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Küchentussi vs. Schwertschwuchtel

SanjixZorro; ?x?
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Soo... weiter geht's! Ich muss ja Lysop noch ein bisschen quälen XD XD XD Komplett anzeigen

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Nächtliche Unruhen

Sanjis Part:

Unsere Fahrt durch das Vulkangebiet sollte eine längere werden, wie wir feststellen mussten. Eine Flaute jagte die nächste und während wir uns mit der dampfenden Hitze zu arrangieren versuchten, brannte eine unbarmherzige Sonne auf uns herab. Fast wagte ich die Annahme, mitten in der Wüste wären wir besser dran gewesen. Was aber so oder so bedeutet hätte, dass diejenigen die Glücklichen waren, die sich in den unteren Teil des Schiffes zurückziehen durften. An Deck wagten wir uns nur noch in den kürzesten Klamotten, die wir auftreiben konnten, und wer an Namis Seite das Schiff steuern sollte, mussten wir auslosen. Ein wenig Erleichterung brachte nur die Nacht mit sich, wenn die Sonne verschwunden war. Dann versammelten wir uns regelmäßig am Oberdeck um den Tisch, um dort das Mittagessen nachzuholen, von dem tagsüber wegen der Hitze niemand besonders begeistert war. Was mich arme Seele natürlich nicht davor bewahrte, in einer stickigen Küche kalte Drinks und Snacks zubereiten zu müssen.

Vier Tage waren auf diese Weise bereits vergangen und auch heute am Freitagabend deutete nichts darauf hin, dass wir bald eine Insel erreichen würden. Ich lag ein wenig erschöpft und mit offenem Hemd auf meinem Bett und wartete zufrieden lächelnd darauf, dass Zorro aus dem Bad zurückkam. Zwar war ich nicht zwingend darauf aus, Sex mit ihm zu haben, doch mittlerweile fühlte ich mich ohne ihn einfach zu einsam, um friedlich einschlafen zu können. Immerhin teilten wir nun schon fast zwei Wochen immer wieder Nacht für Nacht ein und dasselbe Bett. Wissen, welches mich mit angenehmer Wärme erfüllte.

Plötzlich klopfte es an der Tür. Ich wandte überrascht den Kopf und Nami im Nachthemd trat einen Schritt herein.

»Was ist?«, fragte ich ganz automatisch. Normalerweise kam sie nur vorbei, wenn sie irgendwelche Beschwerden vorzubringen hatte.

»Ich dachte nur, es würde dich interessieren, dass dein Freund im Badezimmer auf dem Teppich liegt und schläft«, informierte sie mich, »Nicht, dass mich das sonderlich stören würde – war nur ein bisschen befremdlich, mich zu duschen, während er da so pennt – aber wie die anderen das sehen, kann ich nicht sagen.«

Ich seufzte auf und erhob mich mit einem genervten Lächeln vom Bett. Das war doch wieder einmal typisch Zorro.

»Sag doch gleich, dass ich ihn holen soll«, meinte ich im Vorbeigehen zu Nami. Sie zuckte daraufhin nur die Schultern und antwortete: »Hab ich doch. Ich bin dann im Bett. Gute Nacht.«

»Gute Nacht, Nami.«

Sie verschwand aufs Deck hinaus, während ich immer noch in mich hineingrinste. Es hatte ja irgendwann so kommen müssen. Selbst wenn Zorro sich mit seinen Schläfchen zwischendurch sehr zurückgehalten hatte, seit wir zusammen waren.

»Dann holen wir die Schlafmütze mal da raus«, murmelte ich und öffnete vorsichtig die Badezimmertür.

Da lag er tatsächlich, mein Marimo. Er lag vorm Waschbecken, schnarchte leise und hielt in einer Hand seine Zahnbürste. Kurz bevor er dazu gekommen war, sie zu benutzen, musste ihn der Schlaf übermannt haben. Und weil er nun mal er war, hatte er sich gleich an Ort und Stelle hingelegt. Es sah beinahe zu niedlich aus, um ihn aufzuwecken.

»Ach, Marimo, was machst du denn schon wieder?«, sagte ich schmunzelnd in den Raum hinein und schloss die Tür hinter mir. Er regte sich nicht, weshalb ich auf ihn zuging und mich neben ihn hinkniete. Dann hob ich seinen Kopf in meinen Schoß. Er schlief friedlich weiter und umso länger ich ihn so betrachtete, desto größer wurde der Drang in mir, auszuprobieren, ob die Dornröschen-Taktik tatsächlich funktionierte.

»Hey, mein kleiner Vollidiot«, flüsterte ich ihm ins Ohr, während ich ihn immer weiter an mich heranzog, »Wach auf.«

Eine meiner Hände fand den Weg unter sein T-Shirt, doch auch das bewirkte nicht viel mehr, als dass er ein müdes Brummen von sich gab. Mir entwich ein Kichern. Bestimmt würde er wütend werden, wenn ich ihm später sagte, wie dämlich und niedlich zugleich er doch aussah, wenn er partout nicht aufwachen wollte.

»Na gut, du scheinst es ja direkt darauf anzulegen«, murmelte ich sanft, mein Gesicht ganz nahe an seinem. Er rührte sich wieder nicht. Also tat ich, was meine Pflicht als Prinz verlangte, und küsste ihn so voller Liebe, wie ich es in unserem Theaterstück nie geschafft hatte. Meine Lippen berührten die seinen mit einer einvernehmenden Zärtlichkeit, die letztendlich durch seinen gesamten Körper zuckte. Überrascht von meiner neuen Methode, ihn aufzuwecken, tat er einen Moment lang gar nichts. Dann fühlte ich seine Hand an meinem Hinterkopf, wie sie mich weiter in unseren Kuss hineinzog. Es war so vollkommen und richtig, dass ich ein klein wenig überrascht war, als er plötzlich von mir abließ.

»Koch...? Was...?«

»Du hast geschlafen«, lächelte ich auf sein verwirrtes Gestammel hin und wäre am liebsten in einen erneuten Kuss abgetaucht. Doch er verwehrte mir dies, indem er sich rasch aufsetzte.

»Wir sind ja im Bad«, stellte er missmutig fest.

»Wundert dich das wirklich?«, erwiderte ich und nahm ihm nicht ohne Hintergedanken die Zahnbürste weg, um sie danach achtlos bei Seite zu legen. Im Moment hatte ich nur Augen für Zorro, der mich zuerst nur mürrisch ansah, sich dann aber zu mir beugte. Wieder küssten wir uns und während ich mir noch wüschte, in diesem Gefühl versinken zu können, packten mich Zorros Hände fest um die Mitte. Schließlich saß ich ohne viel Zutun von meiner Seite auf seinem Schoß. Eine Aufforderung für mich, beide Hände unter sein T-Shirt zu schieben, um seinen so perfekten Körper daraus zu befreien.

»Warte mal kurz«, murmelte er, da mein Vorhaben unverkennbar war, »Sollten wir nicht die Tür...?«

»Um die Uhrzeit kommt doch eh keiner mehr rein«, schnitt ich ihm leichthin das Wort ab.

»Wie du meinst.«

Mit einem angedeuteten Schulterzucken vergaß er seine Bedenken und streifte mir mein Hemd von den Schultern.
 

Lysops Part:

Vier ganze Tage hatte ich es nun ausgehalten, dass mich, wann immer ich Ace über den Weg lief, ein ungutes Gefühl überkam. So ähnlich, als hätte ich etwas Wichtiges vergessen. Schlimmer wurde es nur noch dadurch, dass es mich gar nicht mehr losließ, seit Ace mich heute Abend spaßeshalber und ohne ein Wort am Hintern angegrabscht hatte. Klar, er meinte das Ganze kein Stück ernst und nutzte nur die gegenwärtige Situation aus, doch was es für mich bedeutete, davon hatte er keine Ahnung. Er saß daraufhin ja nicht auf seinem Bett und zerbrach sich fieberhaft den Kopf darüber, wie er seine eigenen Emotionen deuten sollte. Mir waren nur zwei Dinge klar: Erstens, dass der Gedanke an nächsten Montag heiße Vorfreude durch meinen Körper jagte, und zweitens, dass ich möglicherweise doch schwul war.

Das darf aber ganz einfach nicht sein! Ich bin verlobt, ich hab Kaya; wenn die das wüsste, dann...

Mir wurde halb schlecht, wenn ich darüber nachdachte. Gewissheit musste her, ganz einfach. Selbst, wenn ich die nur in einem Buch fand.

Weshalb ich nach langem Zögern endlich aus meinem Bett kletterte und in geheimer Mission auf den Gang hinaus schlich. Es war dunkel, als ich das Mitteldeck erklomm. Nur ein zunehmender Mond erhellte das Schiff und spiegelte sich geheimnisvoll glänzend auf dem Meer ringsum. Ich war mir sicher, dass bereits alle schliefen, und somit würde ich ungestört sein, wenn ich die Nacht in der Bibliothek zubrachte. Der einzige, der eigentlich wach sein sollte, war Ace, der Wachdienst hatte. Ich schielte argwöhnisch hinauf zum Krähennest. Bestimmt war er sowieso ganz typischerweise eingeschlafen. Mindestens dann, wenn er sich etwas zu Essen mitgenommen hatte.

Aber was interessiert mich das überhaupt?!

Mit einem wütenden Kopfschütteln wandte ich den Blick ab und schlüpfte ungesehen in die Bibliothek hinein.

Der leicht modrige Geruch nach altem Leim und feuchtem Papier begrüßte mich, kaum hatte ich die Tür leise hinter mir geschlossen. Auf See war wohl offensichtlich nicht gerade der beste Ort für Bücher. Ich bahnte mir vorsichtig einen Weg hinüber zu der einzigen Wandlampe und betätigte ihren Schalter. Das Licht, das daraufhin durch den Raum flutete, war warm und nicht allzu hell. Von draußen würde es bestimmt kaum auffallen.

So, und jetzt zum schwierigeren Teil des Unterfangens, dachte ich, während ich meinen Blick über die zwei Sofas, den Sessel und die etlichen Regale schweifen ließ. Robin kaufte immer ganze Kisten gebrauchter Bücher, ohne zu wissen, was sich überhaupt darin befand. Und was sie einmal besaß, gab sie nicht mehr her. Somit war Büchersammeln – wenn man denn so wollte – ihr einziges Laster. Gut für mich. Denn so war die Chance, auf meiner Suche fündig zu werden, gar nicht mal so gering.

Nur – wo sollte ich anfangen?

Weder Geschichtsbücher, welche einen großen Teil der Bibliothek einnahmen, noch solche über Naturwissenschaften oder Kunst würden mir besonders weiterhelfen. Genausowenig wie Backbücher, Reiseführer oder einfache Romane. Da glaubte ich ja noch eher, dass Psychologie etwas damit zu tun hatte.

Oder soll ich bei den Sex-Ratgebern nachsehen?

Langsam schritt ich hinüber zu dem Regal, wo eineinhalb Reihen mit eben jenen Büchern angefüllt waren, von denen mit ziemlicher Sicherheit jeder hier an Bord schon mindestens eines in der Hand gehalten hatte. (Ja, sogar Ruffy traute ich das aus purer Neugierde zu.) Ein Blick auf die Buchrücken reichte aus, um sagen zu können, dass ich schon nahe dran war. Ich fuhr aufmerksam mit einem Finger die lange Reihe ominöser Titel entlang, um nichts zu übersehen. »Blood, Sex & Sweat« (Nein, das war dann doch eher was für Zorro und Sanji), »Sexualität im Wandel der Zeiten« (Sogar darüber hatte Robin Geschichtsbücher, alles klar), »Handbuch für Unentschlossene« (Was sollte das denn schon wieder Blödes sein...?)

STOP!!!

Hastig zog ich meine Hand zurück, als hätte ich mich an dem Regal verbrannt. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt, während ich das unschuldige, schlicht schwarze Buch anstarrte. Ich hatte gefunden, was ich suchte, da war ich mir sicher. Aus irgendeinem verflixten Grund brachte ich es jedoch nicht über mich, es aus dem Regal zu ziehen.

Jetzt mach schon!, schalt ich mich selbst, Mach einfach! Ist doch gar niemand da, der dir zusehen kann!

Ich schluckte und streckte meinen zitternden Arm aus. Es war doch nur ein einfacher Handgriff. Wieso fiel mir der bloß so schwer?

Ogott! Ich tu das jetzt wirklich! Ich nehm mir jetzt einfach das Buch und...!

Als meine Finger den harten Schutzumschlag berührten, schloss ich gequält die Augen und hielt die Luft an. Es war, als müsste ich in ein ekliges Schlammloch voll mit Sumpfwürmern fassen. Und selbst das hätte mir nicht so große Probleme bereitet.

Schnell, damit ich keine Zeit zum Zögern hatte, befreite ich das Buch aus seiner beklemmenden Lücke im Regal und – hätte es am liebsten sofort wieder zurückgestellt. Bis gerade eben noch war die Möglichkeit, dass es sich doch um etwas anderes handelte, noch vorhanden gewesen. Nun aber, da mir zwei ineinander verschlungene Männlichkeitssymbole entgegenleuchteten, war mir nach einer kleinen Ohnmacht zu Mute. Das Buch war tatsächlich, wofür ich es gehalten hatte.

Mit einem Schlag fielen mir alle möglichen Personen ein, die schockiert darüber sein könnten, dass ich so etwas in der Hand hielt; Ruffy, Chopper, Frankie, Nami, Möhre, Zwiebel, Paprika, Kaya...!

Die Tür ging auf und in einem plötzlichen Anflug von Hektik steckte ich das Buch zurück an seinen Platz. Nur, um schnell ein anderes in die Hand zu nehmen und so zu tun, als würde ich interessiert darin herumblättern. Gerade noch rechtzeitig. Denn die Schritte, die hereinkamen, nachdem die Tür wieder zugefallen war, näherten sich mir unaufhaltsam, dann verstummten sie in sicherer Entfernung.

»Lysop?«

Shit! Warum von allen muss das ausgerechnet er sein?!

»Was machst du denn hier?«

Ace setzte seinen Weg fort, während ich mich ertappt zu ihm umdrehte und dabei so zu tun versuchte, als sei das gar nicht der Fall.

»Lesen«, antwortete ich mich wackeliger Stimme, »Darf man das jetzt nicht mehr? Was machst außerdem du hier?«

Ich ließ meine Hände sinken und sah ihn fragend an. Dass mein Blick dabei für einen Moment etwas zu weit an ihm hinabrutschte und an der Hose hängenblieb, die noch kürzer war als die, die er sonst immer trug, behielt ich lieber für mich.

»Ich wollte mir nur ein Buch holen, damit ich da oben nicht einpenn«, entschuldigte er sich, »Was liest du denn da?«

Ohne, dass ich etwas dagegen unternehmen konnte, packte er mich am Handgelenk und zog das Buch in Leseweite. Was genau hatte ich da eigentlich Peinliches erwischt?

»Aha, Sex-Ratgeber. So, so...«, mit einer erstaunlichen Gelassenheit zog er eine Augenbraue nach oben und ließ meinen Arm wieder los, »Als ob du sowas nötig hättest...«

Er wandte sich von mir ab, um in einem anderen Regal ganz unten am Boden nach einem fetten Bildband zu stöbern. Ich stand da und wusste nicht genau, was ich von seinem Kommentar halten sollte. Machte er sich nur lustig über mich oder...?

Wahh!!! Das war ein Kompliment! Das war verdammt nochmal ein Kompliment! Ich, ich... spring aus dem Fenster...! Oder...

Um meine glühend heißen Wangen zu verbergen, hob ich schnell das Buch vor mein Gesicht. Nur, um die Seiten dann mit tatsächlichem Interesse zu überfliegen. Es war zwar nicht gerade schwuler Sex, der da beschrieben wurde, aber vergleichen konnte ich ja zumindest.

Hab ich schon gemacht, hab ich schon gemacht, hab ich zumindest dran gedacht, daran auch, das auch...

Auf besonders neue Ideen brachte mich das Buch im Großen und Ganzen nicht unbedingt.

»Ace, das Buch ist voll langweilig«, meinte ich nach einer Weile in den Raum hinein, »Auf alles, was da drin steht, wär ich auch selber gekommen. Aber echt auf alles!«

»Zeig her!«

Er sah mich von der Couch her an, als glaubte er mir kein Stück.

»Da, guck doch«, ich ging hinüber und hielt ihm das Buch aufgeschlagen entgegen, »So außergewöhnlich ist das jetzt nicht, oder?«

»Nö«, musste er mir Recht geben, »Aber ich bezweifle, dass du das könntest.«

»Boah! Warum das denn?!«, rief ich empört.

»Na, mit der Nase...«

Er erlaubte sich ein Grinsen, während bei mir gerade Wut über Vernunft siegte.

»Und ob das geht!«, schimpfte ich, »Soll ich's dir zeigen?!«

»Jetzt?«

»Von mir aus auch jetzt! Du wirst schon sehen!«

Das sprudelte aus mir hervor, bevor ich mir überhaupt Gedanken über die Konsequenzen gemacht hatte. Mir war doch wirklich nicht zu helfen.

»Das war zwar gar nicht ausgemacht«, lächelte Ace vollkommen zufrieden mit der Wendung der Dinge, »Aber da wär ich ja schön blöd, wenn du mir 'nen Sixtynine vorschlägst und ich ablehnen würde.«

Er schob den dicken Band über Tiefseefische geöffnet bei Seite und erst, als mich sein herausfordernder, gieriger Blick traf, wurde mir bewusst, worauf ich mich gerade eingelassen hatte.

Ich hab doch noch nie... Ich weiß gar nicht, wie ich... Das wollte ich überhaupt nicht!

Aber es war zu spät zum Jammern. Ein jeder Rückzieher hätte Schmach und Schande bedeutet. Zumal tief in mir etwas direkt darauf brannte, diese Erfahrung zu machen.

Nur darum warf ich nun auch das Buch, das an allem Schuld war, achtlos auf den Boden, um mir mit der anderen Hand die Badehose auszuziehen.
 

Ruffys Part:

Als ich vollkommen guter Dinge die Tür zum Badezimmer öffnete, wusste ich noch nicht, was mich dort erwartete. Fast wäre ich sogar darüber gestolpert, wenn der bloße Anblick mich nicht schon dazu gebracht hätte, wie angewurzelt stehen zu bleiben.

Es waren Zorro und Sanji auf dem Badezimmerteppich. Und irgendwie hatte ich das seltsame Gefühl, dass ich das, was sie vorhatten, eigentlich gar nicht sehen wollte. Wenn ich es recht bedachte, kam ich mir sogar ziemlich fehl am Platz vor. Zu dumm, dass meine Beine mir nicht gehorchen wollten. Sie bewegten sich keinen Milimeter und ich musste mir mit großen Augen ansehen, wie Zorro und Sanji sich gegenseitig obenrum auszogen. Im Grunde war es mir zwar egal, wie und wann und wo die beiden rumschwulten, aber dass das direkt vor meiner Nase sein musste...

Noch bevor ich die passenden Worte für eine derartige Situation gefunden hatte, streifte mich Sanjis Blick. Sofort ließ er Zorro los und starrte mich schockiert an.

»Ich... wollte... eigentlich... bloß aufs Klo...«, sagte ich tonlos, um die peinliche Stille aus meinen Ohren zu vertreiben. Die Reaktionen der beiden daraufhin hätten nicht unterschiedlicher sein können. Während Zorros bedröppelte Miene nämlich kaum eine Reaktion genannt werden konnte, platzte Sanji fast vor Zorn.

»Sag mal, Ruffy, was fällt dir eigentlich ein?!?«, donnerte er und sprang auf, »Wenigstens anklopfen hättest du können!!!«

»Ich hab's ja gleich gesagt, Koch«, warf Zorro mit erstaunlich gelassener Stimme ein und verschränkte am Boden sitzend die Arme, »Wir hätten zusperren sollen.«

»Kann ich jetzt aufs Klo?«, fragte ich. Die beiden brauchten das Bad ja nun nicht mehr. Sanji war da anderer Meinung.

»Dir meine Schuhsohlen von unten ansehen, das kannst du!!!«, brüllte er. Fuchsteufelswild und mit Funken sprühenden Augen setzte er sich in Bewegung. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass er jemals so wütend auf mich gewesen war. Noch nicht einmal damals, als ich Namis Geburtstagskuchen am Tag vorher ganz versehentlich alleine aufgegessen hatte.

Nur darum hielt ich es für das Beste, Sanjis wütendem Angriff auszuweichen und dann die Beine in die Hand zu nehmen. Liebe machte wohl offensichtlich nicht nur blöd, sondern auch verrückt.

»Wahhh!«

»Na warte, ich krieg dich!!! Und dann mach ich Kaugummi aus dir, ich schwör's!!!«

»Das ist ein ganz lustiger Vorschlag!«, rief ich, während ich den Gang entlang aufs Deck hinaus rannte, »Aber überleg doch mal, Sanji! Dann habt ihr gar keinen Kapitän mehr!«

Er antwortete nicht. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, seinem Zorn freien Lauf zu lassen, indem er mir hinterher raste. Ich sah mich rasch nach einem sicheren Versteck um. Ein ruhiger Ort, an dem ich bleiben konnte, bis Sanji seine Vernunft zurückerlangt hatte. Meine Wahl fiel auf die Tür der Bibliothek, gleich schräg gegenüber. In der Bibliothek würde er sich nicht trauen, zu randalieren. Denn dann würde Robin wütend werden. Und das wollte hier nun mal wirklich niemand.

Mit vier großen Sprüngen war ich an meinem Ziel angelangt, dann witschte ich in den Raum hinein. Ich knallte die Tür zu, sperrte ab und hörte voller Genugtuung, wie Sanjis Schritte abrupt Halt machten. Dass man in der Bibliothek nicht einfach so herumwüten durfte, wusste auch er. Trotzdem verpasste er der Tür von draußen einen Tritt und murrte: »Schön für dich, dass du einmal dein Hirn eingeschaltet hast! Von mir aus kannst du den Rest der Nacht da drin verbringen!«

Einen kurzen Moment dauerte es, dann entfernten sich seine Schritte missmutig. Ich seufzte siegessicher grinsend auf. Man hatte es schon manchmal sehr schwer mit dieser Crew.

»So, das hätten wir...«, ich wandte mich um, »Was macht ihr denn da?!«

Im schwachen Schein der Wandleuchte hatte ich Ace entdeckt, der auf einem der Sofas saß, neben sich ein riesiges Buch aufgeschlagen. Direkt vor ihm stand Lysop. Und der hatte seine Hand seitlich so in seine übertrieben bunte Badehose geschoben, dass es aussah, als wolle er sie sich gleich an Ort und Stelle ausziehen. Beide glotzten mich genauso dumm an wie ich sie. Nur fand ich, dass ich viel mehr einen Grund dazu hatte.

»Ist das so 'ne Art Mitternachts-Party? Tauscht ihr jetzt nicht nur eure Schuhe, sondern auch schon Hosen?«, fragte ich neugierig. Lysop fand seine Sprache zuerst wieder.

»Nein, nein, das nicht!«, versicherte er mir schnell, »Ich hab nur... also... umm... eigentlich wollte ich Ace bloß zeigen, wo ich mich – eventuell – tätowieren lassen will!«

»Du willst dich tätowieren lassen?«, ich kam näher, »Wo?«

»Na, hier am Bein.«

Er grinste mich breit an. Ich sagte dazu erst einmal gar nichts, sondern versuchte mir vorzustellen, wie Lysop mit Tätowierung aussah. Als das nicht klappte, wandte ich meinen Blick Ace zu. Dann wurde ich auf das Buch aufmerksam, das auf der Couch lag. Etliche, abscheulich hässliche Tiefseefische zierten eine ganze Doppelseite.

»Echt? Am Bein? Den da?«

Ich deutete auf ein undefinierbares, siebenarmiges Ungeheuer mit Schweineschnauze.

»Ehh... ja! Ja, genau den!«

Daraufhin fiel es mir noch schwerer, ein Bild von dem Ganzen in meinem Kopf zustande zu bekommen. Es mochte zwar stimmen, dass ich von derartigen Dingen nicht viel Ahnung hatte, aber das Vieh sah nicht gerade nach etwas aus, das man am Bein haben wollte.

»Also, Lysop, ich weiß ja nicht...«, fing ich an und suchte nach einem geeigneten Weg, mich auszudrücken, »Das ist doch... also, ich würd das ja nicht da haben wollen. Wenn es wenigstens so ein cooler Anglerfisch wäre...«

»Genau das hab ich ihm auch schon gesagt«, griff Ace helfend ein, »Außerdem glaub ich auch gar nicht, dass er ernst macht. Tätowiert werden tut mordsmäßig weh.«

»Tatsächlich...?!«

Nach dieser Aussage sah Lysop schon gar nicht mehr so begeistert aus. Ace nickte bekräftigend.

»Uhh, na dann... lass ich es vielleicht doch bleiben.«

Er grinste schwächlich.

»Ist besser so«, erwiderte Ace, dann erhob er sich, »Wo waren jetzt nochmal schnell die Bücher über Juristik?«

»Ach, stimmt!«, rief Lysop, als hätte er bis gerade eben etwas vergessen gehabt, »Die wollte ich dir ja zeigen! Warte, warte... die müssen da drüben irgendwo...«

Er schob Ace mit einer Hand in eine der dunkleren Ecken hinüber. Mich ließen sie einfach stehen und beinahe wäre ich ihnen hinterhergelaufen, wenn mir nicht plötzlich zweierlei eingefallen wäre. Erstens nämlich, dass ich mich gar nicht für irgendwelche Istiken interessierte, und zweitens, dass ich ja eigentlich aufs Klo musste.

»Na ja«, sagte ich halblaut und wandte mich zum Gehen, »Viel Spaß noch mit euren Büchern. Gute Nacht!«

Ich bekam eine durcheinandergeplapperte Antwort, dann war ich auch schon wieder draußen an Deck. Ich schritt zielstrebig darüber hinweg und war froh, Sanji nirgends zu sehen. Bestimmt hatte er sich mit Zorro in seinem Zimmer eingesperrt. Solange er nicht mehr arme Unschuldige quer über das Schiff jagte, sollte mir das nur Recht sein.

Und trotzdem lag heute Nacht irgendetwas Komisches in der Luft. Da war ich mir sicher. Auch, wenn ich nicht wirklich wusste, was es war.

»Ha, bestimmt liegt es am Wetter!«, lachte ich, durchflutet von plötzlicher Erkenntnis, »Das hat Nami heute auch schon gesagt! Es ist so schwül!«

Mit der Gewissheit, das sonst alles in bester Ordnung war, zog ich die Tür auf. Was hätte aber auch großartig passieren sollen, wenn man mitten in einer Flaute festhing?
 

Ace' Part:

Wir saßen nebeneinander auf dem Sofa und versuchten zu verarbeiten, was wir bis gerade eben vor fünf Minuten noch getan hatten. Für Lysop musste es eine Steigerung zu allem bisher von uns Verbrochenen gewesen sein, da gab es gar keinen Zweifel. Denn immer noch war das verlegene Rot nicht von seinen Wangen gewichen, das sich dort breit gemacht hatte, als Ruffy zur Tür hereingeplatzt war. Schuld daran war diesmal ich, das musste ich ehrlicherweise zugeben. Diesmal war ich der Böse gewesen, der ganz hinterhältig Lysops große Klappe und seinen Drang, sich beweisen zu wollen, ausgenutzt hatte. Wobei man allerdings nicht sagen konnte, ich hätte es gegen seinen Willen getan. Hätte er mir auch nur in geringster Weise zu erkennen gegeben, dass ihm unser Tun unangenehm war, dann hätte ich sofort damit aufgehört. Doch wie bereits die Male zuvor hatte er nicht nur nichts dagegen gehabt, sondern hatte mit einem erstaunlich hohen Maß an Einfühlungsvermögen Initiative ergriffen. Obwohl ich ihm erst vor vier Tagen gestanden hatte, dass ich rein inoffiziell gesehen schwul war. Dass auch ich nun keinen Gedanken mehr daran verschwendete, in irgendeiner Weise zurückhaltend zu sein, das hatte er sich selbst eingebrockt. Wer sich mir gegenüber so provokant verhielt, der war entweder selber schwul oder durfte sich zumindest nicht darüber beschweren, wenn sich meine Hände dann und wann in eher zweifelhafte Regionen verirrten.

»Ace?«, seine Stimme war leise und klang ein wenig ungläubig, als sie mich aus meinen Gedanken riss, »Wir haben... Also, haben wir das jetzt wirklich...?«

»Klar haben wir«, lächelte ich, »Und es tut mir Leid, dass ich dich schon wieder mit derselben Frage langweilen muss, aber bist du dir sicher, dass du das vorher noch nie gemacht hattest? Ich mein bloß...«

»Nein, hab ich nicht! Und ich bin auch nicht schwul! Ja?!«

Er sah mich erbost von der Seite her an. Das war deutlich gewesen.

Dann sag ich ihm jetzt vielleicht besser nicht, dass er sich ganz entgegen dem ziemlich schwul verhält.

Da sollte er schön brav alleine draufkommen. Und das würde er früher oder später mit ziemlicher Sicherheit, wenn wir unseren Deal regelmäßig weiter einhielten. Egal, wie verbissen er sich dagegen sträubte.

»Wie du meinst«, antwortete ich ihm gleichgültig und beugte mich nach hinten zu der anderen Couch, die mit der Rückenlehne an die von unserer geschoben war. Ich schnappte mir das Tiefsee-Buch, setzte mich wieder zurecht und fuhr schließlich fort: »Dann musst du dir aber zumindest den Anglerfisch auf den Hintern tätowieren lassen.«

»Ace!!!«

Ich grinste breit auf seine bestürzte Miene hin. Ein bisschen aufziehen würde ich ihn ja wohl noch dürfen.

»Was denn? Sieht bestimmt schick aus.«

»Tut es nicht!«

Er erhob sich. Hatte ich ihn jetzt vergrault?

»Ich geh ins Bett«, sagte er, »Und du solltest doch eigentlich oben im Krähennest Wache halten, wenn ich mich recht erinnere.«

»Das schon, aber...«

»Na dann. Gute Nacht.«

Noch im Vorbeigehen räumte er das Buch, welches er vorhin auf den Boden geworfen hatte, wieder an seinen Platz zurück. Bildete ich mir das nur ein, oder nahm er stattdessen ein in einen schwarzen Schutzumschlag gehülltes mit?

»'Nacht«, murmelte ich und starrte ihm hinterher, wie er ungewöhnlich rasch die Bibliothek verließ. Ich fühlte mich aus irgendeinem Grund von dieser Aktion mächtig vor den Kopf gestoßen. Und ich wusste auch, warum. Eigentlich hatte ich mir erhofft, er würde auf meinen dummen Kommentar hin mit mir gemeinsam einen Fisch suchen, der besser zu ihm passte. Einfach nur, weil es eine alberne Beschäftigung ohne Sinn war, bei der er sich noch ein wenig an mich hätte kuscheln können, ohne viel Aufsehen darum machen zu müssen. So, wie er es sonst auch getan hatte.

»Ach, Ace, du weißt, was dir fehlt, oder?«, seufzte ich in mich hinein und stand mit dem Buch unterm Arm von der Couch auf. Mir fehlte jemand, der mehr für mich war als nur ein guter Freund, mit dem ich mich zu bloßem Sex verbredete. Und mehr noch als eine gewisse Prinzessin, mit der ich verlobt war. Der erste und letzte, der diese Rolle in meinem Leben gespielt hatte, war Marco gewesen. Wobei sich mir die ernsthafte Frage stellte, warum das damals nach drei Jahren nicht mehr geklappt hatte mit uns beiden.

Ach ja, stimmt, fiel es mir im nächsten Moment mit einem verbitterten Lächeln ein, während ich das Licht ausschaltete, Ich hab ja Schluss gemacht.

Was ich zum ersten Mal seit langem bedauerte. Die Sache mit Lysop hatte mich doch nicht etwa emotional verweichlicht?

Das nicht, gestand ich mir auf dem Weg nach oben ins Krähennest ein, Aber mir klar gemacht, dass auch Vivi nicht die Richtige für mich ist.

Doch wer sollte es dann sein? Wer auf dieser Welt würde mir je das Gefühl geben können, dass ich von ganzem Herzen bedingungslos geliebt wurde?

Mir fiel natürlich jemand ein, noch während ich die Bodenluke hinter mir schloss. Die derzeitigen Umstände verlangten geradezu nach solch lächerlichen Gedanken. Doch was außer der verrückten Abmachung und der Tatsache, dass wir beide auf demselben Schiff segelten, verband mich denn schon mit Lysop? Na gut, vielleicht war er mittlerweile ein besserer Kumpel für mich als Ruffy. Und vielleicht war er aus der ganzen Mannschaft derjenige, mit dem ich am besten klar kam. Doch sonst...

Es wäre ganz einfach bescheuert, vor den anderen zu sagen: »He, Leute, wisst ihr was? Ich bin mit Lysop zusammen!«

Zumal Lysop selber verlobt und obendrein noch nicht einmal schwul war. Nein, so sehr ich mir im Moment auch mehr als nur sexuelle Befriedigung wünschte; er war nicht derjenige, der mir diesen Wunsch erfüllen konnte. Zumindest glaubte ich das.

Noch lange saß ich auf der Rundbank da und starrte nachdenklich auf das Meer hinaus. Die Frage danach, ob ich eine Beziehung mit Lysop wollen würde, vermied ich sorgfältig. War ich mir doch das erste Mal seit über einem Jahr meiner Gefühle nicht mehr ganz so sicher, wie ich es gerne gehabt hätte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ihr habt wahrscheinlich schon gemerkt, dass es jetzt verstärkt um Lysop und Ace geht... Also, die nächsten paar Kapitel werd ich ähnlich gestalten. So viel als Warnung schon mal vorweg ^^; XD Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  TK-Rabe
2014-03-19T22:17:44+00:00 19.03.2014 23:17
Armer Ruffy....

Antwort von: abgemeldet
20.03.2014 09:34
Ja. Niemand will einen erzürnten Sanji auf den Fersen haben. xD
Von:  Sharon
2013-06-28T12:59:15+00:00 28.06.2013 14:59
Ach, gleich zwei Kapitel... *schwärm*
Und ich finde es cool, dass du Lysop und Ace jetzt ein bisschen öfter dran nimmst.
Antwort von: abgemeldet
28.06.2013 21:26
Hehe... es gab ein paar Probleme mit'm Hochladen, weil's mich ständig rausgeschmissen hat... Na ja, und jetzt, wo's wieder geht, konnt ich dann das noch fehlende Kapitel gleich mit dem Neuen hochladen ;)
Macht auch immer viel Spaß, über die beiden zu schreiben... :D

lg, Simon
Von:  NightcoreZorro
2013-06-28T11:13:10+00:00 28.06.2013 13:13
Cooles kap xD
ruffy tutu mir irgendwie leid...^^
ich les dann mal das nächste kapitel~
warst fleisig ^-^
Antwort von: abgemeldet
28.06.2013 21:22
Danke <3 :D


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