Maske
Von der Euphorie des Vortages war mittlerweile wieder nichts mehr zu sehn. Laws Maske sass perfekt, so wie andere sich morgens nochmal im Spiegel betrachten, um zu überprüfen ob die Krawatte sass, so überprüfte Law jeden Morgen den Sitz seiner Maske...das falsche Lächeln. Nur seine Augen waren verräterisch.
Laws erster Patient an diesem Morgen war eine wahre Herausforderung. Ein junges Mädchen. Ein Kind. Er hasste Kinder. Kinder hassten ihn. Sahen mit Leichtigkeit durch seine Maske hindurch. Kinder gefährdeten seinen Plan. Kinder....und doch, wenn man einem Kind das Leben "rettete" war es anders, anders als bei einem Vater, einer Mutter, anders als bei einem Ehemann. Der Dank dafür ging tiefer und der Schmerz nach dem Verlust - ein wohliger Schauer flutete seinen Körper. Ein letzter Blick im Spiegel. Die Maske sass.
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Er klopfte kurz an. Die Tür stand offen. Man erwartete ihn. Er schritt durch den dunklen Flur. Draussen war helllichter Tag. Doch in dem Haus herrschte drückende Stille. Alles war dunkel...bis auf einem Zimmer.
'Kinder...' rief er sich nochmal ins Gedächtnis und legte die Hand auf den Türknauf. Er hielt inne. Eine Frauenstimme liess ihn aufhorchen.
"Es war einmal ein Mann.Ein böser...böser Mann..." er kannte die Geschichte, seine Geschichte...damals...
" ' Schaut ich bin gut...' " hörte er wie die Frau seine Worte aussprach.
"...'so tief in mir drin'..." Er erinnerte sich noch genau daran. Als er versuchte sich und IHN vor dem wütenden Mob, vor seinem Anwesen, zu retten. Doch er war dumm, noch unerfahren in der Hexerei und begann einen Fehler nach dem anderen.
" ' Tief in mir drin, bin ich gut! ' " Er wollte sie alle täuschen...doch sein loses Mundwerk...er konnte nicht anders als grinsen...er dachte er hätte gewonnen...zeigte sein wahres ICH und sprach:
"Aber der Genuss des Bösen vernebelt mir jegliche Sinne, sodass ich nur meine teuflische Seite ausleben kann."...und dann kam der Marionettenspieler hinzu.
Sofort betrat Law das Zimmer, das Ende der geschichte musste man ihm nicht erneut vor Augen halten. Er kannte es. Er lebte es seit 200 Jahren.
"Märchen...Nichts als dumme Märchen..."kommentierte er die Geschichte. Die Frau sass auf dem Bett, in ihrem Arm hielt sie das kranke Mädchen, wippte es hin und her. Hoffnung war in ihren Augen zu sehn als sie den Mann vor sich erkannte.
"Dr. Trafalgar Law!" kamen die Worte ehrfürchtig aus ihrem Mund. Law lächelte. Falsch.
"Würden sie mich mit der Kleinen allein lassen?" es war eine Frage, deren Aufforderung kaum zu überhören war. Er wollte es hinter sich bringen. Die Frau streichelte dem Kind durchs Haar, als hätte sie noch alle Zeit der Welt, nickte Law dann jedoch zu und verliess leise das Zimmer.
Law sah zum Bett auf das übrig gebliebene Bündel Mensch. Das Mädchen war schon im Endstadium. Die Haut war gelbliche verfärbt, die Lieder hatten keine Kraft mehr, daher waren die Augen seltsam verschlossen, das Körpergewicht war rapide gesunken. Law zückte desinteressiert sein Skalpell.
"Es war einmal ein Mann..." sanft setzte er das Skalpell am Mal an.
"...ein böser...böser Mann..."flüsterte er dem Mädchen bedrohlich zu während er das Mal dann auch entfernte und das 'Heilmittel' kurz darauf drüber tröpfeln liess. Er wartete. Wartete bis das Mädchen die Augen aufriss. Große, nun gut erkennbare blaue Augen. Sie schrie. Ein Schrei des blanken Entsetzens, als hätte sie den Teufel persönlich gesehen. Als hätte sie unter die Maske gesehen. Law grinste ehe er langsam aus dem Zimmer schritt,die Schreie noch auskostete. Sogleich rannte die Mutter an ihm vorbei ins Zimmer. Wie lang hatte sie diese Stimme nun schon nicht mehr gehört. Es schien ihr egal zu sein was dieser Schrei zu bedeuten hatte. Solang die kleine schrie war alles wieder in Ordnung.
Voller Vorfreude auf den Tag an dem das 'Heilmittel' im Körper des Mädchens gedeiht und die Mutter mitansehn muss was aus der Tochter wird, verliess er das Haus. Zu gern hätt er diesen Erfolg mit IHM geteilt...'Geduld'...mahnte er sich.
~
Der Tag verging schnell. Erschöpft betrat er sein Schlafgemach. Sein Name war in alles Munde, seine Krankheit hatte sich schnell ausgebreitet, alles verlief nach seinem Plan. Und er wusste, schon bald würden sich auch die Adligen bei ihm Hilfe suchen müssen. Der Marionettenspieler und die Erben derer die damals sein Leben zerstörten, die IHN damals auslöschten.
"200 Jahre!" stiess er verbittert hervor. Das würden sie ihm alle noch büssen. Und wenn er IHN erst wieder hatte...
Erregung schoss durch seinen Körper bei dem Gedanken was ER erst mit ihnen anstellen würde.
Mit wenigen Handgriffen glitten seine Klamotten zu Boden ehe er sich auf sein Bett nieder liess. Wie jeden Abend vermisste er SEIN dümmliches Grinsen, ihre Neckereien. Doch am meisten vermisste er SEIN Gewicht, dass ihn in die Laken des Bettes drückte, ihn dabei nach Atem ringen liess, wie ER am Ende mit verzweifelter List versucht hatte ihn zu seinem Eigentum zu machen. Doch Law gehörte niemandem, wenn dann musste man schon ihm gehören. Bereute er es nicht mit ihm geschlafen zu haben? Sich ihm verweigert zu haben? Nein. Sein Stolz war immernoch grösser, als das Gefühl zu IHM...und doch hatte er jeden Abend aufs neue Sehnsucht nach IHM...
Eustass Kid
Nicht mehr lange und alles würde von vorn losgehn.
"Dafür werde ich sorgen..." versprach er der Welt
