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Lord Voldemort und die Reise durchs Fandom

oder: Ich bin ein Lord, holt mich hier raus!
von

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Von Dichtern und Dichteren

Es war einmal ein kleiner Lord, der quälte seine Leute.

Er besaß ein Pferd und einen Fjord, und raubte sich viel Beute.

Gut, okay, er aß das Pferd (mit sehr vielem Genusse),

den Fjord, den gab er voller Scham an eine doofe Tusse.

Danach ging er nach Haus und dort empfingen ihn Gespenster,

die hießen Doof und Dööfer Noch – er warf sie aus dem Fenster.

Doof war klein und schmal und hässlich, er hatte fettiges Haar;

Dööfer Noch das Gegenteil, mit Augen von grauem Star.

Sie beide nervten den kleinen Lord sehr, er mochte es nicht mehr ertragen.

So stand er eines Morgens auf und verbrannte alles, um Adieu zu sagen.

Und wenn wir doch ganz ehrlich sind: Er reimte schon mal besser.

Drum nimmt er jetzt das Besteck zur Hand und tötet den Text mit dem Messer.
 

Ich bin nicht sicher, was es über mich aussagt, dass ich so etwa dichte. Hypothese 1: Ich versuche, den Mist mit Galgenhumor zu nehmen. Hypothese 2: Weil sich die Umgebung seit Stunden nicht mehr verändert hat verliere ich langsam den Verstand. Hypothese 3: Ich werde einfach alt und verliere mein Talent. Hypothese 4: Ich übertreibe im Nachhinein mein damaliges Talent, und es war doch alles nur jugendlicher Deprimist.

Hypothese 5: Die verantwortliche Baldleiche, die mich hier hinein gezwängt hat, beginnt, meine Gedanken zu beeinflussen.

Letzteres ist unmöglich, dazu bin ich zu gut. Ich hoffe ja auf Hypothese 1. Leider muss ich für alle Hypothesen Ausschau nach Hinweisen halten, alles andere ist unwissenschaftlich. Außerdem sagte ja schon Holmes, das man den Geist für alle Interpretationen offen halten muss, oder so ähnlich. Man möge mich einen Fan nennen, aber als Privatdetektiv hätte ich definitiv keine schlechte Figur gemacht.

Severus regt sich etwas.

„Stupor.“

Ah, selige Ruhe...

BADAMM!, fliegt die Tür auf.

Fick dich, Lucius...

„Es ist alles gesichert! Hier kommt keiner mehr rein! Was... was machen wir jetzt mit Severus?“

Töten! Töten! TÖTEN!

„Er braucht Ruhe, also bring ihn ins Bett und sorg' dafür, dass er da bleibt“, grummle ich.

„Ähm, in dein Bett oder ins Strafbett?“ fragt Lucius schüchtern. Lucius und schüchtern... Abraxas, wie konntest du mir das nur antun?!

„Nicht in mein Bett“, knurre ich. Da Lucius mich ansieht, als hätte ich gerade Weihnachten abgeschafft, füge ich hinzu: „Allein erholt er sich besser. Jetzt lass mich in Ruhe, ich habe Kopfschmerzen.“

Diensteifrig nickt Lucius und schwebt mit Severus davon. Ah, endlich Ruhe.

… sowas, es bleibt sogar dabei. Na dann, erkunden wir diese Welt mal. Vielleicht finde ich so heraus, was es mit diesem homosexuellen Muster auf sich hat. Man könnte meinen, ich sei in Abraxas' abgedrehter Gedankwelt. Wie kann es ernsthaft sein, dass ich mit diesem Schlangengesicht immer noch belästigt werde? Ich hatte den meisten Menschen eigentlich zumindest ein bisschen Bewusstsein für Ästhetik unterstellt – und das sage ich als Misanthrop und Pessimist.

Sicherheitshalber schiebe ich mir einen Notvorrat Wodka in die Robentasche und ziehe los, Nagini treu an meiner Seite.

Was hältst du von der Sache?“ frage ich sie.

Im Ernst oder im Humor?“ zischelt sie mit einem kichernden Unterton zurück.

Bitte nicht auch noch du. Mein armer Kopf...

Oh, mein armes Baby“, und sie lässt ihre Zunge gegen meine Finger stupsen, „Ich mein' es doch nicht böse. Aber du musst zugeben, diese komischen Situationen sind viel zu albern. Man könnte meinen, jemand zerre dich durch eine schlecht gemachte Satire.

Das hätte ja wenigstens noch halbwegs einen Sinn. Bisher fühlt sich das an wie das, was ein dreizehnjähriges Mädchen unter einem Porno versteht.

Das sind Abgründe, die ich nicht verstehen lernen will. Ihr Menschen seid eh alle ein Fall für die Klapsmühle.

Ein wahres Wort, gelassen ausgesprochen. Sag mir, wenn du Witterungen aufnimmst, die weder von Severus noch von Lucius sind.

Wenn ich einen der beiden essen kann.

Du kannst Severus haben, sobald ich ihn befragt habe.

Dankbar nuckelt sie an meinen Fingern und lässt sich ein Stück mitziehen.
 

Zugegeben, es sieht aus wie Malfoy Manor. Teure Vasen, teure Bilder, teure Möbel, teure Stoffe. Hier gibt es sogar Abraxas' farblich abgestimmte Ensembles, die zu seiner Haarfarbe passten.

Aber dann sehe ich mir den Stammbaum an. Zu Hülf! Zu Hülf!

Nagini hat sich neben mir zusammengerollt und den Kopf unter dem Rest ihres Körpers versteckt. Doch ihr Kichern kann ich auch so noch hören. Sadistin.

Wenn ich vorstellen darf: Der Stammbaum des Irrsinns. Da bin ich, verheiratet mit Severus Hector Styx Tobias Prince-Snape. Allein, Styx... wäre ich ein Gräzist, ich wäre spätestens jetzt aus dem Fenster gesprungen. Wir haben schon wieder ein Kind: Aurelia Isis Rudolphania Ellenia Margharitta Cecelia Scarlet Gertrude Prince-Snape-Riddle-Slytherin. Eigentlich gut durchdacht: Willst du das Gör loswerden, lass es bürokratische Papiere ausfüllen, dann schreibt es bis in alle Ewigkeit seinen eigenen Namen. Ob das mit Dumbledore auch funktionieren würde?

Erstaunlich finde ich allerdings, das ich im Malfoy-Stammbaum stehe. Dann sehe ich, dass ich hier Lucius' Bruder bin und ziehe den Wodka aus der Robe. Ein Schluck, zwei Schlucke, drei kleine Schlucke... lieber noch etwas aufbewahren. Ich werde es brauchen.

Und ich bin der Sohn von... Abraxas und Salazar Slytherin. Mir steigt diese Welt deutlich zu Kopf, denn ich bin eifersüchtig. Doch das ist nur zu verständlich, Abraxas hat schließlich mir die Treue geschworen!

Er ist auch hier tot...

Da kommt jemand“, informiert mich Nagini, und ich desillusioniere uns beide und wir verstecken uns in einer Nische.

Lucius schreitet robenwehend in den Raum, Vaughan Crabbe und Arthur Goyle folgen ihm auf dem Fuße. Finster dreinblickend sehen die drei sich um. Rasch wirke ich Zauber, die uns vor der Entdeckung bewahren. Werde ich jetzt noch Optimist oder wird’s langsam interessant hier?

„Das kann doch nicht wahr sein“, murmelt Lucius mürrisch, seinen Zauberstab (den hölzernen... argh, es ist ansteckend!) schwingend und wortlos Zauber wirkend. Ha, aber nicht mit mir, Junge.

Arthur schnaubt.

„Ist doch kein Wunder, dasser sich versteckt. Wer will schon mit Snivellus verheiratet sein?“

Vaughan lässt seine Augen rollen.

„Hör auf, logisch zu sein, Arthur. Logik ist des Teufels! Hast du nicht diesen Divergent-Film gesehen?“

„Das ist ein Muggelfilm!“

„Wie oft noch? Wir haben nichts gegen Muggel! Hör auf, die Gerüchte, die Dumbledore über uns in die Welt gesetzt hat, zu glauben!“

Arthur fängt an zu schmollen, und ich möchte brechen.

Lucius schnaubt angenervt und motzt die beiden an: „Muggelfilm oder nicht Muggelfilm, der Film kommt doch eh erst in über fünfzehn Jahren raus! Ja, ich weiß“, hält er Vaughan Crabbe rasch und mit erhobener Hand vom Unterbrechen ab, „ich weiß, Chronologie ist ebenfalls des Teufels, und alle Hogwartsschüler müssen Handys und Laptops besitzen. Ich weiß. Aber ihr seid beide dumm und ich werde mir keine Gelegenheit entgehen lassen, das aufzuzeigen.“

Ich würge ein Kichern herunter – der kleine Lucius mit dem Stock im Arsch macht gute Witze. Klar, war wirklich klar, dass Abraxas' Gene nur in so einem abgewanzten Fickfestuniversum zu Tage treten. Das hat der sicher mit Absicht gemacht, um mich zu ärgern.

Vaughan und Arthur flennen wie kleine Mädchen und Lucius... flennt jetzt auch und entschuldigt sich. Okay, sorry, Abraxas, falscher Alarm.

„Und, was machen wir jetzt?“ schniepft Arthur durch die Tränen hindurch. Wäre er jetzt Walburga wüsste ich immerhin, dass es gespielt ist, aber nope, natürlich ist es Crabbe die olle Hohlnuss... warte, was sagt Lucius da?

„Wir müssen weitersuchen. Der einzige Weg, Tommyspätzchen aus seiner Grummellaune zu befreien, ist, ihn dazu zu bringen, stundenlangen und heißen, harten Sex mit Severus haben zu lassen!“

Lieber lasse ich mich nochmal von der fetten Hepzibah Smith begrapschen, dankeschön.

„Also los jetzt, wir müssen unserem Traumpaar, unserem OTP, helfen! Nichts darf jemals wieder zwischen sie kommen, keine Dumbledores, keine Slughorns und erst recht kein Sirius Black! Mir nach!“

Wie die Gänse, die sie sind, zockeln Arthur und Vaughan nun Lucius hinterher, der... ein Marschlied anstimmt? Okay, wenn Lucius ins Militär eingetreten ist, dann kann ich diesen Fokus auf Homosex irgendwie sogar verstehen, aber das wäre sicher eine zu einfache Erklärung. Überdies: WER soll da zwischen mich und Snape gekommen sein?

AARGH, Voldemort, reiß dich zusammen! Niemand ist zwischen mich und Snape gekommen, denn es gab nie ein „ich und Snape“. So, Realität festgesetzt. Außerdem will ich doch gar nicht wissen, wer da alles zwischen wen kam. Die drei Menschen auf diesem Planeten, von denen ich niemals wissen will, dass sie Sex haben, sind immerhin meine Mutter, Mrs Cole und Dumbledore. Nicht weiter nachdenken, Voldemort...

Zaghaft, trotz der Desillusionierung, schaue ich aus der Nische heraus, ob die Luft rein ist. Sieht so aus. Ich mache einen Schritt hinaus, und...

NICHT! SCHON! WIEDER!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hotepneith
2017-09-16T17:57:24+00:00 16.09.2017 19:57
Oh, wie schön, dass du weiter geschrieben hast, ich hatte wirklich nicht mehr damit gerechnet.
 
Nun ja, Tommyspätzchen wird das nicht freuen. Immerhin hat er noch Nagini auf seiner Seite.
Aber allein die Aussicht, dass ihm niemand in Ruhe lassen WILL...
 
Aber das Gedicht war, nun ja, nennen wir es gruselig. Wenn die Vorlonen solche Gedichte im "Anhalter durch die Galaxis" geschrieben haben, weiß ich, warum das als Folter gebucht wurde....
 
Ich hoffe, das nächste Kapitel komt etwas schneller.
 
hotep


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