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Die Herrin der Dämonen

Sesshoumaru X ?
von

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der mörderische Brieföffner

Es schüttete wie aus Eimern, als morgens Kuraiko mit Sesshoumaru im Schlepptau die Stufen hinunter stieg. Vor der Treppe warteten bereit Riko und Sarana mit den Mänteln des Fürsten und ihrer Herrin.

Sie waren noch gar nicht unten angekommen, als aus dem Salon zur rechten vier Männer heraus traten.

Kuraiko wandte sich gerade von ihrem Lieblingsdämonen ab, als sie sie erblickte.

Kennen, tat sie von den vieren nur einen: Akaya.

Doch so gut gelaunt sie auch war - die Nacht mit Sesshoumaru war einfach mal wieder atemberaubend gewesen, gerade dann, wenn man morgens auch noch in seinen Armen erwachte - ihr Gesicht verhärtete sich sofort und sie sah erhaben auf die Herren hinab.

"Akaya", sprach sie lediglich den einen von ihnen an, den sie kannte und trat ohne ihn weiter zu beachten an seine Frau heran, um sich ihren Mantel geben zu lassen. "Was willst du?"

Sarana half ihrer Ziehtochter leise lächelnd in die Ärmel.

"Verzeiht, Herrin", Akaya verneigte sich, wie es sich gehörte. "Aber wir würden gerne mit unserem Fürsten allein reden."

Kuraiko zog eine Augenbraue hoch. Das klang aber nicht sonderlich gut.

"Bei dieser Aussage frage ich mich, ob ich es euch nicht verbieten sollte."

Sesshoumaru griff bereits nach seinem Mantel, den Riko noch trug und legte ihn sich lediglich über den Arm.

"Keine Sorge, meine Herrin. Es wird sicher nicht lange dauern.", versicherte er und sah sie direkt an.

"Das hoffe ich.", damit wandte sie sich an Sarana. "Ich gehe davon aus, dass du mich dann fährst, Sarana."

"Natürlich!", damit verneigte sie sich - vor den anderen Dämonen musste sie immerhin die Etikette waren.

"Ich erwart, dass du folgs, Sesshoumaru."

Er neigte leicht den Kopf und verkniff sich ein verführerrisches Grinsen.

Aus irgendeinem Grund gefiel ihm dieser herrische Ton seiner Kuraiko. Was vermutlich vorallem daran lag, dass sie in ihm damit den Wunsch wecke, sie zu zähmen.

"Natürlich", das Knurren in seiner Stimme konnt er nicht unterdrücken. Riko machte lieber einen Schritt zurück, während Sarana leise zu kichern begann, Kuraiko grinste kurz wohlwissend, was er wollte - aus irgendeinem Grund kamen sie sowieso nicht davon los, wenn sie ersteinmal die Gelgenheit dazu hatten.

Die vier Männer dagegen dachten sich ihren Teil... Und nahmen diesen Augenblick als Verstärkung dessen, dass sie unbedingt mit ihm reden mussten.

Kuraiko nahm also auch ihr Smartphone und ihr Portmonaie von Sarana entgegen und marschierte dann einfach an Sesshoumaru vorbei.

"Beeil dich.", befahl sie noch ein letztes Mal, dann war sie schon zur Haustür hinaus.

Kaum war sie weg, war Sesshoumaru wieder der Alte. Stolz hob er den Kopf und sah seine vier obersten Dämonen im Stab von oben herab an.

Er brauchte nichts zu sagen, da wies Akaya bereits auf die noch immer offene Salontür.

"Wir würden uns freuen, wenn wir das im privaten Kreis besprechen könnten."

Der Herr sah seinen Untertanten eine Weile an, dann folgte er der Bitte und betrat vor den anderen Männern den Raum.

Hinter ihnen schloss sich die hohe Flügeltür... dann war es ruhig in dem großen Saal.

Sesshoumaru marschierte hinüber zu dem Kreis, den die Sofas bildeten und ließ sich entspannt, aber immer darauf bedacht klar zu definieren, wer von ihnen der Herr war, auf einen der Sessel fallen.

Erst dann kamen die anderen drei näher und warteten, bis er ihnen nach einigen effektvollen Sekunden einen Platz anbot.

Ruhig ließen sie sich nieder.

Wie vorher von den Vier abgesprochen, war es Isamu, der das Wort an ihren Fürsten richtete. Als zweiter Berater war er höher, als die beiden Anfüher der Soldaten und Wachen und Ayaka wäre vermutlich nicht ruhig und sachlich geblieben, wenn sie ihn nur gelassen hätten.

"Verzeiht, Herr, aber im Namen Eures Stabes und all Eurer treu ergebenen Untertanten, bitten wir Euch, uns in Euren Plan einzuweihen."

Sesshoumaru sah ihn an, ohne zu antworten. Um was ging es eigentlich? Stellen musste er die Frage auf jeden Fall nicht laut, Isamu redete sofort weiter: "Euren Plan, wie ihr uns befreien wollt."

"Wir wollen ehrlich sein, Herr.", Sesshoumarus Blick schnellte herum zu dem vom Lee, der nun zu sprechen begann. "Der Clan wird unruhig. Ihr verspracht uns eine tote Herrin, auf dass wir frei kommen. Doch inzwischen geht das Gerücht rum, dass Ihr... nicht mehr Herr der Lage seid."

Sesshoumaru verstand worauf er hinaus wollte.

Er verstand, warum sie sich alle Sorgen machten.

Doch: "Wer seid ihr, dass Ihr der Meinung seid, dass ich euch Rechenschaft schuldig bin?"

"Wer wir sind?", Lee konnte es leider nicht mehr verhindern, dass sein Vater auf die Füße sprang und sich angriffslustig vorbeugte, als er einen Arm hob und auf Isamu zu seiner rechten zeigte. "Isamu, Euer zweiter Berater" - er wies auf sich - "Akaya, Euer erster Berater" - dann wies er zu seinem Sohn, zu seiner Linken - "Lee, Euer treuer General" - und dann wies er auf den letzten - "Und Seiichi, der Offizier Eures Wachpersonals. Wir sind die Säulen, auf die Ihre Eure Herrschaft stützt. Wir sind das Einzige, dass Eure Macht im Volk überhaupt noch aufrecht erhält."

Lee packte den Ellenbogen seines Vaters und zog ihn so wieder neben sich auf das Polster.

"Was Akaya so leidenschaftlich versucht hat zu vedeutlichen, Herr, ist, dass wir gerne mehr über Eure Absichten wissen würden. Andernfalls wird es uns nicht mehr lange möglich sein, Eurer Volk zurück zu halten.", sprach Seiichi.

Sesshoumaru sah seine höchsten Dämonen, einen nach dem anderen, an, dann tippte er zweimal auf die Armlehne unter seiner linken Hand, als würde er sich damit selbst antreiben Folgendes zu sagen: "Ich bin mit dem Ziel an diese Sache heran gegangen, Kuraiko Yokokume zu töten.", sagte er und sah noch einmal jeden von Ihnen an, blieb dann aber an Seiichi hängen. "Doch es ist nicht möglich, Kuraiko auf die selbe Art zu beseitigen, wie ihre Schwester."

"Das heißt, ihr wollt sie weiter töten.", schlussfolgerte Isamu und Sesshoumaru sah zu ihm.

"Nein."

Die vier Männer saßen mit einem Schlag bedrohlich gerade, Isamu beugte sich sogar vor.

"Was dann, sollen wir auf ewig in Gefangenschaft bleiben?", fragte Akaya.

"Nein."

"Dann: Was ist Euer Geheimnis? Was ist Euer Plan?"

Sesshoumaru sah sie, einen nach dem Anderen, an: "Bisher wollten wir lediglich uns um jeden Preis befreien. Doch solange die anderen drei Fürsten Gefangene sind werden wir uns nie vollends befreien können. Wir müssen wenigstens zu dritt sein. Ich denke, dass der Herr der östlichen Fürstin seine Frau freigibt, wenn ihm jemand sagt, dass in absehbarer Zeit auch zwei weitere Fürsten freigelassen werden. Doch auch dann brauchen wir noch immer einen weiteren Clan. Gebt mir Zeit, bis ich weiß, was ich tun soll. Doch lasst euch eines gesagt sein: Ich werde Kuraiko nicht umbringen."

"Wie wollt Ihr uns dann befreien?"

"Ich werde meine Herrin darum bitten, uns frei zulassen."

Stille senkte sich nieder.

Keiner der vier konnte fassen, was er da gehört hatte.

"Ihr wollt sie darum bitten?", fragte Lee verwundert. Diese Worte kannte er bisher nur von seiner Mutter.

"Kuraiko ist mir verfallen."

"Dann bringt sie doch um, verdammt, das ist das Einfachste!", bettelte Akaya.

"Nein, ist es nicht. Denn ich werde mein Eigentum nicht umbringen."

Überrascht sahen sie ihn an. Isamu und Seiichi lehnten sich langsam zurück, sie mussten erstmal verdauen, was ihr Fürst da gesagt hatte. Akaya begann schon wieder zu pumpen, doch sein Sohn verstand allmählich die ganze Aufregung. Er gluckste leise, lehnte sich vor und lachte beinahe schon erleichtert...

Er verstand Sesshoumaru mit einem mal!

"Euer Eigentum?", in Akayas Stimme schwang ein unfassbarer Unterton mit.

"Kuraiko gehört mir. Wenn wir frei sind, dann wird sie mich begleiten.", bestätigte er.

Alle schwiegen. Während Isamu und Seiichi überall hinsahen, nur nicht zu ihrem Herrn, da sie selbst noch überlegten, wie sie auf diese Information reagieren sollten, lehnte sich Lee freudig-gehässig grinsend zurück, stopfte die Hände in die Taschen und sah zur Decke.

Er überlegte gerade, ob er Sesshoumaru anflehen sollte, dass er es seiner untreuen Ex - Nanashi - persönlich sagen durfte. Doch sein Vater begann sofort wieder zu schimpfen: "Wisst Ihr eigentlich, was Ihr da sagt? Ihr wollt diese MENSCHENFRAU doch wohl nicht wirklich von einer Sklaventreiberin zu unserer Fürstin erheben?"

Sesshoumaru lehnte sich zurück und hob stolz den Kopf. Ehe er seinen ersten Berater darauf aufmerksam machen konnt, dass er zwar das Recht hatte zu fragen, wann er gedachte sie zu befreien, ihm allerdings nicht vorschreiben durfte, welche Frau die seine war, tat dies bereits sein alter General für Ihn: "Vater, ich denke, dass es einzig und allein die Entscheidung unseres Herrn ist, welche Frau er an seiner Seite will und welche nicht!"

"Lee, du hast keine Ahnung davon." - während sein Vater nun auf ihn losging sahen die anderen beiden Männer im Beraterstab des Fürsten zu ihnen, gespannt, wer die Oberhand über diesen Zwist erhalten würde - "Kein Dämon wird einen Menschen als Fürstin dulden."

Seiichi räusperte sich.

"Nun ja, im Großen und Ganzen wäre es mir persönlich egal. Ich kann nur leider nicht für die Stimmung sprechen, die das Volk hierbei vertreten wird. Es wird sicher einige Familien geben, die sich nicht damit abfinden können."

"Ich will nicht sagen, dass ich mich nicht damit abfinden könnte, doch in erster Linie verstört auch mich der Gedanke.", erkärte Isamu. "Bisher hat sich unsere neue Herrin als keinen Deut besser erwiesen, als ihre Vorgänger.", damit sah er zu seinem Fürsten. "Könnt Ihr uns einen Beweis dafür liefern, dass sie anders ist?"

"Ihr habt lediglich mein Wort und das von Sarana."

Akaya schnaubte, doch die anderen Männer sahen ihn aufmerksam an.

"Mehr werde ich nicht sagen, da zumindest einer von Euch bereits damit gedroht hat, sie eigenhändig zu ermorden, wenn ich es nicht tue.", damit sah er zu Akaya, die anderen folgten seinem Blick. Der Dämon wurde kreidebleich.

Er wusste, was geschehen konnte, wenn ein Dämon erfuhr, dass jemand sein Eigentum zu töten gedachte. Aber woher wusste er bitte... Sarana, sie musste es ihm gesagt haben.

Diese Frau...

"Wenn du gerade das denkst, was ich in deinen Augen sehe, Akaya, dann rate ich dir, diesen Gedanken schnell wieder zu verwerfen.", Akaya brachte sich zwanghaft unter Kontrolle, bei diesen Worten Sesshoumarus. "Wage es dich noch ein einziges Mal, und es wird mir eine Freude sein, deinen Kopf mit einer Klinge zu durchbohren." Akaya nickte, um zu zeigen, dass er ihn verstanden hatte.

Nun erhob sich der Fürst wieder und mit ihm die Männer.

"Binnen einen Monats sind wir frei, das verspreche ich Euch."

Er blickte entschlossen in ihre Augen, dann löste er sich bereits im Nichts auf...

"Was wir hier gehört haben, das behalten wir vorerst für uns, einverstanden?", bat Seiichi. Alle stimmten ihm zu.
 

"Was, ist das bitte?", frage Kuraiko belustigt und klickte grinsend mit ihrer Maus herum, öffnete dabei immer weiter neue Tabs in ihrem Internetbrowser.

Klarasi stand breit grinsend hinter ihr und beugte sich über den Tisch.

"Richtig geil, oder?", bestätigte sie genau das, was die Menschliche gerade dachte.

Sie blieben an irgendetwas hängen, ihre Augen zucken parallel über den Bildschirm und dann brachen beide in wildes Gelächter aus.

"Gott, die reinsten Hühner...", gluckste Kyllian und verließ mit seinem Ordner das Büro von Kuraiko. Sarana sah ihm nach, dann noch einmal zu den beiden Frauen und folgte ihm schließlich hinaus.

Sie wollte gerade los um etwas zum Mittag zu besorgen.

"Wo hast du das entdeckt?", fragte Kuraiko die Dämonin und sah zu ihr auf. Diese stellte sich wieder gerade hin und antwortete: "Ich gar nicht, das war Morgaine, meine kleine Schwester. Die hat den halben Tag zu Hause in Frankreich lange Weile und dann surft sie ununterbrochen durch das Netz. Dabei hat sie einfach dieses Fanforum entdeckt und mir gezeigt."

"Das ist wirklich einfach nur genial!", damit sah Kuraiko wieder auf den Bildschirm und grinste selig beim runterscrollen der Seite.

Was sie gefunden war einfach: Ein Forum, das von Fans der Dämonenkämpfe gegründet wurde, und wo sich jeder der wollte anmelden konnte, um sogenannte Fanfictions zu schreiben und zu veröffentlichen.

"Stöber einfach mal, wenn du Lust hast. Da sind Leute dabei, von denen ich der Meinung bin, dass sie mehr Talent dazu haben, sich Geschichten über die Rollen der Kämpfer und ihrer Herren auszudenken, als das Team, dass ihr dafür bezahlt."

"Und ich weiß auch schon genau, nach was ich suche!", verkündet Kuriko süffisant grinsend und mit dem Kopfwackelnd, ehe sie ihren und den Namen ihres Lieblingsdämonen eingab. Sofort brach Klarasi wieder in Gelächter aus.

"Hör dir das an: "Schlagt mich, meine Herrin"", las sie vor und das Huhn bei ihr musste sich an ihrem Bürostuhl festhalten, um nicht umzukippen - beinahe hätte sie dabei sie beide mit umgerissen.

"Oder das dort: "Der Hund braucht keinen Maulkorb, er braucht einen Knebel!""

Beide schrien fast und Kuraiko schlug mit dem Kopf auf die Tischplatte.

Was auch immer das war, das sie da entdeckt hatte, es versüßte ihr auf jeden Fall den Tag!

"Ich wähle mal das hier: "Garderobengeflüster".", erklärte Klarasi und drückte bereits einen Link.

Gemeinsam lasen sie die Kurzbeschreibung, da wurde Kuraiko immer röter, bis Klarasi schließlich loslachte.

"Nein! Nein! Mach das weg!", kicherte auch die andere peinlich berührt und schloss sofort gleich den gesamten Browser.

"Spielverderberin!", rügte Klarasi sie.

In diesem Moment nahm Sesshoumaru auf der anderen Seite des Schreibtisches gestalt an. Ausdruckslos sah er zwischen den beiden Frauen hin und her, blieb dann an dem Gesicht seiner Herrin hängen, die irgendwie ertappt mit noch immer hoch rotem Kopf grinste.

"Hallo Sesshoumaru", sang das Huhn bei ihr und schlich um den Tisch herum. Er nickte ihr lediglich kurz einmal zu.

"So, dann bringe ich mal Sarana nach Hause.", beschloss sie darauf. "Auf dem Rückweg bringe ich etwas zum Mittag mit. Hast du einen Wunsch, Kuraiko?"

"Eine scharfe Entensuppe und gebackene Zimtäpfel.", kam es sofort wie aus der Pistole geschossen. Klarasi nickte.

"Euch etwas, Sesshoumaru?"

"Das geiche, nur lass den Apfel weg."

Sie nickte und verschwand.

Es war noch einige Sekunden still, nachdem sie gegangen war, erst dann bemerkte Kuraiko, dass sich Sesshoumarus Stimmung seit der Trennung in der Eingangshalle geändert hatte.

"War es so schlimm?", fragte sie, doch er reagierte erst nicht. "Was haben sie gesagt?"

"Sie haben mich lediglich an etwas erinnert.", gestand er und kam endlich um den Tisch herum zu ihr. Dort an ihrer Seite lehnte er sich gegen die Tischplatte und verschrenkte mit geschlossenen Augen die Arme. Sie drehte sich auf dem Stuhl zu ihm.

"Und woran? Es scheint ja nicht sonderlich berauschend gewesen zu sein."

Er atmete einmal tief durch.

"Ich habe meinem Volk etwas versprochen, als Ihr noch klein wart."

Nun verstand sie wirklich nichts mehr.

"Und das wäre?", fragte sie und zog eine Augenbraue hoch.

Er öffnete die Augn nur halb und sah auf sie hinunter.

"Ich habe ihnen versprochen, dass ich sie befreie. Eure Familie, Herrin, besitzt uns nun bald fünfhundert Jahre. Mein Volk will seine Freiheit zurück."

Kuraiko lehnte sich zurück und sah auf ihre Hände, die vor ihrem Bauch mit einem Kugelschreiber spielten. Dann drehte sie sich auch komplett wieder von ihm weg. Diese Information, so verständlich sie auch war - sie konnte sich vorstellen, dass die Dämonen ihre Freiheit wieder zurück wollten - musste sie ersteinmal verdauen. Irgendwo in ihr meldete sich gerade der kleine Egoismusteufel, der sie schmerzlich daran erinnerte, dass sie mit diesem Schritt Sesshoumaru verlieren würde.

Der Dämon sah sie nur eine Weile an, dann sprach er weiter. "Würdet Ihr uns freilassen, Herrin?"

Und da war er, der Gedanke, der ihr einen Stich ins Herz versetzt.

Hatte er all das nur getan, damit er sie unter Konrolle hatte?

Damit er sie so manipulieren konnte, wie er es wollte?

War sein Ziel von Anfang an gewesen, dass sie ihm aus der Hand fraß?

Sie wusste, dass sie ihm diese Bitte nicht abschlagen würde, wenn sie kam. Umso schmerzlicher war es nun zu denken, dass er genau das beabsichtigt hatte.

Sie dachte an die letzten Tage: Alles hatte sie preisgegeben und ihre Erziehung verraten. Er hatte ihr solch ein sicheres Gefühl gegeben, dass sie dacht, dass er sie niemals ausnutzen würde und auf gar keinen Fall war sie auf die Idee gekommen, dass er sie nur manipulieren wollte. Und nun...

Sesshoumaru beobachtete sie weiter aufmerksam. Je mehr Zeit verstrich, desto unsicherer wurde er.

Hatte er sie vielleicht doch falsch eingeschätzt? War ihr Tod die einzige Rettung?

"Du kennst meine Antwort, habe ich recht, Sesshoumaru?", flüsterte sie.

"Nein, daher frage ich Euch."

Sie schwieg mehrere Augenblicke lang.

Er konnte sich doch nicht so in ihr geirrt haben!

Schnell hockte er sich neben sie und sah so von unten wieder in ihr Gesicht.

Er erschrak beinahe. Das, was dort stand, war kein Hass oder gar Machtgier, sie war verzweifelt.

"Herrin...", kam es kaum merklich über seine Lippen und er hob die Hand, um sie sanft am Oberschenkel zu berühren.

"Lass gut sein.", sie schob ihn von sich. "Ich hab schon verstanden. Also sag mir einfach nur, was ich tun muss, damit ihr alle frei seid."

Ihr Blick war gehärtet, wenn auch nicht kalt, lediglich stumpf.

Er antwortete nicht sofort, überlegte noch, wie er das alles interpretieren sollte, sagte dann aber: "Die Uhr, Ihr müsst sie einfach nur abnehmen und mir geben. Ich mache den Rest."

Als sie ohne weiter zu zögern nach der Kette griff und bereits anhob, um sie sich über den Kopf zu ziehen begriff er erst, was los war.

Schnell hielt er sie auf und legte den Anhänger zurück an ihre Brust, wo er hingehörte.

"Nein, Herrin, ich..."

"Ach jetzt auf einmal nicht mehr?", schrie sie ihn plötzlich an - woher auch immer dieser Gefühlsausbruch herkam, weder sie noch er konnten es sagen. "Eben noch wolltest du, dass ich dich endlich freigebe! Entscheide dich, oder willst du mir einfach nur den Verstand rauben?"

Er sah ihr in die Augen, bis sie sich wieder halbwegs beruhigt hatte.

"Es bringt nichts, wenn Ihr uns allein freigebt. Drei Fürsten müssen mindestens frei sein, damit der Bann auf allen Dämonen aufgehoben ist."

"Kein Problem, Kyllian wird seine Frau sicher freigeben...", murmelte sie nur.

"Dann fehlt uns immernoch einer."

Kuraiko stand auf, sie konnte seine Nähe einfach nicht mehr ertragen, es tat zu weh. Aber auch er kam wieder auf die Beine und sah ihr nach, wie sie an das große Panoramafenster heran trat.

"Übermorgen findet die Show statt.", erinnerte sie. "Besprich dich einfach mit einem der anderen Fürsten, oder versucht über eure Untertanen zu kommunizieren. Sicher wird sich irgendeiner finden, der es schafft seinen Herrn in kürzester Zeit so zu manipulieren, wie du."

Er schwieg, starrte ihr auf den Hinterkopf.

"Wenn ihr soweit seid, dann sag mir Bescheid. Ich gebe dir die Kette, sobald ihr genug Fürsten seid, um alle Dämonen zu befreien."

Noch immer rührte sich keiner von beiden von der Stelle.

Sie erwartete, dass er jetzt ging, wollte es sogar so.

Doch er dagegen dachte nicht daran. Krampfhaft überlegte er, was er tun konnte, damit sie ihn nicht mehr dauerhaft misstraute. Wenngleich er auch verstand, dass sie es tat. Nicht nur, weil er ein Dämon war und sie ein Mensch, nein, er verstand es, weil er es selbst nicht anders getan hätte. Und wie er bereits erkannt hatte, war sie nun einmal wie er, nur dank des menschlichen Blutes wesentlich emotionaler.

Kein Ton war in dem Raum zu hören, warum Kuraiko auch sehr schnell davon ausging, wirklich allein gelassen worden zu sein.

Sie verschrenkte die Arme und sah über die Dächer der umstehenden Gebäude hinweg. Am liebsten wäre sie in Tränen ausgebrochen, aber das konnte sie doch nicht schon wieder tun. Sie musste sich langsam zusammen reißen, ganz besonders dann, wenn sie nun bald wieder allein sein würde...

Wie hatte sie nur auf dieses Süßholzgeraspel des westlichen Fürsten hereinfallen können? Hätte ihr nicht eigentlich klar sein müssen, dass das nicht gut ging?

Natürlich, welcher Dämon hätte ... seinen Körper verkauft, nur damit seine Herrin ihn ans Herrscher über seine Untertanen anerkannte?

Nicht einer!

Natürlich musste da mehr dahinter gesteckt haben und nun wusste sie auch endlich was es war. Er hatte sie benutzt und manipuliert, nur, damit sie ihn freigeben würde...

Sie senkte den Kopf und sah hinunter auf die von so hoch oben klein wirkenden Straßen und die Autos in Ameisengröße. Würde wenigstens Sarana sie noch besuchen, wenn es soweit war? Vermutlich nicht...

Sie versteinerte, als sie eine Hand in ihrem Nacken spürte, die sanft ihre Haare zur Seite strich. Lippen folgten, und das sanfte knabbern von Zähne auf ihrer Haut.

Mit ihren Augen schielte sie hinauf und erkannte im Spiegelbild des Fensters Sesshoumaru hinter sich, kurz bevor sich auch schon seine Arme um ihre Taille und ihre Hüfte schoben.

"Hör auf damit.", murmelte sie. "Ich habe es verstanden. Und du hättest es von Anfang an nicht tun müssen. Ich hätte euch auch so freigelassen, wenn ihr mich gefragt hättet. Ich weiß doch gar nichts mit euch anzufangen."

Lüge! Wenigstens vertrieben die Dämonen ihre Einsamkeit und die wenige Aufmerksamkeit, die nicht einmal Sarana hatte füllen können, als sie noch ein Kind war.

"Ich will nicht, dass du dir weiter einredest, du müsstest es machen, um mich unter Kontrolle zu halten. Und ich will dich nicht, klar, Sesshoumaru?"

Eine erneute Lüge, doch eine von der Sorte, die den Dämonen hart an seinem Stolz pakte. Er knurrte auf, ein Schalter in seinem Kopf lege sich herum. Grob griff er nach ihr, stieß sie gegen die Scheibe und wollte gerade ihre Beine mit seinen öffnen und sie mit den Händen um ihre Handgelenke an der Scheibe fesseln, als sie schon schockiert und voller Angst aufschrie.

Sie fühlte sich bedroht, es war wie ein Angriff und mehr brauchte es nicht, um den Bann auf der Uhr zu akivieren. Erst kribbelte es an der Stelle, an der der Anhänger sie berührte, dann war es Sesshoumaru, der überrascht und vor Schmerz brüllte. Die Schockwelle, die sämtliche dämonische Energie der Kette enthielt und ausgesannt wurde, um die Herrin zu verteidigen, traf ihn hart am Brustkorb und schnüte ihm die Luft ab.

Er wurde zurück geschleudert und landete Rücklings auf dem Schreibtisch, in mitten des Computerzubehörs, der Unterlagen und Schreibutensilien. Das Holz splitterte und er blieb regungslos auf den Holzüberresten liegen.

Es dauerte einige Sekunden, bis der Schock und die Taubheit durch den Knall verflogen, den diese gebündelte Energie hervorgerufen hatte.

Kuraiko war schlecht und benommen zugleich, als sie sich im Raum umsah und vor allem saß sie plötzlich auf dem Hosenboden, obwohl sie sich gar nicht daran erinnern konnte, sich hingesetzt zu haben. Dass Sesshoumaru in dem Haufen Schutt lag und sich nicht einmal mehr aufrichtete, das bekam sie gar nicht mit. Erst, als Kyllian schokiert herein stürmte, kam sie wieder zu sich.

Kyllian sah lediglich die Füße aus den Überresten des Tisches heraus ragen und dann Kuraiko, die auf dem Boden hockte und völlig desorientert schien.

Sofort verstand er, was geschehen war.

"Oh, nicht doch!", er zückte sein Telefon und wählte die Kurzwahl für seine Frau, als er schon zu Kuraiko hinüber gesprungen war.

"Kuraiko, Kuraiko komm schon!", er tätschelte ihr die Wange, als endlich eine Stimme sich am anderen Ende der Leitung meldete.

"Ha...", weiter kam Klarasi nicht.

"Komm sofort wieder her und bring einen unserer Ärzte mit! Sesshoumaru hat Kuraiko angegriffen und wurde von dem Bann voll erwischt."

"Oh mein Gott! Wie geht es Kuraiko?"

"Sie ist benommen. Sesshoumaru...", er sah hinter sich zu dem Müll. "Keine Ahnung, ich sehe nur seine Füße und die regen sich nicht."

"Sesshoumaru...", murmelte Kuraiko da endlich.

"Ich komme sofort! Ich bin gleich bei dir!", rief Klarasi noch in den Hörer und legte wieder auf.

"Sesshoumaru!", schneller, als Kyllian gucken konnte, war Kuraiko da wieder auf ihren Füßen und mit drei kurzen Sprüngen neben ihrem Schreibtisch. Von der Sorge um ihren Dämonen angestachelt schob sie den zertrümmerten Bildschirm von ihm hinunter und das zersplitterte Holz, sowie sämtiche Mappen und Ordner und sonstigen Bürokram.

Dann sah sie ihn...

Bleicher als sonst, die Augen halb geschlossen, regungslos.

"Nein!", heulte sie und begann zu schniefen. "Nein, Sesshoumaru, bitte, tu mir das nicht an..."

Kyllian verstand nicht wirklich was war, aber er half ihr ohne zu fragen, ihn aus dem Sperrmüll heraus zu ziehen. Dabei entdeckte er etwas.

"Kuraiko, warte, STOPP!"

Mit bereits vom Salz gequollenen Augen sah sie ihn an und hielt in der Bewegung inne.

"Da, in seinem Rücken, leg ihn nicht hin!"

Kuraikos Herz setzte aus. Fahrig sah sie wieder auf den Dämonen hinab und versuchte ihn dann so auf die Seite zu legen, dass sie seinen Rücken sehen konnte.

Etwas langes Durchsichtiges steckte darin. Sie erkannt es als den Griff ihres Brieföffners.

"Komm, wir müssen ihn rausziehen!", Kyllian versuchte einen klaren Kopf zu bewahren. Immerhin, noch war es für den Fürsten definitiv nicht zu spät. Er schien noch immer flach zu atmen.

Kuraiko griff sofort nach dem Griff.

"Oh Gott, ich kann das nicht...", heulte sie, als sie spürte, wie sie die Kraft verließ.

"Du musst! Ich hole Wasser.", damit sprang Kyllian auf und lief davon. Kuraiko sah ihm nach. wie konnte er sie jetzt nur allein lassen?

Sie sah wieder hinunter auf Sesshoumaru, der sich noch immer nicht rührte, und sammelte dann endlich allen Mut. Ihr Plan war, das Ding mit einem Ruck heraus zu ziehen, aber es ging nicht. Nur träge bewegte sich die eigentlich eher stumpfe Klinge durch die Haut.

Doch mit jedem Zentimeter schien wieder Leben in Sesshoumarus Körper zu fahren. Erst zucken seine Arme, dann spannten sich auch seine Beine an und dann seine Gesichtsmuskeln. Ein gequältes, aber ersticktes Brüllen kam über seine Lippen, als sie ihn endlich von der "Waffe" befreite.

Zittrig weitete sich sein Brustkorb, als er tief einatmete und sich mit verschwommenem Blick umzusehen versuchte.

Doch alles, was er wahrnahm, war eine Gestalt wie hinter Milchglas mit langem, dunklerem Haar und der Schmerz in seinem Rücken.

Kuraiko wechselt schnell die Seite auf der sie saß und schlang dann beide Arme so um ihn, dass er mit der Wunde nicht den Boden berührte, denn Dämon oder nicht, eine zwanzig Zentimeter lange Klinge hinerließ auch bei ihm eine klaffende Wunde.

"Schnell, ich brauche ein Handtuch oder so!", brüllte sie sofort Kyllian an, als er mit dem Wasser wieder kam. Er stellte es nur ab und war wieder weg.

"Meine Herrin...", kam es matt von weiter unten.

"Nicht reden bitte... Es tut mir so leid, Sesshoumaru!"

Scharf zog er die Luft ein, als er versuchte seine Arme zu bewegen, doch stattdessen lediglich Schmerz im Rücken spürte.

"Bitte, Sesshoumaru, ich habe das nicht gewollt! Bitte verzeih mir..."

Sie hielt ihn mit einer Hand fest und strich ihm das Haar aus der Stirn, dass er ungehindert zu ihr hinaufsehen konnte. Seine sonst so strahlend gelben Augen wirkten blass.

"Stirb mir bitte nicht weg, ja?", flüsterte sie und strich unter seinem Auge entlang über die rot Zeichnung seines Clans.

Er hob die Hand und brachte ein müdes Lächeln zustande. Als er ihre Wange berührte und mit dem Daumen eine Träne von der Haut wischte, schloss er kurz die Augen als Ersatz für das Kopfschütteln.

"Keine Sorge, Ihr werdet mich schon nicht so leicht los."

Kyllian ließ sich wieder neben die beiden Fallen und drückte sofort das Handtuch, das er geholt hatte, auf die Wunde. Augenblicklich nahm Kuraiko es im ab und hob Sesshoumaru etwas höher an.

Schwach fiel sein Arm wieder hinunter, doch schlang sich sofort zusammen mit dem anderen um ihren Körper.

Voller Erleichterung drückte sie ihn an sich, seinen Kopf auf ihrer Brust, der sanfte Druck seiner Arme gab ihr Kraft.

Er dagegen schloss die Augen, den viel zu schnellen Herzschlag von ihr im Ohr, der ihm nicht nur Trost spendete, sondern auch zeigte, dass seine - von ihm ernannte - Frau große Sorgen um ihn hatte.

Sie liebte ihn genauso innig, wie er sie.



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