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Ocean's True Lullaby

Tell me something about hope - like - find - search - love
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Eines der Monsterkapitel ._. Anscheinend, seh es selbst gerade erst |''D
Mehr habe ich nicht zu sagen, morgen kommen die letzten beiden Kapitel (die ganze Geschichte ist schon fertig), und am Freitag folgt der Epilog, dann bin ich auch durch mit dem Ganzen!
Viel Spaß beim Lesen!

Gruß, Avalanche Komplett anzeigen

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Seeking


 

Ich habe dich schon so lange gesucht … so lange …
 

Tatsächlich erging es mir die nächsten Tage besser, ich malte und malte. Ich konnte es wieder. Irgendwie klang es blöd, aber es fühlte sich einfach so an. Der Pinsel in meiner Hand war richtig, fühlte sich weder neutral noch falsch an.

Doch etwas fehlte wiederum. Die Stimme befand sich nur in meinem Kopf. Ich wollte sie so gerne noch ein einziges Mal hören. Und der Person danken, auch wenn sie es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht absichtlich getan hat.

„Dankeschön“, sagte ich freundlich zu der Verkäuferin, die mir meine gekauften Sachen in einer Tüte überreichte. Pinsel, Farben, das Übliche eben.

„Gerne doch, beehren Sie uns bald wieder“, erwiderte sie lächelnd.

Ich trat aus dem Laden heraus. Ich ging immer in diesen Laden, sie hatten einfach das, was ich haben wollte und das Preisleistungsverhältnis war auch okay.

In Gedanken versunken ging ich die Straße entlang. Ich befand mich in einer Nebenstraße, nicht so nebensächlich wie eine Gasse oder so, aber auch nicht so befahren wie eine Hauptstraße. Es war schon ziemlich kühl geworden, ich trug einen dicken Sweater, der die meiste Kälte von mir abhielt. Mit wachem Blick für meine Umgebung marschierte ich raschen Schrittes die Straße entlang. Ich achtete auf alles, den Himmel, die vorbeiziehenden Wolken, auf wirklich alles, bis auf …

„Hoppla!“, entfuhr es mir und ich konnte die Person vor mir noch irgendwie auffangen. Wir waren ineinander gerempelt, ich hielt die Person an ihren zierlich gebauten Schultern fest.

„Alles in Ordnung?“, hörte ich mich fragen. Die Person, ein Junge mit wirklich hellblonden oder weißblonden Haaren, rappelte sich auf und nickte. Er sah mich an und lächelte nur. Eigenartiger Junge, dachte ich zuerst bei mir. Ich erwiderte daraufhin: „Dann ist ja gut.“ Ich wollte mich gerade wieder auf meinen Weg machen, da hielt er mich am Arm fest. „Mh?“, fragte ich ihn, „Was ist?“ Ich sah ihm ins Gesicht. Während er hilflos zu mir aufsah, studierte ich nebenbei sein zartes Gesicht und die weichen Züge. Die runden Augen.

Er ließ meinen Arm los und kramte in seiner Hosentasche herum. Mit einem fröhlichem Ausdruck im Gesicht schien er das Gesuchte gefunden zu haben und präsentierte mir einen Zettel. Ich sah ihn mir an, las mir durch, was da stand. „Du willst dahin?“, fragte ich. Es war eine Adresse. Ich kannte sie nur zu gut. Erfreut nickte er. „Du kennst den Weg aber nicht“, schlussfolgerte ich. Wieder ein Nicken. „Soll ich dich dahin begleiten?“, fragte ich ihn. Er sah mich erstaunt an, schüttelte den Kopf. „Ach was, das sind keine Umstände, ich wollte eh dahin“, antwortete ich darauf, „Und außerdem wohne ich ja auch dort, also kann ich dich ruhig dahin begleiten.“ Kurzes Überlegen. Erfreutes Nicken.

Wir machten uns also zusammen wieder auf den Weg, immer weiter die Nebenstraße entlang, die nicht so nebensächlich war.
 

„Willst du zum Hausherren?“, fragte ich ihn, während wir in einer Allee langliefen. Wieder nickte er. Er lief fröhlich vor mir her, jagte den Wind und jagte wiederum gar nichts.

Ich habe ihn weiter mit Fragen gelöchert, einfach reine Neugier. Irgendetwas an diesem Jungen zog mich in seinen Bann und ihn störte es anscheinend nicht, wenn ich ihn befragte, also machte ich weiter.

Irgendwann, an einer Stelle auf dem Weg, wo wir uns leicht hätten verirren können, nahm ich ihn bei der Hand. Er wirkte zuerst erstaunt, nahm es aber beinahe schon zu fröhlich hin. Er ging weiter in diesem hüpfendem, fröhlichem Schritt.

„Du bist stumm, was?“, fragte ich zuletzt noch.

Er sah mich feixend an und nickte.
 

Es war, als hätte ich schon ewig deine Hand gehalten.
 

Merkwürdigerweise betraten wir Hand in Hand das große Anwesen. Als er meine losließ, fühlte sie sich kühl an. Ich versank für wenige Sekunden in Gedanken, bis ich den übermütigen Jungen am Arm packte, als er die Treppe hoch laufen wollte, die den Vorraum beispielsweise die Garderobe mit den Vorhallen verband. Sie war aus weißem Marmor gehauen und an den Seiten kunstvoll verziert. Ein Geschenk eines ehemaligen Schülers meiner Lehrmeisters, der die morschen Holztreppen von davor furchtbar fand. Generell war das ganze Haus ein ziemliches Patchworkwerk, denn jeder, der abging, wollte noch unbedingt seine eigenen Vorstellungen und Visionen einbauen und sich somit verewigen. Noch war ich nicht so alt und nicht bereit dafür.

„Schuhe ausziehen“, befahl ich knapp und deutete auf seine Sneakers, die eher mäßig dreckig als richtig verschmutzt waren, aber was Gesetz war, war nun einmal Gesetz.

Er nickte, wirkte irgendwie … erleuchtet, und zog sich die Schuhe aus. Danach hüpfte er in seinem schon gewohntem Schritt nach oben. Mich wunderte es, wie leichtfüßig er die Treppen doch hinnahm, während ich sie nach dem dreißigstem Schritt eher verfluchen wollte (das ganze Koloss war fünfundsechzig Treppenstufen lang).

In der sonnigen Vorhalle saß mein Lehrmeister, übrigens mit dem Namen Ryoichi Ichihara betitelt (ganz vergessen zu erwähnen), und spielte Schach mit einem alten Bekannten, den ich aber bislang noch nie gesehen hatte. „Ryoichi-sama“, sprach ich ihn an, „Jemand möchte mit Ihnen reden.“ Ich ging zur Seite, um den Blick auf den Jungen freizugeben.

„Julius, da bist du ja endlich!“, rief er erfreut aus und stand auf. Der Junge, anscheinend Julius, trat vornehmen Schrittes nach vorne, das Kindliche war verborgen, nur eine jugendliche Eleganz drang nach außen, wenn ich es so beschreiben dürfte. Er lächelte sanft.

„Elliot!“, damit war ich gemeint, „Spiel doch bitte die Partie Schach für mich zu Ende“, bat Ryoichi-sama mich. „Natürlich“, antwortete ich und nahm kurz darauf seinen Platz ein.

„Hoho, ist es nicht ein wenig unfair, mich gegen den Jugendmeister spielen zu lassen?“, lachte mein jetziger Gegenspieler, ein älterer Herr, zu Ryoichi-sama. „Ach, sieh dir meine Lage an, ihr werdet beide Spaß haben“, lachte der Angesprochene nur und verschwand plappernd in den Garten, um mit diesem Julius in Ruhe reden zu können, schätze ich.

„Wollen wir dann?“, fragte ich freundlich und widmete meine ganze Aufmerksamkeit auf meinen Mitspieler und die Lage, in die mich mein Lehrmeister gebracht hatte.

Sein Lachen klang rau. „Natürlich, Bürschen!“

So vergingen einige Stunden, bis er den Kampf für sich entschied.
 

„Elliot!“, rief eine entfernte Stimme nach mir und riss mich aus meinen Gedanken, die ich auf eine weiße Leinwand malte. Ich blickte mich um, erst nach einigen Sekunden realisierte ich, dass Ryoichi-sama und der Junge Julius im Türrahmen standen.

„Du hast eine Sekunde mehr gebraucht als durchschnittlich“, witzelte er. Julius hüpfte fröhlich in den Raum hinein, sah sich neugierig um. Ich wischte mir die Hände – sie hatten ein wenig Farbe abbekommen – an einem Handtuch ab und näherte mich meinem Lehrmeister. „Was gibt es?“, fragte ich ihn. Ich beobachtete aus den Augenwinkeln heraus den aktiven Jungen, der sich ehrfürchtig in dem Raum, welches ich „mein“ Atelier nennen durfte, um. „Ich möchte, dass du dich um ihn kümmerst. Er interessiert sich sehr für Kunst, der Sohn eines Bekannten“, erklärte er mir kurz und knapp. „Was soll ich denn schon mit ihm machen?“, fragte ich, eher an mich selbst gerichtet als an ihn. „In die Stadt gehen, Eis essen …“, schlug er vor. „Kümmere dich einfach um ihn, okay? Er kommt alleine eher weniger klar.“ Ich sah ihn mir an, die weich fallenden Haare und das lachende Gesicht.

Ich gab nach. „Na schön, aber wenn ich nicht mit ihm zurecht kommen sollte, übernimmst du ihn wieder, ja?“

Er lächelte. „Darauf hast du mein Wort.“
 

„Wohin willst du?“, fragte ich Julius. Wir gingen gerade eine Allee entlang, gesäumt von Bäumen, die so langsam Farbe bekamen. Der Herbst und somit auch der Winter nahte.

Er überlegte. „Imitiere es doch, wenn du dich nicht auszudrücken weißt“, schlug ich schmunzelnd vor. Schweigen, bis er sich mit der einen Hand an das Herz griff und mit herzzerreißendem Gesichtsausdruck seine andere Hand gen Himmel streckte.

„Theater, nehme ich an?“, riet ich nach einigen Sekunden. Erfreut nickte er und strahlte mich an.

Ich überlegte. „Ich glaube … gleich fängt in der Nähe ein Stück an.“ Daraufhin drängte er mich, doch bitte schneller zu gehen und ich tat ihm ungern den Gefallen. Es war einfach anstrengend, aber durch seinen unermüdlichen Schöpfergeist bewegte er mich dazu, ein wenig schneller zu gehen.

Wir kamen noch gerade rechtzeitig in das Theater an der Hauptstraße an, nur wenige Sekunden nachdem wir uns gesetzt hatten, begann das Theaterstück. Ehrlich gesagt wusste ich nicht, worum es sich handelte, ich wusste nur, dass es eine der allwöchentlichen Sonntagsvorstellungen war.

Julius wirkte sehr hibbelig und begann, sich irgendwann an meinem Arm zu klammern, warum auch immer. Er schien sehr glücklich zu sein und ich ignorierte oder beachtete es auch nicht sonderlich.

Wobei man sagen muss, dass ich dadurch weniger vom Stück mitbekam, als ich es mir erhofft hatte.
 

Die Tage zogen vorüber, sodass es langsam Routine wurde, immer wieder Julius mit in ein Theater oder eine Oper mitzunehmen, er sich die meiste Zeit an meinen Arm klammerte, wir ab und zu im großen Garten Tee tranken, er mich beim Malen beobachtete und so weiter. Manchmal hatte er auch schlechte Tage, ich wusste nicht warum, aber an diesen Tagen schlief er meist nur vor sich hin. Ryoichi-sama entledigte mich an solchen Tagen meiner Pflicht, auf ihn aufzupassen, und kümmerte sich selbst um ihn. Ich hatte nie gefragt, warum diese Tage auftraten und hinterfragt habe ich sie also auch nicht. Sie waren einfach da wie im April der Regen meist alltäglich war.

Mich beschäftigten eher meine eigenen Gefühle, wenn er mal nicht bei mir war. Seine Präsenz war so normal geworden, dass mir etwas fehlte, wenn er nicht da war. Es ähnelte sehr dem Gefühl, in der Zeit, als ich so unbewusst nach dieser Stimme gesucht hatte. Doch er konnte es doch nicht gewesen sein, oder? Schließlich war er stumm … oder?
 

Am nächsten Tag wurde ich in das Arbeitszimmer von Ryoichi-sama zitiert.

Ich verbeugte mich und verließ das Zimmer.

Julius sah mich geschockt an, als ich ihn von den Plänen meines Lehrmeisters erzählte. Ich sollte nach Frankreich gehen, um dort weiter zu studieren. Er klammerte sich ganz feste an meinen Arm, so als wollte er sagen: Geh nicht.

Wir schwiegen und blieben eine ganze Weile lang so, bis es schließlich dämmerte und sich unsere Wege trennten. Er schlief im Gästetrakt und ich im Studententrakt, also ich im West- und er im Ostflügel.

Zuvor hatte ich ihm versichert, dass ich viel lieber hier bleiben würde als nach Frankreich zu gehen.
 

Ich wäre wirklich viel lieber hier, bei dir geblieben.
 

In der Nacht schlief ich tief, aber unruhig.

Der Mond schien durch das offene Fenster hindurch, ich musste meine Augen fest zusammen kneifen, damit ich noch irgendwie einschlafen konnte.

Ich fühlte einen Lufthauch, der meine Schweißtropfen sanft kühlte, so wie ein Kuss, der zart meine Stirn streifte. Ich dachte, ich bildete es mir nur ein, Julius' Schritt gehört zu haben.

Doch ein Poltern brachte mich in die Realität zurück. Verschreckt wachte ich auf und sah mich in meinem Zimmer um.

Julius lag keuchend am Boden.
 

Selbst wenn ich dich früher gefunden hätte … es hätte nichts daran geändert.
 



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