Zum Inhalt der Seite

Loving You Is Killing Me 2

Liebe? Aber klar doch!
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

… wie eine zarte Blume

„Ewan, komm her und mach hier sauber!“

Genervt sehe ich zu meinem Chef, der mich heute schon den ganzen Tag lang durch den Laden scheucht. Mach dies, mach das und wenn das nicht gemacht worden ist, setzt es was! Was stimmt nur nicht mit diesem Kerl? Seit ich hier arbeite, bin ich Laufbursche, darf an der Kasse die Kunden bedienen und den Salon säubern. Eine ruhige Minute? Auf gar keinen Fall!

Mürrisch greife ich nach dem Besen und gehe zu dem Platz, den die Kundin mit ihrer neuen Frisur gerade verlässt und fege die Haare zusammen. Eigentlich kann ich froh sein, dass ich neben der Schule noch einen Job gefunden habe, auch wenn er mich nicht glücklich macht. So komme ich wenigstens zu ein wenig zusätzlichem Geld.

Mein Handy vibriert. Ich lasse den Blick durch das Geschäft schweifen und beobachte meinen Chef, der an der Kasse steht und eine Kundin berät.

Ich hole mein Handy aus der Hosentasche und öffne die SMS. Von Jörg, wie sollte es auch anders sein. Pete bevorzugt da doch eher die traditionelle Methode und spricht lieber von Angesicht zu Angesicht.

Ich grinse und schüttele den Kopf. Der Kerl hat wirklich die Ruhe weg. Neuerdings schreiben wir auch über alltägliches und nicht nur über den Schulkram, was mir ehrlich gesagt ganz gut in den Kram passt. Heimlich schreibe ich ihm zurück und gehe wieder meiner Arbeit nach.
 

„Ewan, was soll das werden?“, fragt Jack mich kopfschüttelnd und hämmert den nächsten Nagel ins Holz. Mein neuer Kleiderschrank ist da. Der Aufbau ist eine einzige Katastrophe.

„Vielleicht hätten wir doch so ein Ikeateil kaufen sollen?“, murmele ich und blättere verwirrt durch die Anleitung. „Wieso hat dieser Schrank so viele Bretter?!“, meckere ich. Jack reißt mir das dünne Heft aus der Hand und seufzt genervt. „Das Brett gehört auf die andere Seite!“

Ich lasse den Kopf hängen und lasse mich nach hinten gegen mein Bett fallen. „Wir hätten es lieber gleich von den Jungs aufbauen lassen sollen, als sie es angeboten haben!“

„Jammer nicht rum! Wir kriegen das schon irgendwie gebacken!“, meint Jack und holt die Nägel wieder heraus.

„Kommt Jörg heute?“, fragt Jack mich neugierig, als ich wieder einen Blick auf mein Handy werfe. „Ja, heute Abend. Nächste Woche schreibe ich wieder eine Arbeit!“, erzähle ich und mustere Jack eingehend. „Was ist das eigentlich mit euch beiden? Hast du dich in ihn verguckt?“, frage ich Jack grinsend.

Er schüttelt den Kopf. „Ich nicht, aber ich glaube Jörg steht auf mich. Ist nur so eine Vermutung.“

Lachend beuge ich mich vor. „Deswegen nutzt du ihn auch so schamlos aus oder wie?“

Jack verzieht seinen Mund. „Na ja, ein bisschen vielleicht...“, gesteht er und seufzt.

„Was ist eigentlich mit dir und deiner Freundin?“, frage ich ihn nun doch. Es lässt mich einfach nicht in Ruhe. Letztens ist sie nicht zum Grillen gekommen und Jack spricht seit einer Weile nicht mehr von ihr. „Ist was passiert? Habt ihr euch gestritten?“

„Wir passen wohl doch nicht so richtig zueinander, wie ich gedacht habe. In letzter Zeit lief es nicht so gut mit uns beiden.“ Jack zuckt mit den Schultern und schaut zu mir. „Ist schon okay. Ich hatte zwar gedacht, dass es länger halten würde, aber wenn es nicht sein soll, dann ist es eben so.“

Nachdenklich sehe ich ihn an. „Du findest noch eine, die besser zu dir passt!“, versuche ich ihn aufzumuntern. Jack grinst. „Hast Recht! Gibt genug Mädels, die auf der Suche nach einem Freund sind!“

Lachend drehen wir das Brett herum und befestigen es diesmal auf der richtigen Seite.
 

Es ist 17 Uhr als Jörg sich blicken lässt. Ich öffne die Haustür und wie es scheint hat er Pete gleich mitgebracht. Der wirkt nicht sehr erfreut darüber und sieht mich mürrisch an. Resigniert lasse ich die beiden eintreten.

„Ist Jack auch da?“, fragt Jörg neugierig und sieht sich um. „Ja, in seinem Zimmer.“ Ich sehe Pete nach, der sofort in meinem Zimmer verschwindet und die Tür hinter sich schließt. Ist mal wieder Zeit für Versöhnungssex? Was auch immer ich wieder angestellt habe, Pete ist ziemlich schlecht drauf. An ihm ist wirklich ein Mädchen verloren gegangen. Unwillkürlich stelle ich ihn mir in einem rosa Rüschenkleid vor. Sein schüchterner Blick, wie er langsam den Saum des Kleides hochzieht und mir seinen nackten Körper präsentiert. Ja, das hat schon was...

„Hallo? Erde an Ewan! Bist du noch da?“, fragt Jörg und fuchtelt wild mit der Hand vor meinem Gesicht herum. Irritiert sehe ich ihn an.

„Was? Ja, klar! Was ist?“

Jörg grinst. „Gehen wir ins Wohnzimmer?“, fragt er und deutet zur Tür. Ich nicke und folge ihm. Noch einmal sehe ich zu meinem Zimmer. Pete wird wohl noch eine Weile warten müssen.

Wir setzen uns an den Tisch, wo ich vorsorglich meine Hefte und Bücher platziert habe und beginnen mit dem Lernen.

Gelangweilt hänge ich über den Büchern und versuche den Stoff irgendwie in mein Gehirn zu brennen, was heute scheinbar ein Ding der Unmöglichkeit ist. „Das wird heute nichts!“, murre ich und lege den Kugelschreiber beiseite.

Jörg sieht mich stirnrunzelnd an. „Dir ist schon klar, dass nächste Woche die Arbeit ist? Willst du die bestehen oder nicht?“

Ich zucke mit den Schultern. „Ich packe das schon!“

„Glaube ich nicht. Du lässt wieder nach. Ewan! Du musst dich echt ins Zeug legen, wenn du dieses Schuljahr schaffen willst!“, meint er eindringlich.

„Ist doch dämlich... Das Zeug brauche ich eh nicht!“, murre ich und seufze genervt.

Jörg deutet mit dem Zeigefinger auf mein Buch. „Mathe braucht man in so gut wie jedem Job! Daran wirst du nicht vorbeikommen!“

„Mag sein, aber heute kriege ich einfach nichts in den Kopf. Da kann ich noch so lange vor den Büchern hocken!“, murre ich und schiebe die Bücher und Hefte möglichst weit weg von mir.

Jörg verzieht seinen Mund. „Dann eben nicht. Was machen wir jetzt?“, fragt er und sieht mich auffordernd an.

Ich zucke mit den Schultern, greife in die Schale mit dem Knabberzeug und stecke mir eine Salzstange in den Mund. Knuspernd vertilge ich sie und spüre plötzlich Jörgs Hand auf meinem Oberschenkel. Ich sehe herunter und noch ehe ich etwas machen kann, beugt er sich vor und küsst mich am Hals.

Erstarrt bleibe ich sitzen, bis ich realisiere, dass es diesmal kein Traum ist. Hektisch schiebe ich den Jungen von mir und sehe Jörg bestürzt an. „Wa-was soll der Scheiß?!“

Jörg blickt mich ungerührt an. „Wenn wir nicht lernen, können wir doch auch unseren Spaß haben.“

„Ich habe einen Freund und der befindet sich zufällig gerade im Haus!“, meckere ich und rücke von Jörg ab. Sicher ist sicher!

„Ich dachte, du magst mich?“, fragt er und zieht die Augenbrauen hoch.

„Ja, als Freund, aber mehr auch nicht!“, stelle ich klar. Ich stehe auf und laufe ruhelos durch den Raum.

„Mach dir nicht gleich ins Hemd!“ Jörg sieht mich verständnislos an.

„Ich dachte, du stehst auf Jack?!“, erwidere ich prompt. Jörg zuckt mit den Schultern. „Schon, aber du bist auch nicht übel und Jack weicht mir immer aus, wenn ich versuche ihm näher zu kommen.“

Wer kann es ihm auch verübeln, wenn Jack nicht auf Männer und plumpe Anmachversuche steht?

„Du solltest dich mal für eine Person entscheiden!“, murre ich und setze mich auf den Sessel gegenüber des Sofas.

„Ich stehe auf Männer. Weißt du wie schwierig es ist einen Partner zu finden? Du bist vergeben und Jack steht nicht auf Jungs! So viel dazu! Glaubst du ich will ewig allein bleiben? In diesem Kaff gibt es nun mal nicht so viele Schwule wie du denkst!“, meckert Jörg frustriert.

Bedrückt es ihn etwa, dass er allein ist? Wer kann es ihm verübeln? Es ist wirklich nicht einfach jemanden vom selben Geschlecht zu finden. Schon gar nicht in dieser Kleinstadt. Es gibt nicht mal eine Bar für Homosexuelle.

„Hast du es schon mal online versucht?“, frage ich ihn und beuge mich vor.

Jörg schüttelt den Kopf. „Ist doch blöd. Die meisten wohnen eh viel zu weit weg und auf eine Fernbeziehung habe ich keinen Bock. So was hält eh nicht auf Dauer!“, murrt er und schaut verstimmt aus dem Fenster.

„Dann gehen wir am Freitag in die nächste Stadt und verkuppeln dich!“ Grinsend sehe ich Jörg an. Der schaut weniger begeistert drein.

„Na, ich weiß nicht...“, meint er und runzelt die Stirn. Im Gegensatz zu ihm, bin ich ganz angetan von meiner Idee. Denn dann habe ich auch keinen Stress mehr mit Pete, wenn Jörg erst mal einen Kerl hat und um mich brauche ich mir dann erst recht keine Sorgen zu machen.

„Also Freitag!“
 

Spät am Abend erzähle ich Pete von meiner glorreichen Idee. Er grinst breit. „Du willst ihn echt verkuppeln?“ Ich nicke heftig und schlinge einen Arm um seinen Bauch. Ich küsse Petes warmen Nacken. „Wie wäre es, wenn wir das gleich als Date nutzen?“

Pete dreht erstaunt seinen Kopf zu mir herum. „Mit Jörg als Anhängsel?“, fragt er mich zweifelnd. Lachend drücke ihn an mich. „Besser als gar nichts, meinst du nicht? Allein können wir immer noch etwas unternehmen und vielleicht ist es auch ganz lustig, wenn wir uns mal unter Gleichgesinnte mischen?“

Pete wiegt den Kopf vage hin und her. „Na gut! Wenn wir so Jörg von dir wegbekommen, bin ich einverstanden!“

Zufrieden schmiege ich mich an meinen Freund. Schleichend langsam wandert meine Hand zwischen seine Beine. Pete seufzt theatralisch. „Kaum bringt man den Jungen auf Geschmack, lässt er einen nicht mehr in Ruhe!“ Er dreht sich zu mir herum und küsst mich lächelnd. „Soll mir nur Recht sein!“
 

Gestylt und bereit uns in Getümmel zu stürzen, stehen wir also am Freitagabend vor einer gut besuchten Bar, die Pete herausgesucht hat. Einige Männer und Frauen tummeln sich draußen vor dem Eingang herum, unterhalten sich angeregt und sind bestens mit Alkohol ausgestattet. Ich lasse meinen Blick über die Partymeute schweifen und auch wenn ich mich kaum in Bars oder Diskos aufhalte, so ist es doch irgendwie ganz aufregend es gelegentlich auf sich zukommen zu lassen.

Pete greift nach meiner Hand und verschlingt seine Finger mit meinen. Grinsend schüttele ich den Kopf. Jetzt beharrt er auch noch auf seinem Eigentum. Wirklich stören tut es mich aber nicht. Soll er ruhig zeigen, dass wir zusammen gehören.

Was mich mehr verwundert ist, dass Jack ebenfalls mitgekommen ist. Er hatte keine Lust den Abend allein zu verbringen. Vielleicht will er aber auch nur nicht ständig an seine Ex denken? Jörg hat sich auch in Schale geworfen und steht sichtlich nervös neben mir. Sonst ist er immer so überzeugt von sich, aber wenn man ihn mal ins eiskalte Wasser wirft, wirkt er schnell verunsichert.

Jack öffnet die Eingangstür und gespannt folgen wir ihm.

Wir laufen durch einen langen düsteren Gang, der nur schwach beleuchtet ist. Etwa in der Mitte des Ganges stehen zwei Männer, die sich küssen und uns komplett ignorieren als wir an ihnen vorbei laufen. Jack öffnet am Ende des Flurs eine weitere Tür. Wir betreten die Bar.

Die leise Musik ist angenehm. An der Bar steht ein junger attraktiver Mann in Uniform und ist beschäftigt damit einen Drink nach dem anderen zu mixen. Die Bar ist in Rot- und Brauntönen gehalten. Links vom Eingang ist die Coctailbar. Gegenüber befinden sich mehrere besetzte Tische, an denen einige Männer ordentlich auf Tuchfühlung gehen. Was sich hinter dem roten Vorhang befindet, möchte ich dann lieber doch nicht wissen.

Wir finden einen freien Tisch etwas abseits und checken die Lage. Die meisten Männer sind wesentlich älter als wir und ich gehe mal davon aus, dass Jörg eher jemanden in seinem Alter sucht, wenn er sich schon an mich und Jack rangeworfen hat.

„Was hältst du von dem?“, fragt Pete und zeigt auf einen Mann, der allein an der Bar sitzt. Er hat braune kurze Locken und trägt einen schwarzen Anzug. Wahrscheinlich ist er zwischen 25 und 30 Jahren. Zwar immer noch wesentlich älter als Jörg, aber die Auswahl ist leider nicht sehr groß an diesem Abend.

Jörg verzieht abschätzend sein Gesicht. Wirklich überzeugt wirkt er nicht.

Ein Kellner kommt zu uns. „N'abend Jungs. Was kann ich euch bringen?“, fragt er und hält Notizblock und Stift griffbereit. Wir bestellen Getränke und Knabberzeug und widmen uns wieder dem ersten potenziellen Opfer.

Jörg steht auf, geht langsam auf ihn zu und sieht noch einmal eine Grimasse ziehend zu uns zurück, ehe er an die Bar geht und den Mann anspricht. Gespannt beobachte ich jeden Gesichtsausdruck der beiden und versuche zu analysieren ob es gut oder schlecht verläuft.

Schon nach wenigen Minuten kommt Jörg zurück an unseren Tisch. „Ja und?“, kommt es neugierig aus drei Mündern.

Jörg zeigt mit dem Daumen nach unten. „Er wartet auf seinen Freund.“

Grummelnd setzt er sich neben Jack. Ich sehe mich weiter um, während Pete munter seine Cola trinkt und es sich wohl vorgenommen hat, die Chips und Nüsse alle alleine zu vertilgen. Jedenfalls sieht er ganz os aus als hätte er Spaß. Liegt wohl auch daran, dass er hier nicht dazu gezwungen ist, zu tanzen und sich somit eventuell zu blamieren.

Ein älterer Mann mit schütterem grauen Haar, gerötetem Gesicht und Bierbauch kommt auf uns zu „Hey, wie geht’s?“, meint er und setzt sich einfach auf den freien Stuhl neben Jörg. Dreist legt er ihm die Hand auf den Oberschenkel und streichelt ihn. „Wie steht's? Habt ihr Bock auf 'nen Fick?“, fragt er frei heraus.

„Können Sie bitte Ihre Hand wegnehmen?“, grummelt Jörg und fühlt sich sichtlich unwohl, je weiter die dicken Finger in Richtung Schritt wandern. Er packt den Mann am Handgelenk, doch der ist stur und lässt nicht von ihm ab. So langsam macht sich schlechte Laune breit. Pete will gerade aufstehen und ihm seine Meinung geigen, als Jack Jörg kurzerhand auf seinen Schoß zieht. „Finger weg von meinem Freund!“, brummt er mit tiefer Stimme und sein Blick jagt mir einen Schauer über den Rücken. Ich dachte immer Jack ist ein netter Kerl, den nichts aus der Ruhe bringt. Sein Blick macht ihn glatt zum Mörder.

Der Mann ignoriert ihn und beugt sich über den Tisch. „Dann eben nicht. Hey du!“, meint er grinsend und deutet auf mich. „Wie wäre es dann mit einem Dreier? Du fickst den Kleinen mit der Brille und ich vögele dich!“

Pardon, nicht Jack wird zum Mörder, sondern Pete. Der guckt ziemlich wütend drein und ballt die Hände zu Fäusten. „Verpiss dich! Lass uns in Ruhe!“, droht mein kleiner Freund angriffslustig.

„Reg dich nicht auf! Ich bezahle euch auch!“, meint er und holt sein Portmonee hervor. Unsere Rettung ist der Kellner, der die Situation wohl mitbekommen hat und den Mann vom Stuhl zerrt. „Trink nicht immer so viel. Lass die Jungs ihren Spaß haben und geh endlich heim!“, meint er und befördert den lärmenden Mann aus dem Laden.

Aufatmend lehne ich mich zurück, während Pete noch außer sich ist und irgendwas in seinen nicht vorhandenen Bart murmelt. Oder sind das Flüche?

Ich sehe zu Jörg, der sich, knallrot im Gesicht, von Jacks Schoß zurück auf seinen Stuhl gleiten lässt. Das hat ihn wohl nicht so kalt gelassen.

Es verstreicht einige Zeit, bis wir den unangenehmen Vorfall verdaut haben. Wir bestellen die ersten alkoholischen Getränke und je später es wird, desto gelöster und entspannter werden wir. Hier und da fällt zwar mal wieder eine obszöne Anmache, aber die Männer lassen sich immer schnell verscheuchen. Es gibt dafür auch umso mehr nette Kerle, die zu uns an den Tisch kommen. Wir unterhalten uns über dieses und jenes und so langsam füllt sich die Bar.

„Versuch es mal mit dem Jungen da!“, meint Pete aufgeregt und zeigt auf einen Jungen, der ungefähr in unserem Alter sein dürfte. Er läuft durch die Bar und sieht sich aufmerksam um. Jörg wirft uns dreien einen Blick zu und schaut in drei breit grinsende Gesichter.

„Okay...“ Jörg steht auf und geht zu ihm, doch gerade als er nur noch fünf Meter entfernt ist, wird der Junge von einem anderen Kerl angesprochen. Jörg bleibt verdutzt stehen. Gerade als er sich deprimiert umdreht und zu uns zurück kommen will, wird er von einem Latino angesprochen. Jörg wirft uns kurz einen Blick zu, ehe er sich mit dem Mann unterhält. Sofort geht dieser näher zu ihm und kann scheinbar kaum die Finger von Jörg lassen. Kurz darauf verschwinden die beiden aus der Bar.

Erstaunt sehen wir ihnen nach. Jack erhebt sich von seinem Stuhl. „Nein, warte! Lass uns erst mal abwarten. Soll er ruhig seinen Spaß haben!“, fordere ich ihn auf.

Jack setzt sich wieder, aber seine Stimmung ist auf dem Nullpunkt. Er sieht es wohl nicht gerne, wenn andere sich seinem Hündchen widmen.

Unruhig sieht er immer wieder zur Tür und lässt seinen Whiskey unberührt stehen. Dann atmet er erleichtert auf.

Jörg kommt zurück und brodelt vor Wut. Was da wohl vorgefallen ist?

Fragend sehen wir ihn alle an, als er sich auf seinen Stuhl fallen lässt. Er greift nach seinem Glas und kippt sich den Inhalt auf Ex runter.

„So ein Idiot! Erst macht er einen auf nett und so und dann gehen wir raus in den Flur, nur damit er mir ein paar Tabletten unterschieben kann! Für wie bescheuert hält der mich?!“

Und mal wieder sackt seine Stimmung in den Keller.

Auf einmal wird die Musik lauter und die Gespräche werden unterbrochen. Verwirrt sehen wir zu den Männern um uns herum, die alle auf den roten Vorhang starren, der sich nun langsam öffnet und eine Bühne freigibt.

In der Mitte befindet sich eine Stange und sofort wird uns klar, dass der Abend jetzt erst richtig interessant wird.

Ein gutaussehender Mann mit ausgeprägten Muskeln steht in der Mitte der Bühne und lässt sich von den Besuchern bejubeln.

Lasziv beginnt er sich an der Stange zur Musik zu räkeln, reibt sich daran und heizt die Menge ein, während er sich von einem Kleidungsstück nach dem anderen befreit. Gelangweilt lehne ich meinen Kopf auf Petes Schulter, der angetan zuguckt. Für mich ist das nichts. Wäre es ein Mädchen, könnte ich mich ja noch umstimmen lassen, aber bei dem Muskelprotz regt sich bei mir rein gar nichts.

Mein Blick fällt zum Nachbartisch und grinsend fordere ich Pete auf dorthin zu sehen. Der Kerl am Tisch fixiert begeistert den Stripper, während der Mann neben ihm, in seine Hose greift und dem Kerl einfach einen runter holt.

„Was ist? Willst du auch?“, fragt Pete frech. Ich schüttele den Kopf und küsse ihn am Hals. „Vielleicht später, zuhause.“

Pete lehnt sich an mich. Ich werfe einen Blick zu Jörg und Jack. Jack würdigt die Bühne keines Blickes, trinkt genüsslich seinen Whiskey und labt sich an den Knabbersachen, während Jörgs Blick von der Bühne immer wieder zu meinem Mitbewohner wandert.

Nach einiger Zeit steht der Tänzer komplett nackt auf der Bühne, was die Zuschauer sichtlich begeistert. Klar, der hat ja auch einen ziemlichen Kolben zwischen den Beinen. Da läuft einigen Jungs sicher das Wasser im Mund zusammen.

Am Ende der Nummer kommt ein Mann auf die Bühne und die Zuschauer werden noch lauter. Was sie so aufgeilt weiß ich allerdings nicht. Der Mann hält sich ein Mikrofon vor den Mund und versucht die Meute zu übertönen. „Und wie immer gibt es jetzt unser Highlight! Letzte Woche gab es leider keinen Freiwilligen, aber vielleicht haben wir ja heute Glück?! Es gibt immerhin 100 € zu gewinnen!“, brüllt er. Mein Blick fällt auf die Zuschauer. Einige tun so, als würde es sie nichts angehen, andere zeigen auf irgendwelche Typen oder sind angeheitert am Johlen.

Der Stripper steht noch immer auf der Bühne. „Was kommt denn jetzt?“, frage ich verwirrt. Pete zuckt die Schultern.

Der Stripper streift sich ein Kondom über und spätestens als er Gleitgel auf seinem harten Schwanz verteilt, wird mir klar, was uns heute noch erwartet.

Mit offenem Mund starre ich auf die Bühne.

„Wer traut sich? Nur keine scheu! Freiwillige vor!“, schreit der Kommentator.

Als wären wir in der Schule, schauen alle weg und hoffen, möglichst nicht rangenommen zu werden. Ich kann es ihnen nicht verübeln. Der Stripper sieht nicht so aus, als wäre er für Blümchensex zu haben.

Nach einer Weile gibt es immer noch niemanden, der sich bereit erklärt, sich vor allen vögeln zu lassen. Die Schaulustigen werden ungeduldig.

„Das wird heute nichts mehr.“ Pete greift ungerührt zu den Nüssen und schiebt sich einen nach dem anderen in den Mund.

„Hier! Ich mache es!“

Erstaunt drehe ich mich um und schon im nächsten Moment sehe ich entgeistert auf Jörg, der aufgestanden ist und die Hand hochgehoben hat. Die Männer jubeln und klatschen Beifall. Mit großen Augen sehen wir zu ihm, der uns keines Blickes würdigt und zur Bühne geht.

„Spinnt der? Hast du ihm was in den Drink gemischt?“, frage ich Pete hysterisch. Pete ist sprachlos und guckt dem Jungen mit offenem Mund nach.

Ich schaue über meine Schulter hinweg zu Jack, der wenig angetan aussieht und mürrisch zur Bühne guckt, sich mit Chips vollstopft und Jörg keine Sekunde aus den Augen lässt.

Mein Blick gleitet wieder nach vorne. Jörg passt überhaupt nicht in das Bild. Der Schwarzhaarige und der durchtrainierte Tänzer unterhalten sich kurz. Die Musik wechselt und kurz darauf küssen sie sich. Ein Kleidungsstück nach dem anderen fällt zu Boden, die Zuschauer toben und sehen fasziniert zu dem nackten Jüngling, der es gleich ordentlich besorgt bekommt.

Jörg hält sich an der Stange fest, präsentiert allen seinen Arsch und als der Stripper ihn sich endlich vornimmt gibt es kein Halten mehr für die Männer im Raum. Schnell bildet sich eine Traube um die Bühne, alle sehen euphorisch zu, während sich mir der Magen umdreht.

Wieso macht Jörg das? Ich verstehe es einfach nicht. Ich schaue auf den Tisch, Pete tut es mir gleich. Keiner von uns will zugucken. Die Geräusche der beiden werden zum Glück von der Musik und den Schaulustigen verschluckt.

Als mein Blick auf Jack fällt wirkt er verletzt und enttäuscht.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  FrauGeneral
2013-08-22T14:38:07+00:00 22.08.2013 16:38
Zwei Anläufe später.....

Ich finde es ja toll das Pete und Ewan sich so schön stumm streiten können. Doch Jack tut mir leid und das wahnsinnig. Wo die liebe hin zu fallen scheind wächst echt kein gras mehr..... *schnief* *jack umknuddel*
Antwort von:  Shunya
22.08.2013 17:49
FrauGeneral
Die brauchen nur Versöhnungssex, dann ist die Welt wieder im Lot. ;D lol
Jaaaa~ Jack kann einem echt leid tun! Der Ärmste~ y.y
Von:  Lantica
2013-08-19T16:27:26+00:00 19.08.2013 18:27
Geiles Kapi, Hut ab XD.
Aber das Ende war Recht .... seltsam. Finde gerade kein anderes wort.
Freue mich aufs nächste Kapitel XD
Antwort von:  Shunya
19.08.2013 19:36
Lantica
Immer noch besser als ein 2 Seiten Kapitel. XD bwahahaha~
Meine erste Idee war ja, dass hinter dem Vorhang Zimmer sein könnten, wenn einige Kerle mal eben verschwinden wollen. XD lol


Zurück