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Wunden, die nicht heilen

von

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Scheiße.

Ich bekomme keine Luft.

Irgendetwas drückt auf mein Gesicht.

Langsam bekomme ich Panik und kann gar nicht mehr atmen.

‘Zorro, beruhige dich!’

Ich versuche meinen Kopf zu heben, vergeblich, er ist zwischen meinen Armen eingeklemmt. Aber ich kann ihn ein wenig zur Seite drehen, gerade so weit, dass die Nase nicht mehr plattgedrückt wird.

Sauerstoff!

Endlich!

Jetzt ist mein Verstand auch wieder so weit vorhanden, dass ich merke, die abgedeckte Nase ist nicht das Einzige, was meine Atmung hemmt.

Mein Rücken schmerzt. Mit jedem Ausdehnen der Lungen spannt sich die Haut und es sticht, als würden sich da Klingen befinden.

Nur schwer kann ich meine Gedanken auf den Rest meines Körpers lenken.

Ich liege auf dem Bauch, unter mir eine dünne übel riechende Matratze.

Die Hände sind gefesselt und irgendwo festgebunden, deshalb kann ich auch den Kopf nicht bewegen. Sämtliche Armgelenke sind überdehnt, die Schultern fühlen sich an, als würden sie jeden Moment auskugeln.

Auch um die Fußgelenke befinden sich Stricke, die mir die Glieder fast aus dem Körper reißen. Aber meine Knie berühren sich nicht. Meine Beine sind leicht gespreizt.

Plötzlich habe ich ein Bild vor Augen: Fesseln, die meine Fersen gegen meinen Hintern drücken, Hände, die die Füße nach außen und die Knie auseinander drehen, ein Marineoffizier, der mir sein Teil in den Arsch rammt.

Scheiße, daher also tut mir restlos alles weh.

Wie bin ich nur in eine derart beschissene Situation gekommen?

Die Schmerzen vernebeln meinen Verstand, nur schwer kann ich mich an irgendetwas erinnern.

Die Flying Lamb hat an einer Insel angelegt. Auf dieser Insel gab es einen Marinestützpunkt. Wir gerieten in Schwierigkeiten, vermutlich wegen Ruffy, oder weil uns jemand erkannt hat.

Ich stand einer Menge Soldaten gegenüber, als ich mitten im Kampf spürte, wie etwas auf mich zu kommt. Ausweichen ging nicht, denn da waren noch die Klingen der Anderen. Ich spürte ein Stechen im Nacken, und meine Beine gaben nach.

Der Rest sind unklare Erinnerungsfetzen, wie der eben. Keiner davon ist erfreulich.

Ein Geräusch, die Tür öffnet sich. Tapsende Schritte, die Tür schließt sich wieder. Der Schlüssel dreht sich im Schloss.

Scheiße, ich bin eingesperrt mit wer weiß wem und auch nicht mehr benommen genug, um irgendetwas ignorieren zu können.

Wenn der Typ mich noch mal vergewaltigen will, werde ich alles glasklar mitbekommen und vermutlich ein Schreien nicht unterdrücken können.

“Geiler Arsch!”

Nein, nein das darf nicht wahr sein, von allen, die mich befreien könnten, muss ausgerechnet er mich finden! Ich mein, könnte es nicht Ruffy oder Nami oder Lysop sein? Aber wenn ich ehrlich bin, wären die auch nicht besser. Wenn ich die Wahl hätte, hätte ich zwar Chopper gesagt, da der mich verarzten kann, oder Robin, die kann wenigstens Schweigen.

Dennoch ist Sanji eigentlich eine gute Wahl, mich zu befreien. Er ist ein Mann, kann mir also eventuell nachfühlen, was ich durchgemacht habe, oder zumindest Rücksicht auf meinen Stolz nehmen.

Ich höre das Klicken seines Feuerzeugs, also ist er auch nervös. Dann ein Ruck und mit einem Aufstöhnen von meiner Seite rutschen die Armgelenke wieder in ihre eigentliche Position zurück.

Vorsichtig befühlen seine kalten Finger meine Handgelenke und lösen die Fesseln.

Ich versuche sofort meinen Bizeps von meinem Gesicht wegzubewegen, muss aber erneut keuchen.

“Beweg dich möglichst wenig!”, flüstert er mir zu, “Ich mache noch deine Beine los.”

Auch dabei kann ich einen leichten Aufschrei nicht verhindern.

Und rühren kann ich mich trotzdem nicht, keinen Zentimeter, nichts.

Seine Schritte bewegen sich zur Tür, ich sehe, wie er lauscht und den Kopf schüttelt. Von einem Haken nimmt er einen langen Mantel und streift mir die Ärmel über die Hände.

Diese Bewegung regt das Blut an, weiter zu zirkulieren. Alles beginnt zu kribbeln. Ganz sanft legt er den Mantel auf meinen Rücken, der mich angenehm kühlt.

Dann hebt er die Liege an der Kopfseite an, so dass ich langsam auf meine Füße rutsche. Wieder Stöhne ich auf.

“Ok, Zorro. Ich will jetzt nicht mit dir diskutieren. Dass du nicht selbst laufen kannst, dürfte klar sein. Also werde ich dich tragen, auf meinem Rücken, und du wirst dich gut festhalten, der Ausweg führt nämlich an einigen hundert Soldaten vorbei und wenn wir uns nicht beeilen, werden es noch mehr.”

Ich Brumme nur kurz als Einverständnis und schon hat er sich zwischen mich und die Matratze geschoben, meine Hände auf seiner Brust verschränkt und meine Knie über seine Arme gelegt.

So verlassen wir das Zimmer, schleichen ein paar Flure entlang, er kickt einige Soldaten weg und nach schier ewigem Gerenne, wobei ich ihn nicht unterstützen kann, kommen wir auf der Flying Lamb an und er bringt mich zu einer Liege, wo er mich vorsichtig ablegt, wieder auf den Bauch.

“Bleib hier liegen, rühr dich nicht, bis ich wiederkomme!” Dann klappert die Tür.

Ich versuche mich aufzusetzen, mag nicht mehr in dieser erniedrigenden Position bleiben, aber die Tür klappert noch einmal.

“Ich sagte doch, du sollst dich nicht bewegen! Ich muss den Anderen helfen, an Board zu gelangen und das Schiff los zu machen, danach komme ich sofort zu dir. Bis dahin findet dich garantiert keiner, also bleib liegen!”

Mit diesen Worten breitet er eine Decke über mich aus und lässt mich wieder allein.

Ich schließe die Augen, versuche mir einzureden, dass ich ihm vertrauen kann, außerdem bin ich zu allzu vielen Bewegungen eh nicht in der Lage.

Ich muss eingeschlafen sein, denn ich erwache, weil das Schiff mächtig schaukelt. Ich höre Kanonen, Ruffy, wie er lautstark die Kugeln abwehrt und hoffe, dass unser Lämmchen schneller ist als die riesigen Kriegsschiffe der Marine. Dann wird es langsam still.

Die Tür öffnet sich und ich erkenne Sanji an den Schritten und an dem Zigarettenqualm.

Er entfernt die Decke und mit Hilfe einer Schere auch den Mantel von mir. Dann beginnt er meine Verletzungen vorsichtig mit einer Salbe einzucremen.

“Du hast kalte Hände.”, stelle ich fest, da mir das Schweigen langsam unangenehm wird.

“Ich habe ja auch extra Eiswasser mitgebracht, in der Hoffnung, dadurch brennt die Salbe nicht so!”, kommt die prompte Antwort.

Ich schäme mich ein wenig, weil ich ihm so etwas vorgehalten habe, aber er ergreift jetzt das Wort und kündigt mir alles an, was er als nächstes einreibt. So viele Wunden habe ich gar nicht bemerkt, wie er jetzt behandelt.

“Warum hast du nicht Chopper zu mir geschickt?”, stelle ich ihm die Frage, die mich am meisten bewegt.

“Weil ich etwas sehe, das du selbst vermutlich am liebsten vergessen würdest und von dem du sicher nicht willst, dass unserem kleinen unschuldigen Chopper dadurch die Welt zusammenbricht. Aber wenn es dir lieber ist, kann ich auch Chopper holen.”

“Nein, bloß nicht, der fällt sonst aus allen Wolken und erklärt mich einfach anhand der Wunden für scheintot. Ich will nicht, dass er mich jetzt bemuttert. Eigentlich will ich, dass niemand mich so sieht.”

“Sag ich doch. Gut, jetzt bin ich erst mal fertig. Versuche ein wenig zu schlafen, während ich etwas zu essen mache, für dich mit wenig Ballaststoffen.”

Jetzt besitzt er auch noch die Frechheit, sich über mich lustig zu machen! Aber er lacht nicht dabei, sondern deckt mich nur vorsichtig wieder zu.

“Ich habe Chopper erstmal zu den anderen geschickt, wir haben schließlich alle etwas abbekommen. Und wie gesagt: hier findet dich keiner, also schlaf etwas!” Dann klappert wieder die Tür und es wird dunkel um mich.

Ich renne nackt einen langen Flur entlang, hinter mir eine Hundertschaft Marinesoldaten, in erster Reihe der Typ, der mich vergewaltigte. An der nächsten Biegung, als sie mich für einen Moment nicht sehen können, schlüpfe ich durch eine nur angelehnte Tür, verschließe sie hinter mir, rutsche aufatmend daran herunter. Ein Blick in den Raum lässt mich scharf die Luft einziehen: Der Typ steht da mit einer Peitsche in der Hand. Ohne dass ich mich wehren kann, fesselt er meine Hände und bindet mich an eine Säule, wo er dieses Folterinstrument auf mich niedersausen lässt. Der Raum wird dunkel. Nicht nur meine Hände, auch meine Beine sind gefesselt, weit gespreizt. Mit einem Speer kommt er auf mich zu und sticht mir in den After, dass das Blut nur so fließt, schließlich lässt er seine Hosen in die Kniekehlen rutschen, fasst mit seinen dreckigen Fingern in die frischen Schnittwunden, das Ziel suchend. Immer wieder, immer tiefer stößt er in mich hinein, vergräbt seine Finger in meine aufgeplatzte Haut…

Ich fühle eine Berührung an meiner Wange. Jemand flüstert meinen Namen: “Zorro, wach auf, du träumst nur schlecht! Zorro! Es ist alles in Ordnung. Niemand kann dir hier etwas tun. Zorro! Wach auf, Zorro! Es ist alles in Ordnung. Zorro! …”

Nur langsam verblasst das Bild dieses Typen. Nur langsam registriere ich, dass die Schmerzen nicht neu verursacht werden, dass ich auf der Flying Lamb bin, niemand außer Sanji bei mir ist.

“Leg dich wieder auf den Bauch, dann tut es nicht so weh!”, sagt er leise, als er bemerkt, dass ich endlich wieder wach bin.

Ich schüttle den Kopf, in dieser unwürdigen Stellung will ich so schnell nicht wieder liegen. Stur setze ich mich auf und kann ein Stöhnen nur mit Mühe unterdrücken. Stimmt ja, er hat vorhin auch meine Oberschenkel behandelt. Also aufstehen, so wenige Wunden wie möglich belasten. Die Fußsohlen scheinen noch heil zu sein.

Aber das Aufstehen tut meinem Kreislauf nicht gut. Ich muss mich an der Wand abstützen, bis mir nicht mehr schwarz vor Augen ist.

Nur vorsichtig blicke ich auf. Sanji steht da und beobachtet mich, wie ich versuche normal zu wirken.

“Ich hole dir etwas zum Anziehen!”, sagt er und lässt mich für den Moment allein.

Ich befinde mich in der Vorratskammer. Das Bett, auf dem ich lag, hatten wir mal für Chopper besorgt, der hierher vor der Hitze so mancher Sommerinsel geflohen ist.

‘Natürlich würde mich hier niemand suchen, denn das ist ein Teil von Sanjis Reich, und hier darf eigentlich gar keiner rein.’

Ich mache einen vorsichtigen Schritt. Meine Beine gehorchen mir nur unter Protest. Noch ein Schritt, der ist schon sicherer.

Dann kommt Sanji schon wieder mit einer Hose und einem Hemd, die er mir beides anziehen hilft.

Entschlossenen Schrittes gehe ich durch die Kombüse an Deck.

“Zorro!” Mit diesem Aufschrei kommt unser Gummikapitän auf mich zugeflogen, wirft mich um und bleibt auch prompt bäuchlings auf mir liegen.

Panik. Sämtliche Bilder ob Realität oder Traum stürzen auf mich ein, der Strohhut verschwimmt zur Offiziersmütze, die Umgebung wird dunkel, ich bekomme keine Luft mehr.

Mich befreiend versetzt der Smutje Ruffy einen Tritt, von dem der fast über Bord geht. Chopper, der mein schmerzverzerrtes Gesicht bemerkt, kommt schon auf mich zugewuselt, wird aber von Nami zurückgehalten, als mir Sanji wieder auf die Beine hilft.

“Komm mit, ich gebe dir etwas zu essen!”, flüstert er und schiebt mich mit einer vorsichtigen Berührung zurück in sein Heiligtum.

“Das war jetzt aber interessant.”, höre ich noch Nami mit Robin reden, dann ist die Tür hinter uns geschlossen und ich stütze mich mit den Händen auf die Arbeitsplatte, denn Anlehnen oder Setzen ist im Moment nicht drin.

Der Blonde macht mir eine Suppe warm und holt eine Schale Eiswürfel aus dem Kühlschrank.

Als ich aufgegessen habe, lege ich mich freiwillig wieder hin, so dass er mich erneut eincremen kann.

Die nächsten Tage verlasse ich die Vorratskammer nicht wieder.

Wenn ich wach bin, lege ich mich auf die Seite, um das hilflose Gefühl loszuwerden, wenn ich aufwache, liege ich meist noch auf dem Bauch, da das die wenigsten Schmerzen verursacht.

Essen bringt mir Sanji, nachdem die anderen bereits gegangen sind und es ist fast immer Suppe, ‘Ballaststoffarm’, wie er es mal nannte.

Für die Nächte hat er sich eine Matratze neben mich gelegt, damit er mich wecken kann, wenn ich Alpträume habe, was etwa aller drei Stunden vorkommt.

Ihn belastet mein Kranksein genauso, wie mich. Daher kündigt er nach sechs Tagen an: “Ich werde heute mal mit Chopper reden. Vielleicht weiß der, warum diene Wunden einfach nicht heilen wollen.”

Beim Abendessen lausche ich an der Tür. “Chopper, kannst du mir nachher Abtrocknen? Ich bin müde und will eher ins Bett.”

Was für eine dumme Ausrede, aber sie funktioniert, denn alle anderen verlassen sofort die Küche, damit sie nicht auch noch helfen müssen.

Dann ist es still.

Ich höre das Klappern von Geschirr und Besteck, also waschen sie tatsächlich ab, bis Chopper auf einmal meint: “Was ist mit Zorro, dass du mich allein sprechen willst?”

Also ist der Kleine doch nicht so naiv, wie er immer tut.

“Seine Wunden wollen einfach nicht heilen. Die Salbe, die du mir gegeben hast, ist doch genau die, die sonst auch immer hilft, aber diesmal gar nicht. Und dazu kann er nicht richtig schlafen, hat ständig Alpträume und getraut sich seit Ruffys Attacke auch nicht mehr die Kammer zu verlassen. Ich mache mir Sorgen. Was wenn es gar nicht mehr heilt? Er kann ja noch nicht mal richtig liegen. Und richtiges Essen kann ich ihm auch nicht machen, aber so langsam verhungert er mir. Das geht so nicht weiter. Chopper, ich brauche auch eine Auszeit für mich!”

Der Kleine Arzt nickt nur und schaut mich an, denn als sie begannen zu reden, habe ich die Tür geöffnet und mich an den Rahmen gelehnt.

“Ist gut,”, antworte ich auf seine unausgesprochene Frage, “du kannst mich untersuchen.” damit gehe ich zurück, ziehe mich aus und lege mich auf mein Bett.

Chopper ist sehr vorsichtig bei der Untersuchung, und daran, wie er die einzelnen Wunden kommentiert, merke ich, dass er wirklich geschockt ist. Sanji hatte Recht. Das, was mir passiert ist, lässt seine heile Welt zusammenbrechen.

Dann kommt seine Diagnose: “Um gesund werden zu können, muss man gesund werden wollen. Du hast im Moment Angst davor, dass dich jemand berührt und die Wunden schützen dich, oder Sanji schützt dich, weil du noch die Wunden hast. Das alles kann erst richtig heilen, wenn du wieder Nähe und Freundschaft zulässt, wenn du keine Angst mehr vor der restlichen Besatzung des Schiffes hast, wenn du in dir selbst wieder den Mann siehst, der der beste Schwertkämpfer der Welt werden könnte.”

Mit diesen Worten packt er seine Arzttasche zusammen und lässt uns allein.

“Was soll das heißen?”, frage ich Sanji, der erst mal tief durchatmet.

“Darf ich dich berühren?”, fragt er mich, ohne auf meine Frage einzugehen.

“Du berührst mich doch jedes Mal, wenn Du mich eincremst!”

“Nein, das meine ich nicht. Darf ich dich richtig berühren, nicht nur fürsorglich, sondern …” Er bricht ab, aber ich kann mir vorstellen, was er meint.

“Du willst die Erinnerungen, die die Berührungen des Marinefuzzis hinterlassen haben, rückgängig machen.”, erkläre ich den Satz, den er nicht zu Ende bringt.

“Nicht rückgängig machen, nur relativieren, dir zeigen, dass nicht jede Berührung schmerzhaft ist, dass man sie auch genießen kann.”

Ich schweige, muss nachdenken. Kann ich solche Berührungen ertragen?

“Gut, ich sage Dir, wenn es unerträglich wird!”

Mit diesen Worten stehe ich auf, suche mir einen Halt, so dass ich seine Zärtlichkeiten im Stehen empfangen kann, mit möglichst wenigen Schmerzen.

Dann streichelt er mir sanft die Wange, wie er es tut, wenn ich aufwachen soll. Er streichelt meine Lippen, die der Offizier so brutal zerbissen hatte. Er streichelt meine Schultern, die mir noch immer weh tun, als wären sie wirklich ausgerenkt worden. Vorsichtig küsst er sie und ich spüre den sanften Druck ganz genau. Auch mein Schlüsselbein streichelt und küsst er, genau wie meine Brust, die alten Narben, die an die Abenteuer mit der Strohhutbande erinnern, meinen Bauch. Sanft streichen seine Hände meine Seiten wieder hinauf, berühren die Enden der Wunden auf meinem Rücken.

“Schau mich an, wenn ich dich berühre! Ich will, dass du neue Erinnerungen bekommst, nicht die alten Bilder wieder heraufbeschwörst.”

Aber ich halte die Augen geschlossen, auch als er sich wieder nach oben arbeitet.

Als seine Lippen meinen Hals erreichen, schüttle ich den Kopf. “Bitte lass das.!”, sage ich und gehe einen Schritt rückwärts von ihm weg.

Ich kann das nicht. Chopper sagte, ich muss es wollen, also heißt das, ich will das nicht. Will ich nicht, dass meine Wunden heilen? Ich drehe mich von ihm weg. Ich will heil werden, aber so geht das nicht. Ich setze mich auf das Bett, lege mich hin, auf die Seite, und halte ihm die Decke auf.

“Komm her!”, ist alles, was ich sagen kann.

Also legt er sich zu mir unter die Decke und schläft quasi in meinen Armen ein. Ein paar Stunden liege ich so da, ertrage seine Körperliche Nähe, denke nach über die Worte, die Chopper gesagt hat. Dann stehe ich auf. Ich gehe in die Kombüse, mache die kleine Lampe über der Arbeitsplatte an und suche einen Stift und Papier.

“Lieber Sanji,”, fange ich an zu schreiben. Meine Schrift ist noch krakeliger als sonst. Das ist keine Stellung in der ich schreiben kann.

Also gehe ich zum Tisch und knie mich davor. Jetzt hat die Schreibfläche die richtige Höhe.

“Ich möchte dir danken.

Danke für die Freundschaft, die uns die letzten Jahre in dieser verrückten Crew zusammengehalten hat.

Danke, dass du mich aus dieser Marinebasis befreit und zum Schiff getragen hast.

Danke, dass du mir die anderen vom Leib gehalten hast.

Danke für die Pflege der letzten Tage.

Und Danke auch für den Versuch, mich zu berühren.

Ich kann mir kaum vorstellen, wie schwer es dir gefallen sein muss, mich mit deinen Lippen zu berühren, aber ich konnte dir nicht entgegenkommen. Zu plastisch waren die Bilder vor meinem inneren Auge.

Warum ich dich dann nicht angesehen habe? Um nicht zu sehen, wie schwer es dir fällt, um zu verhindern, dass dein Gesicht aussieht, wie seines.

Ich kann meinen Zustand nicht mehr ertragen. Ich kann so nicht weiterleben. Ich denke, ich kann überhaupt nicht weiterleben.

Es ist nicht deine Schuld, du hast dein möglichstes getan. Aber für mich ist die Reise heute Nacht zu ende.

Fahrt weiter, findet den All Blue und das One Piece! Zeichnet die beste Karte der Welt und entdeckt das ultimative Allheilmittel! Ich werde euch nur noch im Geist begleiten können, denn ich ertrage diesen geschändeten Körper nicht mehr.

Du hast mich gefragt, warum meine Vorderseite unversehrt geblieben ist. Die Antwort: es gibt für einen Schwertkämpfer nichts unehrenhafteres, als eine Narbe am Rücken, denn die bedeutet, dass er vor dem Kampf davongelaufen ist.

Und jetzt laufe ich davon.

Macht’s gut,

Zorro”

Aus dem Vorratsraum habe ich das weiße Schwert mitgebracht. Ich ziehe es aus der Scheide und betrachte die funkelnde Klinge.

Ich muss an das Versprechen denken, das ich damals beim Anblick dieser Klinge gab. Jetzt habe ich beschlossen, es zu brechen.

Ich richte die Spitze auf den Punkt, an dem mein Brustbein endet. “Kuina, verzeih mir!”, flüstere ich noch, bevor ich mir das Katana in das Herz und die Lunge ramme. Die Klinge ist scharf und es tut kaum weh. Dann wird alles schwarz und still. “Kuina!”
 


 

So, Ende. Ja es ist traurig, aber alle Bemühungen von Seiten Sanjis haben nicht gefruchtet. Jetzt ist Zorro unrettbar tot.
 


 

Euch gefällt das Ende nicht? Na gut hier die Alternative:
 


 

Aus dem Vorratsraum habe ich das weiße Schwert mitgebracht. Ich ziehe es aus der Scheide und betrachte die funkelnde Klinge.

Da öffnet sich die Tür und Ruffy kommt herein. Er beachtet mich gar nicht, sondern geht zum Kühlschrank, holt sich die Reste des Abendessens heraus und setzt sich mir gegenüber.

“Wenn du willst, frage ich Nami, ob wir noch mal zur letzten Insel zurück segeln können. Diesmal wären wir vorbereitet, da haben wir eine bessere Chance sie zu besiegen und du könntest Rache an dem Typen nehmen, der dir deine Ehre geraubt hat.”

Wow, ich bin immer wieder überrascht, wenn Ruffy seine lichten Momente hat. “Woher weißt du das mit der Ehre?”

“Zorro, ich bin nicht blind. Du lässt dich tragen und verstecken, also muss etwas passiert sein. Du Trainierst mehr als fünf Tage nach einander nicht auf dem Vordeck, also muss dich etwas von innen auffressen. Und als ich auf dir lag, hast du mich nicht runter geschupst, sondern voll die Panik bekommen, also bist du im Moment unberührbar. Nami hat mir erklärt, was passiert sein muss.” Alles klar, Nami hat es ihm erklärt.

Trotzdem. Ich setze das Schwert an.

“Zorro, Sanji mag dich. Ich weiß nicht, wie sehr er dich mag, oder was er alles für dich tun würde, aber ich weiß, dass er erst geholfen hat, damit wir den Weg zum Schiff frei haben, und dann noch mal zurück in die Basis gerannt ist, um deine Schwerter zu holen.”

Er ist extra zurück? Obwohl er wusste, welche Gefahren dort lauern?

“Er hat Chopper überredet, erst allen anderen zu helfen, damit er sich um dich kümmern kann, bevor er sich selbst verarzten ließ.”

Natürlich muss Sanji auch verletzt worden sein. Zumal er da noch mal rein gerannt ist.

“Er hat dich in sein Allerheiligstes gebracht, wo sonst höchstens in Ausnahmefällen Chopper rein darf und du warst da eine Woche lang drin.”

Ja, er hat mich vor der Welt beschützt. Ich stecke das Schwert zurück in die Scheide und stehe auf.

“Gib mir noch eine Chance, lass mich noch mal versuchen, dir zu helfen!” Sanji steht in der Tür und kommt jetzt auf mich zu. Ruffy verschlingt schnell alles, was er noch auf dem Teller hat und verschwindet wieder nach draußen.

Sanji setzt sich vor mich auf den Tisch. Er greift nach dem Brief und liest ihn. Dann schaut er mich traurig an.

“Weißt du, ich habe noch mal über Choppers Worte nachgedacht. Nach jedem Kampf liegst du flach, fest einbandagiert. Dann, spätestens nach zwei Tagen stehst du wieder auf und bescherst unserem Arzt fast einen Herzinfarkt. Aber das Training lässt deine Wunden heilen. Du wirst gesund, weil du dem nächsten Gegner stärker gegenüber stehen willst, weil du dieselben Fehler nicht noch einmal machen willst, weil du den nächsten Kampf noch besser gewinnen willst.”

Ich nicke, habe verstanden, was er meinte.

“Darf ich dich berühren?”, frage ich ihn und lege vorsichtig meinen rechten Zeigefinger auf den oberen Knopf seines Hemdes. Ich getraue mich nicht, ihn anzusehen.

Er stellt seine Füße rechts und links von mir auf die Stühle. Dann legt er seine Finger unter mein Kinn, zwingt mich in seine Augen zu blicken. Sanft berührt er ganz kurz meine Lippen mit seinen.

Er öffnet seinen obersten Knopf und führt meine Finger auf seine freigelegte Haut.

Noch einmal schaue ich ihn an, und er nickt kaum merklich. Ich öffne noch einen weiteren Knopf, staune über seine makellose Brust.

Und mit jedem Quadratzentimeter seines Körpers, den ich berühre, spüre ich, wie ein Millimeter der Wunden auf meinem Rücken heilt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Kamoh_Kyo
2013-03-26T22:45:24+00:00 26.03.2013 23:45
Ich mag das zweite Ende tatsächlich lieber als das Erste. gar nicht mal, weil es das gute ist, sondern weil das andere so schlecht zu Zorro passt. Einfach so aufgeben, mein ich. Nun hast du ja glücklicherweise weggelassen wie er gebrochen wurde, aber das Abschiedsbrief kam dann doch etwas plötzlich für mich. Für das Ende wäre es vielleicht besser gewesen immer Mal einen Gedanken in diese Richtung schon mal einzustreuen. Die Sache mit Ehre und so. Sicher kann man sich das schon irgendwie denken, aber für mich passte diese Aufgabe halt nicht, weil es zu spontan erschien.
Nun hat er im zweiten Ende ja auch den Entschluss gefasst, aber dadurch, dass er ihn nicht ausführte, wirkte er weniger entschlossen als im ersten Ende.
Na ja, ich hoffe, du verstehst was ich meine^^;
Rein vom SChreibstil und der Idee mag ich auch dieser deiner Geschichten :)
Lg
Kamoh
Von:  Zero_Kiryu
2013-02-06T20:35:54+00:00 06.02.2013 21:35
Das ist schon harter Tobak, aber ich muss sagen, dass mir beide Enden 'gefallen'. Oder besser gesagt, sie machen beide Sinn. Obwohl ich Zorro nicht gern in einer so demütigenden Haltung sehe, kann ich deine Geschichte in ihrer Darstellung seiner Wunden doch nachvollziehen.
Ich weiß nicht, ob 'mögen' und 'gefallen' in diesem Fall die richtigen Worte sind, um meine Begeisterung für deine FF auszudrücken, aber es ist so. Sie ist gut geschrieben und ich fühle mit Zorro mit. Ich möchte das, was hier mit ihm passiert ist, nicht schönreden, aber wenn ich eine FF zu diesem Thema schreiben würde, wäre es wohl auch bei mir Zorro, der leiden müsste. ^^'

Ich muss aber sagen (nichts gegen dich!), dass ich nicht verstehe, warum diese FF nicht adult ist...

wie dem auch sei: Hast du gut gemacht! Wird gleich in die Favoriten wandern! :)

lg
Zero
Von:  anyadulacre
2013-02-06T18:24:52+00:00 06.02.2013 19:24
Die Idee ist echt gut, normaler weise mag ich solche Geschichten nicht, aber die ist wirklich süß;) Mach weiter so...:)
vg Anya-chan


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