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Finera - Dawn of the Dark

von

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Victor Kramshoff

6. Januar
 

- Summer -
 

„Na endlich“, seufzte Summer und legte den ComDex, an dem sie bis gerade eben noch herumgedoktort hatte, zurück auf den Tisch. „Hast du was gefunden?“

Bryce zuckte mit den Schultern und reichte ihr ein Ersatzteil, das er Schwester Joy abschwatzen konnte. „Damit müsste es wieder funktionieren. Gib mal her.“ Er nahm Summers ComDex, öffnete die Klappe und tauschte das kleine Ersatzteil aus. Anschließend startete er das Gerät neu und ein Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Funktioniert wieder. Hier, bitte.“

Summer schnappte sich ihren ComDex und grinste erleichtert. „Vielen Dank. Mein Held.“

„Schwester Joy schreibt dir eine Rechnung, die du bezahlen kannst, wenn wir auschecken.“

Diese Neuigkeit ließ Summers Grinsen sofort wieder verschwinden. „Als ob unser Aufenthalt nicht schon teuer genug ist.“

„Ich habe dir gesagt, dass du die Finger von den Wetten für Pokémonrennen lassen sollst. Überhaupt frage ich mich, wie unseriös dieser Kerl gewesen sein muss, dass er einem Teenager Geld abknöpft.“ Er blickte seine Begleiterin streng über den Rand seiner Brille hinweg an. „Wie willst du deine Reisekasse jetzt wieder auffüllen?“

„Ich werde mir wohl einen Job suchen müssen“, meinte Summer, stand auf und streckte sich. „Und ich habe auch schon eine Idee.“

„Na toll.“

„Hey!“ Sie boxte ihm spielerisch gegen die Schulter. „Hier in Vanitéa habe ich schon alle Möglichkeiten abgegrast, aber man hat mir gesagt, dass auf der Rennbahn immer Aushilfen gesucht werden. Vielleicht finde ich jemanden, für den ich die Ställe saubermachen kann.“

Bryce wiegte seinen Kopf nachdenklich hin und her. „Klar, daran habe ich gar nicht gedacht. Aber wenn du auf der Rennbahn arbeiten willst, musst du erst an Olga Kramshoff vorbei. Ihr gehört die Rennbahn und sie ist die Präsidentin des Verbands für Pokémonrennen. Sie hat das Sagen.“

„Ich weiß, wer sie ist. Sie war schon häufiger im Fernsehen zu sehen. Diese Frisur“, Summer deutete den riesigen Bienenkorb, zu dem Olga Kramshoff ihre bunt gefärbten Haare toupierte, mit den Händen an, „werde ich nicht vergessen. Und wenn schon. Wir gehen einfach hin und fragen nach, ob wir bei ihr arbeiten können.“

„Wir?“, hakte Bryce nach, doch Summer ignorierte seine Nachfrage und tänzelte bereits davon. Kopfschüttelnd folgte er ihr durch die automatischen Schiebetüren des Pokémon-Centers nach draußen in die winterliche Kälte. Auf den ersten Blick lag das kleine Städtchen Vanitéa friedlich dar, doch je länger sie hier waren, desto häufiger bemerkten sie, wie die Menschen über die Rückkehr von Team Dark tuschelten. Die meisten glaubten, dass Milena Mais Umzug nach Kalos Beweis genug dafür war, wieso Team Dark nun hier auftauchte, doch laut sprach dies niemand aus.

Nachdem Bryce Summer eingeholt hatte, schlenderten sie Seite an Seite durch die verschneiten Straßen in Richtung von Route 7. Nördlich davon lag die Rennbahn und noch ein Stück weiter im Norden befand sich das riesige Anwesen der Familie Kramshoff – nur der näher an der Stadt gelegene Magnum-Opus-Palast war noch pompöser.

Auf ihrem Weg begegnete ihnen nur eine junge Trainerin, die mit ihrem Chelast und ihrem Igamaro im Schnee spielte. Summer nickte ihr höflich zu, doch sie wurde ignoriert – womöglich hatte das Mädchen Angst, zu einem Trainerkampf herausgefordert zu werden. Auch Bryce hüllte sich in stures Schweigen, weshalb Summer ihren Gedanken nachhing, bis sie nach etwa einer Stunde Fußweg die Abzweigung fanden, die zum Magnum-Opus-Palast führte. Sie hielten sich westlich davon, überquerten den Fluss an einer steinernen Brücke und folgten dem Weg in nördliche Richtung. Die Rennbahn war bereits ausgeschildert – blieb nur zu hoffen, dass sie dort überhaupt jemanden antreffen würden, der ihnen weiterhelfen konnte.

Als sich die Bäume allmählich zu lichten begannen, kam relativ schnell die Rennbahn mit den vielen Stallungen, Tribünen und kleinen Geschäften in den Sinn. Alle Gebäude waren mit bunten Fahnen und Girlanden geschmückt, die nun eingefroren zu Boden hingen. Zur Hauptsaison musste hier reger Trubel herrschen, doch im Winter fanden keine regulären Rennen statt.

Kaum dass sie das Gelände betreten hatten, rückte Bryce seine Brille zurecht und schaute sich neugierig um. „Dort hinten sind die Ställe. Ich denke, wir sollten dort unser Glück versuchen. Wenn jemand hier ist, dann vermutlich dort.“

„Okay“, sagte Summer und folgte ihm bis zu der Absperrung, in deren Mitte sich ein verschlossenes Metalltor befand. „Weiter geht es nicht.“

„Hm.“

„Sollen wir drüberklettern?“

„Spinnst du?!“, zischte er ihr überrascht zu. „Nein!“

„Ich meine ja nur …“

„Entschuldigung, kann ich euch helfen? Wir haben geschlossen. Besucher haben hier nichts verloren.“ Hinter ihnen stand ein Mann mittleren Alters im Blaumann und mit zwei großen Eimern voller Beeren. Er musterte sie argwöhnisch. „Kommt im Frühjahr wieder.“

„Wir wollten nicht stören“, begann Summer sofort und setzte ihr bestes Lächeln auf. „Wir sind auf der Suche nach einem kleinen Nebenjob, solange wir in Vanitéa verweilen. Zwei, drei Wochen vielleicht. Ich dachte mir, dass Sie bestimmt jemanden brauchen, der Ihnen bei den Ställen helfen könnte?“

Der Mann schnaubte gelangweilt. „Wie schon gesagt, kommt im Frühjahr wieder. Außerhalb der Rennsaison sind hier keine Pokémon untergebracht.“

„Und was machen Sie dann mit den Eimern voller Beeren?“

Er presste die Lippen aufeinander. „Geht dich einen Scheißdreck an, Kindchen. Los, verschwindet jetzt, alle beide.“

„Summer, wir sollten jetzt gehen …“ Bryce räusperte sich, zupfte Summer am Ärmel und setzte sich bereits in Bewegung.

Doch sie stemmte die Hände in die Hüften. „Sie sind ganz schön unhöflich!“

Der Mann verschränkte die Arme vor dem Körper und gab damit den Blick auf seinen Trainergürtel drei, an dem sich drei Pokébälle befanden. „Wenn du Ärger willst, musst du es nur sagen.“

Summer kniff trotzig die Augen zusammen.

„Gibt es ein Problem?“ Die männliche Stimme kam aus Richtung der Ställe.

„Nein, wir wollten gerade gehen“, erklärte Bryce beschwichtigend.

Summer fixierte den jungen Mann am Eingang der Ställe. Irgendwoher kannte sie ihn … War er nicht … Vielleicht … Dann fiel es ihr ein. Sie erinnerte sich an die hellblonden Haare, die hellgrünen Augen, die Sommersprossen und den herablassenden Tonfall. „Du! Ich kenne dich! Du warst auch auf der Mähikel-Farm und bist mit deinem Kramshef abgehauen, als die Schlammlawine auf Route 12 den Weg nach Tempera City versperrt hat. Wir waren auf der Farm eingeschlossen.“

In seinem Blick blitzte nicht der Hauch von Erkennen wieder. „Ich wüsste nicht, dass ich mich mit jemandem wie euch abgebe.“

Der Mann schaute unsicher zwischen Summer und dem Jungen hin und her. „Chef?“

Der Junge winkte ab, überquerte den schmalen Platz und blieb auf der anderen Seite der Absperrung stehen. Er hatte einen Stapel schwarzer Briefumschläge in der Hand, mit denen er genervt gegen die Streben der Absperrung klopfte. „Verschwindet. Das ist Privatgelände der Familie Kramshoff.“

Bryce wurde die Situation zunehmend unangenehmer. Er knetete seine Hände durch und warf Summer immer wieder flehende Blicke zu. „Gehen wir einfach …“

Summer schüttelte den Kopf und schürzte dabei die Lippen. „Doch, du bist es, ich bin mir ganz sicher. Erinnerst du dich nicht an die Mähikel-Farm? Du hast mit Rocco Karten gespielt, als Bryce und ich angekommen sind. Und abgesehen davon – wenn das hier Privatgelände ist, was hast du dann hier zu suchen? Ich möchte nur einen Nebenjob haben, kein Grund, uns so schlecht zu behandeln.“

Der Junge starrte sie aus seinen hellgrünen Augen schlecht gelaunt an. „Doch, allmählich erinnere ich mich wieder und ich fand dich schon damals nervig.“ Dann lachte er kurz auf. „Und wer ich bin? Wer ich bin?“ Mit arrogantem Blick strich er sich über das Revers seines schwarzen Mantels. „Ich bin Victor Kramshoff, Enkel von Olga Kramshoff und zukünftiger Erbe der Kramshoff-Rennbahn.“

„Chef?“ Noch immer schaute der Stallarbeiter zwischen ihnen hin und her.

Victor gab ihm ein Zeichen. „Schmeiß sie raus. Entferne sie von meinem Gelände. Mach mit ihnen, was du willst. Und ihr lasst euch hier gefälligst nicht mehr blicken, verstanden?“ Mit Genugtuung sah er dabei zu, wie sein Handlanger Summer und Bryce an den Armen packte und zur Einfahrt begleitete.

„Ihr habt den Chef gehört. Kein Zutritt für euch – und ganz sicher kein Job.“

„Hey, das ist ganz schon fest!“ Summer riss sich aus dem eisernen Griff und rieb sich die schmerzende Stelle am Oberarm. „Alles okay bei dir?“, flüsterte sie Bryce zu, der nickte. „Gut.“ Anschließend warf sie dem Mann einen giftigen Blick zu. „Meine Familie wird definitiv niemals hier die Rennbahn besuchen.“ Dann drehte sie sich um und stapfte einige Schritte davon.

Bryce folgte ihr. „So ein arroganter Idiot, dieser Victor. Dabei kommt seine Großmutter im Fernsehen immer total sympathisch rüber.“

„Seine Großmutter, ja …“ Schlagartig blieb Summer stehen. Ihr Gesicht erhellte sich. „Seine Großmutter, natürlich! Wieso habe ich nicht gleich daran gedacht?“

„Oh nein, ich kenne diesen Blick …“

Summer strahlte ihn an. „Ich habe eine viel bessere Idee. Lass uns direkt zu Olga Kramshoff gehen. Wenn uns jemand einen Nebenjob besorgen kann, dann sie.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yurippe
2017-08-30T19:38:14+00:00 30.08.2017 21:38
Aha, da werden doch sicher Geschäfte für Team Dark abgewickelt, deshalb die Geheimniskrämerei und die schwarzen Umschläge.

„Meine Familie wird definitiv niemand hier die Rennbahn besuchen.“ Du meinst bestimmt "niemals", oder? ;)
Antwort von:  Kalliope
30.08.2017 23:32
Wir werden es noch erfahren :D Jedenfalls versuche ich, dass es jetzt halbwegs regelmäßig weiter geht, sowohl hier als auch bei der anderen Pokémon FF.

Oh, ja, das muss ich ändern :)
Antwort von:  Yurippe
31.08.2017 04:50
Yeah!!! (^.^)/


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