Zum Inhalt der Seite

Der Tod und andere Normalitäten

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 3

Ein sicherer Handgriff und mein enges Oberteil saß perfekt, ebenso wie auch der Rest meiner Kleidung perfekt saß. Geschwind band ich mir diverse Schnallen um die Hüfte und auch eine größere über meine Schulter – an diesen würde ich alles befestigen müssen. Sofort griff ich in eine meiner Schubladen und holte sechs Wurfmesser heraus, dazu drei Wurfsterne und einen Wurfring, die ich alle an den Schnallen um meine Hüfte befestigte. Ich blickte mich kurz in meinem Zimmer um, ehe ich nach meinen neuen Stiefeln griff und sie geschickt überzog. Erst dann suchten meine Hände nach den Klingen, die ich so liebte – meine Dolche. Je einen versteckte ich in den Stiefeln, ebenso wie ich jeweils drei kürzere an meinen Unterarmen befestigte. An meinen rechten Oberarm schnallte ich zudem einen weiteren an. Die Schnalle an meinem Oberkörper schmückte ich mit einem Blasrohr und dazu gehörenden Giftpfeilen, zudem auch mit kleinen Kristallflaschen, welche ich erst vor einer halben Stunde mit tödlichen Substanzen gefüllt hatte.

Als ich meine Ausrüstung im Spiegel betrachtete, nickte ich lächelnd – alles war so, wie es sein musst. Kurz überprüfte ich noch, ob das Tuch vor meinem Mund fest genug saß, dann zog ich mir meinen Umhang über, er war schwarz wie die Nacht außerhalb meiner Fenster, genau so, wie auch der Rest meiner Kleidung.

Als ich zu meinem Fenster trat und dieses öffnete, kletterte ich geschickt hinaus und blieb auf dem Fensterrand stehen, damit ich es schließen konnte. Kurz warf ich einen Blick nach links und einen weiteren nach rechts – die Straßen waren leer, das erleichterte mir die Arbeit. Ein weiteres Lächeln huschte über mein Gesicht, ehe meine Miene gefror und der Kälte meines Blickes Platz machte.

Vorsichtig zog ich die Kapuze über den Kopf und verhüllte so auch den Rest meines noch unbefleckten Gesichtes, ehe ich vom Fensterbrett sprang und die sechs Stockwerke des Gebäudes herunterfiel.
 

Wenige Minuten später lief ich eilig durch einen dichten und weiten Wald, den ich erst vor ein paar Momenten betreten hatte. Ohne ein Geräusch zu verursachen schlängelte ich mich durch das dichte Unterholz, sprang hier in die Baumkronen und dort wieder heraus, bis ich schließlich auf einer Lichtung inmitten des Waldes ankam. Wie ich es erwartet hatte schlichen einige Bedienstete des Herzogs durch das Unterholz und suchten mit eiligen Blicken die Umgebung ab.

Knife hatte mir gesagt, dass Grindernoff vermutlich in seinem „Ferienhaus im Grünen“ war – weshalb er sich ausgerechnet im stickigsten Wald des Reiches niedergelassen hatte, war mir allerdings schleierhaft. Natürlich, so dicht wie der Wald war, war er natürlich auch vor Kriminellen sicher – niemand verirrte sich hierher oder zumindest kam dieser Jemand dann nicht mehr in einem Stück wieder heraus. Die Tiere, die in diesem Wald lebten, waren überaus aggressiv und ziemlich mordlustig, wie mir vor einem Jahr aufgefallen war.

Einer der Bediensteten Grindernoffs kam meinem Versteck hinter einem großen, alten Baum gefährlich nahe, jedoch war ich gut darin, mich zu verbergen, sodass er zielstrebig an mir vorbei lief. Mein Blick folgte ihm kurz, jedoch war er für mich nicht weiter bedeutsam – ich musste ins große Haus und daran würde er mich nicht hindern. Auch dann nicht, wenn er mit einer Waffe auf mich zugestürmt kommen sollte.

Leise schlich ich von meinem Versteck zu einem anderen Baum, in dessen Krone ich sprang, um von dort aus in den nächsten Baum zu springen. Wieder warf ich einen Blick über die Lichtung – keiner schien Interesse an mir zu haben. Daher sprang ich von einem Baum zum nächsten, ehe ich leise und unbemerkt das Dach des Hauses erreichte und dort in die Hocke ging. Ich dachte an den Plan, den Knife mir vor drei Stunden gezeigt hatte – und war mir sicher, dass sich unter mir das Gemach des Herzogs befand.

Vorsichtig stemmte ich mich an der Dachkante hinunter und fand auf einem hervorstehenden Steinblock halt, der sich direkt neben dem Fenstersims befand. Ein kurzer Blick über meine linke Schulter reichte, um mich der Anwesenheit Grindernoffs zu vergewissern. Langsam nahm ich meinen Platz auf dem Fenstersims ein, schnappte mir dann eines meiner Wurfmesser und begann, die außenliegenden Scharniere des Fensters auseinanderzunehmen. Mit geschickten Handbewegungen hatte ich die Scharniere schließlich gelöst, sodass ich mühelos das Fenster aus den Angeln heben und auf den Steinblock neben mir stellen konnte. Geräuschlos schlüpfte ich in das Schlafgemach Grindernoffs und schlich mich mit schnellen Schritten ans Bett. Vor Ärger entfuhr mir ein leises Seufzen – er hatte sich eine Bettgefährtin mitgebracht, die er zudem eng umschlungen hielt.

Nun gut, Grindernoff – wenn du ihr unbedingt einen Schreck fürs Leben einjagen willst, dachte ich und zog den Dolch an meinem Oberarm, schwang ihn einmal probeweise, ehe ich die Klinge langsam an Grindernoffs Hals führte. Mit einem schnellen und geübten Schnitt durchtrennte ich seine Kehle und sah, wie Unmengen an Blut in das Bett strömten. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie Grindernoff erschrocken die Augen aufgerissen hatte – er starrte mich an, war aber zu keiner Bewegung mehr fähig. Mein kalter Blick traf seine Augen und ließen ihn ein letztes Mal schaudern. Ich wandte mich wieder dem Fenster zu, hängte es wieder ein und wandte dann meine Augen den Bäumen zu. Ich dachte an den Schock in Grindernoffs Gesicht – er wusste nur zu gut, wer ich war.

Schnell verschwand ich in den Bäumen, kam auf dem Boden an und jagte durch den Wald – solange, bis dessen Ende in meine Sichtweite kam. Immer wieder kehrten meine Gedanken zu Grindenoffs Blick zurück – er war so, wie auch bei den vielen Opfer zuvor, die ich gefordert hatte. In jeder Seele sah ich die Angst – Angst, weil der Tod ihnen ihre Fehler aufzeigen würde, weil sie ihre Schandtaten sehen und akzeptieren mussten. Ich sah ihre Angst vor der kommenden Kälte und der Finsternis, die sie umhüllen würde – und all dies zeigten mir meine Blicke in ihr Inneres, meine Augen, die ihnen offenbarten, dass sie es zu weit getrieben hatten. Meine eisblauen Augen – sie hatten mir meinen Namen gegeben, die Unbarmherzigkeit, die sie ausstrahlten, wenn ich jemandem den Dolch ins Herz stieß. Unbarmherzigkeit, und die Tatsache, dass man mich nie bemerkte, wenn ich unterwegs war.

Mein Name? Nun, sie tauften mich Kaltkrähe!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Chidorikun93
2012-06-16T19:15:24+00:00 16.06.2012 21:15
uiuiui, interessant ^^

MfG: Chido ^^


Zurück