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Vor der Nase

Lord Sesshoumarus 25. Fall
von

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Sakura ermittelt

Sakura hatte sich beeilt in den Frauentrakt zu gelangen. Ihr Ziel waren zwei Damen: Tama, die Ehefrau von Katsumi, die angeblich von Haru belästigt worden war, und auch Mutter und Ehefrau Shigerus, von denen sie nur den Namen der Jüngeren, Chika, kannte.

Zunächst sollte sie wohl die Ehefrau aufsuchen, das war einfacher.... Nach einer kurzen Rückfrage bei der zuständigen Hofmeisterin klopfte sie höflich an die Tür und öffnete sie nach einem zögernden „Ja?“ von innen.

Die Heilerschülerin verneigte sich und kniete nieder. Du liebe Güte, Dämonin hin oder her, Tama war ja deutlich noch jünger als sie selbst. „Ich bitte um Vergebung für die Störung. Mich schickt Lord Sesshoumaru.“ Sie hätte schwören mögen, dass die Wolfsdämonin erbleichte.

„Oh ja, natürlich. Es geht um den Tod dieses Haru, nicht wahr? Ich hörte bereits, dass der Fürst....Ich meine, du bist Neigi-samas Schülerin?...Ihr...Ihr kommt im Auftrag Seiner Lordschaft. Geht es um Katsumi? Ist ihm etwas passiert?“

Eine nette Umschreibung für die Tatsache, dass der Erbprinz ermittelte, ihr Ehemann verdächtig war und die Beiden aneinander geraten sein könnten, so sehr, dass der junge Offiziersanwärter einen Heiler benötigte. Zumindest darüber konnte sie sie beruhigen: „Seine Lordschaft ermittelt im Todesfall, in der Tat, und ich wurde an ihn befohlen. Würdet Ihr mir einige Fragen beantworten?“

„Natürlich, natürlich, wenn es Katsumi helfen kann....“

Sorge um den Ehemann, nicht um das Mordopfer: „Ihr wisst, dass Haru verstorben ist?“

„Ja, gestern Abend. Es hieß, er sei ermordet worden und eine vornehme Dämonin sei deswegen verhaftet worden. Was hat denn Katsumi damit zu tun?“

„Es wurde gesagt, und Euer Gemahl bestätigte dies, dass Haru Euch....mehr als freundlich ansprach.“

Die Wolfsdämonin atmete tief durch. „Er belästigte mich! Jedes Mal, wenn ich mich außerhalb des Frauentraktes aufhielt, ja er schien mir förmlich aufzulauern. Mehr als das. Und ein Nein schien für ihn keine Antwort zu sein. Ich wusste ja, dass Katsumi viel zu tun hat um diese Sonderausbildung zu bestehen und wollte ihn nicht aus der Fassung bringen...aber ich wusste mir wirklich nicht mehr zu helfen. Ich darf doch meine Pflichten als Hofdame nicht vernachlässigen. So erzählte ich ihm davon. Er...er hat mir versprochen nicht leichtsinnig zu sein, sich nicht der Güte des Inu no Taishou undankbar zu erweisen....“

Sakura bedachte kurz ihre Aufgabe, ehe sie die halbe Frage diplomatisch beantwortete: „Soweit ich hörte, stellte er ihn zur Rede, mehr jedoch nicht.“ Wie erleichtert die junge Dame aufatmete: „Darf ich Euch dennoch eine Frage im Auftrag Seiner Lordschaft stellen?“

„Ja, natürlich....“ Tama presste die Hände im Schoss zusammen.

„Gestern Abend, nach der Ausbildung....habt Ihr Euren Gemahl getroffen? Hier?“

„Nein, natürlich nicht. Wir...wir waren in dem blauen Zimmer....“ Sie wurde etwas verlegen.

Sakura konnte das nachvollziehen. Das war die interne Umschreibung für das kleine Bad, in dem Eheleute gemeinsam und ungestört baden konnten. So wurde Katsumi den Schweiß der Übungen los, sah seine Angetraute und auch anderes wohl.... „Katsumi kam direkt von den Übungen? Ich meine, er trug noch sein Schwert?“

„Wurde Haru etwa mit einem Schwert umgebracht? Nein, Katsumi legt es ja wie die anderen auch immer ab, wenn sie das Schloss betreten. Er hatte nur noch seine Rüstung an.“ Tama hob den Kopf: „Die Anderen....ja, genau. Da soll Seine Lordschaft doch auch mal nachfragen.“

„Was meint Ihr?“

„Katsumi war bei mir und er hatte mir doch versprochen, dass er nichts direkt macht. Ihr sagtet ja, das habe er auch nicht. Er ist ein feiner, ruhiger Mann, trotz seines jungen Alters. Wirklich. - Aber ich war nicht die Einzige, der Haru auf die Nerven ging.“

Sakura stutzte: „Auch einer seiner Kameraden? Aber er ist doch der Einzige, der bereits verheiratet ist?“

„Man muss nicht verheiratet sein...“

Das war wahr. Leider engte das den Kreis der Verdächtigen kaum ein. Doch. Kouhei hatte gesagt, seine Familie lebe außerhalb....aber hatte er sich vielleicht verliebt? Oh je, das wurde unübersichtlich, und, wie sie den Hundeprinzen kannte, wollte der alles von ihr wissen. Alles dazu. Das konnte dauern. „Ich danke Euch, Tama. Falls Seine Lordschaft noch Fragen hat, wird er Euch gewiss rufen lassen.“

Dem Gesichtsausdruck der Wolfsdämonin nach hatte das nach einem Urteil geklungen. Und sie hörte sich ein wenig heiser an, als sie meinte: „Ja, natürlich...“
 

Nach Shigerus Familie musste Sakura ebenfalls fragen. Sie kannte zwar eigentlich alle Dämonen vom Sehen her, aber namentlich nur die, mit denen sie auch direkt in Berührung kam. Der Vater war offenkundig bei einem Kampf für den Inu no Taishou gefallen und dieser hatte die Familie aufgenommen, den Sohn in die Garde gesteckt und die Frauen....Nur kurz darauf wusste sie, dass Ayaka, Shigerus Mutter, turnusmäßig auch zur Fürstin gesandt wurde, Chika, die Schwester des Offizieranwärters dagegen noch hier lebte, nur immer wieder bei Festen als Hofdame fungierte, offensichtlich, um ihr eine Ehe zu ermöglichen. Momentan befanden sich beide hier.

Als sich die Heilerschülerin höflich anmeldete und die Tür beiseite schob, stellte sie rasch fest, dass die Familie offenbar wirklich das Wohlwollen des Fürsten genoss. Die beiden Damen hatten nicht nur einen Raum zur Verfügung, sondern das eigentliche Zimmer war durch einen kleinen Vorraum abgetrennt, in dem eine große Truhe anzeigte, dass sie über mehr als genug Garderobe verfügten – denn ganz sicher befand sich auch hinten im Schlafzimmer eine weitere.

Dem Alter nach war es die Mutter, die sie hier im Vorzimmer empfing, und so verneigte sich Sakura höflich, nannte ihren Namen und ihren Auftraggeber. Die Fuchsdämonin nickte würdevoll.

„Du..Ihr habt also Fragen, Sakura-san?“

„Im Auftrag Seiner Lordschaft. - Es geht um Shigeru. Ihr wisst sicher, dass einer seiner Kameraden gestern tot aufgefunden wurde.“

„Ja. Wie wohl das gesamte Schloss. Allerdings wundert mich, dass dies Sess...den Erbprinzen noch interessiert. Ich hörte, es sei eine Hundedämonin verhaftet worden.“

„Es steht unsereins nicht zu, die Befehle des Fürsten an seinen Sohn in Frage zu stellen.“ Sakura klang ein wenig schärfer. Die Fuchsdämonin fühlte sich ihr als Art und vom Hofrang her überlegen, also musste sie zusehen, dass sie sich hinter Seiner Eisigkeit oder noch besser dem Inu no Taishou versteckte – oder sie bekäme keine Auskünfte.

„Ja, natürlich,“ erwiderte Ayaka auch eilig, sich durchaus der Gerüchte erinnernd, nach denen dieses Mädchen mehr als nur das Ohr Lord Sesshoumarus und gar des Inu no Taishou besaß: „Fragt dann....“

„Shigeru kam gestern Abend nach den Übungen in den Frauentrakt? Nur in ein Besuchszimmer oder hierher?“

Ayaka atmete durch: „Ja, praktisch unverzüglich. Und hierher. Ich hatte ihm einen Boten gesandt. Chika...das ist meine Tochter....war erkrankt...“

Sakura hatte den unwillkürlichen Blick über die Schulter bemerkt: „So ist Eure Tochter wohl schwer erkrankt? Das tut mir Leid. Darf ich meinem verehrten Lehrer Neigi-sama davon in Kenntnis setzen?“ Eigenartig. Sie hätte doch gewusst, wenn er gerufen worden wäre – oder er hätte sie zu einem Dämonenmädchen geschickt.

„Oh....Nein,so schlimm ist es nicht....“

Da stimmte doch etwas nicht? Ganz und gar nicht? „Ich bitte zu bemerken, dass Heiler einer Verschwiegenheit unterliegen, die nur gegenüber dem Fürsten bei schweren Vergehen gelüftet werden darf.“

„Auch Ihr müsst schweigen?“

„Ja.“ Sakura sagte es einfach. Im Zweifel müsste sie dem Hundeprinzen gegenüber die passenden Worte finden – aber darin besaß sie nun wahrlich Übung. Aber auch er kannte das Schweigergebot der Heiler und hakte in aller Regel nur nach, wenn es ihm wirklich helfen konnte den Mord zu klären.

„Ich gehe zu Chika. Wartet.“

Das Menschenmädchen gehorchte, konnte jedoch nicht umhin ein wenig zuzuhören. Zwar verstand sie keines der geflüsterten Worte, war sich jedoch sicher, dass allein Ayaka redete. Nur kurz darauf kehrte diese zurück.

„Kommt.“

Sakura erhob sich und ging in das hintere Schlafzimmer. Dort lag auf einer Matte, zugedeckt, ein Mädchen, das sie unter Menschen auf sechzehn geschätzt hätte, eher weniger, aber natürlich war das eine Fuchsdämonin. Ihr Gesicht schien seltsam verzerrt. So ließ sich Sakura, wie sie es gelernt hatte, neben ihrer neue Patientin nieder. „Mein Name ist Sakura, Chika. Ich bin die Schülerin des ehrenwerten Neigi. Habt Ihr Schmerzen?“

„Das auch,“ erwiderte ihre Mutter und kniete neben der Heilerschülerin nieder: „Aber vor allem kann sie seit gestern morgen den Mund nicht mehr öffnen, auch nur mehr unverständlich reden.“

Sakura nickte nur: „Wo sitzt der Schmerz, Chika?“

Das Fuchsmädchen deutete auf ihre Wange, wo sich auch eine Schwellung zeigte.

„Ich werde Euch sehr vorsichtig berühren. Es mag ein wenig mehr schmerzen, aber ich muss etwas ertasten....“ Sie hob schon die Hand: „Dann kann ich Euch sagen, ob es durch dämonische Selbstheilungskräfte schwindet oder Ihr doch besser meinen Lehrer holen lassen solltet.“

Chika zögerte sichtlich, nickte dann jedoch.

Die Haut fasste sich nicht wärmer an als sonst bei Dämonen, eine Entzündung eines Zahnes oder ähnliches war auszuschließen. Und ihr Finger berührte eine leere Stelle – das also war die Ursache. Sakura zog eilig die Hand zurück: „In der Tat. Es scheint mir, die ich nur eine Schülerin bin, als ob in diesem Fall mein Lehrer angebracht wäre. Nach allem habt Ihr, Chika....“ Sie versuchte gleichzeitig mit der Patientin und der Mutter zu reden: „Eine so genannte Kieferklemme. Euer Kiefer wurde, vermutlich durch einen heftigen Aufprall, ausgerenkt, etwas, das auch dämonische Selbstheilungskräfte nicht zu beseitigen vermögen. Mir als schlichtem Menschen fehlt die Kraft dies zu tun. Neigi-sama benötigt gewiss kaum zwei Minuten, damit Ihr Euren Mund wieder öffnen könnt und auch der Schmerz nachlässt.“

Chika schloss die Augen, schien nicht mehr reden zu wollen. Das übernahm ihre Mutter: „Ja, dann sagt das doch Neigi....“

„Nein, ich bedauere. Der Befehl an mich lautet Lord Sesshoumaru zur Verfügung zu stehen. Ich möchte Euch daher bitten, einen anderen Diener zu senden.“

„Ja, natürlich...“ Der Fuchsdämonin war klar, dass der Hundeprinz keine nachlässigen Dienstboten schätzte – und seine eigenen Ansichten über tödliche Beleidigungen besaß. „Kommt.“

Im Vorraum blickte sich Sakura um: „Ihr habt Shigeru rufen lassen um ihm seine Schwester zu zeigen?“

„Ja. Ich war sehr erschrocken sie so zu sehen. Ein heftiger Aufprall, sagtet Ihr?“

„Ja. Ein Sturz, bei dem sie unglücklich mit eben dieser empfindlichen Stelle des Kiefers gegen einen Balken in der Wand prallte...oder so.“ Ihr war eben ein anderer Einfall gekommen: „Was sagte Shigeru denn?“

„Er meinte....sie solle sich zusammennehmen, das würde von allein heilen. Wisst Ihr, wir sind dem mächtigen Inu no Taishou zu gewissem Dank verpflichtet und können uns keine...keine Nachlässigkeit leisten.“ Die Fuchsdame richtete sich etwas auf: „Ihr seid sicher, dass dies nicht ohne Hilfe heilt.“

„Absolut sicher. Und die Schmerzen für Chika werden bestimmt immer heftiger.“

„Ich werde nach dem Heiler schicken. Danke.“

„Ich danke Euch.“ Sakura verneigte sich höflich und ging. Hm. Shigeru hatte seine Schwester gesehen. War auch ihm die Idee gekommen, die sie soeben gehabt hatte? Chika selbst konnte ja nicht reden. Gleich. Ihre Pflicht lautete Bericht zu erstatten, sachlich, ausführlich, und möglichst wortwörtlich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Kerstin-san
2020-04-25T17:35:15+00:00 25.04.2020 19:35
Hallo,
 
Tama tut mir wirklich leid. Da muss sie diese Belästigungen ertragen, hat aber auch Sorge, dass wenn sie oder ihr Mann sich zu sehr beschweren beide in Ungnade fallen - der Tote wird mir immer unsympathischer.
 
Ich bin ja schon froh, dass Chika nicht ungewollt schwanger ist - mittlerweile denke ich bei erkrankten Frauen in deinen Krimis immer zuerst an eine Schwangerschaft, allerdings frage ich mich schon, was sie wohl angestellt hat, um sich eine Kieferklemme zuzuziehen oO
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Yvibel
2015-01-16T22:33:09+00:00 16.01.2015 23:33
So, hat doch etwas gedauert aber nun bin ich wieder ein Stückchen weiter.^^
Und ich muss sagen, nachdem ich auch das sehr aufmerksam gelesen habe, kommt mir das Verhalten dieser werten Damen...aller Damen nun ein bisschen verdächtig vor.
Vor allem bei den Füchsen frage ich mich ob die kleinere verletzte da vielleicht irgendwie mit drin steckt...
Vielleicht wurde sie ja auch auf irgendeine Art belästigt und damit da nicht weiter nachgeforscht wird, darf sie nun nicht zum Heiler...*überlegt*
Naja, das wäre zumindest endlich mal ne Vermutung für mich.^^
Mal sehen, was sich da noch so ergibt.
Also bis zum nächsten Kapi.
Yvi
Von:  Lizard
2014-06-29T08:24:09+00:00 29.06.2014 10:24
Oha, das sieht ja sehr nach Gewalt gegen das arme Fuchsmädchen aus. Das lässt Shigeru natürlich wieder sehr verdächtig erscheinen, denn dann hätte der einen Grund für einen Racheakt gehabt... Dieser Haru war wohl ein intelligenter und starker Bursche, hat seine Talente aber offensichtlich sehr missbraucht. So macht man sich natürlich wirklich keine Freunde.
Von:  Teilchenzoo
2014-06-12T08:44:49+00:00 12.06.2014 10:44
Hmpf. Der Kerl hat also Chika geschlagen. Armes Ding. Dadurch hatte ihr Bruder allerdings einen sehr konkreten Anlass, Haru töten zu wollen. Es wimmelt wirklich nur so von Motiven^^°.

Tama gibt Katsumi ein Alibi, aber das würden Eheleute wohl auch tun. Trotzdme lenkt es erst einmal den Verdacht von ihm ab. Masaru ist ebenfalls fein raus. Bleiben die drei anderen Herren.
Von:  Mimiteh
2014-06-06T14:48:11+00:00 06.06.2014 16:48
Oha. Da tin sich ja immer neue Abgründe auf. Noch mehr mögliche Motive, noch tiefere Verwicklungen, noch verborgenere Schlingen.
Und Tokushima, nun, ich traue ihr vieles zu, aber Sess direkt anzuöügen? Und das gleich zweimal? Sie kennt seine Ermittlungen doch nun aus erster Hand. Insofern wird es immer unwahrscheinlicher, dass sie etwas mit dem schlussendlichen Tod Harus zu tun hatte.
Ich bin gespannt, was sich noch ergibt.
Wie viele Kapitel erwarten uns noch?
Antwort von:  Hotepneith
06.06.2014 16:52
Danke für den Kommentar.
Insgesamt sind es diesmal zehn Kapitel, wobei die Indizien nach dem achten vorliegen.

bye

hotep


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