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Strange Addiction

Ein Augenblick, eine Begegnung, die die Welt Ezios auf den Kopf stellt. Eigentlich ist er für soetwas ja viel zu alt... aber dann kommt da dieses Mädchen...
von

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Passion

Er wusste nicht, was ihn dazu verleitet hatte, in diesem... Etablissement zu bleiben. Normalerweise war er kein Mann, der den Besuch eines solchen Ladens nötig hatte, und dennoch saß er hier im ‚Four Seasons’ , sein zweites Glas Rotwein in der Hand. Ein leises Seufzen entfloh seiner Kehle, als sein Blick zu seinen Begleitern wanderte, die mit großen Augen und breitem Grinsen zu den Mädchen aufsahen, die vor ihnen ihre Show ablieferten. Ezio musste zugeben: Es sah wirklich gut aus, wie die jungen Frauen ihre Hüften im Takt der Musik und in den Kostümen passend zum Thema des Abends bewegten, aber es war nichts, was er sich den ganzen Tag ansehen konnte. Die Mädchen wirkten dabei zu machanisch, leidenschaftslos. Als gebürtiger Italiener empfand er Leidenschaft als oberste Priorität bei jeglichen Tätigkeiten.

Mit einem letzten Schluck setzte er sein Glas ab, welches dabei einen hellen Ton von sich gab. Er langweilte sich hier. Das Four Seasons war sicherlich mühevoll eingerichtet, um nicht für ein weniger stilvolles Haus gehalten zu werden, aber dieser kleine Laden, der Frauen auf Bühnen stellte und sie tanzen, nur tanzen, ließ, hatte nichts außergewöhnliches zu bieten. Aber das wusste die Leitung wahrscheinlich auch, weswegen sie wohl diesen Themenabend organisiert hatten. Das Personal, also die Servicekräfte und Tänzerinnen, waren gekleidet im Stile der 1001 Nacht, mit klingelnden Tüchern und verschleierten Gesichtern. Eine nette Abwechslung, aber auch nicht mehr. Vielleicht war er im Gegensatz zu seinen Kollegen, die fast alle bis zu 10 Jahre jünger waren als er, zu alt, um soetwas ernsthaft genießen zu können. Er fühlte sich mit 42 Jahren zwar nicht alt, aber eventuell sollte er diese Empfindung noch einmal überdenken.

Eine Hand auf seiner Schulter riss Ezio aus den Gedanken. Ein Aufsehen verriet ihm, dass sein Mitarbeiter und bester Freund Leonardo es war, der ihn mit einem Grinsen zurück in die Realität holte.

„Du siehst ja fast noch gelangweilter aus als ich, mein Freund.“ Sagte dieser fröhlich, was sogar Ezio ein Lächeln aufs Gesicht malte. Leonardo stand auf Männer, war also der puren Freundlichkeit und Geselligkeit wegen mitgekommen.

„Ich fürchte, das bin ich auch, Leonardo.“ Erwiderte Ezio, ein weiteres Seufzen folgend. „Wenn es nicht Desmonds Geburtstag wäre, säße ich vermutlich schon lange nicht mehr hier.“

„Dein Vetter hat eine interessante Art, seinen Geburtstag zu feiern...“ gab Leonardo gespielt zu bedenken, seinen Blick an den besagten jungen Mann wendend, dessen Augen immernoch an der spärlich bekleideten Frau hingen. Desmond war ein entfernter Cousin Ezios, er hatte sich allerdings nie die Mühe gemacht, die genaue Verwandtschaft zu ermitteln. Familie war Familie, und dass sie verwandt waren, konnte er sowieso nicht leugnen. Sie sahen sich verdammt ähnlich.

„Er ist jung und single, ich werde ihm sicher nicht sagen, wie er sein Leben zu führen hat.“ Sagte Ezio schulterzuckend und schaute wieder zu Leonardo. „Ich hoffe nur, er weiß, wann Schluß ist.“

„Das werden wir sehen.“ Sagte Leonardo und zwinkerte ihm zu. Kurz wollte er misstrauisch werden, was der Blonde wohl meinen würde, doch Leonardo ahnte bereits die Skepsis und ergänzte: „Er hat uns alle zu einem privaten Tanz einer der Mädchen eingeladen.“

Auch das noch, hätte Ezio beinahe gesagt, doch er hielt sich zurück. Ein Lap-Dance auf Sparflamme. Er konnte schon jetzt nicht mehr mit ansehen, wie lustlos die Mädchen tanzten. Er würde wohl der Höflichkeit halber noch dieses kleine Event mitmachen und sich dann zurückziehend. Dieser Abend schien sich ganz schön in die Länge zu ziehen.

Stumm erhob er sich und folgte seinem langjährigen Freund zu der kleinen Gruppe der anderen Männer. Diese grinsten bereits aufgeregt, als sie Ezio bemerkten.

„Desmond ist heute spendabel!“ rief ihm Desmonds bester Freund, Shaun, entgegen, und Ezio konnte gerade noch verhindern, das Gesicht zu verziehen. Wieso waren junge Leute immer davon überzeugt, dass er taub war?

„Sollte er auch, immerhin wird man nicht alle Tage 31!“ erwiderte an seiner statt Connor, der Jüngste der Runde, gerade 27 Jahre alt.

„Wenn du erstmal soweit bist...“ antwortete Desmond nun, sich mit einer Hand über den Nasenrücken fahrend. Ezio war froh, dass Desmond wenigstens ein wenig Disziplin zeigte, und sich nicht wie seine Freunde endlos gehen ließ. Er sprach immerhin in einer angemessenen Lautstärke. Allerdings kam nun wieder dieser schelmische Ausdruck in seine Augen, den Ezio nur zu gut aus Desmonds jüngeren Tagen kannte. Vorbei war es mit Anstand, das wusste er.

„Also, wir begeben uns jetzt ins Separée 5...“ Desmonds Stimme begehrte auf, um die Musik und das Geschnatter seiner Freunde zu übertönen. Als die Aufmerksamkeit auf ihm ruhte, hob er seine Hand und deutete in die Richtung, in die sie wohl gleich gehen würden. „..., wo dann jemand ganz besonderes zu uns stoßen wird.“ Jemand ganz besonderes. Ezio verdrehte nun wirklich die Augen. Das konnte ja nur eine einzelne Tänzerin sein, die vielleicht einen besseren Ruf hatte als die anderen hier.
 

Das Separée war ein kleiner Raum, an dessen hinterem Ende eine mit Leder überzogene Bank stand, die gerade genug Platz für die fünf Männer aufwies. Ein kleiner Beistelltisch bot Platz für Getränke, die ihnen beim Eintreten bereits angeboten wurden. Ansonsten gab es in diesem Zimmer nur noch ein Podest, eine Art Bühne, die die Mitte des Raumes einnahm. Ezio konnte sich lebhaft vorstellen, wozu dieses diente.

„Sie ist der ganze Stolz des Seasons.“ Hörte er Desmond schwärmen und wandte seinen Blick ein wenig genervt zu seinem Vetter. Es gefiel ihm nicht, wie er über die Frau redete, dennoch äußerte er sich nicht dazu und hörte dem Reden seiner Kollegen weiterhin zu, wartete.

„Ihr Name lautet Cadenza.“ Nun musste Ezio doch ein wenig schmunzeln. Cadenza bedeutete in seiner Sprache „die Rhythmische“, wie passend für eine Tänzerin. Wie auf’s Stichwort wurde nun der Vorhang beiseite geschoben und eine zierliche Person betrat das Separée. Ezio lehnte sich zurück, ein wenig neugierig auf das, was ihn erwartete. Seine Kollegen pfiffen bereits, was wohl auf die Bekleidung der Tänzerin zurückzuführen war. Sie trug vorwiegend weiß: ihr bauchfreies Top, ihre Hose, die Schleier, der Mund und Nase verbargen und um ihre Arme gewickelt war. Die Ärmel ihres Oberteils waren rot und hingen an ihren Schultern herab, ebenso rot war das Tuch, was um ihre Hüften hing und durch die goldenen Anhänger bei jedem ihrer Schritte klimperte. Das war auch schon der ganze Stoff, der sich an ihrem Körper befand, sodass ihr ebenmäßiger, flacher Bauch und ihre schlanken Arme unverdeckt blieben.

Langsam kam Cadenza auf die Männer zu, und unter dem Seidenschleier vor ihrem Gesicht ließ sich ein leichtes Lächeln auf ihren roten Lippen ausmachen. Sie war schön, stellte Ezio fest, als er seinen Blick wieder zu ihrem Gesicht wandern ließ, und eigentlich wollte er sich gerade seinen frisch gebrachten Wein zu Gemüte führen, als er in ihre Augen sah. Er konnte nicht anders als inne zu halten, als er das klare Blau ihrer Augen ausmache, die umrahmt waren mit schwarzer Farbe und langen, dichten Wimpern. Das Gesicht war umhüllt von rotblonden Locken, die durch einen weiteren Schleier aus ihrem Gesicht gehalten wurden. Ihr Blick huschte über jeden Mann einzeln, und als sich schließlich ihre Blicke kreuzten, war der Wein vergessen. Ezio war wie gebannt, konnte den Blick nicht von ihren Augen nehmen, auch dann nicht, als sie sich abwandte und ihren Platz auf dem Podest einnahm. Leise atmete er die Luft aus, von der er nicht wusste, sie angehalten zu haben, suchte noch immer ihren Blick. Er lehnte sich leicht nach vorne, wollte eigentlich seine Fassung wiedererlangen. Cadenza hatte wahnsinnig ausdrucksstarke Augen, sie zeugten von Konzentration und Würde... Ezio wusste nicht, wie er sie beschreiben sollte. Und noch merkwürdiger kam es ihm vor, dass er von einer fremden Frau, deren wahren Namen er wahrscheinlich nicht einmal kannte, und die er gerade zum ersten Mal sah, so fasziniert sein konnte. Er war niemand, der etwas Hals über Kopf tat, aber hier konnte er nicht anders als den Entschluss zu fassen, sie kennenzulernen.

Augenblicke später setzte die Musik an, und Cadenzas Hüften fingen erst langsam, dann immer mehr dem Takt der Musik angepasst an, sich von links nach rechts zu bewegen. Ihre Hände wanderten mit sachten Berührungen über ihre Arme zu ihrer Taille, verweilten dort, ließen den Schleier um sie schweben. Langsam hob sie die Arme wieder, umrahmten damit ihre Silhouette, während Ezio beobachten konnte, wie sich ihre Augen langsam schlossen, sie sich nur der Musik hingab. Er hätte schwören können, zu spüren, wie sie alles andere vergaß, es für sie nur noch die Melodie und ihren eigenen Körper gab. Er unterdrückte den plötzlichen Impuls aufzuspringen, biss sich dafür auf die Unterlippe. Diese Frau war anders als ihre Kolleginnen, sie war überhaupt anders als andere Frauen, die er kannte. Sie war unglaublich leidenschaftlich, mit Haut und Haaren ihrer Passion verschrieben, das erkannte er. Wie verzaubert folgte er ihren Bewegungen, sah, wie sich ihr Kopf langsam in den Nacken legte, ihre verwundbare Kehle freigab, wie sie sich im Takt wiegte und über das Podest schwebte. Für ihn gab es momentan nichts wichtigeres, als in diesem Raum zu sein. Nur am Rande seines Bewusstseins bemerkte er, dass seine jüngeren Begleiter entspannt an ihren Drinks nippten, wie ihre Augen über ihren Körper wanderten... wie Leonardo ihm ein kurzes Grinsen zuwarf, sich dann aber wieder der Vorstellung widmete, die Schönheit in dieser ebenso in sich aufnehmend.

Und viel zu schnell war das Lied auch schon wieder vorbei, viel zu schnell setzte der Applaus der jüngeren Männer ein, viel zu schnell wandte sich die junge Tänzerin wieder von den Männern ab. Ezio blinzelte kurz perplex. Wieso war der Zauber schon vorbei? Schnell erhob er sich, wollte sie noch erreichen, doch war sein Aufstehen zu schwungvoll, sodass er seinen Rotwein umkippte und wortwörtlich über seinen Mitarbeitern verteilte.

„Mist...“ murmelte er, den lauten Protest der Männer ignorierend und stellte mit flinken Fingern das Glas wieder hin, während er zeitgleich nach einer Packung Taschentücher in seinen Hosentaschen forschte. Als er sie endlich gefunden und seinem Cousin gereicht hatte, war die Tänzerin bereits wieder aus dem Separée verschwunden.



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