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Der Tag, an dem ich deine Welt betrat...

von

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Liberty in Gefahr

Fast augenblicklich nachdem ihr Kreislauf kurz zusammengebrochen war, kam sie bereits wieder zu Bewusstsein. Bis auf ein kurzes Keuchen jedoch, schaffte sie es nicht gleich wieder zu sprechen. Mit einem schlechten Gewissen, meldete sich stattdessen Alister zu Wort. „Es tut mir sehr Leid, aber es musste sein...“ Leicht bedrückt seufzte er. Scheinbar hatte er sie wirklich nicht in eine solche Lage bringen wollen. Mit aller Kraft stemmte sich die junge Frau selbstständig nun auf und schüttelte die restliche Benommenheit ab. „Schon gut... ich verstehe euch ja.“ Dennoch musste sie sich beim aufstehen noch ein wenig an ihn stützen, der sich ihr hilfsbereit sofort anbot. Kurz noch sah er sich erneut um, um festzustellen, dass auch weiterhin niemand in Sicht war, der ihnen bis hier her gefolgt war. „Was machen wir jetzt? Wo ist die nächste Herausforderung? Eure Stadt ist wirklich ruhig...“, lächelte sie sarkastisch, wenn auch mit ein klein wenig Amüsement. Scheinbar etwas beschämt über die Ereignisse seufzte er. „Verzeiht... normalerweise ist es wirklich ruhig hier...“ Ein klein wenig spöttisch grinste sie. „Ich tue mal so, als würde ich euch glauben schenken... Dann liegt es bestimmt an mir, die ich Störenfriede magisch anziehe.“ Wieder sah der König um die Ecke, diesmal jedoch drückte er sie beide eng gegen die Wand, als eine Wache in der Nähe die Strasse entlang ging. Sein Körper drängte sich dabei an ihren und sie spürte, wie sie errötete. War es schon die ganze Zeit so heiß? Er atmete auf als diese wieder außer Sicht war und sorgte wieder für Abstand zwischen ihnen. „Entschuldigt... Geht es euch denn gut?“ Zügig fasste sie sich wieder, denn es wäre ihr unsäglich unangenehm, wenn er sehen würde, wie sie errötet war. „Nun... fassen wir zusammen... Man hat mir ein Messer an den Hals gedrückt, bevor man mich durch die halbe Stadt zerrte und ich letztlich Bewusstlos zusammenbrach...“, tadelte sie ihn ein wenig provokant. Beinahe bereute sie es, als sie seinen reumütigen Gesichtsausdruck sah, der beinahe gequält schien. „Bitte verzeiht mir doch... aber... wie ich schon sagte... es ging nicht anders...“ Sie überlegte schon kurz ein wenig beleidigt zu spielen und ihn noch etwas zappeln zu lassen, entschied sich dann aber für ein mattes Lächeln. „Schon gut... Ich bin weitaus schlimmeres gewohnt, glaubt mir.“ Aufatmend und ein wenig schmunzelnd hob Alister die Augenbraue. „Ah... na wenn das so ist.“ „Das war nun aber kein Freifahrtschein!“ Man hörte wie der König ein Lachen unterdrückte, bevor er erneut um die Ecke sah. „Vielleicht sollten wir für heute zurück zum Schloss gehen...“, schlug er nachdenklich vor und Alanya ihrerseits nickte etwas erschöpft. „Das war dann der Markt... Aber zumindest habe ich etwas neues zum... Spielen“, lächelte sie erneut dankbar und blickte über die Schulter zu ihrem Rücken, an dem der Bogen seinen Platz gefunden hatte. „Ich betone aber erneut, dass ich nicht der beste Schütze bin, solltet ihr in die Lage kommen, mir einmal zuzusehen!“ Man merkte, dass es ihr fast unangenehm war, dies auszusprechen, doch höflich wie er war, erklärte der Ältere erneut, dass er seinerseits überhaupt nicht damit umgehen könne. Auch, wenn er dies so sagte, konnte die junge Frau sich dies kaum vorstellen. Irgendetwas sagte ihr, dass er dies eher sagte, damit sie sich nicht schämte. Eine überaus nette Geste, dass er ihr sein Können nicht unter die Nase rieb. „Kennt ihr denn jemanden, der es mir beibringen könnte?“ Selbstredend war ihre Frage, die sie auf dem Rückweg nun stellte, äußerst provokant, wo er doch behauptete, dass er nichts davon verstünde. „Ähm...“ Damit saß er in einer Zwickmühle, entweder er offenbarte sich, oder seine Begleiterin suchte sich jemand anderen, der mit ihr trainierte. Das Schloss war bereits ins Sicht. „Nun ja... vielleicht... verstehe ich mich doch ein wenig darauf...“ Wissend schmunzelte die Blondhaarige, ehe sie darauf einging. „Dann könnt ihr es mir gewiss auch beibringen, oder?“ Ihr Begleiter atmete tief durch. „Nun ja... ob ich es so gut kann... aber gerne möchte ich es mit euch versuchen.“ Da sie bereits am Schloss angekommen und nun abgesessen waren, während jemand die Pferde in die Stallung verbrachte, fiel sie ihm erneut freudig um den Hals. Es fiel ihr mit diesem Menschen viel einfacher, ihm zu vertrauen und eine Bindung aufzubauen, als jemals zu einem Menschen zuvor. Sie strahlte, wenn auch müde, über das ganze Gesicht. Er selbst hoffte nur, dass sie nicht bemerkte, wie er selbst bei ihrem freudestrahlenden Blick und ihrer Geste errötet war. Da es bereits dämmerte, verschoben sie das Training auf den nächsten Tag. Im Schloss versorgte man kurz ihre Wunde an der Kehle, welche ebenso schnell heilte wie jene am Finger und nach einer letzten Mahlzeit an diesem Tage, ging Alanya erschöpft, aber zufrieden in ihr Gemach. Sie duschte nur noch kurz, schlüpfte in ein Nachtkleid, legte ihr Schwert neben sich ans Bett sank beinahe unmittelbar danach bereits in einen tiefen Schlaf.
 

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück wippte sie bereits vergnüglich von einem Bein auf das Andere, als der König ihre Hand ergriff und sie an diesem Tage vorsichtiger hinter das Schloss führte. Im Gegensatz zum gestrigen Tag, ließ sie sich auch wesentlich unkomplizierter mitziehen. Sie kamen an einen Platz, der anscheinend für ein Bogenschützentraining ausgelegt worden war und noch ein wenig aufgeregter, wippte sie nun von rechts nach links, als sie den Platz überblicken konnte. „Was ist das hier?“ „Es ist eine Art Übungsplatz für die Soldaten und Schlosswachen.“, erklärte er beinahe stolz. „Na los...“, deutete er auf eine Zielscheibe. „macht einfach ein paar Übungen... ich sehe euch erstmal nur zu.“ Leuchtendrot legte die junge Frau einen Pfeil an, ganz so, wie Vent es ihr einst gezeigt hatte und spannte den Bogen. Der Pfeil zuckte ein wenig vor Nervosität und zittrig ließ sie die Sehne schließlich los. Der Pfeil überquerte die Distanz zügig. Zwei Meter, drei Meter... vier Meter... Und traf zumindest sein Ziel. Doch statt dem schwarzen Bullseye in der Mitte der Zielscheibe, traf er lediglich den innenliegenden Ring in dessen Nähe. Trotzdem klatschte ihr neuer Lehrmeister anerkennend. „Das war doch bereits sehr gut! Wirklich! Dafür das ihr selbst behauptet, eine Anfängerin zu sein!“ Mit einem glühend roten Gesicht richtete sie ihm ihren dank für seine Anerkennung aus. Lächelnd trat der König zu ihr. „nein wirklich, das war beeindruckend.“ Peinlich berührt sah sie schweigsam schnell zu Boden und schob mit dem Fuß ein wenig die Erde umher. „Nun ja... er hat nicht genau getroffen... Also könntet ihr... es mir beibringen... ich meine... wirklich zu treffen?“ Beinahe etwas zu schnell hob er seine Hände. „Ähm...“, begann er unsicher. „ich glaube kaum.. das ich es SO gut kann.“ Insgeheim wusste er, dass er es dank Mattias Hilfe sehr wohl ausserordentlich gut beherrschte, doch er wollte nicht, dass sie sich deshalb unwohl fühlen konnte. Den Kennerblick hingegen hatte die Blondhaarige sofort erkannt, ob er es nun verbergen wollte oder nicht. Ihr konnte er nichts vormachen. Dennoch schwieg sie über ihre gewiss zutreffende Vermutung und übergib ihm lediglich mit einem Grinsen den Bogen. „Hier... Meister!“ „Meister...“, wiederholte er schmunzelnd ihre Betitelung und nahm den Bogen gespielt ungeschickt entgegen. „Dann wollen wir mal sehen...“ Alleine ihn zu beobachten unterstützte sie in ihrer Annahme, dass er es ausserordentlich gut beherrschte. Nicht nur sein Blick, sondern vor allem die Art wie er versuchte gerade NICHT mit dem Bogen um zu gehen, um so zu tun, als wäre er nur mittelmässig. „Nun, Meister... ich warte gespannt auf meine erste Lektion.“, erklärte sie, während Alister den Bogen ansetzte. Kurz schien er zu überlegen, ob er sich wissentlich zurücknehmen sollte, entschied sich dann aber wohl doch, dass es ihr auffallen würde. So spannte er den Pfeil grazil in den Bogen und schoss, nach nur kurzem zielen. Der abgeschossene Pfeil traf exakt den Mittelpunkt der Scheibe. Begeistert klatschte sie in die Hände und hüpfte ein wenig von einem Bein aufs Andere. „Ach... Anfängerglück!“, behauptete er, wobei sie ihn lachend ansah. „Noch einmal!“, verlangte sie und mit einem Seufzen spannte er den Nächsten Pfeil ein. Kurz sah man ihm an, dass er wieder überlegte, wobei er erneut zum selben Entschluss kam, dass es sinnlos war, ihr etwas vorzumachen. Der nächste Pfeil schoss durch die Luft und spaltete den vorherigen. Ihr begeisterter und erstaunter Beifall war ihm dafür sicher. „Wow...! Ich wusste von Anfang an, dass ich den richtigen Lehrmeister gefunden habe!“, erklärte sie stolz, bevor sie wieder ernster wurde und unsicherer. „Meint ihr... ihr könntet es schaffen es mir beizubringen?“ Alister seufzte. „Euch kann man wirklich nichts so einfach vormachen.“, stellte er fest. „Nun gut...“ Der Ältere zog sie zu sich heran und legte die Arme um sie herum, damit er den Bogen mit ihr gemeinsam halten konnte. Alanyas Herz pochte wie wild, als er ihr derart nahe war. Sie spürte seine Muskeln in ihrem Rücken, von denen er erstaunlicherweise für einen König beachtlich viele besaß! Ihr Lehrmeister übernahm die Führung des Bogens, während sie diesen langsam spannte und sich versuchte zu konzentrieren. Dies war alles andere als leicht, musste sie sich eingestehen, denn immer wieder ertappte sie sich das ihre Konzentration auf seine Nähe zurückschweifte. Letztlich überwand sie diese kleine Hürde jedoch und hielt ihre Konzentration stetig auf Pfeil und Route. So langsam spürte sie, wie es sich besser anfühlte während des Zielens. Es erschien... leichter. Kurze Zeit später ließ sie den Pfeil los und dieser zerteilte erneut den letzten Pfeil. Ungläubig zunächst und wie erstarrt starrte sie die Zielscheibe an, dann küsste sie ihm erneut begeistert die königliche Wange. „Es hat geklappt!“ Der Meister erschien stolz auf seine Schülerin und lächelte ebenso freudig nach ihrem Erfolg. „Seht ihr... es ist gar nicht so schwer.“ Erst jetzt bemerkte sie, dass ihre Kurzschlusshandlung, in der sie seine Wange küsste, sich eigentlich nicht ziemte. „E...entschuldigt!“, sagte sie beschämt errötend. Mit einer Hand winkte er ab und lächelte. „Ach... macht euch keine Sorgen. Das ist schon in Ordnung.“ Sich zusammenreissend räusperte sie sich und versuchte es nun erneut. Diesmal ganz ohne seine Hilfe. Wieder spannte sie den Bogen, atmete tief durch und konzentrierte sich. Es war, als könne sie spüren, wo der Pfeil eintreffen würde. Dieses Mal verschwand das Gefühl jedoch abrupt als sie die Sehne einfach losließ und der Pfeil meilenweit am Ziel vorbeischoss. Sie selbst sank währenddessen schmerzgeplagt auf die Knie und hielt sich ihren Kopf. „Ahh...“ Es tat weh. Es schmerzte. Sehr sogar. „Es... es gibt Schweirigkeiten!“ Sein fragender und besorgter Blick traf sie. „Welche Schwierigkeiten?“ Tränen standen der Blondhaarigen in den Augen und der Schmerz nahm ihr beinahe die Sicht. „Es ist Liberty...“ Unverständlich sah der König sie an. „Wer?“ „Liberty! Mein... mein Drache...! Er ist … in... Schwierigkeiten und hat Schmerzen! Ich höre seine Schreie! En..entschuldigt mich... ich muss weg...!“ Noch immer verwirrt nickte der Braunhaarige, als sie schon aufgesprungen war. „Ich werde euch nicht aufhalten.“ Mit einem knappen Dank, ließ sie den Bogen, der ihr aus den Händen gefallen war unachtsam liegen. Ihr einziger Gedanke galt dem Tier, mit dem sie ihren Bund teilte. Ihre Füße trugen sie in nördlicher Richtung, in der sie seine Anwesenheit immer deutlicher vernahm. Ohne auf irgendetwas anderes zu achten, rannte sie, so schnell sie konnte. Nun erst recht irritiert sah Alister ihr nach, ehe er den Bogen aufhob, den sie normalerweise niemals liegengelassen hätte, und ihr eilig nachlief. Es war anzunehmen, dass sie Hilfe gebrauche konnte.

Immer weiter rannte sie über die Hügel, während ein kalter Schauer über ihren Nacken lief, genährt von Angst und Schmerz. Sie musste sich beeilen! Ihr Atem ging immer schneller und sie schnappte immer mehr nach Luft, umso weiter sie lief. Sie spürte eine hereinbrechende Erschöpfung und Müdigkeit, doch ihre Angst hielt sie Aufrecht. Ihr geliebter Drache erlitt unsägliche Schmerzen und sie musste helfen. Nur das zählte in diesem Augenblick. Hinter ihr ertönte eine ihr bekannte Stimme. „Alanya! So wartet doch!“ Alister hatte sie langsam eingeholt. „Ihr habt euren Bogen vergessen und... vielleicht kann ich euch helfen!“ Mit Tränen in den Augen nickte sie ihm lediglich zu und wischte sich eben diese schnell weg. Wer einen solchen Bund zwischen Drachen und menschenähnlichem Wesen niemals eingegangen war, konnte die Qualen in solchen Situationen einfach nicht verstehen. Es war fast, als wäre sie selbst diejenige, die man quälte. „Danke... Aber.. vielleicht.. sollte ich euch... nicht damit hineinziehen... Es könnte.. gefährlich werden.“ Und diese Gefahr ging möglicherweise nicht nur von eben jenen aus, die ihrem Drachen derart zusetzten, doch das erwähnte sie nicht. „Ich möchte nicht... das ihr verletzt werdet... ich... kann mich sehr wohl... selbst wehren...“, gab sie ihm zu verstehen und hoffte beinahe, dass er abdrehte und sie alleine laufen ließ. In solchen Situationen neigte sie dazu, ihren Gefühlen nicht mehr Herr zu werden. Ihre antrainierten Instinkte konnten durchbrechen, das war ihr bewusst und eigentlich wollte sie nicht, dass Alister dies jemals sah. Die Bestie, die tief in ihr schlummerte. Er jedoch winkte nur ab. „Glaubt mir... bevor man mir etwas antun kann... muss man erst herausfinden wie!“ Noch einmal versuchte sie ihn zur Vernunft zu bringen, doch er schnitt ihr mittendrin das Wort ab. „Keine Angst... ich kann nicht sterben, solange man nicht weiß … wie man es anstellen muss!“ Der Weg zog sich für ihren Geschmack viel zu lange hin, doch was Alister betraf, nahm sie mit etwas Irritation seine Sturheit lediglich noch zur Kenntnis. Sie konnte nur hoffen, dass es nicht zum Äussersten kam! Umso näher sie ihrem Ziel kamen, umso ausgeprägter waren die Schmerzen. „Nicht mehr weit...“, murmelte sie keuchend. Gemeinsam erreichten sie den Hang, an dessen Ende sich das gewalttätige Geschehen ereignete. Ihr Drache lag zitternd und brüllend vor Schmerz am Boden, während Männer mit sonderbaren Waffen auf ihn einstachen. Es blieb nicht genug Zeit dafür, nachzudenken welche Waffe es schaffte die dicke Drachenhaut zu durchbohren, als ihr Herz ihr bereits in die Hose gerutscht war und sich die Übelkeit über das Geschehen auf ihren Magen legte. Auch der Ältere legte die Stirn in Falten. „Was zum...“, entfuhr auch ihm geschockt. Als sie ihr Schwert ziehen wollte, hielt er sie zunächst auf. „Nein!“ Der König stürzte vor und rannte auf die Bürger seines Landes zu. „Sofort aufhören!!!“ Vier der sieben Männer folgten seinem Befehl unverzüglich und auch die Anderne ließen kurz darauf vom Drachen ab. Zwar hatte sich die Blondhaarige kurzzeitig aufhalten lassen, doch der Schmerz ihres Drachen tobte immer noch in ihrem Inneren. Es brodelte in ihrem Inneren und wie im Blutrausch zog sie ihr Schwert. Mit einem Kriegsschrei setzte sie in unglaublich schnellen Sätzen nach vorne, getrieben von unsäglichem Hass. Wie ihr Begleiter sich zu ihr drehte und sie versuchte verzweifelt aufzuhalten, bekam sie nicht einmal mehr am Rande mit. Alister war vergessen, ebenso wie seine verzweifelte Bitte einzuhalten oder sein Wunsch nach friedlichen Lösungen. Ihr Schwert durchbohrte den ersten Körper und das Blut tropfte auf das bereits von Drachenblut benetzte Gras unter ihnen, ehe sie sich wahnhaft an den nächsten wandte. Der König ergriff die Initiative, um die Bürger seines Landes, für die er trotz allem die Verantwortung trug, zu schützen und machte einen Satz zwischen sie und ihr nächstes Opfer. Die Konsequenz ließ nicht lange auf sich warten, denn die blonde Frau hatte keine Möglichkeit mehr, schnell genug zu reagieren und Alister von den Angreifern zu unterscheiden. Ausweichen war unmöglich. Ihr Schwert durchstieß die Haut und bohrte sich in seinen Körper, wobei sie ihn beinahe noch zusätzlich umgerannt hätte. Kurz vor ihm blieb sie endlich stehen, die Augen weit aufgerissen. Alanya stieß einen erschrockenen Schrei aus, als sie erkannte, was sie getan hatte. Zitternd ließ sie das Schwert los und fühlte sich in einer Unendlichkeit gefangen, in der ihr Vertrauter die Augen aufriss, keuchte und wie in Zeitlupe röchelnd zusammensank, beide Hände am Schaft des Schwertes. Letztlich brach er zusammen und hörte auf zu atmen. Schluchzend und mit einem Wehschrei brach sie schluchzend neben ihm auf die Knie, fiel auf die Hände und schloss die Augen. „WAS HABE ICH NUR GETAN?!“ Plötzlich war sie wieder ganz klar, doch es war zu spät. Nach allem was Alister für sie getan hatte, hatte sie ihn schließlich in einem wilden Blutrausch getötet... Es war wahr! Sie war ein Monster!

Die Männer hatten ihren König mittlerweile erkannt, doch gingen sie davon aus, man hätte ihn vor ihren Augen hingerichtet. Erschrocken traten sie also einige Schritte ängstlich zurück und starrten geschockt auf den Leichnam ihrer Hoheit. Verzweifelt schluckte und schluchzte die junge Frau und legte ihren Kopf auf seine verschonte obere Brust. Ihre Tränen rannen unverhohlen weiter und ihren lächerlichen Gedanken, ob sie Heilkraut bei sich hatte, verwarf sie sogleich, Es war zu spät!

Alister presste die Lider aufeinander und man hörte den Falken einen hohen Schrei ausstoßen. Ein paar Sekunden später kreiste der Falke über ihnen. Der vorher reglose Körper unter ihr hob die Hände an erneut an den Schaft des Schwertes, dass er langsam, vor Schmerz stöhnend herauszog. Erneut schrie Alanya leise auf, diesmal jedoch vor Überraschung. Dieser Mann vor ihr war etwas Besonderes für sie geworden und ihn umzubringen, hatte ihr das Herz beinahe herausgerissen. Erschöpft ließ er schließlich das Schwert fallen und sank noch einmal etwas in sich zusammen, ehe der Falke erneut aufschrie und kurz entflammte. Es war ein beinahe absurdes Ereignis, dem sie gerade beiwohnte, als ihr Begleiter sich plötzlich wieder aufrichtete und schließlich aufstand. Zwar war sein Hemd noch blutgetränkt, doch sein Blick war vollkommen klar und schmerzfrei. Seine Wunde war wie durch Zauberhand verschwunden. Noch aus tränengefluteten Augen starrte sie ihn an und konnte sich nicht erheben. Das einzige jedoch, was ihn etwas zu ärgern schien, war, dass sein Hemd nun ein Loch hatte. Sein Blick fiel auf die aufgelöste junge Frau. „Habe ich es euch nicht gesagt? Mir geschieht so leicht nichts.“ Wie ferngesteuert nickte sie zwar, doch sie konnte es noch immer nicht glauben. Ihr war furchtbar übel, gleichzeitig jedoch machte sich ein Gefühl der Dankbarkeit und Erleichterung breit. Ihre Beine versagten weiterhin den Dienst und sie ertappte sich dabei, in Frage zu stellen, ob diese Situation überhaupt der Realität entsprechen konnte. Möglicherweise war sie ja ohnmächtig geworden und träumte dies nun, um ihr Gewissen zu beruhigen? Oder er fiel jeden Moment doch wieder um und blieb diesmal reglos liegen. Ihr Gastgeber schien ihre Gedanken zu erraten und lächelte etwas, als er ihr die Hand reichte. „Keine Angst... es geht mir gut.“, beruhigte er sie. Er brauchte schließlich kein Gedankenleser zu sein, um ihren Blick richtig zu deuten. Andershrum wäre es ihm wahrscheinlich nicht anders ergangen und er hätte es nicht ohne Weiteres glauben mögen. „Ich habe euch doch gesagt, man muss erst wissen wie, ansonsten kann man mich nicht töten.“ Beinahe ängstlich und scheu ergriff sie seine Hand, was für ihre sonstigen Verhältnisse sehr untypisch war. Ihr ganzer Körper zitterte noch immer. Unter eben diesem Zittern erhob sie sich, blickte ihn erneut an und drückte sich erleichtert an ihn heran. Zum ersten Mal hatte sie Schuldgefühle gehabt, die alles überstiegen haben, was sie sich je hätte vorstellen können. Der Nachhall dieser Erfahrung steckte ihr noch in den Gliedern. Erneut liefen ihr die Tränen, als ihren Kopf an seine Schulter lehnte. Alister legte seine Arme um sie herum und strich ihr beruhigend und sanft über den Rücken. „Schhhht... es ist alles wieder gut.“ Entschuldigend lächelte er. „Es tut mir leid, dass ich euch derart erschreckt habe.“, entschuldigte er sich. Kurz noch brauchte sie, bis sie sich wieder gefangen hatte und die Fassung zurückerlangte, doch diese tröstende Umarmung half ihr über den Schock hinweg. Langsam entspannte und beruhigte sie sich wieder und die Tränen versiegten. „Es... es tut mir so Leid!“, erklärte sie verzweifelt. „Aber was denn... Es gibt nichts, dass euch Leid tun muss.“, beruhigte er sie weiter, dennoch war sie anderer Meinung. „Ich wollte das nicht, ich konnte mich einfach nicht mehr zurückhalten, ich ...“ //..war das Monster zu dem man mich einst gemacht hatte...//, wollte sie den Satz eigentlich beenden, unterließ es jedoch. Ihr Blick ging zu Boden, denn sie konnte ihm einfach nicht mehr in die Augen sehen...



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