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Rise of the Titans

von

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Öresundbrücke


 

Kapitel 34 - Öresundbrücke
 


 

Als der nächste Morgen anbrach, fühlte ich mich wie gerädert. Kein Wunder, denn war die Nacht alles andere als erholsam gewesen.

Ich schloss die Augen einen Augenblick und träumte mich einige Stunden zurück.

Hätte es denn nicht die letzten zwei Jahre so harmonisch zwischen Levi und mir laufen können, wie letzte Nacht?

Wieso hatte er mich damals fortgeschickt? Oder war es gar nicht seine Entscheidung gewesen?
 

Der Fahrtwind zupfte an meinen Haaren und ließ sie in der Luft tanzen. Diesmal hatten wir uns ein besonders schickes Auto ausgesucht: einen Triumph Spitfire.

Wir fuhren das Cabrio mit offenem Verdeck und ich konnte das salzige Meer in der Ferne riechen.
 

Sollte ich ihm all die Fragen stellen? Was, wenn die Antworten anders ausfielen, als ich es mir erhoffte und schlimmer waren, als diese Ungewissheit? An dem Vergangenem könnte ich doch ohnehin nichts mehr ändern.
 

Etwas warmes umfasste meine Linke. Ich schlug die Augen auf und sah Levis Hand, die seine Finger mit den meinen verschränkte. Lächelnd sah ich ihn an und auch er warf mir einen kurzen Blick zu. Seine Mundwinkel zuckten nach oben, während er aufs Gas trat und wir die verlassene Autobahn entlang sausten.
 

Stunden später erreichten wir die Öresundbrücke, die Schweden und Dänemark miteinander verband. Massenweise Autos standen vor den Kontrollhäuschen und auf der Straße, allesamt verlassen.

Eine Gänsehaut überkam mich, denn wirkte alles, wie aus einem Endzeit-Horrorfilm.
 

Levi steuerte den Wagen durch eine Schranke auf die 7845m lange Brücke, die von massiven Pylonen gestützt wurde. Ich bückte mich zu meinen Füßen, wo der Kater sich zusammengerollt hatte und schlief.

„Scheiße!", stieß Levi plötzlich aus und trat heftig auf die Bremse. Gerade noch rechtzeitig konnte ich mich abfangen, damit ich nicht mit dem Kopf gegen das Armaturenbrett prallte.
 

Der Wagen kam zum Stehen. „Was ist los?", wollte ich wissen und sah zu Levi, der geradeaus blickte. Ich folgte seinem Beispiel und sah nach vorn. Nicht weit vom Cabrio entfernt endete die Brücke im Nichts, ca. 15m weiter setzte sie ihren Weg über das Meer fort.
 

„Leg deine Ausrüstung an, wir schwingen uns rüber", sagte Levi und war schon ausgestiegen.
 

„Komm Mieze." Ich nahm den Kater und setzte ihn in den Rucksack, was er murrend über sich ergehen ließ. Am Ende unserer Reise würde er sicher nie wieder in die Nähe eines Rucksackes gehen, da war ich mir ziemlich sicher.
 

Als ich den Vierbeiner eingepackt hatte, war Levi bereits fertig ausgerüstet. „Gib mir die Tasche", forderte er und ich überreichte sie ihm.

Dann legte auch ich die Einzelteile der 3D-Manöver-Ausrüstung an. Währenddessen schaute Levi nach einer geeigneten Stelle für unseren Übergang. Relativ schnell schien er sie gefunden zu haben und schon schwang er auf die andere Seite des Zwischenraums.

Ich war so gut wie fertig, nur hatte ich Probleme die zweite Klingenbox zu befestigen, denn einer der Riemen öffnete sich immer wieder und die Box rutschte mir vom Bein.
 

Verärgert und ein wenig verzweifelt hielt ich nach Levi Ausschau. Dieser fuchtelte mit den Armen. „Hau ab", drangen seine Rufe zu mir.
 

Ich verstand nicht ganz, was er von mir wollte. Wieso sollte ich denn jetzt abhauen?

Da platzierten sich unvorhergesehen zwei riesige Pranken am Abgrund vor mir und ein monströs großer Körper zog sich empor.
 

Vor Entsetzen ließ ich die Halterung für die Schwertklingen fallen und starrte mit offenem Mund dem Titan ins Gesicht. Levis Stimme, die meinen Namen rief, weckte mich aus meiner Starre und forderte mich zur Flucht auf.

Ich machte auf dem Absatz kehrt und rannte, was meine Beine hergaben. Jedoch störte die bereits befestigte Klingenbox meinen Sprint und ließ mich hinken, was mein Tempo beeinträchtigte. Während dem Rennen schnallte ich sie mir vom Bein, um wieder um Gleichgewicht zu sein. Scheppernd landete sie auf dem Beton und blieb hinter mir zurück.
 

Ich erkannte, dass beidseitig neben mir immer mehr Hände auftauchten, denen gewaltige Körper folgten.

Panisch blickte ich umher, suchte nach einem Ausweg aus meiner Situation, während mir das Herz heftig gegen den Brustkorb hämmerte. Levi kam mir zur Hilfe und erledigte einen Titanen nach dem anderen, doch tauchten immer mehr auf.
 

Aus heiterem Himmel brach der Beton vor mir auf. In letzter Sekunde bremste ich ab, rutschte aus und fiel auf den Hintern. Entsetzt beobachtete ich, wie sich das Monstrum vor mir zu voller Körpergröße aufrichtete.

Hastig sprang ich zurück auf die Beine und rannte in die Richtung, aus der ich gekommen war, raus aus der Reichweite des Riesen. Als ich den Blick nach vorne richtete, hielt ich abrupt inne. Vor mir hatte sich eine ganze Rotte Titanen versammelt.
 

Hektisch sah ich mich um. Ich stand auf einer Brücke, umzingelt von Titanen, mit einem unbrauchbaren 3DM-Set, von dem ich nur noch den Antrieb am Körper trug, der ohne Gasflaschen nutzlos war.

Wie sollte ich da nur wieder raus kommen? Von der Brücke springen konnte ich mir gleich aus dem Kopf schlagen, denn aus dem Meer schienen diese Biester zu kommen.
 

Levi zwang einen Titan unweit von mir in die Knie. Hilfesuchend sah ich ihn an. Er versuchte mich zu erreichen, da schlug ein weiter Titan nach ihm.
 

Ich sah weiterhin nach einem Hilfsmittel, bis ich plötzlich etwas entdeckte, was vielleicht meine Rettung sein könnte, denn mein Hirn entwickelte bereits einen Plan. Mit großen Schritten eilte ich zu dem Motorrad und hievte es vom Boden in eine aufrechte Position. Der Schlüssel steckte, der Tank war gefüllt.
 

Erneut sah ich nach Levi. Dieser fing meinen Blick auf und schien zu ahnen, was ich zu tun dachte. Seine Augen fragten mich regelrecht, ob ich noch alle Latten am Zaun hatte, während er ungläubig den Kopf schüttelte.

Ich ließ mich von meinem Vorhaben jedoch nicht abbringen, schwang mich auf die Maschine und startete sie.
 

Der Motor heulte auf, als ich Gas gab und die Kupplung kommen ließ. Mit quietschenden Reifen preschte ich los und schaltete die Gänge einen nach dem anderen nach oben.

Im Slalom fuhr ich durch die Beine der Titanen und wich deren Pranken aus, näherte mich in rasender Geschwindigkeit der fehlenden Stelle in der Brücke.
 

Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich auf den Tacho und musste schlucken. Würde ich bei diesem Tempo stürzen, so würde mein Kopf einer Melone gleich auf dem Beton zerplatzen. Um den Gedanken zu vertreiben gab ich noch mehr Gas.
 

Ein kleines Stück vor dem Abgrund machte ich einen Kippanhänger aus, dessen Ladefläche nach unten gekippt war. Wiederholt arbeitete mein Hirn eine Idee aus und ich steuerte auf den Anhänger zu.

Ich nutzte ihn als Rampe und flog schließlich durch die Lüfte über den Abgrund.
 

In diesem Moment hörte die Welt auf sich zu drehen und die Zeit stand still. Ich spürte die Briese auf meiner Haut und wie sich mir sanft durchs Haar strich, sah die glitzernde Oberfläche das Wassers unter mir und schmeckte die See auf der Zunge. Das Wasser unterhalb teilte sich und eine abscheuliche Fratze erschien, die sich nach oben katapultierte und mich mit den Zähnen zu fassen versuchte, allerdings – zu meinem Glück – nicht erreichte. Die Maschine gab der Schwerkraft nach und stürzte in die Tiefe, mein Körper, der einiges leichter war, näherte sich ebenfalls dem harten Boden.
 

Aus dem Nichts tauchte Levi auf, packte mich an der Taille und rettete mich somit vor dem tödlichen Absturz. Er beförderte uns durch die Luft, während ich mich an ihn klammerte.
 

Ein ganzes Stück vom Abgrund entfernt setzte er mich vorsichtig auf dem Boden ab. Er warf einen Blick über die Schulter zu den Titanen, die uns verfolgten. „Mach ein Auto startklar, wir müssen verschwinden“, wies er mich an und drückte mir den Rucksack in die Hand, ehe er sich ihnen entgegenstellte.
 

Sofort sprintete ich los, zerrte an den Türgriffen verschiedener Wagen, die kreuz und quer auf der Straße standen, um zu prüfen, ob sie aufgeschlossen waren. Bei einem Pick up hatte ich Glück, denn die Tür ließ sich problemlos öffnen. Ich musste einen Freudenschrei unterdrücken, als ich sah, dass auch noch der Schlüssel in der Zündung steckte. Während ich den Wagen startete, sendete ich ein Dank gen Himmel.
 

Plötzlich rumpelte es auf der Ladefläche, was mich erschrocken herumfahren ließ. Erleichtert atmete ich auf, als ich Levi erkannte. „Fahr los“, rief er mir zu und ich trat aufs Gas.
 

Erst nachdem wir Kopenhagen passiert und die Titanen weit hinter uns gelassen hatten, pausierten wir. Levi verjagte mich auf den Beifahrersitz und übernahm das Steuer. Es dauerte nicht lange, da forderte der wenige Schlaf der letzten Nacht und die Aufregung des vergangenen Stunden ihren Tribut und mir fielen vor Erschöpfung die Augen zu.
 

Ein warmes paar Fingerkuppen strichen sanft über meine Wangen und weckten mich aus meinem traumlosen Schlaf. Ganz neben der Spur blinzelte ich mehrmals, bis ich begriff, wo ich mich befand.

Levi saß noch immer neben mir auf dem Beifahrersitz und bedachte mich mit ruhigem Blick. „Wir sind da“, flüsterte er und wandte das Gesicht nach vorn.
 

Ich drehte ebenfalls den Kopf geradeaus und sah aus der Windschutzscheibe. Vor dem Auto erstreckte sich ein Sandstrand, hinter dem die Ostsee ihre Wellen schlug, während gemächlich die Sonne in ihr versank.



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