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Gravity

von

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Verpflichtungen

Nach ein paar weiteren Gesprächen, abseits der Feier, kamen erst Thor und später auch Loki wieder zurück zu ihren Gästen.

Sie hatten ihre alten Geschichten ausgepackt und präsentierten sich der Öffentlichkeit sehr versöhnlich.
 

Der Abend neigte sich irgendwann seinem Ende zu.

Nach und nach verließen die Gäste den Palast und zum Schluss blieben nur noch die beiden Brüder am großen Tisch zurück. Um sie herum bewegten sich noch ein paar Angestellte, doch davon ließen sie sich nicht stören.

Thor hatte seine Füße auf der Tischplatte überschlagen und hielt mit einer Hand eine Schale mit Trauben fest, von der er immer wieder eine in seinen Mund warf.

Loki sah dem Schauspiel schon genervt zu und rollte mit den Augen, als wieder eine seinen Mund verfehlte und wie die zahlreichen anderen auf dem Boden landete.

“Was für ein Glück”, begann der junge Zauberer mit einem leicht ironischen Unterton, “dass du dich nicht immer auf diese Weise ernähren musst. Du würdest wohl sehr schnell einem grausamen Hungertod erliegen”

Er selbst saß zwei Stühle weiter und sah vertieft auf sein Weinglas, während er es schwenkte.

Für ihn war es immer noch ungewohnt, nach dem sehr bescheidenen Leben, das er in seiner Zelle geführt hatte, nun wieder alle Privilegien eines Gottes, oder besser gesagt eines Königssohnes, zu genießen.

Eigentlich hatte er schon längst vor gehabt endlich zu gehen, doch Thor kam immer wieder mit neuen Geschichten, die er wie ein kleines Kind strahlend erzählte und dank seines hohen Alkoholpegels brauchte er selbst für kurze Sätze mittlerweile sehr lange. Er musste immer wieder von vorne anfangen und verdrehte dabei vieles was passiert war.

“Das reicht jetzt langsam, es ist spät und~” Der Blonde Hüne stürzte sich geradezu von seinem Stuhl und fiel dabei fast hin. Er musste sich am Tischrand abstützen um nicht umzukippen und kam dann mit einer leichten Rechtslage auf Loki zu.

“Du kannscht doch jetzt noch nich geeeeehn! Wir müssen feiern!!!”, grölte er laut an die Decke und hob noch seine Arme in die Höhe.

Loki musste sich mit den Zeigefingern die Ohren zuhalten bei dem lauten Gebrülle und war nun endgültig reif für etwas Ruhe.

“Nein, genug gefeiert Bruder. Morgen ist ein neuer Tag, außerdem bist du schon betrunken genug”, kam es gelassen vom Jüngeren, der noch den letzten Schluck Wein austrank und das Glas auf dem Tisch abstellte, bevor er sich abwandte um sich in sein Zimmer zurück zu ziehen.

Polternd warf Thor einige Stühle um, während er seinen Bruder verfolgte und mit ausgestreckten Armen auf ihn zulief.

“Warte mal! Ich bin gar nich betrunkn!”

Ohne sich umzudrehen, merkte er sofort das der Blonde auf ihn zugelaufen kam und wich mit einem Seitenschritt gekonnt aus und sah noch grinsend dabei zu wie der Ältere der Länge nach neben ihm auf dem Fußboden aufkam. Stöhnend richtete er sich langsam auf und rieb sich über sein Gesicht.

“Was war das?”, fragte er mehr zu sich selbst.

Loki hätte seinen Bruder einfach dort liegen gelassen und wäre gegangen, doch er wurde darin gestoppt als Thor ihn am Fußknöchel packte und sich an ihn heranzog.

“Lass mich nicht zurück Loki, bleib bei mir…”, nuschelte er gegen den schwarzen Stoff vor sich und umklammerte das Bein des Schwarzhaarigen noch fester, während er seine Wange an ihm rieb und sich mit einer Hand bereits einen Weg unter das Hosenbein suchte. Immer wieder murmelte er wie im Wahn den Namen des Jüngeren.

Nicht überrascht, aber dafür verärgert über das peinliche Verhalten Thors, biss er die Zähne zusammen und versuchte sein Bein aus dem Klammergriff zu befreien.

//Und dieser Kerl soll ernsthaft Asgard regieren?!//

“Lass mich gefälligst los!”, fauchte Loki ihn an und kniff die Augen zusammen als er die feuchte Zunge und anschließend die Zähne des Älteren an seiner Wade merkte. Er zog einmal rasch Luft ein, bevor er mit der Hand gezielt in die blonde Mähne griff und diese von sich wegzog.

“Hör auf!!!”

Da es bereits mehr war als er ertragen konnte und Thor mit seiner Hand unter dem Stoff noch höher wanderte, schlug Loki ihm in seiner Verzweiflung mit der Faust ins Gesicht und schaffte es so frei zu kommen. Sofort gingen seine Hände an das noch hochgeschobene Hosenbein und strichen es wieder glatt nach unten. Er atmete ein paar Mal tief durch und stützte sich mit einer Hand an der Mauer hinter sich ab, bis er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.

Thor nicht aus den Augen lassend, ging er erst rückwärts weiter den Gang entlang, bevor er sich umdrehte und schnellen Schrittes sein Zimmer aufsuchte.
 

Thor war durch den Schlag wieder etwas nüchterner geworden. Er verfolgte seinen Bruder mit den Augen und rieb sich über die, vom Schlag, gerötete Wange. Ihm wurde jetzt erst richtig bewusst, was er eben getan hatte und er war nicht wirklich stolz darauf.

Dieses Verlangen begleitete ihn schon eine Weile lang, am Anfang hatte er sich noch mit Frauen begnügt um sich abzulenken, auch der Alkohol war immer ein guter Freund gewesen und hatte ihm dabei geholfen zu vergessen, bis auf diesen Zwischenfall.

Angefangen hatte alles mit einem schwachen Gefühl, das er immer hatte, wenn er sich in Lokis Nähe aufhielt. Er fühlte sich schon immer wohl in der Nähe seines Bruders, doch schrieb er diesem Gefühl erst größere Bedeutung zu, seit er ihn einmal verloren glaubte. Die danach folgende Enttäuschung durch Lokis verrat schmälerte seine Gefühle etwas, doch ganz erloschen waren sie nie. Und nun, da sie wieder so engen Kontakt zueinander hatten, kamen all diese alten Gefühle neu in ihm hoch und waren stärker denn je.

Lokis Reaktion hatte ihm noch mal verdeutlicht, dass er diese Gefühle nie so erwidern würde, wie er sich das vielleicht manchmal vorstellte. Immerhin war Loki, im Gegensatz zu ihm, schon immer ein Einzelgänger gewesen und hatte an seinen Mitmenschen auch nie Interesse in dieser Hinsicht gezeigt. Es war wie Fluch und Segen zu gleich seinen Bruder um sich zu haben, ihm aber doch nie wirklich nahe zu kommen. Umso mehr er darüber nachdachte, desto verzweifelter wurde er durch diese Erkenntnis.
 

In den folgenden Tagen wurde es für Thor zur Gewohnheit die Abende in den umliegenden Schenken zu verbringen und sich dort bis spät in den Abend hinein zu trinken. Hin und wieder brachte er sogar eine Frau bis mit in den Palast, oder blieb sogar über Nacht weg. Sein Bruder ging ihm seit dem aus dem Weg und zu seiner Mutter war er es, der den Kontakt so oft er es konnte mied. Nach einer durchzechten Nacht allerdings, sollte sein allabendliches Trinkspiel ein Ende finden.

Frigga war es, die an seinem Bett neben ihm saß und darauf wartete, dass ihr ältester Sohn endlich wach wurde. Ruhig und geduldig sah sie dabei zu wie er seine Augen öffnete und schnaufte einmal durch, als er sich mit dem Blick auf sie gerichtet aufsetzte.

“Mutter?”, kam es mit einer beschlagenen und kaum vorhandenen Stimme. Während des Sprechens merkte er wieder wie sehr ihm doch sein Schädel brummte. Er schloss seine Augen und ließ sich zurück fallen, um den strafenden Blicken seiner Mutter zu entgehen.

“Kannst du… später wieder kommen?”, krächzte er ihr weiter entgegen und hielt sich eine Hand vor sein Gesicht.

Frigga musste sich von ihm Abwenden bei dem Alkoholgeruch der ihr entgegen kam und schluckte einmal, bevor sie sich ihm wieder zuwandte.

“Ich habe mit dir zu reden Thor, und es kann nicht warten.” Sie holte noch mal in eine andere Richtung Luft bevor sie ihn wieder streng ansah.

“Das alles muss aufhören. Deine nächtlichen Touren, die wechselnden Frauen. Du bist kein Junge mehr, der machen kann was er will, ohne die Konsequenzen zu tragen. Du bist nun der König von Asgard. Das Volk sollte zu dir aufblicken, statt sich über deine ständigen Eskapaden zu wundern.”

Fast schon verzweifelt sah sie ihm entgegen, da sie genau spürte, dass mit ihrem Sohn etwas nicht stimmte. Sie schob dies alles auf den Tod ihres Mannes, das war wohl auch der Grund weshalb sie so lange noch nichts dazu gesagt hatte. Doch langsam musste er es schaffen sich wieder zu fangen.

Thor hatte der ganzen Predigt stumm zugehört, ihm war es mehr als nur unangenehm von seiner Mutter dies alles zu hören und er selbst wusste wie schändlich er gerade als Nachfolger seines Vaters versagte.

“Dein Vater hat immer gesagt, dass es noch zu früh für dich sei, seinen Platz einzunehmen. Aber du warst immer so willig den Thron zu besteigen. Langsam glaube ich er hatte recht damit…”

Sie blieb weiter bei ihm sitzen und streckte ihre Hand nach ihm aus, doch Thor richtete sich zur anderen Seite des Bettes auf und stand schwankend auf, um ins Badezimmer zu verschwinden.

Solch ein abweisendes Verhalten war sie sonst nur von Loki gewöhnt, aber das der Blonde so zu ihr war, weckte in ihr die Vermutung das es vielleicht doch nicht nur die Trauer um Odin der Grund für sein Verhalten war.
 

Wie es für Loki üblich war, zog es ihn gegen Abend immer in die Bibliothek. Tagsüber war einfach zu viel im Palast los und oft wurde er hin und wieder auch gestört. Deshalb hatte er sich angewöhnt, sich tagsüber mit seinen Verpflichtungen als Königssohn zu beschäftigen und die Abende seiner Leseleidenschaft zu widmen. Bevorzugt wählte er Bücher aus, die von Magie handelten, somit konnte er seine Zauberkünste immer wieder verfeinern und verbessern. Die Bibliothek des Palastes beherbergte über 45.000 Bücher und Pergamente, die von 20 Bediensteten verwaltet und sortiert wurden. Wie schon die Abende zuvor, verließen alle noch arbeitenden sofort die Bibliothek als der jüngere Königssohn sie betrat, da sie wussten wie ungern er gestört wurde und sie keineswegs als Versuchskaninchen für einen seiner Zaubertricks enden wollten.

Bevorzugt hielt er sich mit seinen Büchern in einer der großen Fensterausbuchtungen auf. Die trüben Glaskacheln der Fenster enthielten das Emblem der Asen und ließen gerade so viel Licht von außen durchdringen, dass man dadurch gut lesen konnte, aber trotzdem schützten sie die Bücher, wie auch ihren Leser vor neugierigen Blicken und verrieten nur schemenhaft was sich dahinter verbarg.

Zu seinem Bedauern reichte das helle Licht der Abendsonne nicht wirklich aus, da diese schon den ganzen Tag von grauen Wolken bedeckt wurde. Mit einer kleinen Handbewegung konnte er jedoch schnell die umliegenden Fackeln und Kerzen entzünden.

Gerade beschäftigte er sich mit einem alten Lehrbuch der Gedankenkontrolle. Die ersten Seiten hatte er überflogen, da ihm vieles bereits bekannt war. Allerdings hatte er zuvor noch nie von Tränken gehört, die diesen Vorgang verlängern können und sogar bei Personen mit starker Willenskraft wirken.

Er hatte sich bereits Notizen gemacht und zauberte nebenbei immer wieder kleinere Tiere oder Lebensformen mit seiner freien Hand, um sich nicht zu langweilen.

Loki war schon als kleiner Junge immer wissbegierig gewesen. Anders als sein Bruder, der meist von hoch angesehenen Lehrern unterrichtet wurde, hatte er sich so gut wie alles selbst beigebracht. Er hätte zwar die Möglichkeit gehabt dem Unterricht beizuwohnen, doch die aufbrausende und ungeduldige Art des älteren Bruders war ihm stets ein Hindernis beim Lernen und so entschied er sich lieber dazu, sich selbstständig Wissen anzueignen.

Seine Augen stoppten damit den kleinen Buchstaben zu folgen als er Schritte hörte und blieben kurz auf einem unbestimmten Punkt gerichtet, bevor er aus dem Augenwinkel eine Person erkannte und sich dieser zuwandte.

“Na sieh mal einer an”, gab Loki überrascht von sich und klappte sofort das Buch zu um es unter einem Stapel verschwinden zu lassen, während er gespielt freundlich zu dem Blonden aufsah.

“Hast du dich etwa verirrt Bruder?”



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Kaiserin
2015-03-22T00:28:01+00:00 22.03.2015 01:28
nooooo warum gehts denn hier nicht weiter? QwQ
Von:  ChiaraSternentraum
2015-01-23T15:26:21+00:00 23.01.2015 16:26
Gute Geschichte! Dein Schreibstil ist wirklich sehr schön zu lesen.
Ich finde es schön, dass die beiden nicht von Anfang an auf ´Ich liebe dich´ gemacht haben^^
Die Handlung ist ziemlich spannend. Ich freue mich auf das nächste Kapitel.
Bin schon gespannt, was Thor will^^
Von:  Succoria
2013-10-17T17:53:33+00:00 17.10.2013 19:53
So nun auch das letzte Kapitel gelesen.

Oh man, finde es echt toll wie du Thor betrunken dastellst xD
Hoffe es geht sehr bald weiter. Würde mich freuen mehr von dir zu lesen :)
Von: abgemeldet
2013-07-02T18:57:43+00:00 02.07.2013 20:57
Ok, eigentlich wollte ich zu jedem Kapitel etwas schreiben, doch dann, habe ich angefangen zu lesen und bin jetzt durch! Ich konnte gar nicht aufhören.
Du hast einen sehr schönen und gut zu lesenden Schreibstil, es ist spannend und auch nicht zu langatmig. Ich bedauere geradezu das ich aufhören musste zu lesen. Ich möchte dir nur mitteilen das ich diese Geschichte wirklich sehr mag und von ganzen herzen hoffe das du weiter schreibst.
In mir hast du eine treue Leserin gefunden ^^.
Auf jeden Fall vielen Dank für diese schöne Story!


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