Zum Inhalt der Seite

Die Herrin der Dämonen

Sesshoumaru X ?
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Jou, Kuraiko und Mariko

Leise schmatzte Mariko an Kuraikos Brust, als sie kurz absetzte und dann gierig weiter die Milch aus ihrer Mutter sog.

Kuraiko war müde, kaputt, aber dennoch glücklich.

Sie hatte es geschafft.

Das Kind war gesund, sie beide hatten überlebt und etwas Süßeres, als ihre kleine Prinzessin hätte sie sich nie auch nur erahnen können.

„Hat sie bald mal genug?“, fragte Lee leise hinter ihr. Kuraiko sah matt lächelnd über die Schulte zurück zu ihrem Vater, der neben ihr auf dem großen Bett mit dem Rücken gegen das Kopfende gelehnt saß und seinen Tee trank.

„Gleich, ich glaube sie schläft fast...“, versicherte sie ihm und er nickte mit liebevollem Blick, strich seiner Tochter, die auf der Seite lag, sanft über den Kopf.

Kuraiko schob sich den Arm unter ihren Kopf und sah auf das für ein Baby anormal lange Silberhaar ihrer Tochter. Die Zeichen in ihrem Gesicht, erinenrten sie sofort an Sesshoumaru...

Der kraftvolle Rock der leise aus dem Fernseher im Hintergrund tönte verstummte und das Logo der Kampfarena ihres alten Familienunternehmens rotierte auf dem Bildschirm.

„Warum guckt ihr das?“, frage Sarana, die herein kam und einige Babysachen bei sich trug.

„Das Programm der Menschen ist langweilig.“, verkündete Lee nur und stand auf. Die leichte Erschütterung, als ihr Großvater das Bett verließ, schreckte Mariko schon wieder hoch und sie riss verschlafen klimpernd die goldenen Augen auf, viel auf den Rücken und sah sich schmatzend um, bis der Mann endlich um die Schlafstätte herum gekommen war und sie auf die Arme nahm.

Während er ihr leicht den Rücken tätschelte und durch die Gegend lief, schloss sie schon wieder die Augen an seiner Schulter und Kuraiko zog sich langsam an.

Sie setzte sich auf, verzog aber sofort das Gesicht vor Schmerz.

„Kuraiko, bitte, bleib doch einfach liegen.“

„Mir tut alles weh vom liegen.“, meinte sie lachend.

„Dann steh aber wenigstens nicht auf!“, Sarana richtete die Kissen in ihrem Rücken und schob sie dann einfach dagegen, reichte ihr einen dampfenden Becher Kräutertee.

Ein leises Rülpsen und Lee hielt an.

„Fertig. Hilf mir mal, Mutter.“, sofort stand die wieder auf und kam zu ihm herüber, richtete die Decken in der weißen Wiege neben dem Bett und sah dann dabei zu, wie er seine Enkelin hinein legte. Ein paar Handgriffe mehr und sie hatte um ihren Kopf herum eine weiche Decke drapiert und sie warm eingepackt. Oben rüber kam eine von Nanashi selbst gemachte Schmusedecke, auf der in großen Kanji „Mariko“ stand.

Kuraiko sah ihnen zu, dann nahm sie einen Schluck Tee und blickte wieder zum Fernseher, wo Kim und Byron, die beiden Fernsehkommentatoren der Show, darüber fachsimpelten, was das letzte Mal passiert ist und was an diesem Abend geschehen würde.

Das Bett bewegte sich leicht, als Lee sich wieder zu ihr setzte, einen Arm auf das Kopfende gestützt umlegte und Sarana die Leinenunterlage von Mariko vom Stillen weg nahm.

Sie faltete es, als die Kameras endlich das Innere der Arena zeigten.

Sämtliche Kämpfer hatten sich um den Ring herum versammelt und sahen sich um, als suchten sie etwas. Kyllian und Klarasi standen in ihrer Mitte, oben im Ring, jeder mit einem Mikrophon bewaffnet und redeten noch leise miteinander. Bei Ihnen James und Mikail mit seiner Gefährtin Charlotta.

Die Menge pfiff und jubelte gleichermaßen, bis Kyllian endlich das Mikro erhob.

„Willkommen“, sprach er wortkarg und nun waren sich die Zuschauer alle einig. Sie jubelten und grölten zustimmend. „Auch heute wieder haben wir noch mehr Verluste zu beklagen. Auch in den letzten sechs Tagen wieder hat dieses Monster zahlreiche alte Freund unserer Hallen gemeuchelt.“, er wies auf die große Leinwand und sowohl in der Halle, als auch daheim auf den Fernsehern, wurden Bilder von Familien und einzelne Personen eingeblendet. Alle frische Opfer des Serienmörders, seit der letzten Show in der vergangenen Woche von ihm hingerichtet.

„Rostislaw?“, fragte Kuraiko entsetzt und richtete sich ungeachtet ihrer Schmerzen noch etwas weiter auf. Lee hielt sie sofort fest und zog sie zurück.

„Ja, Rostislaw. Ihn und seine Familie hat es während deiner Niederkunft erwischt.“

Kuraiko hob entsetzt eine Hand vor den Mund.

Das Bild des Meisters über die nördlichen Dämonen blieb wenige Sekunden länger auf dem Bildschirm, als das der anderen und als es verblasste war das von Tränen überströmte Gesicht Charlottas zu sehen. Ein mächtiger Arm legte sich um sie und die Kamera zoomte heraus, sodass man Mikail sah, der seine Partnerin an seine Seite zog.

„Charlotta“, erhob nun Klarasi das Wort und gleich darauf ließ sie einen Schwall von Worten in russisch los.

Das Mädchen – oder junge Frau, je nachdem, was man wollte – sah sie nur an, dann schlang sie die Arme um ihren dämonischen Fürsten und ließ sich weiter von ihm in den Armen halten.

„Ja, wärmende Wort von der Frau unseres Geschäftsführers, aber wirklich trösten scheint es die Siebzehnjährige nicht.“, meint Byron.

„Na was willst du erwarten?“, fragte Kim nur. „Sie hat ihre gesamte Familie verloren!“

„Ich weiß ja nicht, was das alles soll“, James hatte sich von irgendwoher ein Mikrophon besorgt. „Aber eines kann ich euch versichern: WIR.WERDEN.UNS.NICHT.BEUGEN!“, das letzte brüllte er und die Menge tobte. „Wenn wir die Schuldigen finden, dann werden wir ein Exempel an ihnen statuieren! Als Rache für all die Familien, die sie angegriffen und getötet haben!“

Die Zuschauer waren gar nicht mehr zu beruhigen in Ihrem frenetischen Jubel, während er wie ein aufgebrachter Tiger im Ring hin unter her lief.

„Sie glauben vielleicht, sie hätten uns in eine Ecke gedrängt, aber das haben sie bei Weitem nicht! Wir appellieren an den Mann in dieser Gruppe, der in den vergangenen Monaten immer wieder einzelne Opfer – vor allem Kinder! - rettete und in Sicherheit zu uns Dämonen brachte, wie auch den jüngsten Sohn meines Cousins Thomas. Wenn er sich uns endlich zu erkennen gibt und dazu beiträgt, dass seine Komplizen gefasst werden und der Gerechtigkeit zugeführt, dann wird er verschont. Er hat uns bereits mit der Gnade gegenüber Unschuldigen einen großen Dienst erwiesen!“, seine Stimme wurde wieder lauter. „Und selbst wenn er diese Stärke nicht beweisen kann, so können wir allen Verschwörern versichern, dass wir genau wissen, was ihr Ziel ist und wir uns zu verteidigen wissen!“, er blieb abrupt stehen und lächelte gehässig in die Kamera.

„Denkt ihr wir wären blöd?“, schnurrte er in die Nahaufnahme und badete dann in dem Jubel der Menge.

„Was ein Aufschneider...“, knurrte Lee. „Natürlich sind wir blöd! Verdammt, wir wissen, wer es ist, aber können rein gar nichts machen! Wie können wir da etwas anderes als blöd sein? Wir haben nichts um Akito und seine Handlanger festzunageln. Er hat alle seine Leute so fest unter Kontrolle, dass sich nicht einmal Jou wagen wird, aus der Gruppe zu treten und sie alle anzuzeigen!“

„Nun reg dich nicht auf, Lee. Du weckst nur Mariko wieder auf.“, meinte Sarana und sammelte das Dreckgeschirr ein. Aber Kuraiko grinste ihm hinter der Tasse zu. Sie wusste genau, was er meite.

„Erst greift ihr Kyllian an!“, brüllte James wieder und sah in die Menge. „Dann tötet ihr meine Cousins und nun musste Rostislaws Familie dran glauben. Aber eines sage ich euch“, er wies mit großer Geste auf die Bühne zum Backstagebereich. „Die Letzte von uns bekommt ihr nicht.“

Kuraiko nahm irritiert die Tasse herunter.

„Was hat dieser Vogel vor?“

„Lee! Ich weiß ja, dass James tatsächlich zu den Vogeldämonen gehört, aber das war gerade eindeutig eine Beleidigung!“, tadelte seine Mutter. „Nicht vor dem Kind! Halte dich zurück!“

Doch auch ihr stockte der Atem, als die Musik eingespielt wurde, die sich Kuraiko damals für ihren Einmarsch ausgesucht hatte. Das Wappen der Familie war zu sehen und gleich darauf Aufnahmen von ihr von vor wenigen Monaten, als die Dämonen noch unter ihrer Kontrolle standen...

Und unter der Leinwand trat ein Paar ins Rampenlicht. Die Menge tobte bei ihrem Anblick.

„Shit, pass auf!“, Lee hielt gerade noch so die Tasse seiner Tochter fest.

Dort war er.

Der Vater ihrer Tochter.

Groß, erhaben... gutaussehend...

Und an seiner Seite: Sie... von vor drei Monaten.

Erst dachte sie daran, dass sie vielleicht was zusammen geschnitten hatten, aber das würde nicht den tosenden Applaus der Fans erklären und vor allem nicht das Outfit ihres Ebenbildes. Kein Bodenlanges, schlichtes Kleid in weiß, sondern ein Kurzes, schwarz, glänzend und funkelnd.

In Kuraiko zerbrach etwas. Nachdem Akaya ihr erklärt hatte, was er für Mist gebaut hatte und er sich hundert mal bei ihr entschuldigte und versprach es wieder zu richten, hatte sie auf ein Happy End gehofft, aber das sah absolut nicht danach aus. Im Gegenteil...

Sesshoumaru hatte sie durch jemanden ersetzt, der aussah wie sie!

„Was ist bitte Zuhause los?“, wollte Sarana wissen, die nicht wusste, dass Sesshoumaru seine neueste Begleiterin inzwischen überall mit hin nahm.

„Wer ist das?“, fragte Kuraiko leise mit kratziger Stimme.

Sie wollte wenigstens wissen, wer nun an seiner Seite war. Denn sie war es wohl, weshalb er nie zu ihr gekommen war und warum ihm keiner in einem ruhigen Moment sagen konnte, dass er eine entzückende kleine Tochter hatte... Es interessierte ihn nicht... Er hatte eine andere...

„Das ist Tomomi, eine Gestaltenwandlerin.“, meinte Lee und schaltete lieber sofort den Fernseher aus.

„Ein Dämon?“, Sarana nickte auf diese Frage ihrer Enkelin.

Das war klar gewesen.

Natürlich hätte er sich nicht auf Dauer auf einen Menschen eingelassen.

Natürlich musste seine neue Frau eine Dämonin sein. Er war immerhin ein Fürst...

„Sie gehört zu dem Team, das wir verdächtigen die Morde zu begehen.“

Kuraiko sah Lee an. Hatte er gerade wirklich zugegeben, dass sie sie mit einer Mörderbande in Verbindung brachten?

„Was macht sie dann bei IHM?“, Kuraiko wurde hysterisch.

„Bitte, Kind, beruhige dich. Lass uns morgen darüber reden.“, bat Sarana und setzte sich zu ihr, fasste an ihre beiden Schultern. „Du weckst sonst nur Mariko.“

„Nein, ich will es jetzt wissen!“, forderte sie. „Wenn diese Frau...“ - sie wies auf den ausgeschalteten Fernseher – „...eine Mörderin ist, warum lasst ihr es dann zu, dass sie bei ihm ist? Was, wenn ihm etwas passiert? Sarana, er ist der Vater meiner Tochter! Ihr könnt doch nicht...“

„Süße, bitte, beruhige dich!“, Lee nahm sie in die Arme und drückte einfach ihren Kopf gegen seine Schulter, damit sie endlich die Klappe hielt. Mariko jammerte schon leise in ihrer Wiege. Wenn sie so weiter machte, dann würde das Baby womöglich noch aufwachen.

„Wir sind hereingelegt worden von dem Anführer dieser Gruppe. Er hat sich Sesshoumaru, Beziehungsweise Vater als Psychiater für den Fürsten angeboten und ehe wir uns versahen hat er Tomomi in sein Gemach geschickt. Anfangs dachten wir: Ok, da passiert nichts... aber dann nahm sie eines Abends plötzlich deine Gestalt an. Und seit dem sind sie nicht mehr zu trennen.“

Kuraiko ließ diese Worte auf sich wirken.

Er schlief mit einer anderen. Wer wusste wie lange schon, auf jeden Fall nur kurz nach ihr.

Es tat weh, mehr als sie jemals gedacht hätte. Sie schloss die Augen und versuchte die Tränen zurück zu halten.

Wie nur konnte er ihr DAS antun?

Wie?
 

Lediglich in den unteren Etagen des Herrenhauses war noch das Licht an.

Jou sah sich um.

Das Grundstück war ruhig.

Durch die Kälte drang das Kichern seines Begleiters zu ihm

„Bist du bereit für den letzten, größten Coup?“, fragte er aalglatt und leckte sich die Lippen.

Jou antwortete nicht, betrachtete nur weiter die Fenster.

Das war es. Das Haus, in dem sie wohnte und aufgewachsen war: Kuraiko Yokokume. Und hier überall roch es nach den Dämonen, die sie bewachten.

„Wir sollten vorsichtig sein.“, meinte er. Nicht nur, weil er keine Lust hatte, hier und heute zu sterben – ebenso, wie er das auch nicht von ihr und ihrer Tochter wollte – sondern auch, weil er sich erhoffte so etwas Zeit zu gewinnen.

„Wir machen es einfach so wie immer!“, Yoshimitsu knurrte leicht vor Freude und krallte die Finger fester in den Ast des Nadelbaumes, auf dem er saß. „Ich steige vorn in das Wohnzimmer ein, mache ein wenig Krach, sodass sie wach wird und wenn sie kommt, dann – KAWUUUM“, er lachte bei seiner Comicsprache und wippte freudig.

Jou sah ihn aus dem Augenwinkel heraus an, dann griff er einfach nach dem Ast und hielt ihn unnachgiebig fest.

„Du machst auf dich aufmerksam, du Idiot!“, knurrte er ihn an und Yoshimitsu zog beleidigt knurrend einen Flunsch, hielt sich aber zurück. „Das gesamte Haus wird verkabelt sein und mit Kameras bewacht werden. Lass uns die Lage checken und gehen.“

„Akito befahl uns, sie zu töten. HEUTE! Und ich will ihr Blut schmecken.“, purer Wahnsinn triefte aus seinen roten Augen und seiner Stimme.

Der ruhige Hüne atmete tief durch.

Er würde diesen Verrückten nicht stoppen können, auch wenn der es wirklich wollte. Und da Akito es ihnen befohlen hatte und Yoshimitsu blind folgte, würde Jou ihn auch nicht lange festhalten können.

Dieser so gefährliche Psychopath sah seinen Begleiter wieder an, wie er angespannt nachdenkend das Haus beobachtete, und legte den Kopf schief.

„Willst du sie etwa nicht töten?“, diese so kratzige, gefährliche Stimme ließ Jou nun doch zusammenzucken und zu seinem Partner sehen. „Nein, du willst es nicht!“, der Stand auf und wackelte wie auf Gummibeinen auf ihn zu, den Kopf immer noch unkoordiniert hin und her schaukelnd. „Du hast Mitleid!“, das spuckt er ihm ins Gesicht.

Jou sah in an.

Verdammt.

Er durfte ihm nicht zeigen, wie es wirklich aussah.

Dass er sie nicht töten wollte.

Dass er niemanden töten wollte.

Dass es sein Wunsch war, einfach nur in Ruhe und Frieden zu leben...

„Jeder muss sterben.“, erklärte Jou schließlich nur ruhig monoton, sodass Yoshimitsu wieder lachte. Damit schien er sich zufrieden zu geben.

„Der eine eben früher als der Andere, da hast du recht.“, er kicherte. „Na los, lass es uns ansehen, das Haus!“

Schneller, als er erahnen konnte sprang der Dämon kichernd vom Ast und saß nur einen Wimpernschlag später auf der Brüstung des Balkons von Kuraikos Suite.

Jou unterdrückte ein Knurren und fluchte innerlich, als er ihm folgte.

Als er neben ihm auf dem Stein zum stehen kam sprang Yoshimitsu von der Brüstung und lief zu der Tür ins Innere.

Er sah erst hinein und versicherte sich, dass niemand dahinter auf ihn wartete, dann schwang das Glas lautlos, kraft seines Willens, beiseite. Jou folgte ihm auf dem Fuße.

Teure Möbel aus schwerem Holz empfingen sie. Und in der Ecke zwei Hundekörbe. Verschlafen hoben zwei halbwüchsige Bären ihre Köpfe. Als sie sie entdeckten setzten sie schon zum Sprung auf die Pfoten an und öffneten die Mäuler um zu bellen, doch Jou war schneller in ihren Köpfen und erschöpft brachen Ren und Ran wieder zusammen, schliefen seelenruhig wieder ein.

Yoshimitsu sprang zu ihnen hinüber und hockte sich daneben.

„Wie süß“, jauchzte er. „Darf ich die behalten?“, er sah zu seinem Partner, aber der ignorierte ihn einfach, fixierte stattdessen die Tür zum Schlafzimmer.

Er roch sie bereits hier. Nicht, weil er wusste, wie Kuraiko und Mariko rochen, sondern weil ganz unverkennbar der Geruch von Sesshoumaru in der Luft hing, als wollte dieser die Menschenfrau und ihr Kind schützen.

Wie automatisch schritt Jou auf die Tür zu und öffnete sie vorsichtig. Drinnen blieb alles ruhig. Leise war das Atmen von zwei Personen zu hören. Er ließ den an die Dunkelheit gewöhnten Blick schweifen und sah sie.

Kuraiko.

Alle Glieder irgendwie von sich gestreckt lag sie da und träumte scheinbar. Sie verzog gequält das Gesicht, drehte den Kopf, ohne etwas anderes zu bewegen, und stieß wenig begeistert die Luft aus.

Er trat ein und dichter zu ihr.

Würde er es schaffen dabei zuzusehen, wie Yoshimitsu ihr Inneres nach außen stülpte?

Schmerzlich wandte er den Blick ab. Ein Fehler. Sofort sah er in die Wiege.

Und sein Herz setzte einen Moment aus, vielleicht auch zwei.

So wunderschön, so süß, so rein...

Er trat näher und beugte sich über das kleine Bett.

Das Baby darin schnarchte leise, doch die hohen Augenbrauen zeichneten ein unendlich unschuldiges Bild, das so niemals gestört werden sollte!

Gedankenverloren streckte er eine Hand aus und strich über den Namenszug auf der oberen Decke.

Mariko.

Mariko...

Niemals sollte ihr etwas geschehen!

Er biss die Zähne zusammen und fasst einen Entschluss.

Beide mussten gerettet werden.

Beide gehörten zu ihm.

Beide waren seine Familie...

Er spürte Yoshimitsu im Nacken, wenn er auch noch immer im Schlafzimmer allein war. Er durfte jetzt keine Schwäche zeigen! Er hatte es Jahre lang nicht getan, und nun durfte die Fassade nicht einmal bröckeln.

Yoshimitsu war ein Freak, doch ganz gewiss nicht dumm!

Etwas neben ihm bewegte sich. Sein Kopf schnellte erschrocken zurseite – er dachte, dass sein Begleiter die Menschenfrau in dem Himmelbett bereits abschlachtete – aber es war nur diese, die den Kopf zu ihm drehte... und die Augen aufschlug!

Schneller, als sich die Panik in ihrem Blick sammeln konnte und sie schrie, war er schon bei ihr und schlang eine seiner gewaltigen Hände um ihren Mund.

Blanker Horror war in ihren Augen, als sie ihn ansah und er wusste, dass sie in diesem Moment ihr Leben an sich vorbeiziehen sah. Er zwang sich zu einem bittenden Blick, der ihr auch etwas Sicherheit bieten sollte, und legte einen Finger an den Mund.

Nun war es Unsicherheit.

Sie verstand ihn! Sie vertraute ihm!

Familie...

Er spürte einen Stich in seinem Herzen und etwas Warmes erfüllte ihn.

Er nickte dankend, dann nahm er die Hand weg und strich ihr über die Wange.

Wer bist du?, formten ihre Lippen. Nein, sie hatte wirklich keine Angst vor ihm. Sie war so unschuldig und bezaubernd. Er lächelte.

Freund, formte er zurück, wenn sie es auch bestimmt in dieser Dunkelheit mit ihren einfachen Menschenaugen nicht sah.

Dann war alles vorbei.

Draußen war etwas zu hören.

Jou sah zurück zu der Tür, dann wieder zu ihr.

Verständnislos sah sie ihn an, aber er stand auf und lief wieder hinüber.

Im nächsten Moment hörte sie ein hysterisches Fluchen nebenan.

Nun war Kuraiko wach. Erst hatte sie das alles für einen Traum gehalten, aber dann war da diese hohe, nahezu quietschende Männerstimme, wie von einem Kind, das von einem Spielzeug weggezerrt wurde.

„Wer ist da? Hallo?“, schrie Kuraiko. „HALLO?“

Aber dann war es wieder ruhig, die Tür zu ihrer Suite wurde aufgestoßen und Licht flutete herein.

Die beiden Eindringlinge waren weg.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SUCy
2015-02-10T22:13:03+00:00 10.02.2015 23:13
Endlich Online!

Die arme Kureiko, kann mir vorstellen wie sich gefühlt hat, als sie Sesshoumaru und ihre Doppelgängerin gesehen hat...

Hoffentlich kann Jou das alles richten o.o *schnell weiter les*


Zurück