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Wahrnehmung

Aus dem Leben eines Mafiaboss - Teil 4
von

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Fehleinschätzung

Zu sagen, dass Giovanni nervös war, wäre eine gigantische Untertreibung gewesen. Er hatte die letzte Nacht kaum schlafen können, nachdem sein Onkel, Luigi, ihm gestern Abend gesagt hatte, dass es heute so weit sein würde. Giovannis Finger zuckten während sein Griff um das Lenkrad des kleinen Transporters, in dem er sich gerade auf einer Landstraße durch die wunderschöne Landschaft Süditaliens bewegte, zunehmend fester wurde, je näher er seinem Ziel kam.

Zwei Wochen war es nun her, dass er der Vongola beigetreten war und, Giovanni machte sich da nichts vor, ein ziemlich kleines Lichtchen im großen Mafiagefüge geworden war. Onkel Luigi hatte ihn dazu gebracht und er war nach wie vor sehr froh darum. Doch die größte Hürde war nicht das Hereinkommen gewesen, sondern das darin bleiben. Denn niemand konnte einer Mafiafamiglia beitreten, ohne nicht beim Boss höchstpersönlich vorgesprochen zu haben. Somit war Giovanni im Prinzip nur Mafioso auf Probe – und heute Abend würde er sich entweder einen neuen Job suchen können oder seine Probezeit beendet haben, wie es schien.

Er bog um eine Kurve und sah den wahrlich riesigen Sommersitz der mächtigsten Mafiafamilie Italiens vor sich auftauchen. Der genaue Ort des Vongola-Anwesens war nicht gerade ein Staatsgeheimnis, aber auch kein Allgemeinwissen, da die gigantische Villa in keiner Straßenkarte und keinem Atlas verzeichnet war. Giovanni hatte von seinem Onkel davon gehört, aber sie selbst zu sehen verschlug ihm doch ein wenig die Sprache und er schluckte erstmal schwer und nahm automatisch den Fuß ein wenig vom Gas. Gleich würde es soweit sein. Er merkte, wie seine Hände ganz schwach zu beben begannen und ihm der Schweiß ausbrach. Hier würde sich seine Zukunft entscheiden. In wenigen Minuten.

Er schluckte ein zweites Mal und gab wieder mehr Gas. Er hatte sich diesen Weg ausgesucht, er würde das verdammt nochmal auch durchstehen.

Die Vongola feierte in zwei Tagen das einjährige Jubiläum ihres zehnten Bosses und würde entsprechend groß zur Feier laden – nur deshalb würden sich sämtliche wichtigen Personen auch in Italien befinden. Giovanni hatte einiges über die zehnte Generation der Führungsetage gehört und auch sein Onkel hatte nicht gerade mit Geschichten gespart – allerdings hatte auch dieser den Decimo nie gesehen, da er noch zu Zeiten seines Vorgängers der Mafia beigetreten war und auch die Lieferungen, für die der kleine Familienbetrieb zuständig war, dem Giovanni angehörte, waren noch nie zum zehnten Boss gegangen, sodass alles, was Giovanni über die Leute, die er hier antreffen würde, wusste, aus Erzählungen und Gerüchten beruhte.

Er erreichte das große, stählerne, in der Sonne glänzende Tor, an dem zwei groß gebaute Italiener in Anzügen standen und sofort auf ihn zukamen, als er sich näherte.

Giovanni schluckte wieder, drosselte den Motor und kam schließlich ganz zum Stehen. Ganz wie sein Onkel es ihm gesagt hatte, fragte man ihn nach Name und Anliegen, was er wahrheitsgemäß beantwortete (und sich alle Mühe gab nicht auf die sich deutlich unter dem Jackett abzeichnenden Pistolen zu starren). Anschließend reichte er ihnen den mit einem Siegel versehenen Brief und wurde durch gewunken. Fast hätte er erleichtert aufgeatmet – hätten die Wachen nicht in dem Moment das Tor hinter ihm wieder mit einem lauten Scheppern verschlossen. Nun gab es auf jeden Fall kein zurück mehr.

Giovanni folgte der kleinen Straße Richtung Haus, hielt sich aber wie ihm erklärt wurde links und stoppte am Seiteneingang in der Nähe der Küche, wo er aus dem Transporter sprang, seinen Anzug nochmal zurückzupfte und schließlich dreimal klopfte.

Die Tür wurde beinah augenblicklich aufgerissen und er sah sich einem Asiaten gegenüber, der bestimmt einen Kopf größer war, als er selbst. Sein Alter war unmöglich zu schätzen, aber Giovanni irritierten die weißen Haare – so alt sah er gar nicht aus – sowie der teilweise mit Mehlstaub bedeckte Anzug – welcher Idiot arbeitete denn bitte in förmlicher Kleidung in der Küche?

„Ah, du bis’ der Lieferbube, oder?“, fragte der Mann mit ziemlich starkem Akzent, sodass Giovanni einen Augenblick brauchte, ehe er verstand und dann leicht fassungslos nickte. Der Mann warf einen Blick auf seine Armbanduhr (nachdem er das Mehl abgewischt hatte) und nickte scheinbar zufrieden, auf jeden Fall aber breit grinsend. „Extrem pünktlich!“, stellte er dann fest, öffnete die Tür weiter und trat hinaus zum Fahrzeug.

„Hilf mir das Kuchenzeug reinzupacken.“, meinte er dann und griff sich die ersten beiden (schweren) Kisten, als wäre es nichts. Giovanni blinzelte erstmal nur, ehe er mit einiger Mühe die dritte Kiste hochhob und folgte. Natürlich, der zehnte Boss war japanischer Abstammung, vermutlich hatte er sich seinen eigenen Küchenchef mitgebracht – und wahrscheinlich meinte er „Küchenutensilien“ und nicht „Kuchenzeug“… Italienisch sollte er vielleicht doch etwas mehr lernen. Wobei Giovanni langsam wirklich zweifelte, ob nicht eher er selbst ein wenig Japanisch hätte lernen sollen.

Im Inneren der Küche roch es nach Kuchen und Gebäck, sehr angenehm. Giovannis Blick huschte kurz durch den großen, hellen und für die Ausmaße überraschend gemütlich wirkenden Raum, in dem gerade zwei junge Frauen an der Arbeitsplatte standen und Teig rührten. Als sie ihn sahen, lächelten sie und nickten ihm zu – eindeutig auch Asiatinnen und wohl die Küchenhilfen. Giovanni erinnerte sich noch rechtzeitig an seine Manieren, lächelte ebenfalls und neigte leicht den Kopf, woraufhin die beiden leise kicherten, dann folgte er dem Chefkoch in die Vorratskammer und stellte die Kiste ab. Die Prozedur wiederholten sie noch dreimal, dann war alles drin und der Koch klopfte ihm (mit einer leicht mehligen Hand, wie Giovanni leicht verdrossen feststellte) auf die Schulter. „Das war gut. Dich kann man extrem gebrauche’.“, stellte er fest, dann lachte er, wand sich den Frauen zu und fragte etwas auf Japanisch, dass Giovanni nicht verstand, „Sagt mal, wo bleibt denn jetzt dieser Koch eigentlich? Der wollte sich doch nur vorm Schleppen drücken, oder?

Die jungen Frauen zuckten beide mit den Schultern, eine antwortete: „Wahrscheinlich, aber er kann gerade ohnehin nichts machen, wir brauchen die Küche noch.“, dann trat die andere vor und bot ihm einen Teller mit Keksen an, von denen sich Giovanni mit einem dankbaren Lächeln einen nahm. Schade, scheinbar konnten sie beide kein Italienisch.

Als hätte er sich jetzt erst an ihn erinnert, drehte sich der Koch nun auch wieder zu ihm um und meinte: „Du wirs’ in der Halle erwartetet. Einfach da raus und rechts am Haus hoch.“

Mit einem weiteren Schulterklopfen war Giovanni dann entlassen und machte sich nun doch wieder deutlich nervöser auf den Weg. Kaum draußen musterte er die glatte, weiße Fassade der Villa. Sollte er da echt hoch? Oder hatte der Typ gemeint, am Haus entlang?

Giovanni beschloss nach kurzem Zögern es darauf ankommen zu lassen, denn er hatte keine große Lust zu versuchen an dieser Mauer hochzukommen – und schon gar nicht im Anzug und ohne entsprechende Ausrüstung. Kopfschüttelnd klopfte er sich säuberlichst das Mehl von der Schulter, biss in den Keks und folgte einem sauber angelegten Fußweg aus weißen Steinen durch den Garten nach rechts ums Haus herum.

Der Garten selbst schien sauber angelegt und gepflegt. Da steckte bestimmt eine ganze Menge Arbeit drin, das Gras auf dieser Höhe zu halten und die Zierbeete… nanu, saß da jemand im Baum? Giovanni stutzte, stellte aber fest, dass es wirklich der Fall war. In einem der blühenden Apfelbäume saß offenbar ein junger Mann, ebenfalls im Anzug und schon auf die Entfernung auch als Asiat (oder eher Japaner) zu erkennen. Er hatte schwarze, etwas wuschelige Haare und wirkte alles in allem nicht sehr robust, eher ein wenig zerbrechlich. Die Tatsache, dass er gerade von mindestens einem Dutzend gelber Vögelchen umringt war und leise mit ihnen sprach trug nicht gerade dazu bei diesen Eindruck zu ändern. Super, wahrscheinlich irgendein entfernter Verwandter des neuen Bosses. So ein Schwächling, der durch Beziehung und Familie ein schönes Leben genoss und nichts dafür tat – und in der Mafia grottenfalsch war. Giovanni schnaubte leise und lief weiter. Er verabscheute Menschen, die von den Errungenschaften anderer oder ihren berühmten Namen lebten…

Er schob sich gerade das letzte Stück Keks (der übrigens ausgezeichnet schmeckte) in den Mund, als er am Pool vorbeikam. Dort, auf einer der Sonnenbänke, lag ein Teenager und schien zu schlafen. Er trug noch eine Anzughose, war aber barfuss und sein kuhfleckiges Hemd war offen und entblößte seine Brust mehr, als dass es sie bedeckte. Das dazu gehörige Jackett lag auf der Sonnenliege neben ihm.

Giovanni runzelte die Stirn. Das dürfte dann wohl der Poolboy sein, der zur Unterhaltung der anwesenden Damen auf keiner größeren Feier fehlen durfte. So einen Job würde er auch gerne haben, den ganzen Tag in der Sonne liegen und sich abends anschmachten lassen? Mann, aber an so was kam man wohl auch nur durch Beziehungen.

Mit einem erneuten Kopfschütteln riss er sich los und lief weiter, folgte dem Weg zur kleinen Treppe und dieser hinauf zum Haupteingang, vor dem zwei weitere Wachen warteten und ihn anhielten. Als er seinen Namen nannte, nickten sie aber und öffneten eine Seite der hölzernen Doppeltür für ihn.

Er fand sich in einer etwas altmodischen, aber umso beeindruckenderen Eingangshalle wieder. Ihm gegenüber war ein großer Springbrunnen aufgebaut, aus dem Wasser sanft und konstant plätschernd ein riesiges, goldenes Vongola-Emblem umfloss. Zu beiden Seiten des Brunnens führten gewundene Treppen hinauf auf eine Galerie im ersten Stock, daneben und auch auf beiden Seiten der Halle gingen weitere Flure ab. Giovanni musste arg an sich halten, damit ihm der Unterkiefer nicht herunterfiel. Er hatte gewusst, dass die Villa gigantisch war und die Vongola reich, aber das überstieg alles, was er erwartet…

Schritte ließen ihn nach links blicken, wo ihm ein junger Mann mit ebenfalls eindeutig asiatischen Zügen und braunen, wild abstehenden Haaren lächelnd entgegen kam. „Ah, du bist bestimmt Giovanni, nicht?“, fragte er freundlich und mit einem doch noch deutlich hörbaren Akzent, der allerdings weit weniger schlimm und auf jeden Fall angenehmer als der des Kochs war. Als er langsam nickte, streckte der Mann ihm die Hand entgegen, die Giovanni gemäß dem Protokoll (denn wer immer er war, er stand in der Rangfolge wohl über ihm) schüttelte.

„Hast du gut hergefunden? Ich…“, ein Telefonklingeln unterbrach sie und der junge Mann räusperte sich entschuldigend, als er das Handy aus der Tasche zog und aufs Display sah, „Tut mir leid, das ist wichtig, geh doch schon mal vor.“, er deutete auf den Flur links, „Erste Tür rechts.“, meinte er noch, ehe er abnahm und ins Japanische wechselte, „Hallo, Dino, was… was?! Wie meinst du das, hundert lila Rosen? Ich hab keine lila Rosen bestellt!

Giovanni verstand nicht, was er sagte, aber er erkannte den Vornamen des Cavallone-Bosses (natürlich hatte er sämtliche Namen aller wichtigen Familienoberhäupter auswendig gelernt) und staunte nicht schlecht. Der Mann stand wohl doch höher, als er dachte. Nun, die Vermutung lag nahe, dass er entweder Sekretär oder Butler des Zehnten war – denn beiden würde die Rolle zufallen den Neuen an der Tür zu begrüßen. Er schnaubte leise. Da hatte der Boss aber so oder so eine seltsame Wahl getroffen, denn der Kerl wirkte kein bisschen stärker als der Pooljunge oder der Schwächling… oder Gärtner? Was immer der Typ auch gewesen war.

Nichtsdestotrotz lief Giovanni wie befohlen nach links und öffnete die erste Tür rechts (es gab auf der linken Seite auch keine Türen, die er hätte öffnen können). Vor ihm erstreckte sich ein helles, etwas kleineres Wohnzimmer. Zumindest sah es so aus, vielleicht war es auch eher ein Empfangszimmer, mit zwei offen stehenden Türen, eine von ihm aus gesehen links, die andere in der Wand gegenüber. Giovanni zögerte einen Moment, dann zog er die Tür hinter sich zu, hielt sich davon ab zu neugierig zu sein und setzte sich auf einen der Sessel, von dem aus er alle drei Eingänge im Blick hätte.

Das Zimmer war in hellen orange- und terrakotta Tönen gehalten und wirkte sehr warm, an den Wänden waren Bilder aufgehängt von…

… und deswegen habe ich lila Rosen bestellt, um ihn zu ärg… Wer bist du denn?“

Die Stimme unterbrach seine Gedanken und noch ehe Giovanni irgendetwas tun oder sagen konnte, trat ein Mann durch die linke Tür ins Zimmer und wechselte mitten im Satz vom Japanischen ins Italienische. Er war groß, trug sehr… auffällige Kleidung, die so gar nicht hierher gehören wollte (ernsthaft, diese Lederstiefel gingen bis übers Knie!!), hatte dunkelblaue Haare und einen sehr… eigenwilligen Haarschnitt. Erinnerte ihn ein bisschen an etwas… ah, eine Ananas?

Der Blick, der ihn streifte, wirkte amüsiert, aber auch ein wenig warnend. Giovanni grübelte etwas. Okay, entweder der schwule Stylist oder der Inneneinrichter…

„Ich bin das neue Mitglied, mein Name ist…“, setzte er dennoch an, wie es sich gehörte, doch eine sehr weiblich wirkende Handbewegung unterbrach ihn.

„Ist mir egal, ich werde es mir eh nicht merken.“, schnaubte der Mann, als sich auf einmal ein Mädchen an ihm vorbei schob und in den Raum sah. Sie war ein deutliches Stück kleiner und vermutlich auch einiges jünger, hatte lila Haare und war im Gegensatz zu ihm wohl keine Italienerin, zumindest keine reine. Allerdings hatte sie eindeutig den Haarstyle von ihm übernommen… und sah alles in allem echt heiß aus. Seine Tochter vermutlich? Mmh, das machte die schwule Geschichte aber etwas seltsam. Wobei… er wäre sicher nicht der erste, der eine Alibi-Affäre oder ähnliches hinter sich hatte. Und eigentlich hatte Giovanni ja auch nichts gegen Schwule. Vielleicht konnte er dem Mädchen ja später mal in Ruhe Hallo sagen, wenn die Geschichte hier abgehakt war…

„Bitte, du weißt doch, was der Boss gesagt hat.“, merkte sie gerade sacht an. Ihr Italienisch war tadellos, es schwang nur ein leichter Singsang mit, der auf die Reste eines Akzents hindeutete und Giovanni ausgesprochen gut gefiel, ebenso wie ihre Stimme. Mmh, die Vongola war toll…

Fast, als hätte er etwas von seinen Gedanken gemerkt, runzelte der Mann aber gerade sehr misstrauisch die Stirn und sein Blick schien sich regelrecht in Giovanni hineinzubohren. Der wiederum zuckte zu seinem Unwillen leicht zusammen und kam schlagartig aus seiner kleinen rosa Traumwelt zurück. Er hatte sich ablenken lassen. Verdammt, er musste sich konzentrieren, er würde jeden Moment den Boss treffen. Wohlgemerkt vermutlich einen der mächtigsten Männer Italiens, der über seine Zukunft entscheiden würde. Über ihn hatte er vieles gehört, das sich widersprach, aber eine Geschichte erzählten alle. Dabei war seine Geliebte angegriffen worden und Decimo hatte keine Sekunde gezögert und die Angreifer brutal niedergeschlagen. Seine Familie sollte sein Schatz sein, den er mit allen Mitteln verteidigte – und er galt als ausgesprochen stark und unmöglich zu besiegen. Beinahe ebenso legendär war die Kampfkraft seiner rechten Hand, die zudem noch ausgesprochen furchteinflössend sein sollte. Kein Wunder, sie sprachen hier immerhin von der größten Mafiafamilie…

Die Tür zum Flur öffnete sich gerade in diesem Moment und es traten zwei Männer im Anzug ein. Und nun sprang Giovanni eilig wieder auf, denn er war sich mehr als sicher dem Boss gegenüber zu stehen. Er hatte niemals ein Bild gesehen oder eine Beschreibung des Äußeren bekommen, aber die brauchte er auch nicht, es war absolut offensichtlich.

Der Boss war groß gewachsen, hatte kurzes, silberfarbenes Haar und einen sehr ernsten Gesichtsausdruck. Er trug einen schwarzen Anzug und ein dunkelrotes Hemd und stand überraschend locker in der Tür. Ohne, dass er etwas tat oder Giovanni auch nur direkt ansah verspürte dieser bereits eine deutliche Unruhe und die respekteinflössende Aura, die von dem Mann ausging, ließ ihn nicht einmal mehr schwer schlucken können.

Der zweite Mann musste wohl seine rechte Hand sein… oder sein Leibwächter oder vielleicht auch beides. Er war nochmal ein Stück größer, braun, mit schwarzen, abstehenden Haaren und einer Narbe ihm Gesicht, auf seinem Rücken trug er trotz der aktuell ruhigen Situation im Haus ein Schwert – und er wirkte kein bisschen weniger gefährlich als sein Vorgesetzter. Giovanni brach der Schweiß aus – vermutlich reichte die Anwesenheit von einem von beiden, um jeden kleinlaut werden zu lassen, aber beide zusammen… das war fast zu viel. Er merkte, wie ihm die Knie weich wurden.

Und das, obwohl die beiden ihn kaum beachteten, und ernst auf Japanisch berieten. „Was soll das bedeuten, Blumenbestellung? Wir haben keine Blumen bestellt, unser Gärtner hat doch extra welche angepflanzt.

Theoretisch schon, aber Uri fand die roten Blüten lustig und hat mit ihnen gespielt. Danach sahen sie nicht mehr so… festlich aus?

Die Miene des Bosses verdunkelte sich merklich und Giovanni fragte sich, ob er nicht zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt gekommen war, als der mächtige Mann auf einmal aufblickte und seine Anwesenheit bemerkte. Schnell verbeugte sich Giovanni – weil sein Onkel ihm gesagt hatte, dass das in Japan so Brauch wäre und der neue Boss es als Japaner sicher gut finden würde.

„Einen guten Tag, Boss.“, presste Giovanni schnell nervös heraus und wagte es nicht aufzublicken.

Ein Schnauben antwortete ihm. „Du solltest diesen Ausdruck nicht leichtsinnig verwenden, Idiot.“, erklärte der Boss und klang abwertend und leicht genervt, „Diese Anrede ist in unserer Famiglia nur einer Person vorbehalten.“, fügte er knurrend und warnend hinzu und nun wagte Giovanni es doch langsam ein kleines Stück aufzublicken.

„Aber… Ihr seid doch der Boss, oder?“, fragte er langsam und verunsichert. Wollte er ihn testen? War das eine Art Prüfung?

Dem Mann entgleisten daraufhin nun wirklich die Gesichtszüge, ehe sie sich zu einer wütenden Fratze verzogen und sehr leise und zischend fragte: „Was hast du gesagt?!“

Auf der anderen Seite des Raumes fing der komische Kauz mit der heißen Tochter auf einmal an zu lachen, während der Leibwächter ebenfalls schmunzelte. Nur der Boss schien das ganze überhaupt nicht lustig zu finden.

Bevor Giovanni aber antworten oder nachfragen konnte, trat der Sekretär, der ihn begrüßt hatte, ein und atmete erstmal aus. „Tut mir leid, dass ich euch habe warten lassen, wir hatten ein kleines Problem mit der Blumenbestell… was hast du?“, unterbrach er sich selbst, als er sah, wie der Boss offenbar sauer um seine Fassung kämpfte und Giovanni, der sich zunehmend unwohler fühlte und bereits vorsichtig einen Schritt hatte zurück machen wollen (was durch die Couch erstklassig verhindert wurde), nun wirklich Angst bekam. Er war so was von geliefert… irgendwas hatte er unglaublich falsch gemacht, auch wenn er beim besten Willen nicht verstand was.

„Decimo.“, presste der Mann im roten Hemd heraus und sah den Sekretär an, „Dieses… Subjekt hat mich gerade für den Boss gehalten.

Der junge Mann in der Tür drehte sich mit leicht verwundertem Blick nun zu Giovanni um, musterte ihn einen Moment lang und fing dann an zu lachen. „Nun, knapp daneben. Aber ich sage doch immer, dass du besser in die Rolle passt, als ich.

Was immer der Mann sagte, es machte den Boss noch wütender und mit einem Mal wünschte sich Giovanni nun wirklich, er wäre nie gekommen. Gott, worauf hatte er sich da nur eingelassen?!
 

Am Ende überlebte Giovanni den Zorn des Sturmwächters, nachdem dieser ihn zwang sämtliche, seiner Meinung nach wichtigen Namen, Gesichter und Positionen innerhalb der Mafia auswendig zu lernen.

Giovanni beliefert heute noch immer die Küche der Vongola-Villa und hat seitdem auch bereits wieder Kontakt mit dem Boss und dem einen oder anderen Wächter gehabt (nur den Sturmwächter meidet er, wo es geht). Allerdings hat er inzwischen auch eine Therapie sowie etwa ein Dutzend Seminare über das Einstufen von Menschen und das richtige Verhalten gegenüber Führungspersönlichkeiten hinter sich…



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