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Küchentussi vs. Schwertschwuchtel

SanjixZorro; ?x?
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich nenn gerne eines der Kapitel so wie die Geschichte selbst. Das hab ich bei meinen Geschichten schon immer getan. ich weiß nicht, wieso ich diese Gewohnheit nicht beibehalten sollte ;)
Tja, und nun wird's heiß... na ja, nicht wirklich ^^ Komplett anzeigen

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Küchentussi vs. Schwertschwuchtel

Sanjis Part:

Voller Zorn quetschte ich mich noch vor dem Marimo durch die Tür. Am liebsten hätte ich jeden einzelnen von ihnen der Reihe nach im Meer versenkt. Allen voran Chopper, der mit seinem blöden Test das ganze Thema überhaupt ins Gespräch gebracht hatte, dicht gefolgt von Lysop, der mir allem Anschein nach nun die Freundschaft kündigen würde, und danach der ganze Rest. Alle, alle, alle konnten sie mir doch tatsächlich gestohlen bleiben! Besonders einer...!

Ich fuhr wutschnaubend herum, dann starrte ich ihn durch den Nieselregen hindurch feindselig an. Das sollte wohl ein Witz sein!

»Also, Marimo, jetzt warte mal«, sagte ich, der ich das eben Geschehene noch nicht ganz überrissen hatte, »DU bist schwul?!«

»Äh, ja.«

»Seit wann denn das?!«

»Also ob dich das etwas angehen würde! Ich bin es eben einfach! Reicht das nicht?!«

Er blickte ebenso bitterböse zurück. Doch da das bei ihm oftmals nur bedeutete, dass man ihm auf die Schliche gekommen war, wurde mir mit einem Schlag klar, was er getan haben musste.

»Aha«, sagte ich mit einem Anflug von Spott, »Du hast also heute kurz mal eben Frage 14 mit ja angekreuzt, nur weil du gerade Lust darauf hattest, oder was?«

»Jetzt hör auf, mich zu verunsichern, Koch!«, brüllte er, »Ich hab doch nicht umsonst den ganzen Nachmittag darüber nachgedacht!«

Oh, Wahnsinn, den ganzen Nachmittag gleich? Applaus bitte!

Sprachlos ob dieser naiven Denkweise massierte ich mir mit einer Hand die Schläfen. Der Marimo war echt dümmer als er aussah, und das wollte etwas heißen.

Da hat man schon mal das Glück, einen Gleichgesinnten zu finden, und dann ist das ausgerechnet dieser Krautkopf, der von nichts eine Ahnung hat!

Aber Moment mal! Zumindest schien er eine Ahnung davon gehabt zu haben, dass er nicht der einzige war.

»Sag mal«, fragte ich argwöhnisch, »Wieso bist du eigentlich kein bisschen davon überrascht, dass ich auch schwul bin?«

»Na, weil ich das doch schon wusste.«

»Woher?!«

War meine Tarnung denn so scheiße gewesen? Dass sogar der Marimo dahinter kam?

»Na ja«, klärte er mich auf, »Chopper ist das mir gegenüber versehentlich rausgerutscht. Da kann ich auch nichts dafür.«

»Oh, dieses vermaledeite Huftier!«, plötzlich überkam mich der Drang, zurück in unser Zimmer zu stürzen, »Ich hab ihm noch gesagt, er soll seine Klappe halten! Aus dem mach ich Hackbraten!!!«

Der Marimo hielt mich sehr zu meinem Leidwesen am Hemdsärmel zurück.

»Untersteh dich!«, knurrte er, »Ist ja nicht gerade so, als ob ich ihn darum gebeten hätte, mir das zu erzählen.«

»Ach, wie auch immer!«, fauchte ich und riss mich los, »Jetzt, wo es alle wissen, ist es eh schon egal!«

Ein Blitz zuckte vom Himmel und schlug irgendwo draußen auf den pechschwarzen Wellen ein. Lautes Donnergrollen folgte und mit ihm ein starker, eiskalter Wind, der die turmhohen Wolken näher in unsere Richtung trieb. Na, das konnte noch eine heitere Nacht werden.

»Ich weiß ja nicht, was du jetzt tust«, sagte der Marimo und wandte sich zum Gehen, »Aber ich leg mich hin.«

»Hey! Ich schlaf in der Küche! Nur damit das klar ist!«

»Mir auch egal! Ich wollte sowieso in den Besprechungsraum!«

Als ob das etwas anderes wäre, Schlaumeier!

Uns mit wütenden Blicken bombardierend marschierten wir nebeneinander her, bis in die Küche hinein. Ich knallte die Tür zu, dann drehte ich mich um. Wenn ich von heute an etwa dazu verdammt sein sollte, den Rest meines Lebens nur noch den Marimo als Gesellschaft zu haben, die mich nicht für krank oder pervers hielt, wäre es dann nicht besser, mich gleich zu ersäufen?

Missmutig ließ ich mich auf die Küchenbank sinken, die nicht schon von einem stur an die Decke starrenden Blödmann blockiert wurde. Dann legte ich mich hin und dachte darüber nach, wie das nun weitergehen sollte.

Wenigstens muss ich mich jetzt nicht mehr wie ein Volldepp aufführen, sobald irgendwo eine Frau auftaucht. Von dem her ist das ganze doch äußerst praktisch.

Nicht, dass ich es nicht manchmal gerne getan hatte; immerhin hatte die ganze Kunst ja darin bestanden, den anderen vorzuspielen, ich würde hundertprozentig auf jede auch nur halbwegs hübsche Frau abfahren, während selbige jedoch von meinem Auftreten mehr als abgeschreckt wurden. Es war also stets eine Art Drahtseilakt gewesen, aufregend auf seine eigene Weise, da immerhin einiges von mir abverlangend.

Na, aber das ist Schnee von gestern. Kein Ausnützen lassen mehr, kein fiese und gemeine Nami-Anhimmeln mehr, und vor allem: Weder Namilein noch Robinchen!

Endlich würde ich mich mit den Frauen richtig unterhalten können. Und, so nebenbei bemerkt, meinen armen Augen würde es auch ganz gut tun.

In diesem Moment durchdrang ein vom Jungszimmer heraufklingender Entschluss das Donnergrollen.

»Ich bau ein neues Schiff! Ich schlaf nicht noch eine Nacht länger mit diesen Schwuchteln in einem Zimmer!«

Es war eindeutig Frankie.

Ja, prima! Und schon geht das Gemobbe los! Obwohl ich noch nicht mal anwesend bin!

Einen ähnlichen Gedanken musste auch der Marimo gehabt haben. Auf diese Unerhörtheit hin sagte er nämlich fast schon verblüfft: »Wozu war das denn jetzt gut? Frankie ist doch sonst nicht so gemein!«

Ich gab nur ein trockenes Lachen von mir.

»Willkommen in der Realität, Marimo. Hast du dir etwa gedacht, du kannst dich mal eben als schwul outen und hoffen, dass das alle so hinnehmen?«

»Na, also ich an denen ihrer Stelle hätte da ja nichts dagegen.«

»Mann, ich doch auch nicht, aber das kannst du nicht von jedem erwarten. Gewohn dich besser dran.«

Nicht, dass ich mir in irgendeiner Weise Sorgen um ihn machen würde, aber immerhin hatten wir nun eine Gemeinsamkeit, die sich nicht so einfach übersehen ließ. Und genau das war auch der Grund, weshalb ich nach einer Weile hinzufügte: »Um die Situation also mit anderen Worten zu beschreiben: Wir beide sitzen jetzt im selben Boot...«

»Ach, wirklich?«

»Dummkopf! Du weißt genau, was ich meine!«

Ich sah ihn unter dem Tisch hindurch an. Auch er starrte in meine Richtung, wie immer ein wenig mürrisch, jedoch auch mit einem Hauch von etwas, das Neugierde sein konnte.

»Ich meine nur«, suchte ich die richtigen Worte, »Wir werden es wahrscheinlich ab heute schwer genug haben. Da dachte ich... also... ich biete dir hiermit einen Waffenstillstand an.«

Kaum hatte ich meinen Satz vollendet, begann er spöttisch zu grinsen. War mein Vorschlag denn so peinlich?

»Abgelehnt«, feixte er, »Wenn du so erbärmlich bist und das nicht alleine durchhältst, ist das doch nicht meine Sache. Ich schaff das auch so.«

»Dann halt nicht!«, schnaubte ich und wandte meinen Blick ab. Sollte er doch selber merken, wie beliebt man sich als Schwuler machen konnte. Besonders, wenn man umgeben war von solchen Leuten wie Frankie und Lysop. Während nämlich der eine seine übertriebenen Gefühlsausbrüche nicht im Zaum halten konnte, hatte der andere Angst vor allem, was ihm unbekannt oder nicht geheuer war.

Lysop und Angst vor mir! Wie hirnrissig ist das eigentlich!? Also ob ich nichts Besseres zu tun hätte, als mich an jedem x-Beliebigen zu vergreifen.

Den Eindruck musste man jedoch von mir haben. Niemals wäre der Marimo sonst auf seine nächste Frage gekommen.

»Sag mal, Koch«, meinte er und schien vollkommen vergessen zu haben, dass er gerade eben noch mit Gemeinheiten um sich geworfen hatte, »Wo bist du eigentlich immer hin, wenn wir an Land waren und du gesagt hast, dass du Frauen aufreißen gehst? Kerle aufreißen etwa?«

»Stell dir vor, Marimo, genau das.«

Kurze Stille. Dann: »Du bist schlimm, Koch. Das weißt du schon?«

»Was soll daran denn bitte schlimm sein?!«, empörte ich mich, »Ich musste immerhin die ganzen Wochen nachholen, die ich unnütz mit den Weibern verplempert hatte!«

Was geht dich das außerdem an?! Ohne Choppers Test wärst du immer noch derselbe, asexuelle Langweiler!

»Trotzdem bist du schlimm«, beharrte er, »Wahrscheinlich genauso geil auf die Jungs, wie du uns vorgespielt hast, dass du auf die Frauen wärst. Eigentlich kann einem jeder Leid tun, der sich jemals mit dir eingelassen hat.«

Hatte ich ihn gerade als »asexuell« bezeichnet? Zu meiner vollkommenen Überraschung schien er sich ja doch Gedanken über Beziehungen zu machen.

Aber noch bevor ich mich verteidigen konnte, machte er das gerade etwas intelligenter gewordene Bild, das ich von ihm hatte, zunichte.

»Sind das überhaupt so viele?«, fragte er nachdenklich, »Ich meine; Unmengen von denen kann es doch gar nicht geben, oder? Von Schwulen, meine ich.«

Nein, er war nicht asexuell! Er war ganz einfach weltfremd!

»Wer suchet, der findet!«, beantwortete ich seine Frage und drehte mich schwer genervt auf die andere Seite. Ich hatte weder Lust noch Zeit dazu, hier seinen geduldigen Mentor zu spielen, bis der Herr sich selber zurecht fand in der Welt, die er vor ein paar Stunden auf eigene Verantwortung betreten hatte.

»Und wo genau suchst du da?«

Ich stöhnte auf. Das konnte doch nicht wahr sein!

»Wenn du darauf bestehst, zeig ich's dir das nächste Mal, wenn wir in einer Stadt sind!«

Er gab einen Laut von sich, der eine Zustimmung sein konnte, und mir wurde klar, was ich mir da gerade eingebrockt hatte. Nicht nur, dass ich ihm half; meinen nächsten freien Abend hatte ich mir auch noch versaut.

Ein wenig erkenntlich zeigen könnte er sich wenigstens, dieser blutige Anfänger...!

Obwohl... das wusste ich gar nicht. Zwar glaubte ich nicht daran, aber vielleicht hatte er doch schon mal irgendwann Erfahrungen gemacht, was Beziehungen zwischen Männern anging. Und selbst wenn es nur durch Zufall gewesen war.

»Marimo, heißt das...«, erkundigte ich mich vorsichtig und drehte mich nach ihm um, »Du hast schon mal...?«

Ein Schwertgriff traf mich hart in der Magengegend.

»Autsch! Okay, okay, hast du nicht! Ist ja kein Beinbruch! Aber wenigstens einen Kuss...«

Wieder dieser dumpfe Schmerz, wo eigentlich mein Bauch sein sollte.

»Au! Blödmann! Noch nicht mal Händchen halten oder...? HÖR AUF DAMIT!«

Einen neuerlichen Angriff abblockend landete ich einen wütenden Tritt auf die gegenüber stehenden Sitzbank. Die auch sofort mitsamt Marimo umkrachte.

»SO, JETZT BIST DU ABER FÄLLIG, KOCH!«

Beinahe gleichzeitig stürzten wir uns aufeinander. Den kompletten Zorn des heutigen Tages wollte ich an ihm auslassen, keinen Zentimeter seines Körpers dabei verschonen. Mit einem Blick in seine blitzenden Augen wusste ich, dass es sich bei ihm kein Stück anders verhielt. Weshalb wir taten, was für uns bereits zu solch einer Gewohnheit geworden war, dass ich jede einzelne seiner Bewegungen im Voraus zu spüren schien. Ebenso wie er stets wusste, was ich als nächstes tun würde, und dementsprechend parierte. Auf diese Weise waren Kämpfe zwischen uns schon lange kein Kräftemessen mehr; sie waren viel mehr gleichzusetzen mit einem gemeinsamen Hobby, von dem keiner von uns beiden zugegeben hätte, dass er es genoss.

Genauso war es auch diesmal, und während draußen das Gewitter mit Tosen und Donnergrollen um das Schiff fegte, funkelten wir uns voll wütender Genugtuung an. Keiner von uns beiden würde jemals die Oberhand gewinnen, und auch das wussten wir.

Zumindest war es bisher so gewesen. Das letzte, womit ich gerechnet hatte, war der Tisch, der sich plötzlich ganz ungewollt in meine Kniekehle schob.

Augenblicklich fiel ich hinten über, wobei ich dem Marimo ebenfalls die Füße unter dem Körper wegriss. Dann krachten wir mit einem hässlichen Poltern auf den blanken Holzfußboden.

Er lag auf mir, die Schwerter links und rechts neben sich verstreut, und starrte mich an. Und ich blickte zurück. In die Tiefe seiner unendlich braunen Augen und noch viel weiter, so schien es mir. Erneut loderte das Feuer des Kampfrausches in mir hoch und im selben Moment wusste ich, dass es nur zwei Auswege aus dieser Situation geben konnte: Entweder würde ich ihn mit einem heftigen Kick von mir herunter und gegen die nächste Wand schleudern, oder meine Lippen in dem sehnsüchtigen Kuss an die seinen drücken, der mir schon so lange verwehrt geblieben war.

Vielleicht hatte ich einen Moment zu lange überlegt. Denn als ich endlich den Entschluss gefasst hatte, zögerlich meine Hand in die Nähe seines schweren Körpers zu heben, wandte er den Blick ab.

Im nächsten Moment war er auch schon von mir herunter, die Welt wieder im Gleichgewicht und vor allem meine Vernunft zurückgekehrt. Das war ja eben gefährlich brenzlig gewesen!

Ich erhob mich ebenfalls, dann stellte ich die Bank auf, die ich umgeworfen hatte. Den Marimo wagte ich dabei nicht anzusehen. Hoffentlich hatte er von meinem dummen Vorhaben nichts mitbekommen.
 

Schließlich lagen wir wieder da, dem jeweils anderen den Rücken zugewandt und vollkommen still. Das Rauschen des Windes war das einzige, was an meine Ohren drang, während ich meinen Gedanken nachhing.

Die Ereignisse des Tages hatten sich überschlagen und mich beinahe vergessen lassen, was für ein Mistkerl der Marimo war. Denn selbst wenn ich nicht gerne daran zurückdachte, so hatte ich mich doch auf den ersten Blick in ihn verliebt gehabt, noch bevor wir überhaupt ein Wort miteinander gewechselt hatten. Eine herbe Enttäuschung für mich war da natürlich seine Persönlichkeit gewesen, als er mir klar und deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass er so rein gar nichts von mir hielt. Weshalb ich es auch sehr bald aufgegeben hatte, ihn für mich gewinnen zu wollen.

Warum dieses Gefühl ausgerechnet bei einem unserer Kämpfe hatte zurückkehren müssen, erwies sich als mir unbegreiflich. Es mochte ja sein, dass er verdammt gut aussah und nebenbei auch noch etwas Niedliches an ihm haftete. Aber dass ich deswegen so aus der Kontrolle geriet? Nur weil sich zufällig herausgestellt hatte, dass auch er schwul war?

Ein Idiot ist er und nichts weiter!, dachte ich mürrisch und drehte mich auf den Bauch.

Dass meine unruhigen Gedanken mich bis hinein in meine Träume verfolgten, war ein weniger gutes Zeichen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Nein, nein... ich kann sie doch nicht so früh schon zu was kommen lassen. Das macht doch keinen Spaß! XD Komplett anzeigen

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