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Modern world with problems...

{HicksxAstrid}
von

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Sturmpfeil, Astrids Drache

Der Regen hatte eingesetzt, als Astrid endlich den Wald erreicht hatte. Ein wahrer Wolkenbruch ließ die Erde schlammig werden und machte das Vorankommen schwer, doch die junge Frau biss einfach die Zähne zusammen und lief weiter. Immer weiter.

Ihr Herz raste, ihre Gedanken waren nur ein Wirbel aus Bildern und Worten. Im Zentrum dieses Sturmes:

Hicks.

„Wie konnte ich nur so dumm sein, sie allein zu lassen? Wie konnte ich so blöd sein, einfach weg zu gehen?“ fuhr sie sich immer wieder in Gedanken an, während sie versuchte, beim Laufen nicht auf dem matschigen Boden auszurutschen. Doch immer wieder kam sie ins Stolpern, fiel auf die Knie oder legte sich sogar komplett lang. Sie schmeckte Blut, als sie sich beim Sturz die Lippe aufgebissen hatte. Schnell zog sie sich jedoch wieder auf die Beine, ignorierte den Schmutz und das Wasser, das ihre Kleider durchweichte und lief weiter. Immer weiter. Ihr Freund war in Gefahr, dass konnte sie spüren. Alvin war vor Ort, der Mann der schon unzählige Prozesse wegen Bedrohung, Diebstahl, Freiheitsberaubung, Erpressung und sogar Mord als unbehelligter Bürger verlassen hatte.

„Hicks. Was auch immer gerade passiert, halt durch. Ich bin gleich bei dir!“

Astrid wusste nicht, ob Ohnezahn in der Lage war, seinen Reiter allein gegen Alvin und seine Band zu verteidigen. Sie traute dem Drachen sehr viel zu. Vieles, zu dem andere, gewöhnliche Tiere seiner Größe nicht in der Lage waren.

„Ohnezahn wird ihn beschützen. Er muss. Er ist ein Drache!“

Dennoch blieb der Zweifel, wie ein matschiger Wurm der an ihrem Verstand nagte, immer lauter und immer kräftiger.

Als sie Stimmen durch das Rauschen des Regens vernahm, stürzte sie in letzter Sekunde hinter einen Baum. Es waren die Stimme mehrere Männer und… das Brüllen eines Drachen?

„Ohnezahn!“

Astrid lugte hinter dem breiten Stamm hervor und sah in einigen Metern Entfernung die Gruppe von Männern, die mit Leinen und Ketten einen Drachen hinter sich her zogen. Einen schwarzen Drachen.

„Oh nein!“ sie drückte sofort eine Hand vor ihren Mund und ihr Herz setzte aus, als sie nirgends eine Spur von Hicks fand und dann Ohnezahns wehklagendes Schreien vernahm.
 

„Beeilt euch. Dieses abscheuliche Wetter ertrage ich keine weitere Sekunde. Bringt ihn gefälligst schneller voran. Wenn es sei muss, tretet ihm in den Hintern!“ brüllte Alvin über die Köpfe seiner Männer hinweg. Grummelnd war von allen ein Ja zu vernehmen und sie gingen zügig weiter.

Astrid konnte nur hilflos zusehen, wie sie Ohnezahn aus dem Wald schafften und vermutlich auf einen Lastwagen oder etwas ähnlichem verladen würden.

Schweigend und tatenlos stand sie an den Baum gelehnt und versuchte ihre Gedanken neu zu ordnen, versuchte zu überlegen, was sie tun sollte.

„Hicks! Ich muss Hicks finden!“

Sie stürzte los, eilte ihren geschlungenen Pfad in die Berge hinauf und versuchte so schnell wie möglich ins Tal zu kommen.
 

Keuchend kam sie am Eingang des Tals zum stehen und sie musste sich keuchend auf ihre Knie stützen. Ein grauer Nebelschleier hing über der Schlucht, der Regen machte die Sicht zusätzlich schwer. Doch Astrid ließ sich von ein wenig Regen und Nebel nicht beeindrucken. Sie stürzte sich förmlich den Kiespfad hinab und folgte im Laufschritt dem Flusslauf.

„Hicks. HICKS!“

Keine Antwort. Astrid rief weiter nach ihrem Freund und drehte sich mehrmals um die eigene Achse, um ja nicht etwas zu übersehen, was sie später bereuen würde.

Und dann fand sie ihn.

Und ihr Herz setzte aus.

Hicks lag am Boden, durchnässt, leblos, bleich.

Astrid’s Beine begannen zu zittern und sie schaffte es kaum, einen Schritt vor den anderen zu setzen. Sie sah Blut, dass aus seinem Mundwinkeln lief, dass seine Jacke rot verfärbt hatte und sich mit dem Regenwasser am Boden sammelte.

Ihre Hände wanderten zu ihrem Mund und sie fiel auf die Knie. Heiße Tränen rannen ihr übers Gesicht. Sie war zu spät.

„O-Oh nein… nein bitte nicht. H-Hicks!“

Sie kauerte sich zu einer Kugel zusammen und legte eine Hand auf die Brust ihres Freundes.

„…strid.“

Sie stockte und hielt den Atem an, als sie schwach seine Stimme vernahm.

„…Astrid.“

Ihr Kopf schnellte hoch, sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sie kam näher.

„Hicks… Du lebst!“

Sie war überglücklich und vergaß für einen Augenblick, in Tränen aufgelöst, die Situation. Hicks war noch am Leben und das war alles, was nun zählte.

„Astrid… du bist… zurück. Du bist… gekommen!“ Seine Stimme war nicht mehr als ein geschwächtes Flüstern und bei jedem Wort lief etwas mehr Blut aus seinem Mundwinkel. Dennoch schaffte er es, die Lippen zu einem Lächeln zu verziehen.

„Ich wusste, dass du… zurückkommen würdest!“

„Ja, Hicks. Ja, ich bin da. Ich bin hier. Spar aber deine Kraft, wir müssen dich ins Krankenhaus bringen, so schnell wie möglich!“

Sie holte bereits ihr Smartphone aus der Tasche, bereit den Notarzt anzurufen, dass sie einen Helikopter samt Rettungsteam schicken sollen. Doch als die kalte Hand von Hicks ihre umschloss, hielt sie inne.

„Nein… keine Zeit… du musst, Ohnezahn… retten!“ sagte er leise, sein Lächeln war wieder vergangen.

„Was… was redest du denn da? Hicks, du brauchst medizinische Hilfe, einen Arzt, sonst… Hicks… du darfst nicht sterben!“

Er hustete schwach, was aber so etwas wie ein Lachen sein sollte. Hicks hatte die Lippen wieder leicht verzogen.

„Astrid… dafür ist es… schon zu spät. Bitte… ich hab nicht mehr… viel Zeit. Bitte, nimm das!“

Er griff in seine Hosentasche und holte eine silberne Kette mit einer Pfeife hervor. Astrid blickte verständnislos in die offene Hand ihres Freundes und nahm zögerlich die Pfeife entgegen.

„W-Was… ist das?“

„Ich wollte… es dir eigentlich zu deinem… Geburtstag schenken. Wenn du 18… wirst! Lustig… wie das Schicksal alles neu würfelt… oder?“

Sie blickte wortlos auf die Pfeife, dann zu Hicks, der sie mit halb geschlossenen Augen anstarrte, immer noch ein sanftes Lächeln auf den Lippen.

„Jetzt… blas schon rein… ich werde sicherlich nicht mehr… älter!“

Sie zögerte, führte dann die Pfeife aber zu ihren Lippen und blies hinein. Ein lauter, heller Ton hallte durch das Tal und verhallte erst nach einigen Sekunden.

Astrid ließ ihren Blick durch das Tal schweifen und zuckte dann erschrocken zusammen, als ein lautes Schreien als Antwort durch das Tal zurück hallte. Flügelschläge, mehrere waren zu hören und aus dem Regendunst stürzten 4 Drachen hindurch. Astrid wäre beinahe vor Schreck auf ihren Rücken gestolpert, als die Drachen in einem großen Bogen um die beiden herum kreisten und sich dann um sie herum auf dem Boden niederließen.

„Drachen… so viele Drachen.“ Sagte Astrid perplex und Hicks brachte ein hustendes Lachen zu Stande.

„Da ist sie ja… die Kavallerie…“ sagte er leise.

Jeder Drache hatte eine andere Größe, Farbe und Form. Keiner glich dem anderen.

Ein riesiger, roter Drache mit langen Klauen und langen, geschwungenen Hörnern. Ein kleiner, breiter Drache, dem man nicht ansah, dass seine kleinen Flügel ihn zum Fliegen brachten. Ein grüner Drache mit gleich zwei Köpfen, deren lange Hälse sie verrenken konnten wie den Körper einer Schlange.

Und ein blauer Drache, dessen großer Kopf hoch über dem Boden getragen wurde und dessen Körperbau an die Form eines stolzen Falken oder Adlers erinnerte.

Astrid war sprachlos und ihr fiel die Pfeife aus der Hand.

Hicks winkte den Blauen mit schwacher Hand zu sich und sofort beugte dieser seinen Kopf und trat ein paar Schritte auf ihn und Astrid zu.

„Hör mir… jetzt ganz genau zu… Astrid. Ich… zeige dir… wie du ihr Freund werden… kannst. Steh… auf!“

Sie zögerte mit seinem Wunsch, hievte sich dann aber auf ihre wackligen Beine. Der Drache beäugte sie angespannt aus gelben Augen und die Angst, die sie schon bei Ohnezahn verspürte, war wieder da.

„Hab… keine Angst, Astrid. Ich habe sie schon… vor Monaten… gezähmt. Jetzt… geh auf sie zu und strecke deine Hand aus!“

Astrid nickte, streckte dann ihren Arm aus und trat auf den blauen Drachen zu. Der Drache zuckte hin und her, ließ den Schwanz durch die Luft peitschen und schrie dann laut auf. Astrid stolperte zurück und zog sogleich die Hand an die Brust.

„Die Axt… leg die Axt… weg. Sie fürchtet sich… davor?“ erklärte Hicks angestrengt.

Sofort griff Astrid an die schwarze Axt an ihrem Gürtel, band sie los und schmiss sie einige Meter von sich. Der blaue Drache folgte der Axt mit seinem Blick und richtete sich dann wieder an Astrid. Die erhob erneut den Arm und trat auf den Drachen zu.

Der Drache folgte ihrem Beispiel und streckte sich langsam und zögerlich dem Arm entgegen. Als nur noch wenige Zentimeter sie von einander trennten, schloss Astrid die Augen und drückte die Handfläche schließlich gegen die warme, schuppige Schnauze.

Erst als der Drache sich gegen ihre Hand förmlich schmiegte und ihren Geruch einatmete, öffnete Astrid wieder ihre Augen und ein breites Lächeln zuckte über ihr Gesicht.

„Ich… ich hab‘s geschafft. Hicks, ich hab‘s geschafft. Ich habe mich mit meinem Drachen angefreundet!“ jubelte sie, überwältigt von den Glücksgefühlen, dass dieses Ereignis in ihr auslöste.
 

„Bravo… Astrid… ich wusste, dass… du es schaffen würdest. Jetzt… rette bitte… Ohnezahn… ich… ich… liebe … dich!“

Seine Kraft verließ ihn und Hicks schloss müde die Augen. Dann entspannte sich sein Körper und mit einem letzten Lächeln auf den Lippen verließ ihn der letzte Lebenswille.

Astrid hielt in ihrer Freude über den Drachen inne, und drehte sich langsam, schwer atmend um.

„Hicks?“

Sie fiel vor ihm auf die Knie und ergriff seine kalte, leblose Hand.

„H-Hicks?“

Die Drachen senkten alle den Kopf, als Astrid, in Tränen aufgelöst ihren Kopf auf seine Brust legte und ihre Welt förmlich über ihr zusammen brach…



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