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Ich bin bei dir ~

Spiritshipping
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Lügen; Missverstanden vom Rest der Welt

„Jaden... Jesse ist tot!“

Die Worte seines Vaters hingen wie ein ein schweres Tuch über den anwesenden Personen. Jadens ganzer Körper begann zu zittern, seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Rubinkarfunkel, der diese Worte wohl auch verstanden hatte, sträubte erneut sein Fell. Es hätte den Japaner nicht gewundert, wenn der Duellgeist versucht hätte mit einer seiner Vordertatzen die andere männliche Person im Raum zu erwischen und Kratzspuren in dessen Gesicht zu hinterlassen. Aufhalten würde Jaden das Tier nicht. Wie konnte sein Vater es wagen so eine Lüge auszusprechen. Jesse war nicht tot, nie im Leben! Gut, er war nicht hier und seit Monaten hatte der braunhaarige Japaner kein Lebenszeichen seines besten Freundes erhalten. Dennoch wollte er nicht glauben, dass der Schwede nicht mehr am Leben sein sollte. Dieser Gedanke war doch einfach nur absurd und mehr als widerlich. Der andere Duellant lebte, daran wollte er einfach festhalten. Es konnte einfach nicht anders sein. Die Arme hatte Jaden immer noch vor der Brust verschränkt, spannte sich im Gesamtbild noch mehr an. Irgendwo hatte er gewusst, dass dieses Treffen mit seinen Eltern nicht gut enden würde. Einfach aus einem Gefühl heraus, welches er nicht richtig deuten konnte. Aber dass es dann so schnell eskalieren würde, damit hatte der ehemalige Duellant nicht gerechnet.

„Wie kannst du es wagen?“, richtete er die Frage direkt an seinen Vater. Seine Stimme war zwar ruhig, aber von einem bedrohlichen Unterton begleitet.

„Wie kannst du es wagen einfach so zu behaupten, Jesse sei tot?“

Sein Vater sah ihn nur an, sagte auf die Worte nichts. Den Blick, den er auf sich spürte, konnte Jaden nicht deuten. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, wollte er es auch nicht. In den letzten Monaten hatte er sich so eine Art Schutzwall zugelegt, der ihn davor schützen sollte, von den Lügengeschichten verletzt zu werden. Es klappte zwar nicht immer, aber in den meisten Prozenten der Fälle – so wie auch jetzt. Alles in ihm stellte auf durchzog, versuchte erst gar nicht richtig zu verstehen, was man ihm da sagen wollte. Seine innerliche Seele zog sich hinter die Schutzmauer zurück, setzte sich davor und hielt sich einfach die Ohre zu, während es sich vor und zurück wiegte und ein 'lalalala' vor sich hin redete.

„Du weißt genau, dass es stimmt, Jaden. Du weißt genau, dass er -“

„HALT DEN MUND!“

Sofort waren seine beiden Eltern still. Jadens Hände zitterten vor Wut, seine Stimme bebte bei den nächsten Worten nur.

„Raus. Ich brauche euch hier nicht wenn ihr mir wieder nur Lügengeschichten erzählen wollt...“

„Aber, Jad-“

„RAUS!“

Für einen Moment war es still in der kleinen Küche. Rubinkarfunkel erhob sich und war in ein paar kleinen Sätzen bei dem ehemaligen Duellanten, schmiegte sich an dessen Halsbeuge, nachdem er auf der Schulter Platz genommen hatte. Zwar beruhigte diese Geste den Braunhaarigen ein wenig, aber nicht genug als das er seine Eltern noch länger um sich herum ertragen könnte. Beide Erwachsenen warfen sich noch einen Gegenseitigen Blick zu, der Jaden fast dazu gebracht hätte wieder laut zu werden, wäre da nicht immer noch der Duellgeist, der sich weiterhin an seine Halsbeuge schmiegte. Was hatten seine Eltern jetzt schon wieder vor? Was hatten sie verdammt noch einmal geplant? Weiterhin sagten die anderen beiden Anwesenden im Raum kein Wort, was Jaden schon fast wahnsinnig machte. Wenn sie nichts mehr zu sagen hatten, sollten sie gehen. Einfach nur gehen und ihn mit diesen verdammten Lügen in Ruhe lassen. Womit hatte er es verdient so verraten zu werden? Von den eigenen Eltern? Seine Mutter machte einen Schritt auf ihn zu, Jaden selbst wich einen zurück. Diese Frau da sollte ihm auf keinen Fall näher als nötig kommen. Rubinkarfunkel sträubte leicht seine Nackenhaare, sodass diese das Ohrläppchen des ehemaligen Duellanten streichelten. In anderen Momenten hätte er sicher angefangen zu lachen, doch hier und jetzt zuckten seine Mundwinkel nicht einmal. Nur seine klaren braunen Seelenspiegel funkelten vor Wut. Wut, die er an sich noch gut verstecken konnte. Selbst, als er eben laut geworden war, hatte noch nicht einmal die Hälfte von dem, was noch unter der Oberfläche brodelte, den Weg nach draußen gefunden. Wenn seine Eltern aber nicht bald gingen, würden sie das Ventil für seine angestauten schlechten Gefühle bilden. Die lilafarbene Katze auf seiner Schulter schaffte es auch nicht, alles zu heilen. Alleine schon, weil auch der Duellgeist Trauer und Sehnsucht in sich trug. Sie beide wollten ihn zurück haben. Die einzige Person, bei der Jaden sich jemals ganz hatte fallen lassen können. Auch jetzt wollte er am liebsten den Arm um sich spüren, damit er dort Halt fand. Dann würden die smaragdgrünen Augen ihn mit einem sanften und aufbauenden Blick ansehen und ein verschmitztes Grinsen würde die Mundwinkel nach oben ziehen. Ja, wenn Jesse jetzt hier wäre, würde alles so viel leichter sein. All die Trauer, die Wut und die Sehnsucht wären verschwunden. Vor allem aber könnte er den anderen endlich beweisen, dass sie lügen würden. Jesse … Unbewusst wich er soweit zurück, dass er die Anrichte im Rücken spürte. Seine Hände suchten an der Kante nach dem Halt, welchen er ansonsten bei dem Schweden bekommen hätte. Fast schon verkrampft, klammerte sich Jaden daran fest. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen, holte ein paar Mal tief Luft. Er durfte jetzt nicht explodieren. Nein, für diesen Augenblick musste er die letzten Reserven an Ruhe zusammen schaufeln und sie zu einem großen Berg vereinen. Ein Berg, der ihm dabei helfen sollte seine Eltern los zu werden. Länger würde er ihre Anwesenheit nicht ertragen.

„Geht jetzt – bitte.“

Das 'bitte' war nur schwer über seine Lippen gekommen, doch es schien seine Wirkung nicht zu verfehlen. Seine Mutter, die wieder einen neuen Schritt auf ihn zugemacht hatte, blieb stehen. Ihre besorgter Blick ruhte auf ihm. Auch wenn Jaden die Augen noch geschlossen hatte, konnte er diesen auf sich spüren.

„Wir werden Hilfe für dich holen, Liebling. Wir werden dir helfen, davon los zu kommen. Es wird dir bald besser gehen...“

Jaden machte sich nicht einmal die Mühe, darauf etwas zu sagen. Auch sah er sich nicht dazu genötigt, seine Augenlider nach oben zu klappen, damit er den Blick, der immer noch auf ihm lag, erwidern konnte. Rubinkarfunkel ließ ein leises Fauchen von sich hören, allerdings nur für den Japaner verständlich. Seine Eltern konnten es nicht hören, könnten den kleinen Duellgeist nicht sehen. Für einen einzigen weiteren Moment war es wieder still in der kleinen Küche, ehe er hörte, wie seine beiden Elternteile langsam den Raum nacheinander verließen, ihre Jacken nahmen und schlussendlich auch dem ganzen Haus den Rücken kehrten. Erst, als die Haustür ins Schloss fiel, öffnete Jaden seine braunen Augen. Erst jetzt begann er, die letzten Worte seiner Mutter zu realisieren. Hilfe? Wozu Hilfe? Alles was er hier haben wollte, war Jesse. Mehr brauchte er nicht, mehr wollte er nicht haben. Anstelle ihn von irgendwas befreien zu wollen, sollten sie lieber ihm helfen den Älteren zu finden. Wenn Jesse tot wäre, hätte es dann nicht eine Beerdigung gegeben? Wäre er dann nicht eingeladen worden? Oder wollten sie mich nicht dabei haben? Jaden hatte die Eltern seines besten Freundes noch nicht oft getroffen, da sie ja noch in Schweden wohnten. Zwar hatten sie ihm nie die kalte Schulter gezeigt, waren immer lieb und freundlich gewesen; dennoch war er nie das Gefühl los geworden, sie hätten irgendetwas gegen ihn. Nein, das glaube ich nicht. Meine Gedanken spielen schon verrückt... Alles wegen den Lügen meiner Eltern und meinen angeblichen Freunden... Ja, so musste es sein. Wenn Jesse wirklich tot wäre, dann hätten seine Eltern den Japaner informiert, davon ging Jaden jetzt stark aus. Außerdem, wäre es nicht mit so etwas wie Jesses letzter Wille gewesen, seinen Seelenverwandten mit dabei zu haben? Oder hätte er es dem Jüngeren einfach ersparen wollen, diese traurige Feier mitzumachen?

„Rubin...“

„Du hast Recht, Rubin. Ich sollte mir nicht solche Gedanken machen. Wir beide wissen, dass Jesse lebt, oder?“

Anstelle noch etwas von sich zu geben, schmiegte sich Rubinkarfunkel nur eng an ihn, während Jaden der lilafarbenen Katze das Fell kraulte. Ja, Jesse lebte. Daran wollte er festhalten, mit diesem Glauben wollte er leben.



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