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Adventskalender 2012

One-Shot Sammlung
von

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11. Dezember: Glückstreffer (Star Wars)

Glückstreffer
 

Im Winter sind die Tage immer so furchtbar kurz.

Man steht auf und es sieht aus wie mitten in der Nacht.

Man geht ins Bett und es sieht aus wie mitten in der Nacht.

Es IST mitten in der Nacht.

Die wenigen Stunden mit blassem Tageslicht verbringt man in der Schule oder bei der Arbeit.

Das einzig Positive dabei, wenn man nach Einbruch der Nacht unterwegs ist, ist, dass man hin und wieder einen Blick hinter fest verschlossene Fenster werfen und die schöne – manchmal auch etwas protzige – Weihnachtsbeleuchtung bewundern kann.
 

Mit einem leisen Seufzen schiebe ich zum gefühlten hundertsten Mal meinen Handschuh ein Stück zur Seite, um einen Blick auf mein Chronometer werfen zu können.

Ebenfalls zum gefühlten hundertsten Mal denke ich, dass meine Cousine zu spät ist.

Bislang sind es lediglich zehn Minuten. Eine durchaus akzeptable Verspätung, wenn man bedachte, dass sie das erste Mal Coruscant besuchte und eigentlich von einem eher ländlichen Planeten kam.

Aber wenn ich mit meiner Vermutung richtig lag, dann würde ich noch etliche Minuten mehr warten müssen, denn selbst auf ihrem Heimatplaneten schaffte meine Cousine es nicht pünktlich zu sein.

Doch anstatt mich völlig meiner Ungeduld geschlagen zu geben, sagte ich ihr den Kampf an und blickte mich um.

Ich überlegte, dass sie sich vielleicht in den Häuserschluchten verlaufen hatte, doch eigentlich war unser Treffpunkt schon aus mehreren Kilometern Entfernung gut zu sehen.

Über meine Schulter hinweg warf ich einen Blick zum Jedi-Tempel, der hinter mir hoch in den dunklen Himmel aufragte.

Wie eine uneinnehmbare Festung, die er ja in gewisser Weise auch war.

Natürlich war dieser Treffpunkt nicht ganz uneigennützig gewählt worden. Und das, obwohl man kaum hoffen konnte bei diesem vorweihnachtlichen Tauwetter einem Jedi auf Bodenhöhe zu begegnen oder in einem der im Erdgeschoss befindlichen Räume beobachten zu können.

Diese Räume waren – meiner Erfahrung nach – kaum genutzt und lagen ohnehin viele Ebenen unterhalb des Haupteinganges.

Nur zu gerne würde ich einmal durch die Gänge des Tempels streifen, um sie zu erkunden.
 

Meine Cousine war auch nach einer weiteren halben Stunde noch nicht eingetroffen und ich hatte schon das eine oder andere Mal mit dem Gedanken gespielt, einfach unverrichteter Dinge wieder zu gehen.

Doch die Macht – oder was auch immer – schien mit mir zu sein. Oder zumindest meine Geduld belohnen zu wollen.

Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie hinter dem Transparistahl-Fenster vor dem ich stand das Licht aufflammte.

Neugierig und begeistert von den Jedi, wie ich war, riskierte ich einen Blick.

Ein junger Mann mit etwas längerem dunklem Haar und einer Kanne Tee in der Hand trat in das Zimmer, das entfernt Ähnlichkeit mit einer Werkstatt aufwies.

Dem Mann folgte ein Dresselianer mit grauer Haut und faltigem Gesicht.

Letzterer nahm an dem Computerterminal platz und schaltete es ein.
 

Es war der Mensch, der zum Fenster und in meine Richtung sah.

Schnell beeilte ich mich den Blick in eine andere Richtung zu wenden. Er musste ja nicht wissen, dass ich sie beobachtet hatte.

Doch offenbar war der Jedi sich dessen nur zu gut bewusst, denn er trat an das Fenster heran und öffnete es.

Mit den Armen auf den Fensterrahmen gestützt, lehnte er sich ein wenig nach Draußen.

„Na, genießt du die Kälte?“, fragte er mich gut gelaunt.

Unsicher wie ich reagieren sollte, warf ich ihm einen kurzen Blick zu.

Dafür wurde ich mit einem charmanten Grinsen belohnt. „Warum stehst du so alleine vor dem Tempel rum?“, fragte er weiter.

„Ich warte auf jemanden.“, antwortete ich knapp.

Scheinbar zufrieden mit der Antwort nickte der Mann und strich sein dunkles Haar aus den Augen.

„Und hier ist euer Treffpunkt?“, vermutete er richtig.

Leicht nickte ich. „Sie ist zum ersten Mal auf Coruscant und es ist schwer den Tempel zu übersehen.“

Der Mensch lachte leise und drehte den Kopf so, dass er einen Blick die Mauer hinauf werfen konnte. Dann nickte er. „Ja, das glaube ich allerdings auch.“
 

„Garen, es ist kalt, mach das Fenster zu.“, brummte der Dresselianer, ohne von dem Bildschirm aufzusehen.

Der Mensch – Garen – grinste schief. „Na, deswegen habe ich es ja aufgemacht.“

Nun wandte der Dresselianer sich doch um und legte sie Stirn in Falten – sofern dies überhaupt möglich war.

„Du magst es also, wenn deine Freunde erfrieren? Oder flirtest du einfach nur lieber mit jungen Mädchen?“

Garen warf mir einen schelmischen Blick zu. „Gegen flirten steht nichts im Kodex.“

„Nein, aber gegen Arbeitsverweigerung und wenn nicht, dann trage ich das persönlich nach. Und nun sieh zu, dass du mir zur Hand gehst, immerhin hängen wir wegen deiner Sperenzchen hier unten.“

„Da ist jemand aber schlecht gelaunt.“, brummte Garen leise, aber durchaus gutmütig.

Ohne auf die Forderung seines Freundes einzugehen, wandte der Jedi sich an mich. „Ist dir auch kalt?“

„Etwas…“, gab ich zu.

„Wir haben Tee da. Ich hole dir eine Tasse.“, versprach der Jedi und verschwand im Raum, nur um wenige Momente später mir eine Tasse hinzuhalten.

Zögernd nahm ich sie an.

„Er ist in Ordnung.“, versprach Garen und trank einen Schluck aus seiner eigenen Tasse.

Ich nickte leicht. „Danke, Meister Jedi.“ Dann nippte ich an dem warmen Getränk.

Es war Kräutertee, aber mehr konnte ich nicht mit Bestimmtheit sagen.

„Ich bin Garen.“, stellte der Mensch sich vor. „Und der Grummel da hinten ist Reeft.“

Ebendieser >Grummel< trat zu Garen, als ich mich gerade selbst vorstellen wollte.

„Garen Muln… Wenn du nicht sofort von diesem Fenster wegkommst und anfängst zu arbeiten, dann petze ich das Meister Yoda. Und glaub mir, er wird nicht erfreut sein, wenn du hier unten nichts getan hast.“

Der Dunkelhaarige zog die Nase kraus und nahm von seinem Kumpel ein Datapad entgegen. Schweigend überflog er die aufgerufene Datei, dann seufzte er.

„Das wird langweilig.“, prophezeite er.

„Selbst schuld.“, kam es ungerührt von dem eindeutig schlecht gelaunten Reeft, der schon wieder vor dem Bildschirm saß.

Garen wandte sich mir noch einmal zu und zwinkerte. „Du hast nichts gehört oder gesehen. Padawans machen ihre Strafarbeiten – wenn sie denn mal welche bekommen – immer artig und zuverlässig.“

Ich lachte leise und nahm noch einen Schluck von meinem Tee.

Als ich mich wieder dem nahe gelegenen Fußweg zuwandte, sah ich meine fast vergessene Cousine schon winkend auf mich zulaufen.



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