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Der Dämon

von

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Die Fähigkeit des ersten Schweifes

„Hm,“ stimmte ich ihm zu. Wenn ich auch nicht wusste, wozu ich Wache halten sollte. Immerhin hatte er mir die ganze Zeit über versichert, von diesem Heji drohe ihm und damit auch mir, das ging mich schließlich auch was an, im Moment keine Gefahr.

Naruto lief schon los. Aber anstatt über die Mauer zu springen, stand er einen Moment reglos davor, sah sich nach links und rechts um und stieg dann darauf. Auf dem Vorsprung blieb er stehen. Sein Kopf war gesenkt, als würde er auf das Wasser schauen.

Ach so. Wahrscheinlich hielt er nach dem Spiegel Ausschau. Ich hob den Kopf, um ihn besser sehen zu können. Naruto´s Gestalt veränderte sich irgendwie. Eine Täuschung? Ich blinzelte zweimal zur Sicherheit. Nein. Seine Haut verfärbte sich, wurde dunkler. Auch seine Arme verformten sich seltsam. Was trieb er da nur? Wieso sprang er nicht einfach dem blöden Spiegel hinter her?

Für einen kurzen Augenblick erschien der Mond und verschwand gleich wieder hinter den dunklen Wolken.
 

Ich lief schnell ein paar Schritte zur Seite, um ihn genauer beobachten zu können.

Sein Mund hatte sich zu einer Art Schnabel nach vorne gewölbt, aber ich konnte scharfe, spitze Zähne sehen. Gab es so einen Vogel? Warum ein Vogel? Wollte er über dem Wasser kreisen, wie eine Möwe auf der Suche nach einem Fisch? Wohl kaum, also was sollte das alles und nicht genug damit, auch sein Kopf wurde dicker und runder. Das lange Silberhaar – war einfach verschwunden. In was für ein Monster wollte er sich verwandeln? Ich hatte bisher gar keine Ahnung gehabt, dass er das überhaupt konnte. Soweit ich wusste, hatte er es auch noch nie getan. Jedenfalls nicht, wenn ich dabei war.

„Oh.“ Ich hatte erkannte, das sich Naruto´s Arme in Flossen verwandelt hatten. „Das gibt es doch nicht?!“

Unwillig schüttelte ich den Kopf. Er schien ein Fisch werden zu wollen. Nein, auf Fische stand ich höchstens gut durchgebraten, aber nicht auf – mit einem Satz sprang Naruto von der Mauer und während er fiel wurden seine Beine zu einem Fischschwanz. Nein, ein Delphin. In dieser Gestalt wollte er den Spiegel holen? Ein lautes Klatschen war zu hören und ich rieb überlegend mein Kinn.

Zuerst war ich schon leicht geschockt gewesen, das musste ich zugeben, aber nun dachte ich darüber nach, ob er sich wohl in jedes Tier verwandeln könnte. Wenn ja, war das ziemlich praktisch. Eine solche Fähigkeit als Reporter, die wäre unbezahlbar gewesen. Ich hätte mich leicht als Fliege an die Wand setzen und die entsprechenden Leute belauschen können. Bei der Vorstellung musste ich leise lachen. Dann kam mir in den Sinn, das ich wohl nie wieder schreiben würde. Schon als Kind hatte ich es geliebt zu schreiben, meine Umgebung zu beobachten, jede Kleinigkeit war mir wichtig und war es wert sie aufzuschreiben. Wenn ich fertig war, las ich es den Erwachsenen vor. Meistens lachten und klatschten sie und ich war einfach nur glücklich.

Ja, es war nicht so gelaufen, wie ich es mir gewünscht und vorgestellt hatte. Es stimmte auch, das ich es manchmal richtig gehend hasste, ins Büro zu müssen. Aber das hatte nichts mit dem Schreiben zu tun. Nicht das Geringste. Es lag an den Leuten. So gesehen hatte ich für Neji absolutes Verständnis. Ich hegte keine Rachegelüste oder ähnliches gegen ihn.

Bei meinem letzten Urlaub hatte ich eine Berghütte gemietet. Dort wollte ich wandern, frische Luft schnappen, einer meiner Ideen bekommen und ein Buch schreiben. Das würde mein großer Durchbruch werden. Ja, so hatte ich mir das vorgestellt. Ich hob meine Hand vors Gesicht und betrachtete sie. Eine Hand, eine Klaue mit der man zerstören konnte. Zum Schreiben weniger geeignet. Immerhin brauchte ich keinen Spitzer mehr, dachte ich leicht selbst ironisch. Mit diesen Krallen konnte ich problemlos jeden Stift schärfen.

Schreiben war für mich nicht einfach nur ein Mittel zum Zweck. Anfangs hatte ich mir sogar mit den Horoskopen Mühe gegeben. In jeder verdammten Geschichte steckte ein Teil von mir selbst. Ein geistiges Kind eben. Mit der Idee wurde dieses Kind geboren. Und wurde von mir als Vater großgezogen, bis es alleine laufen konnte. Erst dann konnte ich ENDE darunter tippen. Meine Güte, wie kitschig, schalt ich mich. So hatte ich das als Mensch empfunden, aber in der letzten Zeit kein einziges Mal daran gedacht. War das mein neuer Biorhythmus? Dann musste ich mich wohl damit abfinden.

"Wäre Naruto endlich da, hätte ich bestimmt andere Probleme," seufzte ich enttäuscht.

Ich beschloss meine vorherigen Gedanken wieder aufzunehmen. Jedes Mal, wenn eine Story abgelehnt wurde, hatte ich das Gefühl, man lehne mich persönlich ab. Und irgendwann – konnte ich es einfach nicht mehr hören. Dieses ständige „Nein. Haha.“ Noch nicht mal, ein „mal sehen,“ oder „ich überleg es mir vielleicht.“

Wütend ballte ich die Hand zur Faust. Dunkles Blut trat dort aus, wo die scharfen Nägel in meine Handballen geschnitten hatten, aber es interessierte mich nicht.

Sogar zum Bettler hatte ich mich herab sinken lassen. Hatte meinem Chef gesagt, er müsse mir auch kein Gehalt zahlen, wenn ich nur die Story haben könne. Das Atmen fiel mir schwer. Und noch nicht mal angesehen hatte er mich, als er sagte: „Reden sie keinen Unsinn. Gehen sie zurück an ihre Arbeit.“

Ich öffnete wieder die Hand. Nun lebte er nicht mehr. Obwohl ich von Naruto noch nichts gehört hatte, sah ich zu dem Mauervorsprung. Er war relativ hell, durchsetzt mit irgendwelchen Steinen. Kieseln wahrscheinlich. Ein Lektor oder der Chef einer Redaktion sollte vorher Reporter oder Schriftsteller sein, dachte ich. Dann würden sie bestimmt besser verstehen, was in uns vorging. Oder auch nicht. Zumindest die Wortwahl wäre vielleicht freundlicher. Und dann - dann war Naruto gekommen. Dieser kleine Junge, der sofort meinen Beschützerinstinkt weckte. Ich hegte gleich Gefühle für ihn, wie für einen jüngeren Bruder. Und am Anfang spielte er es auch so bis er sich plötzlich als gnadenloser und uralter Dämon entpuppte. Und meine Gefühle veränderten sich langsam auch. Ich wollte ihn immer noch beschützen, aber ohne es zu bemerken, fing ich an ihn zu lieben. Eingestanden hatte ich es mir zwar nicht, wer weiß ob ich es vor mir selbst mittlerweile zugegeben hätte, wäre dieser Abend nicht gewesen.
 

Mich in einen Delphin zu verwandeln war keine gute Idee gewesen. Delphine waren doch eigentlich geschickt, oder? Den Spiegel hatte ich zwar blitzen sehen, aber er war ziemlich dicht an der Mauer und auch halb im Sand versunken. Ich konnte mich kaum drehen dort. Mit der rechten Flosse paddelte ich, um den Sand aufzuwirbeln was auch gut gelang, allein ihn mit diesen Zähnen zu fassen zu kriegen, war ein Problem. Eigentlich hatte ich mit dem Gegenteil gerechnet. Frustriert stieß ich irgendwelche Laute aus und legte mich auf den Rücken. Was Sasuke wohl tat? Ob ich mal einen Salto machen sollte? So als kleines Unterhaltungselement, damit ihm nicht langweilig wurde. Es wunderte mich ohnehin, das er nicht schon am Meckern war. Vielleicht hatte ich auch ein falsches Zeitgefühl.

Hach, Mist. Ich rollte mich herum und wollte wieder untertauchen, als ich einen Hai auf mich zukommen sah. Seine dreieckige Rückenflosse teilte das Wasser und er kam sehr schnell näher. Unwillkürlich ertönte in meinem Kopf die Musik von dem Klassiker: „Der weiße Hai.“ Seltsam, diese Musik kannte bestimmt jeder, aber was war mit dem Komponisten? Hatte er Geld bekommen? Vielleicht hundert Euro. Aber als Künstler – hm, Sasuke ist auch ein Künstler, schoss es mir durch den Kopf. Und jetzt ist er ein Dämon. Schade eigentlich. Nicht das ich ein großer Leser war oder so, aber er hatte mir ja erzählt, wie er sich fühlt. Aber jetzt hatte ich keine Zeit darüber nachzudenken.

Der Hai tauchte unter und ich tat es ihm gleich.
 

Ich verschränkte die Arme und sah mich um. Das war ja mein Job. Natürlich sah ich keine Menschenseele. Keiner war da. Das hier war auch ein recht kleines Dorf an der Grenze. Den Namen hatte ich aber nur kurz gesehen, zu viel Theater mit Naruto. So ähnlich wie Cannabis. Nein, Unsinn. Cannobio natürlich. Nun machte ich schon schlechte Scherze mit mir selbst. Und kurz zuvor hatte ich ein Schild gesehen mit dem Namen Ascona. Aber Ascona sah aus wie eine kleine Stadt und lag außerdem noch in der Schweiz. Also jenseits der Grenze. Gut möglich, das sie hier in Cannobio an Dämonen glaubten, uns gesehen hatten was wiederum bedeutete, das sie in ihren Häusern bleiben würden. Selbst wenn, hatten sie uns nicht in menschlicher Gestalt gesehen. Und bestimmt gab es dort eine Gaststätte. Mit einem Doppelbettzimmer. Ich musste, ich wollte endlich Bescheid wissen. Naruto war damals verschwunden. Am liebsten wäre ich gestorben vor Angst. Ich fürchtete, er käme nicht mehr zurück. Auf den Knien hatte ich gelegen und gebetet, er möge zurück kommen. Sogar meine Seele würde ich dafür geben. Und er kam zurück, aber er wollte sie nicht mehr haben.

Wo blieb er überhaupt? Unruhig drehte ich mich zur Mauer um. Das konnte unmöglich so schwer sein. Konnte er den Spiegel etwa nicht finden?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kagome1989
2013-06-09T21:54:55+00:00 09.06.2013 23:54
Interessant, was sich Sasuke jetzt für Gedanken macht, nachdem er nicht mehr wegen einer 'Maus' Verfolgungswahn hat *lach* Kommt ja schon fast wieder ein wenig menschlich rüber die Grübelei.
Allerdings bin ich jetzt gespannt, was aus Naruto und dem Hai wird und ob Sasuke davon überhaupt was mitbekommt oder gar sich einmischt/einmischen muss.
Auf jeden Fall wieder ein tolles Kapitel. Mach weiter so.
LG
Von:  fahnm
2013-06-09T20:32:49+00:00 09.06.2013 22:32
Hammer Kapi^^


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