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Vom Regen in die Traufe

von

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Unknown Soldier

Kapitel 2
 

Der nächste Morgen beginnt mit etwas Verwirrung seitens des Preußen. Er ist allein im Haus. Durch wiederholtes Rufen hat er sich davon eigens überzeugt. Wo der Brite wohl abgeblieben ist?

Gilbert nutzt die Chance um sich etwas im Haus umzusehen. Er landet schon nach kurzer Zeit wieder in der geräumigen Küche und sieht ein paar Kleider über der Stuhllehne hängen. Daneben lag ein Zettel. Arthur hatte diese Sachen für ihn rausgesucht. Auf einige kann man sich halt immer verlassen. Der Albino nimmt sich ein Hemd und die Jeans und sucht das Badezimmer. Das ist wirklich leichter gesagt als getan. Nach einer guten Weile hat Gilbert das Bad endlich gefunden und stellt sich schnell unter die Dusche. Die Tür verschließt er nicht. Wer sollte ihn auch stören? Er ist schließlich allein. Danach schlüpft er in die sauberen Sachen und schmeißt seine Sachen in die Mülltonne. Jetzt begibt er sich auf den Weg durch das Haus. Wie in alten Tagen als er noch ein Kind war. Auch jetzt erscheint ihm das Haus größer als es wahrscheinlich ist. Überall lauern unentdeckte Ecken. Schade, dass niemand zum Reden da war. Er geht an einer Fensterreihe entlang und erhascht einen Blick nach draußen in einen riesigen Garten. So hatte er früher auch gelebt. Mit Ludwig zusammen hatte er draußen gespielt. Allerdings ist Ludwig nun zu alt dazu. Und noch dazu viel zu beschäftigt.

Gilbert biegt nach links ab in das Innere des Hauses. Dort ist es zwar etwas dunkler, allerdings immer noch lichtdurchflutet. In der hintersten Ecke findet er einen kleinen zugestellten Raum. Es gehört sich nicht anderer Leute Eigentum zu durchwühlen. Er schaut nur flüchtig durch den Raum und entdeckt alte Uniformen, Bilder, Kunstgegenstände und viele Dinge die sehr alt scheinen. Er dreht wieder um und beschließt in dem Garten von vorhin etwas frische Luft zu schnappen. Genau das braucht er jetzt. Etwas frischen Sauerstoff um den Kopf wieder frei zu bekommen. Gar keine so leichte Angelegenheit, wenn man sich überlegt, dass er in der letzten Nacht sein komplettes Haus verloren hat. Er steht wieder auf dem langen Flur und schaut durch die Fenster. Irgendwo hier muss es doch einen Ausgang geben. Er geht den Flur entlang und am Ende des Wegs ist eine große Tür. Sie ist kaum zu unterscheiden von den Fenstern. Bis auf den Unterschied, dass sie sich komplett öffnen lässt. Der Preuße schreitet hinaus in das Sonnenlicht. Er bleibt stehen und schließt die Augen. So verharrt er einige Sekunden. Es fühlt sich an als ob er ewig keine Wärme gespürt hätte. Er geht weiter nach draußen und schließt die Tür hinter sich. Es ist ein schöner Garten. Nach einigen Metern entdeckt er ein altes Baumhaus, dass ziemlich verwahrlost zwischen den Ästen eines Apfelbaumes hängt. Natürlich .. Amerika hatte ja früher dort gelebt. Arthur hatte so ziemlich das gleiche wie Gilbert durchgemacht. Erst hatten beide sich um ihre Sprösslinge gekümmert und diese hatten sie dann verlassen. Vielleicht kümmert sich der Brite ja deshalb so um ihn. Zumindest wäre das eine Möglichkeit. Gilbert steigt die morsche Leiter nach oben und ist sehr erstaunt darüber, dass das Haus sein Gewicht überhaupt halten kann. Der Preuße schaut sich kurz um. Es ist sehr geräumig dort oben. Allerdings sehr dreckig und bedarf einiger Reparatur. Er beschließt Arthur später nach Handwerkszeug zu fragen um das Baumhaus zu reparieren. Jetzt lässt er nur die Beine baumeln und schaut sich die Welt von oben an. Ein schöner Anblick. Er erinnert den Albino an die Zeit, als er noch mächtig war. Als er noch ein Reich hatte. Gilbert lässt eine Weile die Seele baumeln und schließt die Augen. Vielleicht ist er auch eingeschlafen, das weiß er nicht mehr genau. Als er wieder ganz bei sich ist hört er Stimmen im Haus. Eine der Stimmen gehört Arthur. Die andere Stimme kommt ihm ebenfalls bekannt vor, allerdings kann er sie nicht ganz zuordnen. Jedenfalls kennt er die Person aus der Vergangenheit. Eine weit zurückliegende Vergangenheit. Der Preuße hat gerade nicht den Elan dazu aufzustehen, aus dem Baumhaus zu klettern und wieder in das große Haus des Briten zu gehen. Er lässt sich lieber suchen. Nach einer ganzen Weile, er weiß nicht mehr genau wie lange, hört er eine aufgebrachte Stimme direkt unter ihm. Arthur.

„Kannst du dich eigentlich nicht melden?! Verdammt nochmal ich dachte dir sei etwas passiert!“

Arthur klingt wie eine aufgebrachte Mutter, stellt Gilbert fest.

„Sorry Mam. Hab‘ vergessen dir Bescheid zu geben, dass ich noch etwas länger spielen möchte.“ Gilbert macht sich einen Spaß daraus, dass sich der Brite tatsächlich Sorgen gemacht hat. Er findet diese Vorstellung witzig.

Während er aus dem Baumhaus zurück auf den Boden klettert, gibt Arthur noch ein paar grimmige Bemerkungen von sich. Erst jetzt bemerkt der Preuße, dass er verdammt lange da oben gelegen haben muss. Die Sonne ging bereits wieder unter und nichts weiter war passiert. Den ganzen Tag hatte er nichts zu tun gehabt. Gut, er hätte sich wohl etwas zu Essen machen sollen, denn jetzt knurrt ihm der Magen. Zusammen mit dem Briten geht er wieder ins Haus. Es duftet nach Essen. Es riecht viel zu gut, als dass der Engländer es gekocht haben könnte. Es stank schon förmlich französisch. Schnecken?! Er eilt in die Küche. Nein ein Glück keine Schnecken. Dafür steht der Franzose vor ihm. Um seine Hüften hat er eine Schürze gebunden und wütet in der Küche. „Francis!“ Gilbert freut sich wahnsinnig seinen alten Freund wieder zu sehen und fällt ihn förmlich an. Jedoch scheint der Franzose sich nicht an ihn zu erinnern. Oder er will es nicht. Er stößt Gilbert von sich und schaut ihn teils verwirrt, teils wütend an. Dann wandert sein Blick zu Arthur.

„Hast du dein Personal nicht besser unter Kontrolle?!“

Wie war das? Personal? Es scheint als wäre in Gilbert gerade eine Welt gestorben. Er hatte es immer gewusst. Verdammt nochmal. Niemand wusste mehr wer er ist oder wer er war.

Der Preuße setzt eines seiner gekünstelten Lächeln auf. „Es tut mir Leid Francis. Verzeih mir, dass ich keinen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte.“ Mit diesen Worten dreht er sich um und verschwindet schweigend, an Arthur vorbei, in sein Zimmer. Kaum zu glauben, dass sein bester Freund sich nicht mehr an ihn erinnerte. Allerdings konnte Gilbert es ihm nicht verübeln. Viele dachten nicht im Traum daran, dass jemand ohne Land existieren konnte.

Der Preuße schaut aus dem Fenster zur untergehenden Sonne. Er hatte schon lange keinen Sonnenuntergang mehr gesehen. Immer hatte er sich gewünscht einen zusammen mit Elizaveta sehen zu können. Sie würde ihn bestimmt auch nicht mehr erkennen.

Etwas klopft an das Zimmerfenster. Gilbert hatte gar nicht bemerkt, dass ein kleiner, gelber, flauschiger Vogel auf dem Fensterbrett gelandet war. Eben dieser Vogel klopfte mit seinem Schnabel gegen die Fensterscheibe.

„Gilbird?“

Sein kleiner Vogel hatte es also wirklich noch aus dem Haus geschafft und hatte ihn hier gefunden? Gilbert öffnet völlig überstürzt das Fenster und schmeißt dabei eine Blumenvase vom Fensterbrett. Das interessiert ihn allerdings nicht. Er hat seinen kleinen Vogel wieder, das ist alles was zählt. Mehr wollte er nicht. Zumindest fürs erste.

Jetzt hat er ganz vergessen Arthur nach einem Werkzeugkoffer zu fragen. Egal dafür war morgen auch noch Zeit. Gilbird macht es sich auf dem Bett gemütlich während Gilbert das Fenster wieder schließt. Es ist kalt geworden. Kein Wunder, die Sonne ist schon seit einiger Zeit verschwunden. Gilbert zieht sich Hemd und Jeans aus und legt sich dann zu Gilbird ins Bett. Wenige Zeit später schläft er tief und fest. Er verschwendet nicht einen Gedanken mehr an Francis oder Arthur.
 


 


 

Arthur und Francis stehen in der Küche und giften sich immer noch an. Der Franzose hat inzwischen lieblos das Essen auf zwei Tellern verteilt und auf den Tisch geknallt.

„Gilbert lebt verdammt! Er wohnt hier!“ – „Das kann nicht sein!“

Genau so geht es nun seit einer halben Stunde. Der Franzose hat sogar eine Weltkarte auf den Tisch gelegt und Arthur aufgefordert ihm Preußen zu zeigen. Natürlich konnte er das nicht. Preußen existiert ja nicht mehr. Deshalb hieß das aber noch lange nicht, dass Gilbert auch verschwinden musste.

„Ich kann wirklich nicht glauben, dass du deinen besten Freund nicht erkennst!“ – „Wie soll ich denn bitte eine Leiche erkennen, wenn keine da ist?!“

Das stimmt natürlich. Wenn Länder starben verschwanden sie einfach. Sie hinterlassen keine Leichen. Natürlich sind ihre Körper im ersten Moment noch da, manchmal sogar noch ein paar Wochen, doch irgendwann verschwinden sie einfach.

Gilbert ist aber nicht verschwunden. Er atmet noch und ist gerade in diesem Haus. Jemand wie der Preuße stirbt nicht einfach so.



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