What The Heck-Apfelkuchen & Dafug-Pralinen
Geek: „What the fuck is going on?”
King: „Are you fucking kidding me?“
Mit einem flotten Hüftstoß warf Sakura die Luke ihres Backofens zu und stellte dann den dampfenden Apfelkuchen auf die Arbeitsfläche. Erleichtert seufzte sie, als sie unfallfrei den Ring der Backform lösen konnte und der Kuchen nun in Ruhe auskühlen konnte. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihr, dass der nächste Bus in 20 Minuten kommen würde.
Schnell zog sich Sakura an, sprang in ihre Schuhe, schnappte sich ihre Tasche und verfrachtete den frischen Apfelkuchen in ihrer Transportbox. Sobald sie den Deckel drüberstülpte beschlug das Plastik. Immer noch zu warm. „Egal, lauwarmer Apfelkuchen mit Sahne is eh am Besten!“, ermunterte Sakura sich selbst und verließ dann eiligst ihre Wohnung.
In drei Minuten kam der Bus!
Glücklich darüber, dass sie und ihr Apfelkuchen es heil in den Bus geschafft haben, setzte sich Sakura auf einen freien Platz und steckte sich dann sich dann die Kopfhörer ihres iPods in die Ohren. Lächelnd sah sie aus dem Fenster. Heute war der 27. Mai, die Sonne schien, wie meistens an diesem Tag und Sakura war wie jeden 27. Mai auf dem Weg zu Frau Minks.
Frau Minks war eine 81jährige alte Dame, deren Verwandte sich nie bei ihr meldeten und dass, obwohl die Frau furchtbar nett und süß war. Sogar an ihrem Geburtstag war die gute Frau alleine, denn ihr Mann war vor acht Jahren gestorben und auch die meisten ihrer Freunde hatte die Dame schon überlebt. Die wenigen, die sie noch hatte, waren dement, senil oder bettlägerig.
Kurz: Frau Minks war das ganze Jahr über alleine.
Und hier kam Sakura ins Spiel.
Eines Tages kam Frau Minks vom Einkaufen zurück und ihre Äpfel waren ihr aus ihrem Rollator gefallen. Sakura, die zufällig zur Stelle war, half der alten Dame und brachte ihr die Einkaufstüte nach Hause. Freundlich wie Frau Minks war, bot sie Sakura eine Tasse Tee und Kekse an und erzählte nebenbei auch noch gleich ihre Lebensgeschichte. Sakura war so angetan von der Oma, dass sie versprach sie immer wieder zu besuchen. Das war jetzt fünf Jahre her. Und bumm: Sakura und Frau Minks wurden gute Freunde.
Zu Weihnachten, Ostern, Fasching, Silvester und Frau Minks Geburtstag kam Sakura immer vorbei. Zusätzlich ging sie dann noch am Wochenende zu der alten Dame, denn da hatte Sakura frei. Sakura selbst lebte nämlich auch alleine, denn ihre Eltern waren vor drei Jahren bei einem Autounfall gestorben. Zwar war sie drüber hinweg, aber es tat gut jemanden zum Reden zu haben. Freunde hatte Sakura nämlich keine. In der Uni war sie der Geek, der Freak, der Nerd. Jedenfalls arbeitete Sakura unter der Woche, um die Nebenkosten zu bezahlen. Die kleine Einzimmerwohnung finanzierte ihr nämlich der Staat, bis sie ihren Abschluss und einen festen Job hatte.
Außerdem konnte sie von ihrem erarbeiteten Geld auch die Zutaten für die Kuchen für Frau Minks kaufen. So wie für den zum 81. Geburtstag der alten Dame heute.
Eine halbe Stunde später hielt der Bus an der kleinen Allee und Sakura stieg aus. Kurz sah sie nach links und rechts und eilte dann über die Straße. Da die Haustür unten nie geschlossen war, drückte sie diese einfach auf und betrat dann den Aufzug, um in den 10. Stock zu fahren. Während der Fahrt nahm Sakura die Kopfhörer aus den Ohren und verstaute sie mitsamt iPod in ihrer Tasche.
Das leise ’Ding’ sagte ihr, dass sie da war und mit einem breiten Grinsen aus Vorfreude auf ihren Zügen, klingelte sie an der grünen Tür. Ein kurzes Stimmengewirr ließ Sakura verwirrt dreinblicken. Was war denn hier los? Als die Tür aufging gefror Sakura das Grinsen im Gesicht.
„What the heck?“
Gähnend streckte er sich und rollte sich zur Bettkante, an welche er sich dann auch setzte. Noch immer verschlafen fuhr er sich durch die Haare und streckte sich ein weiteres Mal. Gefühlte fünf Minuten später stand er endlich auf und stapfte ins Bad. Nach der Morgentoilette starrte er in den Spiegel und seufzte. Diese Haare..
Kurzerhand griff er zu einem Haarreif und schob sich damit die unbändige Mähne aus dem Gesicht. Bevor er sich im Anschluss die Zähne putzte, nahm er die Zahnspange raus, schrubbte diese, dann die Zähne und nach dem Ausspülen klippte er sie sich wieder rein. Ein letzter Blick in den Spiegel sagte ihm, dass er perfekt scheiße aussah. Zu großes, verwaschenes, oranges T-Shirt, Batman Pyjamahosen, grüner Haarreif, blaue Zahnspange, die ihn auch noch lispeln ließ. Auf dem Weg in die Küche griff er dann noch von der Kommode seine schwarze Brille in Nerdoptik.
Ja, er, Sasuke Uchiha, King der Konoha University of Hidden Leafs, sah eigentlich scheiße aus. Aber das war ihm egal. Hier war er zuhause und wer anders als Itachi lief ihm da nicht übern Weg.
Als er die viel zu kalte Küche betrat, schloss er als erstes das Fenster und ließ sich dann einen Kaffee durch. Fröstelnd wartete er darauf, dass die Tasse voll wurde und seufzte dann wohlig auf, als er endlich den ersten Schluck davon trank. Was gab es morgens besseres als Kaffee?
„Na Dornröschen auch schon wach?“, fragte Itachi grinsend und lehnte sich gegen den Türrahmen. „Hn.“ „Nich gleich so gesprächig. Denk dran: Frau Minks hat Geburtstag, also zieh dir nachher wenigstens ne Jogginghose und eines deiner T-Shirts an. Ist das von Naruto?“ „Kann chein. Ich immeahin oanch“, brummte Sasuke und streckte seinem Bruder die Zunge raus. Dann widmete er sich wieder seiner Kaffeetasse. „Hast du auch gehört was ich zu deinen Klamotten gesagt hab?“ „Jaja.. Chogginghose, T-Chöat..“ Itachi musste sich das Lachen verkneifen. In der Schule und außerhalb dieser Wohnung war sein kleiner Bruder der King, aber zuhause.. Da sah er aus wie ein Nerd gemixt mit einem Freak, der auch noch lispelte. Sämtliche ’s’ sprach er immer als ’ch’ und ’r’ konnte er erst gar nicht sagen.
„Sagmal von wem is denn der grüne Haarreif? Ich dachte du hast nen schwarzen?“ „Keine Ahnung. Mia? Yukiko? Achami? Wach weich ich? Ieine wiad ihn chon liegnlachen habm“, lispelte Sasuke vor sich hin und nippte erneut an seiner Kaffeetasse. Itachi sah auf die Uhr. „Komm Kleiner in zehn Minuten gehen wir zur Minks.“ „Hn.“
Augenverdrehend drehte sich Itachi vom Türrahmen weg und zog sich selbst um. Tauschte Pyjamahose gegen Jogginghose und zog sich ein frisches, weißes T-Shirt an. Nur noch schwarze Socken und fertig war er. Als er aus seinem Zimmer kam, öffnete sich auch Sasukes Zimmertüre und dieser kam in seiner schwarzen Jogginghose und einem schwarzen T-Shirt heraus, auf dem stand ’Kekse sind für alle da!’. Haarreif, Zahnspange und Brille trug er weiterhin. Vor Frau Minks war es Sasuke mittlerweile auch egal wie er aussah. Sie aufreißen wollte er ja nicht.
Flink schlüpften beide in ihre Hausschlappen und Itachi griff noch die Pralinen, als sie auch schon aus der Wohnung waren. Schweigend liefen sie eine Etage tiefer zur Wohnung von Frau Minks.
Die beiden Uchihabrüder hatten Frau Minks eines Tages zufällig im Treppenhaus getroffen, als ihr einige Pfirsiche aus dem Rollator gefallen waren. Selbstverständlich hatten sie ihr geholfen und hatten nebenbei die halbe Lebensgeschichte von Frau Minks erfahren. So erfuhren sie auch von Cherry. Diese würde sich eigentlich um Frau Minks kümmern, allerdings war sie letzten Monat verhindert gewesen. Die alte Dame versicherte den Jungs aber, dass Cherry an ihrem Geburtstag vorbeischauen würde. Mitunter aus diesem Grund besuchte Itachi heute Frau Minks. Sasuke musste mitkommen, die Frau kannte da keine Gnade. Sonst würde sie nämlich persönlich hoch kommen, jetzt da sie wusste, dass zwei nette junge Männer im Haus wohnten.
Artig klingelten die Brüder und warteten dann darauf, dass die alte Dame die Türe öffnen würde.
„Oh hallo Itachi! Hallo Sasuke! Schön euch beide wieder zu sehen. Wie geht es euch?“, freute sich die alte, grauhaarige Dame, die Itachi gerade mal bis zu den Rippen ging. „Hallo Frau Minks. Alles Gute zum Geburtstag.“ „Happy Biachday“, fügte Sasuke noch hinzu und ließ sich etwas widerwillig von der kleinen Frau drücken. Eine halbe Stunde später hatte Frau Minks Itachi und Sasuke komplett vereinnahmt. Sie erzählte ihnen den Rest ihrer Lebensgeschichte und noch alle möglichen anderen Anekdoten, die ihr gerade einfielen und beharrte darauf, dass sie von ihren selbstgebackenen Keksen aßen. Eine weitere halbe Stunde später trank Sasuke schon seine dritte Tasse Tee und hoffte darauf, dass sie bald gehen konnten. Alte Frauen waren ja ganz nett, vor allem Frau Minks, aber sie redeten definitiv zu viel. Als es an der Tür klingelte sah er seine Chance und sprang auf.
„Oh, das muss Cherry sein!“ „Bleiben Chie chitzn Fau Minkch, ich mach chon auf“, sagte Sasuke lächelnd und seufzte dann erleichtert, als er das Wohnzimmer verließ. Na dann war er ja mal auf diese Cherry gespannt. Sasuke öffnete die Tür mit einem neugierigen Grinsen auf dem Gesicht, was ihm jedoch, wie seinem Gegenüber, sofort gefror.
„Dafug?“
Nach einem Moment der peinlichen Stille, in dem sich beide mit übergroßen Augen anstarrten, räusperte sich Sasuke: „Komm doch“, sagte er kurz angebunden und ging einen Schritt zur Seite. Sakura ging an ihm vorbei, ließ ihn jedoch nicht aus den Augen. Er sie genauso wenig. Lange konnten sie sich aber nicht anstarren, denn Frau Minks kam aus dem Wohnzimmer und drückte Sakura. „Hallo Frau Minks. Alles Gute zum Geburtstag. Ich hab Apfelkuchen mitgebracht.“ „Ach Cherry, Kleines, vielen, vielen Dank und schön, dass du da bist. Komm doch ins Wohnzimmer, dann stell ich dir die zwei netten, jungen Herren vor“, sagte die alte Dame freudig und lief auch schon wieder ins Wohnzimmer. Zwei? Sakura runzelte die Stirn, folgte aber Frau Minks.
Sasuke hinter ihr hatte sich derweil eiligst seine Zahnspange rausgenommen und den Haarreif aus den Haaren gezogen. Hastig fuhr er mit seinen Fingern durch die ungemachte Mähne, ehe er aufgab und sich den Haarreif doch wieder reinschob. Wenigstens die Zahnspange würde er draußen lassen. Schnell polierte er noch seine Brille, ehe auch er hinter Sakura das Wohnzimmer betrat. Er hatte sie sofort erkannt. Sakura Haruno. Der Geek an der Uni. Eigentlich.
Sasuke musterte sie genauer. Gerade stellte sich Itachi ihr vor, während Frau Minks ein Messer und Gabeln aus der Küche holte. Teller standen bereits auf dem Tisch. Sakura hatte wie sonst auch pinke Haare. Während sie in der Uni allerdings einen Mittelscheitel trug, hatte sie jetzt all ihre Haare nach links gekämmt, sodass rechts ihr Sidecut zum Vorschein kam. So konnte Sasuke jetzt auch ihre Tunnel und diverse andere Piercings sehen. Aber es stand ihr. Auch wenn Sasuke nicht ganz damit klar kam, dass das graue Mäuschen und als Geek abgestempelte Mädchen so gar nicht dem entsprach, was sie eigentlich war. Gut, dass tat er auch nicht. Draußen ein King, zuhause ein Freak.
„Sasuke?“ Fragend sahen ihn alle Drei an. „Uhm ja? Tschuldigung, ich hab grad nicht aufgepasst.“ „Sakura meinte gerade, dass ihr auf die gleiche Uni geht“, stellte Frau Minks die Frage erneut und sah den Schwarzhaarigen wartend an. „Ja das ist richtig. Wir gehen sogar in den gleichen Kurs“, fügte er noch hinzu und sah wie Sakuras Augenbraue nach oben wanderte. Anscheinend hatte sie nicht von ihm gedacht, dass er sie erkannt hatte. Stolz über sich selbst grinste er sie leicht an.
„Ach na das ist ja aufregend! Bestimmt unternehmt ihr auch viel zusammen. Ist das herzlich. Das haben wir früher auch immer gemacht. Vor allem jetzt, wenn es wieder Sommer wird, könnt ihr ja dann zusammen schwimmen gehen. Sogar das haben wir immer früher gemacht, obwohl wir kein Geld hatten uns Badesachen zu kaufen, stellt euch vor..“ Und schon erzählte Frau Minks eine weitere Anekdote aus ihrem Leben. Meine Güte, was hatte diese Frau alles erlebt?
Zwei Stunden später verabschiedeten sich die Drei von Frau Minks und atmeten erleichtert auf, als sie die grüne Tür hinter ihnen schloss. Alle drei waren bis oben hin voll mit Pralinen, Apfelkuchen, Keksen und Tee. Außerdem pochte ihnen der Kopf von den ganzen Geschichten, welche die alte Frau erzählt hatte. Allerdings entstand nun eine peinliche Stille.
„Ähm.. Ja.. Danke, dass ihr euch um Frau Minks gekümmert habt“, meinte Sakura schließlich verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. „Ja.. Kein Ding.. Wenn du willst, können wir Nummern tauschen, dann kannst du Bescheid geben, wenn du mal wieder nicht kannst“, schlug Itachi vor, dem die ganze Situation überhaupt nicht peinlich war. Er fand es eher amüsant, was da zwischen seinem Bruder und Sakura für eine Anspannung herrschte. Itachi hatte natürlich festgestellt, dass sein Bruder verzweifelt einen Mittelweg zwischen seinem Freakaussehen und seinem Kingego finden wollte und dass es auch Sakura unwohl war, dass Sasuke sie in diesem Aufzug sah. Anscheinend kleidete und gab sie sich anders in der Uni. So wie Sasuke. Das würde ein heiden Spaß werden. Itachi musste sich nur noch überlegen, wie er die beiden immer wieder aufeinanderprallen lassen konnte..
Sofort zückte er sein Handy und drückte es Sakura in die Hand. Diese kramte auch ihres heraus und gab es Itachi. Nachdem sich beide jeweils beim anderen eingespeichert hatten, verabschiedete sich Sakura und verließ fluchtartig den Gang. Sasuke, der die ganze Zeit über still gewesen war, stöhnte auf. „Na toll! Der größte Geek der Uni ist in Wahrheit ein Punk und sieht den King im Freakmodus“, jammerte er und klippte sich dann wieder seine Zahnspange, die er in der Hosentasche verwahrt hatte, in den Mund. „Jetzt jammer nicht so rum. Gib’s doch zu. Du findest sie heiß, immerhin konntest du die Augen nicht von ihr lassen.“ Verzweifelt und beleidigt gleichzeitig streckte Sasuke seinem Bruder die Zunge raus und stapfte dann die restlichen Treppen in den elften Stock hoch. Itachi schüttelte grinsend den Kopf. Das würde definitiv ein heiden Spaß werden!