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Hakuouki - The Demon of the fleeting Blossom

von

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Kapitel 2.2 - Die Verwandlung

Die Nacht fiel herein, das Yagi Haus stand still in der Dunkelheit. Leise wie möglich schlich ich mich durch die Gänge. Denn sollte mich jemand sehen, bekäme ich wohl Probleme.

Kurz stutzte ich und hielt die Luft an. Hatten mir meine Ohren einen Streich gespielt oder hatte ich Schritte gehört?
 

Nach einigen Momenten in stiller Einsamkeit, die ich mit dem Schatten verbracht hatte, wagte ich mich aus meinem Versteck und blickte in den Gemeinschaftsraum.

Dort drin saß Sanan.

Doch irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl. Sollte ich ihn ansprechen...? Während ich darüber nachdachte, drehte er sich um.

„Ich hätte nie gedacht, dass es ausgerechnet du sein würdest, der mich erwischt. Unerwartet.“

„Ach ja...?“ Kein Plan was er meinte, aber sein Gesichtsausdruck überraschte mich sichtlich: Er hatte ein friedliches Lächeln auf den Lippen; etwas, was ich seit langem nicht mehr gesehen hatte. Doch es war zu friedlich, als wären all seine Sorgen weggeblasen.

„Hm?“ Das Mondlicht schien auf etwas in seiner Hand.

„Ich denke, du fragst dich, was das ist?“ Er hielt es in die Höhe. Es war ein dünnes Fläschchen aus Glas, gefüllt mit einer purpurroten Flüssigkeit, was für mich ganz stark nach Gift aussah. „Es ist eine geheime Medizin, die dein Vater Kodou entwickelt hatte, unter dem Befehl des Shogunats.“

Mein Vater sollte für das Shogunat so etwas merkwürdiges machen?

„Sie sagten, es erschien zuerst im Westen. Der Inhalt dieser Phiole soll jemanden komplett verändern.“

„Was meinst du mit 'komplett verändern'?“

„Nun, um es einfacher auszudrücken, es macht einen sehr stark und erhöht die bereits vorhandenen Fähigkeiten.“ Wenn das wahr war, dann... „Dennoch gibt es eine schwere Nebenwirkung.“ Sein Lächeln wurde schwächer. „Es ist... Wie soll ich sagen? Es ist zu stark. Die Wirkung ist deutlich erkennbar, aber jene, die es zu sich nehmen, verfallen dem Wahnsinn. Du hast das Ergebnis schon einmal gesehen, oder?“

Natürlich... Das Ergebnis des Wahnsinns hatte ich in der Nacht, in der ich auf die Shinsengumi getroffen hatte, gesehen.

„Ich sehe, das du dich erinnerst.“ Seine Augen wurden schmal und er wirkte recht zufrieden. „Sie waren nichts außer blutdurstige Monster. Sie waren nicht in der Lage, rational zu denken.“

„Und wieso...“ Das, was jene Krieger durch leiden mussten, war schrecklich, doch die eigentliche Frage, die sich in meinem Kopf gebildet hatte, war: Auch wenn es der Befehl des Shoguns war, wieso wurde mein Vater in solch einer widerlichen Sache involviert? Und: Wieso ließ der Shogun so etwas Gefährliches mit erhöhtem Risiko und Männerverlust befehligen? Sanan fuhr fort:

„Wenn sie ihre Kontrolle verlieren, nachdem sie Blut gesehen haben, sind sie recht unnütz für den Kampf, nicht wahr? Da macht es keinen Unterschied wie stark und wie schwer sie zu töten sind. Kodou hatte seine Experimente an der 'Truppe' ausgeführt, um diese Medizin zu entwickeln.“

„Was?!“ Mein Vater hatte seine Experimente an Menschen ausgeführt, die daraufhin wahnsinnig wurden, wenn sie Blut sahen? Das konnte doch nicht sein, das würde er nie machen. Meine Brust schien sich zu verknoten, sodass ich kaum Luft bekam. Er war so ein netter Mensch gewesen und musste so etwas Unmenschliches erschaffen? Meine Hand ballte sich zu einer schmerzenden Faust.

Der Brillenträger schien davon nichts mitbekommen zu haben oder sich nicht dafür zu interessieren.

„Unglücklicherweise stoppte der Prozess, nachdem er verschwand. Diese Phiole jedoch repräsentiert die Früchte meiner eigenen Forschung, basiert auf dem, was er hinterlassen hat.“ Er schenkte mir ein kleines Lächeln und schüttelte das Fläschchen. Die Flüssigkeit schwappte langsam hin und her. „Ich habe es so oft wie möglich verdünnt.“ Er war komplett in seiner Welt. Ich wollte ihn so viele Dinge fragen, aber ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte. Letztendlich verließ eine einzelne Frage meine Lippen:

„Wenn du das trinkst... was passiert dann mit dir? Drehst du durch?“ Seine Brauen zogen sich zusammen.

„Um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht sicher. Ich habe es an niemanden getestet.“ Auch wenn menschliche Testobjekte eine Sache war, die ich absolut nicht unterstützen konnte und wollte, es war klar, das er auch nur die kleinste Vorstellung hatte, was dieses Gebräu mit ihm anstellen würde. Sein Lächeln verschwand. „Wenn ich es nehme, wird mein Arm heilen. Vorausgesetzt ich habe es richtig gemischt.“

„D-Du willst es immer noch trinken?!“ Er hatte keine Garantie dafür, dass es ihn vielleicht sofort umbringen würde. Und sollte er es überleben, würde er durchdrehen. „Das ist Wahnsinn! Du weißt nicht, ob dich dieses Zeug umbringt!“ Diese Substanz verwandelte einen in ein blutdurstiges Monster, was bereits gefährlich war, aber eine neue Version davon, die noch nicht einmal vollständig war...

„Ich habe keine Wahl. Das ist der einzige Weg, diesen verdammten Arm zu heilen!“ Sanan schien fast zu explodieren, so wütend schoss er diese Worte heraus. Ich schluckte und wich leicht zurück. „Ich bin schon nutzlos genug. Selbst die eigenen Männer reden schon über mich, wie krank ich doch sei!“

„Was redest du da, verdammt! Du bist ein netter Mann, Sanan-san! Jeder mag dich!“ Egal wie depressiv er war oder sich verhalten hatte, keiner der Kapitäne hatte ihn je ausgeschlossen oder gemieden. Sie waren seine Freunde und sie wollten alle, das er wieder gesund wurde. „Wie kannst du nur denken, dass du nutzlos wärst? Niemand denkt es! Und du solltest es auch nicht denken!“

„Es gibt für mich kein Leben als Schwertkämpfer mehr. Es wirkt fast so, als wäre ich gestorben und doch wandele ich hier herum...“ Sein Lächeln war kalt, zeigte ein wenig Trauer. „Lass mich zumindest als Mann sterben.“

„Nein!“ brüllte ich los und wollte ihn aufhalten. Ich stürzte mich auf ihn und wollte ihm das Fläschchen wegnehmen, doch er drehte sich weg und brachte mich zu Fall.

„Das ist nicht deine Angelegenheit. Es ist meine eigene.“ Als ich aufsah, gab er mir ein sanftes Lächeln, das genauso war wie an den Tagen vor seiner Verletzung. Es war der Sanan, den ich am Anfang getroffen hatte; der nette Mann, den alle recht gern hatten. „Wenn ich erfolgreich bin, ist mein Arm verheilt. Die Chancen sind nicht so schlecht wie du es dir vielleicht vorstellst.“ War das seine Art zu sagen, ich sollte mir keine Sorgen machen? Aber wenn er einen Fehler in der Mixtur gemacht hatte oder in seiner Recherche... Niemand wusste, was mit ihm passieren würde. Ich konnte ihn das nicht tun lassen. Ich musste ihn aufhalten.

„Deine Entscheidung? Ich soll dich einfach lassen? Denkst du echt, ich kann das einfach? Zusehen wie du dir das Zeug rein kippst und die Nebenwirkungen beobachten? Ich bin nicht der Einzige, der so denkt! Wenn jemand anderes hier wäre, der würde dasselbe sagen, da bin ich mir sicher!“ Kondou, Hijikata... Jeder von ihnen! Wenn Sanan starb, würde dieser Tag ein trauriger sein, für jeden einzelnen Mann der Shinsengumi. Selbst Itou, mal ausgenommen was er gesagt hatte. Er war unhöflich, aber er hatte nie Sanans Fähigkeiten in ein schlechtes Licht gestellt.

„Ich bitte um Verständnis... Auch wenn ich mir vorstellen kann, dass Toudou-kun ebenso von mir enttäuscht sein würde, wenn ich es nehme.“ Sein Lächeln war distanziert, als wäre er für Heisuke gedacht, der in diesem Moment in Edo war. „Sollte ich sterben, richte ihm bitte meine besten Wünsche aus.“

„B-Bitte was?! Was meinst du, deine Wünsche ausrichten?! Das macht ihn doch nur fertig!“ Er bat mich, seine letzten Worte zu übermitteln? Ich wollte es nicht tun... Ich konnte es nicht! Sanan gab mir nur ein gekrümmtes Lächeln.

„Ha. Das ich von jemanden wie dir bemitleidet werde... Und das nennt sich Oberst der Shinsengumi. Ich befürchte, ich habe dich in eine schwierige Situation gebracht.“ Und damit endete die Konversation. Mit einer einzelnen Bewegung warf er seinen Kopf nach hinten und trank diese merkwürdige Flüssigkeit mit einem Zug. Ein einzelner Tropfen entkam und lief aus seinem Mundwinkel. In meinem Entsetzen hörte ich den Klang eines einzelnen, schweren Herzschlages und das Fläschchen - welches Sanan fallen gelassen hatte - zersprang in viele Teile auf dem Boden. Sein Körper folgte den Scherben und blieb erst einmal regungslos liegen.

„S-Sanan-san!“ Wieso? Wieso hatte er das getan? Wieso hat er sich dazu entschieden, den Weg des Todes zu nehmen oder schlimmer: den des Wahnsinns? Ich näherte mich ihm, kroch zu seinem Körper, ehe er seine Hand mir entgegen schoss, um mich aufzuhalten. Unsicher stoppte ich. Er stöhnte vor Qual und krallte seine Finger in sein Oberteil, an seiner Herzstelle.

„Hn...ghh...“ Was stand ich hier? Als ich einen Schritt weitergehen wollte-

„Ahhhhh!“ Sein rechter Arm holte aus und schleuderte mich durch den Raum. Ich krachte gegen die Wand und riss diese mit zu Boden. Vor Schmerz konnte ich kaum atmen. Nach Luft schnappend versuchte ich etwas zu erkennen, aber meine Sicht war verschwommen. Was war das für eine Kraft? Ich hustete kurz, ehe ich sah, wie Sanan vor mir hockte und seine Hände meinen Hals umfassten.

„Eh he... he he he he...“ Ich konnte nicht amten! Die Hände an meinem Hals gehörten zwar Sanan, aber der Mann vor mir war jemand anderes. Sein Haar wurde langsam heller, langsam kroch die weiße Farbe bis hin zu seinen Haarspitzen. Sein Gesicht wurde in Wahnsinn getränkt, er war blass, die Augen... Sie wirkten wie die eines Raubtieren, nicht von einem Menschen. Ich sah solche in jener Nacht. Diese Kreaturen in der Gasse, ihre blauen Haori getränkt in Blut... Monster.

Ich biss auf meine Lippe. Nein, das war kein Monster, das war Sanan. Er war ein Mann, den ich kannte und er war ein netter Mensch.

„Sa...nan...“ Plötzlich wurde der Griff um meinen Hals lockerer.

„Gah!“ Hatte er reagiert? Ich fiel rückwärts, schnappte nach Luft. Mein Hals tat weh, ich spürte noch den warmen Druck, den er hinterlassen hatte. Abdrücke begannen sich zu verdeutlichen. Auf einmal schrie Sanan los, wie ein Tier, schlug sich die Hand ins Gesicht. Aber zwischen seinen Fingern sah ich ein Auge, in der die Vernunft hinter dem Wahnsinn zu erkennen war. Der Sanan, den ich kannte, war noch da.

„Nun... Ich scheine fehlgeschlagen zu haben... Wahrscheinlich war ich doch nicht so erfolgreich wie ich gedacht hatte...“ Dieser selbst ironischer Humor! Das konnte nur Sanan sein! Mein Körper war etwas geschwächt – ich wollte einfach nur liegen und einschlafen – aber ich raffte mich auf und taumelte auf ihn zu.

„S-Sanan-san! Bist du okay?!“ Natürlich war er es nicht. Wie dumm von mir dies zu fragen. Sanans Atem war schwer, aber er schnaubte kurz.

„Du hast keine Zeit... um dich zu sorgen. Töte mich... Jetzt. Solange du...kannst...“

Ihn töten? Ich? „Ich habe versagt. Ich spüre wie mein Verstand schwindet. Sollte ich durchdrehen... würde ich dich töten.“ Seit ich in der Shinsengumi war, hatte ich viele Krieger gesehen, die andere getötet hatten. Auch ich hatte getötet, aber dies war etwas ganz anderes als diese Situation hier. Er bat mich, ihn zu töten. Jemanden, den ich kannte. Jemanden, um den ich mich sorgte.

„Ich... kann das nicht.“

„Du musst es tun!“ Seine Finger umfassten erneut meinen Hals. Er war mir so nahe, das eine einzelne Strähne auf mein Gesicht fiel. Seine Augen bohrten sich in meine, als versuchte er mich mit letzter Kraft umzustimmen, bevor die Vernunft zu schwinden begann. Wenn ich ihn nicht tötete, würde er es tun. „Ich weiß das du nur zufällig hier bist... und es tut mir Leid, dich darum zu bitten. Es tut mir sehr Leid...“ Seine rechte Hand ließ meinen Hals los, fuhr zum Griff meines Katanas. Er zog es heraus.

Nein, zu spät. Ich realisierte, was er zu tun versuchte, eine Eises Kälte durchfuhr meinen Körper.

„Sanan! Das kannst du nicht tun!“

„Es macht es ein wenig schwieriger, aber... eine Klinge durch mein Herz wird mich töten wie jeder andere Mann.“

Verlangte er von mir eine Antwort? Wenn ja, ich hatte keine parat. Ich hatte bereits die Mühe, seine Hände von meinem Schwert zu nehmen, welches er genau auf sich gerichtet hatte. Doch es war nicht so leicht.

„Töte... mich...“ flüsterte er abgehakt, kurz davor sich in dem Wahnsinn erneut zu verlieren. „Bitte... lass mich sterben...“ War diese klägliche Stimme noch immer von Sanan? War seine einzige und letzte Hoffnung nur der Tod? Unkontrolliert spürte ich wie meine Augen brannten. Tränen schossen hoch. Ich konnte ihn doch nicht umbringen und die Ratlosigkeit, die ich all die Zeit hatte, brachte mich fast um. Wie konnte ich ihm helfen? Mit welcher Kraft könnte ich ihn aufhalten? Seine Finger waren sie Stahl um meine Hand, die das Schwert umklammerte.

„Halt, Sa-!“

„Gyaaaaaaah!“ Er stieß mich von sich weg, schrie wild herum vor Qual. Kurz hatte ich ebenfalls aufgeschrien, da ich mich erschreckt hatte.

Ein letzter Schrei und er fiel zu Boden. Es wirkte fast so, als hätte man seiner Marionette die Fäden durchtrennt.

„S-Sanan...?“ Mein Körper zitterte stark, ich starrte nur auf den leblosen Körper. „Sanan! SANAN!“ Was war passiert? Ich rüttelte ihn, doch nichts passierte, bis die Tür aufgeschoben wurde.

„Kaoru. Sanan...“ Soujis Stimme war für mich eine kleine Hoffnung, auf die ich so verzweifelt gewartet hatte.

„Okita! S-Sanan... er-!“

„Lass mich mal sehen.“ Seine Augen waren schmal und ich sah diese durch den Raum schweifen; von Sanans Körper zu mir zur zersplitterten Phiole. Soujis Mund kräuselte sich, ehe er Sanans Arm um seine Schulter legte und hoch hob. „Man sagt, wenn du das trinkst, kann dein Körper das anfangs nicht aushalten. Es schmerzt höllisch und du verlierst die Kontrolle darüber. Er konnte es wohl nicht ertragen und wurde bewusstlos.“ Mein verwirrtes Gesicht und die zurückweichenden Tränen schienen ihn kurz stutzen zu lassen.

„Nun, der schwierige Akt kommt erst...“ Und somit ließ er mich allein.

Noch saß ich eine Weile da, ehe ich seitlich zu Boden kippte, da mich meine Kräfte verließen. Was würde nun passieren? Ich sollte aufstehen; nachsehen wohin Souji Sanan brachte oder irgendetwas tun... Aber ich war zu erschöpft, als das ich zu irgendetwas fähig war in diesem Moment.



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