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Liebe ist ...

Sebastian x Ciel
von

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... lehrreich!

"Junger Herr! Ist Euch etwas passiert?"
 

Sebastian klang leicht besorgt und glitt mit einer geschmeidigen Eleganz über den gefrorenen Fluss, dass er jedem Eiskunstläufer mit Leichtigkeit seinen Titel streitig gemacht hätte.
 

"Nein! Mir geht es gut ... Mach dich gefälligst nicht über mich mich lustig!"
 

Ciel war sichtlich genervt. Schaffte der junge Earl es nicht einmal sich auch nur zwei Minuten in den mit Kufen besetzen Schuhen auf der spiegelglatten Oberfläche aufrecht zu halten.

Resigniert sass er auf de kalten Untergrund und spürte wie seine Beine langsam taub wurden. Viel zu oft war er schon hingefallen, viel zu oft hatte er ungewollte Stunts vollführt. Seine Kleider waren mittlerweile nass und die klamme Kälte kroch seinen Körper empor, schlich sich bis zu seiner Brust und raubte ihm teilweise den Atem.

Zudem nervte ihn, dass sein Butler mit so offensichtlicher Bagatelle die kompliziertesten Eisfiguren vollführte und dabei die ganze Zeit überheblich grinste.
 

"Nichts liegt mir ferner, junger Herr. Darf ich Euch helfen? Vielleicht sollten wir für heute aufhören. Es ist nicht förderlich für Eure Gesundheit, wenn ihr Euch weiterhin mit den nassen Kleidern herum plagt. Mit Verlaub, Ihr habt wirklich keinen Gleichgewichtssinn. Es ist noch anstrengender Euch hier zu trainieren, als beim Tanzen."
 

Der Teufel konnte sich den Kommentar nicht verkneifen, als er seinem Herrn auf die Füsse half. Glücklicher Weise waren sie an einer abgelegenen Stelle des zugefrorenen Flusses, wo sie frei von jedweder Beobachtung standen und somit recht unbeschwert üben konnten, ohne Angst zu haben, dass sich das Ansehen des Earls schmälert, würde jemand seine kläglichen Eislaufversuche sehen können.

Ciel wollte sich ja auf keinen Fall von Sebastian helfen lassen, weswegen er ständig das Gleichgewicht verlor und in den absurdesten Positionen unangenehm verdreht auf dem harten, kalten Untergrund gelandet war.

Ein abfälliger Laut schlich sich durch die leicht gespaltenen Lippen des jungen Earls, als er die Worte seines Dieners vernahm. Doch liess er sich widerstandslos von ihm aufhelfen und auch stützen.

Ungern gab er zu, dass er recht hatte.

Nein!

Er hasste es sogar, wenn er so offensichtlich recht hatte. Eigentlich hatte Ciel nämlich gar keine Lust schon aufzugeben, aber die Kälte wurde langsam so unerträglich, dass sein Körper unkontrolliert anfing zu zittern. Sein Puls beschleunigte sich und sein Herz schlug dabei unangenehm kräftig und schmerzhaft gegen seine Rippen, während er sich mehr unbewusst in den Mantel seines Butlers klammerte, um nicht wieder zu stürzen.
 

"Du hast Recht, Sebastian. Bring mich nach Hause, mach mir einen Tee und ein Bad! Ich kann mir jetzt keine Erkältung erlauben. Schliesslich habe ich nicht mehr viel Zeit."
 

Bemüht beherrscht versuchte der Earl seine Stimme unter Kontrolle zu halten und mit aller Kraft nicht zu stammeln. Der frostige Windhauch, brachte ihn allerdings zum Schlottern und noch ehe er es verhindern konnte, schlugen seine Kiefer mit einem klappernden Geräusch aufeinander.

Sebastian blickte ihn besorgt an und wollte natürlich auch nicht, dass sein Herr erkranken würde. Wenn er nur nicht immer so starrsinnig wär ...

Allerdings war sich der Teufel nun sicher, dass der junge Earl in der zweiten Lehrstunde um einiges kooperativer sein würde, da er nun gemerkt hatte, dass sein eigenmächtiges Handeln kläglich scheiterte.
 

"Wie Ihr wünscht, mein junger Herr!"
 

Obwohl er Ciel mit dem Arm noch stützte, verneigte er sich leicht, hob ihn schliesslich einfach hoch und glitt mit der Grazie eines Schwans über das Eis ohne auch nur einmal aus dem Takt zu kommen. Insgeheim wünschte sich der Earl, dass sein Butler wenigstens mal stolpern würde. Zugern hätte er gesehen, wie er fiel. Aber diesen Gefallen würde er ihm nur tun, wenn er es ihm befehlen würde und das war nun wirklich unter seiner Würde.

Am Ufer liess Sebastian seinen Herrn wieder runter, platzierte ihn auf einem Stein, nachdem er dort seinen eigenen Mantel drüber gelegt hatte, dass er nicht auf der harten und eisigen Oberfläche sitzen musste.

Darunter trug er sein Hauslehreroutfit. Auch die Brille hatte der Teufel nicht vergessen. Er liebte dieses Spiel, da es die einzigen Gelegenheiten waren, in denen er es war, der die Zügel in der Hand hielt und entscheiden konnte, was getan werden musste.

Anschliessend kniete sich der Butler vor dem Earl nieder, wobei er ein Bein anstellte, darauf die Beine seines Herrn legte, um die Eislaufschuhe zu entfernen und ihn wieder in seine Boots zu stecken. Schnell war dieser Teil erledigt, dann entledigte sich Sebastian seiner eigenen Kufenschuhe und schlüpfte kurzerhand in seine normalen Schuhe zurück.

Noch immer sass Ciel auf dem Stein, gepolstert und auch etwas von unten gewärmt durch Sebastian's Mantel. Wobei er sich ernsthaft fragte, wie das möglich war, dass der Mantel nicht einfach runter kühlte. Allerdings war er es von seinem Diener schon gewohnt, dass dieser schier unmögliche Dinge erledigte, als wären sie das normalste der Welt.

Wieso sollte es ihm dann nicht auch möglich sein, seinen Mantel wärmend zu präparieren. Eigentlich mochte der junge Earl es gar nicht, wenn sein Butler auf seine teuflischen Fähigkeiten zurückgriff, doch in diesem Moment war er ihm insgeheim dankbar dafür. Denn unbewusst entspannte sich der zitternde Körper wieder ein wenig und auch das Atmen fiel Ciel sichtlich leichter. Er beschloss es nicht zu hinterfragen, sondern einfach so zu akzeptieren, denn jetzt wollte er ohnehin nur noch nach Hause.
 

"Sebastian? ... Ich will dass du mich trägst. Mir ist kalt und meine Beine sind vom Eis ganz taub. Es würde ewig dauern, wenn ich versuchen wollte, selbst zurück zu gehen."
 

Mit fester Stimme und leicht barschem Unterton befahl er dies seinem Butler, auch wenn er es nicht direkt als Befehl ausgedrückt hatte. Allerdings musste er das auch nicht, denn er wusste, dass Sebastian auch so tun würde, was er von ihm verlangte. Die krampfhaft verbissen, kalte Stimme war Absicht gewesen. Sie duldete keinen Einwand und somit auch keine Fragen.

Ciel war es so schon unangenehm genug so etwas von seinem Diener zu verlangen. Doch wusste er, dass dieser es gewissenhaft erledigen würde. Der Earl versuchte lediglich seine eigene Unsicherheit zu überdecken, als er die Worte sprach. Hatte er sich doch schon viele male von Sebastian tragen lassen, gerade wenn sie in einer wichtigen Mission waren und schnell den Ort wechseln mussten, oder er selbst in Gefahr war, da er bei dem Teufel in den Armen einfach am sichersten war.

Jedoch überkam ihn in letzter Zeit dabei immer ein äusserst merkwürdiges Gefühl, wenn er seinem Butler körperlich so nah war. Ein unangenehmes Ziehen breitete sich dann jedes mal von seinem Magen aus und schlich sich durch seine Adern selbst in die entferntesten Winkel seines Körpers. Auch erhöhte sich oftmals sein Puls ohne dass er es wollte.

Ciel versuchte dann immer wütend auf Sebastian zu sein, um dieses quälende Gefühl im Keim zu ersticken. Es gefiel ihm nicht und er wollte es nicht, zumal er es nicht verstand. Manchmal dauerte es länger, bis er das Kribbeln wieder loswurde, manchmal ging es schneller, davon abhängig wie wütend er war.
 

"Jawohl, mein junger Herr. Ich hätte Euch ohnehin nicht erlauben können selbst zu gehen, aus den von Euch genannten Gründen."
 

Sebastian verneigte sich abermals demütig und schloss diesmal sogar einen Moment lang seine Augen.

Aufschneider! Was bildete sich dieser überhebliche Teufel ein? Glaubte er ernsthaft solche Entscheidungen treffen zu dürfen?

Aber prinzipiell war Ciel selbst Schuld, da er Sebastian befohlen hatte, alles zu tun, um ihm rechtzeitig Eislaufen beizubringen. Für diesen Befehl hatte er ihn sogar mit beiden Augen angesehen, was eine Seltenheit war, aber bedeutete, dass er es absolut ernst meinte.

Tief sog der Earl die kühle, feuchte Luft in seine Lungen und liess ein Seufzen erklingen, als er wieder ausatmete.

Also hatte er doch die Befugnis solche Entscheidungen zu treffen ...

Als Ciel das bewusst wurde, schien es als würde sein Magen sich um 180 Grad drehen. Er konnte sich gerade noch so beherrschen, sich nicht auf der Stelle zu übergeben. Doch konnte er ein Würgen nicht unterdrücken und hielt für kurze Zeit den Atem an.
 

"Ja ... und jetzt schau mich nicht so an. Du bist mein Butler und kein Hund! Bring mich endlich nach Hause."
 

Da war es wieder!

Erst Besorgnis und dann ... Verwunderung.

Mit der Zeit hatte der Earl gelernt aus den rostroten Iriden seines Dieners zu lesen. Auch wenn diese Anzeichen immer nur für den Bruchteil einer Sekunde aufblitzten, so hatte er sein eigenes Auge geschult, um eben diese Momente einzufangen.

Nun musste er selbst grinsen. Es gefiel Ciel ungemein, wenn er es schaffte den Teufel in Staunen zu versetzen, sei es nur für einen Wimpernschlag, in dem es sichtbar war.

Sebastian war wirklich erstaunt über die barsche Art seines Herrn, doch war es auch genau das, was er an ihm mochte und vor allem schätze.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, hob er den jungen Earl schliesslich auf seine Arme und deckte ihn zusätzlich mit seinem Mantel zu, den er nicht wieder angelegt hatte. Der Teufel wusste, dass er so zumindest nicht zu sehr unterkühlen und auf keinen Fall erfrieren würde, bei dem rasanten Tempo, welches er unter solchen Umständen gerne an den Tag legte.
 

"Wünscht Ihr schnell nach Hause zu kommen?" ,fragte er leicht unbesonnen und setzte sich langsam in Bewegung.
 

"Natürlich, du Idiot! So schnell wie möglich! Also hör auf herumzuschleichen."
 

Ciel war es gerade Recht, dass er seinen Butler jetzt leicht in den Senkel stellen konnte. So war es ihm möglich seine Wut wieder zu schüren und dieses wirklich nervig kribbelnde Gefühl in seinem Inneren, was sein Herz schneller schlagen liess und seine Wangen dazu brachte sich vor Hitze rot zu färben, würden sie nicht schon durch die kalte, feuchte Luft in der Farbe des Sonnenuntergangs erstrahlen.

Sebastian grinste breit, sogar so breit, dass sich seine Augen zu schmalen Schlitzen verengten.
 

"Wie Ihr wünscht, junger Herr!"
 

Da der Teufel den jungen Earl ohnehin schon auf seinen Armen hielt, drückte er ihn etwas stärker an seinen Körper. Er wollte verhindern, dass er runter fallen würde. Ciel hingegen schlang seine Arme um Sebastian's Nacken, um sich selbst auch noch festzuhalten, wusste er genau, dass er nun nicht mehr viel von seiner Umgebung sehen würde, da sein Butler dafür einfach viel zu schnell laufen konnte.
 

Kurze Zeit später erreichten sie auch schon das Anwesen und Sebastian wurde wieder langsamer, trug seinen Herrn allerdings noch bis vor die Tür. Dort liess er ihn aber runter, da es doch ein seltsames Bild vor der Dienerschaft abgegeben hätte. Schliesslich war Ciel keine zwölf mehr und die Belegschaft wusste nichts davon, dass der – ach so tüchtige Sebastian – ein wasch echter Teufel war und es durchaus seinen Sinn machte, wenn er den jungen Earl trug.
 

"Wir sind zurück, junger Herr." ,sagte Sebastian freundlich und öffnete die Tür für ihn.
 

"D-Danke Se-Sebastian ..."
 

Ciel war kalt! Zu kalt!

Der schnelle Lauf und der dadurch entstandene Luftzug hatte einen Eiszapfen aus dem jungen Earl gemacht. Obwohl er es nicht wollte, klapperten seine Zähne geräuschvoll aufeinander. Krampfhaft klammerte er sich mit gekreuzten Armen vor der Brust in seine Schultern, während ihm die Knie weich wurden und zitterten. Er stiess kleine Atemwölkchen hervor und schnappte hektisch nach Luft, während er schon fast das Gefühl in seinen Gliedern verloren hatte. Obwohl Ciel Handschuhe trug, schmerzten ihm die Finger, als würden eintausend heisse Nadeln darin stecken.
 

"Junger Herr! Vielleicht trage ich Euch lieber gleich in das Badezimmer?!"
 

Dies war keinesfalls eine Frage, sondern mehr eine Feststellung gewesen. Sebastian wartete erst gar nicht die Antwort seines Herrn ab, sondern hob ihn wieder hoch. Dieser war ohnehin nicht mehr in der Lage seinen Körper wirklich zu kontrollieren, da sich die Kälte bis in seinen Geist gefressen hatte und ihm die Sinne betäubte. Sein Gehirn kannte in diesem Moment nur noch einen Gedanken: >Es ist kalt!<

Schnell und ungesehen, wie ein Ninja, dabei lautlos und geschickt wie eine Katze, bewegte sich Sebastian durch die Villa und erreichte binnen weniger Sekunden das Badezimmer. Genauso schnell war die Wanne befüllt, sein Herr entkleidet und in dem dampfenden Bad niedergelassen. Das ganze geschah mit solcher Geschwindigkeit, dass der Earl – selbst wenn sein Gehirn nicht eingefroren gewesen wär – dem Geschehen nicht hätte folgen können.

Ruhig blieb der Teufel diagonal hinter der Badewanne stehen und beobachtete seinen Herrn. Dieser verabscheute es unter normalen Umständen, wenn Sebastian seine teuflischen Kräfte einsetzte. Aber in diesem Fall, war es mehr als notwendig gewesen und Ciel war seinem Butler wirklich dankbar.

Die Hitze des Wassers taute allmählich seine steif gewordenen Gliedmassen wieder auf und brachte das gestaute Blut in den verengten Adern zum Brodeln. Sein ganzer Körper schmerzte, weshalb der Earl eine ziemlich verkrampfte Haltung eingenommen hatte.

Es tat weh! Unheimlich weh!

Ciel hoffte keine Folgeschäden von diesem Ausflug davon zu tragen und versuchte sich langsam zu entspannen. Aus den Nadelstichen wurde ein unangenehmes aber erträgliches Pieken, dann ein merkwürdiges Kribbeln, was sich durch seinen ganzen Körper zog und ihm allerdings allmählich Entspannung verschaffte.

Jetzt konnte der junge Earl wieder klarer denken, nachdem die Kälte vertrieben war. Sein Geist wurde ebenfalls ruhiger und ein erleichtertes Seufzen stahl sich über seine Lippen, während sich seine Augen schlossen und er sich einfach von dem warmen und dampfenden Wasser einhüllen liess.

Wieso musste er auch immer erst seinen Willen durchsetzen? Schliesslich könnte Ciel ja auch gleich auf das hören, was Sebastian ihm zu sagen hatte. Auch wenn sein Butler ihn gerne mal provozierte, so würde er ihn niemals anlügen.

Dieser verdammte Stolz!

Früher war das wesentlich einfacher ... Früher, als er noch jünger war. Der Earl wusste genau, dass Sebastian unübertrefflich war in so ziemlich allem, doch wollte er oftmals vieles trotzdem erst auf eigene Faust versuchen, ehe er die Hilfe des Teufels gänzlich in Anspruch nehmen würde. Manchmal fragte er sich, ob sein Stolz ihn nicht vielleicht doch noch unter die Erde bringen würde. Aber diese Möglichkeit gab es für Ciel ja gar nicht. Denn Sebastian würde das um jeden Preis verhindern.
 

"Sebastian! ... Hol mir einen Tee!"
 

Seine Stimme klang nun schon wieder viel fester und war nur etwas heisser, was sich – so hoffte Ciel zumindest – bald wieder legen würde. Er konnte seinen Butler nicht sehen, da er hinter ihm stand, doch wusste er genau, dass er da war.

Der Teufel verbeugte sich leicht.
 

"Jawohl, mein junger Herr. Wünscht Ihr eine bestimmte Sorte?" ,fragte er höflich und verharrte in seiner Position.
 

"Nein, du hast freie Hand ... nur lass dir nicht zu viel Zeit." ,winkte der Earl ab und hatte zu diesem Zweck seine Hand aus dem Wasser gehoben.
 

"Wie Ihr wünscht, dann werde ich mich beeilen."
 

Mit diesen Worten huschte Sebastian durch die Badezimmertür, so schnell und leise, dass Ciel nur einen leichten Windhauch von seiner Bewegung vernommen hatte. Er konnte sich nicht beschweren, hatte er seinem Butler eigens befohlen sich zu beeilen.

Der junge Earl wusste, dass der Tee seinen Geist wieder beleben würde und er sich dann viel besser fühlen würde. Ausserdem war er sich sicher, dass Sebastian von alleine wusste, welche Sorte in seinem Zustand am besten für ihn wär. Ciel liess sich manchmal gerne einfach von ihm überraschen und wurde niemals enttäuscht.

Während sein Körper in der Hitze des Wassers ruhig trieb, drifteten seine Gedanken ab. Sein Verstand war leicht benebelt durch die warmen Dunstschwaden, die um seinen Kopf herum waberten, da er sich bis zum Kinn in der Flüssigkeit versenkt hatte.

Er überlegte, dass er bei den nächsten Stunden viel mehr auf Sebastian hören müsste, sich von ihm helfen lassen müsste, um sein Gleichgewicht in diesem fraglichen Vergnügen zu finden.

Wieso tat er all dies? Wieso verbog er sich so sehr?

Weil er seiner Verlobten einen Gefallen tun wollte, da diese es sich so sehr von ihm wünschte. Ciel konnte Lady Elizabeth einfach keinen Wunsch abschlagen. Ausserdem hatte sie ihm offenbart, dass sie ihn lieben würde.

Da war es wieder!

Wieder dieses Wort ...

Resigniert seufzte der junge Earl und tauchte einen Moment ganz unter, hoffte so seinen Kopf wieder etwas freier zu bekommen. Doch kaum hatte er die Oberfläche mit dem Haarschopf durchbrochen und das Wasser aus seinen Augen geblinzelt, erblickte er seinen Butler – in seiner üblichen Kleidung mit einem Tablett in der Hand, auf dem eine Kanne Tee und eine Tasse, samt Untertasse standen – direkt vor sich. Also hatte sich der Teufel in der Zwischenzeit wieder umgezogen und den Standpunkt des Hauslehrers – zumindest für diesen Nachmittag – niedergelegt.
 

"Euer Tee, junger Herr!"
 

Der Butler goss die dampfende Flüssigkeit in die Tasse und reichte sie in leicht gebeugter Haltung seinem Herrn. Ciel nahm sie von der Untertasse runter und nickte anerkennend. Dann hob er das kostbare Porzellan an seine Nase, schloss seine Augen und liess sich von dem kräftigen Aroma betören. Doch war es ihm nicht möglich die Sorte zu identifizieren, da ihm der Geruch unbekannt war.

Vorsichtig nippte er an dem Tee und versuchte den eigensinnigen Geschmack zu deuten. Mild und doch kräftig im Aroma, einzigartig und doch hatte er etwas Bekanntes. Ciel hatte einen ähnlichen Tee schon getrunken, aber diese Sorte war ihm fremd.
 

"Was ist das?" ,fragte er deshalb und öffnete seine Augen, um seinen Diener zu fixieren.
 

"Das, mein junger Herr, ist ein Darjeeling First Flash aus Jungpana. Er ist mild, weil er bereits im Frühling geerntet wird. Belebt allerdings effektiv Körper und Geist und sein Aroma ist unverkennbar. Ich hoffe Ihr mögt ihn."
 

Sebastian antwortete prompt und sachlich wie immer, was den jungen Earl durchaus zufrieden stellte.
 

"Ja, er ist nicht schlecht." ,bestätigte er die Aussage des Teufels und winkte diesem ab, als Zeichen, dass er aus seinem Blickfeld verschwinden sollte.
 

Der Butler stellte sich – wie üblich – hinter seinen Herrn und wartete geduldig bis dieser die Tasse geleert haben würde, um sie wieder entgegen zu nehmen.

Ciel liess sich Zeit dabei und genoss den Geschmack sowie die Wirkung des dunklen Gebräus sehr. Das war genau das, was er nun brauchte, um wieder klarer denken zu können, denn schliesslich hatte er noch ein Treffen mit seinen japanischen Gästen vor sich, um die Details der Verträge zu besprechen.

Nachdem die Tasse geleert war, schloss der Earl einen Moment seine Augen und liess ein entspanntes Seufzen erklingen. Das Bad und der Darjeeling hatten ihm wirklich gut getan. Schliesslich öffnete er seine Augen wieder und richtete sich etwas auf.
 

"Sebastian!" ,rief er nur.
 

Sofort stand der Teufel neben ihm und nahm ihm die Tasse wieder ab, verwahrte sie auf dem Tablett und verliess geschwind das Badezimmer, war binnen einer Sekunde aber zurück. Diesmal mit leeren Händen.
 

"Ich will jetzt raus."
 

Ciel hatte seinem Körper genug eingeheizt und seinen Verstand weichgekocht. Seine Haut schlug so viele Falten, da sie von der ganzen Flüssigkeit so aufgequollen war, dass man ihn – zumindest anhand seiner Hände – für einen alten Mann hätte halten können.
 

"Jawohl, junger Herr."
 

Es war einfach selbstverständlich, dass Sebastian ihn beim Baden begleitete und ihn anschliessend auch wieder abtrocknete und ankleidete. Er dachte sich früher nicht viel dabei.

Allerdings häuften sich in letzter Zeit die Fragen in seinem Kopf und er spürte ein leichtes Unbehagen sich so freizügig seinem Butler gegenüber zu zeigen. Doch liess er sich nichts anmerken und blickte wie immer ganz normal zu ihm auf, als er sich erhob.

Der Teufel reichte ihm eine Hand, um ihm beim Aussteigen aus der Badewanne eine Stütze zu sein, dann wickelte er den zierlichen Körper seines Herrn schnell in ein bereitgelegtes Handtuch. Anschliessend rieb er mit sanft massierenden Bewegungen die Haut trocken, entfernte das Handtuch wieder und legte es ihm über den Kopf, um auch die nass gewordenen Haare zu trocknen. Schliesslich wollte er nicht, dass er sich erkältet.

Ciel hatte während der Behandlung die Augen geschlossen und musste sich stark zusammenreissen um nicht ein geniessendes Keuchen freizugeben. Was war nur mit ihm los? Es war Sebastian … Sebastian tat dies schon sein Jahren! Wieso nur fühlte es sich jetzt so anderes an? Sein Herz veranschlagte einen höheren Takt und sorgte dafür, dass sich die Haut des Earls leicht erhitzte.

Als der Teufel das Handtuch wegnahm, jagte Ciel ein Schauer durch den Körper, was ihn beinahe ein wieder dazu veranlasst hätte ein Geräusch zu offenbaren, was absolut gar nicht zu ihm passte. Stattdessen richtete er seinen Körper gerade und blickte an einen leeren Punkt in einer Ecke, versuchte sich so abzulenken und von den merkwürdigen Gedanken zu befreien, die sich immer tiefer in seinen Verstand zu fressen drohten.

Schliesslich zog Sebastian seinem Herrn frische Kleider an und geleitete ihn zur Tür, die er auch für ihn öffnete.

Ciel fühlte sich schon viel besser und auch sein Körper tat nun wieder das, was er von ihm verlangte … zumindest wenn man die ungewollten Reaktionen ignorierte. Langsam und mit leicht gerecktem Kinn schritt er durch den Raum und verliess ihn, ohne Sebastian auch nur noch eines Blickes zu würdigen.
 

Später fand sich der junge Earl wieder wartend in seinem Studienzimmer und brütete über den heiklen Verträgen. Er war allein.

Es war viel zu lesen gewesen, doch hatte er es geschafft sich durch die ganzen Punkte zu kämpfen und war zu einem Entschluss gekommen. Ein erleichtertes Stöhnen drängte sich aus seiner Kehle an die Oberfläche und hallte an den Wänden wieder, wie in einer Höhle. Da das Studienzimmer sehr gross war, sich aber ausser einigen Schränken mit Unterlagen, einem Schreibtisch und einem Stuhl auf der einen Seite, sowie zwei auf der anderen und langen Gardinen an dem Panoramafenster, nichts befand, erklang manchmal durchaus ein Echo, sofern man die richtige Tonlage traf.

Erschöpft vom vielen Lesen und Denken, lehnte sich der junge Earl in seinem Stuhl zurück und schloss seine Augen, wobei man wegen der Augenklappe nur eines sehen konnte.
 

"Wieso kann ich nicht gleich auf ihn hören?" ,fragte er sich laut, liess die Lider aber geschlossen.
 

Sebastian war ein hervorragender Lehrer, beherrschte so ziemlich alles und zudem konnte er es noch erklären und so seine Fähigkeiten, sofern menschenmöglich, weitergeben. Das wusste Ciel durchaus, doch wollte er es irgendwie nie wahrhaben.

Er hatte schon so viel von ihm gelernt und wär das ein oder andere mal schon ziemlich in Schwierigkeiten gewesen, hätte der Teufel ihm nicht geholfen. Ciel nahm sich fest vor bei der morgigen Stunde alles zu tun, was Sebastian von ihm verlangen würde. Schliesslich wollte er die Kunst des Eislaufens erlernen, um Lizzy eine Freude zu bereiten und sich nicht in aller Öffentlichkeit zu blamieren.

Tat er dies aus Liebe? Oder nur aus reinem Pflichtbewusstsein, als Verlobter?!

Er wusste es nicht!

Aber er wusste, dass Lady Elizabeth sehr starke Gefühle – wenn nicht sogar wirklich Liebe – für ihn hegte und er sie auf gar keinen Fall verletzen wollte.

Ausserdem bereitete dem jungen Earl das Lernen mit seinem Butler auch Freude. Obgleich diese Tatsache eher zu seinen dunklen Geheimnissen zählte, die er niemals jemandem mitteilen würde.
 

So hatte er doch wieder einiges gelernt. Er wusste nun, dass er besser auf das hörte, was Sebastian ihm sagte und er wusste, dass er Lizzy nicht weh tun wollte. Ob nun aus Liebe, oder einem anderen Grund. Er tat es gern ... auf eine gewisse Weise. Zumindest so lange er mit Sebastian zusammen sein konnte, was ihm aber nicht bewusst war, dass es daran lag.

Ausserdem hatte sich Ciel noch einige Gedanken gemacht und war zu dem Schluss gekommen, dass er immer noch nicht durchblickte und noch einiges lernen konnte. Er willig war zu lernen, aufzunehmen, sich Wissen anzueignen und es irgendwann wohl vielleicht auch praktizieren zu können.

Schliesslich war er verlobt und würde früher, oder später heiraten, dessen war er sich sicher. Er wollte nicht ablehnend wirken, oder falsch. Deshalb wollte er so viel wie möglich darüber wissen und immer tiefer in die weiten Spektren dieses schier unendlichen Mysteriums eintauchen.
 

Er seufzte und schlug die Augen wieder auf, liess den Blick gelangweilt durch den Raum schweifen und legte die Unterarme auf den Tisch.
 

"Egal aus welchem Grund ich das tue ... Ich tue es in erster Linie für mich. Um für mich selbst ein besserer und vor allem ehrenwerter Mann zu werden. Ich will mir hinterher keine Vorwürfe machen können. Ich will alles versucht haben und stolz auf meine Taten sein könne, seien sie noch so belanglos."
 

Der Earl streckte den Rücken durch, während er zu sich selbst sprach. Dies half ihm dabei sein eigenes Vorhaben zu verinnerlichen und sich selbst davon zu überzeugen, dann fokussierte er mit seinem Blick die Tür.

Jeden Moment würden die japanischen Geschäftsmänner den Raum betreten und die Verträge für den Export unterzeichnen wollen ...

Er war bereit!

Doch konnte er ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken, dass sich so hinterhältig und heimlich auf seine Lippen geschlichen hatte wie eine Schlange auf Beutejagd. Er freute sich schon fast auf den morgigen Tag und die damit verbundene neue Lehrstunde in Sachen Eiskunstlaufen. Diese innerliche Freude brachte sein Blut in Wallung und schenkte ihm ein wenig Zuversicht, um sich durch – die sicher lange Diskussion – zu quälen.

Noch immer grinsend, stahl sich ein kaum hörbares Seufzen zwischen seinen leicht gespaltenen Lippen hindurch, welches von dem Gedanken an Sebastian und seine Lehrkunst begleitet wurde.
 

"Liebe ist ... lehrreich!"


Nachwort zu diesem Kapitel:
Dann sind wir auch schon wieder am Ende angekommen ...
Also ich muss sagen, mir qualmt der Kopf xD
Ich hab das nun echt am Stück geschrieben und meine Finger wollen auch nicht mehr *uff*
Ich hoffe es hat euch gefallen und ihr hattet beim Lesen auch ein bisschen Spass, so wie ich beim Schreiben
Ich kann euch nur so viel verraten, dass das nächsten Kapitel Ciel einige Nerven kosten wird ... oder wars Sebastian? ... Tahahaha ist ja auch egal xD Ihr werdets sehen, wenn es soweit ist ^^
Bis dahin ... ich hoffe ihr könnt warten *drop*
So bist zum nächsten mal und vielen Dank an alle Leser =)
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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yamis-Lady
2014-04-04T20:13:28+00:00 04.04.2014 22:13
Ohje, was schreibst du auch an einem stück XD *patta*
aber wenn man einmal drin ist und es wie von selbst läuft, dann ist es wirklich besser weiter zu machen, als mittendrin aufzuhören =)
ich kann nur weider sagen, dass das kapitel wirklich gut war und ich an vielen stellen wieder schmunzeln musste. das einzige, was mich manchmal ein wenig 'stört', ist, dass du manche stellen etwas unnötig lang ziehst. aber das kann natürlich auch zu deinem persönlichen stil oder eben zu dieser geschichte dazu zu gehören und ist nicht weiter schlimm. am lesefluss ändert das nicht =)
bis zum nächsten kapitel ♥


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