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Modern world with problems...

{HicksxAstrid}
von

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Hicks Haddock

Berk war für viele, verschiedene Dinge bekannt: Die Sturheit seiner Einwohner, die Überpopulation von Schafen und für die Tatsache, dass es in der kleinen Küstenstadt mehr Niederschlag gab als im Rest Schottlands. Und an diese Tatsache erinnerte sich Astrid schnell wieder, als sie auf dem Weg zu Grobians Kneipe von einem heftigen Regenguss überrascht wurde. Schon nach wenigen Minuten war sie bis auf die Haut durchnässt, die Haare klebten ihr im Gesicht und die Kälte ließ ihre Zähne klappern.

„Wozu kaufe ich mir in London extra einen wetterfesten Regenmantel? Das hat man nun davon, wenn man auf eine schön animierte Werbekampagne im Fernsehen rein fällt!“ schnaubte sie wütend und strich sich die nassen Strähnen aus den Augen, nur um sofort weitere, unverständliche Flüche zu grummeln, als sie zurück ins Gesicht fielen.
 

Nachdem Astrid von Hicks Vater nichts über die Tabletten ausquetschen konnte, hatte sie beschloss, zu gehen und zu ihrer Mutter zurück zu kehren. Dort stand erst einmal eine Entschuldigung auf dem Plan, denn Astrid wurde auf dem Rückweg klar, dass ihre Mutter es eigentlich nur gut mit ihr gemeint hatte.

Doch glücklicherweise hatte Helga ihrer Tochter den kleinen Wutausbruch nicht krumm genommen. Ganz im Gegenteil, sie konnte sie sehr gut verstehen und kurz darauf lagen sich Mutter und Tochter wieder in den Armen.

Es brachte nicht viel, sich weiter über Hicks den Kopf zu zerbrechen, so lange sie ihn noch nicht selbst getroffen hat. Was sich als schwierig erweisen würde, wenn man bedenkt, dass der junge Ausreißer den ganzen Tag über lieber verschwunden blieb. Also fanden Astrid und ihre Mutter schnell andere Gesprächsthemen, angefangen bei ihrer schulischen Laufbahn. Helga war außerordentlich stolz auf die Leistungen, die Astrid bis her in den verschiedenen Unterrichtsfächern erbrachte und sagte ihr ihre volle Unterstützung zu, sollte sich die Blonde wirklich dazu entschließen, später Medizin zu studieren.

„Das ist gut. Sehr gut sogar. Dann kannst du die Knochenbrüche und die Prellungen, die du mit deiner Art der “Kommunikation“ verursachst später auch wieder medizinisch versorgen.“ hatte Helga gescherzt.

Dann kamen sie kurz auf ihren Vater zu sprechen, doch Helga wollte nicht viel über ihn wissen. Sie nahm den Gruß nickend hin und fragte kurz nach seinem Wohlbefinden. Alle anderen Themen, die ihn betrafen winkte sie danach ab.

„Dein Vater und ich haben beschlossen, unsere Leben getrennt weiter zu führen. Also muss ich mich nicht für den Unsinn interessieren, den er treibt!“

Astrid hatte ihr zwar beigepflichtet, doch traurig stimmte sie es schon. Die letzten Jahre hatte sie immer wieder gehofft, dass sich ihre Eltern eines Tages wieder versöhnen würden. Doch mit jedem, gescheiterten Versuch schwand diese Hoffnung ein Stückchen mehr.
 

Nach der gemütlichen Runde im Wohnzimmer half Helga beim Auspacken der Koffer und Astrid legte sich dann selbst noch für knapp zwei Stunden auf's Ohr, bis der Wecker ihres Smartphones sie daran erinnerte, dass sie an diesem Abend ja noch verabredet war.
 

Und nun waren wir da, wo dieses Kapitel anfing. Astrid im Regen auf dem Weg zu Grobians Kneipe und sie dankte allen bekannten Göttern der verschiedensten Religionen auf dieser Welt, als sie endlich die kleine Kneipe mit der flackernden Leuchtreklame erreichte.

„Grobians Bierhöhle! Einen besseren Namen hätte er sich wohl nicht ausdenken können!“ kommentierte die den Schriftzug der Leuchtreklame, bevor sie die Tür öffnete und über die Schwelle trat.

Ein Schwall aus Rauch, Hitze und dem Gestank von Bier schlug ihr entgegen, als sie durch die Tür ging und es trieb ihr sogleich ein paar Tränen in die Augen. Doch nach einigen, kurzen Atemzügen gewöhnte sie sich rasch an die Knappheit von frischer Luft und mit halb geöffneten Augen blickte sie durch die zwielichtig gehaltene Kneipe auf der Suche nach ihren Freunden. Und sie fand sie auch schnell.

An einem langen Tisch, nahe der Fenster saßen Rotzbacke, Raffnuss, Taffnuss, Fischbein und Grobian, der sich einen Stuhl genommen hatte und am Tischende saß, wild mit den Händen gestikulierend. Offenbar erzählte er gerade wieder eine seiner Geschichten aus seiner Jugend.

„Un' dann... plötzlich wie aus'm Nichts schossen riesige Tentakel aus'm Wasser und schnappten nach meinem Kahn. Ich war noch immer damit beschäftigt, den gierigen Wahl mir vom Leib zu halten un' musste rasch überlegen. Was sollte ich tun? Also schnappte ich mir meine Harpune und...“

„Hey Astrid. Komm rüber!“ brüllte Raffnuss und unterbrach Grobian damit in seiner Erzählung. Die anderen Jugendlichen drehten sich ebenfalls zu ihr um, so wie auch Grobian selbst, der seine Mütze zum Gruß hob und sie mit seinen lückenhaften Zähnen anlächelte. Besonders auffällig war dabei der große Eckzahn aus Eisen, der im schwachen Licht der flackernden Deckenbeleuchtung funkelte.

„Moin Astrid. Wie schön, dass du den weiten Weg nach Berk zurück gefunden hast, Mädel. Bist aber ganz schön in die Höhe gewachsen!“ sagte Grobian sogleich.

Astrid setzte sich an den Tisch, nickte jedem freundlich zu und schälte sich dann aus ihrem durchnässten Mantel.

„Danke Grobian. Wie schön, dass du immer noch der leidenschaftliche Geschichtenerzähler von früher bist!“ sagte sie anerkennend, was Grobians Lächeln breiter werden ließ.

„So, aber genug von meinen ollen Geschichten. Kundschaft wartet un' ihr habt euch sicherlich viel zu erzählen. Noch einen guten 'nabend, Astrid!“

Damit zog sich der Ältere Mann zurück und die Jugendlichen waren unter sich.

„Puh, ist das ein Wetter draußen. Das einzige, was ich unten in London wohl nicht vermisst habe, die letzten Jahre. Hey, Fischbein. Schön dich wieder zu sehen!“ sagte sie und klopfte dem schüchternen, aber korpulenten Jungen auf die Schulter.

„J-ja, Astrid. Schön... schön, dich ebenfalls zu s-sehen!“ stammelte er nervös. Alle außer Astrid konnten darauf den starken Rotschimmer auf seinem Gesicht sehen, doch keiner sagte etwas. Stattdessen warfen sie sich vielsagende Blicke zu.

„Also. Ich nehme an... du hast mit deiner Mutter über Hicks gesprochen?“ fragte Rotzbacke vorsichtig, worauf Astrid nickte.

„Und mit seinem Vater, ja. Ich weiß also Bescheid. Was ich mich jetzt natürlich Frage ist, wohin er jeden morgen verschwindet?“

„Keine Ahnung. Ich hab mal versucht, ihm zu folgen. Doch dann war da plötzlich dieses voll krasse Streifenhörnchen und ich hab mich gefragt, wie hoch man so ein Vieh in die Luft schmeißen kann... und dann war Hicks verschwunden. Ach, keine Ahnung. Das ist alles zu kompliziert für mich!“ sagte Taffnuss und er kratzte sich am Kopf, bevor er einen der Bierkrüge ergriff, die auf dem Tisch standen und einen Schluck davon nahm.

„Hey, das ist Meiner!“ schimpfte Raffnuss sofort und sie schlug ihrem Bruder gegen die Seite.

„Oh, 'tschuldigung!“

Taffnuss spuckte das Bier zurück in den Krug und schob ihn zu seiner Schwester.

„Bitte!“

„Na also!“ und Raffnuss nahm selbst einen kräftigen Zug, worauf Astrid, Fischbein und Rotzbacke sich angewidert wegdrehten.

„Hey Astrid. Auch ein Bier?“ rief Grobian hinter der Theke hervor, doch Astrid schüttelte sofort den Kopf.

„Mir ist gerade die Lust auf jegliches Getränk vergangen!“
 

Doch schnell war dieser unschöne Moment vergessen und schon bald saßen die fünf wieder dicht zueinander gebeugt zusammen. Astrid hatte sogleich angefangen, die anderen über die vergangenen vier Jahre auszufragen. Wie es ihnen ergangen war, was sie erlebt hatten und, was am wichtigsten war, was sie für die Sommerferien geplant hatten.

„Raff und ich wurden vom Unterricht ausgeschlossen, weil wir die Toiletten in die Luft gejagt haben!“ sagte Taffnuss stolz und klopfte sich selbst auf die Brust.

„Ja, dass war voll cool. Nächstes Jahr sind die Waschbecken dran!“ fügte Raffnuss hinzu.

„Ich werde die Sommerferien nutzen, um noch mehr zu trainieren. Was ist, Astrid? Bist du dabei? Nur wir beide in der Trainingshalle, bis unsere Körper völlig verschwitzt sind und unsere Klamotten an uns Kleben... uff!“

Nach einem heftigen Tritt unterm Tisch in Rotzbackes Lendenbereich, zuckte der Schwarzhaarige schmerzvoll zusammen, fiel vom Platz und schrumpfte zu einer wimmernden Kugel zusammen.

„Trainiere erst einmal dein Hirn, du Idiot!“ gab Astrid kühl von sich, während Raffnuss und Taffnuss sich vor lachen nicht mehr einkriegten und Fischbein ein wenig Mitleid für Rotzbacke empfand.

Fischbein selbst brachte nur wenig über die Lippen außer einer Ansammlung gemurmelter Wortbrocken. Astrid glaubte so etwas wie “Lesen“, “Lernen“ und “...es ihr endlich sagen!“ zu verstehen, konnte sich aber daraus keinen Reim machen. Fischbein war aber schon immer sehr schüchtern gewesen, daher beschloss sie, ihn nicht weiter zu bedrängen.
 

Die Stunden vergingen und schon bald war es kurz nach Mitternacht, als Astrid so müde war, dass sie beinahe mit dem Kinn auf die Tischkante geknallt war. Raffnuss und Taffnuss waren so betrunken, dass sie zusammen an der Bar saßen, die Arme über die Schultern des jeweils anderen gelegt und zu einem Song aus Grobians alter Jukebox grölten. Rotzbacke lag immer noch am Boden und spielte nach dem Tritt in seine Weichteile den sterbenden Schwan und Fischbein hatte nach dem vierten Bier endlich den Mut gefunden, ganze Sätze an Astrid zu richten. Nach dem fünften jedoch brach er zusammen und schlief noch an Ort und Stelle in einer Pfütze seines eigenen Speichels ein. Obwohl ein wenig eklig musste Astrid zugeben, dass der Anblick doch etwas süßes an sich hatte.

„Wie ein zu groß geratenes Baby!“ sagte sie leise, doch sicherlich war Fischbein eh nicht mehr in der Lage sein Umfeld war zu nehmen.

Astrid selbst hatte nur ein einziges Bier bestellt und nur selten mal daran genippt. Sie war keine große Trinkerin, auch wenn sie sich an die eine oder andere Party erinnern kann, auf die sie von Klassenkameradinnen eingeladen wurde. Ihr Vater hatte nach ihrer Rückkehr immer streng gefragt, ob sie noch Jungfrau sei, besorgt darüber, dass irgend ein College-Knabe seine Tochter befingert haben könnte.

„Hey Grobian. Du passt doch auf die vier auf, oder?“ rief sie dem alten Wirt zu, als sie aufstand und ihrem Mantel überwarf.

„Keine Sorge, Astrid. Die sind hier so sicher wie in Abraham's Schoß... hoff' ich zumindest!“

Das reichte der Blonden als Aussage und sie verabschiedete sich. Sie war müde, kaputt und alles, was sie jetzt noch wollte, war in ihre Matratze horchen.

Als sie die Kneipe verließ und die kalte Nachtluft ihre Sinne vom Rauch und Dunst des Bieres frei blies, fühlte sie sich sogleich ein wenig munterer und sie trat mit raschen Schritten den Heimweg an.

Doch auf halber Strecke beschloss sie plötzlich, die Richtung zu wechseln und schon bald fand sie sich vor dem Haus der Haddock's wieder. Das Haus selbst lag im Dunkeln, aus keinem der Fenster schien Licht. Haudrauf musste schon schlafen. Und Hicks? Astrid wusste nicht, ob der Junge bereits wieder in seinem Zimmer war, oder es für seine heimliche Rückkehr noch zu früh war. Dennoch wagte sie den versuch, schlich um das Haus in den Garten und begann, den Apfelbaum empor zu klettern.

Doch noch bevor sie sich den ersten Ast hoch ziehen konnte, erschrak sie beim Klang einer Stimme zusammen und ließ sich wieder zu Boden fallen.

„Also stimmt es, was man sich so erzählt. Die wilde und unerschrockene Astrid Hofferson ist nach Berk zurückgekehrt!“

Bei der Nennung ihres Namens erkannte Astrid endlich die Stimme und mit weit aufgerissenen Augen und klopfendem Herzen drehte sie sich langsam um.

Auf einem der Gartenstühle saß die gebrechliche Gestalt eines Jungen. Ein wenig Mondlicht brach durch die Wolken und ließ seine bleiche Haut weiß leuchten, während seine Augen umso dunkler wirkten. Ein Bein war zum Körper angewinkelt, das andere hing zum Boden herab. Die Hände waren tief in den Taschen seines Kapuzenpullovers vergraben.

„Hicks...!?“

Hicks Haddock saß dort, doch keins seiner üblichen, frech und freundliche Grimassen zierte sein Gesicht. Nicht einmal ein Lächeln, welches Astrid zeigte, dass er sich über ihr Wiedersehen freuen würde.

Nichts außer blanker Leere...



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