Bericht
Sesshoumaru kam mit einem etwas ungemütlichen Gefühl zu dem Treffen mit seinem Klienten. Außer Vermutungen hatte er nicht viel zu bieten – zu wenig, um auch nur seine Auslagen einfordern zu können, zu wenig, um seinen guten Ruf als Ermittler zu bestätigen. Er hatte zwar einen dicken Ordner voll Kopien dabei, was Rin und Jaken und auch angeheuerte Kräfte herausgefunden hatten, aber das wäre nichts, was den Fürsten dazu bestimmen würde Naraku zu seinem Nachfolger zu machen – oder eben nicht.
Er hielt die Aktentasche in der linken Hand, um im Notfall mit rechts kämpfen zu können. Erlernte Dinge aus der Jugend ließen sich nicht so rasch ablegen. Er trug wieder Anzug – den einzigen, den er besaß.
Am Tor des Fürstenschlosses wies er den Passierschein vor, den ihm Myouga mit den Unterlagen des Geheimdienstes geschickt hatte.
Der Pförtner musterte ihn, ehe er zu einem Telefon griff und jemanden herbestellte.
Nur kurz darauf kamen zwei Hundedämonen, wie alle hier in mittelalterlicher Rüstung, mit Schwert. Sicher gehörten sie zur Leibwache.
„Ihre Tasche,“ sagte einer.
Sesshoumaru schüttelte den Kopf und zeigte ein wenig mehr seiner Macht: „Dies ist eine Sache für den Fürsten. Oyakata-sama allein sollte das sehen. So lautet mein Auftrag.“
„Es ist unsere Pflicht ihn zu schützen.“
„Ihr könnt versuchen sie mir wegzunehmen. - Überdies, wenn ihr keinen Schnupfen habt, solltet ihr wittern, dass kein Sprengstoff darin ist.“ Er zeigte seine Energie jetzt fast offen. Schon lange hatte er gelernt, dass die meisten anderen Dämonen damit nicht mithalten konnten und vorsichtiger wurden. Es ersparte unnütze Komplikationen. Natürlich, das, was er letztes Wochenende vom Inu no Taishou hatte spüren können, war noch einmal etwas anderes. Ob er selbst in tausend Jahren wohl auch so weit wäre? „Bringt mich zum Herrn der Hunde. Er erwartet mich und diese Tasche.“
Einer der Wächter betrachtete sich noch einmal den Passierschein. Das war einer der höchsten Rangstufe, unterschrieben von Myouga....Der Flohgeist war klein, aber jedem war bekannt welchen Einfluss der auf den Fürsten besaß. Vermutlich wusste der alles von ihm. Und die Energie des Unbekannten war beachtlich. War das wohl ein hochrangiger Bote von einem anderen Fürstenhof? Dann sollte man nicht gerade einen neuen Krieg vom Zaun brechen. „Nun gut. Dennoch werden wir Sie durchsuchen.“
„Ich bin unbewaffnet.“ Aber natürlich würden sie es tun. Schließlich waren sie dazu da – und Sesshoumaru hatte gehört, dass die Loyalität der Dämonen, gerade der Hundedämonen, zum Inu no Taishou bedingungslos war. So folgte er ihnen in einen abseits gelegenen Gang und stellte die Aktentasche ab, ehe er die Arme ausbreitete: „Kein Schwert, kein Messer.“ Er klang ein wenig spöttisch, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass der Fürst mit einem solch törichten Angreifer nicht selbst fertig werden würde. Aber er ließ sich widerstandslos abtasten, obgleich es ihn in der Rechten zog diese lästigen Dämonen zumindest zu Boden zu schicken.
Dabei sah er aus dem Fenster. Ein in ein altmodisches, rotes Gewand gekleideter Junge übte dort Schwertkampf mit einer Menschenfrau. Beide waren erstaunlich geschickt für diese Art – ehe er erkannte, dass zumindest der weißhaarige Junge ein Halbdämon sein musste. Dann konnte es sich nur um den Bastard des Fürsten handeln, wie hieß er nur, Inu Yasha. Die Frau war jedenfalls eine Dämonenjägerin, denn sie trug diese Uniform. Nicht schlecht, beide, natürlich nur für ihre Lage. In Akumu wäre das Halbblut wohl schon untergegangen. Das Schwert, das der da hatte, war riesig geradezu, und der junge Hundedämon spürte eine magische Energie. Das war ein Dämonenschwert – eigentlich erstaunlich, dass der Mischling das führen konnte.
„Folgen Sie uns,“ sagte einer der Leibwächter. „Oh, das da ist der Bastard...ich meine, der Fürstensohn.“
„Ein Halbmensch,“ definierte Sesshoumaru.
„Ja.“
Der Fürst hatte durchaus Recht. Niemand würde seinen Sohn als Erben akzeptieren. Interessant, dass die doch angeklungene väterliche Zuneigung und staatsmännische Erkenntnis sich nicht im Weg standen. Er nahm seine Tasche wieder auf und folgte den Wachen durch scheinbar endlose Gänge, durch die Dämonen und Menschen huschten. An praktisch jeder Ecke, vor jedem weiteren Durchgang standen jedoch Krieger. Vor was fürchtete sich der Inu no Taishou? Oder war er das seinem Ansehen schuldig? Waren das Veteranen aus dem Großen Krieg, die solcherart untergebracht wurden? Auch möglich. Und, es ging ihn nichts an.
Eine weitere Tür wurde vor ihm beiseite geschoben.
Er erkannte den Fürsten auf dem Platz des Hausherrn, wie hier stets in weißen Hosen und blaubesticktem Oberteil, und verneigte sich höflich.
„Lasst uns allein!“ befahl der Inu no Taishou ruhig und wartete, bis sich die Tür geschlossen hatte, sein Besucher vor ihm niederkniete. Erst dann äußerte er: „Sollte es Ihnen tatsächlich entgangen sein, dass ich es schätze zumindest im Schloss die alte Kleidung zu sehen?“
Sesshoumaru presste die Zähne zusammen, besaß jedoch genügend Selbstbeherrschung um nicht aufzusehen, sich nicht zu bewegen. Der Tadel war kaum überhörbar gewesen – aber er würde sich nicht für etwas entschuldigen, das er nicht hatte. Sein Geld gab er für andere Dinge aus. Zu seiner Überraschung meinte der Fürst:
„Ich verstehe. Sie besitzen keine. Meine Bitte um Entschuldigung, Tantei. - Ihr Bericht.“
Ein wenig erleichtert, dass die peinliche Situation überstanden war, sagte Sesshoumaru: „Ich stehe momentan fast an der gleichen Schwelle wie Myouga. Es gibt einen Zeitpunkt in Narakus Vergangenheit, vor zweihundertfünfzig Jahren, vor dem alle üblichen Nachforschungen versagen. Es ist, als habe er da nicht existiert. Das wäre unlogisch, denn seine älteren Kinder, Kagura und Hakudoshi, dürften ungefähr mein Alter haben, vierhundert. Aber auch eine Mutter ist nicht nachzuweisen. - Was Sie interessieren dürfte, oyakata-sama: die sieben Wachen, menschliche Krieger, die er besitzt, scheinen ebenfalls eine sehr eigenartige Vergangenheit zu besitzen. Sie wurden offenbar im Norden als Knochenbande bekannt und zum Tode verurteilt. Ich habe jemanden in das nördliche Fürstentum geschickt um Bilder der sieben Krieger damals und heute zu vergleichen. Womöglich hat Naraku sie vor der Hinrichtung bewahrt.“ Er wies ein wenig auf die Tasche: „Das sind Kopien aller Fakten, die meine Mitarbeiter und ich bislang auftreiben konnten. Eine Woche.“
„Auch Sie kommen also so nicht weiter?“
„Es dauert, oyakata-sama.“ Und wäre für seinen Kunden teuer. Aber wozu das erwähnen? Es wäre das Recht seines Klienten nun den Auftrag zurückzuziehen. „Gewöhnliche Methoden helfen hier kaum.“
„Wieviel?“
„Oyakata-sama?“
„Ihre Auslagen und die Stunden.“
Er wollte also seinen Auftrag beenden. Schweigend griff Sesshoumaru in die Innenseite seines Jacketts und zog die Endrechnung heraus, reichte sie dem Fürsten.
Dieser nahm sie: „Sie missverstehen. - Ich sah nur keine Notwendigkeit Sie die Kosten weiterhin vorstrecken zu lassen.“ Und da er erkannte, dass sein Besuch fast den Kopf hob: „Ich lasse Sie weiter ermitteln. - Wann können Sie mit Ergebnissen rechnen?“
„Ich wollte, das könnte ich Ihnen sagen. Ich kann Ihnen nur versichern, dass ich nicht nachlässig bin.“ Nein, schon gar nicht, wenn es um seine eigene Vergangenheit ging.
Der Inu no Taishou legte die Rechnung beiseite und erhob sich, trat zum Fenster. Sesshoumaru ertappte sich bei der plötzlichen Erkenntnis, dass es der Herr aller Hunde ebenso hielt wie er selbst. Zum Nachdenken aufstehen und aus dem Fenster blicken. War das etwa eine hundedämonische Eigenart? Er kannte außer sich selbst keine Hundedämonen. In Akumu gab es keinen Einzigen, dazu war die Hierarchie dieser Art zu strikt und auch wohl der Taishou zu fürsorglich. Ja, das mochte sein, wenn er an die vielen Wachen dachte. Keiner wurde weggeschickt oder ausgestoßen.
Für lange Minuten herrschte Schweigen, ehe sich der Fürst umdrehte und wieder gegenüber seinem Besucher Platz nahm. „Wie weit würden Sie für die Ausführung eines Auftrages gehen?“
Sesshoumaru hob den Kopf, fast versucht in das Gesicht des Taishou zu blicken, obwohl er wusste, dass das als überaus unhöflich galt. Er erwiderte jedoch ehrlich: „Ich werde kein Verbrechen begehen. Aber persönliche Unannehmlichkeiten schrecken mich nicht, oyakata-sama.“
„Ich werde Ihnen Gelegenheit geben Naraku kennen zu lernen. Natürlich unter einem Vorwand. - Sie wissen, dass ich einen Sohn habe.“
„Inu Yasha.“ Worauf sollte das hinauslaufen? Aber egal. Wenn er nur an Naraku herankäme und endlich erfahren könnte, was vor zweihundertfünfzig Jahren passiert war, mit ihm und mit seiner Mutter...
„Sehen Sie sich in der Lage ihn im Schwertkampf zu unterrichten?“
Das war wirklich unerwartet und Sesshoumaru verstand die Behutsamkeit des Fürsten. Für einen Dämonen war es nicht gerade eine Ehre einen Halbmenschen zu unterrichten. Der Taishou wollte ihn nicht beleidigen, hatte aber eine durchaus unauffällige Möglichkeit gesehen ihn an den Hof zu holen und ihn so Naraku kennenlernen zu lassen, ohne dass dem das auffiel. Er erwiderte daher bloß: „Ja. Darf ich nur eine Bitte dazu äußern? - Danke. Ich würde Inu Yasha gern nicht nur im Schwertkampf unterrichten sondern insgesamt. Es wäre unauffällig, wenn ich mit Ihrem Sohn an einer Ratsbesprechung teilnehme oder ähnliches.“
„Sie wissen natürlich, dass Sie in diesem Fall zu meinem Sohn ziehen müssten. - Tantei, Inu Yasha ist ein Halbdämon und ihm ist bewusst, was das für ihn bedeutet. Trotz allem Interesse, das ich daran habe einen Nachfolger für mich zu suchen – ich werde nicht dulden, dass er noch mehr leidet.“
Das war eine klare Warnung. Sesshoumaru neigte den Kopf tiefer: „Sie können sich darauf verlassen, dass ich nur in Ihrem Sinn handeln werde.“
Der Inu no Taishou musterte den fremden Hundedämon mit unbekannter Herkunft, dessen Gesicht die langen silbernen Haare verbargen: „Das glaube ich Ihnen sogar,“ sagte er dann und rief einen Namen.
Sofort wurde die Tür beiseite geschoben und ein Dämon verneigte sich.
„Besorge passende Kleidung für diesen jungen Mann hier. Rot-weiß.“ Mit einem Lächeln zu dem Ermittler ergänzte er: „Wie gesagt, ich schätze die altmodische Art.“
Er bekam Seidenkleidung auf Kosten des Fürsten? Auch gut. „Danke, oyakata-sama. Darf ich Sie noch etwas fragen?“
Der Taishou wartete, bis die Tür wieder geschlossen war: „Nun?“
„Ich gelte offiziell als der Erzieher Ihres Sohnes?“
„Ja.“
„Wird....Inu Yasha...wissen, was meine eigentliche Aufgabe ist?“
Der Fürst schwieg einen Moment: „Ich werde es ihm nicht sagen. Aber es mag durchaus sein, dass Sie es für notwendig erachten. Er ist ein Halbdämon, aber ein intelligenter Junge. Vielleicht wird er es auch erraten.“
Ein Halbdämon, aber intelligent....Und so sagte es selbst der Vater. Zum ersten Mal bekam der junge Hundedämon eine Ahnung was das Leben zwischen den Arten bedeuten mochte. „Ich verstehe.“
Fast eine Viertelstunde herrschte Schweigen zwischen den Beiden, was jedoch keiner der Zwei als belastend empfand. Es gab nichts zu reden. Erst, als der Diener mit Kleidung zurückkehrte, nickte der Inu no Taishou: „Danke.“ Sobald der Dämon verschwunden war, befahl er seinem Besucher: „Ziehen Sie sich um.“
Das war eine klare Anweisung – aber bedeutete, sich vor einem Fremden ausziehen zu sollen. Sesshoumaru presste unwillkürlich die Kiefer aufeinander. Aber dann glaubte er zu verstehen. Das war der ranghöchste Hundedämon, ein Unterwerfungsverhalten war angebracht. Vermutlich wollte der Fürst wissen, wie treu er sich als Außenstehender zu ihm stellen würde, zumal, wenn er ihm seinen Sohn anvertraute. So zog er sich schweigend Jackett und Hemd ab, nahm die beiden Oberteile. Das ging ja noch.
Als er sich die Schuhe auszog, aufrichtete, um seinen Gürtel zu lösen, erhob sich der Fürst, stand und beobachtete ihn. Und der Jüngere begriff. Er hatte Recht gehabt. Es galt eine wortlose Unterwerfung, eine Loyalitätserklärung. So vor einem Anderen hatte er noch nie gekniet, niemals, schon gar nicht sich umgezogen. Aber das war wohl so unter Hundedämonen üblich....Dennoch. Es war eine gewisse Demütigung, die seinen Stolz verletzte. Aber zugleich sagte etwas in ihm, von dem er wusste, dass es das tierische Erbe war, dass es so gut sei. In seiner Hundeform hätte er sich rücklings vor dem Alpharüden zu Boden geworfen, dem die Kehle geboten – das hier war nur die Umsetzung in die Menschenform. Er durfte nicht vergessen, dass dies der Herr aller Hunde war, auch der seine. Er hatte nie zuvor einen Herrn anerkannt, anerkennen müssen, das machte es wohl schwieriger, aber er vermutete jetzt, dass der Fürst genau das ahnte und sichergehen wollte, dass er loyal war, ihn nicht betrügen wollte.
Die weiße Seide war kühl auf der Haut, seltsam angenehm. Ebenso, wie er plötzlich zufrieden damit war vor dem Inu no Taishou knien zu dürfen, dessen Hand auf seinem Haar zu spüren. Die ebenso wortlose Zusage ihn zu schützen. Sesshoumaru hatte seit frühen Kindertagen außer von Jaken und seinen Leuten nie Fürsorge besessen und er genoss die schweigende Anerkennung mit der Empfindung ein Stück Zuhause gefunden zu haben. Er war ein Hundedämon und der Herr aller Hunde hatte ihn aufgenommen. Merkwürdig, wie froh er im Moment war, wie gut es sich anfühlte seinem Taishou dienen zu dürfen.
Der Fürst nahm wieder Platz als sei nichts geschehen: „Wann möchten Sie mit dem Unterricht beginnen, Tantei?“
„Wie Sie wünschen.“
„Dann morgen. Sie werden hier einziehen, aber Ihre Mitarbeiter arbeiten weiter....“
„Ja, natürlich. - Verzeihung, oyakata-sama...“ Das war kein gewöhnlicher Kunde, das sollte er sich wirklich merken.
Über das Gesicht des Inu no Taishou huschte ein wahrlich heiteres Lächeln: „Ich habe fast das Gefühl, als ob Sie und Inu Yasha sich verstehen werden. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten. Er mag Lehrer nie sonderlich.“
Wieso nutzte das dumme Halbblut nicht jede Möglichkeit zu lernen, die sich ihm hier bot? Begriff der etwa gar nicht seine Lage? Dann war das wohl das Erste, was er ihm beibringen musste. Die Welt bestand nicht aus einem geschützten Leben unter Papas Pfote in einem Schloss. Denn auch, wenn es ein Vorwand war – er würde wie gewohnt gute Arbeit leisten. „Ich werde mich bemühen.“
„Davon bin ich überzeugt.“ Seltsam. Von allen Hundedämonen, die er je getroffen hatte, wirkte dieser Mann trotz aller Kühle am ehesten wie ein verirrter Welpe. Wo hatte der gelebt, was war mit ihm geschehen? Waren seine Eltern verstorben? Aber dann hätte doch er als Fürst informiert werden müssen. Vor vierhundert Jahren hatte schon Frieden geherrscht und es wäre seine Pflicht als Herr der Hunde gewesen sich um den Welpen zu kümmern. Gut. In Akumu mochten andere Sitten herrschen, aber er war eigentlich stets sicher gewesen, dass dort kein Hund je landen würde. Er sollte sich wohl einmal umhören lassen. Sollte er ihn nach seinem wahren Namen fragen? Myouga hatte gesagt, der sei geheim....aber wäre es möglich, dass der Junge ihn nicht mehr wusste? Dann wäre eine solche Frage mehr als taktlos. Nein. Er würde ihn Tantei nennen. Vielleicht bekam Inu Yasha mehr heraus. Halbdämon hin oder her – dieser Hundedämon würde sein Bestes geben, das wusste er nun. Ein wenig erinnerte der ihn an sich selbst in dem Alter – aber da war er bereits im Krieg gewesen, hatte versucht sich in der Rangordnung hochzuarbeiten, mit List, Intrigen, aber auch schierer Gewalt. Mehrere Menschenalter hatten die Kämpfe angedauert und danach war nichts mehr so gewesen wie es früher war. Dennoch waren die meisten Menschen mit der Dämonenherrschaft zufrieden – es gab kaum Verbrechen, keinen Krieg und bis auf gelegentliche Überfälle törichter Wurmdämonen keinen Ärger zwischen den Rassen. Außer, man ging zu weit über die unsichtbare Grenze, wie er es mit Izayoi getan hatte. Ihnen beiden war bewusst gewesen, dass es Schwierigkeiten geben würde und sie für sich in Kauf genommen – aber keiner von ihnen beiden hatte geglaubt, dass es hauptsächlich das Kind büßen würde. Hoffentlich würden sich diese Zwei verstehen. Inu Yasha täte es nur gut auch einmal einen dämonischen Freund zu bekommen. Er nickte ein wenig, ehe er erneut nach dem Diener rief: „Den Hauptmann.“
Nur eine Minute später kniete ein Hundedämon in militärischer Rüstung vor seinem Fürsten – sein Schwert wie es höflich war, vor der Tür liegen lassend. Er war überrascht, einen weiteren Dämon hier vorzufinden, aber natürlich wäre es undenkbar gewesen nachzufragen. Die Erklärung würde er sicher bekommen.
„Hauptmann, dies ist der neue Erzieher meines Sohnes.“
Der oberste Militär, wenn man vom Taishou absah, hätte sich fast verschluckt. Der Herr war ja stets recht erfindungsreich bei Strafen, aber was mochte dieser junge Mann angestellt haben, dass er als doch reinrassiger Dämon dieses Amt bei dem Bastard übernehmen sollte?
Der Fürst, der sich diesen Gedankengang ebenso vorstellen konnte wie Sesshoumaru, fuhr ruhig fort: „Er bekommt Zugang zu allen Räumen im Schloss, auch und gerade zu meinem Vorzimmer.“
Das war ein Vertrauensbeweis und der Ermittler verneigte sich sofort. Er sollte wirklich zusehen, dass er die Vorschusslorbeeren mit denen ihn der Taishou da bedachte auch verdiente.
Der Hauptmann hütete sich seine Überraschung zu zeigen: „Ja, oyakata-sama. Weitere Befehle?“
„Leite es weiter. Danke.“
Als sie wieder unter sich waren, deutete der Fürst auf die Aktentasche: „Die Kopien sind für mich.“
„Ja, oyakata-sama. Aber eben nur Kopien. Nach Abschluss des Falles erhalten Sie alles.“
„Ich werde es mir durchlesen und sie dann verbrennen.“
Sesshoumaru neigte zustimmend den Kopf. Ja, das war ein erfahrener und vorsichtiger Mann.
„Dann leeren Sie die Tasche. - Sie werden Ihren Anzug doch noch benötigen.“
Ja, natürlich. Erst jetzt fiel dem Jüngeren ein, dass es wohl wirklich ein wenig unpassend gewesen wäre, mit einem Bündel Kleidung unter dem Arm durch das Schloss zu wandern. Die neue Kleidung, weiß, mit rot an den Schultern bestickt, machte tatsächlich etwas her und er würde sie schon aus Höflichkeit in den nächsten Tagen hier tragen. Er sah wirklich wie ein junger Hundedämon von Stand aus. „Danke. - Wie und wann soll ich mich Ihrem Sohn vorstellen?“
„Seinen Sie morgen um neun hier in meinem Vorzimmer. Ich werde Sie ihm vorstellen.“ Inu Yasha wäre vermutlich sehr enttäuscht in seinem Alter noch einen Erzieher bekommen zu sollen, zumal einen Dämonen, da sollte er ihm zeigen, dass er ihn nicht abschob, nicht verachtete. Ihr Verhältnis war manchmal ein wenig schwierig, gerade auch weil er wusste, dass sich sein Junge Mühe gab und doch nie als Erbe anerkannt werden konnte, ja, in eine düstere Zukunft blickte. „Sie dürfen gehen.“
„Danke, oyakata-sama.“
Zurück in seinem Büro begegnete er einem strahlenden Lächeln: „Oh, Sesshoumaru-sama! So schön gekleidet.....“ Rin klang begeistert.
„Geschenkt. - Bring den Anzug in die Reinigung. Wenn der Auftrag vorbei ist, werde ich ihn wieder tragen.“
„Natürlich. - Jaken rief an, er habe so weit nichts über die Sieben herausgefunden, aber anscheinend gibt es Gerüchte, dass sie noch leben. Einige Leute, die mit ihrem Gerichtsverfahren zu tun hatten, wurden umgebracht.“
„Wie?“
„Unterschiedlich. Einige mit dem Schwert. Ich habe Ihnen die Notiz auf den Schreibtisch gelegt.“
„Ich werde einige Tage nicht hier sein sondern im Schloss. Du und Jaken solltet einen Passierschein erhalten, aber noch besitze ich keinen.“
Sie nickte nur. „Dann sollen wir Sie dort aufsuchen?“
Er gab keine Antwort und das Mädchen nahm es aus jahrelanger Erfahrung für ein Ja, bückte sich und öffnete die Aktentasche.