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Das Schleier Problem

Eugene & Rapunzel
von

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Der Tag der Hochzeit rückte unaufhörlich näher und alles war nahe zu perfekt. Das Königreich erblühte genauso wie seine Prinzessin und baldige Königin. Eugene war überzeugt davon, dass Rapunzel eine hervorragende Königin werden würde, die mit Wärme und sanfter Hand über das Reich regieren würde. Aber vorher würde sie vor allem eins sein: seine Frau. (Nicht, dass er selbst glaubte, jemals in die Rolle des Königs zu schlüpfen, wo er nur ein gewöhnlicher Dieb gewesen war - bis er Rapunzel getroffen hatte zumindest. Denn sie machte ihn zu einem besseren Menschen. Einem Menschen, der dieser Aufgabe vielleicht wirklich gewachsen sein könnte mit Zeit und ihr an seiner Seite).
 

Trotzdem konnte er das ungute Gefühl nicht unterdrücken als Rapunzels Mutter auf ihn zukam. „Wir müssen reden.“ Diese Worte hatten noch nie etwas Gutes bedeutet und ließen ihn seine Gedanken nach etwas durchsuchen, was sie vielleicht verärgert haben könnte.

Gut, da war vielleicht die ein oder andere Versuchung etwas von dem Silberbesteck mitgehen zu lassen, aber er hatte es nie getan - zumindest nicht, dass er sich bewusst daran erinnern konnte (Gewohnheiten waren schwer abzulegen). Außerdem gehörte er doch nun zur Familie, auch wenn er diesen Status nicht ausnutzen wollte. Nach allem war die Güte der Königsfamilie mehr als er sich in seinen kühnsten Träumen erhofft hatte.
 

Die Tür schloss sich hinter ihnen und er zuckte intuitiv zusammen, wo sie nun allein im Raum waren. Was hatte er falsch machen können? Es gab nicht viel, womit er betraut worden war. Die meiste Zeit damit verbrachte sich an der Etikette zu üben um niemanden zu blamieren. Rapunzel hatte sich zusätzlich Hals über Kopf in die Suche nach dem perfekten Hochzeitskleid gestürzt, weshalb sie in letzter Zeit eher weniger gemeinsame Zeit miteinander verbrachten. Sie hütete jede Information darüber wie ein Geheimnis und er sollte nicht den leiseste Verdacht haben, wie ihr Kleid aussehen könnte.
 

Einen langen Moment herrschte eine angespannte Stille im Raum ehe die Königin seufzte und endlich zur Sprache kam: „Es geht um Rapunzel. Könntest du mit ihr reden?“

Wie konnte er bei den großen grünen Augen, die ihn so an seine Verlobte erinnerten, verneinen? Besonders wo er sie immernoch überzeugen wollte, dass er eine gute Partie für ihre einzige Tochter war.
 

Wer hätte gedacht, dass Rapunzel der Grund für das morgendliche Treffen und die Sorgen ihrer Eltern wäre? Zumindest konnte er nun reinen Gewissens sein, dass der Fehler nicht bei ihm lag. Er hielt inne vor der großen Tür hinter der sich das Zimmer der Prinzessin verbarg. Er genoss einen Augenblick der Ruhe, da bis vorhin jeder seiner Schritte in dem weiten Gang gehallt hatte. In der Stille hörte er eine Stimme, die melodisch den Raum erfüllte mit Worten, die er in seinem Herzen trug.

„Es ist warm und traumhaft schön und die Welt hat sich verändert.“

Unbemerkt schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht, während er die Tür öffnete.

„Tief in mir ...“, sang sie weiter und er sah wie ihre nackten Füße über den Boden tanzten, ihr Blick gegen den Himmel gerichtet. Sie liebte die großen Fenster, durch sie hatte sie das Gefühl der Welt näher zu sein als je zuvor. („... kenn ich die Bedeutung und was ich seh bist-“) Aber noch mehr liebte sie den Schleier, der so lang war, dass er die Hälfte des gesamten Raumes für sich einnahm. Wie sie es schaffte nicht darauf zu treten, während er sich anmutig hinter ihr her zog, war ihm ein Rätsel. Sie hielt inne in jeder ihrer Bewegungen als sie ihn sah, ihre Augen noch größer als sonst.

„Du?!“, brachte sie verdutzt hervor.

Eugene lehnte sich gegen die Tür, die er hinter seinem Rücken geschlossen hatte, bevor er erwiderte: „Hast du etwa nicht an mich gedacht? Ich bin enttäuscht.“

Hektisch löste sie sich aus ihrer Starre um den Schleier in ihrem Arm zu sammeln, als würde es seine Erinnerung an ihn löschen oder verhindern ihn zu sehen. „D-du solltest anklopfen, bevor du herein kommst! Die Braut vor der Hochzeit zu sehen bringt Unglück!“

„Rapunzel, es ist nur der Schleier, nicht das Kleid. Kein Grund zur Panik“, erwiderte er amüsiert „oder wolltest du mir ernsthaft die nächsten Wochen aus dem Weg gehen?“ Auch wenn es nicht mehr lange dauern würde und die Worte länger klangen als es eigentlich der Fall sein würde.

Beschämt richtete sie den Blick zu Boden, ehe sie den Kopf schüttelte: „Nein, natürlich nicht.“ Er lächelte und legte einen Arm um sie. Dabei bemerkte er den weichen Stoff des Schleiers, der immernoch ihren Kopf schmückte und ihren Rücken hinunterfiel. Wie viele Meter Stoff hielt sie wohl gerade in ihren Armen? Auf den zweiten Blick bemerkte er, wie ihre Hände daran fest hielten und langsam verstand er, was die Königin gemeint hatte.
 

„Ich hab gehört, dass jemand der Königin in einer Hochzeitsangelegenheit widersprochen hat“, begann er, weshalb sie ihn fragend ansah.

„Wieso? Wer würde-? ... Oh“, machte sie als sein Blick ihr verriet, dass sie mit dieser Anspielung gemeint war.

„Also ist deine rebellische Phase deiner Mutter gegenüber nach Gothel noch nicht zu Ende?“, lachte er leise.

„Jaaa... nein! Ich... vielleicht. Ich bin mir nicht sicher“, stammelte sie, bemüht ihren Worten einen Sinn zu geben „Weißt du, ich dachte, es wäre eine...“ einen kurzen Moment hielt sie inne in ihren Worten, ehe sie sich räusperte und das neu gelernte Wort bewusst betonte „Trivialität. Ich will doch nur den Schleier nicht im Gesicht tragen. Ich hab vorher noch nie eine Hochzeit gesehen und ich möchte nicht bei meiner ersten alles nur durch einen Schleier sehen. Besonders nicht wo es meine Hochzeit ist.“

Sie sah ihn mit diesen großen grünen Augen an, die ihn damals schon gebeten hatten, ihr die schwebenden Lichter im Himmel zu zeigen. Nicht, dass er in diesem Punkt überhaupt etwas zu sagen hatte, es war immerhin eine Meinungsverschiedenheit zwischen ihr und ihrer Mutter.
 

„War es ihre Idee, dass du meine Meinung ändern sollst?“, fragte sie und blickte ihn misstrauisch an „Wenn ja, machst du hier gerade einen miserablen Job.“

Skeptisch hob er eine Augenbraue auf diese Anschuldigung. „Wenn ich das versucht hätte, hättest du es nicht einmal gemerkt.“ Er hob seine Hand und legte sie sanft an ihre Wange, was ihr Misstrauen hoffentlich besänftigte. Doch blieb ihr Blick eisern an ihm haften.

Er schnaubte. Dass sie ihn doch auf diesem Weg zur Resignation zwang... „Ich war neugierig, okay?“

„Eugene Fitzherbert, warst du etwa besorgt um mich?“

„Vielleicht?“

Sie lachte über die Tatsache, dass er sich immernoch so schwer damit tat, zugeben zu können, was er fühlte, selbst wenn es ihm im Gesicht geschrieben stand. Nun lehnte sie ihre Wange doch in seine Berührung. Sie ließ den Schleier fallen und legte ihre Hände auf seine Schultern um sich an ihm auf die Zehenspitzen zu ziehen. Es war nicht mehr als ein Moment, den sich ihre Lippen berührten und trotzdem machte sein Herz einen Sprung. Gerade als er den Kuss von seiner Seite aus erwidern wollte, zog sie sich zurück mit einem neckenden Grinsen im Gesicht.
 

„Hat dir deine Mutter gesagt, was es für jeden anderen bedeuten wird, wenn du den Schleier nicht im Gesicht tragen wirst?“, fragte er, da er nicht wusste, ob ihr ihre Mutter diesen Fakt schon erklären konnte, so temperamentvoll seine baldige Braut sein konnte.

Sie trat einen Schritt zurück, ihr Gesichtausdruck als würde sie über diese Frage nachdenken müssen. Allerdings verriet die Röte, die sich auf ihre Wangen schlich, schon alles, was er wissen wollte.

„Du meinst...?“, begann sie, musste jedoch schwer schlucken.

Um es ihr zu erleichtern, beugte er sich zu ihrem Ohr und beendete ihren Satz: „Es bedeutet, dass du nicht bis zur Hochzeitsnacht warten konntest.“
 

Ihre Wangen glühten als er sie wieder sehen konnte, der Blick gen Boden gerichtet. Es dauerte einen Moment bis sie den Kopf anhob und ihn scheu anlächelte: „Nunja... ich habe 16 Jahre in einem Turm gewartet um leben zu können. Ich glaube nicht, dass jemand von mir erwarten kann noch auf irgendetwas zu warten.“

Mit diesen Worten stellte sie sich wieder vor ihn, eine Reaktion abwartend. Eugene‘s Mund war trocken bei dem Gedanken und er hustete bei dem ersten Versuch etwas zu sagen.

„Wir wollen ja nicht, dass du an deinem Hochzeitstag lügen musst, richtig?“
 

Glücklich über seine Antwort, sprang sie in seine Arme und küsste ihn so hastig, dass es im ersten Moment fast schon weh tat bis es zärtlich wurde. Er trug sie zu ihrem Bett, wo sie den Kuss schließlich unterbrach, da eine Frage - für sie - immernoch ungeklärt war:
 

„Eugene? Denkst du, ich kann den Schleier dabei anbehalten?“

Er lachte nur und schüttelte den Kopf. Das war seine Rapunzel.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Dassy
2015-09-04T22:01:38+00:00 05.09.2015 00:01
Richtig gut charaktetisiert ^-^
Super süß geschrieben ^^
Deshalb also hatte sie ihn nicht vor ihrem gesicht im kurzfilm verstehe... weil DU die Disney leute inspiriert hast xD
Von:  Goetterspeise
2013-10-27T16:30:19+00:00 27.10.2013 17:30
Soooo,
nachdem wir dieses kleine Gespräch auf Twitter hatten (noch haben), dachte ich mir, ich lese dieses Kapitel gleich, bevor ich wieder keine Zeit habe ;D

Ich finde deine Idee und die Umsetzung wirklich total süß *-* Wobei mich das Ende echt zum lachen gebracht hat :D Das mit dem Schleier wusste ich noch gar nicht, aber sollte man sich wohl merken oder? ;)
Du bringst die Charaktere wirklich gut rüber. Mir gefallen Eugenes Gedanken und auch seine Sätze sehr gut. Und Rapunzel ist einfach nur knuffig und sehr, sehr süß >////<

Dein Schreibstil ist auch schön, auch wenn du hie und da ein paar kleine Wortwiederholungen hast, aber nichts wirklich störendes. Was mir besonders gefällt ist deine lockere Art zu Schreiben. :D Das spricht mich sehr an :3

Liebe Grüße,
Goetterspeise
Von:  Mie
2013-09-18T10:01:10+00:00 18.09.2013 12:01
:) das ist voll süß!
Von:  yoshinogirl
2013-09-18T08:05:27+00:00 18.09.2013 10:05
Oh wie niedlich und auch eigentlich erotisch ;)

Ich glaube ich hätte genauso gehandelt wie Rapunzel


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