Liebe und Hass
Sanji stand fluchend vor dem Spiegel. Das mit dem nicht mehr weiten müssen war doch nicht ernst gemeint, und die Striemen auf seinem Rücken und Hintern taten höllisch weh, wenn da Seife ran kam oder das Handtuch darüber rubbelte.
Die Toilette konnte er erst mal auch vergessen, denn nach dem letzten Sex tat es schon weh, wenn er sich auf den Sitz setzte. Sicher meinte der Grüne es nicht böse, aber nach… Ja wie lange eigentlich? Wochen? Monate? Ein bisschen mehr Vorsicht wäre angebracht gewesen. ‘Aber wie schnell er mich heiß gemacht hat… Unglaublich, dass ich es so nötig hatte, so schnell angesprungen bin.’
Vorsichtig drehte er sich etwas, versuchte einen Blick auf seine Schultern und seinen Rücken zu erhaschen und fluchte wieder über die Markierungen, die er da sah: Striemen, die fast mehr als nur Kratzer waren, Knutschflecke, Bissspuren und das Schlimmste: er konnte sich an jede einzelne Verletzung erinnern und bei jeder Vorstellung davon lief ihm ein heißer Schauer über den Rücken.
Das musste aufhören. Sicher, sie waren hier, um sich zu versöhnen, aber wenn er sich nach jedem Wort von Zorro einwickeln ließ, würde sich nichts ändern, außer dass sie vermutlich wieder zusammen wohnten und er sich noch mehr nach der Nähe seines Liebhabers verzehrte, während der sonst wo in der Weltgeschichte unterwegs war. Allein die Vorstellung, wie er zusätzlich zu den Hausarbeiten auch noch eine Kette ans Bein bekam, um jederzeit auffindbar zu sein, damit Zorro sich an ihm befriedigen konnte, versetzte ihn in eine solch Wut, dass er sich das Handtuch von den Hüften riss und aus dem Bad stürmte.
“Ich bin also doch nur deine Hausfrau! Du hast mich also nur gesucht, um mal wieder mit mir ins Bett zu gehen. Ich bin für dich doch nicht mehr als eine billige Hure, die auch noch Kochen und Putzen kann…”
Völlig überrumpelt stand Zorro auf und ging einen Schritt auf die blonde Giftnudel zu. Gerade als er ihn zur Beruhigung berühren wollte, hörte er nur noch ein “Fass mich nicht an!”
Noch bevor er eine Chance hatte zu reagieren, fesselte Sanji bereits seine Hände an das Seil, dass Zorro in der Nacht nicht mehr weggeräumt hatte.
“Ich dachte eigentlich, dass wir reden, unsere Probleme klären wollten, aber das einzige, was von dir kommt, sind fadenscheinige Entschuldigungen und Gegrabsche. Sieh dich doch nur an: der feine Herr im seidenen Morgenmantel auf dem Glanzsatinbett. Und was bin ich für dich? Der Prügelknabe, das Maskottchen, der Sexsklave, die Putze? Was willst du eigentlich von mir? Soll ich dir auch noch die Füße waschen oder da du schon mal so großzügig bist, mich mit deiner Anwesenheit zu beehren, …”
Es schüttelte ihn. Er hatte sich in Rage geredet und wenn er jetzt nicht stoppte, würde er seine Tränen nicht mehr zurückhalten können. Mit dem letzten Rest Selbstbeherrschung verpasste er dem wehrlosen Zorro eine schallende Ohrfeige.
Er drehte sich um. Der Grüne sollte bloß nicht sehen, wie sehr er sich für diesen Ausbruch schämte, wie sich langsam doch die Tränen in seinen Augen sammelten und wie viele Gefühle jetzt auf einmal auf ihn einstürzten.
Aber Zorro sah es. Ein Blick in den Spiegel an der Wand gegenüber und er sah die Tränen. Ein Blick auf den bebenden Körper und er sah die Verwirrung, die vielen Gefühle. Ein Blick auf den nackten Rücken und er sah die blutroten Striemen, die leicht angeschwollen waren. Er wusste sehr genau, wie weh die taten und warum sein Gegenüber gerade einen solchen Hass verspürte.
Vorsichtig, um kein Geräusch zu machen, löste er die Fesseln um seine Hände. er zog sich den Mantel von der Schulter und hängte ihn dem Blonden über den Rücken. Er fuhr mit beiden Händen den Kragen entlang und verschloss ihn, indem er seinen Geliebten umarmte.
“Sanji! ”, sprach er ganz leise in dessen Ohr. “Du willst wissen, was du für mich bist? Du bist die Liebe meines Lebens. Du bist der Mensch, ohne den ich nicht existieren könnte. Du bist für mich der Eine. Ja, ich will dich. Fast jedes Mal, wenn ich dich sehe, stelle ich mir den Sex mit dir vor, aber das ist ein Kompliment. Du bist so unglaublich schön und sexy. Ich meine, sieh dir doch bloß mal deine ewig langen Beine an und stell dir dabei vor, was diese Beine alles können, wie sie mich in den Wahnsinn treiben, wie sie uns beide aneinander fesseln. Oder dein Körper: Du bist so schmal, so schlank, du wirkst so zerbrechlich, dass ich dich einfach ständig im Arm halten möchte. Aber wenn man dich mal genau betrachtet, sieht man auch, wie viele Muskeln unter deiner Haut spielen, wie stark du eigentlich bist. Und ich kann mir problemlos jeden Zentimeter deiner Haut in Erinnerung rufen, wie er schmeckt, wie er sich anfühlt und wie er dank dieser Muskeln unter deiner Lust erbebt. Du hast so schöne Augen, die so viele Gefühle ausdrücken können, selbst jetzt, wo du dich eigentlich beherrschen willst. Ich liebe deine Haare, die so weich sind und einen Duft haben, der mich die Außenwelt vergessen lässt. Und ganz ehrlich: den Sex mit dir genieße ich, weil ich weiß und weil ich will, dass du ihn auch genießt. Nicht du sollst mein Sexsklave sein, sondern ich will der sein, der dich erregt und befriedigt. Es tut mir jedes Mal sehr leid, wenn meine Leidenschaft mit mir durchgeht und ich dich verletze. Und es tut mir leid, dass ich heute Nacht dich schlafen lassen wollte und es nicht so wichtig fand, den Glasdildo noch zu entfernen und es tut mir leid, dass ich mich vorhin habe hinreisen lassen, obwohl du nein gesagt hast.”
Zorro küsste vorsichtig die Halsbeuge, der er so nahe war und spürte, wie der Körper in seinen Armen sich langsam entspannte.
“Dir tut der Rücken weh, stimmt ’s?” fragte er und erhielt ein Nicken als Antwort.
“Komm, ich schau, ob ich ihn dir eincremen kann.”
“Nein, lass uns erst frühstücken!” kam die prompte Antwort vom Blonden, die ihm ein Schmunzeln entlockte.
“Ich denke, es ist sinnvoller, erst deinen Rücken zu behandeln, mit Schmerzen schmeckt es nicht so gut. Und: nur eincremen! Versprochen!”
Jetzt lächelte auch Sanji und schmiegte sich kurz in die Umarmung. Ja, irgendwie fühlte er sich auch geborgen.