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[Barkeeper-Reihe 01] Barkeeper auf EIS

von

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Kapitel 02 - Whiskey ohne Eis (Ohne Adult)

Kapitel 02 - Whiskey ohne Eis (Ohne Adult)
 

~Malvin~

"Das gibt's doch nicht! Wie kann es den sein, dass niemand weiß, was mit Laurin ist?!" Wütend schlage ich gegen das Handschuhfach von Kirs' Auto.

"Mach mal halblang! Und hör auf, meine Karre zu demolieren."

"Es regt mich nur so auf! Ich mache mir solche Sorgen um ihn. Wenn es ihm gut ginge, müsste er doch schon wieder arbeiten."

"Vielleicht ist er für eine Weile krankgeschrieben."

Ich lasse den Kopf hängen. "Wenn ich nur wüsste wo er wohnt ..."

"Malvin! Du belästigst diesen Barkeeper jetzt nicht noch zu Hause! Das grenzt ja schon an Stalking! Er will nichts von dir! Kapier das doch endlich!"

Ich brumme nur als Antwort. Soll Kris denken was er will. Laurin gehört zu mir. Das spüre ich! Genau deshalb habe ich diese schmerzhaften Gedanken, es könnte ihm schlecht gehen. Das macht mir seit Tagen zu schaffen. Seit drei Tagen, um genau zu sein. So lange ist das nun her und ich war seitdem jeden Abend im Velvet. Aber nichts! Kein Laurin und die Anderen Barkeeper sagen mir auch nichts.

"Ich will doch nur wissen ob es ihm gut geht", wimmere ich und Kris seufzt genervt. "Auf Facebook war er seit Wochen nicht mehr online. Auch keine Besserungswünsche im Gästebuch."

"Du stalkst ihn schon per Internet? Malvin? Du bist bekloppt!" Quietschend kommt der Wagen zum stehen. Wir stehen vor meiner WG.

"Danke! Du bist ein wahrer Freund", gifte ich ihn an.

"Ja. Leider."

"Was?"

Er schaut mich mürrisch an und krallt seine Hände ums Lenkrad. "Leider muss ich nach Hause. Ich komme nicht mehr mit hoch. Dein Geheule um Laurin kann und will ich nicht mehr hören."

"Auch gut. Gute Nacht."

"Nacht." Kris kann manchmal so eine weinerliche Pussy sein!
 

~Kris~

Ich atme tief ein und schaue gerade aus. So sehr ich den Drang verspüre, Malvin jetzt zu folgen, bei ihm zu sein, ich lasse es. Ich kann es nicht ertragen, ihn ständig nur von Laurin sprechen zu hören. Die Hoffnung, er hätte endlich verstanden, dass Laurin nichts von ihm will, verringert sich von Sekunde zu Sekunde. Dabei hatte ich so ein gutes Gefühl, als wir zusammen auf der Tanzfläche waren, nachdem er von Laurin eine Abfuhr erhalten hatte. Ich war so dankbar und so froh! Und jetzt? Alles vergangen und vergessen. Malvin ist wieder voll und ganz auf den Laurin-Zug aufgesprungen und entfernt sich schnaubend und zischend von mir. Ich kann nur hinterherschauen und alles geben, um ihm folgen zu können. Doch heute nicht! Heute kann er alleine jammern und heulen. Irgendwann muss er es doch mal raffen!

Ich schaue in den Rückspielgel, setzte den Blinker und fädle mich in den Verkehr ein.

Wie kann ich es ihm nur endlich klar machen, dass ich der Richtige für ihn bin? Wie oft habe ich es versucht? Doch er sieht einfach nichts. Nur Laurin. Immer nur Laurin! "Ich liebe dich.", flüstere ich in die Leere meines Autos.

So einfach könnte es sein. Drei kleine Wörtchen. Ob er sie überhaupt wahrnehmen würde, sei mal dahingestellt. Wahrscheinlich würde er mich nur anlächeln und mich einen Dummkopf nennen. Wie immer, wenn ich solche Andeutungen mache, ihm einen Kuss aufdrücke oder ihn fest in den Arm nehme. Er merkt es einfach nicht. Er bemerkt MICH nicht. Für ihn bin ich ein guter, alter Freund, der immer für ihn da ist, wenn die Kacke am dampfen ist.

"Scheiße", schniefe ich. Jetzt treten mir doch Tränen in die Augen. "Alles nur wegen dir, du blinder Holzkopf!"
 

~Laurin~

"Hey! Unsre Eisprinzessin ist ja wieder da!"

"Ha ha", erwidere ich trocken. Dieter kann ja so lustig sein.

"Sorry Mann! Schön, dass es dir wieder gut geht." Dieter drückt mich wieder an sich und läuft aus dem Pausenraum.

Ja. Es geht mir wieder gut. Jetzt, da ich endlich wieder Arbeiten kann. Mein Boss war so besorgt um mich gewesen, dass er mir eine Woche frei gegeben hatte. Nur ist mir in dieser Zeit die Decke auf dem Kopf gefallen. Normal hätte ich schon wieder nach einem Tag meinen Mixer schwingen können. Mir war nichts angefroren und ich erfreute mich, nachdem alle Eiszapfen an mir geschmolzen waren, bester Gesundheit.

Matthias, mein bester Freund, konnte mich auch nicht betüddeln und mir die Langeweile vertreiben. Er hat Stress auf der Arbeit und arbeitet sehr viel. Matthias ist Bauleiter in einer großen Firma, die gerade ein riesiges Einkaufszentrum irgendwo in Darmstadts Pampa aus dem Boden stampft. Das heißt, dass er nur unterwegs ist und wir uns kaum sehen. Ich vermisse ihn richtig und außer mir hat er so gut wie keine sozialen Kontakte mehr. Sein Job geht ihm über alles. Irgendwann klappt er noch zusammen. Ich rufe ihn nachher mal an. Er klang gestern so komisch am Telefon. Matthias ist sicher einsam. Es wird Zeit, dass er sich ordentlich verliebt.

Wobei wir gerade von ... Nein! Ich will nicht daran denken! Und wieso denke ich wieder an IHN, wenn ich ans Verlieben denke?

Ich ziehe mir mein Arbeitsshirt über den Kopf und mustere mich im Spindspiegel. Ich sehe müde aus. 'Weil ich ständig an diese eisblauen Augen denken muss.' Da haben wir es! Vince geht mir nicht aus dem Sinn. Mein Retter den niemand zu kennen scheint.

Ich weiß nicht, ob es an der Situation lag, daran, dass er mich befreit hatte, aber ich habe mich schon lange nicht mehr so geborgen gefühlt, wie in dem Moment, als er mich in seinen Armen hielt. Nur einmal muss ich ihm nochmal begegnen um zu sehen, ob es an ihm lag oder an meinem Gefrierbrand im Hirn. Aber bei meinem Glück kam er von Außerhalb und setzt nie wieder einen Fuß ins Velvet. Ich werfe die Spindtür zu. 'Dann ist es eben so', denke ich bitter.
 

Und sei das alles nicht genug Trubel in meinem Leben, habe ich anscheinend dank dieser beschissenen Aktion im Kühlhaus jetzt vollends meinen Spitznamen weg. Jedenfalls laut meinem Spind, auf dem ein Zettel klebt. 'Willkommen zurück im Leben, Eisprinzessin.' Wie praktisch, dass er so treffend zu meinem alten Spitznamen passt. Genau! Eisprinzessin.

Vorher wurde ich so genannt, weil ich jeden eiskalt abblitzen ließ und jetzt, na ja ihr wisst schon.

Ich binde mir meine Schürze um und gehe zur Bar. Auf an die Arbeit! Ich muss auf andere Gedanken kommen. Möglichst welche ohne Eis. Ganz egal welcher Art.
 

~Vince~

"Bock?!"

"Bitte?", frage ich den Kerl perplex, der plötzlich vor mir aufgetaucht ist.

"Ob du Bock hast?"

Läuft das hier so? Ein Wort und die Sache ist klar? Wieder einmal bestätigt das mir nur, weshalb ich solche Läden sonst immer meide. "Ja. Aber nicht mit dir", knurre ich ihm ins Gesicht. Frechheit gehört bestraft.

"Penner!", zickt er mich an und dreht sich schnaufend um.

"Dito!" Junges Gemüse! Jeden Anflug von Manieren ist bei denen schon im Keim erstickt.

Enttäuscht über mich selbst, dass ich überhaupt hier her zurückgekehrt bin, stoße ich mich von der Wand ab. Ich bin einfach zu alt für das hier. Es ist ewig her, dass ich auf die Jagt ging und damals war alles noch ganz anders. Jedenfalls kommt es mir so vor. 'Vielleicht war auch ich anders', kommt es mir in den Sinn. Ja, damals war ich definitiv anders. Mit den Jahren verändert man sich eben. Man verändert sich, das Leben um einen herum verändert sich und auch die Menschen, die man geglaubt hat zu kennen, verändern sich. Und ehe man sich versieht, steht man da, und alles ist anders und beängstigend … turbulent.

Alles rast an einem vorbei und wenn man dann noch auf die glorreiche Idee kommt, sich doch mal auf ein Onlinedate einzulassen, bemerkt man erst, wie sehr man eigentlich außerhalb der Zeit gelebt hat, als man noch dachte, man wäre glücklich gewesen.

Onlinedate … Pah! Aber was hätte ich tun sollen? Ich bin wieder Solo und hatte mächtig Druck, um es mal so auszudrücken, wie die Lage nun mal war. Beziehungsweise noch immer ist. Denn mein Date war echt zum davonlaufen, was ich dann auch getan hatte. Ich bin vor diesem kleinen Kerl stiften gegangen. Und warum? Wegen IHM! Wäre ER mir nicht vor die Füße gefallen, hätte ich mein Onlinedate wahrscheinlich abgeschleppt, und ich hätte mit großer Sicherheit nie mehr einen Fuß in diesen Club hier gewagt, weil hier einfach alles so … wild und durcheinander ist.

Tja. Nun habe ich mich doch nochmal dazu überwunden, nochmal in den Club zu gehen, natürlich nur wegen IHM, und sehe IHN natürlich nirgends. Laurin … Laurin mit den wunderschön grünen Augen, die mich noch im Schlaf verfolgen.

Ich schaue mich noch einmal im Club um. Nichts. Ich kann ihn nicht entdecken. Was für ein Reinfall! Am besten gehe ich wieder nach Hause und brüte über meiner Buchhaltung. Auch wenn es nichts bringt, da ich mich null konzentrieren kann.
 

Langsam laufe ich die Treppe zum Ausgang hinauf und muss über meinen Einfall schmunzeln, dass sich hier ein Treppenlift für ältere Semester wie ich es einer bin, doch hervorragend eignen würde, da sehe ich ihn! Laurin steht hinter der Theke und zapft ein Bier.

Abrupt halte ich an, bekomme deswegen einige giftige Kommentare entgegen gefaucht und spurte die Treppen wieder hinunter. Ich schlängle durch die Menschen hindurch und zwänge mich bis an die Theke heran. Kaum dort angekommen, erkennt mich Laurin sofort. Erst völlig verdutzt steht er hinter der Theke, dann lächelt er mich aber erfreut an. "Vince?!" Er erinnert sich also sogar noch an meinen Namen!

"Hallo! Dir geht es wieder besser, wie es aussieht." Ich lächle zurück und muss gestehen: Laurin sieht noch besser aus als in meiner Erinnerung. Zudem er wieder eine gesündere Gesichtsfarbe hat.

"Ja! Dank dir." Schnell kassiert er von einem Jungen das Geld für dessen Getränk ab und kommt dann zu mir. "Was möchtest du?"

"Ich? Nichts. Danke."

"Komm schon! Als kleines Dankeschön. Das kannst du mir nicht abschlagen."

Oh mein Hübscher! Ich glaube, ich werde gar nichts von dir abschlagen können! "Gut. Überredet. Dann einen Whiskey. Ohne Eis."

"Ohne Eis. Natürlich! Kommt sofort!" Laurins Lachen geht mir durch und durch. Genau wie sein Blick.

Tief atme ich ein und schaue mich ein wenig um, damit ich ihn nicht so offensichtlich anstarre. Jede Menge junger Kerle, knapp bekleidet oder so gut wie gar nicht, drängen sich auf der Tanzfläche und an der Bar. Ich gehöre eindeutig zur Friedhofs-Fraktion hier.

Okay. Vielleicht überlegt ihr jetzt schon eine Weile angestrengt, wie alt ich wohl bin, stellt euch wahrscheinlich einen ergrauten Tattergreis in einer zerknitterten Tweet Jacke vor. Aber das bin ich Gott sei Dank noch nicht. Ich zähle 'erst' 35 Lenze, sehe aber jünger aus. Trotzdem ist die magische 40 nicht mehr weit und ich steuere wahrscheinlich auf eine ausgewachsene Midlife-Crisis zu. Und das mindestens zehn Jahre zu früh! Mit fast 40 gehört man hier eben schon zum alten Eisen.

"Hier. Ohne Eis", lacht mich Laurin an und schiebt mir den Whiskey zu.

Jetzt erst begreife ich, was genau ich da bestellt habe! "Ich mag kein Eis", grinse ich und zwinkere ich ihm zu.

"Glaub es oder nicht! Aber ich seit kurzem auch nicht mehr."
 

~Laurin~

Vince lacht. Ein warmes, tiefes Lachen. Ich mag es auf Anhieb. Was rede ich? Ich mag IHN auf Anhieb! "Darf ich dich was fragen?"

"Klar", erwidert er und trinkt einen Schluck. Sexy, wie die goldbraune Flüssigkeit seine Lippen berührt und er keine Miene dabei verzieht, sie sogar ganz kurz genüsslich im Mund behält und dann erst seine Kehle hinabrinnen lässt. "Was hattest du im Keller zu suchen?" Eine Frage die mir schon seit Tagen im Kopf herumspukt. Ein Schatten legt sich auf sein Gesicht. "Hab ich dich erwischt!", lache ich und lehne mich an die Theke. "Beichte es mir! Was hattest du vor da unten zu tun?"

Vince stellt das Glas ab, behält es aber in der Hand, während er es leicht herum schwenkt. "Mein Date hatte mich dort hingeschleppt. Ihm war es in den Toiletten zu voll."

"Oh." Da haben wir es. Er ist ein Aufreißer. Wie jeder andere hier auch. Schade. "Und dann komme ich und störe bei eurem Vergnügen. Sorry." Ich lächle schmal. "Ich muss weiter machen."

"Laurin?! Nein so ..." Ich will sie nicht hören, seine Ausrede! Deshalb laufe ich zum nächsten Gast und konzentriere mich auf seine Bestellung. Immer das Selbe! Nur diesmal tut es mir wirklich leid. Bei Vince hatte ich ein gutes Gefühl.

Ein mehr als Gutes ...
 

~Malvin~

Bin ich erleichtert! Laurin steht hinter der Bar wie eh und je. Es geht ihm gut! Er schien also wirklich krank geschrieben gewesen zu sein.

"Willst du mit mir tanzen?" Kris steht neben mir und legt eine Hand auf meinen Rücken. "Nein. Ich muss mir Laurin reden!"

"Fuck Malvin!", raunzt Kris mich lautstark an. Was ist den nun los? "Fängt das schon wieder an?"

"Was fängt schon wieder an?"

"Du bist nur mit mir hier her gekommen um IHN zu sehen. Nicht wahr?!"

"Ja. Das weißt du doch." Deswegen macht er so eine Welle?

"Schön! Viel Spaß! Ich gehe!"

"Was? Kris!" Er dreht sich um und geht auf dir Treppe zu. "Kris?! Lass mich doch nicht allein! Bitte!"

Er bleibt stehen und schaut mich an. "Ich soll dich nicht alleine lassen?" Ich nicke. "Wieso?"

"Wie soll ich denn nach Hause kommen?"

Kris verzieht das Gesicht und zeigt mir den Mittelfinger. Für eine Millisekunde bleibt mir das Herz stehen. "Weißt du was? Du kannst mich mal! Frag doch deinen tollen Laurin, ob er dich nach Hause fährt! Ich werde in Zukunft nicht mehr dein Chauffeur spielen!"

"Aber ...?" Doch Kris flüchtet nach draußen. Hat der sie noch alle? Sieht so aus, als ob ich mir nachher ein Taxi rufen muss.

Ich schließe kurz die Augen und atme tief ein. Was soll's? Im Moment zählt nur eins: Laurin, der wieder gesund und munter seine Gäste bedient.
 

~Kris~

Wütend verlasse ich das Velvet und steige in meinen Wagen. Malvin hat es endgültig geschafft! Er ist blind! Blind vor Liebe zu einem Barkeeper, der ihn gar nicht wahrnimmt! Und dabei übersieht er mich komplett. Schlimmer noch: Er lies mich gehen! Er blieb in diesem scheiß-verdammten Club und interessierte sich anscheinend gar nicht für mich. Für meine Wut über ihn. Wollte noch nicht mal genau wissen, weshalb ich so sauer auf ihn bin. "Ich bin ihm völlig egal!" Ich bin nur sein Gratistaxi zu seinem göttlichen Laurin!

"Verdammt! Verdammt, verdammt, verdammt!" Ich prügle auf mein Lenkrad ein. Tränen verschleiern meine Sicht, die ich eilig wegblinzle. Ich muss mit jemanden reden. Und da ich darüber nicht mit Malvin reden kann, obwohl wir früher alles miteinander bereden konnten, fahre ich zu meinem Bekannten Ralf. Besser als allein Zuhause herumzuheulen.
 

Schniefend klingle ich bei ihm. Es dauert nicht lange und die Gegensprechanlage knackt. /Ja?/

"Kris. Kann ich heute bei dir bleiben?" Der Türsummer geht und ich trete ein.

Als ich dann vor ihm stehe, nickt er nur müde und lässt mich eintreten. "Setz dich."

"Können wir nicht gleich?"

"So schlimm?" Ich bejahe. "Dann geh schon mal ins Schlafzimmer. Ich komme nach." Ich warte nicht lange und steure Ralfs Schlafzimmer an. Dort ziehe ich mich aus und klettere in Ralfs Bett.

So läuft das immer zwischen Ralf und mir. Erst vögeln, dann reden. Ich habe vergessen, wann wir damit begonnen haben. Vorher waren wir nur Bekannte, und zufällig war er zur Stelle, als mich Malvin mit seinem Liebesscheiß mal wieder in den Wahnsinn getrieben hatte. Wir landeten in der Kiste und redeten danach. Es half. Auf eine wundersame Weise hilft es mir jedes Mal wenigstens einmal einen klaren Kopf zu bekommen und Malvin vergessen zu können.

Die Dielen knarren und ich schaue auf. Ralf betritt das Schlafzimmer, ebenfalls nackt. Er legt sich zu mir, sieht mich einen Moment lang an, bevor seine Hand zwischen meine Beine wandert. Kein großes Vorspiel, keine Zärtlichkeiten.

Der Akt an sich ist schnell und grob. Damit gibt mir Ralf genau das was ich brauche: Das Gefühl gewollt zu werden. Niemals liegt er unten und es macht mir nichts aus. Unter ihm fühle ich mich geborgen und für einige Momente sogar geliebt.
 

Nachdem wir beide das bekommen haben, was wir wollten, liegen wir erschöpft im Bett. Ralf raucht, was ich am Anfang echt amüsant fand. Er raucht nach dem Sex. Eine Angewohnheit, die ich bei sonst niemand anderem Beobachten konnte. "Was hat er diesmal angestellt?", fragt er schließlich und bläst den Rauch aus seinem Mund, sodass er über uns schwebt wie mystischer Nebel.

"Laurin angehimmelt."

"Wie immer also."

"Ja. Es wurde mir zu bunt und ich wollte fahren. Dann meinte er, dass ich ihn doch nicht allein lassen könne und ich Trottel machte mir wieder Hoffnung! Aber es ging ihm nur um meine Chauffeurdienste. Ich wurde noch saurer und machte ihm klar, dass er mich mal kann. Tja. Und jetzt bin ich hier. Also alles wie immer."

Ralf zieht am Glimmstängel. "Vergiss ihn endlich. Such dir jemanden, der dich wirklich liebt."

"Das sollte ich wohl, was?"

"Unbedingt", flüstert er und richtet sich auf. "Lange warte ich auch nicht mehr." Der Zigarettenstummel landet im Aschenbecher, der praktischerweise auf einem Stuhl neben dem Bett steht.

"Auf was wartest du nicht mehr lange?", frage ich und schaue ihn irritiert an.

"Auf dich." Mein Gesicht wird umfasst und plötzlich liegen seine Lippen auf meinen und ich schmecke Zigaretten. Das hat er noch nie getan! Wir küssen uns nicht! Weder vor, während oder nach dem Sex!

Er lässt mich wieder gehen und legt sich neben mich. "Lass es dir durch den Kopf gehen. Lange kann ich das zwischen uns nicht mehr einfach so geschehen lassen. Ich mag dich Kris. Und wenn Malvin dich nicht will, dann werde ich dich ihm vor der Nase wegschnappen."
 

~Vince~

Stoisch bleibe ich an meinem Platz sitzen. Auf einen der kürzlich frei gewordenen Barhocker versteht sich.

Laurin huscht immer wieder an mir vorbei, wechselt aber kein Wort mehr mit mir. Er macht auf beschäftigt. Ich kann es ihm noch nicht mal verübeln. Meine Aussage war blöd formuliert und mir Sicherheit denkt er jetzt das Schlimmste von mir. Wie kann man auch nur so blöd sein?!

Da ich aber ein überaus geduldiger Mensch bin, warte ich einfach ab. Das Velvet schließt Wochentags um zwei, was bald der Fall sein wird. Es ist fast nichts mehr los und bald hat Laurin keine Ausrede mehr, sich nicht mit mir zu unterhalten. Ich möchte das unbedingt heute noch richtig stellen! So wie er mich angeschaut hat, so verletzt und enttäuscht, soll er mich nie wieder anschauen. Es hat mir weh getan, ihn so zu sehen und zu wissen, dass ich daran schuld war.

Also sitze ich hier, auf meinem Barhocker, und warte ab. Wie gesagt. Ich bin ein überaus geduldiger Mensch. Und auf manche Dinge lohnt sich das Warte, wie ich nur zu gut weiß.
 

~Laurin~

Vince scheint nicht aufgeben zu wollen. Sein Blick verfolgt mich schon den ganzen Abend und vor Verzweiflung lies ich nochmal zwei Whiskey springen. Doch es half nichts. Vince sitzt immer noch da, trinkt stumm seinen Whiskey und schaut mit zu, wie ich Gläser spüle.

Ergeben atme ich laut aus. Da bleibt mir nichts anderes übrig als ihm mitzuteilen, dass wir den Laden nun dicht machen. "Wir schließen gleich", sage ich daher so beiläufig wie möglich und wische über die Zapfhähne. "Möchtest du noch einen?" Uhh! Wieso frage ich auch noch?

"Nein." Uff! "Aber ich würde dir noch gern etwas sagen." Uwa!

"Was denn?" Ich will's nicht wissen!

"Der Satz vorhin war doof gewählt. Das Date war mehr als schlecht und ... Es lief nichts."

"Oh. Schade für dich." Will er sich jetzt bei mir ausheulen oder mein Mitleid damit wecken? Oder mich sogar für seine geplatzte Nummer verantwortlich machen?!

"Naja. Es ist einfach schwer jemanden zu finden, wenn man jahrelang mit ein und demselben Mann zusammen war. Vielleicht können andere das, sich gleich ins nächste Abenteuer stürzen, aber wie ich festgestellt habe, ist das nichts für mich." Er war mit jemanden zusammen gewesen? Jahrelang? "Das wollte ich dir nur noch sagen. Viel Spaß noch beim Reste wegfegen und Danke für die hier." Vince lächelt mich an, wedelt mit seinem Glas und kippt den restlichen Whiskey hinunter als wäre es Wasser, bevor er aufsteht und mir den Rücken zudreht.
 

In meinem Hirn rattert und raucht es. Es gibt keine Garantie dafür, dass Vince nicht auch so ein Arsch wie all die Anderen ist. Dennoch reagiere ich automatisch und laufe ihm nach, weil ich einfach noch immer das Gefühl habe, dass er anders ist. "Vince! Warte mal!" Er bleibt stehen. Nur leider habe ich null Ahnung, was ich jetzt sagen soll. "Also ... Ähm ... Nochmal danke für deine Hilfe."

"Immer wieder gern. Bye."

Wieder sehe ich ihn von hinten und er geht die ersten Treppenstufen hinauf. "Vince!?"

"Ja?" Grinsend schaut er zu mir herunter.

"Kommst du wieder? Ich meine hier her ins Velvet."

"Mal sehen. Es ist ... nett hier." Er wendet sich wieder von mir ab. Zum letzten Mal für heute.

Ich schaue ihm nach, bis er durch die Tür verschwindet. 'Mal sehen.' Besser als nichts. Jedenfalls könnte ich mir gerade mächtig in den Arsch treten für diese Nummer gerade.
 

~Malvin~

Wer war der Kerl denn? Laurin steht immer noch vor der Treppe und starrt die Tür an. Egal! Das ist meine Chance! Mit festen Schritten gehe ich auf ihn zu und tippe ihm auf die Schulter. "Hallo Laurin!"

"Oh! Hey Malvin."

"Geht's dir wieder gut?"

"Klar! Mich macht man nicht so schnell kalt." Seine grünen Augen funkeln mich an. Meine Knie werden weich.

"Ich hatte solche Angst um dich."

"Tut mir leid. Das wollte ich nicht." Laurin klopft mir auf die Schulter. Er berührt mich!

Nur allzu kurz leider, denn er macht sich auf den Weg zur Bar. "Muss es nicht. ... Du? Laurin? Kann ich dich etwas fragen?"

"Natürlich." Laurin fängt an die Barhocker hochzustellen.

"Ich würde dich gerne mal einladen. Zum Essen, oder wir könnten in irgendeinen anderen Club. Egal was! Schlag du doch einfach etwas ..."

"Stopp mal Malvin! Das mit uns musst du ein für alle mal vergessen. Ich will nichts von dir."

"Aber Laurin! Ich liebe ..."

"Sag's nicht!", unterbricht er mich. "Du hast jemand ganz besonderen bei dir in der Nähe, der dich mehr als nur mag. Du musst nur die Augen aufmachen." Was redet er da für ein Zeug? "Geh besser nach Hause Malvin. Es ist schon spät." Er lässt mich einfach stehen und geht in die Privaten Räume des Clubs.

Nach Luft schnappend greife ich mir an die Brust. Meine große Liebe Laurin will nichts von mir! Schon wieder hat er mir einen Korb verpasst!
 

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