator verkündete den Sieg Kaibas und ein geknickter aber ehrlicher Verliere ging vom Feld. Dieser blickte erst auf, als er an Yuugi vorbei lief und ihm kurz zurief:

„Viel Glück.“

„Danke.“, antwortete der amtierende Meister und ging zum Spielfeld, wo Haga bereits auf ihn wartete.

„Dieses mal mach ich dich fertig.“, forderte dieser den Jungen mit der ungewöhnlichen Stachelfrisur heraus, doch er bekam als Antwort nur ein freundliches Lächeln. Das fuchste den Insektenfan so sehr, dass er es kaum erwarten konnte endlich sein Duell zu starten.

Während Jonouchi seinen besten Freund beobachtete, war er sich sicher, dass dieser gewinnen würde. Doch für seine eigenen Duelle war er nicht so zuversichtlich. Zwar rechnete er sich Chancen gegen Han aus, aber wenn er ehrlich war: Mai würde gegen Ricardo nicht bestehen und … er wahrscheinlich auch nicht. Ihm war bis jetzt noch keine Strategie gegen das aggressive Deck des Mexikaners eingefallen.

„Yuugi mach ihn fertig!“, rief Hiroto und Katsuya ließ sich zum anfeuern hinreißen. Kurz hatte er das Gefühl, Kaibas Blick zu spüren und den Gedanken dahinter zu erahnen: „Cheerleader“. Er schmunzelte und sah zu dem Drachen, bevor ihm die Probleme der Nacht wieder einfielen. Es war das Eine, sich in aller Öffentlichkeit zu Outen, aber es war etwas Anderes, dies durch einen dritten unfreiwillig zu tun. Und hierbei war einer der Betroffenen auch noch Seto Kaiba. Stinkreich. Wichtiger Arbeitgeber. Hoch im Kurs und der Junggeselle Nummer eins. Würde etwas über sein Liebesleben ans Tageslicht kommen, wäre Jonouchi ein Kopf kürzer, das Imperium in Gefahr und zig Welten würden einstürzen. Dafür wollte der angehende Student keine Verantwortung übernehmen. Vielleicht sollte er mit Kaiba darüber reden, was ihm Martinez angedroht hatte?

Während sich alle auf das Duell konzentrierten, zog er sein Smartphone heraus und schrieb flink: „Müssen reden!!! Wichtig!!! Schnellstmöglich!!!“ Er sah zu wie Seto die SMS empfing und die Augenbrauen beim lesen zusammenzog.

„Dauert es lang? Ich könnte fünf Minuten hiernach im Sicherheitsraum erübrigen.“

„Ok“, schrieb Katsuya zurück und versuchte sich einen Text zurecht zu legen, um Kaiba alles schnellst Möglichst zu erklären. So bekam er fast nicht mit, dass Yuugi soeben sein Duell gewann und wie erwünscht der nächste Gegner Setos werden würde.

Freudestrahlend umarmte Katsuya seinen besten Kumpel und gratulierte ihn zum Sieg, nur um sich kurz darauf für einen Toilettengang zu entschuldigen. Als er sich durch die Menge schob fiel ihm auf, dass er gar nicht wusste, wo sich besagter Raum befand. Doch nach kurzem Suchen fand er diesen tatsächlich dort, wo er ihn vermutet hatte und trat ein. Kaiba wartete bereits und sah ihn auffordernd an. Katsuya war erleichtert dem anderen anzusehen, dass dieser den Ernst seiner Nachricht verstanden hatte und auf Streitereien verzichtete. Flink schloss er die Tür, atmete tief durch und blickte ihm fest in die Augen.

„Ricardo Martinez hat uns gesehen.“, begann er und wies Seto mit einer Geste zum Schweigen an. „Er hat ein Foto oder ein Video von unserer Verabschiedung gemacht und gedroht es zu veröffentlichen. Bis jetzt ist er mit dieser Nachricht nur nicht an die Öffentlichkeit gegangen, da er das Duell gegen mich abwarten will. Er will es lassen, wenn ich gegen ihn gewinne.“ Er blickte kurz auf seine Uhr und dann wieder zu Seto. „Ich wollte dich warnen. Es ist wirklich nicht meine Absicht, dich irgendwie in Schwierigkeiten zu bringen.“ Erleichterung durchfuhr ihn als Kaiba nickte, wobei die Empörung aus dessen Gesicht verschwand, die sich dort abgezeichnet hatte, weil er zum Schweigen verordnet worden war.

„Mir gefällt es nicht, dass dieser Wurm sich solcher Mittel erdreistet.“, sagte er und die Kälte seiner Stimme senkte die Temperatur im Raum. Drohend löste er seine verschränkten Arme voneinander bevor er zu Jonouchi herantrat und diesen küsste. Sie lösten den Blick dabei nicht voneinander und der Blonde fühlte sich auf angenehme Weise gefesselt.

„Drohungen haben auf mich keine Wirkung. Diese Information wird er nicht los werden und selbst wenn, dann wird es mir nicht zum Verhängnis werden. Um Klatsch und Tratsch, schere ich mich nicht.“ Ein bleiernes Gewicht fiel Katsuya von den Schultern und seine Arme schlangen sich wie automatisch um den Firmenbesitzer.

„Ich mach ihn trotzdem fertig.“, kündigte er an und löste sich augenblicklich von dem reservierten Kontrahenten. „Damit es gar nicht erst so weit kommt.“ Ihm war bewusst, dass Setos Kuss eine Art Danke für die Vorwarnung und auch eine Fortführung ihrer seltsamen Korrespondenz war, was ihn unglaublich glücklich machte. Es war nicht vorbei. Mit dieser Gewissheit sah er dem anderen nach und ging mit Verzögerung hinterher. Unten angelangt fand er seine Freunde wieder und ging mit diesen, wie sie es sich nach den Runden angewöhnt hatten, essen.
 

Am nächsten Tag war sein Duell gegen Han, zu dessen Beginn er ihr das Taschentuch zurück gab. „Danke nochmals.“ Sie lächelte ihn nur freundlich an und bezog ihre Position auf dem Feld. Nach einem lauten: „Zeit für ein Duell.“, begannen sie dieses. Jonouchi fiel es schwer sich richtig auf seine Strategie zu konzentrieren, da die der Koreanerin sehr vereinnahmend war. Ihr perfekt abgestimmtes Deck setzte ihm immer mehr zu und ihr charismatisches Auftreten trug ihr die Stimmen des Publikums zu. Katsuya würde unterliegen, doch dann konnte er sich nicht mehr gegen Ricardo beweisen. Er schloss die Augen, als er die Karte zog, welche er brauchte. Triumphierend zeigte er sie und spielte den Zauber aus. Das war sein Sieg und innerhalb von zwei weiteren Zügen, sah das auch das Publikum und jubelte ihm zu.

„Beeindruckend.“, war Han's ehrliches Erstaunen über das herumgerissene Ruder und sie umarmte den Sieger. „Herzlichen Glückwunsch und viel Erfolg in den nächsten Runden.“ Der erfolgreiche Duellant wurde leicht verlegen und bedankte sich kleinlaut, während er die neidischen Blicke von Honda und Otogi spürte. Und konnte es sein? Auch den von Kaiba?

„Viel Glück“, wünschten Katsuya und Han Mai, als diese an ihnen vorbei auf das Feld zog.

„Ich brauche kein Glück. Den schaff ich auch so.“ Ihr Selbstbewusstsein in allen Ehren … Ricardo benötigte 8 Runden um Mai zu besiegen. Statt Beifall legte sich eisiges Schweigen über die Menge. Yuugi hatte sich vollkommen angespannt und verfolgte den Mexikaner mit seinen violetten Augen. Jonouchi fiel auf, dass die beiden Blickkontakt hielten und keiner von ihnen gewillt war nachzugeben. In diesem Moment hatte er großen Respekt vor seinem Freund, der nur ein wenig blasser um die Nase wurde. Seine eigene Reaktion auf die beängstigende Aura des brutalen Duellanten war weniger beeindruckend gewesen. Sein Magen krampfte augenblicklich erneut, als er daran zurückdachte. Irgendwas war faul an diesem Spiel. Niemand sollte eine solche Reaktion, durch seine bloße Anwesenheit auslösen. Während sie sich erhoben, beschloss Katsuya seinen besten Freund auf alles anzusprechen, was Martinez betraf. Vielleicht war es nur eine Paranoia, aber darüber reden würde ihn vielleicht erleichtern. Morgen war immerhin Yuugis Duell gegen Kaiba und seines gegen Ricardo. Dafür benötigte er einen freien Kopf.

„Großvater schreibt, ihr sollt mit in den Spielladen kommen.“, sprach der amtierende Meisterduellant und Katsuya blickte ihn verwirrt an. Sein Kumpel sah auf das Display seines Handys und runzelte die Stirn. „Er sagt es sei Besuch für uns da … aber Anzu wollte doch erst zum Finale kommen.“ Auch die anderen, bestehend aus Bakura, Mai, Otogi, Honda und Jonouchi waren verwundert über diese Nachricht.

Doch sie folgten ihren vom Wachstumsschub bedachten Freund und rissen erstaunt die Augen auf, als sie sahen wer im Spielladen auf sie wartete.

„Ishizu. Marik. Rishid.“ gaben sie zur Begrüßung von sich. „Was führt euch her?“, fragte Yuugi, der sich als erstes fing und sie freudig umarmte.

„Guten Tag, Yuugi Muto“, gab Ishizu in ihrer ruhigen Art von sich und dem jungen Mann schwante Übles.

„Ich freue mich euch wieder zu sehen. Lasst uns doch irgendwo hin gehen, wo wir reden können.“ Er ahnte, dass es etwas Wichtiges zu berichten gab. Der Anreiseweg für dieses Wiedersehen betrug mehrere Stunden Flug und wurde sicher nicht nur für Belangloses überwunden.

„Wäre es möglich auch auch Kaiba hinzu zu holen?“

„Ich denke nicht. Der Schnösel hat zu viel mit seinem Turnier und allem zu tun.“, antwortete Katsuya und auch ihm fiel auf, dass es um etwas Wichtiges zu gehen schien. Yuugis Großvater ließ sie ins Wohnzimmer einkehren und brachte ihnen allen etwas zu trinken. Als sie saßen und ihre Wiedersehensfreude abgeebbt war frage Yuugi: „Wieso seid ihr hier?“ Die drei Ägypter blickten sich gegenseitig an und als sie sich zunickten begann Marik zu erzählen.

„Vor wenigen Tagen gab es einen gewaltigen Erdrutsch nahe des Tals der Pharaonen. Wir haben diesen Untersucht und dabei Spuren für die Ursache Gefunden, die mehr als beunruhigend sind.“ Er sah zu seiner Schwester und diese holte eine kleine Phiole mit Sand hervor. Blutrotem Sand. Die Freunde nahmen sie entgegen und starrte auf den Inhalt.

„Es war kein natürlicher Erdrutsch. Der Sand war getränkt mit Blut und versickerte in den Tiefen. Als wir den Grund aushoben entdeckten wir Leichnamen von denen kaum mehr als einige Knochen übrig waren. Bis jetzt ist uns nichts Weiteres bekannt, aber nach den Informationen meiner Schwester hat das etwas in Gange gesetzt, was hier zu Ende geführt werden soll.“ Ishizu stimmte den Worten ihres Bruders zu und strich sich über den Hals.

„Zwar bin ich nicht mehr im Besitz der Millenniumskette, doch empfange ich noch immer Schwingungen, die eine starke Aussagekraft haben.“, sagte sie bedeutungsschwanger und räusperte sich etwas als ihr Bruder sie tadelnd ansah. „Diese Schwingungen führten mich nach Domino. Zu dem Turnier das ihr gerade bestreitet und zu dem Duellanten ...“

„Ricardo Martinez.“, beendeten Katsuya und Yuugi den Satz. Während die drei Ägypter anerkennend nickten, starrten Otogi, Mai und Honda sie nur fassungslos an.

Bakura war zwar leichenblass, aber scheinbar nicht überrascht.

„Wir dachten uns schon, dass er euch aufgefallen ist.“, gab Marik zu versteh und Katsuya setzte an von seiner Begegnung mit dem Duellanten zu erzählen.

„Er hat mir gedroht und ich war dabei nicht in der Lage irgendwie zu agieren. Ich dachte erst es wäre seine beängstigende Ausstrahlung aber jetzt ...“

„Seine Aura ist so präsent, dass wir ihn ohne Schwierigkeiten ausfindig machen konnten.“, pflichtete Ishizu bei und überließ Marik wieder das Wort.

„Wir wissen nicht was er bezweckt. Aber er hat offenbar dafür Morde begangen und scheint noch nicht am Ziel zu sein. Wir sind hergekommen um euch zu warnen und um eure Hilfe zu bitten.“

„Wir müssen Martinez aufhalten, bevor er ein weiteres Blutbad anrichtet.“

„Unser größtes Problem dabei besteht darin, dass wir keine handfesten Beweise haben.“, sagte Rishid. „Wir können uns nur auf die Aussagen von Ishizu verlassen und unseren Vermutungen nachgehen. Es gibt niemanden den wir davon überzeugen können. Niemanden außer euch.“

Yuugi blickte zu dem Trio und dann zu seinen Freunden. Sie alle schienen ihnen ohne weiteres zu glauben und sich zu fragen, was sie ausrichten konnten. Der Pharao war nicht mehr bei ihnen, die Millenniumsgegenstände lagen für immer in der Erde begraben und die Monster mit denen sie kämpfen konnten, hatten nur die Eigenschaften von erschreckend realistischen Hologrammen. Katsuya stellte als erstes die Frage, welche keiner zu beantworten wusste: „Wie sollen wir ihn aufhalten?“

Sie saßen lange zusammen und diskutierten über die Situation. Doch bis jetzt wussten sie nicht mehr, als ihnen zu Anfang berichtet wurde. Es gab keine weiteren Anzeichen für schwarzmagische oder andere übernatürliche Ereignisse, die mit Martinez in Verbindung hingen, außer dem was Jonouchi widerfahren war. Sie einigten sich darauf, den gefährlichen Duellanten im Auge zu behalten und in den Duellen Vorsicht walten zu lassen.

„Am besten ich besiege ihn Morgen einfach. Dann wird er nicht im Ansatz wagen, was er geplant hat.“, beschwor Katsuya sein Urteil über die Situation. Jetzt hatte er eine weitere Motivation, die ihn in der Nacht jedoch am Schlaf hindern würde.

Als endlich alle das Hotel oder die heimische Wohnung bezogen hatten, brütete der angeregte Duellant über seinem Deck und versuchte eine Überlebensstrategie gegen seinen Gegner zu finden. Nur kurz sah er verwirrt auf, als sein Handy vibrierte und sofort wieder verstummte. Irritiert blickte er auf den Display und sah, dass Kaiba ihn angerufen, aber schnell aufgelegt hatte. Ein Anklingeln von dem Snob? Zögernd drückte er die Wahlwiederholung und hielt sich das kleine Gerät ans Ohr. Als er den anderen hörte, fragte er gleich: „Was ist los, Kaiba? Sehnsucht?“

„Jonouchi. Du musst nicht zurückrufen, nur weil ich auf die falsche Taste gekommen bin.“ Katsuya stockte der Atem. Irgendetwas an Setos Stimme war falsch.

„Oh, der Herr ist zu Fehlern imstande? Faszinierend.“

„Es war nicht mein Fehler. Die KI hat aus Versehen deine Nummer gewählt.“

„Das hab ich nicht, Seto. Katsuya, du musst Seto aufhalten be~ ...“ Tastenklacken war zu hören und die Stimme des Fremden verstummte.

„Also bis Morgen, Köter.“ Es tutete und Katsuya starrte auf das technische Gerät, welchem er gerade den größten Defekt aller Zeiten zuschrieb. Nicht etwa, weil er tatsächlich mit Kaiba telefoniert hatte, sondern eher wegen der anderen Stimme, die zu hören gewesen war. Das war nicht Mokuba gewesen. Er kannte die Stimme. Aber wie war das möglich.

So schnell er es vermochte, zwängte Katsuya sich in seine Jeans und sein Shirt zurück, zog sich die warme grüne Jacke an und griff, mit einem Blick aus dem Fenster, nach dem Regenschirm. Er hätte natürlich seine BMW nehmen können, aber bei diesem Wetter wollte er nicht ohne Schutzkleidung fahren und sein Gefühl sagte ihm, dass es eh nichts bringen würde. Seine Gefühle. Ja. Diese überflügelten gerade sämtliche Logik und seinen Verstand.

Irgendwas geschah bei Seto und er kannte seinen Konkurrenten gut genug um zu wissen, dass etwas ernstes los war. Seine Stimme hatte wutverzerrt und leicht rau geklungen. Mitten auf der Straße hielt Katsuya inne und sah sich suchend um. In der einen Richtung befand sich die Kaiba Corporation. In der anderen das Privatlabor und durch den Park hinweg das riesige Anwesen. Verzweifelt biss Katsuya sich auf die Unterlippe und beschloss dem Weg durch den Park zum Anwesen zu folgen. Er rannte so schnell er konnte und versuchte Kaiba erneut anzurufen. Doch niemand ging ran. Immer wieder versuchte er es, bis ihn ein Geräusch stoppte. Erstarrt sah er auf sein Handy und lauschte durch den Regen hin nach dem Gegengeräusch zu seinem Tuten. Es könnte ein dummer Zufall sein, doch daran mochte er gerade nicht glauben. Langsam ging er um die nächste Biegung, legte auf und sah den jungen Mann, der auf das Handy in seiner Hand starrte, dass bis eben noch nostalgisch geklingelt hatte.

Katsuya ging auf ihn zu und hielt den Schirm über seinen ehemaligen Klassenkameraden. Er sprach nicht. Keiner von ihnen sprach. Seto saß auf einer Bank und war bis auf die Knochen vom Regen durchnässt. Aus seinen Haaren tropfte das kühle Nass und floss über seine Wangen. Die Jahres- und Tageszeit luden nicht gerade zum Spaziergang im Regen ein, aber dort saß er. Seto sah nicht auf, als der Regen über ihm stoppte. Er wusste wer da stand. Und er wusste, warum der andere nicht sprach. Es gab nur eines, dass den kühlen und brillanten Kopf so aus der Fassung brachte. Mokuba musste etwas zugestoßen sein.
 

Zögerlich hielt Katsuya dem bedrückten Bruder eine Hand hin, doch er wusste im selben Augenblick, dass der andere sie nicht annehmen würde. Trotzdem erhob sich der in einen weißen Mantel gehüllte. Durchnässt hing dieser an ihm hinab und lag sicher schwer auf Setos Schultern. Schweigend liefen die jungen Männer nebeneinander her. Katsuya fragte nicht wohin es ging. Doch als sie eine andere Richtung einschlugen bemerkte er, dass sich Kaibas Blick langsam hob, seine Augen ihr gefährliches Blitzen zurück erlangten und sein Gang selbstbewusst wurde. Nach wenigen Minuten erreichten sie das private Labor des Firmenchefs, in dem das Licht brannte. Sie hatten kein einziges Wort miteinander gewechselt bis Jonouchi seinen Schirm beiseite stellte.

„Wow“, entfuhr es dem Blondschopf als er auf eine Detailgetreue 3D Abbildung Dominos sah. Sie hing mitten in der Luft und schien aus Licht zu bestehen. Es war eindeutig ein Hologramm, doch wirkte es anderes als diese für Spiele. Plastisch, real und doch manipulierbar.

Ein junger Mann rannte durch die virtuellen Straßen und in ihre Richtung. Am Rande des Hologramms blieb er stehen und sah die beiden besorgt an.

„Zum Glück. Ich hab dein Handy geortet, aber du hast mich einfach weggedrückt.“, begann der Junge zu schimpfen und schenkte dann Katsuya ein erleichtertes lächeln. Das war der Junge zu dem die Stimme am Telefon gehörte. Und ja … Katsuya kannte ihn. „Wo hast du ihn gefunden?“

„Noa?“

„Erstaunlich schnelle Auffassungsgabe, Straßenköter.“, sagte Kaiba kalt und schritt durch das Hologramm hindurch. Gruselig war: auch durch seinen Stiefbruder.

„Ich bin kein Köter, verdammter Geldsack. Und ich hab ihn im Park gefunden. Der ist total durchweicht. Der sollte sich schnellstmöglich abtrocknen oder gleich unter die heiße Dusche.“ Die besorgten Jungen sahen Seto nach und folgten ihm durch das holografische Domino.

„Bist du echt Noa? Also … Ich dachte du seist zerstört. Nimm mir das nicht übel aber … ich hab nicht die schönsten Erinnerungen an dich.“

Der Holo-Junge lächelte. „Mokuba hat mich 'gesichert' und Seto hierzu überredet. Ich bin sozusagen die KI seiner neusten Entwicklungen. Mein größtes Problem dabei ist: Ich darf ihn nicht wütend machen, sonst löscht er mich.“ Katsuya konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, sah dann aber ernst zu Seto, der sich alles bis auf Hose und Shirt auszog und nach einem Handtuch griff.

„Was ist geschehen?“, fragte er an den begossenen Drachen gewandt und sah auf die Kette, welche auf dem Tisch lag. Da Seto seine eigene Trug, konnte es nur Mokubas sein. Kaiba schien ihm nicht antworten zu wollen, sondern veränderte mit wenigen Handbewegungen das Hologramm. Noa hingegen erklärte die Situation.

„Mokuba ist nicht von der Schule heim gekehrt. Roland wollte ihn abholen, kam aber nur mit der Kette nach Hause. Ich kann Mokuba nicht orten. Das ganze Sicherheitspersonal sucht bereits nach ihm.“ Gespannt sahen die beiden Jungen Seto zu, der eine Akte aufrief und Katsuya erschrak als ein Hologramm von Martinez in Businesskleidung aufgerufen wurde. „Seto vermutet das Ricardo Martinez dahinter steckt. Aber ich finde keine Hinweise dafür.“, wand sich der Junge an seinen Stiefbruder. Seto schnaubte verächtlich und starrte dem Abbild des vermutlichen Entführers entgegen. Sein Blick war die pure Abscheu und seine Lippen kräuselten sich bedrohlich. Selbst seine Aura schien zu brodeln und niemand hätte es in diesem Moment gewagt ihn anzusprechen. Niemand außer Katsuya, der auf ihn zutrat und seine Stirn gegen die von Kaiba legte. Dadurch brachte er diesen so aus dem Konzept, dass die ganze Anspannung verpuffte und die bedrohliche Aura verschwand.

„Du hast Fieber. Geh duschen und leg dich hin!“, befahl Katsuya und hielt Seto den Mund zu, damit dieser ihn nur wütend ansehen aber nichts sagen konnte. „Krank kannst du deinem Bruder nicht helfen. Noa kann sicher alles so lang übernehmen. Also mach!“ Mehrere Sekunden lang, blickten sie sich nur in die Augen. Noch immer standen sie Stirn an Stirn und langsam sah Katsuya die Fassade bröckeln. Schweigend wand sich der klitschnasse Kaiba ab und ging zu einer der Türen.

„Du bist ebenfalls nass. Schüttel dich kräftig und Tropf nicht weiter alles voll.“ Der Blonde biss sich fest auf die Lippen um nicht irgendetwas zu erwidern. Er wusste, dass Seto innerlich aufgewühlt war und ihn als Ventil nutzte, doch sein Schweigen sorgte kurz für einen verwirrten Ausdruck auf dem steinernen Gesicht.

Er begriff, das es besser wäre, wenn er sich normal verhielt und konterte. Doch würde es jetzt nicht zu gestellt wirken? Allerdings kamen die Worte über seine Lippen, ohne einen weiteren Gedanken an derlei Konsequenzen zu verschwenden.

„Ich tropfe nicht und wenn dann werde ich ebenfalls duschen gehen. Jetzt mach dich da hin, du Drachentöter und verglich mich nicht immer mit einem Hund. Auch wenn du es meiner guten Nase für Schwierigkeiten zu verdanken hast, dass ich überhaupt hier bin.“ Da war doch etwas zu harsch und der Todesblick folgte wie erwartet.

„Ich habe nicht um deine Hilfe gebeten, Köter. Und es war purer Zufall, dass du mich beim gefunden hast.“

„Ich hab nach dir gesucht, du Arsch. Ich bin nicht der einzige, der weiß wie du tickst. Und jetzt wo ich sehe was passiert ist ...“, er senkte etwas seine Stimme und versuchte die Wut daraus zu verbannen, „... Ich bin auch ein Bruder, Kaiba. Und ich kenne dich gut genug. Ignoriere oder beschimpfe mich. Ich werde hier bleiben und dir helfen. Mokuba ist immerhin mein Freund. Und ob du willst oder nicht: Selbst dich zähle ich in diesen Kreis.“

Der Blick des beschimpften versteinerte und er wand sich ohne ein weiteres Wort um, verschwand durch die Tür in ein Bad. Doch statt die Tür ins Schloss fallen zu lassen, ließ er sie offen. Nun trat in Katsuyas Gesicht ein verwirrter Ausdruck. „Ich glaub er will, dass du mit ihm duschen gehst.“, vermutete Noa und zeigte dabei ein Grinsen, dass dem Blonden den Boden unter den Füßen wegriss. Er hatte das Gefühl zu fallen und ihm wurde augenblicklich schlecht. Dieses Grinsen war aussagekräftiger als Worte. „Hey. Ich weiß davon nichts.“, sagte der Junge und sein Grinsen wurde breiter. „Aber für den heutigen Tag ist diese Bestätigung einer Theorie, dass Beste in den 24 Stunden. Wenn Mokuba zurück ist, muss ich ihm das gl …“

Katsuya hatten den Stecker gezogen. Ihm war pure Panik zu Kopf gestiegen und er hatte im Kurzschluss gehandelt. Das war bestimmt nicht gut gewesen, aber er hatte nur die Hologramme vom Strom genommen. Auf einem Bildschirm erschienen die Worte. „Sorry. Ich behalte es für mich. Steck bitte den Strom wieder an.“ Etwas Farbe kehrte in Jonouchis Gesicht zurück. Er tat wie ihm geheißen.

„Erwähne es Seto nicht gegenüber, dass du davon … weist. Ich konnte gerade mal mit Yugi darüber reden.“ Noa stand erneut vor ihm und nickte.

„Versprochen. Aber … Danke das du hier bist.“ Das Grinsen war verschwunden und er sah besorgt drein. „Du lenkst ihn ab, sodass er nicht auf dumme Ideen kommt. Ich mach mich auf die Suche nach Hinweisen.“

„Ablenken?“

„Jetzt mach schon. Er hat die Tür sicher nicht unabsichtlich offen gelassen.“

Zögerlich betrat Jonouchi das Bad und staunte. Er hätte in dieser Einrichtung nie mit einem solchen gut ausstaffierten Bad gerechnet. Doch scheinbar war Seto darauf eingestellt hier halb zu wohnen. Unsicher blickte der Blonde zu dem besorgten großen Bruder, der mit geschlossenen Augen unter der Dusche stand und tief in Gedanken versunken war. Langsam ließ Jonouchi seine nassen Kleider zu Boden gleiten und trat hinter den blassen und schlanken Körper des anderen. Kurz rang er mit sich ob es die richtige Entscheidung sei, aber für gewöhnlich dachte er nie über sein Handeln nach. Langsam schloss er seine Arme um Seto und drückte sich an dessen Rücken. Sofort spannten sich alle Muskeln des Drachen an. Scheinbar war er zu sehr in Gedanken versunken, als das er ihn bemerkt hatte. Sein Kopf wand sich zu Jonouchi um.

Eisblaue Augen blickten trübe in die warmen Bernsteine, bevor sie sich ganz einander zuwanden. Zart strich der etwas kleinere durch das nasse braune Haar und an den Ohren entlang.

„Ich helfe dir.“, sagte er leise gegen das Rauschen der Dusche ankämpfend. „Wir finden Mokuba.“ Er zog sich Setos Kopf näher, so dass dieser sein Gesicht an seiner Halsbeuge versenken konnte. Da der Firmenchef sich nicht dagegen wehrte wusste Katsuya wie schlecht es ihm ging und irgendwie … Kaiba schien ihm zu vertrauen, wenn er ihn so bei sich ließ und ihn sogar erwartet hatte. Wieder schoss ihm der Gedanken durch den Kopf, der ihn vor einiger Zeit erfasst hatte. Und genau hier war eine der Ursachen dafür. Seto war ein warmherziger großer Bruder, der sein eigenes Leben ohne zu zögern für das Mokubas geben würde. Er warf sogar sämtliche Moral von sich, wie er es so oft bewiesen hatte, wenn er dadurch seine Familie schützen konnte. Zwar war Jonouchi das mehr als gegen den Strich gegangen, als Yuugi darunter hatte leiden müssen, doch im Grunde schätzte er diesen Eifer sehr. Er würde bei seiner Schwester nicht anders handeln, oder auch wenn es um seine Freunde ging.

Eine ganze Weile lang standen sie unter der heißen Dusche, bis eine Stimme sie aus dieser Situation riss. „Ich hab was gefunden!“, war Noa aus der Ferne zu hören. Schneller als Jonouchi reagieren konnte, stieg Seto aus der Dusche, hatte sich einen Bademantel umgelegt und war durch die Tür verschwunden. So rasch er sich sammeln konnte, folgte der Blonde und stellte dabei die Dusche aus. Als er zu den Kaiba-Brüdern kam, sah er ein Überwachungsvideo. Katsuya erkannte sofort, dass dies von einer Kreuzung nicht weit von der Schule war. Das Bild stand auf Pause und man sah einen schwarzen Wagen, aus dem ein Junge blickte. Die schwarze Mähne war unverkennbar, doch mehr gab es nicht.

„Die Auflösung ist nicht besser.“, bedauerte Noa. „Ich hab auf anderen Videos nach diesem Wagen gesucht, aber nichts. Es ist die einzige Aufnahme und ich kann nicht Mal das Kennzeichen erkennen.“

„Ich weiß wem der Wagen gehört. Ich weiß wer dahinter steckt.“, sagte Seto und seine Stimme wurde mit jedem Wort bedrohlicher. Selbst im Bademantel und mit nassen Haaren war er ein beeindruckender Anblick und wahrscheinlich sogar noch todbringender.

„Ich weiß das du Martinez verdächtigst. Aber bis jetzt finde ich keine Beweise dafür.“

Katsuya stand verwirrt neben den beiden und blickte zu Noa.

„Warum ihn?“, fragte er sich und erschauderte innerlich als er an all die Vorfälle bis hier hin dachte und auch an das, was sie von Marik und seinen Geschwistern erfahren hatten.

„Er war an mehreren Übernahmeversuchen meiner Firma beteiligt.“, erklärte Seto und rief ein paar Dateien auf.

„Er verschleiert seine Identität sehr gut, aber er ist der Kopf einer großen Mafiaorganisation. Entweder will er meinen Eintritt in den amerikanischen Markt verhindern oder selbst meiner Produkte dort verkaufen.“ Kurz schwieg er, während er seine Notizen aufrief und die Hologramme in eine logische Struktur huschten. „Ich habe seit seinem letzten Putsch mit weiteren miesen Tricks gerechnet, aber das er Mokuba entführt ...“, er biss die Zähne zusammen und sein Gebiss knackte kurz, „... Ich lasse Mokuba nie unbeaufsichtigt.“ Die Eisblauen Augen huschten zu Mokubas Kette auf dem Tisch und er nahm sie Untersuchend in die Hand.

„Vielleicht ist es ein Psychotrick?“, fragte Katsuya und die Kaibas sahen ihn verwundert an. „Was? So machen die das in den Filmen doch auch immer. Einen Hinweis hinterlassen und so. Kleine Spuren die einen nicht weiter bringen und einen nur innerlich zermürben.“ Die beiden richteten ihren Blick wieder auf die Informationen und das Überwachungsvideo.

„Das hier ist kein Horrorstreifen.“, bekundete Seto seine Meinung, doch man hört in seiner Stimme, dass er den Sinn hinter Jonouchis Worten verstand. Hier wollte ihn jemand fertig machen. Nicht nur die Firma. Nicht nur sein Leben. Nein. Seine Existenz. Setos Augen verengten sich zu Schlitzen als Noa sich zu Wort meldete.

„Ich habe eine Nachricht erhalten. Direkt hier her geschickt. Sie ist von unserem Verdächtigen.“

„Zeigen!“, befahl Kaiba und sein ehemaliger Klassenkamerad rückte etwas näher zu ihm.

Eine Aufzeichnung wurde vor ihnen abgespielt. „Guten Abend, Kaiba. Ich denke der Regen draußen passt zu deiner derzeitigen Situation sehr gut. Wie du siehst geht es deinem Bruder gut.“ Bis eben war die Sicht aus einem fahrenden Auto auf nassen Straßen zu erkennen, doch jetzt schwang die Kamera zu dem auf dem Rücksitz angeschnallten Mokuba. Er war offensichtlich bewusstlos, aber weder Gefesselt noch verletzt. Die Stimme welche sprach, war verzerrt aber eindeutig die eines Mannes. Kaiba ballte seine Hände zu Fäusten. „Ich werde ihn dir unbeschadet zurückgeben sofern du meine Bedingungen erfüllst.“, tönte es und Katsuya zuckte zusammen, als Kaibas Finger knackten. Er sah auf dessen Hände und stellte erschrocken fest, dass seine Nägel sich so fest in das Fleisch gruben, dass sie bluteten. „Gewinn das Turnier. Besiege den König der Spiele und ...“, die Kamera schwenkte zum Rückspiegel und nun sah man, wer sie führte, „... besiege mich!“ Die Aufzeichnung verschwand und Kaiba schlug mit der Hand durch Noa hindurch gegen die Wand. Zorn stand ihm ins Gesicht geschrieben. Wut die seine Augen gefährlich lodern ließ.

„Es gibt keine Möglichkeit den Ursprung der Nachricht herauszufinden?“, fragte Seto rhetorisch.

„Nein. Das hab ich bereits versucht.“, sagte Noa, der zur Seite getreten war um nicht erneut indirekt geschlagen zu werden. Besorgt sah er seinen Bruder an. Dieser schien so scharf nachzudenken, dass er nicht ein Mal bemerkte, wie Jonouchi sich um seine Hände kümmerte.

Erst als diese verbunden waren, blickte er auf sie hinab und dann zu dem Blonden.

„Was soll das?“

„Du blutest. Nicht bemerkt? Und eben hast du dir auch noch die Knöchel aufgeschlagen.“ Verwirrt sah der Brünette auf seine Hände und dann in Katsuyas Gesicht. Eben noch war sein Zorn so mächtig gewesen und jetzt. War alles weg. Selbst die Verzweiflung verschwand, als er in die warmen und leuchtenden braunen Augen seines Gegenübers sah. Seufzend strich er sich durch sein nasses Haar und setzte sich.

„Du willst etwas sagen. Leg los bevor ich meine Geduld verliere. Und komm mir nicht damit, dass ich deinen Kindergartentrupp um Hilfe bitten soll.“

„Eigentlich wollte der „Kindergartentrupp“ dich um Hilfe bitten.“ Sie sahen sich gegenseitig in die Augen und Katsuya sprach schnell weiter. „Wir helfen dir, auch ohne das du darum bittest oder du es willst. Das ist dir denk ich klar. Aber … dieser Martinez. Wenn er Mokuba hat ..“, er biss sich auf die Unterlippe, unschlüssig ob er Kaiba noch mehr Sorgen machen sollte. Doch wäre er in der Lage würde er auch alles wissen wollen. „Marik und die anderen sind hier. Wegen ihm. Er hat … Sie vermuten, dass er ein Blutbad in Ägypten angerichtet hat und ein solches auch hier verüben will.“ Schweigend blickte er den Sitzenden an und sah wie dieser seine Maske aufbaute.

„Meinen Informationen nach, war er in Ägypten. Aber von einem Blutbad ist mir nichts bekannt. Woher stammen eure Vermutungen?“

„Ich weiß das du an so was nicht glaubst … aber du musst zugeben, dass wir schon eine Menge Kram durchgemacht haben, der unglaublich war. Ishizu und ...“

„Euer übernatürlicher-Pharao-Kram?“

„Nun … ja.“ Ein verächtliches Schnauben kam von Seto und er erhob sich.

„Kaiba ...“, begann Jonouchi, doch der andere würgte ihn ab.

„Es ist mir egal, an was ihr glaubt. Ich verlasse mich lieber auf meine Technik und mich selbst. Ich werde Mokuba da raus holen und wenn es bedeutet diese lächerliche Forderung zu erfüllen, ist es das Einfachste überhaupt.“

„Kaiba.“ Dieser wirbelte zu dem Blonden herum, an dem er auf der Suche nach trockener Kleidung vorbeigegangen war.

„Muto würde sicher mit Absicht verlieren, wenn er davon wüsste?“, stellte er eine nüchterne Frage und taxierte Jonouchi mit seinen eiskalten Augen. „Wenn du ihm davon erzählst … lass das aus. Ich werde ihn auf meine Art besiegen. Tricks wie damals habe ich nicht nötig.“

„Kaiba.“ Er hatte sich gerade wieder abgewannt, als er erneut seinen Namen auf diese penetrante Art hörte und sich zu dem Urheber umwand. Kurz weiteten sich seine Augen als Katsuyas Lippen auf den seinen landeten. Der Blonde blickte ihm dabei direkt an und löste sich kurz darauf.

„Ich zieh mich an und gehe. Du stehst eh kurz davor mich rauszuschmeißen.“ Er blickte zu dem Hologramm. „Pass auf deinen Bruder auf, ok? Nichts anstellen, während ich weg bin.“ „

Katsuya. Bitte bleib. Ich kann den Dickschädel doch nicht aufhalten, wenn er durchdreht.“ Sie sahen beide zu Kaiba, der gerade innerlich bis 10 zählte um nicht aus der Haut zu fahren. Er wurde hier gerade vorgeführt und das missfiel ihm verständlicherweise. Eigentlich wollte Katsuya bei ihm bleiben, doch er wusste, dass er hier nicht helfen konnte. Moralische Unterstützung würde nicht zugelassen werden und anderweitig konnte er nichts tun. Also wollte er zumindest seine Freunde über das neuste Geschehen in Kenntnis setzen und mit ihnen einen Plan schmieden. Das hier war doch gerade die Bestätigung für ihre Vermutung.

Wille

Erschöpft lag Katsuya in seinem Bett und hielt sich das Telefon ans Ohr. „Bis auf diese Hinweise hat Noa nichts gefunden.“, beendete er gerade seine Erzählungen gegenüber Yuugi. Sie hatten bereits eine Stunde lang miteinander telefoniert, wobei der Kleinere fast ausschließlich nur gelauscht hatte.

„Armer Mokuba.“, wiederholte dieser am anderen Ende der Leitung erneut und seine Stimme klang dabei besorgt und traurig. „Hat Martinez irgendwelche Bedingungen gestellt?“, fragte er den Blonden, der kurz den Kloß in seinem Hals herunter schluckte.

„Ja.“, antwortete er nüchtern und spürte regelrecht wie sein bester Freund leicht lächelte.

„Du wirst sie mir nicht nennen, weil Kaiba darum gebeten hat, hm?“, fragte er und Katsuya musste sich unwillkürlich über die Lippen lecken.

„Tut mir Leid, Mann.“ Woher wusste sein Freund das nur immer? Er schien für diesen wie ein offenes Buch zu sein, obwohl er zugeben musste, dass es umgekehrt nicht anders war. „Yuugi … Wir stecken den Kopf nicht in den Sand. Kaiba nicht. Ich nicht. Und du auch nicht. Also … wenn du deshalb nicht schlafen kannst. Dann komm ich zu dir, ok?“

„Danke. Aber es geht schon.“ Er wusste das Yuugi log und lächelte.

„Bis gleich.“ Damit legte der Blonde auf, zog den Bademantel aus und fischte sich trockene Kleidung heraus. Da er lange nicht gewaschen hatte, blieben nur eine Jeans und ein dunkelrotes Shirt zur Auswahl. Flink stellte er noch eine Wäsche im Keller an, ging hinaus, spannte den Regenschirm auf und eilte zu seinem Kumpel.
 

Dieser stand bereits in der Tür und sah ihm mit sanften und müden Augen entgegen. Als der Schirm in einer Ecke landete und die Tür zufiel, schlossen sie sich in die Arme. Yuugi seufzte schwer und schloss die Augen.

„Es ist schwer. Ich finde einfach keine Lösung, wie wir vorgehen sollen. Er hat offensichtlich magische Kräfte, da können wir nicht mithalten.“, flüsterte er gegen Jonouchis Brust. „Ohne den Pharao … was können wir da schon tun?“

Katsuya löste sich von ihm und sah in die violetten Augen seines Gegenübers. Ein aufmunterndes Lächeln legte sich automatisch auf seine Züge und er sah, wie Yuugi diese Mimik übernahm.

„Wenn das wer schafft, dann sind wir es. Ishizu sucht schon nach einer Möglichkeit, wie wir der Magie entgegenwirken können. Das schaffen wir.“ Der Kleinere nickte und ging mit ihm hoch in sein Zimmer.

„Denkst du, Kaiba kommt zurecht?“, fragte er besorgt und sie ließen sich auf das Bett sinken.

„Ich hoffe es. Er ist eben … aufgebracht … auch wenn er es nicht so zeigt wie normale Menschen. Eben Eisklotz durch und durch.“ Sie schmunzelten, doch wahres Amüsement entstand nicht. Wie auch? Sie machten sich Sorgen um Mokuba. Um Seto. Alles wegen diesem Mexikaner.

Noch eine ganze Weile saßen sie da und unterhielten sich über mögliche Wege, das Ganze zu überstehen. Doch immer wieder gab es nur ein Ergebnis: dass es ohne Magie sehr gefährlich und gar unmöglich sein würde. Unterdessen hatten sie sich auf das Bett gelegt und schliefen beim Erzählen ein, als gerade die Sonne aufging. Wäre nicht Yuugis Wecker lauthals in ihre Träume eingefallen, hätten sie beinahe das Halbfinale verschlafen. Aber dank dessen aufdringlicher Arbeitsweise waren sie pünktlich und nahmen die Glückwünsche ihrer Freunde entgegen. Dieses Mal würden sie auch von den Ishtars angefeuert werden. Noch wussten ihre Freunde nichts von Mokubas Entführung. Sie sahen schon so mehr als besorgt aus und wurden blasser, als sie Katsuya viel Glück zusprachen. Als Aufmunterung bekam der Blonde erst einen Kuss von Han und dann einen von Mai. Etwas verlegen sah er drein und grinste vor sich hin, als er hinunter zum Spielfeld ging.

Dort angelangt stand er neben Ricardo und versuchte krampfhaft nicht den Kopf einzuziehen.

„Willkommen zum Halbfinale!“, verkündete der Moderator und Katsuyas Blick huschte zu Seto, der zwischen Ricardo und Yuugi stand. Sein Blick war finster und das Blau blitzte wie Eis. Aufrecht und stolz würdigte er niemanden eines Blickes. Katsuya atmete tief durch und erstarrte als er aus den Augenwinkel ein diabolisches Grinsen auf den Zügen des Mexikaners sah. Sofort wurde ihm schlecht und auch Yuugi erbleichte etwas um die Nase herum.

Der Moderator stellte sie vor und erklärte kurz die Stärken ihrer Decks. Dann durfte Katsuya mit Martinez die Ehrenplätze beziehen. Das Duell zwischen Vizemeister und Champion begann.

Die Freunde waren es gewohnt, dass sich Yuugi und Seto nichts schenkten. Doch dieses Duell war anders, als alle vorangegangenen. Zum Einen spielte der Jüngere nicht ganz wie früher, als er mit Atem zusammengearbeitet hatte und zum Anderen war Seto einer unglaublichen Strategie verfallen. Zwar nutzte er wie immer seine weißen Drachen, doch da er seinem Gegenüber oft genug entgegen getreten war, wappnete er sich dafür, ohne diese gewinnen zu können. Sein Blick hätte tödlicher nicht sein können, doch er konzentrierte sich voll auf dieses Kampf. Kein einziges Mal ließ er sich sichtbar von Martinez aus dem Konzept bringen.

Dieser saß aufrecht neben Jonouchi und machte den Blonden immer nervöser. Sie sprachen kein Wort, verfolgten nur das Duell und ab und zu huschten die warmen braunen Augen zu dem beängstigenden jungen Mann hinüber. Als Yuugi Kaiba die letzten Lebenspunkte entzog, hielt Katsuya die Luft an. Neben ihm war ein diabolisches aber leises Lachen zu vernehmen und für Kaiba schien gerade die Welt zusammen zu brechen. Trotzdem ging dieser auf Yuugi zu und reichte ihm unterkühlt wie immer die Hand. Sie wechselten kein Wort, doch Katsuya hatte das Gefühl, dass die beiden sich ohne Floskeln verstanden. Er brauchte nicht lang um zu begreifen, worauf sie sich einigten.

„Mach ihn fertig, Muto!“, stand in Kaibas Blick geschrieben. Ein ekelhafter Schmerz durchzuckte Jonouchi als er begriff, dass für Kaiba feststand wer als zweites ins Finale kommen würde.

Als die beiden Duellanten auf ihn zukamen zuckte Jonouchi zusammen. Kaiba und Martinez sahen sich gegenseitig in die Augen. Während die feinen Züge des Asiaten ohne Regung blieben, zogen sich die des Mexikaners zu einem hämischen Grinsen.

„Schade um den Kleinen. Er hat mir sehr viel Freude gemacht.“ Setos Hand zuckte zu dem Hemdkragen seines Herausforderers und kurz hob er ihn ein Stück vom Boden hoch.

„Genieße deine letzten Stunden.“, spuckte er dem Mexikaner entgegen und Katsuya starb fast vor Angst, neben dieser Situation. Die Worte der Männer und die Kälte in ihren Stimmen. Was hatte sein Gegner mit Mokuba angestellt? War es zu spät? Hatte Kaiba das Duell und somit seinen Bruder verloren?

Verzweifelt sah er in die blauen Augen, welche ihn schon so oft fasziniert hatten. Wie verzweifelt musste es hinter dieser Fassade aussehen? Wie konnte Kaiba so kühl nach außen bleiben? Wäre Shizuka an Mokubas Stelle, würde Jonouchi keine Sekunde Ruhe bewahren können. Er wäre am verzweifeln. Nein. Er war am verzweifeln. Auch wenn es hier nicht um seine Schwester ging. Es ging um Mokuba. Mokuba war genauso wichtig. Er würde diesen Martinez besiegen, denn dann könnte Kaiba noch selbst ein Duell gegen den Mexikaner führen und zumindest eine der Bedingungen erfüllen.

Steif schritt Katsuya auf seinen Platz in der Arena und sah wie der andere bereits auf seiner Seite wartete und das Deck in die entsprechende Vorrichtung schob. Hart schluckte der Blonde und schloss die Augen als er tiefe Atemzüge zur beruhigung tat. Er sah seine Freunde vor sich. Sah Mokuba. Sah Seto. Eine leise Stimme flüsterte in ihm: „Vertrau dir. Du kannst das schaffen, Katsuya.“ Er schob sein Deck in den Spalt, öffnete die kampflustig glitzernden Augen und schrie: „Zeit für ein Duell!“

Als sein Blick auf die ersten fünf Karten fiel, grinste er zufrieden. So würde er nicht leicht zu besiegen sein. Bereits in der zweiten Runde konnte er seinen Flammenschwertkämpfer und den Rotauge aufs Feld bringen und seinen Kontrahenten um einige Lebenspunkte erleichtern. Doch nach der 8. Runde wurde es brenzlig und er schaffte es nur mit viel Glück den 11. Zug zu überstehen. Zweifelnd schloss er wieder die Augen, nachdem er zu seinen Freunden hinüber gesehen hatte, die ihn anfeuerten und gebannt beobachteten. Er legte seine Hand an das Deck und zog.

Der Zauberer der Zeit. So zuverlässig. Er war so oft eine große Hilfe für ihn gewesen. So oft. In so vielen Duellen. Dieses Mal nicht. Tief durchatmend blickte er seinem Gegner in die grauen bedrohlichen Augen und spürte wie dessen Freude ihn überrannte und Übelkeit in ihm aufkommen ließ. Er spielte seine letzte Karte, beendete den Zug und ertrug den finalen Angriff.

Erschöpft sackte er zusammen. Das neue Duellsysthem war viel härter als die alten. Bei heftigen Angriffen wurde man von Windböen erfasst, gegen die man sich stemmen musste und teilweise war der Wind so scharf, dass er Schnittwunden hinterließ. Katsuyas Kleidung war zerrissen und ein blutiger Striemen zierte nun sein Gesicht. Nichts davon war wirklich schlimm und ihm war bewusst, dass es nicht an Kaibas System lag. Der Wind welcher ihm die Haut verletzt hatte, war vom Gegner ausgegangen. Ein direkter Angriff. Der Beweis für die magischen Fähigkeiten des Mexikaners.

Mit leeren und traurigen Augen blickte er Yuugi an, der ihn als erstes erreichte und ihm hoch half.

„Es geht schon. Sorry dass du ihn jetzt am Hals hast, Mann.“, flüsterte er geknickt. Doch das Lächeln seines besten Freundes munterte ihn auf. Es war dieses Lächeln das einem Mut gab, was einem zeigte, dass noch nicht alles verloren war. Yuugi gab nicht auf und im Moment war es das Wichtigste für ihn, Katsuya wieder auf die Beine zu bringen.

„Wie geht es Kaiba?“, fragte der Blonde, als sie die Arena unter tosendem Beifall verließen. Sie bemerkten gar nicht, dass dieser dem Verlierer galt, der so lange gegen den unbeliebten, brutalen Duellanten durchgehalten hatte.

„Er ist gegangen. Er will Mokuba finden.“

„Ich hoffe dem Kleinen geht es gut.“, brachte Jonouchi noch hervor. Sie hatten den Korridor für die Teilnehmer erreicht und er erbrach sich in den nächst besten Mülleimer.

Als die anderen zu ihnen kamen, wischte er sich flink über den Mund und löste sich von Yuugi, der ihm Halt geboten hatte.

„Katsuya. Du siehst absolut mies aus.“

„Aber guter Kampf, Alter.“

„Hätte ich dir nicht zugetraut.“, stichelten Otogi und Honda. Das Lachen kehrte auf die schönen Züge des Blonden zurück und seine braunen Augen bekamen wieder das lebensfrohe Glitzern.

„Danke. Echt.“, sagte er sarkastisch und entschuldigte sich kurz für die Toilette.

Hier wollte er sich den Mund ausspülen und die Übelkeit verdrängen. Als er dies tat, zitterte er am ganzen Leib und fing sich erst wieder, als er in den Spiegel blickte und noch jemand anderes wahrnahm.

„Seto.“, rutschte es ihm leise über die Lippen und er drehte sich zu dem Firmenchef um. Sein Zittern war verschwunden, die Übelkeit vergessen. Dort stand der Brünette und blickte ihn mit einem fesselnden Blick an. Alle Muskeln spannten sich in Jonouchi an, als er die geröteten Stellen an den blauen Diamanten sah.

Unterdessen stand der andere direkt vor ihm und sie sahen einander wenige Sekunden lang an. Als sich ihre Lippen berührten schlangen sie die Arme umeinander und pressten sich aneinander. Hier war nicht das Feuer ihrer vergangenen Küsse. Nicht die Leidenschaft ihrer gemeinsam verbrachten Nächte. Das hier war Verzweiflung und Trost. Und Jonouchi war froh, dass er eine Möglichkeit hatte, Seto zu helfen. Er wusste wie schwer dem anderen das Ganze fallen musste und er würde ihm zuliebe so tun, als wäre es nie geschehen.

So löste er den Kuss, strich zart mit dem Fingern über Kaibas Oberarm und verließ ohne einen Blick zurück die Toilette.

„Geht es dir besser?“, fragte Mai und Han reichte Katsuya einen Kaugummi gegen den üblen Geschmack. Doch dieser war zur Gänze verschwunden und so lehnte er dankend ab.

„Ja wesentlich besser.“, sagte er und blickte zu Yuugi, der sich mit Marik unterhielt.

„Yuugi“, begann er und die violetten Augen blitzten zu ihm. „Mach ihn fertig.“

„Ja.“, erwiderte dieser mit einem deutlichen Nicken.

Sie verließen das Gebäude und gingen wie immer Essen. Für den heutigen Tag hatten sie sich Jonouchis Arbeitsstelle ausgesucht und wurden dort von Pietro und Sofia bedient. Das Katsuyas Kollege offensiv mit Duke flirtete, brachte sie sehr schnell auf andere Gedanken und ihre Stimmung hob an.

Die Beiden bedauerten den Sieg des Mexikaners so ehrlich, dass sie ganz vergaßen, dass es hierbei um mehr als einen anstrengenden Wettkampf ging. Sie aßen sich satt und wurden sogar vom Besitzer auf einen der guten Weine eingeladen. Viel bekamen sie jedoch nicht, auch als sie beteuerten wie gut er schmeckte. Doch der Wirt sah nicht ein, den jungen Menschen mehr davon zu geben, da sie noch ein paar Jahre zu jung waren.

„Wenn ihr 21 seid, kommt ihr wieder und ich mach mit euch eine Weinverkostung.“, schlug Katsuyas Chef vor und die anderen nahmen das Angebot begeistert an. Den Rest der angebrochenen Flasche durften sich somit die Ishtars mit Han und Mai teilen. Letztere schmunzelte amüsiert über die Empörung und den Neid der Jüngeren, doch sie fand den Wirt sehr anständig. Nun war sie sich sicher, dass ihr Katsuya hier nicht ausgenutzt wurde, sondern einen guten Job ergattert hatte.

Sie blieben bis Lokalschluss und setzten sich danach mit den Angestellten zusammen, um sich über Gott und die Welt zu unterhalten. Otogi verstand sich prächtig mit Sofia, die ihm nützliche Tipps für die Börse gab und Han war in ein Gespräch mit Pietro über dessen Heimat Venedig vertieft. Katsuyas Chef outete sich als Duell-Monsters Fan und spielte mit Yuugi um die Rechnung des heutigen Abend. Fast allen war von Beginn an klar, dass sie wohl keinen Yen für ihr Essen würden blechen müssen. Mit dieser Herausforderung waren sie quasi eingeladen worden und so kam es auch.

„Ach verdammt.“, fluchte der alte Herr amüsiert und sah auf den Zettel, wo die Punktedifferenz gerade einen negativen Betrag ergab. Sie hatten ganz klassisch auf dem Tisch gespielt und die Blicke der anderen auf sich gezogen. Yuugi grinste und bedankte sich für das kleine Duell und die somit beglichene Rechnung. Lachend und gut gelaunt verließen sie Katsuyas Arbeitsstelle und trennten sich vor dieser um nach Hause oder ins Hotel zu gehen. Kurz blieb der Blonde zurück und umarmte seine Kollegen.

„Danke“, sagte er und drückte die Hand des Chefs. Er wusste, dass sie die schlechte Laune unter den Freunden gespürt hatten und sehr bedacht darauf gewesen waren sie aufzumuntern. Zu Beginn des Essens, hatte er es zugegebenermaßen für unmöglich gehalten. Doch nun ging es ihm besser und er war wieder guter Hoffnung.

Fröhlich ging er neben Yuugi her und spürte, dass es auch diesem besser ging. „Wir schaffen das.“, sagte der Kleinere und blickte in die braunen Augen seines Freundes. Sie nickten einander zu und verabschiedeten sich an der nächsten Kreuzung. Morgen fanden der Kampf um den dritten Platz und das Finale statt.

Katsuya verharrte mitten auf der Treppe in seinem Wohnblock und schluckte hart. Morgen würde er gegen Kaiba antreten. Uh, da war er wieder. Der kalte Blick, das höhnische Grinsen, die Überheblichkeit. Doch kaum das dieses Bild vor seinen Augen erschien, ergriff ein angenehmes und aufregendes Prickeln von Katsuya Besitz. Adrenalin schoss durch seine Adern. Er wollte diesen Kampf. Er wollte gegen Seto bestehen und er wusste, dass der andere ihm den Sieg nicht schenken würde. Grinsend und voller Kampfgeist überwand er die letzten Stufen und betrat seine Wohnung.

„Morgen beweisen wir's Kaiba.“, sprach er zu seinem Drachen, der unterdessen vollendet seine Wohnung zierte. Bester Laune schritt er zu seinen Fenstern hinüber, öffnete diese und sah hinaus in die Nacht. Erst jetzt fiel ihm auf das Vollmond war und ein kleines Glöckchen schrillte in seinem Inneren.

Da war doch irgendwas, dass er sich für den Vollmond im Kalender eingetragen hatte. Flink huschte er zu diesem an der Küchenwand und sah hinein.

„Hah“, entwich es ihm freudig. Er warf einen Blick auf die Uhr, machte sich schnell einen Kakao und setzte sich dann gespannt auf einen Stuhl an sein Fenster. Mit den Armen auf dem Sims und dem Kopf auf ihnen, starrte er den Mond an und wartete auf das verkündete Spektakel. Fast blind schrieb er eine Nachricht an seine Freunde um auch diese an das Ereignis zu erinnern. Freudig sahen Millionen Augenpaare hinauf zu dem Trabanten der Erde, der ganz langsam vom Schatten der blauen Perle verdunkelt wurde.

Eine Mondfinsternis zu dieser Zeit des Zyklus und dann noch solch klarer Himmel. Das war ein wunderbarer Anblick. Für mehrere Augenblick war es Stockdunkel über ihnen und nur wenige der hellen Sterne ließen ihr Licht bis in die viel zu hell erleuchtete Stadt dringen. Hätte Katsuya sich eher daran erinnert, wäre er aufs Land gefahren um mehr von den Gestirnen zu sehen. Doch so saß er nur lange am offenen Fenster, genoss die Nachtluft und das Schauspiel am Himmel, bis ihm die Augen zufielen und er an Ort und Stelle einschlief.

Durch dieses unbequeme Nachtlager, schlief er nicht allzu lang. Als er fröstelnd erwachte, schloss Katsuya das Fenster und machte sich einen heißen Tee um wieder warm zu werden. Schlafen konnte er nicht mehr und so entschied er sich, den TV anzuschalten um auf den neusten Stand im Weltgeschehen gebracht zu werden. Interessiert verfolgte er den Bericht über die Mondfinsternis, den kurzen Beitrag zum Duell-Monsters-Turnier, den Anmerkungen zur Kaiba Corp. und den deprimierenden Berichten über vermisste Personen, Kriege und Gewaltverbrechen. Die Politiker waren unverständlich wie immer und die anstehenden Feste ausgefallen wie eh und je. Das Wochenende bot den üblichen Stau und das erwartete angenehme Wetter. Kurz ruhte Katsuyas Blick auf den Urlaubsorten zu denen viele Japaner in der Urlaubszeit pilgerten und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Einen solchen Urlaub würde er sich auch gerne leisten können.

Nur allzu gerne würde er das Land bereisen oder sogar über die Grenzen hinweg. Doch dafür hatte er einfach nicht das nötige Kleingeld. Und selbst wenn er als Backpacker durch die Welt reisen würde, hätte er keine Kompetenzen um überall einen Job finden zu können. Resigniert nahm er einen Schluck von seinem Tee und spürte die angenehme Wärme in sich aufkeimen. Langsam wurde er munterer und das Adrenalin begann wieder in ihm zu kreisen. Hecktisch stürzte er ins Bad, duschte, zog sich an, tauschte ein paar Karten in seinem Deck mit dem Sidedeck und verließ die Wohnung in seiner Motorradkluft.

Er wollte nicht länger still herumsitzen. Schnell sprang er auf seine BMW und brauste durch die Straßen Dominos. Er hatte noch kein bestimmtes Ziel, da die Duelle erst am Nachmittag starten würden. Also fuhr er einfach drauf los. Links, Rechts, Rechts, Links und wieder Rechts. Etwas verwundert über sich selbst hielt er an und blickte zu der Auffahrt vor der er gehalten hatte. Es war nicht seine Absicht hier zu landen, aber nun stand er vor der Kaiba-Villa und überlegte, ob er seinen Gegner persönlich abholen sollte.

Grinsend klingelte er, doch als ihm keiner öffnete, kletterte er kurzerhand über das Tor. Sofort erklang eine kalte und vertraute Stimme aus der Gegensprechanlage.

„Was denkst du tust du da, Köter?“ Katsuya zuckte wie geprügelt zusammen und sah sich nach seinem Gegner um. Doch er war nicht zu sehen, obwohl die Stimme so klar und deutlich war. Faszinierende Sprechanlage.

„Ich wollte dich zu unserem Duell abholen!“, rief er ohne sich von der Stelle zu bewegen.

„Du brichst hier ein, Jonouchi.“ Nun drehte sich der Blonde um und fand die Überwachungskamera. Mit starrem Blick sah er in die blitzende Linse und spürte förmlich den kalten Blick am Empfangsgerät. Katsuya wusste, dass er den anderen mit seinem Grinsen nur noch wütender machte, um so verwunderter war er über das Nächste. Das Tor schwang auf und die Worte: „Nimm deine Maschine mit rauf.“, drangen aus der Anlage.

Mit einem noch breiteren Grinsen bestieg Katsuya seine BMW und fuhr die Auffahrt hinauf. Er parkte sie dort etwas versteckt und betrat das riesige Gebäude. Etwas verwundert über das fehlende Personal, sah er sich um. Doch dieses Gefühl wurde sofort überschattet, als er Seto in der oberen Etage an der Treppe sah. Zwar war die Haltung und der Ausdruck des anderen wie immer, doch seine Ausstrahlung war eine ganz andere. Langsam kam Jonouchi die Treppe zu ihm hinauf und musterte ihn von Oben bis Unten.

„Es ist erst halb 8.“, sagte dieser Nüchtern, als wäre Katsuya zu einem Termin zu früh erschienen.

„Perfektes Timing für ein leckeres Frühstück.“, erwiderte der Blonde und betrachtete sich den Brünetten genauer. Die Augenringe sprachen Bände. Wie lange hatte der schlanke und gebrechlich wirkende Körper nicht geschlafen und anständig gegessen?

Katsuya wusste, dass der andere stabil gebaut war, aber ohne Schlaf und Nahrung … er war sich sicher, dass er auf beides verzichtete, seit Mokuba weg war … würde selbst der sprichwörtlich stahlharte Körper nachgeben. Sacht legte er eine Hand auf die Brust des reservierten jungen Mann und ließ sein Grinsen breiter werden. Automatisch funkelten seine Augen spitzbübisch und er schlang seine Finger in den Stoff.

„Mitkommen. Ich mach uns eines. Und du wirst mein köstliches Essen anbeten und verschlingen.“ Er ignorierte den geliebten Todesblick und zog Kaiba mit sich in die Küche.

„Wo ist dein Personal?“, fragte er und verfrachtete seinen Liebhaber auf einen Stuhl am Küchentisch.

„Ich habe sie freigestellt.“, antwortete der andere knapp und blieb sitzen. Er wollte nichts Essen. Ein Kaffee würde ihm reichen. Doch gerade in diesem Moment hatte er kein Bedürfnis, sich gegen Katsuya aufzulehnen.

„Damit sie nicht sehen wie fertig du bist?“, fragte der Blondschopf und wusste, dass er damit ins schwarze Traf. Er spürte wie der Brünette ihn noch mehr mit seinen kalten Augen taxierte und versuchte zu ergründen, weshalb Jonouchi ihn so gut einschätzen konnte.

„Du solltest Essen und schlafen. So kannst du Mokuba nicht he … Hey, Kaiba!“, riefe Katsuya erschrocken, als er sah wie Seto auf den Tisch sackte. Er verbarg sein Gesicht auf den Armen und wurde von einem Zittern nach dem anderen Ergriffen. Dieses schien sogar noch stärker und unkontrollierter zu werden, als der Blonde zu ihm eilte und die Arme um ihn schlang.

Das halb fertige Frühstück stand verlassen auf der Anrichte und Katsuya war gerade heillos überfordert. Nie hätte er sich Kaiba so vorgestellt. Nie hatte er sich ihn so vorstellen wollen. Kaiba war in seinen Augen immer stark und unnahbar. Auch wenn er schon öfters dessen Verzweiflung wahrgenommen hatte, betreffend verschiedener auswegloser Situationen … das hier war ein Nervenzusammenbruch.

Fest schlossen sich seine Arme um den Größeren und langsam ließ das Zittern nach und die kalten Augen tauchten aus ihrem Versteck auf. Keine Träne war aus diesen getreten und die Mimik hatte sich kein Stück verändert. Die Maske hielt perfekt, doch das war es wohl, was dem Körper den Rest gegeben hatte.

„Seto ...“, flüsterte Jonouchi und strich ihm sacht durch den braunen Schopf. Kaum das er die Umarmung gelöst hatte, erbebte der junge Körper erneut und Kaiba schluckte hart. Er zog sein Handy aus der Hosentasche und hielt es Katsuya hin. Langsam richtete er sich auf und begann das Frühstück fertig zu stellen, als der Blonde sich die Bilder auf dem Smartphone ansah.

Er wurde leichenblass und die Übelkeit stieg in ihm empor. Er hatte drei Bilder vor sich. Auf den ersten Beiden waren zwei schwere Fleischwunden zu sehen aus denen das Blut herausquoll. Auf dem letzten sah man den Körper, dem diese Wunden zugefügt wurden waren: Mokuba.

Katsuya war das Herz stehen geblieben und für eine Sekunde schien es die Welt diesem gleich zu tun. Das technische Wunderwerk fiel ihm aus der Hand zu Boden und er schnellte herum um Kaiba von hinten zu umarmen. Kaum berührte er diesen, fing der Firmenchef erneut an zu zittern. Katsuya konnte nicht verhindern, dass ihm Tränen über die Wangen liefen. Langsam bröckelte die kalte Maske des Umarmten. Das Zittern wurde immer heftiger, doch noch immer bildeten sich keine Tränen in den vom Schlafmangel geröteten Augen, die langsam ihren Glanz verloren. Apathisch sah der verzweifelte Duellant auf die Arbeitsfläche und ballte seine Hände zu Fäusten. Sofort fingen das bereits geschundene Fleisch erneut an zu Bluten.

Katsuya konnte nicht sagen, wie lang sie hier standen. Schweigend, bis sich der Ältere aus seinem Griff löste und sich zu ihm umwand.

„Er lebt noch“, sagte er mit rauer Stimme und eine bittere Erleichterung durchfloss Jonouchi. Es war gut das der Kleine noch lebte … aber mit solchen Wunden musste er unglaubliche Schmerzen erleiden.

„Hast du eine Spur?“, fragte er mit brüchiger Stimme und vergaß vollkommen jede vorangegangene Situation die je zwischen ihnen entstanden war.

Hier und jetzt war Seto Kaiba ein großer Bruder und sein Freund der furchtbares durchlitt und dem er helfen wollte.

„Nein.“, kam die niederschmetternde Antwort und wie wenige Tage zuvor, schlug Setos Faust in eine Wand. Diese Handlung zerrte die beiden Jungen zurück in die Wirklichkeit und dem was ihnen noch bevorstand.

„Du sagtest er habe in Ägypten ein Blutbad angerichtet.“

„Ja“, antwortete Katsuya und schluckte hart. Er hoffte Inständig, dass Mokuba kein neues Opfer für eine solche Tat werden würde.

Seto ging zu seinem Platz zurück und ließ sich darauf fallen. Erst als Katsuya das Essen und den Kaffee vor ihn stellte, hob er seinen Blick und schien dankbar dafür, dass der Blonde ihn nicht direkt ansah. Sie zwängten sich etwas von dem Frühstück rein und versuchten schweigend ihre Fassung wieder zu gewinnen. Langsam verschwand der gebrochene Gesichtsausdruck und Kaiba fand zu seiner üblichen Fassade zurück. Erst jetzt wagte Katsuya es ihn erneut anzusehen und lächelte sanft.

„Wir finden Mokuba. Wir retten ihn und bringen dieses Arschloch zur Strecke.“

Ein kurzes ungewolltes Lächeln huschte über das Gesicht des Brünetten und schien wie eine Sinnestäuschung. Doch Katsuya lehnte sich zu ihm über den Tisch und legte seine Lippen unendlich sanft auf die seines Drachens. Ein Drache der gerade nicht fliegen konnte. Ein Drache der kein Feuer mehr spie. Ein Drache der Kraft brauchte um zurück schlagen zu können. Doch wie sollte Katsuya ihm diese Kraft geben, wenn ihm selbst gerade die Hoffnung schwand.

Er wollte helfen, wollte seine Freunde beschützen. Aber hier uns jetzt fiel ihm nichts anderes ein als diese sanfte Geste. Die Lippen des anderen schmeckten salzig, doch noch bevor ihm bewusst wurde, dass dies von seinen eigenen kam, löste er den Kuss und richtete sich auf. Er räumte ab und strich kurz durch den braunen Haarschopf. Als er seine Hand aus der braunen Seide löse spürte er eine Veränderung und den Drachen langsam erwachen.

Kaiba hob den Blick und ein gefährliches Blitzen erschien in den eisblauen Augen. Sie wirkten bedrohlich wie nie zuvor und die Aura des Firmenbesitzers veränderte sich immer mehr. Kurz wich Katsuya zurück als ein kalter Wind durch die Küche zu wehen schien und tatsächlich ihre Haare und Kleidung bewegt wurden.

Der Blick von Kaiba heftete sich auf die Uhr und er erhob sich. Sämtliche Müdigkeit war von seinen Zügen verschwunden und er sah sich kurz nach Jonouchi um.

„Ich gehe duschen, dann können wir los.“

„Was?“, fragte der Blonde verwirrt und sah dem zu Eis gefrorenen Menschen nach. Hieß das Kaiba würde sich tatsächlich von ihm „abholen“ lassen?

Etwas Fassungslos darüber stand er in der Küche, las dann aber Kaibas Handy auf und untersuchte es auf Schäden. Es gab keine. Doch dafür fiel ihm etwas anders auf. Der Hintergrund des Bildschirms zeigte nicht nur einen weißen Drachen, wie er es erwartet hatte, sondern auch einen schwarzen. Ein leichtes Lächeln erschien in Jonouchis Gesicht als er die sich bekämpfenden Drachen betrachtete. Es war ein tolles Bild. Voller Leben und Leidenschaft. Ein heißer Kampf.

Entscheidung

Als der andere zurückkehrte sah Katsuya ihn etwas verwundert an. Seto trug sein übliches Outfit mit dem weißen Mantel aber dazu einen Motorradhelm unter den Arm.

„Ich will mit Muto reden.“, sagte er in dem üblichen schneidenden Tonfall und Jonouchi nickte einfach, reichte dem Drachen sein Handy zurück und verließ mit ihm die leere Villa. Nur für einen kurzen Moment formte sich ein Bild vor seinem inneren Auge, wie Seto hinter ihm auf der BMW platz nahm. Doch kaum eine Sekunde später, sah er, dass der größere sich eine eigene Maschine aus der Garage holte.

Das erstaunte ihn doch etwas, da er Kaiba eher hinter dem Steuer eines Jaguars sah. Aber die BMW unter ihm, war eindeutig eine andere Preisklasse als Katsuyas und der Anblick jagte ihm einen Schauer über den Rücken, der bis hinab in seine Lenden rann. Nebeneinander fuhren sie die Auffahrt hinab und aus dem Tor hinaus, welches sich automatisch für sie öffnete. Geschickt schlängelten sie sich durch den Verkehr und brauchten somit keine 10 Minuten bis zu Yuugi.

Katsuya war nicht verwundert darüber, auch die anderen hier vorzufinden, als Ryo ihnen die Tür öffnete.

„Morgen.“, begrüßte dieser sie mit einem sanften Lächeln und führte sie ins Wohnzimmer, wo die Freunde grübelnd beisammen hockten. Alle Möbel waren an die Wand gerückt worden und sie saßen im Kreis um Yuugi herum.

„Hey Anzu.“, begrüßte Katsuya die zum Finale angereiste.

„Guten Morgen.“, erklang ihre Stimme und auch die anderen begrüßten ihren blonden Freund, bis ihnen auffiel, dass dieser nicht alleine gekommen war.

„Guten Morgen Mr. Kaiba.“, erhob sich Ishizus verträumte Stimme. Der Firmenchef besah sich kühl die Menschen in diesem Raum. Sehr erstaunt war er vor Allem über Pegasus Anwesenheit, der ihn mit einem väterlichen Blick bedachte.

„Der ganze Kindergarten ist versammelt.“, waren seine begrüßenden Worte, als er versuchte die seltsame Sitzordnung zu durchschauen. Alle saßen sie am Boden und in einem Kreis um Yuugi herum, der seine Kette in den Händen und seinen Blick auf Kaiba gerichtet hielt. Die beiden sahen sich stumm in die Augen und schienen sich ohne Worte zu verstehen.

„Es tut mir so Leid.“, flüsterte Yuugi und Kaiba schien tatsächlich kurz überrascht über das stumme Verständnis des anderen. Woher wusste der Zwerg nur wie mies es ihm ging? War es so offensichtlich? Aber ja. Immerhin wussten diese Menschen, wie sehr er an seinem Bruder hing.

„Ich will diesen Martinez fertig machen.“, sagte er kalt und die Worte kamen einer Morddrohung gleich. Die anderen verstanden, dass es bedeutetet, er würde sich sogar auf ihre unglaublichen Geschichten einlassen. Seit ihrem Abenteuer mit dem Pharao sah Seto ein, dass es eben zur Realität gehörte. Doch bis Heute hatte er sich von all diesem „Vergangenheitsmist“ nicht beeinflussen lassen wollen. Er bestimmte sein Leben. Er kontrollierte und lenkte es. Doch gegen diesen Martinez schien es kein anderes Mittel zu geben. Setos Blick huschte zu Ishizu und sie schien sofort zu verstehen.

„Magische Fähigkeiten sind in der Welt nicht mehr offen zu finden. Sie liegen im Verborgenen, Mr. Kaiba. Wir legen derzeit einen spirituellen Bann auf Mr. Muto damit dieser vor magischen Angriffen geschützt ist.“

„Außerdem versuchen wir in ihm die alten Kräfte zu wecken, die noch irgendwo vorhanden sein müssen. Wir könnten das bei dir auch tun, Kaiba.“, antwortete Malik und sah in die kalten blauen Augen.

Katsuya sah verwundert zu, wie der Firmenchef nickte und seine Hand geöffnet vor sich ausstreckte. Erstaunt sahen die andere zu, wie sich eine Wirbel auf der Handfläche begann zu bilden und ihnen klappten die Unterkiefer herab. Bis auf Ishizu, Malik und Yuugi waren alle fassungslos.

„Voll Krass.“, sagte Katsuya und brach die Stille, somit aber auch den kleinen Anflug von Magie. „Seit wann? Wie und … Wow.“ Kurz dachte er ein amüsiertes Schmunzeln auf Setos Lippen zu erahnen, doch sah er eher Trauer in dessen Augen.

„Ich will meinen Bruder da rausholen. Und offenbar schaffe ich das nur, wenn ich mit euch zusammenarbeite.“ Sie sahen ihm an, dass er darüber lange nachgedacht und nur schwer seinen Stolz in diese Richtung gebogen hatte.

Yuugi erhob sich und nickte mit einem sanften Lächeln. Ehrerbietend reichte er Kaiba die Hand und dieser ergriff sie. Ricardo Martinez würde bereuen, was er getan hatte.

Eine ganze Weile saßen sie zusammen und legten einen Schutzzauber auf Yuugi, damit dieser sein Duell möglichst unbeschadet überstehen würde. Des weiteren versuchten sie Kaiba die Kräfte so weit kontrollieren zu lassen, dass sie hilfreich waren. Am ehesten hätten sie ein Schattenspiel heraufbeschworen, doch keiner von ihnen war dazu in der Lage. Es war auch nicht gerade beruhigend, dass Pegasus vermutete es würde so oder so ein Spiel der Schatten werden. Keiner von ihnen bestritt diese Ansicht und so brachen sie pünktlich zu den letzten zwei Duellen auf.

Kaiba war bereits früher gegangen um die Vorbereitungen zu treffen und stand bereits auf dem Feld als Katsuya dieses zum Kampf um den Dritten Platz betrat. Beschwerlich befeuchtete dieser seine Kehle, als er dem stolzen Drachen und seinem jetzigen Gegner entgegen blickte. Er hatte sich geschworen ihn zu besiegen, aber im Moment konnte Katsuya sich kaum auf etwas konzentrieren. Seine Gedanken waren bei Mokuba und auch bei Yuugi.

Als jedoch der Lärm um sie herum anschwoll und die Anfeuerungen seiner Freunde ihn erreichten, ergriff ihn der altbekannte Ehrgeiz sich dem Jungmillionär zu beweisen. Jonouchi war fasziniert davon, wie gelassen und kühl Kaiba wirkte. Eigentlich war ihm nichts anzumerken, außer das er vielleicht etwas verbissener Kämpften. Katsuya gab sein Bestes, doch als sie nur noch je 10 Lebenspunkte hatten war es Kaiba, der als erstes einen Weg fand sie zu reduzieren. Dafür opferte er die Hälfte seiner eigenen und besiegte im Gegenzug den Blonden.

Trotzdem war Katsuya mit sich selbst zufrieden und das sogar noch mehr, als er einen anerkennenden Blick von Kaiba bekam. Er hatte sich wacker geschlagen und nun brach die Hölle los. Ein riesiger Applaus hob an und in der anstehenden halben Stunde Pause wollte Jonouchi sich mit einem HotDog begnügen. Die anderen begrüßten den ehrlichen Verlierer und bewunderten sein tolles Duell, als Martinez an sie herantrat.

Yuugi der zwischen ihnen stand, bemerkte den größeren als erstes und erwiderte dessen Blick. Es schien schon jetzt zu einem stummen Duell zwischen ihnen zu kommen und diesmal war Jonouchi nicht der einzige, dem es durch Martinez Anwesenheit schlecht wurde. Nachdem dieser mit einem hämischen Grinsen zum Spielfeld gegangen war, rannten Anzu und Ryo zur nächsten Toilette und auch den anderen schien es nicht besser zu gehen. Honda und Otogi waren leichenblass und die Ishtars hatten etwas von ihrer edlen Haltung verloren. Nur Yuugi schien als würde er Kraft aus dieser Konfrontation gewinnen und Katsuya war ehrlich erstaunt über seinen besten Freund. Dieser wirkte immer so kindlich und unschuldig, dass man ihn einfach unterschätzte. Doch wenn es um seine Freunde ging, wuchs dieser über sich hinaus.

Während sich die Freunde langsam wieder auf ihren Plätzen sammelten, ging der amtierende Meister auf das Spielfeld und warf einen letzte Blick zurück zu den Leuten die ihn anfeuerten. Neben seinen Freunden gehörten zu diesen auch die anderen Teilnehmer des Turniers, wobei Yuugi ein ungutes Gefühl beschlich. Schon vorhin waren ihm die ausländischen Duellanten aufgefallen und kurz hatte er gedacht, deren Gestalten schwinden zu sehen als seien sie nur Hologramme. Doch hatte er diese Erscheinung zur Illusion seiner strapazierten Nerven degradiert. Nun jedoch prickelte es auf seiner Haut unangenehm und er warf einen Blick auf Kaiba, der höchst persönlich die Anmoderation für das Finale übernahm. Ihre Blicke trafen sich kurz und der Größere nickte ihm kaum sichtbar zu. Sofort fühlte Yuugi sich wieder bestärkt gegen das was ihm bevorstand.

Vorhin waren sie sich einig geworden, dass Martinez es auf dieses Duell angelegt hatte. Dieses Duell würde ihnen zeigen, was sie unternehmen konnten und worauf der Mexikaner aus war. Sie würden ihn nicht auf normalen Wege zur Strecke bringen können. Keine Polizei, kein Geheimdienst konnte etwas gegen diesen Mann ausrichten. Diese unveränderbaren Informationen hatten sie von Kaiba erhalten, der bereits mit sämtlichen Mitteln versuchte gegen Martinez vorzugehen.

Er hatte ihnen erzählt, dass dieser ein großes Licht der Mafia war und auch in Japan den Untergrund derzeit mit mächtigen Verhandlungen beherrschte. Kaiba versuchte seinen Konkurrenten mit fairen aber harten Mitteln für dessen Aktionen zu bestrafen, doch bis jetzt hatte er keinen Erfolg gehabt. Das er zugab, diesem unterlegen zu sein, war ein hartes Eingeständnis von dem stolzen Geschäftsmann. Doch Kaiba war einfach, und das freute Yuugi sehr, ein zu sauberer Unternehmer.

„Ich bin froh, dass du uns vertraust.“, hatte er Kaiba vorhin verabschiedet. „Ich verspreche dir, dass wir Mokuba retten.“ Der andere hatte ihm nur zugenickt und war dann voraus gefahren.

Yuugi strich über die Kette an seinem Hals, auf dem der Namen des Pharaos stand. Diese Kette beherbergte nun die mentale Energie seiner Freunde, die ihn vor magischen Angriffen schützen sollte. Kurz dachte er, er würde mit weichen Knien seine Position besteigen, doch zu seinem eigenen Erstaunen war er vollkommen ruhig und gefasst. Sein Ziel war es Martinez zu besiegen und mit einem lauten: „Zeit für ein Duell!“, begannen der Kampf.

Kurz schloss Yuugi die Augen, zog seine ersten Karten und spürte die übliche Freude in sich aufsteigen. Er hatte Lust auf dieses Spiel. Spaß an diesem Spiel und den Wunsch zu gewinnen. Er wollte für sich gewinnen. Für seine Freunde und er wusste, dass diese hinter ihm standen und ihn anfeuerten. Sie waren alle hier. Alle die wussten was wirklich vor sich ging und gemeinsam würden sie eine Lösung finden. Auch ohne Atem. Ohne die Millenniumsgegenstände. Aber nicht ohne einander.

„Schwarzer Magier!“, rief er bei seinem dritten Zug und jetzt wurde er überflutet von Adrenalin. Dieser Spielzug gab ihm Sicherheit und die Chance dem anderen 800 Lebenspunkte abzuziehen. Doch kaum das der Magier auf dem Spielfeld erschien veränderte sich die komplette Umgebung.
 

Erschrocken sah sich der junge Duellant um und dann blieb sein Blick an dem grinsenden Gesicht seines Gegners hängen. Das Publikum verstummte. Nach und nach brachen die Zuschauer und Angestellten in sich zusammen. Finsternis legte sich über sie und schien wie ein schweres Tuch über die Arena gespannt zu werden. Langsam verschwammen die Umrisse und das Publikum wurde von der Dunkelheit verschluckt.

„Was geht hier vor!?“, rief Katsuya und war doch bereits aufgesprungen um mit den anderen zu Yuugi zu eilen. Dieser sah ihnen erleichtert entgegen, doch schon im nächsten Moment war es als würde man ihm den Boden unter den Füßen wegreißen.

Ein amüsiertes Lachen drang aus dem Mund des Gegners und keiner der Freunde wagte es mehr sich zu bewegen. Statt des Publikums und den vielen Sitzreihen waren sie umringt von Dunkelheit und großen hölzernen Gestellen.

Sieben große Kreuze umringten das Spielfeld, was als einziges noch von der Arena übrig geblieben war und an ihnen hingen Menschen. Anzu und Shizuka schrien auf, als sie erkannten das diese Menschen tot waren.

„Das sind ...“, begann Otogi und schluckte den Würgereiz herunter. Alexander, Anne, Mathias, Lily, Gabriel, Jules und Marco hingen ausgeblutet an den großen Monumenten und begrenzten den magischen Raum in dem sie sich befanden. In einem inneren Ring waren fünf kleinere Kreuze aufgestellt an denen bereits die nächsten Opfer hingen.

Augenblicklich sanken die Freunde auf die Knie und auch Yuugi musste sich auf der Konsole abstützen um nicht zusammen zu brechen. Han, Mai, Ryuzaki, Haga und Mokuba bluteten schwer und hingen flach Atmend und bewusstlos an den Holzvorrichtungen.

„Wie …?“, entwich es ihm leise und gebrochen, doch da sah er die gesunden Gestalten der Vier unter seinen Freunden verschwinden.

„Hologramme. Ich wollte dich nicht zu sehr belasten, damit ich sehen konnte, wie es um deine Fähigkeiten bestellt ist.“, erklärte Ricardo und beendete sein Lachen.

„Du elender Bastard!“, fluchte Jonouchi und wollte zusammen mit Honda und Otogi auf den Verursacher des Chaos zustürzen um ihn zu verprügeln. Doch noch bevor sie überhaupt losrennen konnte, wurden sie von einem Sturm zurück geworfen.

Kaiba der nur davon beseelt schien, seinen Bruder zu befreien wurde im selben Moment von den Füßen gerissen und landete schmerzhaft an der Konsole von Yuugi. Benommen sah er auf und blickte kalt und Todes-drohend zu Ricardo Martinez.

„Wie schön, dass es genau zu dem Duell gekommen ist, welches ich mir gewünscht habe.“, kam es kalt von Ricardo als er in die Runde der Freunde sah, die den zu Boden gegangenen aufhalfen. Diesen gingen die Augen über, als ihnen goldene Schimmer von den Spitzen der sieben Kreuze auffielen. Das waren keine Lichter, wie Yuugi vermutet hatte. Das waren: „Die Millenniumsgegenstände!“

Gemeinsam hatten sie ausgesprochen, was sie zur selben Zeit erkannt hatten. Benommen und mit aufkommender Panik standen die Freunde da. Yuugi starrte hinüber zu der Kiste über dem Leichnam von Lily, in dem er eindeutig das Puzzle spürte. Setos Blick huschte zu Alexander, über dessen leblosen Körper der Stab prangte, der seinem Alter-Ego gehört hatte. Katsuya konnte seinen Augen nicht von Mokuba lassen, welcher gerade erschöpft den Kopf hob und schmerzverzerrt zu ihnen sah. Anzu und Shizuka lagen einander in den Armen und versuchten gegen die Tränen zu kämpfen und Hiroto folgte Ryos Starren auf den Millenniumsring über Marco Samet. Ryuji spürte das nervöse Zucken von Marik und Ishizu, die gemeinsam mit Rishid die anderen Gegenstände und deren Opfer betrachteten. Pegasus trat derweil einen Schritt vor und heftete seinen Blick stur auf das Milleniumsauge.

„Was für Blitzmerker ihr doch seid.“, verhöhnte sie die tiefe Stimme des Mexikaners und sein Lachen erhob sich erneut über sie. Ihm schien die Situation zu gefallen und vor Allem, dass nun alle Blicke hasserfüllt auf ihm ruhten. Hass. Verzweiflung. Panik. Wie wunderbar es für ihn war, konnte man aus jeder Mimik und Geste lesen.

Der schwarze Magier verzog sein Gesicht und ohne das Yuugi einen Befehl gegeben hatte, griff er den Gegner seines Herren an. Doch er konnte diesem nichts tun. Er war in dieser Welt nur ein Hologramm und vollkommen nutzlos. Um Verzeihung bittend sah er zu seinem Herren zurück und schenkte diesem ein möglichst aufmunterndes Lächeln.

Yuugi müsste sie nur rufen und sie würden ihm beistehen. Sie würden sich einen Weg durch das leicht geöffnete Tor schlagen, welches unter der Kontrolle des Mexikaners stand. Wortlos versuchte er das seinem Herren zu übermitteln und als der Junge nickte verschwand der Magier und das ganze Duell löste sich auf.

„Du hast die Milleniumsgegenstände zurückgeholt und das Tor zum Schattenreich geöffnet.“, sprach Yuugi mit neu gewonnener Stärke. Durch seine Stimme fanden auch die anderen aus ihrer Schockstarre zurück und traten zu dem kleinsten ihrer Runde heran. Aufrecht bauten sie sich um ihn herum auf und Katsuya legte sanft eine Hand auf die Schulter seines besten Freundes, dessen Zittern sofort verschwand. Selbst Kaiba stand dicht bei ihnen, wobei sein Blick immer wieder zu Mokuba huschte, bevor er sich dazu zwang, ebenfalls zu ihrem Gegner zu blicken.

Ricardo ließ sich nicht von ihrem gemeinsamen Auftreten verunsichern. Er schien sogar noch amüsierter als zuvor und verließ mit siegreichem Gebaren seinen Platz um auf sie zu zu kommen.

„Ja und nein, mein süßer, kleiner Muto.“, höhnte er. „Die Gegenstände sind hier. Und auch das Tor ist einen Spalt geöffnet, so das ich euch mit Leichtigkeit fertig machen könnte. Aber das würde doch keinen Spaß machen.“ Langsam schritt er auf die Freunde zu und sein Grinsen wurde immer breiter. Seine Augen glitzerten bedrohlich und schienen rot in dem hiesigen Dämmerlicht. „Dank meiner bereitwilligen Opfer“, er deutete auf die sieben großen Kreuze, „konnte ich sie aus dem Erdinneren herbeirufen.“ Unterdessen war er wenige Schritte vor der Versammlung zum stehen gekommen, welche sich auch von der Konsole entfernt hatte.

„Durch die nette Blutspende“, er deutete auf die Fünf kleinen Kreuze und bemerkte dabei mit einem diabolischen Grinsen, dass Mokuba bei Bewusstsein war, „ist es mir Möglich das Tor ein wenig zu öffnen.“ Ihm gefiel es, dass die anderen den Atem anhielten und ihre Blicke jeder Geste folgten. Gelassen leckte er sich über die Lippen.

„Nur Leider gehorchen mir diese nützlichen Artefakte nicht, die mir die volle Kontrolle über das Schattenreich und diese mickrige Welt versprechen.“ Seine Stimme war tief, schneidend und doch so leise als wolle sie einen einschlafen lassen. Seine ganze Ausstrahlung hatte eine beängstigende Wirkung und vereinnahme die 12 Personen vor sich. Langsam trat er noch einen weiteren Schritt auf sie zu und ließ seine Fingerspitzen über Katsuyas Brust streichen. „Wie euch vielleicht aufgefallen ist, habe ich noch keine meiner Drohungen zur Gänze umgesetzt.“, flüsterte er und ging wie ein Wolf um sie herum. Sie wollten ihm die Genugtuung nicht gönnen, doch nicht einmal Kaiba war in der Lage sich vollkommen unbeeindruckt zu geben.

Als Ricardo wieder in ihrem Blickfeld auftauchte blieb er stehen, schnippte mit dem Finger und die ägyptischen Gegenstände schossen wie Kanonenkugeln auf sie zu.

Das Auge schlug gegen Pegasus und sofort war der Schöpfer Duell Monsters verschwunden. Nicht anders erging es Marik, der vom Anker getroffen wurde, oder Ishizu der sich die Kette um den Hals schlang. Auch Bakura verschwand im selben Augenblick, wie er den Ring berührte ebenso wie Katsuya, der von der Waage hart an der Schläfe getroffen wurde. Seto fing geschickt den Stab auf, doch verschwand er genau wie die anderen im Nichts.

Zurück blieben Anzu, Shizuka, Rishid, Otogi, Honda und Yuugi, der behände die Kiste abfing und dann zu Boden ging. Kaum das seine Knie den kalten Stein berührten erhoben sich weitere Kreuze um ihn herum und Schmerzensschreie durchzuckten die Finsternis. Der Duellant musste nicht aufsehen um zu wissen was geschehen war. Die Zurückgebliebenen wurden an die Kreuze geschlagen und ihnen dadurch das Bewusstsein geraubt.

„Yuugi.“, wimmerte eine leise Stimme und der Angesprochen erzitterte bis ins Mark. Mokubas Stimme brach und auch er verlor weinend erneut das Bewusstsein. Nur langsam hob Yuugi seinen Kopf und sah in die kalten roten Augen über sich und erblickte das hämische Grinsen.

„Setz es zusammen, oh König der Spiele.“, lautete der Befehl in geringer Lautstärke. Doch die Worte schallten von überall her aus der Dunkelheit und ließen die Übelkeit in Yuugi zurückkehren. „Wenn du es tust. Bleiben deine Freunde am Leben.“ Er hatte schon erwartet, dass dieses Angebot kommen würde und so öffnete er mit zitternden Fingern die kleine Kiste in der die Einzelteile des Milleniumspuzzels lagen.

„Wo ...“, seine Stimme brach und er versuchte sich zu fangen indem er sich auf die Aufgabe vor sich konzentrierte.

„Die Seelenträger? Oh ich stelle sie ihren eigenen Problemen, damit sie die Macht der Gegenstände frei geben. Es wird nicht leicht sie zu brechen. Aber wäre es leicht, würde es mir keinen Spaß machen.“

Yuugi blickte zu dem, dessen Grausamkeit seiner Ansicht nach der von Zorc in nichts nachstand und sah wie dieser sich auf einem Thron, direkt vor ihm sinken ließ. So kniete er vor dem über ihn erhabenen und versuchte verzweifelt den goldglänzenden Gegenstand zusammen zu setzen. Er hatte den Magier rufen wollen. Hatte gegen den anderen Kämpfen wollen, gemeinsam mit seinen Freunden. Doch sechs von ihnen waren verschwunden und die anderen hingen bewusstlos an den hölzernen Vorrichtungen. Alles was er tun konnte, war die Aufgabe zu bewältigen. Doch was würde dann geschehen? Was wenn Ricardo die Kontrolle über die Gegenstände erlangte?

Verzweifelt biss er sich auf die Unterlippe und wurde in seinem Tun etwas langsamer, absichtlich ungeschickter und hoffte, dass der andere dies nicht bemerkte. Er wollte es so lange wie möglich hinauszögern, auch wenn die Übelkeit immer mehr seinen Körper befiel. Das Vertrauen in seine Freunde war unerschütterlich. Sie würden zu ihm kommen und ihm helfen. Sicher würden sie selbst die Gegenstände zu nutzen wissen. Marik, Ishizu und Pegasus hatten dies immerhin schon vor langer Zeit erlernt und auch Seto würde sicher nicht all zu lange brauchen. Ebenso wie Bakura und Jonouchi.
 

Letzterer erwachte gerade wieder. Der Treffer an seiner Schläfe hatte ihn vollkommen augeknockt und ließ ihn sich irritiert umblicken. Nur langsam flossen die Erinnerungen in ihn zurück und er griff nach der Waage die unschuldig glänzend vor ihm lag. Erst jetzt blickte er sich fragend um und stellte fest, dass er in seiner alten Wohnung war.

Wie war er hier her gekommen? Und warum war ihm seine Kleidung viel zu groß? Alles tat ihm weh und sein Kopf dröhnte. Die Waage fest umklammernd krabbelte er aus dem Bett und verließ sein altes Schlafzimmer. Sofort erstarrte er, als ihm der Geruch von Alkohol und kaltem Rauch in die Nase schlug. Der unbändige Wunsch zu fliehen stieg in ihm empor, als er auch schon von den Füßen gerissen wurde. Erschrocken starrte er in die Augen seines Vaters, der ihn gegen die nächste Wand pfefferte. Als ihm die Luft schmerzhaft aus der Lunge wich, hörte er wie durch Wasser die Worte des Alten: „Warum ist kein Bier da?! Geh und hol welches!“ Wutendbrand schnaubend packte der Mann seinen Sohn erneut, als dieser nicht schnell genug den Befehl ausführte.

Katsuya wollte sich einreden, dass dies eine Illusion, eine Täuschung war. Doch es war echt. Es schmerzte genau wie damals. Dumpf: weil er abgestumpft war. Irreal: weil er sich nur so hatte schützen können. Erträglich: weil er an die Zeit denken konnte, die er nicht zu Hause sein musste. Nur die Waage welche er an seine Brust drückte erinnerte einen kleinen Teil in ihm daran, dass dies nicht die Wirklichkeit war. Es war ein Schattenspiel.

Hastig sprang er auf, nahm die Geldbörse des Alten und eilte hinaus. Er wollte schnell weg und dem Säufer das befohlene Bier bringen. Tränen waren ihm in die Augen getreten als er den bekannten Weg zum nächsten Kiosk einschlug und dabei fast von einer Limousine überfahren wurde. Erschrocken starrte er auf die Gestalten die ausstiegen und blickte auf zu Seto Kaiba an dessen Seite die schöne Han Ji-Houn stand.

„Haben wir einen Köter angefahren?“, sagte der Jungmillionär verächtlich und Roland half dem blonden Jungen aufzustehen. Während Jonouchi gerade ein Mal 11 Jahre alt war, schien Seto um die 23. Katsuya konnte weder etwas bissiges erwidern noch seine Augen von diesem wunderschönen Anblick wenden. Die kalten blauen Augen. Die starke, stolze Gestalt. Die wunderschöne Koreanerin ließ Kaiba sogar noch vollkommener wirken und in dem Moment als Katsuya die Eheringe der beiden sah, zerbrach die Welt um ihn herum und nur dieses Bild blieb in seinem Geist haften.

Sein Leben war eine Lüge gewesen. Das hier war die Realität. Die wohlbekannte Übelkeit bestätigte diesen Gedanken, als alle schlechten Erinnerungen auf ihn eindroschen. Bilder aus seiner Kindheit, verbunden mit den ertragenen Schmerzen. Die Erlebnisse mit Yuugi, in denen er bis auf die Seele gekämpft hatte und jeder einzelne Streit mit Kaiba. Wieso hätte etwas Gutes aus all dem entstehen sollen? Warum sollten daraus gute Ereignisse entstanden sein? Das Glück war eine Lüge. Eine Lüge die einen am Leben erhalten sollte.

„Jonouchi“, drang es dumpf zu seinen Ohren und langsam rührte sich sein Geist wieder. Jemand schloss ihn sanft in die Arme. Diese Arme gehörten zu einem zitternden Leib. Etwas Flüssiges benetzte seine Schulter und etwas goldenes glitzerte vor seinen Augen. Langsam kehrten seine Sinne zurück und auch der Gedanke, dass alles Falsch war. Das hier war echt. Die zitternde Umarmung seines besten Freundes und der Kühle Gegenstand in seinen Händen.

Er regte sich vorsichtig, da ihm die Schläge seines Vaters und der Schock noch in den Knochen saßen. Doch nach und nach wurde die leise Stimme in ihm immer lauter und schrie: Beschütze sie! Verwirrt blickte er auf das goldene Etwas und erkannte die Waage. Fragend sah er Yuugi an, der sich mit verweinten Augen etwas von ihm löste. Das hier war alles zu unwirklich. Wie die Nachwirkungen eines Albtraums.

„Yuugi.“, kam es ihm schwach über die Lippen und er spürte seine Kräfte schwinden.

„Dieses Reich setzt ihm zu. Aber noch lebt er. Solltest du noch länger für deine Aufgabe brauchen, garantiere ich dafür nicht mehr.“ Die kalte Stimme Martinez ließ die Tränen des Duellanten sofort versiegen und er löste sich schwerfällig von seinem aus dem Nichts aufgetauchten besten Freund. Zögerlich setzte er das Vorletzte Teil in die kleine Pyramide ein und zuckte erneut zusammen. Als er aufsah erblickte er die anderen fünf, welche ebenso apathisch wie Katsuya aus der Finsternis auftauchten und die Milleniumsgegenstände fest in ihren Händen hielten. Was hatte man seinen Freunden angetan?

Seto war der einzige dessen Verstand das ganze zu fassen schien. Er wurde von Ishizu und Marik gestützt, die jedoch zu Boden sanken, als Kaiba wieder allein stehen konnte. Verwirrt aber dankbar blickte er auf die Gestalten neben sich, die ihn aus der fürchterlichen Illusion herausgerissen hatten. Doch seiner Ansicht nach war die Realität nicht besser. Das einzig Positive: Hier würde er etwas ausrichten können.

„Ich habe nichts anderes von ihnen erwartet, Mr. Kaiba.“, höhnte Martinez und sah von seinem Thron aus zu dem Brünetten. „Es ist mir bewusst, dass eure Seelen am schwierigsten zu brechen sind. Ihr habt genug erlebt und auch verloren. Ihr habt genügend überlebt um auch das hier zu überstehen.“ Seine Hand wirbelte in der Luft herum und Yuugi wurde mit Katsuya zusammen weggeschleudert. Ausgebremst wurden sie von Kaiba, der sie beide abfing und auf die Beine stellte.

„Reißt euch zusammen.“, schnitt sich seine Stimme durch ihre trüben Gedanken, gerade in dem Moment, als Ricardo das letzte Puzzlestück einsetzte. Drei klare Augenpaare ruhten dabei auf ihm. Doch noch bevor der neu gefasste Mut sie beseelen konnte, riss es Seto und Yuugi den Boden unter den Füßen weg und Jonouchi stürzte sich auf den kalten Stein um die beiden zu fassen.

Sie hingen unter ihm an dem Rand einer Klippe und schützten sich nur mit je einem Klammergriff vor dem Fall in diese unendliche Tiefe. Erschrocken sahen die violetten Augen und selbst die Blauen zu Jonouchi auf, der nicht in der Lage war beide zu fassen und heraufzuziehen.

„Was für ein unerwarteter Anblick.“, triefte der Sarkasmus von Ricardo zu ihnen. „Wen wirst du retten, Katsuya Jonouchi?“

Countdown

„In der Ethik stellt man daher oft eine Frage um deren Beantwortung sich viele Philosophen und ähnlich bewanderte Personen bemüht haben.“, erklärte Frau Mizuno weiter und schrieb zwei Wortgruppen an die Tafel. Die eine lautete: ein unbekanntes Kind. Die andere: deine Ehefrau / deinen Ehemann. Gespannt sah die Klasse dabei zu, wie sie diese Wortgruppen mit einem senkrechten Strich trennte und die Kreide der Klasse entgegen hielt.

„Jeder von euch wird einen Strich unter der Person setzen, deren Leben er retten würde. Die Bedingung dieser ethische Frage ist, dass nur eine Person gerettet werden kann.“ Sie blickte in die entsetzten Gesichter ihrer Klasse und lächelte Mitfühlend.

„Ihr könnt hierbei keine falsche Entscheidung treffen. Ich möchte nur, dass ihr euch entscheidet und im Nachhinein mit der Klasse darüber diskutiert, weshalb ihr diese Wahl getroffen habt.“ Zögerlich erhoben sich nach und nach die Schüler von ihren Plätzen und setzte einen Strich unter die gewählte Seite. Es hielt sich dabei sehr die Waage, so wie Frau Mizuno es erwartet hatte. Sie ließ sich die Klasse entsprechend in zwei Gruppen teilen und beobachtete die letzten zwei Jungen, die zögernd vor der Tafel standen.

Zerknirscht biss sich Yuugi Muto auf der Unterlippe herum und setzte dann seinen Strich unter der Kategorie des unbekannten Kindes. Katsuya Jonouchi sah nicht nur zerknirscht, sondern sogar wütend aus. Er bröselte etwas von der Kreide ab und verengte die Augen zu schlitzen, als würde er damit einen Ausweg finden.

„Nun. Jonouchi, es ist nur eine Diskussionsfrage. Entscheide dich.“, sagte die Lehrerin milde und mit einem sanften Lächeln.

„Das kann ich nicht. Denn ich würde immer versuchen beide zu retten. Ich glaube nicht, dass es keinen solchen Ausweg gibt. Das geht einfach nicht in meinem Kopf rein.“ Ihr Lächeln wurde noch etwas breiter und sie nickte.

„Tu mir trotzdem bitte den Gefallen. Es geht hier um die Diskussion.“ Zähneknirschend setzte der blonde Schüler seinen Strich unter Ehefrau/Ehemann und sah wütend auf die getroffene Entscheidung. Etwas laut aufstampfend wand er sich den anderen zu, die ihren Strich auf der Seite gesetzt hatten.

„In Ordnung. Dann erzählt mir jetzt jeder, warum er sich für die jeweilige Seite entschieden hat. Bitte immer abwechselnd zwischen Seite a und b. Und lasst einander Ausreden.“ Sie schritt zurück an die Tafel und begann in Stichpunkten die entsprechenden Argumente anzuschreiben. Am meisten verwunderte sie die Aussage des kleinsten ihrer Klasse, den sie immer für schüchtern und einsam gehalten hatte.

„Ich würde das Kind retten ...“, Yuugi zögerte kurz, „... weil … weil meine Frau sicher stark genug wäre sich selber zu retten.“ Das sagte dieser mit einem solch ernsten Gesichtsausdruck, dass einige glucksen mussten um ihr Lachen zu unterdrücken. Diese jungen Leute konnten sich offenkundig nicht vorstellen, dass der Knirps je eine Frau haben würde. Aber wenn, dann war sie sicher bei weitem stärker als Muto.

Katsuya musterte den Knirps, welchen er seit Beginn des Schuljahres auf dem Kieker hatte und lachte dann kurz auf.

„Bei dir bin ich mir sicher, dass die Frau dann dich und das Kind retten müsste.“, lachte er boshaft und erntete einen strafenden Blick von mehreren Seiten. Doch das interessierte ihn nicht. „Wie gesagt. Ich würde einfach beide retten. Meinen Strich hab ich da nur gemacht, damit das hier endlich vorbei ist.“, motzte er und bekam wie erwartet eine Strafarbeit aufgehalst, die er wie immer nicht erledigen würde. Wieso sollte er auch? Schule machte doch eh keinen Sinn und schon gar nicht half sie dabei am Leben zu bleiben.

Hier philosophierte man nur über das Leben. Man erlernte irgendwelches Zeug das einen weiterbringen sollte. Im Berufsleben. Aber dafür müsste man erstmal an einen Beruf kommen und Katsuya bezweifelte, dass er es je dazu bringen würde. Keiner setzte auf ihn. Niemand traute ihm so was zu. Und schon gar nicht er sich selbst. Knurrend und mit den Händen in der Tasche, schritt er neben Honda her, der ihn ermahnte seine Aufgaben dieses Mal endlich zu erledigen.

„Jonouchi!“, riss ihn plötzlich eine piepse Stimme aus seinen Gedanken über die blöde Schule. Genervt wand er sich zu dem Gartenzwerg seiner Klasse um und blickte hinunter in die großen leuchtenden Augen.

Kurz schluckte er einen Kloß herunter der sich in seinem Hals gebildet hatte. War es das schlechte Gewissen darüber wie er immer mit seinem Klassenkameraden umging? Immerhin hatte ihm dieser doch nie was getan? Oh doch schon. Er ging ihm tierisch auf die Nerven, mit dieser lieben unschuldigen Art.

„Was ist?“, knurrte er und sah überrascht, dass der andere noch immer lächelte.

„Ich trau es dir zu, dass du beide retten würdest“, sagte der Spielegnom und strahlte fast noch mehr. „Ich könnte das nicht, aber du ganz bestimmt.“ Damit schritt der Junge an Katsuya vorbei und ließ diesen wie vom Blitz getroffen und erstarrt zurück. Mehr als verwirrt blickte der Blonde seinem Klassenkameraden nach, wie dieser durch die Tür zu den Spinten verschwand.
 

Seine Hände waren trocken. Müssten sie nicht eigentlich schweißnass sein? Sein Puls war ganz ruhig. Müsste er nicht eigentlich rasen? Sein Atem ging tief und besonnen. Müsste er nicht flach und hektisch sein? Er hatte nur einen Gedanken. Sollte nicht eigentlich sein ganzes Leben vor ihm ablaufen?

Nur einen Gedanken. Nur diesen einen. Nur der, der ihn alles Kosten würde. Wie rette ich sie?

Flach lag Katsuya Jonouchi auf dem Bauch und versuchte mit der linken Hand nach Yuugi zu greifen und mit der rechten nach Seto. Doch er konnte wahrlich nicht Beide erreichen. Natürlich bemühten diese sich, sich selbst aus der Affäre zu ziehen. Doch jedes Mal, wenn sie sich bewegten, gab der Halt nach. Und über all diesen Bemühungen dröhnte das amüsierte Lachen von Ricardo Martinez.

„Haltet durch!“, mahnte Jonouchi und wand den Blick zum ersten Mal von den beiden ab und dem Verursacher zu.

„Du hast noch 10 Sekunden dich zu entscheiden.“, drohte dieser und begann gelassen zu zählen. „10.“

„Ich werde beide retten!“

„9.“

„Ich schaff das!“, knurrte der Blonde und suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Kein Seil.

„8.“

Keine Leiter.

„7.“

Er zog sich den Pulli aus.

„6.“

Zum Glück trug er nicht mehr seine Motorraduniform.

„5.“

Auch die Hose riss er sich herunter und gerade als er je eines der Teile Seto und Yuugi anreichen wollte, rutschten diese ein Stück tiefer.

„Nein!“, schrie er panisch, als sich die Augen der beiden vor Schreck erst schlossen und dann wieder öffneten. Sie konnten nichts sagen. All ihre Anstrengungen waren darin bedacht, sich ans Leben zu klammern.

„4.“

„Verdammt! Verdammt! VERDAMMT!“, fluchte Katsuya und sah sich flehend um, bis sich sein Blick an den ihres Gegners heftete, der amüsiert diesem standhielt.

„3.“, sagte Martinez trocken und zeigte es nun mit den Fingern an.

Der Boden gab etwas weiter nach und die am Leben hängenden Duellanten rückten ein Stück tiefer.

„Katsuya.“, presste Yuugi hervor. „Rette Kaiba. Er kann mehr bewirken als ich.“

„Nein!“

„2.“

Katsuya wirbelte wieder zu seinen Freunden herum.

„Einer Stirbt!“, schrie er in Panik und nun schoss das Adrenalin durch seinen Körper und überflutete ihn.

„Ja.“, kam es trocken von Martinez und sofort fiel Jonouchis Körper in eine Schockstarre.

Zwei überleben. Einer Stirbt.

„1.“

Er wusste nicht woher er sich sicher war. Er würde sterben müssen, damit die anderen beiden gerettet waren. Mit einem zielsicheren Schritt, trat er über die Klippe.

„0.“

Er hörte das Blut in seinen Ohren Rauschen und die Schreie von Seto und Yuugi. Als er fiel, sah er wie die beiden jungen Männer wieder Boden unter ihren Füßen hatten und versuchten nach ihm zu greifen. Doch keiner von ihnen konnte eine Hand des Blonden erreichen. Er schloss die Augen um nicht die panisch, blassen Gesichter derer zu sehen, deren Herzen er mit dieser Aktion brach.

„Katzuya!“, schrien sie. Das war Martinez Ziel gewesen. Sie alle zu brechen. Mit nur einer Handlung. Einem Spiel. Er hatte Spaß daran.

Intermezzo

„Master Martinez. Ihr Waagen ist vorgefahren.“, erklang eine freundliche Stimme aus dem Lautsprecher. Derjenige, dem die Information galt, schob seine Unterlagen ordentlich zusammen und verstaute sie in seiner Aktentasche. Mit einer kleinen Handbewegung stellte er alle technischen Geräte aus und erhob sich, nachdem das leise Sirren verstummte. Ruhigen Schrittes ließ er sein Büro zurück und ging an seiner Sekretärin vorbei zum Fahrstuhl. Als in diesem den Knopf mit dem Buchstaben E betätigt hatte, betrachtete er sein Spiegelbild.
 

Braungebrannt, athletisch in einen schwarzen Anzug gekleidet, blickte er sich selbst in die dunklen Augen. Ein fester Blick. Entschlossen und Zielbewusst. Nicht an diesem Bild ließ vermuten, dass Adrenalin durch seine Adern schoss, sein Herz kräftig pumpte und sein Verstand auf Hochtouren arbeitete.
 

Im kleinsten Detail ging er seinen Plan durch, den er bereit war umzusetzen. Als seine Gedanken beim letzten Punkt angelangt waren zog ein zufriedenes Lächeln kurz über das ernste Gesicht des viel zu früh erwachsen gewordenen jungen Mannes und er verließ den Fahrstuhl. Alle Köpfe drehten sich nach ihm um. Die seiner Angestellten, Familienmitglieder, Geschäftspartner und der Polizisten, die statt einen Grund ihn zu verhaften, eine angenehme Summe zur Unterstützung ihrer Familien vorfanden.
 

Die Atmosphäre sirrte vor Spannung, da es nicht all zu oft vorkam, dass Ricardo Martinez sich im untersten Stockwerk aufhielt. Laut öffentlicher Ansicht, leitete er nur einen kleinen mexikanischen Verlag, welcher regierungsfreundliches Material auf den Markt brachte.

Doch inoffiziell wusste jeder, dass er zu den schwarzen Schafen der Gesellschaft gehört und zu viel Macht besaß, als dass man ihm einen Wunsch ausschlagen würde. So wurden ihm galant sämtliche Türen geöffnet und er bestieg die Rückbank des schwarzen Mercedes. Als der Fahrer eingestiegen war, blicke Ricardo auf seine Uhr.
 

„Wann genau werde ich in Ägypten landen?“

„Mit der aktuelle Wetterlage landen sie gegen 14 Uhr Ortszeit. Man wird sie in Empfang nehmen und ihnen den geforderten Experten zur Seite stellen.“

„Sehr gut. Ist dafür gesorgt, dass mein Name nicht in den Listen auftaucht.“

„Ja, Sir. Ebenfalls wird dafür gesorgt, dass niemand ihre Person mit dem eingetragenen Namen in Verbindung bringt.“
 

Zufrieden lehnte sich der junge Mann zurück und sah aus dem Fenster. Straßen, Häuser und vor allem Gossen zogen an ihm vorbei. Wie gut das er jetzt hier war. Nicht in diesen verseuchten Straßen und Gassen, mit den drogenversiften Gebäuden die sich Häuser schimpften und all zu viele hoffnungslose Seelen als ihr zu Hause bezeichneten.
 

Das hatte er verdient. Die Gossen hatte er hinter sich gelassen. Die Slums waren nur seine Wiege, der erste Schritt auf seinem Weg, ein Grundstein auf den er ab und zu zurück sah. Doch zurückkehren würde er nicht. Vielleicht ließ er eine seiner Firmen dort Gutes tun. Das brauchte niemanden zu interessieren. Armenspeisung, der Bau von akzeptablen Wohneinheiten oder vielleicht die Müllentsorgung. Ab und zu den Abfall aufsammeln oder die Menschen mit Konsumgütern versorgen, welche jeden den Alltag vergessen ließ. Mehr war mit dieser Welt nicht anzufangen. Und genau da setzte sein Plan an. Eine Welt war nicht genug um zu erreichen was ihm zustand.
 

~
 

Nach unglaublich vielen Stunden in der ersten Klasse einer Luxusairline betrat er ägyptischen Boden und sah sich seinem Fremdenführer gegenüber.
 

„Möchten sie erst ins Hotel, Sir?“, fragte dieser nach einer förmlichen Begrüßung.

„Ich denke das wäre zeitlich besser. Heute würde ich gerne hier meinen Recherchen nachgehen.“ Der ihm fremde Mann nickte und begleitete ihn ohne weitere Fragen an jeden gewünschten Ort. Offensichtlich hatte man den Fremdenführer bestens eingewiesen: Keine Fragen. Nicht reden, wenn es zu vermeiden ist.
 

Am späten Abend sank Ricardo in sein Bett und zog die neuen Aufzeichnungen zu sich heran. Er hatte einiges herausgefunden über die Gegenstände die er begehrte. Ihm war klar gewesen, dass es nicht einfach würde an sie heranzukommen, aber die neusten Informationen verhießen weitere Probleme. Er würde diese Artefakte nicht einsetzen können solange die Selen der Träger dies nicht zuließen. Erst hatte er vermutet nur diejenigen töten zu müssen, welche die rechtmäßigen Besitzer waren. Doch das war für diese komplizierte Welt wohl zu einfach.
 

Ein verächtliches Schnauben kam über seine Lippen. War den je etwas einfach gewesen? Was hatte er erwartet?

7 Gegenstände. 7 Seelenträger. Das klang doch nach einer spannenden Geschichte mit einem Happy End. Ein Märchen, dass man später Kindern erzählte um ihnen etwas zu lehren. Blieb nur npch die Entscheidung: Was?
 

Die Gewinner erzählen die Geschichte. Die die überleben und noch in der Lage sind zu berichten. Er. Ricardo war ein Gewinner. Er würde die Geschichte erzählen.
 

Er sah zum Bildschirm seines Rechners, der gerade eine innige Beziehung mit dem Superrechner der USA eingegangen war. Undefinierbare Bilder flackerten auf und Ricardo beschloss, dass er schlafen konnte. Selbst ein Super Computer würde einige Zeit brauchen um herauszufinden, wer die jungen Männer waren, von denen er Videoaufzeichungen einer Überwachungskamera gefunden hatte. Trotzdem hatte er das Gefühl zumindest eine der Personen erkannt zu haben.
 

~
 

Als er am Morgen seine Augen aufschlug blickte er sofort auf den leuchtenden Bildschirm. Schnell war er aus dem Bett und saß vor dem Laptop. Kurz schlug sein Herz schneller und der Atem stockte ihm. Gefunden!
 

Auf dem Bildschirm waren Fotos und die dazugehörigen Namen und Adressen erschienen.
 

Yuugi Muto, Katsuya Jonouchi, Anzu Mazaki, Hiroro Honda, Mokuba Kaiba und Seto Kaiba.
 

Wider zog er Aufzeichnungen zu sich heran und betrachtete eines der Fotos von einer alten Steintafel. Das ergab Sinn. Jedoch waren das erst sechs Seelenträger, wenn überhaupt alle ein entsprechendes Potential bargen.
 

Tief in Gedanken versunken bemerkte er nicht, wie ihm sein Frühstück ins Zimmer gebracht wurde und er abwesend nach seiner Kaffeetasse griff. Während er nebenbei Frühstückte schlug er sämtliche Informationen nach, die ihn interessierten.
 

Er fand weitere Hinweise und war zufrieden, dass die Gesuchten sogar in unmittelbarer Nähe zu seinem jetzigen Aufenthalt lebten.

„Grabwächter, hm? Euch sollte ich also so lange wie möglich aus dem Weg gehen.“
 

Er klappte seinen Laptop zu und griff nach dem Telefon. Schon nach kurzer Zeit hatte er alles erledigt was er benötigte, um in das ferne Land im Osten zu gelangen. Warum gerade in Japan alle Seelenträger aufeinander trafen, sollte ihn vorerst nicht interessieren. Vorrangig war es die Artefakte zu bergen und es möglichst lange vor den Grabwächtern geheim zu halten.
 

Ein Kartenspiels? Ernsthaft? Wie hatte es ein Kindskopf wie Kaiba an die Spitze der Weltwirtschaft gebracht?
 

Kurz stockte er, als er sich die Bilder des Kartenspiels ansah, für welches eine große Meisterschaft an stand.

Diese Kreaturen. Das waren die gleichen wie aus der anderen Welt. Die Welt welche sein Ziel war. Das Schattenreich.
 

Mit den Millenniumsgegenständen und seinen eigenen Fähigkeiten würde er über beide Reiche herrschen und zum Herren über Tot und Leben werden.
 

So verlockend. Sein Ziel. Sein Recht. Seine Mission.
 

Er schlug den Laptop zu, erhob sich und ging hinab um endlich zum Grab der Pharaonen gebracht zu werden. Bei Sonnenuntergang würden sie ankommen und während er das heilige Land entweihte, kümmerten sich seine Untergebenen um alles Weitere.
 

Nur noch das. Nur noch das Blut an seinen Händen. Nie wieder Gosse. Für niemanden!


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Kommentare zu dieser Fanfic (36)
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Von:  empress_sissi
2020-04-19T18:05:32+00:00 19.04.2020 20:05
Oh nein, Ricardo darf nicht gewinnen o.O ich hoffe, dich küsst nochmal die Muse und du beendest die Geschichte.
Von:  Alistor
2019-12-15T19:45:14+00:00 15.12.2019 20:45
Hi
Schön das du weiter schreibst
Bin sehr gespannt wie es weiter geht
Von:  aliuta
2017-02-25T17:29:27+00:00 25.02.2017 18:29
Nein.... so dar es nicht enden. Wie geht es weiter?

Antwort von:  Schantra
26.02.2017 14:03
Hi :-)
Keine Sorge. Es wird weiter gehen. Ich bin leider nur sehr unzufrieden mit dem nächsten Kapitel und habe daher eine Schreibblockade. Aber geschrieben ist die Geschichte bereits.
Von:  marronja
2016-10-05T18:16:30+00:00 05.10.2016 20:16
Ich will weiter lesen
Was ist mit joey zeto und yugi
Es darf nicht so enden
Von:  Karu
2016-08-26T16:50:55+00:00 26.08.2016 18:50
Juhu, ein Turnier, wir bleiben sogar im Fandom :D Ernsthaft: viele Fanfictions zu Yu-Gi-Oh streichen gerne den Duel Monsters-Aspekt der Serie komplett raus, weil sie entweder zu faul sind, sich damit auseinander zu setzen, oder im schlechtesten Fall überhaupt keine Ahnung vom Spiel haben. Es gefällt mir sehr, dass bei dir das Spiel scheinbar weiter eine Rolle spielen wird, auch, wenn sie nur zweitrangig sein sollte.

Ich fand es schön, dass du ein bisschen japansiches Flair in die Sache bringst, indem sie z.B. nach Neujahr zum Schrein gehen. Ich habe mir die ganze Truppe inklusive die Kaibas im Meiji-jingu vorgestellt und musste etwas schmunzeln ebi dem Bild. Ansonsten gab ja bisher noch recht viel indirekte Handlung, weshalb ich gespannt bin, wie sich die Geschichte lesen wird, wenn wir den "aktiven" Teil der Story erreichen.

Das Ende der wörtlichen Rede passt in manchen Sätzen nicht, aber das hatte ich im Prolog schon gesagt. Nur mit den Absätzen komme ich hier noch weniger klar, als im vorheirgen Kapitel. Zwischenzeitig ist die Geschichte eine einzige Wand aus Text, da macht das Lesen dann leider keinen Spaß mehr.

Was mich etwas gewundert hat: wie hat es Jonouichi geschafft, bei dauernder Arbeit, dem Lernen und noch Essen und Schlafen diesen Drachen die Wand zu zaubern? Mir gefällt die Vorstellung, aber sowas an die Decke zu malen/modelieren muss ja unzählige Stunden Arbeitsaufwand gekostet haben. Es kommt mir komisch vor, dass es dafür noch Zeit und Kraft hatte bei der anstrengenden Routine.
Von:  Karu
2016-08-26T16:12:37+00:00 26.08.2016 18:12
Die Charaktere finde ich bisher gut getroffen. Du zeigst uns erst einmal, wie viel Zeit seit dem Ende der Serie vergangen ist, und was die einzelnen Personen jetzt machen bzw. wie ihre Zukunftsplanung aussieht. Dadurch fiel mir der Einstieg sehr leicht, obwohl ich mich daran, was genau zum Ende der Serie hin alles passierte, nicht mehr so genau erinnern kann.

Der Alltag hat deine Protagonisten eingeholt, das gefällt mir. Nach all der Magie und dem Übernatürlichen ist es eine gute Abwechslung und eine Chance, die Charaktere mehr in ihrem "normalen" Umfeld zu sehen, als in den ständigen Ausnahmesituationen, denen sie zuvor ausgesetzt waren. Außerdem deutest du auf die Entwicklung er einzelnen Charaktere hin, die während der übersprungenen Zeit stattgefunden hat: Yugi muss lernen, ohne Atemu zu leben, Jonouichi versucht sich nicht mehr so sehr über Kaiba aufzuregen usw.

Das der Prolog so ruhig beginnt macht mir persönlich nichts aus. Klar, Action und Spannung gleich am Anfang einer Geschichte sind mittlerweile sehr beliebt geworden, aber gerade bei einer längeren Geschichte muss ein langsamerer Aufbau der Handlung nichts Schlechtes sein. Die Prämisse, dass bald Prüfungen sind und Jonouchi sowohl mit dem Lernen als auch mit der Arbeit herumschlagen muss, deutet ja auf einen kommenden Konflikt hin.

Deine Rechtschreibung ist tadellos und dein Schreibstil angenehm zu lesen. Ich weiß, dass die Deutschen das gerne so machen, aber ich fände ein paar mehr Absätze mehr würden die Lesbarkeit des Textes deutlich verbessern. So muss ich mich konzentrieren, um in der Mitte nicht die Zeile zu verlieren. Im 1. Drittel der Fanfiction sind außerdem einige Zeitenfehler (Präsens statt Präteritum) und deine wörtliche Rede endet nicht immer korrekt – wenn nach dem Endes des Gesagten noch mit Komma abgetrennt wird, wer es gesagt hat, komm ans Ende der wörtlichen Rede kein Punkt. Das war ganz oben richtig, aber irgendwann hast du es wohl vergessen.

Das einzige, was mich persönlich stört, ist die Abschlussprüfung. Du benutzt die japanischen Namen, da gehe ich normalerweise von einem japanischen Setting aus. Japaner schreiben allerdings keine Abschlussprüfungen, sondern []Aufnahmeprüfungen um in einer Schule oder Universität aufgenommen zu werden.
Von:  Lunata79
2015-12-07T21:04:57+00:00 07.12.2015 22:04
OMG
Ist das das Ende?
Antwort von:  Schantra
08.12.2015 12:23
Uh das wäre sehr gemein von mir XD
Aber nein. Es ist nicht das Ende. Mein Problem ist gerade nur das nächste Kapitel. Es ist noch nicht so wie ich es will und daher schreibe ich es um.
Sry das ihr euch in Geduld üben müsst
Von:  Veri
2015-10-21T20:48:46+00:00 21.10.2015 22:48
Nooooooin :(((((
Von:  KamuiMegumi
2015-09-24T18:42:11+00:00 24.09.2015 20:42
Wann geht's weiter???? Du kannst doch an so einer Stelle nicht aufhören!!!!
Antwort von:  Schantra
27.09.2015 15:49
Vielen Dank :-)
Das nächste Kappi ist bereits geschrieben, aber ich bin noch unzufrieden damit und daher dauert es noch eine Weile.
Sry
Von:  Sarali
2015-07-21T17:59:19+00:00 21.07.2015 19:59
Woow fieses Ende! Ich will wissen wie es weiter geht 😄
Ich bin wirklich gespannt. Mach weiter so :)


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