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Wenn ich dich sehe krieg' ich Magenschmerzen.

von

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Teil 1

Hallo~!
 

Hier der erste Teil meiner ersten deutschen Akutsu x Dan fanfic. Ich hoffe sie gefällt euch ein bisschen :)
 

Sie spielt vor dem Totaikai - heisst das Stadtmeisterschaft auf Deutsch? xD
 

Yoroshiku!
 

***
 

„Akutsu-senpai! Akutsu-senpai warte! Bitte…“
 

Eine allzu bekannte Stimme riss den großen, silberhaarigen Mittelschüler aus seinen Gedanken an das Playstation-Spiel, das er, noch in Folie gepackt und ungespielt, mit sich herumtrug.
 

„Hn…?“ Er drehte sich um und vor ihm kam, ganz außer Atem, sein kleiner Kouhai, der „Manager“ des Tennisclubs ihrer Schule, Dan Taichi, zum Stehen.
 

In der Hand trug er sein Notizbuch, ein Buch, in das er Trainingspläne und andere – Akutsus Meinung nach absolut sinnlose – Dinge schrieb, die den Tennis-Club betrafen.
 

„Akutsu-senpai.“ Der Kleine lächelte ihn an, während er mit einer Hand sein viel zu großes grünes Stirnband zu Recht rückte – ein Stirnband, das ihm einst selbst gehörte, bevor er es weggeworfen hatte.
 

„Ich komme mit Informationen zu Fudomine…“ Er legte den Kopf schief und hielt das Notizbuch hoch, Akutsu entgegen.
 

Ein murrendes Geräusch entwich diesem. Er sagte ja nichts dagegen, dass besagter Manager seine Zeit damit verschwendete, nutzlose „Informationen“ zu sammeln. Aber solle er damit doch zu Sengoku und den anderen gehen, die täglich brav trainieren gingen, weil sie kein Talent zum Spielen hatten.
 

„Was soll ich damit?“
 

Der Kleine blinzelte und deutete mit dem Zeigefinger auf ein Paar gekritzelte Worte im Buch, während Akutsu einen Moment brauchte, bis ihm einfiel, dass es sich bei Fudomine um jenes Team handelte, dem Yamabuki nächste Woche im Totaikai gegenüberstehen würde.
 

„Ihr Captain Tachibana kommt aus Kyushu. Er ist dort ein richtig berühmter Spieler!“ Der Dunkelhaarige sprach schnell vor Aufregung und Enthusiasmus.

„Außerdem scheinen sie zwei richtig gute Spieler zu haben… Ibushi und Kami…Kamion… oder so! Kamion scheint ganz merkwürdig zu sein, ich hab ihm beim Training beobachtet und er versucht in einem bestimmten Rhythmus zu spielen, ist das nicht komisch? Ich meine, er ist doch ein Tennisspieler und kein Tänzer! Ibushi hingegen ist …“
 

„Taichi.“
 

Akutsu unterbrach ihn, indem er ihm das Notizbuch aus der Hand riss.
 

„Was glaubst du, interessiert mich ein Team wie Fu-do-mi-ne?“ Er zog die Augenbrauen in der Mitte zusammen und starrte sein gegenüber eindringlich an.
 

„Du denkst nicht im Ernst, dass ich mich mit einem Team aus gottverdammten Newcomern abgeben würde, oder?“ Er lachte gehässig und zupfte an dem krakelig, und doch sorgfältig beschriebenen Blatt Papier.
 

„Aber… also…“ Das Lächeln des Managers war verschwunden, stattdessen machte er große Augen und sah Akutsu eher irritiert an.
 

Und da war es wieder.
 

Dieses verdammte Stechen.
 

Dieses verdammte Stechen, das Akutsus Magen durchfuhr, sobald er zu lange mit Dan Taichi sprach.
 

„Zu lange“, das vor geschätzten 3 Tagen an die 5 Minuten betragen hatte, sich aber mittlerweile anscheinend auf rund 3 Minuten verkürzt hatte.

Woher zum Teufel kam dieses Gefühl? Wann hatte es begonnen und wieso beschränkte es sich auf eine Person?
 

Um sich nichts anmerken zu lassen, schlug er das Buch zu und drückte es Taichi entgegen.
 

„Zeichne du lieber Manga.“
 

Er wollte sich umdrehen und gehen, schnell nach Hause und das neue Spiel spielen, denn seine Mutter kam vor Mitternacht nicht nach Hause und er wollte jede Minute nutzen.
 

Doch Taichi packte ihn am Ärmel, ehe er sich bewegen konnte.
 

„Akutsu-senpai…“ Ein neues Lächeln bahnte sich auf das junge Gesicht und das Stechen in Akutsus Magen verschlimmerte sich wie auf Knopfdruck, schien ausbrechen zu wollen, um sich in seinem Körper ausbreiten zu können.
 

„Ich… ich weiß, dass deine Mama immer sehr beschäftigt ist und du deshalb fast nie ein Bento dabei hast…“, fing der Kleine an.
 

Was sollte das? Woher wusste er das? Hatte er darauf geachtet, was und ob Akutsu aß? Lächerlich…
 

„… und darum hat meine Mama gesagt, dass du gerne mal bei uns mitessen kannst! Und heute kocht sie Curry! Ich sag dir Akutsu-senpai, Mamas Curry ist der Hammer! Komm, wir gehen zusammen nach Hause und essen!“ Er strahlte wieder zu 100 %.
 

Und auch das Stechen schien den 100% näher zu kommen, zwang Akutsu dazu eine Faust zu ballen, die den seltsamen Schmerz erträglich machte, doch es war zu spät…
 

„Phase 2“ setzte ein.
 

„Dich hat nicht zu interessieren was ich esse, Idiot! Du Möchtegern-Manager, mutierst du jetzt zum totalen Stalker…? Widerlich!“ Mit einem letzten Blick auf das Buch – er hatte gemerkt, dass er es immer noch in den Händen hielt – schmiss er es nun vor Taichis Füße.
 

Sein Herz raste.
 

„Phase 2“, wie er es, beschämt darüber überhaupt einen Gedanken an so etwas zu verschwenden, heimlich nannte, war die Reaktion auf das Stechen im Magen.

In „Phase 2“ verwandelte sich der Schmerz in Wut, die er nur herauslassen musste, um sich endlich wieder normal zu fühlen.

Ja, er musste nur laut genug werden, mit Schimpfwörtern um sich werfen und sein Gegenüber angreifen, verletzen.
 

Nicht ohne zu realisieren, dass Taichi sich auf die Lippe biss und ihm Tränen in die Augen stiegen, einen Moment lang unfähig das Buch aufzuheben, drehte er sich endlich um und ging mit großen Schritten davon.
 

Das Stechen hatte sich in ein leises Pochen verwandelt, ein erträgliches Pochen.
 

Er lief schnell, wollte nach Hause und zocken und seine Ruhe haben. Was kam ihm dieser Erstklässler auch ständig mit irgendetwas an?

Curry essen, hatte er gesagt. Curry bei ihm daheim, weil seine Mutter gut koche und Akutsu nie ein Bento dabei habe…

Er rümpfte die Nase, als hätte er etwas Unangenehmes gerochen.
 

Vielleicht hätte er nicht allzu hart zu ihm sein sollen, schließlich war Taichi der einzige Kerl den er kannte, der ihm nicht aus dem Weg ging, fürchtete oder hasste.

Aber immer, wenn dieses Gefühl in ihm aufkam, musste er so handeln, wie er es eben getan hatte. Nur diese Methode brachte ihn in den Normalzustand zurück.
 

Wann, wann bloß hatte das Ganze angefangen…?
 

Er seufzte lange und ein bedrückendes Gefühl überkam ihn.
 

Er wusste es.
 

Tief in seinem Inneren wusste er, wann es angefangen hatte, wie es angefangen hatte und warum.

Es war noch keine zwei Wochen her und hatte begonnen wie heute, als Taichi ihn rief und er anhielt…
 

Als er ihn nicht überhörte, sondern sich umdrehte.
 

***
 

Es war spät, schon kurz vor 8 und obwohl es bereits Sommer war, wurde es demnächst dunkel.
 

Akutsu fluchte, als er seine Schulsachen in seinen Rucksack stopfte. Dieser verdammte Dreckskerl von Englischlehrer hatte ihn doch tatsächlich gezwungen, nicht nur einen, nein 2 Aufsätze über korrektes Verhalten im Unterricht und seinen Mitschülern gegenüber zu schreiben.
 

Und das nur, weil einer seiner dämlichen minderbemittelten Mitschüler ihn zurecht gewiesen hatte, sich doch auch mal an dieser sinnfreien Gruppenarbeit zu beteiligen. Aber niemand wies Akutsu zurecht – niemand! Und er würde schon gar nicht in einer Gruppe weichgekochter Muttersöhnchen irgendwelche Aufgaben lösen.
 

Niemals.
 

Und um das zu demonstrieren, hatte er ihm den Kopf gewaschen mit seinen Händen, ihm fast schon belustigt den Schädel zwischen den Händen zerquetscht.
 

Und dieser fettleibige halbglatzige Native-English-Speaker von Lehrer hatte ihn dabei gesehen... Deshalb hatte er nach dem regulären Unterricht bleiben und diese hirnrissigen Aufsätze schreiben müssen, denn der Lehrer war noch größer als er und er wusste wo Akutsu wohnt.
 

Das Schulgebäude war wie ausgestorben; fast alle Schüler waren schon nach Hause gefahren, ebenso die Lehrer. Die einzige Person, die er auf dem langen Korridor im vierten Stock antraf, war die winzige und alte Reinigungskraft, die jeglichen Augenkontakt mit egal wem mied.
 

Jetzt nur noch raus hier, ab in die Bahn und dann nichts wie heim… Seine Mutter kam spät, da sie lange arbeitete. Er hatte also noch wenige Stunden Zeit, sich vor die Glotze zu werfen oder zu zocken und sich mit ungesunden Lebensmitteln vollzustopfen.
 

Den Rucksack nur über einer Schulter, begann er jetzt die Treppen runter zu sprinten, erst ins zweite Stockwerk, dann ins dritte…
 

„Akutsu-senpai! Warte! Bitte…“
 

Und Akutsu machte den Fehler und drehte sich um…

Und sein verdammter rechter Fuß machte den Fehler und verfehlte die nächste Stufe, die dritte von oben, und Akutsu schwankte und fiel.
 

Stolperte, rutschte aus und fiel dann die Treppe runter. Versuchte sich abzufangen, doch schaffte es nicht. Erst ganz unten auf dem Boden kam sein Körper zum Stillstand.
 

„Ah…“
 

Er hatte sich an allen erdenklichen Stellen gestoßen und es tat weh. Er hatte seinen Schulblazer nicht getragen, stattdessen nur ein ärmelloses schwarzes Top… Jetzt waren seine Arme zerkratzt und bluteten an manchen Stellen, und auch sein Rücken schien es heftig abbekommen zu haben, denn er brannte…
 

„Fuck!“, fluchte Akutsu und spuckte auf den Boden neben sich, als sich eine kleine Person vor ihn kniete.
 

„Akutsu-senpai…! Oh nein! Das… das ist meine Schuld…!“
 

Dan Taichi, der ihn gerade gerufen hatte und somit tatsächlich Schuld an seinem Unfall war, war die Treppen runter gerannt gekommen und sah ihn nun mit vor Schreck geweiteten Augen an.
 

„Oh nein... oh nein, du blutest ja!“, stellte er sichtlich erschrocken fest.
 

Akutsu zuckte mit den Schultern und murrte leise. Dann wollte er aufstehen.
 

Es gelang ihm nicht. Sein Rücken schmerzte ernorm. Er versuchte es zu überspielen, denn Akutsu war kein Weichei, ganz bestimmt nicht, doch der Schmerz zwang ihn dazu, sich sofort wieder zu setzen.
 

„Ich… ich ruf einen Arzt! Akutsu-senapi, bitte halt durch! Ich ruf sofort einen Arzt, warte…“ Taichi fummelte in der Vordertasche seines Schulrucksacks nach seinem Handy, doch ehe er eine Nummer wählen konnte, hatte Akutsu es ihm aus der Hand gerissen.
 

„Nichts wirst du. Ich brauche keinen Arzt.“
 

Nein, er brauchte keinen Arzt. Akutsu würde niemals zum Arzt gehen, denn nur Loser gehen zum Arzt. Was dachte sich der Kleine da, wegen diesen paar Schrammen? Bevor ihm nicht ein Arm abgefallen war, würde er nicht auch nur in die Nähe eines Krankenhauses gehen - auf keinen Fall!
 

Leider war da außer den Schrammen auch noch der Schmerz. Aber Akutsu konnte sich zusammenreißen, biss sich auf die Unterlippe bis sie blutete, und schaffte es, währenddessen endlich aufzustehen.
 

Taichi stand auch auf und griff nach seinem Handgelenk, sah ihn unsicher an und wollte ihn vielleicht stützen, was ein Ding der Unmöglichkeit gewesen wäre, weil er winzig ist.
 

„Akutsu-senpai…“
 

Als der Silberhaarige zu ihm runter sah, bemerkte er, dass er Tränen in den Augen hatte. Der Kleine war echt schlimmer als jedes Mädchen! Was heulte er denn, wo er nicht mal der Verletzte war? Er hatte doch keine blutenden Kratzer an Armen und Beinen und ein beschädigtes Kreuz.
 

„Lass uns bitte zum Arzt gehen… du musst verarztet werden. Du hast doch Schmerzen, das seh ich doch!“

Akutsus Wangen röteten sich leicht, ganz leicht, da er ertappt worden war.
 

„Ich hab keine Schmerzen. Ich bin nur angepisst um die Uhrzeit noch hier zu sein. Und was wolltest du mir eigentlich sagen?“, log er und versuchte dabei ruhig und normal zu atmen, den Schmerz so gut es ging ignorierend.
 

„Das ist jetzt egal… wir gehen jetzt zum Arzt! Ich bin schuld daran, dass du Schmerzen hast und blutest…“ Er wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und blinzelte dann ein paar Mal.
 

„Das Totaikai ist in wenigen Wochen… was, wenn es meine Schuld ist, dass du nicht mitmachen kannst? Bitte, ich möchte dich spielen sehen… bitte, komm mit zum Arzt!“
 

Akutsu hatte seinen Rucksack gepackt und über die Schulter geschmissen. Er würde nicht gehen, selbst wenn er wirklich nicht am Turnier teilnehmen konnte. Was interessierte ihn so ein dämliches Turnier? Tennis an sich interessierte ihn nicht wirklich und auf ein Turnier das genauso öde werden würde wie das letzte, konnte er verzichten.
 

„Taichi… da du an meinem Unfall Schuld bist…“, er flüsterte fast und das Grinsen, das er seinem Gegenüber schenkte, war ein wenig gehässig.

„… tu mir wenigstens den Gefallen und lass mir jetzt meine Ruhe. Ich gehe nicht zum Arzt, verdammt noch mal! Also lass mich endlich!“
 

Und er lief der nächsten Treppe entgegen, die ihn endlich ins Erdgeschoss führen würde. Als sein Fuß die erste Stufe betrat, realisierte er, dass das etwas schmerzvoll werden würde.
 

„Senpai… du gehst also nicht zum Arzt. Ich… habe verstanden!“
 

Die Hand, die Taichi eben wieder zurückgezogen hatte, legte er sogleich wieder um Akutsus Handgelenk. Akutsu stoppte seine Bewegungen, innerlich fast dankbar dafür, aufgehalten zu werden, denn jede Bewegung schmerzte.
 

„Ich kann dich nicht dazu zwingen. Ich meine… natürlich kann ich das nicht! Aber ich bitte dich…“ Er sah seinen Senpai mit flehenden Augen an.
 

„… bitte lass mich dich verarzten.“
 

Und ohne eine Antwort abzuwarten, zog er seinen Rucksack nach vorne, öffnete ihn und begann darin zu kramen.
 

Akutsu wusste nicht wie er reagieren sollte. Dem Rückenschmerz würde keine Salbe helfen und die Kratzer am Körper konnte er locker ohne Medizin wegstecken.

Ausserdem - sich von Yamabukis Manager verarzten zu lassen… das war ja wohl das Letzte was er sich antun wollte!

Er ging eine weitere Stufe runter und nicht nur sein Rückgrat schien gleich durchzubrechen, auch die anderen Wunden stachen unangenehm. Er seufzte.
 

„Gut. Gut, tu was du nicht lassen kannst.“
 

Der Andere hatte sein Erste-Hilfe-Set bereits ausgepackt und musterte es scheinbar sehr interessiert.
 

„Toll! Dann mach ich das! Ich meine… nicht toll, dass du verletzt bist und… und es auch noch meine Schuld ist.“ Er blinzelte verlegen und kratzte sich am Hinterkopf.
 

„Aber ich freue mich, dass meine Sachen endlich mal wirklich nützlich sein können! Als Manager trage ich sowohl Verbandszeug, als auch Pflaster und Salben stets mit mir herum!“ Er grinste so breit, dass Akutsu sein Ja-Wort direkt bereute. Doch der Kleine war schon nicht mehr zu halten.
 

Hastig schlug er das brotboxgroße Köfferchen wieder zusammen, stopfte es zurück in den Rucksack und setzte ihn auf. Dann griff er nach Akutsus.
 

„Gib mir deinen Rucksack! Wir müssen deine Wunden jetzt als erstes auswaschen gehen. Nicht, dass sie sich entzünden!“
 

Akutsu gab ihm den Rucksack nicht, schaffte es aber mühevoll (ganz besonders mühevoll deshalb, weil er es aussehen lassen wollte, als wäre es mühelos) die wenigen Stufen wieder hoch zu gehen. Jetzt stand er wieder neben Taichi und der extreme Größenunterschied war auch wieder da.
 

Wenn der Kleine meinte, dass die Wunden gewaschen werden müssten, mussten sie ins Bad. Sie bewegten sich also genau dort hin.

Akutsu war jetzt so froh, dass niemand mehr hier war. Nicht auszudenken, was für eine Scham es wäre, von einem Mitschüler gesehen zu werden, wie er wie verschlagen zusammen mit Taichi das Jungenklo betrat.
 

„Hier! Setzt dich hier hin!“, befahl der Dunkelhaarige und zeigte auf einen kleinen Plastikhocker in einer Ecke neben den Waschbecken.

Das konnte nicht sein Ernst sein. Akutsu würde sich nicht setzen. Überhaupt war das ganze eine bescheuerte Idee. Wie hatte Akutsu da einwilligen können?
 

„Vergiss es. Vergiss den Blödsinn, ich geh heim…“, murmelte er und wollte das Zimmer verlassen.
 

„Akutsu!... –senpai….! Jetzt sei nicht so! Hier ist alles frisch geputzt. Jetzt tu mir den Gefallen und setz dich, sonst komm ich nicht an dich dran…“ Taichi hatte seinen Rucksack bereits abgestellt und nahm Akutsu jetzt seinen so schnell aus der Hand, dass jener gar nicht begriff, wie ihm geschah. Dann zeigte er wieder auf den Hocker.
 

Akutsu seufzte wieder und wieder. Aber der Hocker sah zu verlockend aus. Im Sitzen würde er keine Schmerzen haben, oder? Er konnte es zumindest probieren…
 

In der Tat, zu sitzen fühlte sich gut an. So gut sogar, dass er den Schmerz binnen weniger Sekunden vergaß und am Liebsten aufstehen und nach Hause gehen wollte. Doch dazu sollte es noch nicht kommen.
 

Der Manager hatte sein Set wieder ausgepackt und ein kleines Tuch herausgenommen, welches er jetzt vorsichtig mit Wasser tränkte. Er schien sich seiner Sache jedoch nicht allzu sicher zu sein.
 

„Hm… ob das wohl genug Wasser ist…?“, sagte er leise und hielt das Tuch gegen das künstliche Licht im Raum.
 

„Wenn du keine Ahnung hast, dann lass es. Oder willst du mir noch mehr Schaden hinzufügen?“, brummte Akutsu und amüsierte sich ein wenig an Taichis Gesichtsausdruck, der jetzt wieder Reue und Flehen ausdrückte.
 

„Das ist mein erstes Mal, also sei bitte geduldig mit mir!“, kam es dann etwas kleinlaut zurück. „Ich werde mir Mühe geben.“, versprach er.
 

Und dann stand er direkt zu Akutsus Linken und betrachtete sich seinen Arm lange und schweigend, was Akutsu fast schon als unangenehm empfand.

Es war, als holte der Kleine noch einmal tief Luft, ehe er an Akutsus vielleicht größter Schramme ansetzte – eine esslöffelgroße Wunde, nicht tief, aber blutverschmiert.
 

Akutsu hielt die Luft an, als das Tuch seine Wunde berührte, aber zu seiner Überraschung brannte es kaum. Sehr vorsichtig und langsam wischte Taichi das angetrocknete Blut ab, spülte das Tuch dann sofort wieder aus und tupfte die Wunde dann noch einmal ab. Das kitzelte ein wenig.
 

„Wenn du so weitermachst, sitzen wir nächstes Jahr noch hier.“, kommentierte Akutsu sein Schaffen.

Doch Taichi erwiderte nichts, nicht einmal eine Entschuldigung.
 

Er hatte ein neues Tuch vorbereitet und begann an einer zweiten Stelle, etwas kleiner als die erste. Wieder arbeitete er langsam und behutsam. Auch wenn Akutsu nicht hinsah spürte er, dass sein Kouhai äußerst konzentriert arbeitete.
 

Wunde für Wunde reinigte und tupfte er ab, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Einmal hatte Akutsu noch gesagt, dass es kitzelt, aber als keine Reaktion kam, gab er es auf und war ebenfalls still. Er konnte doch nicht peinlich vor sich hinbrabbeln.
 

Dann schien er endlich fertig zu sein, denn alle Wunden an den Armen waren behandelt worden – und Taichi würde es wohl kaum wagen, zu fragen, wie es denn unter Akutsus langen Hosen aussah.
 

„So. Bevor ich jetzt Salbe auf deine Wunden tupfe, würdest du bitte die Beine frei machen? Dort sind bestimmt auch noch ein paar Wunden…“
 

Er wagte es doch tatsächlich. Was bildete sich dieses Kind überhaupt ein?
 

„Natürlich… nicht, Taichi! Meine Beine sind okay! Selbst wenn ich Wunden hätte, wären sie ja wohl nicht dreckig… oder willst du behaupten, dass meine Hosen von innen schmutzig sind? Hm?“ Als wollte er sich selbst verteidigen, kam es etwas zu energisch aus ihm herausgeplatzt.
 

Diesmal war es Taichi der seufzte und etwas überfordert zu sein schien.
 

„In Ordnung. Dann aber noch die Salbe…“, gab er leise von sich und kramte erneut in seinem Köfferchen, zog schnell eine kleine Tube heraus, öffnete sie und roch daran.
 

„Ich glaube, die soll man nicht mit einem Tuch auftragen. Ich muss es mit den Fingern machen. Warte.“
 

Akutsus Augen blitzten. Mit den Fingern? Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Wollte er wohl gar nicht erst damit anfangen, mit seinen roter-Sand-unter-den-Nägeln-Fingern in seinen Wunden herum zu pulen?
 

Doch Taichi wusch sich die Hände sehr gründlich mit viel Seife. Dann tat er etwas Salbe auf seinen Zeigefinger.
 

„Falls es brennt, tut es mir Leid. Aber dadurch heilen die Wunden schnell und entzünden sich nicht.“, erklärte er.
 

Und da spürte Akutsu schon die Salbe auf seiner Haut und ja, es brannte…

Doch auch diesmal war Taichi mehr als vorsichtig. Das Spiel wiederholte sich an allen Wunden an Akutsus Arm. Wieder und wieder spürte er sanfte Finger auf seiner Haut, dann ein etwas unangenehmes Brennen. Und wieder sagte der Schwarzhaarige kein Wort, lies sich nicht beirren, kümmerte sich gründlich um Schrammen und Kratzer seines großen Freundes.
 

Taichi war so vertieft, dass es Akutsu gelang, ihn verstohlen ein wenig zu beobachten. Seine großen, verspielten Augen die sonst Freude an allem und Neugier und Spaß ausdrückten, wirkten plötzlich so anders, so ernst und so konzentriert…

Als Akutsu das hübsche Gesicht noch genauer musterte, fiel ihm auf, dass Taichi vielleicht doch nicht mehr so sehr Kind war, wie er es manchmal annahm. Taichi war nur 2 Jahre jünger als er und als er sich so von ihm verarzten lies, wirkte er reifer als sonst, fast schon so reif, dass es ihm mulmig wurde.
 

„Das wäre geschafft! Geht es dir schon besser?“ Nachdem er seinen Kopf noch einmal gesenkt hatte, um die bereits versorgten Wunden an Akutsus Oberarmen zu begutachten, sah er nun wieder auf, rückte sein Stirnband mit dem Handrücken zurecht und wusch sich dann die Hände.
 

„Mir ging es auch vorher nicht schlecht, Depp.“, kam es von Akutsu.

Jetzt waren sie wohl fertig, jetzt konnte er endlich heim. Er sah auf die Uhr und es war spät, fast schon zu spät, um seinen Konsolen genügend Aufmerksamkeit schenken zu können.
 

Außerdem brannten die Wunden jetzt doch ziemlich. Kitzelten. Oder irgendetwas dazwischen. Und da jetzt wieder eine leicht peinliche Still eingetreten war, stand er auf – oder versuchte es zumindest.
 

„Ah… verdammt…“

Ganz übereifrig hatte er für einen Moment den Grund vergessen, warum er hier saß. Seine Rückenschmerzen waren zurück, sobald er sich nach oben bewegte, was ihn dazu veranlasste, sich sofort wieder zu setzen.

Mist. Spätestens jetzt hatte man ihn durchschaut.
 

„Senpai! Ich habe nicht gesagt, dass wir schon fertig sind! Bleib gefälligst sitzen, ich kümmere mich darum…“
 

Was spielte sich Taichi jetzt so lehrermäßig auf? Das machte ihn fast schon wütend. Aber er hatte keine andere Wahl. Er musste sitzen bleiben, denn das Aufstehen war mit Höllenqualen verbunden, und so war das Gehen, das wusste er jetzt wieder.
 

„Oh… ich hab einen dummen Fehler gemacht…“, nuschelte der Kleine, der jetzt hinter ihm stand. Was meinte er?
 

„Hättest du das Shirt ausgezogen, bevor ich alle Wunden versorgt hatte, würde ich jetzt problemlos an deinen Rücken kommen… aber wenn du es jetzt ausziehst, war all die Arbeit an den Armen vielleicht umsonst.“
 

Akutsu wurde rot. Was faselte er da? Shirt ausziehen?

Natürlich, sie waren beide Jungen und da war nichts Komisches daran, wenn einer oder sogar zwei von ihnen kein Shirt tragen würde. Und trotzdem, er wusste nicht wieso, war ihm dieser Gedanke plötzlich peinlich und er wusste nicht, was er erwidern sollte.

Doch Taichi lies sich nicht beirren.
 

„Aber geht schon so. Halt einfach still, ja?“
 

Geht schon so? Was ging denn schon so? Vielleicht sollte er Taichi besser stoppen, bevor dieser auf eigene Faust etwas Unbedachtes tat.
 

Zu spät.
 

Ganz vorsichtig schob ihm dieser das Shirt hoch, das er an dessen Seiten mit beiden Händen festhielt.
 

„Oh…“, hörte Akutsu die vertraute Stimme hinter sich.
 

„Das… sieht nicht gut aus, Senpai. Dein Rücken ist ziemlich rot und… da ist auch eine große Wunde…“ Er schien, als wüsste er nicht recht, wie und was er beschreiben sollte.

„Wir hätten doch besser zum Arzt gehen sollen… dein Rücken wird mit Sicherheit ganz blau… oh, das muss wirklich furchtbar wehtun.“
 

Wieder wusste Akutsu nicht recht, was er dazu sagen sollte. Er wäre nie im Leben zum Arzt gegangen und auch jetzt noch war er sich dessen sicher. Aber er spürte, dass es sein Rücken heftig abbekommen hatte und jetzt wo Taichi ihn darin bestätigte, war er sich sicher. Es war wohl gut, wenn er ihn wenigstens ein bisschen verarztete, vielleicht würde seine Salbe ja doch auch hier etwas bringen und den Schmerz lindern.
 

Taichi, der das Shirt jetzt in der Mitte mit einer Hand leicht gegen Akutsus Halswirbel gedrückt hatte, legte nun seine freie Hand auf Akutsus rechtes Schulterblatt. Vosichtig, prüfend, strich er darüber und murmelte ein leises „Hm…“
 

Akutsu schluckte hart. Was tat er da schon wieder? Das würde doch nicht helfen, das kribbelte doch nur…
 

Sehr sachte, ihn kaum berührend, strich Taichi nun über die Rötungen, die Prellungen an Akutsus Rücken.

„Dort wo es wehtut sag es mir, dann versorg ich es.“, erklärte er und hörte sich etwas unsicher an, fuhr aber fort.

Die große Wunde in der Mitte auslassend, strich er über die gereizten Stellen der Haut, drückte nur manchmal sehr leicht dagegen und wartet auf Reaktion von Akutsu.
 

Der wusste gar nicht wie ihm geschah. Das was Taichi da mit ihm machte fühlte sich gut an. Es kribbelte zwar, aber es war ein angenehmes Kribbeln. Ein Kribbeln, das ihm den Schweiß in die Handflächen und die Gänsehaut in den Nacken trieb.
 

Ganz in Gedanken versunken schien sein Kouhai, als er seine Fingerspitzen über ihn gleiten lies.

„Hier war er schon“, dachte Akutsu an manchen Stellen die bereits brannten, brannten, da sie so behutsam berührt worden waren, dass sein blödes Herz schneller schlug. Doch er beschwerte sich nicht. Auch nicht, als Taichis tastendes Streicheln an manchen Stellen fast zu einer Art Massieren wurde und sich seine Nackenhärchen aufstellten, während sich die Gänsehaut und Wärme, die ihn überkam, auf seinen ganzen Rücken verbreitete.
 

Doch dann hörte Taichi auf.
 

„Zum Glück scheinst du keine Beschwerden außerhalb der Wunde zu haben! Die versorg ich dir jetzt, warte kurz!“ Er lies ab von Akutsu um sich seinem Notfall-Set zu widmen und kümmerte sich dann wie zuvor auch um die große Wunde am Rücken. Das brannte jetzt wirklich heftig und Akutsu musste die Zähne zusammen beißen.
 

Das von eben hatte ihm besser gefallen. Ja, es hatte ihm gut gefallen und es senkte seine Stimmung fast, denn es hatte viel zu schnell aufgehört. Und wieso dachte er jetzt so was Blödes?
 

„So. Jetzt hab ich’s echt gleich!“

Ein erneutes Herumstöbern in der Tasche und hervor kam eine aufgewickelte Mullbinde.
 

„Normalerweise ist es besser frische Luft an die Wunden zu lassen. Aber da am Rücken immer das Shirt dagegen scheuern wird, muss ich die Wunde schützen.“ Er begann die Rolle abzurollen.
 

„Ein großes Pflaster habe ich leider nicht… ist es okay wenn ich dir das hier umwickle?“, fragte der selbst ernannte Arzt.
 

„Tu was du nicht lassen kannst.“, gab Akutsu zurück und fragte sich, wie der Kleine es anstellen wollte, dass der Verband am Rücken hielt.

Dieser jedoch arbeitete jetzt geplanter als zuvor.

Geschickt schob er eine Hand mit dem Verband in Akutsus Shirt und legte diesen über Akutsus Schulter.
 

„Kannst du den Verband durchziehen?“, bat er Akutsu und dieser gehorchte tonlos, zog den Verband vorne aus seinem Shirt wieder heraus und reichte ihn Taichi.
 

„Danke!“ Dieser wiederholte das Spiel noch zweimal, bis der Versand fest saß und die gesalbte Wunde vor Shirt und Berührung schützte.
 

„Puh…“ Der Kleine war jetzt sichtlich erschöpft. Er wischte einen Schweißtropfen von seiner Stirn und zupfte wieder an seinem Stirnband, sobald er sich die Hände gewaschen hatte. Dann kniete er vor Akutsu und strahlte ihn an.
 

„Na, zufrieden? Wie geht es dir?“ Auch wenn es ihn angestrengt haben musste, sah er glücklich aus.
 

Und da geschah es.
 

Das Stechen… das Stechen in Akutsus Magen zeigte sich ihm zum allerersten Mal, in voller Stärke und unvermeidbar.



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