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Engel sind perfekt, oder?

NaLu Story
von

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15. Mai

Perfekt.

Immer zu Perfekt.

Die Haare, wessen goldene Farbe ihrem Gesicht schmeichelt und sie zärtlich berührt. 

Das Make up, welches perfekt aufgetragen und nicht in kleinster Weise verwischt ist. 

Das Kleid, welches prachtvoll und einzigartig an ihrem Körper haftet, wie eine zweite Haut. 

Der Schmuck, welcher ihr ganzes Erscheinen noch mehr ausprägt und sie in eine Göttin verwandelt. 
 

„Mutter.“

„Ja, mein Kind?“

„Bist du ein Engel?“

„Wieso fragst du mich das?“

„Weil du so wunderschön bist, wie ein Engel.“

„Danke, mein Schatz. Aber nein… Das bin ich sicher nicht.“
 

„Das Buch ist doch ein totaler Schrott.“, ertönte die Stimme von Natsu im Zimmer, welcher wütend aufstand und das Buch gegen die Wand warf, während die Klasse ihn schockiert anstarrte.

„Natsu Dragonil! Setzen Sie sich wieder hin!“, brüllte Miss Jeay, die Klassenlehrerin, und warf einen Stift nach Natsu, welcher diesem am Kopf traf. 

„Aua. Spinnen Sie?“, knurrte Natsu und fuchtelte undefinierbar mit seinem Armen herum. 

„Jemand der dieses Buch nicht zu würdigen weiß, kann man nur mit Schmerzen bestrafen!“, schnauzte Miss Jeay und warf eine ihrer versteckten, leeren Bierflaschen, welche sie unter ihrem Pult lagerte, nach dem Schüler, welcher gerade so ausweichen konnte, doch nicht mal daran dachte nachzugeben. 

„Ein Engel? So was gibt es doch gar nicht! Was für ein dummes Kind!“, knurrte Natsu und hob seine Augenbrauen, während er auf seinen Tisch hüpfte. „Lächerlich! Unnötig! Langweilig!“, brüllte er weiter, während seine Lehrerin sämtliche Bücher nach ihm schmiss, welche ihn immer weiter bis zum Rand des Tisches drängten. 

„Natsu Dragonil! Setz dich wieder hin!“, schrie die Frau völlig aus der Fassung und warf nun das letzte Buch, das welches sie gerade lasen, nach dem Jungen, welcher dabei nach hinten fiel und das Buch gegen die Schläfe bekam. Benommen fand er sich am Boden wieder und blinzelte leicht, wobei er verwirrt auf das Buch starrte, welches aufgeschlagen vor ihm lag. Wie von selbst las er die ersten Sätze.
 

„Hast du etwa Angst mich zu verlassen?“

„Wieso sollte ich?“, knurrte sie aufgebracht und straffte die Schultern. „Du bist mir gleich.“

„Ach ja? Bin ich das?“ Sein rötliches Haar glänzte im Licht der untergehenden Abendsonne, welche den Abschied für sie noch schwerer machte. 

„Ja…“, flüsterte sie und richtete ihren Blick auf ihre Füße, wobei sich eine unangenehme Gänsehaut über ihren mageren Körper zog.

„Engel sind perfekt, oder?“, fragte er plötzli-
 

„Natsu!“, unterbrach Miss Jeay seine Gedanken und somit auch seinen immer tiefer werdenden Blick. Knurrend  sah er auf und krallte sich das Buch. „Tse. Engel!“, schnauzte er noch vor sich hin, bevor er das Klassenzimmer verließ und auf den Pausenhof stürmte.

„Engel sind perfekt…?“, murmelte er vor sich hin und kletterte dabei auf den großen Kirschbaum, welcher seine großen Äste bis in den Himmel streckte und Natsu schützend bei sich aufnahm. 

„Sind Engel wirklich perfekt?“, fragte er sich plötzlich und starrte auf seine Hände, während er es sich im Schneidersitz auf einen dicken Ast bequem machte und sich gegen den Stamm lehnte. „Ob meine Mutter nun einer ist? Ein Engel?“

Seine Eltern starben bei einem Autounfall als er noch ganz klein war und nun konnte er sich nicht einmal mehr an deren Gesichter erinnern… Er hatte ja nicht mal ein Bild von ihnen.

Sein Blick wurde intensiver und seufzend versuchte er zwischen den dichten Blättern, welche ihre volle Pracht ausstrahlten, den Himmel zu erkennen. Doch dies vergebens. 

Wieder seufzte er und richtete seine dunklen Augen gerade aus, während er sich auf seine Unterlippe biss.

Wenn Engel wirklich perfekt waren, dann war er ein Dämon. 

Er war alles anderes als ‚perfekt’. Doch was hieß das schon perfekt zu sein. Niemand konnte perfekt sein… Auch keine Engel, oder? 

Kein Wesen ist perfekt… Keines.

Seufzend schloss er die Augen und hörte dem angenehmen Laut der raschelnden Blätter zu, welche versuchten seine angespannte Seele zu beruhigen. 

Immer mehr transportierten sie ihn in das Reich der Träume. 

Immer mehr dache er nicht mehr an den Tod… an seine Eltern… an Engel. 

Doch plötzlich ließ ihn ein schreiender Laut aufschrecken und ohne das er es realisieren konnte, krachte etwas mit voller Wucht auf seinen Bauch, was ihn zur Seite riss und ihn nun schon zum zweiten Mal auf den Boden zurasen ließ. „Verdammt!“, schrie er wütend und versuchte sich aufzurichten, doch hinderte ihn ein schweres Gewicht, welches ihn nach unten drückte.

„Was? Hey! Geh runter von mir“, brüllte der Junge, schubste das Gewicht von sich und hüpfte knurrend auf, wobei er erschrocken innehielt und einmal schwer schluckte, als er sah, was gerade vom Himmel gefallen war. 

„E-Ein… Engel?“, stotterte er und kratze sich seine Stirn, während er das Wesen vor sich näher betrachtete, welches bewusstlos auf dem Boden lag. 

Es war ein hübsches Mädchen mit honigblondem Haar, welches zu einem lockeren Dutt zusammen gebunden wurde, wobei mehrere Strähnen heraus fielen und ihr niedliches Gesicht umrahmten. Sie trug ein wunderschönes weißes Kleid, welches mit einem ebenso schneeweißen Gürtel unter ihren Brüsten gebunden und an der Seite mit einer hellgrauen Rose bestickt wurde. Das Kleid war nicht sehr lang, es ging ihr nur leicht über ihren Po und zeigte ihre nackten, langen Beine. 

Doch was Natsu am meisten an dem Mädchen bewunderte, waren ihre perfekt geschwungenen, etwas eingezogenen Engelsflügel. 

Vorsichtig ging er nun in die Hocke und tippte dam Mädchen gegen die Stirn, die nur kurz die Luft ausstieß, tief Luft holte und plötzlich die Augen öffnete. 
 

Große, strahlende braune Augen begrüßten Natsu und zogen ihn magisch in den Bann. Verwirrt legte das Mädchen ihren Kopf schief und blinzelte verwirrt, bevor sie sich seufzend zur Seite drehte und ihre Flügel nun völlig an sich zog. „Will nicht aufstehen…“

Leicht zuckte der Junge zusammen als er ihre engelsklare Stimme hörte und fiel zurück auf seinen Hintern. „W-as bist du?“, murmelte er und streckte sich leicht, bevor er ihre Schulter packte und sie wieder umdrehte. 

Ihre Augen hatte sie wieder geschlossen, doch nun öffnete sie diese wieder einen kleinen Spalt und schnurrte müde. Als sie Natsu jedoch erkannte riss das Mädchen ihre Augen weit auf und richtete sich ruckartig auf. Kurz sah sie sich noch um und erzitterte leicht, bevor sie sich aufrichtete und sich den Staub vom Kleid strich. 

„Ähm… Guten Tag. Mein Name ist Lucy Heartfilia“, murmelte das Engelsmädchen und breitete ihre Flügel aus, wobei sie einmal gekonnt knickste und angestrengt die Luft ausstieß. „Und du musst…“ Kurz verzog sie das Gesicht, klopfte auf ihre Hüften, kratze sich kurz am Nacken und holte dann aus ihren Schuh eine kleine Karte heraus. „Ähm… Natsu Dragonil, nicht wahr?“ 
 

Sein Mund stand weit offen, ebenso wie seine dunklen Augen, die nicht glauben konnten, was sie gerade sahen. Dann nickte er benommen und schrie plötzlich auf, wobei er aufsprang und wenige Schritte nach hinten stolperte. „Wer… Wer bist du?“

Empört stemmte das Mädchen ihre Arme in die Hüfte, blickte dann auf ihre Füße und spannte ihren Körper an. „Hörst du mir etwa nicht zu? Mein Name ist Lucy Heartfilia.“ 

„Ja. Ja. Aber… Aber was ist das da?“ Erschrocken fuchtelte Natsu mit seinen Händen über den Kopf herum und zeigte aufgebracht auf ihre Flügel. 

Lächelnd wackelte Lucy mit diesen und grinste leicht. „Das sind meine Flügel, was denn sonst?“

Angestrengt ließ sich der Schüler nach hinten fallen und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden, um einmal ganz tief durchzuatmen. „Kein normaler Mensch hat Flügel“, murmelte er dann und sah Lucy von unten an.

„Natürlich nicht. Ich bin ja auch ein Engel.“ 

Erschrocken weiteten sich die Augen von Natsu wieder und stockend kratzte er sich am Hinterkopf. „E-Ein Engel?“

„Hörst du etwa schlecht? Ja, ich bin ein Engel.“ 

„A-Aber was machst du denn auf der Erde, verdammt?“

Fragend legte Lucy ihren Kopf schief und lächelte glücklich, wobei sie sich einmal um sich selbst drehte, doch dann wieder stockte. „Das erzähle ich dir heute Abend. Jetzt gehen wir erstmal wieder in die Schule… Es ist nicht gut die Schule zu schwänzen, Natsu-kun.“

„Spinnst du? Du kannst doch so nicht in die Schule gehen!“ Leicht verzweifelt seufzte er auf und zeigte wieder auf ihre Flügel und ihre Klamotten. 

Während sie ihre Augen verdrehte ließ sie sich auf den Boden fallen und streckte sich gähnend. „Du bist echt anstrengend. Jetzt pass mal auf!“ 

Einmal schnipste sie mit ihren Fingern, was sie plötzlich zum leuchten brachte und sie in helles Licht tauchte. Ein paar Sekunden später saß ein normales Mädchen mit offenem, blondem Haar und der Schuluniform des Internates, in welchem Natsu lebte, vor ihm. 

Keine Flügel waren zu sehen. 

Nur ein normaler Mensch mit einem wunderschönen, breiten Lächeln im Gesicht, welches Natsu selbst furchtbar faszinierte. „Wie hamma gail!“, schrie er plötzlich auf und bekam leuchtende Augen. „Kannst du da noch mehr machen? Wie cool!“ 

Grinsend nickte sie und hüpfte auf, bevor sie einen Zettel herausholte und ihn laut vorlas: „Mein Name ist Lucy Dragonil, die verschollene Schwester von Natsu Dragonil. Ich wohnte lange Zeit in Spanien und Frankreich und habe nun endlich meinen Bruder gefunden.“ Kurz räusperte sie sich und sah zu Natsu, welcher kurz das Gesicht verzog und versuchte zuzuhören, dann las sie weiter: „Ich bin 17 Jahre alt und gehe nun auf das Internat „Fairy Tail“.“

„Hey, hey! Warte mal! Was liest du denn da vor?“ Fragend runzelte Natsu die Stirn und seufzte theatralisch. 

„Ich lese dir meine Charakterkarte vor, welche ich für diese Welt bekommen habe. Ähm… Hast du bis jetzt alles verstanden?“ 

„Ja schon.. aber ich verstehe das noch nicht so…“ Verwirrt verzog er das Gesicht und sah Lucy in die Augen.

„Du musst einfach mitspielen. Es wurde schon alles geklärt… Ich muss mich nur noch deiner Klasse vorstellen und dann wird mir mein Zimmer gezeigt. Ich werde für bestimmte Zeit hier wohnen.“

„Aber wieso?“

„Wie gesagt: Das erzähle ich dir heute Abend.“ Lächelnd nahm sie seine Hand und ging auf das Schulgebäude zu. „Jetzt komm schon, Bruderherz. Nur noch die letzte Stunde Schule, dann hast du es geschafft.“

Ein bisschen überfordert folgte Natsu Lucy und ließ sich von ihr in sein Klassenzimmer ziehen. 
 

Sie war ein bisschen nervös, doch sie versuchte es sich nicht anmerken zulassen.

Obwohl sie innerlich zitterte und ein leicht roter Schimmer auf ihren Wangen zu sehen war, betrat sie mit gerader Haltung das Klassenzimmer. 

„Ähm… Hallo?“, murmelte Lucy leise, was die Klasse verwundert aufsehen ließ und ihr selbst ein nervösen Schauer über den Rücken jagte. 

„Hallo“, meinte Miss Jeay ruhig und sah von ihrem Platz auf. „Und du bist?“

„Mein Name ist… Lucy Dragonil“, meinte Lucy mit dem Blick gen Boden und schubste Natsu nach vorne, welcher nur kurz zu seiner Lehrerin blickte und während er auf seinen Platz zusteuerte, ihr unbemerkt die Zunge rausstreckte. 

„Lucy Dragonil?“, fragte Miss Jeay nach und blinzelte leicht, bevor sich ein breites Lächeln auf ihren Lippen ausbreite. „Ach natürlich. Die Neue und die verschollene Schwester von Natsu-chan, nicht wahr?“

„Was soll dieses –chan am Ende?“, hörte man Natsu schreien, doch man ignorierte ihn gekonnt. 

Lucy nickte langsam und lächelte ihre neue Klassenlehrerin schüchtern an. 

„Na dann, Lucy-chan. Setz dich doch bitte auf den freien Platz neben deinen Bruder. Ich hoffe du kommst mit dem Unterricht mit und hast Spaß hier. Bei Fragen oder Sonstigem komm bitte zu mir. Alles andere wird dir später noch gesagt.“ 

Mit einem Nicken und einem geflüsterten ‚Danke’ drehte sich Lucy zu der Klasse und verbeugte sich kurz. „H-Hallo… Mein Name ist Lucy Dragonil und ich bin 17 Jahre alt. Meine Hobbys sind es Bücher zu lesen und Geschichten zu schreiben. Ich hoffe wir kommen gut miteinander aus.“ 
 

Erleichtert stieß sie die Luft aus, als es zum Unterrichtsschluss gongte. Die ganzen Blicke auf ihr und das Getuschel um sie herum, hatten sie wirklich mehr als nervös gemacht. Doch bevor sie sich erheben konnte, um sich Natsu zu packen und ihn mit sich zum Rektor zu ziehen, trat ein niedliches Mädchen mit blauem Haar vor sie und lächelte sie freundlich an. 

„Hallo Lucy-chan. Mein Name ist Levy McGarden“, meinte das Mädchen und nahm sich die Hand von Lucy, welche einen leichten Rotschimmer auf ihren Wangen bekam und erschrocken einen Schritt nach hinten trat. „H-Hallo Levy. Ich heiße Lucy Hear… Dragonil.“ 

Fragend legte Levy ihren Kopf schief und kicherte leicht. „Das weiß ich doch.“

„Oh.. ähm… Ja.“ 

„Du bist niedlich, Lu-chan“, lachte Levy und zog sie mit sich. 

„Lu-chan?“

„Was? Darf ich dich etwa nicht so nennen?“ Mit einem breiten Lächeln zog Levy Lucy aus dem Klassenzimmer. 

„D-Doch.. Natürlich!“

„Na dann! Ich stell dir ein paar Freunde von mir vor, die werden dich bestimmt mögen“, lachte Levy und drückte freundlich Lucys Hand. „Dann werde ich dich zu deinem Zimmer bringen, du bist nämlich meine Zimmerkameradin. Wurde mir heute gesagt.“ 

Ein warmes Lächeln breitete sich auf Lucys Lippen aus, doch dann stockte sie und blieb stehen. „Aber… Ich muss zu Natsu-kun.“ 

„Natsu-kun? Ach. Der kann warten“, winkte Levy ab und zog Lucy in ein fremdes Zimmer, wo sie auf vier Personen trafen. Sofort sahen sie überrascht auf und lächelten Levy zu.

„Hey Levy“, sagte ein Mädchen mit rotem langem Haar und kam auf Lucy zu. „Wen hast du denn da mitgebracht?“ 

„Das ist Lucy Dragonil, die Schwester von Natsu.“

„Die Schwester von Natsu?“, fragte ein Junge mit blauem Haar, welcher ohne Oberteil auf einer Couch saß und an einem Eis leckte. Angewidert verzog er das Gesicht als er Lucy betrachtete und zuckte dann mit den Schultern. „Du siehst kein bisschen aus wie seine Schwester. Ihr ähnelt euch kein bisschen.“ 

„Dann solltest du sie eigentlich mögen, Gray“, lachte ein hübsches Mädchen mit langem weißen Haar, welche sich auf einem Sessel gemütlich gemacht hatte und in einem Kochbuch blätterte. 

„Hmpf. Wenn du meinst. Aber sag mal Loki, sie wäre doch was für dich.“ 

„Hm… Sag so etwas nicht, Gray. Sonst denkt sie noch ich laufe jedem Mädchen hinterher.“

„Aber das tust du doch“, erwiderte Levy und kicherte. „Na gut, Lu-chan. Wenn ich sie dir mal alle vorstellen darf: Das Mädchen mit dem langem rotem Haar heißt Erza Scarlet, schon lange Zeit im Judoclub tätig, doch wird sie morgen nach Frankreich ziehen und das für ganze 4 Jahre. Das Mädchen auf dem Sessel mit dem Buch heißt Mirajane Strauss, Erza und sie sind die Ältesten von uns und Mira-chan ist eine begnadete Köchin. Der Junge mit dem Eis dort drüben heißt Gray Fullbuster, er ist der Kapitän der Fußballmannschaft. Und der andere Junge mit dem hellbraunem Haar heißt Loki, von den Mädchen auch gern genannt ‚Leo’.“ 

„Hast du keinen Nachnamen Loki?“, fragte Lucy nachdem sie alle 4 genau betrachtet hatte und legte fragend den Kopf schief, wobei immer noch ein leichter Rotschimmer auf ihren Wangen zu sehen war. 

Erschrocken sah Loki auf und verzog leicht das Gesicht, dann zuckte er mit den Schultern. „Nein. Ich habe keinen Nachnamen. Ich kenne meine Eltern nicht und den Namen meiner Adoptiveltern will ich nicht annehmen.“

Kurz nickte sie entschuldigend und sah gepeinigt zur Seite, wobei sie plötzlich in den großen Spiegel neben ihr blickte und sich musterte. 

Der schwarze Rock der Schuluniform war recht kurz und war mit einer weißen Blume an der Seite geschmückt. Das Oberteil war ebenso schwarz, hatte aber stattdessen eine schneeweiße Krawatte und einen roten Saum. Die Schuluniform war nichts Besonderes. Leicht dunkel, aber trotzdem schön. So kam die blasse, schon fast weiße Haut von Lucy und ihr honigblondes Haar noch besser zur Geltung und ließen sie verboten hübsch aussehen, auch wenn sie für sich selbst wie der letzte Depp aussah und sich am liebsten im nächstbesten Zimmer eingeschlossen hätte. 

„Hey, Levy. Wo hast du denn Jet und Droy gelassen, hm?“ Riss Gray Lucy plötzlich aus ihren Gedanken, was sie kurz zusammenzucken ließ. 

„Ach. Die versuchen gerade meine Trinkfalsche aus dem Drinkautomaten zu bekommen, da dieser diese nicht ausspucken wollte… Ich habe ihnen gesagt, dass sie es lassen sollen, aber sie hören einfach nicht auf damit“, seufzte Levy entnervt, was ein belustigtes Kichern bei den Anderen auslöste. 

„Also Lucy. Schön dich kennen gelernt zu haben“, meinte Erza auf einmal, während sie aufstand und Lucy kurz drückte, bevor sie ihren Freunden mit einem traurigen Lächeln zuwinkte. „Ich packe jetzt meine Sachen, wir sehen uns morgen früh noch, dann bin ich weg. Bye.“ 

„Tschüss“, erklang es einstimmig vom Rest der Gruppe, bevor Erza das Zimmer verließ… 
 

„Also gut, Lu-chan. Ich bring dich jetzt in unser Zimmer.“

„Ihr seit in einem Zimmer?“  Mit einem breiten Lächeln im Gesicht stand Mirajane langsam auf und umarmte Lucy kurz. „Schön dich kennen gelernt zu haben, ich hoffe wir sehen uns morgen wieder, Lu-chan.“

„Ebenfalls, Mira-san.“, erwiderte Lucy mit einer kleinen Verbeugung und beobachtete wie Mirajane aus dem Raum verschwand, während Loki und Gray es ihr gleichtaten und Lucy nur ein kurzes, lächelndes ‚Bis Morgen’ zuwarfen. 

„Komm schon, Lucy“, meinte Levy mit einem schiefen Lächeln und nahm wieder Lucys Hand, bevor sie sie zum Mädchenwohnheim zog…

Dort angekommen schmiss Levy die Tür auf, wobei sie Lucy lächelnd erzählte, dass der Rektor und ein paar Lehrer schon in aller Frühe da waren und ihre Sachen gebracht hatten, wobei sie auch den zweiten Zimmerschlüssel und den Stundenplan dagelassen hatten. 

Als Lucy das Zimmer betrat stockte ihr erstmal der Atem… überall wo sie nur hinsah waren Bücher über Bücher. Auf dem Boden, auf dem Schrank, auf den Betten, auf der Kommode, im offenem Schrank, sogar unter dem Bett, wie Lucy feststellen musste. 

„Es tut mir Leid. Es sieht ein bisschen Chaotisch hier aus“, lächelte Levy und sammelte die Bücher auf, welche auf Lucys Bett lagen. „Ich werde hier noch schnell aufräumen. Du kannst ja, wenn du willst, ein bisschen im Garten spazieren gehen, was meinst du?“

„Gerne“, antwortete Lucy nickend und ging aus dem Raum, doch bevor sie ganz verschwand drehte sie sich noch einmal schnell zu Levy um. „Levy?“

Verwundert sah die Blauhaarige sie an und legte den Kopf schief. „Ja?“

„Du bist klasse. Ich mag dich!“

Mit diesen Worten verschwand Lucy in Richtung Schulgarten…
 

Seufzend strich sie sanft über das Blütenblatt einer Rose, welche anfing ihren Kopf hängen zu lassen. Kaum aber hatte Lucy die matte Pflanze berührt fing sie an sich wieder aufzurichten und in einem strahlenden Rot zu glühen. Mit einem sanften Lächeln beobachtete sie wie nacheinander alle verwelkten Blüten wieder zu strahlen begannen und setzte ihren planlosen Weg fort, welcher nur in die Irre führen konnte. 

Nach einiger Zeit kam sie auf einer großen Wiese mit einem kleinen Hügel an, auf diesen Hügel stand ein wunderschöner Baum, welcher seine starken Arme in alle Richtungen ausstreckte und seine volle Pracht zeigte. Unter diesem Baum, am Stamm angelehnt, saß Natsu und starrte gedankenverloren in den Himmel… Es wurde Lucy gesagt, dass er ein fröhlicher und sehr offener Mensch war, welcher alles für seine Freunde tun würde. Und dieses Gesicht, dieses nachdenkliche, schon fast traurige Gesicht, schockte Lucy leicht.

Man sagte ihr doch was für ein frecher und lustiger junger Mann er doch war, stark und nicht zurückhaltend… doch wer war diese Person die dort saß, im Schneidersitz, gegen den Stamm gelehnt?

Vorsichtig und leise, als wolle sie ihn nicht verscheuchen, lief sie auf ihn zu, um sich schweigend neben ihn zu setzen und ihre Beine an sich zu ziehen. 

Lange Zeit saß sie einfach nur neben ihm ohne ein Wort zu sagen. Sie beobachtete wie sich das Gras im Wind bog und versuchte sich so wenig wie möglich zu bewegen, Natsu aber trotzdem zu zeigen, dass sie nur wegen ihm hier war und ihn wahrnahm. 

„Ich verstehe das nicht.“ Erschrocken hob Lucy ihren Kopf, als Natsu die Stille unterbrach, und sah mit offenem Mund zur Seite. Dann schluckte sie einmal schwer und straffte ihre Schultern an, bevor sie zum reden ansetzte. 

„Was verstehst du nicht?“

„Wieso du hier bist.“

Verständnisvoll nickte Lucy einmal kurz und sah hinauf in den Himmel, wo sie für kurze Zeit ein ihr sehr bekanntes Gesicht spiegeln sah, sie war sich aber nicht sicher, ob dies nur Einbildung war. 

Ihr klarer Blick vertiefte sich und angespannt kauterte sie sich leicht zusammen, bevor sie zu Natsu blickte. „Natsu Dragonil. Dein Vater hieß Igneel Dragonil, deine Mutter Messa Dragonil. Sie starben beide bei einem schweren Autounfall. Du überlebtest, da deine Mutter dich mit ihren Körper beschützt hat.“ 

Geschockt hüpfte Natsu auf und ballte seine Hände zu Fäusten, wobei sein Körper sich automatisch anspannte und Lucy einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagte. 

„Woher weißt du das?“

„Es wurde mir erzählt.“

Wer? Wer hat es dir erzählt?“, knurrte der Junge mit dem rötlichen Haar und gab einen ungeheuerlichen Laut von sich. 

„Deine Mutter, Natsu.“

„Meine Mutter ist tot.“

Traurig mummte sich Lucy noch mehr ein und versteckte ihren Kopf in ihren Armen, um ihre aufsteigenden Tränen zu verdecken. 
 

„Aber Natsu… Ich bin ebenfalls tot.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  JinchouC
2012-06-19T20:17:47+00:00 19.06.2012 22:17
Schreib bitte bitte weiter >w<


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