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Vertrauter Fremder

Projekt 120
von

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Casimir?


 

Casimir?
 

Eine spontane Idee, die durch temporäre Schreibsucht hervorgerufen wurde. Hoffe, es gefällt euch :)
 

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Es war kalt. Er hatte nun bald wirklich keine Lust mehr. Wer würde schon gerne in der Dämmerung in einem von Schnee überzogenen Wald herumirren? Und das alles nur wegen Casimir. Zitternd schlang der Junge seine Arme enger um seinen Körper und stapfte weiter durch den schweren, tiefen Schnee, in der Hoffnung, nicht an den am Boden wuchernden Pflanzen hängen zu bleiben. Schließlich sah er diese unter der weißen Masse nicht mehr. Die Sonne war schon am Untergehen und es begann erneut zu schneien. Hätte er sich doch nur eine dickere Jacke angezogen oder Handschuhe. Aber nein, er war völlig überstürzt hinter Casimir hergelaufen, um ihn wiederzuholen und nun hatte er den Salat. Er fand ihn einfach nicht wieder, hatte ihn schon längst aus den Augen verloren und irrte nur noch missgelaunt im Wald herum.

»Casimir! Komm' doch wieder her. Ich hab' bald wirklich keine Lust mehr.« Seine Stimme klang verzweifelt. Er wollte doch nur wieder zurück nach Hause, ins Warme. Und sicherlich wollte Casimir das auch. Er verstand sowieso nicht, warum er weggelaufen war. Es ging ihm bei ihnen doch richtig gut. Er hatte immer genug zu fressen, konnte raus, wann er wollte und ein einziges Miauen und sofort war jemand an der Tür oder am Fenster um ihn wieder hereinzulassen. Er hatte ein wirklich schönes Katzenleben und doch war er vor gut einer Stunde plötzlich aus dem Haus getigert und im Wald verschwunden. Eigentlich würde er sich um Casimir keine Sorgen machen, aber wenn er nicht bald zurückkommen würde, müsste er die ganze Nacht in dieser schrecklichen Kälte verbringen. Es gab eigentlich keinen richtig geschützten Ort bei ihrem Grundstück, wo er über Nacht Schutz vor dem Schnee und der eisigen Kälte finden würde. Und da er Kyle sehr wichtig war, wollte dieser nicht, dass er frieren müsste.

Aber egal, wie laut Kyle auch rief und wie lange er auch suchte, er fand seinen Kater einfach nicht.

Ermüdet von der Suche blieb er stehen. Seine Übergangsjacke, die er sich im Vorbeilaufen vom Kleiderständer gerissen hatte, schützte ihn lange nicht gut genug vor dem Wind und dem Schnee. Seine Finger waren eiskalt und er zitterte. Die Schneeflocken setzten sich in seine Haare und schmolzen nur langsam dahin. Vor ihm trat sein Atem als kleines Wölkchen in Erscheinung.

»Casimir! Wenn du jetzt nicht kommst, gehe ich alleine zurück!« Er blickte um sich. Überall waren dunkle Baumstämme und weißer Boden, aber kein Kater war zu sehen. Tief seufzte er auf. Das hatte doch alles keinen Sinn. Bald würden seine Eltern zurückkommen und bis dahin sollte er sich besser wieder aufgewärmt haben und trocken sein, sonst dürfte er sich von seiner Mutter sicherlich eine kleine Standpauke über die richtige Kleidung im Winter anhören.

Er machte am Absatz kehrt, rieb sich erneut die Hände aneinander um sie etwas warm zu halten und ließ seinen Blick trotzallem noch über die Bäume und den Boden schweifen. Vielleicht würde er Casimir ja doch noch am Rückweg finden.

Plötzlich entdeckte er etwas. Er blieb stehen und sah genauer hin. Hatte er sich getäuscht? Nein, da war etwas im Schnee hinter einem der Bäume. Es sah fast aus wie ein Mensch…

»Wer ist da?« Es gab sicherlich einige Verrückte, die im Wald herumliefen, aber solchen wollte er eigentlich niemals begegnen. Man hörte ja so einige Sachen in den Nachrichten. Unsicher stand Kyle da und wippte von einem Fuß auf den anderen. Wenn das da wirklich so ein Irrer war, würde Laufen dann noch etwas bringen? Einen Versuch wäre es sicherlich wert. Aber derjenige, der da hinter dem Baum saß, reagierte überhaupt nicht auf seine Frage. Er besah ihn sich genauer, musste dafür aber noch einen Schritt weitergehen, weil er nichts Genaueres erkennen konnte, so wie er jetzt stand.

Sah er da richtig? Der Kerl - Kyle war sich ziemlich sicher, dass es sich um einen Mann handelte - war nackt! Wie verrückt musste man denn bitte sein, um ohne Kleidung mitten im Winter im Schnee zu sitzen? Kyles Augenbrauen zogen sich zusammen, nachdem seine anfängliche Verwunderung verschwunden war. Er ging seitlich - fast wie ein Krebs - um den Baum herum. Immer darauf bedacht, dem Unbekannten ja nicht zu nahe zu kommen und falls nötig schnell weglaufen zu können.

Der Fremde war zwar männlich, aber noch kein richtiger Mann. Er war höchstens in Kyles Alter und das bezeichnete er dann doch nicht so. Da saß ein Junge. Höchstens noch ein junger Mann. Er saß mitten im Schnee in sich zusammengekauert, die Arme waren um die Beine geschlungen und er zitterte schrecklich. Anscheinend versuchte er so viel Wärme wie möglich bei sich zu behalten, aber lange funktionierte das sicher nicht. Kyle wusste zwar nicht, wie lange der Junge da schon saß, aber er war bestimmt schon völlig unterkühlt.

»Hey, du. Was machst du hier?« Der Unbekannte zuckte zusammen, scheinbar hatte er ihn bis jetzt gar nicht mitbekommen und nur ganz langsam hob sich der Kopf. Er hatte pechschwarzes Haar und war schlank, aber nicht zierlich. Wie groß er war, konnte Kyle in ihrer momentanen Position nicht schätzen. Aber das, was ihn wirklich verwunderte, waren die stechend grünen Irden des Jungen. Sie schienen selbst in der beginnenden Dunkelheit nichts an ihrer Farbe zu verlieren und schimmerten ihm entgegen. Aber der Ausdruck in ihnen sprach von Unsicherheit und leichter Angst. Wer auch immer dieser Junge war, er schien kein Irrer und kein Verrückter zu sein, der Kyle etwas antun würde und das beruhigte diesen schon sehr.

»Willst du mit zu mir? Dir ist sicherlich schrecklich kalt.« Aber eine wirkliche Reaktion bekam er auf seine Frage nicht. Er wurde nur weiterhin von diesen unglaublich grünen Augen angesehen. Er legte den Kopf schief und sah abwartend auf den anderen hinab, aber von diesem würde wohl auch nichts mehr kommen.

Fest entschlossen griff er nach dem Arm des anderen und zog diesen hoch. Dabei spürte er, die fürchterlich kalt dessen Haut war.

»Na komm schon. Hier in dieser Kälte holst du dir nur den Tod.« Dann bemerkte er die verschämte Haltung des Fremden, er stand seitlich abgewandt zu ihm und versuchte, seinen Arm loszubekommen. Kyle ließ los und der andere zog seinen Arm sofort zurück an seinen Körper, bedeckte damit seine Körpermitte und mit dem anderen Arm versuchte er sich warm zu halten. Es dauerte einen Moment, bis Kyle verstand. Natürlich. Ihm wäre es bestimmt auch ziemlich peinlich, würde er vor einem völlig Fremden nackt stehen. Er strich sich durch seine blonden, kurzen Haare, bevor er sich schweren Herzens seiner Jacke entledigte und diese über die Schultern des Unbekannten legte. Jener zog sich das Kleidungsstück sofort um den Körper und hielt es mit seiner Hand fest umklammert, damit es nicht allzu viel des eisigen Windes an seine Haut ließ.

»Gehen wir. Mir ist kalt und dir sicher auch.« Er war sich sogar sicher, dass dem anderen kalt war. Er zitterte noch immer wie Espenlaub, seine Haut fühlte sich fast wie der Schnee an und die Haltung sprach Bände. Da der Junge jedoch keine wirklichen Anstalten machte, mitzukommen und nur auf den Boden vor sich starrte, ergriff Kyle kurzum dessen Hand und zog ihn dann hinter sich her. Dessen Hand war wirklich kalt. Eiskalt. Bedacht, nicht zu schnell zu gehen, machte er sich mit ihm auf den Rückweg. Der Schwarzhaarige hatte auch keine Schuhe an, deshalb taten ihm wohl jeder Schritt auf dem harten und unebenen Waldboden mit den ganzen Steinen und Ästen und die Kälte des Schnees weh.
 

Während des ganzen Rückweges sprachen sie nicht miteinander. Kyle war zu sehr in Gedanken. Wieso war er hier im Wald gesessen? Und das auch noch nackt? Das ergab doch keinen Sinn. Niemand würde sowas freiwillig machen. War er vor irgendetwas oder irgendwem geflüchtet?

Doch bevor er seine Gedanken weiterspinnen konnte, waren sie an ihrem Haus angekommen. Die Tür war anscheinend zugefallen, deshalb suchte Kyle in seiner Hosentasche nach dem Schlüssel, den er dann auch recht bald fand. Hoffentlich waren seine Eltern noch nicht wieder da, denn er wusste wirklich nicht, wie er den nackten Jungen erklären sollte. Ob sie ihm überhaupt glauben würden? Man fand schließlich nicht jeden Tag einen Fremden völlig ohne Kleidung im Wald hinter dem Haus.

Er ging hinein und zog den anderen noch immer an der Hand hinter sich her. Mit einem schnellen Blick in die Küche und das Wohnzimmer atmete er auf. Niemand da.

»Jetzt duscht du erst einmal heiß und ich gebe dir ein paar Klamotten von mir, damit du dich wieder aufwärmst. Und dann sehen wir weiter.« Damit schob er den Jungen vor sich her die Treppen hinauf und ins Bad. In seinem eigenen Zimmer trocknete er sich seine eigenen Haare etwas und kramte ein kleines Weilchen in seiner Kommode, bis er etwas fand, von dem er dachte, es könnte dem anderen vielleicht passen. Mit der Kleidung ging er dann zurück zum Bad und klopfte kurz an.

»Ich lege dir die Sachen vor die Tür, okay? Komm einfach wieder nach unten, wenn du fertig bist.«
 

Unten in der Küche machte er sich dann daran, einige Brote zu belegen. Wer wusste schon, wie lange der Junge da im Wald gewesen war? Konnte doch gut möglich sein, dass er einen Bärenhunger hatte. Aber es dauerte länger als erwartet, bis dieser sich bei ihm blicken ließ. Nun trug er eine Jeans und ein warmes Sweatshirt. Kyle bedeutete ihm, er solle sich doch setzen und dem kam der andere dann auch einen Moment später nach.

»Hier, falls du Hunger hast.« Er schob ihm den Teller mit Broten vor die Nase. Die grünen Augen seines Gastes folgten dieser Bewegung und lagen dann auf dem Teller, aber er machte keine Anstalten, etwas davon zu nehmen.

»Wie heißt du überhaupt? Ich bin Kyle«, stellte er sich vor. Doch er bekam keine Antwort. Etwas missgelaunt versuchte er es noch einmal.

»Woher kommst du? Was hast du da im Wald gemacht und warum hattest du nichts an?« Denn der andere würde ihm diese Fragen sicherlich am besten beantworten können, hatte Kyle für sich entschlossen.

Aber auch dieses Mal antwortete er nicht. Skeptisch musterte Kyle ihn. Was war nur mit ihm los? Verstand er ihn nicht? Oder konnte er vielleicht einfach nur nicht sprechen?

»Kannst du sprechen?« Erwartungsvoll sah er dem anderen in die Augen, was etwas schwer war, da diese noch immer auf dem Teller lagen. Er wartete, aber nichts. Keine Antwort.

Seufzend lehnte sich der Blonde im Stuhl zurück und sah mit hinter dem Kopf verschränkten Armen zur Decke hinauf. Das hatte doch alles keinen Sinn.

»Naja, wenn du nicht reden willst… meine Eltern wissen bestimmt, was wir mit dir machen sollen.«

Kyle konnte gar nicht so schnell schauen, da hörte er einen Stuhl über den Boden schaben.

»B-bitte nicht. Nichts sagen.« Verblüfft davon, dass der andere ihn anscheinend sehr wohl verstanden hatte und ebenso gut sprechen konnte, richtete er seinen Blick wieder auf diesen. Der Junge stand, hatte die Hände auf dem Tisch abgestützt und sah ihn flehend an. Mit diesen unglaublich grünen Augen…

»Warum sollte ich meinen Eltern nicht sagen, dass ich dich gefunden habe? Sie können dir sicherlich helfen, wieder zurück zu kommen. Wo immer du auch herkommst.«

Doch der Junge schüttelte nur wild den Kopf, sodass seine schwarzen Strähnen nur so in sein Gesicht schlackerten.

»Nein, nein! Du darfst keinem was sagen. Ich… ich habe keinen Ort, an den ich zurückkehren könnte…« Dabei hörte er auf, den Kopf zu schütteln und blickte starr auf die Tischplatte.

Wie? Er hatte kein Zuhause? Aber von irgendwo musste er doch herkommen. War er vielleicht ein Waisenkind und vom Heim ausgerissen? Wurde er da womöglich schlecht behandelt? Hörte man ja immer mal, dass sich die Kinder untereinander oft nicht gut verstanden und sich prügelten.

»Jetzt sag mir erst einmal deinen Namen, dann überlege ich es mir«, überredete Kyle ihn. Und nach kurzem Zögern bekam er tatsächlich eine Antwort.

»M…Miro.«

»Miro? Ein seltsamer Name. Ich hab noch nie jemanden getroffen, der so heißt.« Dann stützte er seine Arme auf dem Tisch ab und überlegte. Er sollte seinen Eltern nichts von Miro sagen. Wie sollte das gehen? Früher oder später würden sie es bestimmt sowieso mitbekommen. Man konnte nicht einfach so einen Menschen geheim halten, der bei einem wohnte.

Ein Motorengeräusch riss ihn aus seinen Überlegungen. Seine Eltern waren wieder da. Er hörte, wie der Motor abgestellt wurde und die Autotüren aufgingen.

»Bitte«, die flehende Stimme brachte ihn dazu, wieder auf Miro zu schauen. Dieser hatte seine Hände gefaltet und schien so verzweifelt. Er musste einen guten Grund haben, dass er nicht wollte, dass jemand anders von seiner Anwesenheit wusste. Kyle sprang auf.

»Okay. Hoch, zweite Tür links. Und keinen Mucks!«, befahl er und erhaschte noch einen kurzen Blick auf den erleichterten Ausdruck auf Miros Gesicht, bevor dieser auch schon loslief und die Treppe hinaufrannte, bevor er verschwand.

Kyle hingegen stellte den Teller mit Broten auf die Treppe, um sie später mit hochzunehmen und begrüßte dann seine Eltern, als diese keinen Moment später durch die Haustür kamen.

Er blieb noch ein paar Minuten bei ihnen, frage, wie es denn so auf der Firmenfeier seines Vaters war und verneinte, als sie wissen wollten, ob seine Schwester schon wieder von ihren Freundinnen zurück war. Diese blieb meistens bis spät in die Nacht bei ihrer Clique, wenn sie erst einmal zusammen waren.

Dann eiste er sich bald von seinen Eltern los, schnappte sich den Teller mit Essen und ging hinauf in sein Zimmer. Dort war kein Licht. Hatte Miro solche Angst, entdeckt zu werden? Er schaltete es ein und entdeckte den Schwarzhaarigen auf seinem Bett sitzen.

»Du hast ihnen nichts gesagt, oder?«

»Nein. Aber wieso willst du nicht, dass jemand davon weiß, dass du hier bist?« Das würde ihn dann schon interessieren. Doch Miros Blick wanderte nur wieder zu Boden und er sagte nichts mehr. Es schien nicht so, als würde der andere ihm auf solche Fragen antworten. Weder auf die, woher er kam, noch auf die, warum er hier war oder warum niemand davon wissen sollte. Und für heute hatte Kyle auch keine Lust mehr, die Antworten aus Miro herauszubekommen. Vielleicht würde er es morgen wieder versuchen.

Er hielt dem Jungen den Teller mit Essen vor die Nase.

»Jetzt iss' wenigstens etwas, wenn du mir schon nichts verraten willst.« Miro blickte von den Broten zu Kyle hinauf, dann wieder auf den Teller, bevor er sich dann doch zögerlich etwas davon nahm und es noch einen Moment skeptisch ansah, bevor er hineinbiss.

»Ich habe nichts Giftiges hineingetan, falls dich das beruhigt«, seufzte er und stellte den Rest auf seinen leicht überquellenden Schreibtisch ab, nachdem er einen Fleck dafür freigeräumt hatte.

»Das… ist gut.« Die Stimme hörte sich so an, als würde diese Tatsache Miro wirklich verwundern.

»Naja, solche Sachen wie belegte Brote krieg ich schon noch hin«, grummelte Kyle darauf. Er war ja nicht völlig unfähig was das Kochen anging. Dann nahm er sich selbst auch eines und setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl. Er biss ab und während er kaute, besah er sich seinen neuen, temporären Mitbewohner noch einmal genauer. Er war ein Stück größer als er selbst, aber das war kaum der Rede wert. Sein Gesicht war hübsch, die Wangenknochen hoch angesetzt, die Kieferlinie gut ausgebildet, die Nase gerade und das alles ließ ihn schon recht erwachsen aussehen, wobei er noch immer auch weiche Züge hatte, die ihn wieder jugendlicher erscheinen ließen, aber Miro schien noch immer eher unsicher, vor allem nun, da er ihn so betrachtete, merkte er, wie sich der Junge leicht versteifte. Er saß im Allgemeinen relativ gebeugt da, hatte die Beine an den Körper gezogen und sah nach unten auf sein Essen. Nur langsam richteten sich seine Irden auf ihn, sodass er ihn aus den Augenwinkeln ansah. Der Ausdruck sprach die stumme Frage fast schon direkt aus: 'Habe ich etwas falsch gemacht, oder was ist los, dass du mich so ansiehst?' Auf Kyles Gesicht erschien ein leichtes Lächeln.

»Nein, alles okay. Iss' einfach weiter. Du hast bestimmt Hunger.« Doch diese grünen Augen kamen ihm so bekannt vor. Irgendwie, jedenfalls beschlich ihn das leise Gefühl, diese von irgendwoher zu kennen. Er wusste nur nicht woher. Hatte er Miro vielleicht schon einmal gesehen? Er konnte sich nicht daran erinnern. Möglicherweise spielte ihm sein Gedächtnis da auch einfach nur einen Streich.

Vorerst aßen sie stumm weiter. Kyle würde die Fragen auf den nächsten Tag verschieben und den anderen für heute damit in Ruhe lassen. Warum auch immer dieser nackt im Wald gewesen war, es hatte sicher einen guten Grund gehabt und wenn er nicht darüber sprechen wollte, war das für den Moment auch okay. Nachdem sie fertig mit Essen waren, legte sich Miro auf sein Bett zurück und schloss die Augen. Kyle ließ ihn machen und kümmerte sich etwas um die Vorbereitung auf die Schule für morgen. Er hatte noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen, vor allem Mathematik, was ihn doch eher quälte, als ihm gefiel. Aber er wusste auch, dass er diese besser machen sollte, denn sonst käme er bald gar nicht mehr mit dem Stoff mit. Reichte schon, dass er das letzte halbe Jahr Nachhilfe hatte nehmen müssen, weil er nichts mehr verstanden hatte von dem, was der Lehrer ihnen beibringen hatte wollen.

Er war verhältnismäßig stark in die Aufgabe vertieft, sodass er doch ziemlich erschrak, als Miro sich ruckartig aufsetzte und zur Tür blickte. Kurz darauf hörte Kyle, wie unten die Tür zuschlug und seine Schwester bekannt gab, dass sie wieder da war. Dann wurde ihre Stimme wieder leiser, sodass er nicht mehr verstand, was sie sagte. Anscheinend sprach sie gerade mit ihren Eltern. Kyle sah zu dem anderen hinüber. Dieser schenkte ihm einen besorgten Blick.

»Keine Sorge, sie kommt normalerweise nicht in mein Zimmer und wenn doch, klopft sie eigentlich an.« Dadurch sichtlich erleichtert ließ sich Miro wieder zurückfallen und auch Kyle kümmerte sich wieder um seine Mathematikaufgabe.

Einige Minuten später hörte man, wie seine Schwester die Treppen hinaufstapfte und vor seiner Tür stehen blieb. Beide, Miro und Kyle sahen erneut auf und der Schwarzhaarige reagierte in einer unheimlichen Geschwindigkeit. Nur ein kurzes Klopfen war zu vernehmen, bevor die Zimmertür aufging, doch das reichte Miro schon aus und er war vom Bett auf den Boden geschlittert und hatte sich unter das Bett gerettet, fast so als hätte er genau gewusst, dass darunter genug Platz für einen Menschen war, solange dieser nicht zu breit oder groß war. Einen Augenblick sah Kyle noch gebannt auf die Stelle, von der aus Miro seinen kleinen Stunt begonnen hatte, dann jedoch räusperte sich seine Schwester und er sah zu ihr hinauf.

»Ich weiß ja, dass dein Bett wirklich sehr interessant ist, aber könnte ich für eine Minute um deine Aufmerksamkeit bitten?«

»Gut, du hast eine Minute, Lis. Genau ab… jetzt«, scherzte Kyle und sah dabei auf seine Armbanduhr. Entnervt rollte seine Schwester mit den Augen und seufzte auf.

»Mum ist morgen nicht da, wenn du von der Schule heimkommst, deshalb stellt sie dir das Essen in den Kühlschrank und du kannst es dir aufwärmen, soll ich dir sagen.«

Überrascht sah der Blonde auf. »Wo ist sie denn und wann kommt sie zurück?«

»Sie hat einen Zahnarzttermin und konnte keinen zu einer anderen Zeit bekommen. Wahrscheinlich so um drei Uhr wird sie wieder da sein.« Dabei warf Lis ihre hellbraunen, langen Haare nach hinten und gähnte verhalten. Sie war ein hübsches Mädchen, es war wirklich kein Wunder, dass ihr die Männer nur so hinterherliefen, wenn sie single war. Obwohl sie mit ihren 18 Jahren nur gut ein Jahr älter als Kyle war, erschien sie manchmal wie eine dieser erfolgreichen Frauen, die in ihrem Leben schon alles erreicht hatten und es voll und ganz genossen. Man konnte zwar nicht sagen, dass sie so erfolgreich war, aber sie hatte eine Anstellung im Büro eines großen Unternehmens, wo sie zur Bürokauffrau ausgebildet wurde und gute Aussichten, übernommen zu werden.

»Gut. Deine Minute ist um. Und das nächste Mal könntest du darauf warten, dass ich auch 'Herein' sage und nicht einfach hereinstürmen.«

»Jaja, Kleiner. Schon gut, ich verschwinde ja schon. Und sei dankbar, dass ich mir überhaupt die Mühe gemacht habe, anzuklopfen. Ist ja nicht so, als würdest du sonst was Geheimes machen.« Sie winkte ihm noch und wünschte ihm eine gute Nacht, bevor sie wieder aus dem Zimmer verschwunden war.

Einen Moment später kroch Miro unter dem Bett wieder hervor und stand auf. Er hatte hier und da kleine Staubfussel auf der Kleidung und zupfte diese einzeln weg.

»Du solltest dringend mal da unten sauber machen. Ist ja echt eklig.« Dabei lächelte er ihm schief entgegen um seine Worte etwas abzuschwächen.

»Hast wohl Recht. Gleich morgen sauge ich mal unter das Bett«, erwiderte Kyle und lächelte ebenso.

Als es dann schon später war und Kyle seine Hausaufgaben endlich hinter sich hatte, stand er vom Schreibtisch auf, streckte sich und sah zu Miro, der seine Augen einen Spalt geöffnet hatte und zu ihm blickte.

»Ich mach mich jetzt bettfertig. Du kannst auf dem Sofa schlafen. Ich gebe dir dafür noch eine Decke und was zum Anziehen.« Kurz darauf kramte er auch schon eine Schlafhose und ein bequemes Shirt heraus, sowie eine dicke Winterdecke. Das alles gab er Miro, bevor er sich auf den Weg ins Bad machte, wo er sich die Zähne putzte, sich fertig machte und wieder zurück in sein eigenes Zimmer ging. Der andere hatte sich währenddessen umgezogen und saß auf dem schwarzen Sofa, die Beine unter der Decke. Sein Blick lag auf Kyle, doch dieser versuchte das zu ignorieren, während er sich selbst umzog, was gar nicht so einfach war. Er fühlte sich dabei schrecklich beobachtet und war heilfroh, als er endlich seinen Schlafanzug anhatte und die kleine Lampe auf seinem Nachtkästchen anmachte, dafür das große Raumlicht ausschaltete.

Er legte sich ins Bett, stellte sich seinen Wecker und sah noch einmal zu Miro, der sich nun doch hingelegt hatte und die Augen schloss.

»Gute Nacht.« Dann schaltete er das Licht aus und versuchte einzuschlafen. Das war jedoch leichter gesagt als getan, denn die Fragen, warum Miro im Wald war, warum er es ihm nicht sagte, wollten ihm nicht aus dem Kopf gehen. Er musste ihn unbedingt zum Reden bringen. So konnte das doch nicht weitergehen!

Früher oder später war er dann doch eingeschlafen und kuschelte sich dabei noch mehr in sein Bett, denn auch wenn eingeheizt wurde, unter der Decke war es doch wärmer.

Miro?

Miro?
 

Am nächsten Morgen wachte er durch seinen lauten, unerbittlichen Wecker auf und tastete noch mit geschlossenen Augen nach diesem, um ihn zum Schweigen zu bringen. Doch irgendwas stimmte nicht. Neben ihm war etwas Schweres. Er öffnete langsam die Augen und drehte seinen Kopf etwas nach rechts und erschrak. Da lag ein Kerl in seinem Bett! Sein Körper spannte sich an und er riss die Augen auf. Das… das… wer war das?!

Es dauerte tatsächlich noch eine kleine Weile, bis Kyle die schwarzen Haare und das Gesicht zuordnen konnte. Miro. Genau. Der Junge aus dem Wald. Aber warum schlief er neben ihm? Hatte er Miro nicht gesagt, er solle auf dem Sofa schlafen?

Kyles Blick wanderte zu der Couch. Diese war völlig leer, sogar die Decke hatte der andere mitgenommen. Er lag auf Kyles Decke und hatte seine eigene über sich geworfen, um nicht zu frieren, wie es schien. Naja, wenigstens war er nicht auch noch unter seine Decke geschlüpft. Trotzdem war es dem Blonden auch so nicht recht, dass er zu ihm ins Bett gestiegen war. Er stützte sich auf seine Ellenbogen, sodass sein Oberkörper etwas erhoben war und verzog etwas sein Gesicht.

»Miro«, knurrte er leicht. Das schien den anderen auch tatsächlich zu wecken, denn dieser blinzelte kurz darauf müde und sah ihn mit diesen unglaublich grünen Augen an. Diese Farbe faszinierte ihn wirklich. Ein Lächeln erschien auf dem Gesicht des anderen und er schmiegte sich noch mehr an Kyle. Er drängte sich richtig an ihn, legte einen Arm um seine Taille und legte seinen Kopf auf seinen Bauch. Im ersten Augenblick war er wirklich verwirrt. Was sollte das? Warum tat Miro das?

»Hey, was soll das? Miro!«

Plötzlich riss der Größere seine Augen auf und sah erschrocken zu Kyle auf. Im nächsten Moment sah er auf seine Hand und schien überrascht. Er setzte sich sofort aufrecht hin und sah nach unten.

»V-verzeih…« Kyle verstand das Verhalten seines temporären Mitbewohners nicht und kräuselte die Stirn.

»Was auch immer…« Dann setzte auch er sich auf und streckte sich, bevor er sich aus dem Bett erhob und anfing, sich umzuziehen.

»Warum bist du überhaupt in meinem Bett? Habe ich dir nicht gesagt, du sollst auf dem Sofa schlafen?«

»Mir… war kalt.« Kyle sah zurück auf sein Bett. Miro saß noch immer mit gesenktem Blick da. Gut, das war eine plausible Erklärung. Er wusste schließlich nicht, wo noch mehr Decken waren und da er wie lange nackt im Schnee gesessen hatte, konnte ihm sicher schnell wieder kalt werden. Dass er da nach Wärme gesucht hatte, verstand er. Nur das merkwürdige Verhalten nach dem Aufwachen konnte er nicht einordnen. Aber dafür hatte er nun auch nicht wirklich Zeit, da er sich für die Schule fertig machen musste.

»Du kannst gerne weiterschlafen. Ich bringe dir später noch Frühstück hoch, weil unten ja meine Familie ist. Da willst du sicher nicht runter, sonst würden sie herausfinden, dass du hier bist. Und dann bin ich in der Schule. Ich werde erst mittags wieder kommen. Solange musst du hier im Zimmer bleiben, weil meine Mutter Zuhause ist.«

Kyle hatte sich angezogen und begab sich ins Bad, bevor er hinunterging um mit seinen Eltern und Lis zu frühstücken. Danach machte er sich noch ein Marmeladenbrot und eines mit Honig, die er dann mit den Worten: »Die esse ich oben noch.« mitnahm und sich wieder nach oben verzog.

Dort fand er Miro in sein Bett gekuschelt. Jedoch öffnete er die Augen, als er das Zimmer betrat.

»Hier, das ist für dich. Ich bin dann auch mal weg.« Er stellte den Teller auf seinen Schreibtisch ab, sowie eine Flasche Wasser, denn Miro würde früher oder später gewiss durstig werden. Kyle stopfte seine Schulsachen in den Rucksack und verließ sein Zimmer, dann auch das Haus und ging zur Schule.
 

Der Vormittag verging auch ziemlich schnell. Jenny hatte ihn zwar gefragt, warum er so abwesend sei, sonst war jedoch niemandem aufgefallen, dass er mit seinen Gedanken oft ganz wo anders war und Jenny hatte sich mit einer leichten Ausrede abwimmeln lassen. Sie war eine gute Freundin aus der Schule, die er schon lange kannte. Mike, sein bester Freund, der bei solchen Sachen immer recht feinfühlig und aufmerksam war, hatte heute seine Führerscheinprüfung und war deshalb nicht in der Schule, was Kyle gut in den Kram passte. Dieser hätte sicherlich nachgebohrt und Miro schien wirklich Angst zu haben, dass jemand herausfand, dass er bei ihm war. Wieso auch immer.

Auf den Unterricht konnte sich Kyle heute kaum konzentrieren. Viel zu sehr hielten ihn die Gedanken um Miro gefangen. War dieser wirklich von irgendwoher geflohen und hatte deshalb so eine große Furcht davor, dass jemand herausfand, dass er bei ihm war? Er musste unbedingt Antworten von dem anderen erhalten. Gleich heute Nachmittag würde er es versuchen.

Und mit dieser Absicht kam er Zuhause an, schloss auf und sah gleich mal nach, ob seine Mutter auch wirklich weg war, wie Lis es am Vorabend gesagt hatte. Er konnte sie nirgends entdecken und ging deshalb auch gleich hinauf in sein Zimmer. Miro lag wieder - oder noch immer? - im Bett und schien zu schlafen. Er hatte sich noch nicht umgezogen, war aber anscheinend schon einmal aufgestanden, denn er hatte die Brote gegessen und etwas getrunken.

Kyle ließ sich vorsichtig auf dem Rand des Bettes nieder und sah auf den anderen hinab, der da so friedlich vor sich hin döste. Seine Haare waren völlig durcheinander, während er sich richtig in die Decken eingerollt hatte, sodass man nur mehr seinen Kopf und Schulter, sowie eine Hand sah. Alles andere war irgendwo unter den beiden Decken verborgen. Sollte er ihn nun wirklich wecken? Er schlief doch so tief…

Gerade als Kyle sich wieder erheben wollte um erst einmal seine Hausaufgaben zu machen und zu warten, bis der andere von selbst aufwachte, öffnete eben jener auch schon seine Augen. Er gähnte verhalten und blinzelte einige Male, bevor er wirklich auf Kyle reagierte.

»Na, auch endlich mal wach, Schlafmütze?« Lächelnd strich er dem Liegenden ein paar Haarsträhnen von dessen schwarzer Mähne aus dem Gesicht. Als er sich dieser Berührung jedoch bewusst wurde, zog er seine Hand wieder zurück. Wieso hatte er das getan? Er kannte diesen Kerl doch gerade mal einen Tag. Aber es kam ihm so vor, als würde er ihn schon viel länger kennen…

Miro richtete sich müde auf und streckte sich ausgiebig.

»Na komm' mit runter. Wir sind alleine Zuhause und meine Mutter hat das Mittagessen schon bereitgestellt.«

Dann stand er wieder vom Rand des Bettes auf und wartete bis Miro sich ebenfalls erhoben hatte, um dann mit diesem gemeinsam in die Küche zu gehen. Dort holte er das Essen aus dem Kühlschrank, tat es auf zwei Teller und wärmte diese in der Mikrowelle. Solange er warten musste, lehnte er sich an die Küchenzeile und sah zu dem anderen, der sich bereits gesetzt hatte.

»Du könntest mir langsam erzählen, was du im Wald getrieben hast und warum niemand davon wissen darf, dass du bei mir bist.« Doch was erwartete er schon als Antwort? Miro war anscheinend nicht bereit, ihm auch nur eine seiner Fragen zu beantworten. Er sah nur auf die Tischplatte und war stumm, bis Kyle ihm das Essen vorsetzte.

Es ärgerte ihn schon ziemlich, dass der andere ihm nichts erzählen wollte. Er gab ihm schließlich ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen und einen warmen Platz zum Schlafen. Und trotzdem schwieg er, sagte kein Wort.

»Iss.«

»Es ist zu heiß. Ich würde mir die Zunge verbrennen.«

Kyle sah zu Miro als er sich selbst setzte und blickte diesen ungläubig an. Er nahm einen Bissen. Es war schon heiß, aber so, dass man es guten Gewissens essen konnte. Aber wenn der andere lieber noch etwas warten wollte, sollte er das tun, er würde essen.

»Wieso erzählst du mir nichts über dich? Ist es so schlimm, dass ich es nicht wissen darf? Ich meine, ich habe dir bereitwillig angeboten, dass du hier her kannst, ich verstecke dich sogar vor meinen Eltern und doch sagst du mir nichts.«

»Ich habe dich nie darum gebeten, mich mit zu dir zu nehmen.« Das reichte jetzt aber. Da half er ihm, holte ihn aus der Kälte und war gut und alles was er bekam war das?

Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Miro zuckte zusammen.

»Was soll das? Wenn du so denkst, solltest du vielleicht besser wieder gehen«, knurrte er ihn an und auch sein Blick zeugte davon, dass der andere nun eine Grenze überschritten hatte. Er war hilfsbereit, aber er wollte dafür wenigstens einen Dank. Selbst wenn dieser nur aus einem einfachen 'Danke' bestand. War das zu viel verlangt? Wohl kaum.

»So habe ich das nicht gemeint… ich bin dir dankbar, dass du mich aus der Kälte geholt hast, auch wenn ich nicht darum gebeten habe, aber ich will dir das eben nicht sagen. Akzeptiere das doch bitte einfach. Lass mich wenigstens noch ein paar Tage hier bleiben, dann verschwinde ich auch, versprochen… Nur noch ein paar Tage…« Miros Augen hatten ihn die ganze Zeit, während er gesprochen hatte, fixiert und gefangen gehalten. Erst am Schluss wurde sein Blick wieder so flehend wie am Vortag, als er ihn darum gebeten hatte, seinen Eltern nichts von ihm zu verraten. Wie könnte Kyle diesem Blick auch widerstehen? Diese Augen, die ihn sowieso schon von Anfang an faszinierten und fesselten, konnten so ausdrucksstark sein und Miro wusste genau, wie er sie einzusetzen hatte. Smaragdgrün traf auf stahlblau und für einen Moment war es völlig still im Raum. Kyle wollte seine Niederlage gegen den anderen noch nicht akzeptieren, auch wenn selbst er sie schon deutlich sah. Dann jedoch seufzte er tief auf und erwiderte:

»Okay, ein paar Tage.« Ein Strahlen ging über das Gesicht des anderen.

»Danke, danke!« Er schien wirklich glücklich über diese Kleinigkeit zu sein und brachte damit auch Kyle dazu, zu lächeln.

»Schon okay, jetzt iss lieber, sonst wird es noch kalt.«
 

Und die paar Tage vergingen. Miro verbrachte viel Zeit damit, zu schlafen oder einfach faul rumzuliegen, jedoch nie auf dem Sofa, sondern immer in Kyles Bett. Irgendwann hatte er es aufgegeben, zu sagen, dass Miro eigentlich auf dem Sofa schlafen sollte. Er tat es ja doch nicht. Manchmal sah der Schwarzhaarige ihm bei den Hausaufgaben zu oder sah lange aus dem Fenster. Er konnte ja nur schlecht hinaus, ohne dass einer von Kyles Familie es merken würde. Sie redeten über dies und das, jedoch vermieden sie beide das Thema Miros Herkunft oder den Grund, darum dieser im Wald gewesen war.

Sie verstanden sich gut.
 

Eines Abends lagen sie beide schon im Bett, hatten jedoch das Licht noch an. Es machte Kyle nicht einmal mehr etwas aus, dass Miro neben ihm lag, sie benutzten nun auch nur noch eine Decke. Kyle lag auf dem Rücken und hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt.

»Ich mache mir Sorgen um Casimir. Er kommt einfach nicht wieder.«

»Casimir?«, fragend sah Miro ihn an.

»Er ist mein Kater. An dem Abend, an dem ich dich gefunden habe, war ich eigentlich deshalb im Wald, weil er mir weggelaufen ist und ich ihn gesucht habe. Nur habe ich ihn leider nicht gefunden. So lange wie jetzt war er noch nie weg. Ich habe Angst, er ist vielleicht in der Kälte erfroren…« Das wollte Kyle sich wirklich nicht vorstellen. Er liebte seinen Kater und wollte ihn unbedingt wieder zurück. Hätte er an dem Abend noch länger suchen sollen? Hätte er ihn dann gefunden? Er wusste es nicht.

»Mach dir keine Sorgen. Kater sind zäh. Er hat sicherlich irgendwo ein Örtchen gefunden, wo es warm ist. Außerdem ist es doch normal, dass Kater streunen. Der kommt schon wieder«, versicherte ihm Miro.

»Aber nicht Casimir! Er ist niemand, der streunt. Er war nie länger als ein, zwei Tage weg und jetzt ist es schon gut eine Woche…« Er spürte eine Hand auf seiner Schulter.

»Er wird schon wieder kommen.«

»Hoffentlich.« Seufzend schaltete Kyle schließlich das Licht aus. Er war müde.

Doch lange schlief er nicht, dann wurde er von etwas geweckt. Erst wusste er nicht, was es war. Ihm war angenehm warm, auch wenn er die Decke als ziemlich schwer empfand. Nur langsam wurde er wach genug, um seine Augen zu öffnen. Er spürte etwas Weiches an seinen Lippen. Etwas Warmes. Der Mond schien leicht durch das Fenster in sein Zimmer, sodass man Umrisse erkennen konnte. Und direkt vor ihm war jemand. Er zuckte etwas zurück, was jedoch nicht wirklich möglich war, schließlich lag er auf dem Rücken. Langsam konnte er es einordnen. Jemand lag auf ihm. Jemand… Miro? Wer auch sonst?

»M-Miro?«, fragte er unsicher und müde.

»Hmm?« Das war Miros Stimme. Und erneut spürte er etwas Weiches und Warmes an seinen Lippen. Und nun konnte er auch dieses Gefühl zuordnen. Miro küsste ihn! Was sollte das?

»W-Was machst du da?«, wollte Kyle trotzdem vom anderen wissen, nachdem dieser wieder von seinen Lippen abgelassen hatte. Doch dann spürte er auch schon die Hände seines neuen Freundes an seinem Hals, seiner Brust, seinen Seiten. Die Lippen wanderten hinunter über den Unterkieferknochen zum Hals und saugten sich dort leicht fest.

»Nach was sieht es denn aus? Ich kann mich nicht länger zurückhalten. Ich will dich. Ich liebe dich.« Geschockt riss Kyle die Augen auf. Miro hingegen ließ sich nicht beirren, er fuhr mit einer Hand langsam unter sein Shirt und wanderte hinauf zu seiner Brust.

Das- Das konnte doch nicht sein! Wieso tat Miro das? Er liebte ihn? Unsinn! Auch wenn Kyle die Situation noch immer nicht richtig verstand, dafür war er wohl auch einfach zu müde, ging ihm das hier alles deutlich zu weit. Mit einem kräftigen Stoß hatte er Miro von sich gestoßen und dieser saß verdattert am Rand des Bettes. Ein wenig mehr Kraft und er wäre wohl aus dem Bett gefallen.

Kyle hingegen richtete sich auf und starrte auf seinen Freund, misstrauisch und vorsichtig.

»Lass den Scheiß! Was soll das? Ich stehe nicht auf Kerle und will auch nichts von dir.« Er strich sich mit einer Hand übers Gesicht. Konnte das wirklich sein? Nein, das musste ein schlechter Traum sein. Es musste einfach so sein. Miro liebte ihn nicht. Er würde ihn niemals so überfallen… oder? Er wusste nicht, was er denken sollte.

»Wieso?« Eigentlich fragte er mehr sich selbst als den anderen, doch das hielt diesen nicht davon ab, zu antworten.

»Weil ich dich liebe, Kyle.« Schwachsinn! Das konnte nicht sein. Sie kannten sich doch gerade einmal eine Woche. Auf so kurze Zeit konnte man sich nicht richtig verlieben und schon gar nicht in einen anderen Mann.

»Nein, tust du nicht!« Kyle wurde lauter als er eigentlich wollte, aber das alles wühlte ihn so auf. Was sollte das auch werden? Er verstand es einfach nicht. Es klang so falsch.

»Beruhige dich.« Miro fasste ihm freundschaftlich an die Schulter, wollte ihn wohl wieder etwas beruhigen, aber er bezweckte damit genau das Gegenteil. Kyle schlug seine Hand aufgehetzt weg und wich ein ganzes Stück zurück.

»Fass mich nicht an!« Dabei knurrte er so abweisend, dass Miro von selbst zurückwich. Einen Moment lange war es vollkommen still im Raum. Dann erhob sich Miro langsam.

»Ich denke, es ist besser, wenn ich jetzt gehe…« Dann ging er um das Bett, blieb am Fußende noch einmal stehen und sah traurig zu Kyle. Jedenfalls kam es diesem so vor, denn er erkannte auch jetzt nur Schemen und Umrisse. Aber… schimmerten die grünen Augen? Unsinn. Nur eine Spiegelung des Mondlichts in den Augen. Und er war müde. Da spielten einem die Augen schon einmal einen Streich.

Miro sah weg und verließ das Zimmer. Wohin ging er? Wenn Kyle ehrlich war, war es ihm völlig egal im Moment. Er war weg und das war gut. Die Spannung wich aus seinem Körper und er seufzte, lehnte sich an das Kopfende seines Bettes und kauerte sich dort zusammen, vergrub das Gesicht in seinen Händen. Was war das gewesen?
 

Der nächste Morgen kam, aber Kyle wollte gar nicht aufstehen. Er war sich nicht sicher, ob das in der Nacht wirklich geschehen war und wollte es auch nicht wissen. Hatte Miro ihn wirklich geküsst? Nur widerstrebend öffnete er seine Augen, als er den Wecker ausmachte und sah nach rechts. Niemand da. Nur er lag in seinem Bett. Er erhob seinen Oberkörper etwas und stützte sich auf den Ellenbogen ab, um zum Sofa sehen zu können. Auch nichts. Er war ganz alleine im Zimmer. Miro war nicht da. Sonst lag er immer nahe an ihm und schlief tief und fest. Er würde auch nicht einfach aus seinem Zimmer gehen und sich somit der Gefahr aussetzen, seiner Familie zu begegnen. War das wirklich alles passiert und Miro war gegangen?

Irgendwie war das ein beklemmendes Gefühl.

In der Küche machte er sich gerade Frühstück, da hörte er ein leichtes Knallen und das Kratzen von Krallen auf Blech und kurz darauf ertönte ein altbekanntes Miauen. Kyle drehte sich zu einem der Fenster um und erblickte seinen Casimir. Ein freudiges Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab und er eilte zum Fenster, um dieses zu öffnen und seinen Kater herein zu lassen. Sofort ergriff er jenen und drückte ihn an sich.

»Casimir! Du kleiner Ausreißer. Dir geht es gut. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, weil du so lange weggewesen bist. Mach das nie wieder, hörst du?« Er drückte das schwarze Knäul noch enger an sich, bevor er ihn ein Stück von ihm weghielt und ihn kurz betrachtete. Zwar war sein Fell richtig kalt, aber sonst schien es ihm wirklich gut zu gehen. Er war nicht abgemagert oder sonst etwas.

»Na, wo hast du dich denn durchgefressen, solange du nicht hier gewesen bist, hm?« Darauf erhielt er nur ein Gurren und dann ließ er den Kater wieder runter, schloss das Fenster und seufzte glücklich. Es ging ihm gut.

»Hast du Hunger? Bestimmt.« Er schüttete Casimir eine Portion Trockenfutter in seinen Napf und machte sich dann selbst sein Frühstück fertig. Er war wirklich unheimlich beruhigt, nun da Casimir wieder bei ihm war. Auch wenn er sich nicht sicher war, was nun mit Miro war. Hatte dieser gestern seinen Abschied von ihm genommen? Würde er wieder zu ihm kommen oder nicht? So in Gedanken versunken bemerkte er gar nicht, wie ihn plötzlich zwei grüne Augen musterten. Erst einen Moment später sah er sie und erschrak. Miro? Er sah deutlicher hin, doch es war nicht der andere. Es war lediglich Casimir, der auf den Stuhl neben ihm gesprungen war und mehr Futter wollte.

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Hoffe, auch dieses Kapitel gefällt euch :) Über konstruktive Kritik würde ich mich auch hier sehr freuen. Sagt mir doch, was ich besser machen kann, damit ich nicht auf meinen Stand stehen bleibe, sondern mich verbessere ;)

Mike?

Mike?
 

So, dieses Mal nur ein etwas kleineres Kapitel, aber dafür geht es auch bald weiter :) Und Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude ;)

Hier auch ein kleines Dankeschön an meine Kommentarschreiberlinge und Favonehmer. Ich freue mich, dass es euch so gut gefällt und werde mir weiterhin Mühe mit der Geschichte geben :)

P.S.: Wer es noch nicht gesehen hat, jetzt sind auch Steckbriefe unserer Akteure vorhanden :3

Und über Kommentare würde ich mich natürlich auch dieses Mal sehr freuen =)

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»Was ist denn heute mit dir los? Die ganze letzte Woche hast du fast ständig gestrahlt und warst gut drauf und jetzt ziehst du ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Du bist doch kein Mädchen, sonst würde ich ja schon fast darauf schließen, dass du deine Tage hast… Au!«

Jenny hatte Mike an die Schulter geboxt.

»Ist doch wahr! Sieh ihn dir nur mal an.« Mike zeigte auf Kyle und rieb sich seine Schulter. Jenny hatte einen ziemlichen Wumms drauf, wenn sie wollte.

Hatten sie Recht? Es machte ihm irgendwie doch mehr aus, als er gedacht hatte, dass Miro nun so mir nichts dir nichts verschwunden war. Er hätte nie gedacht, dass er wirklich ging. Sie hatten sich doch wahrlich gut verstanden und dann hatte er mit diesem Unsinn anfangen müssen, von wegen er würde ihn lieben und so. Sie kannten sich gerade mal eine Woche und da wollte Miro schon wissen, dass er sich verliebt hatte? Mal ganz davon abgesehen, dass sie beide Kerle waren. Kyle war doch nicht schwul.

»Hallo, Erde an Kyle! Hörst du uns überhaupt zu? Was ist nur mit dem los?« Jenny zuckte nur mit den Schultern.
 

Die Tage vergingen und seine Laune wurde einfach nicht besser. Das unbehagliche Gefühl, dass etwas fehlte, wurde er nicht los. Und er vermisste Miro. Auch wenn er es nicht wirklich zugeben wollte, es war so. Jeden Tag, wenn er morgens aufwachte, ging sein Blick wie von selbst zur Seite, um nachzusehen, ob der andere nicht doch wieder neben ihm lag, aber da war nur Casimir, der sich neben ihm zusammengerollt hatte und schlief. Er liebte seinen Kater, aber er wünschte sich, anstelle von ihm Miro neben sich vorzufinden. Jedes Mal, wenn er in sein Zimmer kam, hoffte er wieder, dass der Schwarzhaarige auf dem Fenstersimms saß und aus dem Fenster sah, sich dann zu ihm umdrehte und ihn anlächelte. Doch meistens war es nur sein Kater, der sich auf dem Fensterbrett sonnte. Und jedes Mal, wenn seine Hoffnung, Miro vorzufinden, enttäuscht wurde, spürte er wieder dieses beklemmende Gefühl in seiner Brust.

Konnte es sein? Hatte er sich auf diese eine Woche, die er mit Miro verbracht hatte, in diesen verliebt? In einen Mann?

Mike überredete ihn des Öfteren, zu ihm zu kommen und zu zocken, aber auch in diesen Momenten dachte Kyle immer wieder an Miro. Auch wenn er am Wochenende etwas mit seinen beiden Freunden unternahm, war er nicht so ausgelassen wie sonst. Er vermisste den anderen einfach so sehr.
 

»Komm, Kyle, du bist ja überhaupt nicht bei der Sache. Nach einer Weile macht es keinen Spaß mehr, ständig zu gewinnen, nur weil du in Gedanken ganz wo anders bist.«

»Hm?« Kyle hatte seinem Freund gerade gar nicht wirklich zugehört. Und das hatte dieser auch ganz genau bemerkt, so wie Mike nun zu ihm sah.

»Man, wirklich. Was ist nur mit dir los?«

»Nichts«, erwiderte er schulterzuckend und lehnte sich mehr auf dem Sofa seines Freundes nach hinten. Er konnte Mike ja schlecht erzählen, dass er vielleicht schwul war, tagelang einen Fremden in seinem Zimmer versteckt hatte und er diesen nun vermisste, weil er abgehauen war, nachdem er ihn sexuell bedrängt hatte. Nein, das würde wohl nicht so gut ankommen. Er vertraute seinem besten Freund zwar fast grenzenlos, aber das ging dann wohl doch etwas zu weit.

»Hältst du mich für so dumm und blind? Seit Tagen bist du launisch und schlecht drauf, deine Gedanken sind überall, nur nicht bei dem, was um dich herum geschieht und manchmal starrst du einfach nur dümmlich vor dich hin. Irgendetwas musst du ja wohl haben.«

Manchmal verfluchte Kyle es, dass der andere so unglaublich scharfsinnig war, wenn es um Gefühle ging. Aber in seinem Fall war das wohl wirklich keine Kunst. Man konnte es ihm sicher sprichwörtlich von der Stirn ablesen. Er seufzte und legte den Controller zur Seite, er konnte sich sowieso nicht auf das Spiel konzentrieren.

Was sollte er Mike nun sagen? Dass er jemanden vermisste? Aber dann würde er nachharken und er müsste entweder mit dieser unglaublichen Story rausrücken oder sich ein ziemliches Lügengebilde ausdenken.

Er sah zu seinem Freund. Dieser sah ihn neugierig und ungeduldig an. Sein rechtes Bein ging immer wieder auf und ab und machte jedes Mal, wenn die Ferse auf den Boden auftraf, einen nervigen Laut.

Sollte er seinen Freund wirklich anlügen? Würde er das überhaupt hinbekommen? Er war nicht sonderlich gut darin und Mike könnte ihn wohl in Sekundenschnelle durchschauen, so wie immer eben.

Erneut seufzte er tief.

»Ich… hab' da jemanden kennen gelernt. Und diesen jemand mag ich sehr gerne. Wir haben uns öfters getroffen und uns… angefreundet. Aber jetzt kommt dieser jemand nicht mehr.« Mike blieb einen Moment still, sein Bein war nun auch ruhig, dann grinste er über beide Ohren.

»Sag nur, du hast dich verknallt, Kyle. Dass ich das noch erleben darf!« Er machte eine theatralische Handbewegung und wischte sich eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel. Stirnrunzelnd und zickig fauchte Kyle ihn an:

»Red' keinen Quatsch. Ich bin nicht verliebt! Ich mag diesen jemand nur ziemlich gerne und vermisse ihn jetzt…«

»Und warum gehst du dann nicht einfach zu diesem jemand nach Hause und sagst ihr das?«, wollte Mike mit zusammengezogenen Augenbrauen wissen.

»Na ganz einfach deshalb, weil ich nicht weiß, wo dieser jemand wohnt!« War das so schwer zu verstehen? Wäre es so einfach, würde er doch nicht hier sitzen und das mit Mike bereden.

»Oh… das ist blöd. Und ihr Name?«

»Kenne nur den Vornamen. Sonst wäre die Sache ja auch kein so großes Problem«, klärte Kyle seinen besten Freund auf und sah bedrückt auf seine Füße.

Nun war auch der andere still. Anscheinend hatte der Blonde es tatsächlich geschafft, ihn mundtot zu machen. Wäre er gerade nicht so merkwürdig drauf, hätte er sich darüber sicher gefreut.

»Das ist natürlich scheiße. Und wenn du einfach wieder dahin gehst, wo du sie getroffen hast?« Ganz ohne, dass Kyle es jemals ausgesprochen hatte, nahm der andere an, es würde sich um ein Mädchen handeln. Aber wenn Mike wirklich dachte, er wäre verbliebt, war das nachvollziehbar. Er konnte ja selbst kaum glauben, dass er vielleicht auf einen Kerl stehen könnte.

»Da wird sie nicht mehr sein. Das war einmalig.« Jedenfalls konnte er sich nicht vorstellen, dass Miro noch einmal im Wald anzutreffen sei. Nein, sicher nicht.

Mike schien zu überlegen und hatte den rechten Daumen an die Lippen gelegt. Zwar war er ein wirklich guter Ratgeber, aber wenn man nicht mehr als einen Namen kannte, kam man eben nicht weit. Wüsste er doch nur seinen Nachnamen! Aber er hatte es nie für wichtig gehalten. Wie dumm er doch gewesen war.
 

Schließlich konnte sein Freund ihm leider auch keine Hilfe sein, jedoch wollte er ihn informieren, sobald er eine Idee hätte. Mal sehen, ob Mike auch dieses Mal seine Rettung sein würde.

Am Wochenende besuchten Jenny und Mike ihn Zuhause. Sie machten es sich mit einer Familienpizza und Getränken vor dem Fernseher bequem und wollten einfach einen faulen DVD-Abend machen.

Jenny saß vor dem Fernseher und kramte die DVDs durch, die sie beide mitgebracht hatten. Sie strich sich dabei immer wieder ihr dunkles Haar zurück, weil es ihr jedes Mal die Sicht auf die DVD-Hülle nahm.

»Auf was habt ihr Lust, Jungs?«, fragte sie nach hinten zu Kyle und Mike, die beide auf dem Sofa lagen und Pizza aßen.

»Wie wär's mit Horror? Oder doch lieber Action?« Mike grinste. Er wusste, dass Jenny nichts mit Horror anfangen konnte und der böse Blick, den er Sekunden später erhielt, bestätigte das nur wieder.

»Mir ist es egal, sucht einfach nur irgendetwas aus und wenn es geht, bitte noch in diesem Jahrhundert.« Kyle würde sich sowieso nicht richtig auf den Film konzentrieren können, das wusste er. Jenny streckte ihn als Antwort nur die Zunge raus. Sie saß bestimmt schon mehr als eine viertel Stunde dort und konnte sich nicht entscheiden, was sie denn nun sehen wollte.

»Sag mal, Jenny. Wie läuft es momentan eigentlich mit deinem Freund? Alles wieder in Ordnung?« Kyle wusste natürlich von den Problemen zwischen den beiden. Sie waren gute Freunde und da erzählte man sich so etwas eben. Das Mädchen winkte nur seufzend ab.

»Ja, eigentlich ist wieder alles okay. Er nervt nur ziemlich, wenn er immer mit dieser Eifersuchtsnummer ankommt. Ich meine, nur weil meine besten Freunde zwei Kerle sind, heißt das noch lange nicht, dass ich ihn gleich betrüge und mit euch rummache. Aber irgendwie will das nicht in seinen Schädel. Sobald ich mal einen Abend was mit euch unternommen habe, kann ich schon darauf warten, dass er mich wieder blöd anmacht, so von wegen 'Na? Wie war's denn mit deinen beiden Süßen?'« Dabei äffte Jenny eine äußerst nervige und übertriebene Stimme nach, die vor Sarkasmus nur so triefte. Irgendwie verstand Kyle nicht so recht, warum sie mit jemand zusammen blieb, der ihr nicht einmal so weit vertraute. Er würde das nicht.

»Ich wette mit euch, morgen, wenn ich ihn treffe, wird es wieder anfangen.« Dabei seufzte sie und sah unzufrieden aus, als sie wohl gerade an genau dieses Zusammentreffen dachte.

»Jetzt such' endlich einen verdammten Film aus und setz dich zwischen uns, sonst essen wir dir die ganze Pizza weg«, drängte Mike sie.

»Wehe! Dir würde ich das sogar zutrauen!«

»Hey, das war fies!«, gab Mike gekränkt zurück und bewarf Jenny mit einem Tempotaschentuchpäckchen, das in seiner Nähe gelegen hatte. Diese erschrak sich und lachte kurz darauf los, worin Kyle und Mike kurz darauf einstimmten.

Der Blonde wusste genau, was sein Kumpel damit bezweckt hatte, und er hatte es auch geschafft. Jenny dachte nicht mehr an das Zusammentreffen mit ihrem Freund und konnte den Abend mit ihnen genießen.

Mike war schon toll, wenn es um sowas ging. Kyle lächelte stumm vor sich hin und kraulte Casimir, der direkt neben ihm lag und es sich mit dem Oberkörper auf Kyles Oberschenkel bequem machte, sich streicheln ließ und die Augen zudrückte.
 

Nach einer halben Ewigkeit hatte sich das Mädchen dann endlich für einen Film entscheiden können und kam zu ihnen, blieb dann aber vor dem Sofa stehen.

»Mike? Kannst du zu Kyle rüber rutschen? Du weißt doch, Casimir mag mich nicht so…« Dabei klang sie leicht traurig. Jenny liebte Tiere und tat alles für sie, war gerecht zu ihnen und ärgerte keines. Aber trotzdem mochte sein Kater sie nicht. Keiner wusste, wieso, aber Casimir konnte es überhaupt nicht ausstehen, wenn Jenny ihn streichelte oder ihm zu nahe kam. Er konnte sie überhaupt nicht leiden. Im Allgemeinen hatte er gegen keinen etwas. Weder gegen seine Eltern, noch gegen Lis oder gegen Mike. Seiner Schwester kroch er schon fast mit ins Bett, weil sie so nett zu ihm war. Sie hatten anscheinend gegenseitig einen Narren an sich gefressen.

Erst da ging der Blick des anderen auf den Kater, bevor er mit einem 'Klar' ein Stück zu jenem rückte und auf der anderen Seite Platz für Jenny schuf.

Sie machten sich noch einen schönen Abend, nun da endlich entschieden war, was sie denn anschauen würden. Kyle schaffte es sogar, nicht ständig an Miro zu denken, aber hin und wieder wanderten seine Gedanken doch wieder zu jenem und spätestens, als er alleine in seinem Bett lag, konnte er an nichts anderes mehr denken.
 

Auch die nächsten Tage waren nicht besser. Mike hatte Jenny anscheinend gesteckt, was mit ihm los war und jetzt versuchten beide, ihn irgendwie abzulenken. Es war ja nett von den beiden gemeint, aber irgendwie nervte es Kyle mehr, als dass es ihm half. Er war kaum früher als abends Zuhause, weil seine Freunde ihn immer irgendwohin zwangen. Entweder zu Mike nach Hause oder zu Jenny oder irgendwo in die Stadt, wo genug Reize auf Kyle einflossen, damit jener 'diesen jemand' und seinen Kummer vergas. Aber leider funktionierte das nicht so, wie sie es sich vorstellten. Zwar dachte der junge Mann nicht mehr ständig an Miro, aber sobald seine Aufmerksamkeit nicht direkt gefordert wurde, kreisten seine Gedanken doch nur um dieses eine einzige Thema. Da konnten sich seine beiden Freunde so viel Mühe geben, wie sie wollten. Es nervte Kyle ja auch, dass er so abhängig von Miro geworden war. Auf gerade mal eine Woche! Das war doch nicht normal. Er liebte den anderen doch nicht… Jedenfalls redete er sich das ein. Es konnte doch auch gar nicht sein, immerhin waren sie beide Kerle und Kyle war zu hundert Prozent hetero.
 

Eines Nachmittags war er dann doch einmal aus den Fängen seiner Freunde entkommen und lag auf seinem Bett, neben ihm Casimir. Kyle streichelte dem Kater durch das schwarze, seidige Fell und seufzte.

»Weißt du, Casimir, ich vermisse Miro. Ich will ihn wiedersehen, aber ich weiß einfach nicht, wo er sein könnte. Er hatte mich ja darum gebeten, ihn nur noch ein paar Tage mehr bei mir zu behalten, dann würde er verschwinden. Und das ist jetzt passiert. Er ist weg und ich werde ihn wohl nie wieder sehen…«

Bis zum Schluss hatte er weder herausgefunden, warum der andere nackt im Wald gewesen war und woher er kam, noch wohin er gegangen war. Er kannte nur seinen Vornamen, damit würde er also auch nicht weit kommen. Wie sollte er ihn nur jemals wiederfinden? Hätte er ihn in dieser einen Nacht doch nur nicht gehen lassen.

Aber es hatte ihn so überrumpelt und erschrocken, als Miro ihn geküsst und angefasst hatte. Zu dieser Zeit hatte er noch nicht gewusst, was er jetzt wusste. Dass er den anderen so vermissen würde und diesen sogar… liebte, irgendwie. Er war sich auch jetzt noch nicht so ganz sicher, was das Zweite anging, aber wenn Miro nur dann bei ihm bleiben würde, hätte er auch kein Problem damit, ihn zu küssen. Ja, so verzweifelt konnte man werden, wenn man jemanden unbedingt zurückwollte. Andererseits brachten alle diese Gedanken ja doch nichts, denn Miro würde nicht zurückkommen.

»Gäbe es doch nur die Möglichkeit, ihn wiederzusehen. Ich würde alles dafür tun…«

Jenny?

So Leute, und schon geht es weiter mit Miro und Kyle :D ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen ;3
 

Jenny?
 

Doch auch an diesem Nachmittag war er Mike nicht völlig entkommen. Ungefähr um fünf Uhr kam seine Schwester in sein Zimmer und kündigte an, dass der Brünette unten auf ihn wartete. Nur unwillig stand Kyle auf und ließ Casimir alleine auf dem Bett zurück. Was der andere wohl heute mit ihm vor hatte? Unten stand Mike, tippelte ungeduldig von einem Bein aufs andere und grinste seinen Freund freudig an, als er ihn auf der Treppe entdeckte.

»Und, wohin willst du mich dieses Mal verschleppen?«, wollte Kyle unmotiviert wissen und blieb kurz vor dem anderen stehen, schob seine Hände in die Hosentaschen.

»Wir gehen bowlen!« Freudig und erwartungsvoll rief er dies aus.

»Zu zweit?«, fragte Kyle skeptisch. Erstens würde das wohl kaum so viel Spaß machen und zweitens war eine Bahn ziemlich teuer, wenn sie den Preis nur halbieren konnten. Doch Mike verdrehte nur gespielt besserwisserisch die Augen.

»Natürlich nicht. Jenny und ein paar andere aus unserer Klasse sind schon auf dem Weg. Also, hopp hopp, sonst kommen wir noch zu spät!«

Von Mike gedrängt zog er sich seine Schuhe und Jacke an und verließ seufzend mit seinem Freund das Haus um sich auf den Weg zur Bowlinganlage zu machen.

»War ja klar, dass du sofort zusagst, wenn Jenny dabei ist«, neckte Kyle den anderen auf dem Weg. Dieser boxte ihn an die Schulter und sah verlegen weg.

»Ach, sei doch still. Ist doch alles nur für dich.«
 

Der Abend wurde tatsächlich sehr lustig. Jenny hatte noch zwei Freundinnen und einen Jungen aus ihrer Klasse mitgenommen und so spielten sie erbarmungslos Mädchen gegen Jungs. Anfangs ging das alles noch in geregelten Bahnen, aber sobald der Abend weiter fortgeschritten war, wurde es immer chaotischer. Kyle setzte sich mit einer Limonade auf eines der Sofas und wartete mit Jenny und deren Freundin darauf, dass Mike und die anderen beiden ihren kleinen Disput, wer denn nun diese Runde gewonnen hatte, beendet hatte.

Es tat gut, etwas mit Freunden zu unternehmen und einfach mal auszuspannen.
 

»Ah, morgen werde ich sicherlich Muskelkater haben«, jammerte Mike, der mit Kyle zurückging, weil sie ein Stück weit den gleichen Heimweg hatten.

»Sei nicht so ein Weichei, das bisschen Bowlen wird dich doch nicht schon so angestrengt haben, oder?«

»Na, du hast gut reden. Wer hat denn alle Siege rausgeholt? Du sicher nicht mit deinen Popelwürfen.« Nun war Mike es, der einen leichten Schlag auf die Schulter bekam.

»Du weißt genau, dass ich nicht gut darin bin. Selbst schuld, wenn du unbedingt Jungs gegen Mädchen spielen willst.«

»Es hat sich eben so angeboten.«

Bald trennten sich jedoch ihre Wege und sie verabschiedeten sich für heute voneinander, bevor Kyle seinen Heimweg alleine weiterführte und bald darauf müde ins Bett fiel. Sie hatten doch ziemlich lange gespielt, aber dafür war der Abend auch wirklich toll gewesen.
 

»Kyle.«

Verschlafen und müde blinzelte der junge Mann und öffnete seine Augen. Es war dunkel. Es war Nacht und er hatte bis gerade eben geschlafen. Was hatte ihn geweckt? Gähnend drehte er seinen Kopf etwas und… stockte.

Schimmernd grüne Augen fixierten ihn. Sie waren zu groß, um Casimir zu gehören. Konnte es sein?

»M-Miro?«, atemlos keuchte er den Namen des anderen und griff vorsichtig in die Richtung, wo er die Schultern des Vermissten vermutete. Und er fasste nach Stoff. War er es wirklich?

»Na, hast du mich vermisst?«, hörte er die wohlbekannte Stimme mit einem amüsierten Unterton fragen. Das konnte nicht wahr sein. Wie war er ins Haus gekommen und wie-

»Ja.« Unbewusst hatte er geantwortet. Er zog Miro näher an sich, konnte es wirklich sein?

Nein, das war sicher nur ein Traum. Er wünschte sich wohl so stark, dass der andere zu ihm zurückkehrte, dass sein Gehirn solche Träume produzierte. Aber… das durfte nicht sein! Wenn das nur ein Traum war und er am nächsten Morgen wieder alleine aufwachte, das ertrüge er nicht. Kyle krallte sich in Miros Shirt ein und schluchzte.

»Du bist doch wirklich da, oder? Du bist kein Traum«, unter Schluchzern brachte er die Frage hervor und kämpfte noch mit den Tränen. Dass ihn das so mitnehmen würde, hätte er nicht für möglich gehalten.

»Natürlich bin ich wirklich da. Wie kommst du nur auf solchen Unsinn?« Die Stimme des anderen war so warm und beruhigend. Er legte seine Arme um Kyle und küsste ihm sanft auf die Stirn.

»Versprich mir, dass du, wenn ich morgen aufwache, immer noch da bist! Versprich es!« Noch immer hatte der Blonde solche Angst, dass alles nur ein Traum sein könnte und das durfte nicht geschehen. Seine Finger ließen Miros Shirt nicht los und er drückte sich an ihn, wollte ihn nie wieder gehen lassen. Der Gedanke, am nächsten Morgen wieder alleine aufzuwachen, Miro nur im Traum gesehen zu haben, war einfach zu schmerzhaft. Er wollte diese bedrückende Leere in seinem Inneren nicht noch einmal fühlen müssen, wenn er feststellte, dass er alleine war.

Eine Hand strich sanft über seine Haare.

»Ich verspreche es. Auch morgen früh werde ich noch da sein und dich im Arm halten.« Dabei umschlangen seine Arme den Blonden fest und er brachte sie beide wieder in die Waagrechte. Kyle schaffte es, seine Atmung wieder zu normalisieren und nicht mehr zu schluchzen. Er hatte Miro wieder. Und dieser hatte ihm versprochen, am nächsten Tag auch noch da zu sein. Das stimmte doch, oder? Miro würde ihn sicherlich nicht anlügen.

Es dauerte nicht lange und er schlief durch die Wärme und Geborgenheit, die er verspürte, wieder ein.
 

Am nächsten Morgen wurde er vor seinem Wecker wach. Es dauerte nur einen Moment und er wusste wieder, was in der Nacht geschehen war. Miro war zurückgekommen. War das nun nur ein Traum gewesen?

'Bitte nicht', dachte er sich selbst und kniff die Augen zusammen. Miro musste einfach wieder bei ihm sein. Er hatte ihn doch so vermisst-

Da hörte er ein Seufzen. Schneller als je zuvor öffnete er seine Augen und… starrte genau in das schlafende Gesicht Miros. Er war wirklich zurückgekehrt. Ein strahlendes Lächeln schlich sich auf seine Züge und er merkte, dass ein Arm des anderen noch immer um ihn gelegt war. Kyle seufzte glücklich und schloss noch einmal kurz die Augen. Er war wieder da und Kyle würde ihn nie wieder gehen lassen! Sein Glücksgefühl wurde nur durch seinen nervigen Wecker gestört. Genervt stöhnte er auf und wollte gerade wieder die Augen aufschlagen, um über Miro zu seinem Wecker zu greifen, da war dieser auch schon still. Verwirrt blickte er auf und sah genau in die smaragdgrünen Irden des anderen. Diese Augen. Sie waren wirklich faszinierend und erinnerten ihn an etwas. Er kam nur nicht darauf, an was.

»Guten Morgen.«

Einen Augenblick war es still, bevor Kyle wieder lächelte und den Gruß herzlich erwiderte. Er wollte am liebsten gar nicht in die Schule. Nur hier mit Miro im Bett liegen und die Nähe des anderen genießen. Doch leider ging das nicht. Er musste aufstehen, sonst würde seine Mutter hereinkommen um ihn zu fragen, warum er noch nicht unten war und würde Miro entdecken…

Er merkte, wie der Griff um ihn etwas fester wurde, dann jedoch ganz verschwand. Miro gab ihn anscheinend für den Tag frei. Aber es schien nicht so, als würde er selbst aufstehen. Sollte er jetzt etwa über den Schwarzhaarigen drübersteigen?

»Komm' beweg dich, du faules Stück«, wies er ihn mit einem mürrischen Gesichtsausdruck an. So früh hatte er noch keine Lust auf Akrobatik. Außerdem würde der andere sich ja wohl wenigstens kurz aus dem Bett begeben können, wo er doch dann weiterschlafen durfte, während Kyle das nicht konnte und in die Schule musste.

»Keine Lust. Steig doch drüber.« Auch wenn Miro es verstecken wollte, Kyle sah genau das fiese Grinsen auf dessen Gesicht. Dieser… Ach, was sollte es. Stieg er eben über ihn drüber. Er richtete sich also auf, sodass er auf allen Vieren stand und hob eines seiner Beine über den anderen, da wurde von unten plötzlich nach ihm gegriffen und er verlor den Halt, lag auf Miro und sah diesen verdattert an. Was sollte das denn nun? Sein Gegenüber grinste nur und drückte ihn fest an sich, bevor er ihm einen leichten Kuss auf die Lippen gab. Nur ganz sanft und kurz, dann ließ er ihn wieder los.

»Ich wünsche dir einen schönen Tag.«

Etwas überrumpelt von dieser Geste brauchte Kyle einen Augenblick, um sich wieder zu fassen und stieg schleunigst von seinem Freund herunter, sodass dieser nicht vielleicht noch einmal so eine Attacke auf ihn ausführen konnte. Als er sich - Miro den Rücken zugewandt - Klamotten aus seiner Kommode holte, strich er sich kurz über seine Lippen. Es hatte sich nicht schlecht angefühlt…

Nachdem er Miro wieder etwas zu essen mit hoch genommen und sich für die Schule fertiggemacht hatte, verließ er das Haus und ging los. Unterwegs traf er Mike, der heute wohl tatsächlich mal pünktlich zur Schule kommen wollte und wurde gleich mal mit seiner guten Laune konfrontiert.

»Unheimlich. Gestern noch der Griesgram der Stadt und heute wieder ein strahlender Sonnenschein. Was ist in letzter Zeit nur los mit dir, Kyle? Langsam bekomme ich Angst.«

»Unsinn. Jeder hat mal einen schlechten Tag. Du doch auch.«

»Einen schlechten Tag, ja, aber nicht über eine Woche gut drauf sein, dann fast zwei Wochen ein Gesicht ziehen wie sieben Tage Regenwetter und dann über Nacht wieder eine Superlaune haben. Das ist nicht drin. Diese Stimmungsschwankungen müssen aufhören, hörst du? Die machen mich ganz kirre.«

»Keine Sorge. Das werden sie schon.« Lächelnd ging Kyle weiter. Denn er wusste, was Mike nicht wusste. Miro war wieder da und somit war alles wieder okay und seine gute Laune würde nicht gleich wieder umschwenken in eine schlechte. Anscheinend kam seinem Freund gerade auch nicht in den Sinn, dass dieser 'jemand' wieder da war. War vielleicht auch ganz gut so, denn sonst würde Mike wohl bald darauf bestehen, 'sie' kennen zu lernen.

Auch Jenny blieb es nicht verborgen, dass er so gut gelaunt war, aber das störte ihn nicht, auch wenn ihre Bemühungen, herauszufinden, warum er so drauf war, nach einer Weile etwas nervten. Aber auch das konnte ihm sein Lächeln nicht stehlen. Dafür war er einfach viel zu glücklich, dass Miro wieder da war.

Nach der Schule beeilte er sich dann auch, nach Hause zu kommen. Mike wollte zwar, dass er zum Zocken zu ihm kam, aber er schob die Lüge, er müsse sich Mathematik noch einmal genau anschauen, vor. Eigentlich verstand er das momentane Thema sogar und es fiel ihm nicht so schwer wie normalerweise, aber das musste sein bester Freund ja nicht unbedingt wissen. Daheim wurde er nur noch von seiner Mutter und Schwester aufgehalten, die beide darauf bestanden, dass er mit ihnen zu Mittag aß, bevor er sich wieder in sein Zimmer zurückzog.

»Das Mittagessen ist schließlich die zweitwichtigste Mahlzeit am Tag und du bist noch im Wachsen«, sagte seine Mutter.

»Aber ich könnte doch auch oben in meinem Zimmer-«

»Kommt gar nicht in Frage. Wir essen gemeinsam, immerhin sind wir eine Familie. Außerdem kannst du mir so auch etwas von der Schule erzählen. Wie geht es dir denn in Mathe?« Kyle gab auf. Seine Mutter würde ihn nicht gehen lassen und wenn er noch drängender versuchte, nach oben zu kommen, würde es auffallen. Also versuchte er so schnell wie möglich sein Essen herunter zu schlingen, ohne dabei zu viel Aufmerksamkeit zu erregen und erzählte ein wenig, sodass er seine Mutter zufriedenstellte. Denn auch seine Familie sollte Nichts davon mitbekommen. Miro wollte sicherlich noch immer nicht, dass jemand von ihm erfuhr, also musste sich Kyle zusammenreißen.

Doch auch das Mittagessen ging vorbei und der Blonde konnte endlich unauffällig in sein Zimmer. Hinter sich schloss er sofort die Tür und entdeckte Miro auch sogleich. Der alte Langschläfer lag noch immer im Bett und schien tief und fest im Land der Träume. Das Frühstück, das er ihm heute Morgen noch hochgebracht hatte, stand noch immer unberührt auf dem Schreibtisch. Warum war Miro denn so müde? Aber Kyle wusste ja auch nicht, wo dieser die letzten zwei Wochen gewesen war. Vielleicht hatte er dort wenig Schlaf bekommen und war deshalb erschöpft? Er sollte ihn wohl besser in Ruhe lassen.

Leise - um ihn nicht zu wecken - ging er zu seinem Schreibtisch, stellte daneben seinen Rucksack ab und setzte sich. Seine stahlblauen Augen lagen weiterhin auf dem Schlafenden. Dessen Gesicht war so friedlich und sanft. Einige schwarze Strähnen waren ihm ins Gesicht gefallen, aber selbst das schien ihn nicht sonderlich zu stören. Mit einem Lächeln wandte sich Kyle seinen Hausaufgaben zu. Eigentlich hatte er keine Lust darauf, aber es musste sein und wenn Miro sowieso schon schlief, könnte er die Zeit, bis dieser wach war, wenigstens sinnvoll verbringen.

Und so machte er sich dann daran, den Hausaufgabenberg zu bewältigen. Er war gerade völlig vertieft in eine Geschichtsvorbereitung, als sich ganz und gar unerwartet zwei Hände von hinten um seinen Hals schlangen und sich jemand von hinten an ihn lehnte.

»Endlich wach?«

»Hmhm…« Erneut lächelte Kyle. Die zärtlichen Berührungen des anderen taten ihm gut. Er drehte sich in seinem Bürostuhl um und sah in die klaren Augen des Schwarzhaarigen.

»Wie bist du in der Nacht eigentlich ins Haus gekommen?« Diese Frage lag ihm schon seit dem Morgen auf der Zunge, aber er hatte sie bis jetzt zurückhalten können. Gähnend streckte sich Miro, bevor er ihm antwortete.

»Eigentlich ganz einfach. Deine Mutter hat eines der Küchenfenster nicht richtig zugemacht.« Mit großen Augen sah Kyle ihn an. Er war also genaugenommen bei ihnen eingebrochen? Irgendwie schon beängstigend, wenn man so daran dachte, dass es auch jemand anderes als Miro hätte sein können. Irgendein Dieb oder Mörder. Er sollte mal mit seiner Mutter reden, dass diese besser darauf achten sollte, die Fenster richtig zu schließen.

»Und wo warst du die letzten Tage? Warum bist du eigentlich gegangen?« Der andere setzte sich bequem auf den Rand des Bettes und überschlug seine Beine.

»Mal hier mal da. Ich dachte, du würdest mich wohl nicht mehr bei dir haben wollen, nachdem ich dich in der Nacht so… überfallen habe. Jedenfalls habe ich das aus deinen Worten und Reaktionen herausgelesen.«

Gut, er hatte wirklich sehr abweisend reagiert. Er hatte Miro angeschrien und weggestoßen, ihn noch nicht einmal aufgehalten, als dieser gehen wollte. Dass dieser daraus schloss, dass er besser ging, war nicht verwunderlich.

»Naja, du hast mich auch ziemlich überrumpelt mit dem Ganzen. Da werde ich wach und du küsst mich…« Zum Schluss hin wurde Kyle leiser. Es war ihm schon unangenehm gewesen, als Miro ihn damals geküsst hatte. Durch die Müdigkeit hatte ihn die Situation noch mehr verwirrt und es war alles so überraschend gewesen. Miro hatte die Sache einfach viel zu schnell angegangen. Unschlüssig sah er zu dem anderen hinüber. Dieser lächelte nur leicht, dann sah er auf den Boden. Er spielte unsicher mit seinen Fingern, rieb seine Handflächen unbewusst aneinander.

»Ich weiß. Eigentlich hatte ich gehofft, dass du davon nicht wach wirst und ich mich durch ein paar Berührungen wieder einkriege… Aber dann bist du wach geworden bevor ich wieder bei Sinnen war und ich konnte mich einfach nicht mehr zurückhalten. Ich wollte nicht, dass du es so erfährst. Es sollte ganz langsam gehen, damit genau diese Reaktion vermieden würde, aber ich hab's verbockt. Es ist schwer für mich, dir nahe zu sein, ohne dich berühren zu dürfen. Deshalb taten mir die letzen Tage auch ganz gut, ich bin wieder etwas runtergekommen. Aber schlussendlich habe ich es doch nicht ohne dich ausgehalten…« Miro sah fühlbar unsicher drein und vermied Augenkontakt. Er schien Kyle wirklich zu lieben. Jedenfalls hörte sich das für den Blonden so an. Aber auf so kurze Zeit?

»Aber wir kannten uns doch erst seit einer Woche. Kann man sich so schnell verlieben?« Er selbst hatte zwar schon den ein oder anderen Schwarm gehabt und auch schon eine Freundin, aber sie alle hatte er deutlich länger gekannt.

»Verrückt, oder?« Erneut war dieses schüchterne, vorsichtige Lächeln auf Miros Lippen zu sehen. Irgendwie schien er noch auf etwas zu warten. Nur auf was? Vielleicht…

»Ist schon okay. Ich habe mir in letzter Zeit meine Gedanken darüber gemacht. Ich… kann dir leider nicht sagen, dass ich dich auch liebe, bei mir geht so etwas nicht so schnell, aber ich habe dich schrecklich vermisst und bin unheimlich froh, dass du nun wieder da bist. Ich will nicht, dass du wieder gehst und wenn das heißt, dass du mich küssen wirst, dann ist das okay… glaube ich.« Unsicher sah er zu seinem Freund hinüber, um dessen Reaktion zu sehen. Miros Augen hatten einen ungläubigen Ausdruck angenommen. Anscheinend warteten sie beide auf die Reaktion des jeweils anderen. Doch Kyle hatte seinen Standpunkt recht deutlich klar gemacht, wie er fand. Er akzeptierte Miros Gefühle und beugte sich diesen, solange er dafür bei ihm blieb.

Dann lächelte der Schwarzhaarige und griff nach Kyles Handgelenk, um diesen auf seinen Schoß zu ziehen. Er legte eine Hand an dessen Wange und küsste ihn sanft. Es war kein verlangender Kuss, nur vorsichtig, herantastend. Dabei sah Miro ihm genau in die Augen, bis kurz vor der Berührung ihrer Lippen, dann schloss er sie. Kyle wehrte sich nicht, erwiderte nach einem Moment leicht, hielt sich aber doch recht zurück.

Diese Zärtlichkeit war ihm zwar nicht fremd - er hatte bereits eine Freundin gehabt -, aber irgendwie war sie doch ganz anders, als die, die er kannte. War es, weil Miro ein Mann war? Oder weil er ihn nicht ebenfalls liebte? Er konnte es nicht sagen. Er hatte seine Augen ebenfalls geschlossen, nachdem er das Smaragdgrün nicht mehr sehen konnte.

Es kam ihm sehr lange vor, bis Miro den Kuss von sich aus beendete und ihm wieder allzu genau in die Augen sah.

»Das ist okay für dich?« Sachte nickte der Blonde. Es war in Ordnung. Es fühlte sich nicht schlecht an, also würde er es tun, solange sein Freund dafür dablieb.

Lis?


 

Lis?
 

Nun geht es also - nach Ewigkeiten mal weiter. Bin heute zufällig auf meine FFs gestoßen und dachte mir, ich sollte sie wirklich auch beenden. Also schreibe ich weiter an ihr. Über Kommentare freue ich mich wie immer! :D
 

Und jetzt viel Spaß!
 

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Nun war Miro also wieder da und alles ging seinen gewohnten Gang. Jeden Morgen lag er dicht an Kyle gekuschelt und war nicht dazu zu bewegen, mit aufzustehen. Er war im Allgemeinen ziemlich faul. Bis mittags lag er im Bett und stand erst auf, wenn Kyle von der Schule zurückkam. Und trotzdem schlief er abends sofort wieder ein, wenn der andere es auch tat. Er küsste ihn jeden Morgen und mindestens einmal im Laufe des Tages, aber sonst behielt er seine Finger brav bei sich, wogegen Kyle nichts einzuwenden hatte. Küssen war okay, aber mehr? Darüber hatte er sich bis jetzt noch nicht einmal Gedanken gemacht. Casimir war wieder einmal verschwunden. Irgendwie entwickelte der Kleine einen richtigen Drang zum Streunen.
 

»Was machst du eigentlich den ganzen Vormittag? Du kannst doch nicht tatsächlich die ganze Zeit schlafen.« Miro lag wieder einmal auf dem Bett, rollte wohlig etwas hin und her und gähnte.

»Naja, hin und wieder schaue ich aus dem Fenster«, erwiderte er nachdenklich, als würde das alles erklären. Kyle sah ihn nur skeptisch mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

»Und sonst nichts?«

»Hmm… manchmal lese ich in den Büchern da, wenn mir langweilig ist.« Er deutete auf das spärlich besetzte Bücherregal des anderen. Darin befanden sich lediglich ein paar Abenteuerbücher für Jugendliche, aber nichts wirklich Spannendes. Kyle besah sich das Regal einen Moment und sah dann wieder zum Liegenden.

»Du magst lesen?« Ein Nicken folgte. Vielleicht sollte er dann mal ein paar interessantere Bücher kaufen? Er selbst war nun nicht so die Leseratte, aber wenn es Miro Spaß machte, könnte er wirklich welche besorgen. Immerhin verbrachte Miro den ganzen Tag in seinem Zimmer. Dass ihm da die Decke noch nicht auf den Kopf fiel, wunderte ihm sowieso.

»Wollen wir heute Abend vielleicht mal etwas anderes machen? Meine Eltern sind heute bei Bekannten eingeladen zu einem Geburtstag und meine Schwester hat etwas mit ihrem Freund ausgemacht. Wir sind also alleine Zuhause. Dann kommst du auch mal aus dem Zimmer raus.« Sonst kam Miro ja nur ins Badezimmer oder vielleicht mal kurz in die Küche, wenn sie alleine waren, aber sonst unternahmen sie nicht viel.

»Und was?« Grüne Augen musterten ihn neugierig und schienen gleich deutlich wacher.

»Ich weiß nicht… bestellen wir uns eine Pizza und sehen etwas fern? Wenn es draußen wärmer wird, können wir auch mal rausgehen.« Denn momentan war er wirklich froh, nicht raus zu müssen, da es ihm einfach noch immer zu kalt war.

»Gerne.«

Kurz darauf gingen sie hinunter und machten es sich im Wohnzimmer bequem. Kyle hatte schnell eine Pizza per Lieferservice bestellt und sie schalteten den Fernseher ein. Die Pizza kam bald darauf und sie begannen, sie zu verputzen, während Miro etwas durch die Sender schaltete. Es kam nichts wirklich Interessantes, bis er bei einem Programm Halt machte. 'Men in Black'. Der Film war schon zur Hälfte vorbei, weshalb Miro des Öfteren nachfragen musste, was denn gesehen war, aber das störte Kyle nicht wirklich, denn er kannte den Film recht gut. Nach einer Weile lehnte sich der andere dann an ihn und schien müde. Der Film war schon fast vorbei, aber der Blonde fragte sich, wie man nun schon wieder müde sein konnte. Er hatte doch fast den ganzen Vormittag geschlafen! Doch statt seine Verwunderung zu äußern legte er einfach nur einen Arm um Miro und ließ zu, dass dieser sich noch mehr an ihn kuschelte.

Doch plötzlich klackte die Haustür. Oh nein! Wer kam denn nun? Seine Eltern hatten doch gesagt, sie würden sicher nicht vor Mitternacht wieder da sein und Lis war meist über Nacht bei ihrem Freund. Miro sah aufgeschreckt zu dem Durchgang zum Flur und Kyle war angespannt. Wohin mit Miro? Es gab kein gutes Versteck und schnell genug würde er ihn nirgends anderes hinbringen können. Alle Fluchtwege gingen über den Flur und von da würde gleich irgendjemand hereinkommen. Was sollte er tun? Er war wirklich überfragt. Was würden seine Eltern sagen, wenn sie erführen, dass er einen Jungen bei sich im Zimmer versteckt hatte? Er könnte einfach sagen, dass es ein Freund aus der Schule war… das war eine gute Idee! Aber dann sollte er ihn vielleicht nicht gerade im Arm halten. Schnell nahm er seinen Arm weg und sah gebannt auf den Durchgang.

Nur einen Augenblick später standen Lis und deren Freund Arm in Arm da. Der Gesichtsausdruck seiner Schwester verriet schon viel.

»Was soll dieser Unsinn? Der arme Casimir. Warum wirfst du deine Klamotten auf ihn?« Völlig verwirrt und überrumpelt von diesem Thema starrte er seine Schwester an. Doch deren Blick lag nicht auf Kyle, sondern neben ihm. Sah sie Miro denn nicht? Und was hatte sie mit Casimir? Der war doch schon einige Tage wieder verschwunden, der alte Streuner. Verdutzt wandte er seinen Kopf nach links und sah… Casimir? Er saß in Mitten der Klamotten, die bis eben noch Miro angehabt hatte und schüttelte sich gerade den Rest des Shirts vom Kopf. Miro war spurlos verschwunden. Was war hier los?

»Und dann auch noch eine ganze Pizza alleine essen, du hast es dir heute wieder gut gehen lassen, was? Naja, was auch immer, wir sind oben und stör' uns nicht.« Seine Schwester verabschiedete sich mit einem kurzen Heben der Hand und schon war Kyle alleine… mit seinem Kater.

Noch immer sprachlos sah er auf Casimir und wusste nicht, was er denken sollte. Dieser sah ihn mit seinen stechend grünen Iriden an und miaute. Wie konnte das sein? Gerade war noch Miro neben ihm gesessen und nun war er weg und sein Kater hatte seinen Platz eingenommen? Er musste wirklich fassungslos aussehen, denn nach einer Weile merkte er, dass ihm der Mund offen stand. Unerwartet sprang Casimir vom Sofa und miaute auffordernd. Es dauerte einen Augenblick, bis Kyle reagierte und langsam aufstand. Was wollte sein Kater? Dieser sah ihn noch ein letztes Mal an, dann huschte er aus dem Wohnzimmer. Wie aus dem Reflex nahm der Blonde die Kleidung mit und beeilte sich, hinterherzukommen. Was auch immer Casimir vorhatte, es würde hoffentlich etwas Licht ins Dunkel bringen. Oder hatte der Kleine einfach nur Hunger? Aber wo kam er her? Und wo war Miro abgeblieben?

Im Flur suchte er nur kurz, da machte sich sein Kater durch ein kurzes Miauen bemerkbar. Er stand auf der Hälfte der Treppe und schlug ungeduldig mit dem Schwanz. Also anscheinend keinen Hunger, sonst würde Casimir Schnurstraks in die Küche laufen. Es ging in den ersten Stock und dort blieb er vor Kyles Zimmertür stehen, die dieser dann gleich öffnete um Casimir hineinzulassen und hinter sich selbst wieder zu schließen.

Der Kater sprang sogleich auf das Bett, setzte sich darauf und sah Kyle noch ein letztes Mal direkt in die Augen, bevor er sich… veränderte. Er wurde irgendwie größer, streckte sich in die Höhe und wirkte dadurch ungewöhnlich langgezogen. Sein Fell zog sich zurück, dafür färbte sich die leicht bläuliche Katzenhaut hautfarben, er wurde immer größer, bis er die Größe eines Menschen erreichte. Seine Pfoten formten sich zu Händen, die Krallen zu Fingern, der Schwanz bildete sich zurück, die Ohren verformten sich und änderten ihre Position. Und schlussendlich… saß Miro vor ihm.

Kyle keuchte erschrocken auf und stolperte ein paar Schritte zurück, bis die Zimmertür im Rücken ihn aufhielt. Das… das konnte nicht sein. Sein Casimir wurde zu Miro. Aber- wie? Das war nun wirklich zu viel für den armen Jungen. Nun wusste er auch, woran ihn Miros smaragdgrüne Augen immer erinnert hatten. An die leuchtenden Iriden seines Katers. Deshalb waren sie ihm so unglaublich bekannt vorgekommen, von Anfang an. Kraftlos blickte er zu dem jungen Mann, der gerade aus seiner Katze geworden war. Miro begann unsicher zu lächeln und zog sich die Bettdecke über seinen nackten Körper.
 

»D-du! Aber… Casimir. Er…« Kyle wusste nicht, was er sagen sollte. Er war schlichtweg sprachlos und saß mittlerweile perplex auf dem Boden. Er war die Tür hinuntergerutscht. Mit einer Hand zeigte er auf Miro, nein Casimir… eben auf den, der da auf seinem Bett saß! Sein Kopf rauchte schon und er kam sich vor wie auf Droge, weil in seinen Gedanken keinerlei Ordnung zu erkennen war. Immer wieder schossen ihn Fragen durch den Kopf, Bilder von Casimir und Miro, die Verwandlung, die er gerade miterlebt hatte. Er wusste nicht, was er denken sollte, geschweige denn, was gerade passiert war.

Miro saß noch immer mit einem verklemmten Lächeln vor ihm und sah unbeholfen von Kyle zur Seite und wieder zurück. Dann setzte er doch zum Sprechen an:

»Ja, ich bin Casimir. Ich bin ebenso Mensch, wie Katze. Das ist sicherlich schwer für dich zu verstehen, aber es ist so.« Na, das war doch wenigstens ein Anfang von einer Erklärung. Kyle senkte nach einem Augenblick seinen Arm und atmete tief aus. Miro war Casimir. Es war eine Weile still um sie, denn der Blonde brauchte diese Zeit, um das wenigstens ansatzweise zu verarbeiten. Dann stand er bedacht auf, denn ewig wollte er auch nicht auf dem Boden sitzen. Er strich sich durch die Haare und über den Nacken, um sich etwas Zeit zu verschaffen.

»Dann erzähl mir mal, was das alles soll. Und was bist du nun eigentlich, wenn du Mensch und Katze sein kannst?« Er versuchte ruhig an die Sache ranzugehen, denn mit Panik würde er nichts erreichen, auch wenn alles in ihm gerade danach schrie. Am liebsten hätte er Miro mit tausenden Fragen beworfen, zeitgleich noch wie ein Irrer durch sein Zimmer rennen wollen und vielleicht sich noch die Haare raufen. Aber das alles unterließ er und seufzte nur, bevor er sich neben dem anderen auf seinem Bett schwer fallen ließ und diesen interessiert und doch noch deutlich überfordert ansah.

Eine Sekunde sah Miro ihn scheinbar prüfend an, bevor er loslegte, wobei er langsam und ruhig sprach, wohl darauf bedacht, dass Kyle ihm auch folgen konnte.

»Also, erst einmal zu der Frage, was ich nun eigentlich bin. Wesen wie mich nennt man 'Anihuma'. Es steht dafür, dass wir zugleich Mensch, als auch Tier sein können. Mein animalisches Ich ist eine Katze. Ich liebe es, als solche zu leben. Deshalb bevorzuge ich mein animalisches Ich. Darum habe ich auch über zwei Jahre bei dir als Katze gelebt. Ich fühle mich so einfach wohler, obschon es des Öfteren sicher seine Vorteile hat, Mensch zu sein.«

Gut, soweit konnte Kyle ihm folgen. Er war also ein… wie war das Wort? 'Anihuma', genau. Er zog seine Beine auf das Bett und setzte sich in den Schneidersitz, bevor er wieder interessiert zu Miro sah.

»Aber wieso hast du dich mir dann vor ein paar Wochen als Mensch gezeigt und vor allem: Warum bist du nackt im Schnee gesessen?« Nun würde er vielleicht auch endlich Antworten auf die Fragen bekommen, die er sich schon von Anfang an gestellt hatte.

Verlegen lachte der Schwarzhaarige.

»Das war ein etwas dummer Zufall. Wir können nur eine gewisse Zeit lange in ein und demselben Körper bleiben. Bei mir sind es drei Monate. Dann muss ich mich verwandeln, sonst passiert es von selbst, möglicherweise zu einem Moment, wo es überhaupt nicht passt. Kurz bevor es so weit ist, spüren wir das. Das ist das Signal, dass es höchste Zeit wird, von selbst in einem passenden Moment unsere andere Gestalt anzunehmen. Und dummerweise lässt du mich im Winter kaum aus den Augen, weil du Angst hast, ich könnte draußen erfrieren. Deine Sorge ist rührend, aber das hatte zur Folge, dass ich mich nicht verwandeln konnte und spürte, dass es bald von selbst passieren würde, wenn ich es nicht tue…«

Leicht beschämt sah Kyle zur Seite. Also war er schuld daran, dass Miro im Schnee hatte frieren müssen?

»Als es dann schon fast zu spät war, bin ich endlich aus dem Haus gekommen und so schnell wie möglich in den Wald gelaufen, um mich dort zu verwandeln. Bis ich jedoch weit genug drinnen war, passierte es schon von selbst. Es tut immer etwas weh, wenn das geschieht. Ich denke, das liegt daran, dass die zweite Gestalt 'einrostet'. Jedenfalls kamst du mir dann auch schon hinterhergelaufen und ich bekam Panik. Du solltest mich nicht in dieser Form sehen, außerdem wusste ich nicht, ob du mich vielleicht gleich wiedererkennen würdest. Also habe ich mich versteckt, hinter einem Baum. Zugegeben, das war vielleicht nicht unbedingt das beste Versteck.« Schief lächelnd schielte der Anihuma zu ihm hinüber.

»Aber wieso hast du dich nicht gleich zurückverwandelt und bist einfach auf mich zugekommen?«, wollte Kyle dann etwas verwirrt wissen. Dann hätte er seine zweite Gestalt doch für einen Moment angenommen und trotzdem hätte er nichts davon bemerkt.

»Das geht leider nicht. Wir können uns nicht sofort zurückverwandeln.«

»Aber gerade bist du doch auch nur wenige Minuten eine Katze gewesen!«, protestierte der Kyle. Er hatte sich unten im Wohnzimmer in Casimir verwandelt und gerade wieder zurück in seine Menschenform. Wieso hatte es dann im Wald nicht funktioniert?

»Das können wir schon. Aber wenn unser Körper eine Verwandlung erzwingt, ist es uns nicht möglich, uns gleich wieder zurück zu transformieren. Meist dauert es dann bis zu zwei Tage, bis wir dazu wieder in der Lage sind.«

»Und was wolltest du in dieser Zeit machen? Im Schneetreiben und der Kälte warten bis du erfrierst?«, wollte Kyle mit einem skeptischen Gesichtsausdruck wissen. Wenn Miro bis zu zwei Tage warten musste, was hätte er solange getan? Ein Mensch erfror viel zu schnell im Winter, vor allem, wenn er nichts, absolut gar nichts anhatte.

»Das habe ich mir nicht überlegt. Ich hätte mir eben etwas einfallen lassen. Aber dann hast du mich entdeckt und ich wusste, würde ich weglaufen, wäre ich nur noch auffälliger.«

Nun verstand Kyle schon einiges mehr. Noch immer war das alles viel zu viel für ihn und er würde wohl noch etwas brauchen, um das zu verarbeiten, aber er war froh, nun zu wissen, wie die Dinge standen.

Für jetzt war es jedenfalls genug und er war müde. Vielleicht würde er Miro morgen wieder einige Fragen stellen, aber für heute reichte es. Gähnend teilte er das auch seinem Freund mit und gab diesem etwas Frisches zum Anziehen, da dieser noch immer nackt neben ihm saß. Da auch Miro dem Schlaf nicht abgeneigt schien, legten sie sich dann auch schlafen, wobei Kyle noch einige Zeit wach war und über alles nachdachte, was er heute erfahren hatte. Der andere lag fest in die Decke gekuschelt an seiner Seite.
 

Es war Samstag. Also musste Kyle nicht aufstehen und konnte ausschlafen. Und das nutzte er auch voll und ganz aus. Seine Eltern wussten, dass er - wenn möglich - ein Langschläfer war und ließen ihn deswegen auch schlafen. Irgendwann am späten Vormittag wachte er auf und wälzte sich glücklich und ausgeruht im Bett umher. Er streckte sich etwas, war jedoch noch nicht so weit, wirklich aufzustehen. Stattdessen grübelte er etwas über Miro nach. Dieser hatte ihm am Vortag einigen Stoff zum Nachdenken gegeben. Casimir war sozusagen die ganze Zeit ein menschliches Wesen gewesen. Irgendwie. So im Nachhinein war es Kyle plötzlich peinlich, dass er sich so ungeniert vor Casimir umgezogen, einmal sogar geduscht hatte. Aber wer schämte sich schon vor einem Haustier, sich auszuziehen? Damals war Casimir ihm sehr anhänglich gefolgt und ihn hatte es nicht sonderlich gestört, als er mit ins Badezimmer gekommen war. Hätte er gewusst, dass sich dahinter ein Mensch verbarg, wäre alles anders gelaufen.

Neben ihm regte sich etwas. Miro schien langsam ebenfalls aufzuwachen. Kyle lächelte dem anderen entgegen. Diesem hingen einige schwarze Strähnen ins Gesicht, als er noch ziemlich verschlafen zu seinem Freund blickte. Kyle strich sie ihm sanft weg und lehnte sich aus Gewohnheit hinüber zu Miro, um dessen Gute-Morgen-Kuss entgegen zu kommen. Und dieser kam, wenn auch etwas verlangender als sonst. Die Hand des anderen griff nach seinem Nacken und drückte ihn näher, noch näher als er sowieso schon war und auch die Lippen schienen begieriger. Woran das wohl lag? Kyle erwiderte den Kuss noch immer etwas zurückhaltender, wenn auch deutlich besser als noch zu Anfang.

»Morgen«, grüßte er später, als er schlussendlich aus dem Kuss entlassen wurde.

»Morgen«, kam ein Murmeln von Miro, der sich nur an ihn kuschelte und ihn aus halboffenen smaragdgrünen Augen musterte. Gerade erinnerte er Kyle schon ziemlich an eine Katze. Wenn man so nachdachte, hatte er so manche Eigenarten, die eher katzenhaft waren. Er liebte es, auf dem Fensterbrett zu sitzen und nach draußen zu sehen, während die Sonne ihn wärmte. Er schlief sehr lange und viel. Er war faul und anhänglich. Aber wenn man den Großteil seines Lebens als Kater verbrachte, war das wohl nicht zu vermeiden.

»Liebst du mich deshalb, weil du mich schon über zwei Jahre kennst?«, platzte es aus dem Kyle heraus. Nun verstand er die Gefühle des anderen doch etwas besser. Sie kannten sich so gesehen schon über zwei Jahre, seit er Casimir bekommen hatte. In einer solchen Zeitspannte konnte man sich durchaus verlieben.

»Mit unter. Als Katze fühle ich anders. Ich empfinde dir gegenüber keine sexuelle Lust, lediglich Liebe als etwas Warmes und den Wunsch, dir nahe zu sein. Das waren meine Gefühle für dich die ganzen Jahre über. Aber als ich dann mit dir als Mensch zusammen war, änderten sich diese Empfindungen. Mein Körper verzerrt sich nach dir, ich will dir nicht nur nahe sein, sondern dich besitzen, dich als Mein bezeichnen können und dich auf andere Arten lieben. Anfangs hat mich das verwirrt. Da ich meistens als Katze lebe, sind mir menschliche Gefühle nicht so bekannt und ich habe mich noch nie wirklich in jemanden verliebt. Zwar habe ich eine gewisse… Erfahrung in Sachen Sex, jedoch waren nie tatsächliche tiefliegende Gefühle im Spiel. Anders als nun. Ich liebe dich von ganzem Herzen und bin auch mit unter deshalb momentan gerne in meinem menschlichen Ich. Zwar werden nicht alle meine Dränge befriedigt, aber ich… bin glücklich. Als Kater empfinde ich diese Gefühle anders, weniger intensiv.«

Kyle wurde rot. Miro wollte ihn besitzen? Es hörte sich einerseits so egoistisch an, doch auf der anderen Seite schlug das Herz des Jungen schneller bei den Worten, die er gerade hörte. Er wusste nicht, wie er das deuten sollte. Liebte er Miro vielleicht doch? Aber dann würde er es sicher spüren.

»Als ich dich in der einen Nacht abgewiesen habe, da bist du als Casimir wiedergekommen. Wieso bist du wirklich gegangen?« Noch so eine Sache, die ihn belastete. Es gab einfach so vieles, was er noch nicht richtig verstand und nun, da der andere ihm endlich Rede und Antwort stand, musste er das ausnutzen. Denn vielleicht würde Miro von einem Moment auf den anderen wieder stumm bleiben und er bliebe auf seinen Antworten sitzen. Er wollte endlich die Wahrheit hören.

Miros Ausdruck wurde etwas gequält, als er seinen Blick ziellos durchs Zimmer schweifen ließ, bevor er ihm aber tatsächlich antwortete. »Ich… Als du mir deutlich gemacht hast, dass du mit mir auf diese Art und Weise nicht zusammen sein willst, war ich traurig. Das verstehst du sicher. Ich war enttäuscht und verletzt und wollte diese Gefühle nicht mehr so klar spüren. Aber gleichzeitig wollte ich dir nicht fern sein. Meine Liebe zu dir war noch immer so stark vorhanden, wie zuvor und von dir getrennt zu sein, hätte mir körperliche Schmerzen zugefügt. Also habe ich wieder meinen Platz als deine Katze eingenommen. So wurde meine Liebe wieder etwas abgestumpft. Ich war zufrieden damit, dir nahe sein zu können. Außerdem wurde auch die Trauer darüber, dass du mich abgewiesen hast, schwächer. Ich ertrug es besser und konnte mich eben auch wieder zusammenreißen. Der Drang, dich auf andere Arten zu lieben, war nicht mehr da. Als Kater habe ich ihn nicht. Ich kam wieder runter und als du Casimir - also unbewusst mir - offenbartest, dass du mich schrecklich vermisst, konnte ich nicht anders und kam in der gleichen Nacht wieder zu dir.«

Miro hatte sich aufgesetzt und sah auf seine Hände, die er im Schoß knetete. Er erklärte alles so, dass Kyle es verstand. Es war einfach einleuchtend. Nun verstand er seinen Freund besser, konnte dessen Handlungen nachvollziehen. Kyle setzte sich ebenfalls auf und lehnte sich an Miro. Er griff sanft nach dessen Händen, sodass er stoppte, sie zu kneten. Noch immer schien er so unsicher, wenn er ihm etwas erzählte. Der Blonde sah zu ihm auf und lächelte.

»Danke, dass du mir das alles gesagt hast.« Dann lehnte er sich vor und gab ihm einen sanften Kuss auf die Lippen.

Miro lachte kurz darauf leise auf und richtete seine smaragdgrünen Augen auf ihn.

»Das war das erste Mal, dass du mich von dir aus geküsst hast.« Kyle wurde rot und sah verlegen weg. Er hatte ihm damit nur zeigen wollen, dass er da nicht so unsicher sein musste und er ihm dankbar für jede Antwort war.

Eine Hand griff nach seinem Kinn und zwang ihn behutsam, zu Miro zu sehen.

»Das muss dir doch nicht peinlich sein. Es macht mich glücklich.« Und schon lagen die Lippen wieder auf Kyles Mund und küssten ihn herzlich und zärtlich.

Kyle?

»Gibt es eigentlich viele… Anihuma?«, wollte Kyle wissen. Sie saßen auf einer Parkbank. Seine Eltern waren nicht Zuhause, ebenso wie seine Schwester, sodass sie nach draußen gehen konnten. Es war Ende Februar und der Schnee schmolz immer mehr, nur noch ein wenig hier und da war noch zu sehen. Aber dieser war grau und dreckig. Man wünschte sich nur noch, dass er bald völlig verschwunden war und die Wärme wiederkam. Beide waren in warme Jacken gepackt und saßen dicht nebeneinander. Zum Glück hatte Miro ungefähr die gleiche Größe und Statur wie Kyle selbst, weshalb ihm fast alles vom anderen passte.

»Ich weiß nicht genau. Einige, ja, aber ob es viele sind, kann ich dir nicht sagen. Ich selbst kenne nur Wenige, aber ich bin auch noch nicht alt.« Miro legte einen Arm um die Schultern des anderen und dieser lehnte sich an ihn.

»Das bringt mich auf eine andere Frage. Wie alt bist du eigentlich? Viel älter als ich kannst du ja wohl kaum sein.« Oder jedenfalls sah er nicht älter aus.

Miro lächelte ihn spitzbübisch an.

»Wie alt bist du denn?« Kyle schmollte, denn immerhin hatte er als erstes gefragt und wollte eigentlich auch als erstes eine Antwort. Aber er kannte seinen Freund nun schon gut genug, sodass er wusste, erst müsste er sein Alter verraten.

»17«, murmelte er und sah in die strahlenden Augen des Anihumas.

»Und ich bin 18«, verriet dieser ihm dann. Er hatte also Recht gehabt. Lächelnd legte er seinen Kopf auf die Schulter des anderen und sah gerade aus auf den kleinen Park, die Wiese, die Bäume. Alles war noch grau und trostlos, aber bald würde es sicherlich wieder erblühen und leuchten. Er liebte die Farben des Frühlings. Das Grün, das überall zu sehen war, egal ob durch das Gras, die Blätter der Bäume und Büsche oder die ersten Blumen, die ihre Köpfe aus der Erde streckten, die bunten Blüten, das Gelb der Sonne am azurblauen Himmel.

Sie waren ganz alleine. Den anderen Leuten war es wohl noch zu nass und kalt draußen, aber Kyle hatte hinausgehen wollen. Mitunter, damit Miro nicht doch noch die Decke auf den Kopf fallen würde.

»Wollen wir vielleicht ins Kino? Der neue 'Men in Black 3' läuft seit Kurzem«, schlug er vor und sah dabei zu Miro auf. Sie hatten vor ein paar Tagen den zweiten Teil angesehen und Kyle hatte den Eindruck gehabt, als hätte dieser Miro gut gefallen.

Der Anihuma stimmte lächelnd zu. Da es schon halb fünf war, stand Kyle auf und streckte sich, bevor er seine Kleidung wieder hinrichtete. Wenn sie in die Vorstellung um fünf Uhr gehen wollten, müssten sie langsam los.

Auch Miro stand auf und ergriff die Hand des anderen. Dieser sah sich schnell um. Sie waren noch immer alleine. Das Schlimmste, was er sich vorstellen konnte, war, dass einer seiner Schulkameraden ihn mit seinem Freund zusammen sehen könnte. Vor allem, weil dieser anscheinend keinerlei Schamgefühl hatte und ständig Körperkontakt wollte. Kyle wollte seine Hand aus dem Griff winden, doch das ließ der andere nicht zu, stattdessen schob er ihre beiden Hände zusammen in seine Jackentasche. Leicht rot blinzelte Kyle zu seinem Freund hinüber. Doch dieser sah nicht so aus, als ob er mit sich reden lassen würde. In dieser Hinsicht war Miro wirklich stur. Er liebte den anderen und zeigte ihm das auch immer wieder deutlich. Ob sie dabei nun in der Öffentlichkeit waren oder nicht, kümmerte ihn wenig. Aber das war irgendwie klar, weil Miro keine anderen menschlichen Freunde zu haben schien und sich nicht um die gesellschaftlichen Richtlinien scherte.

Also gab sich Kyle geschlagen und seufzte, umfasste Miros Hand richtig und ging los. Sie wollten schließlich immer noch zum Kino.

Auf dem Weg waren sie beide still. Miros Daumen streichelte hin und wieder über Kyles Hand, das reichte ihm an Berührungen. Mehr würde der Blonde auf offener Straße auch nicht zulassen. Denn auch wenn es unwahrscheinlich war, konnte es passieren, dass plötzlich Mike oder Jenny um die nächste Ecke bogen und sie sehen würden. Schließlich kamen sie an dem kleinen Gebäude an, das das Kino darstellte. Es war nicht groß und hatte nur zwei Säle, aber das reichte für ihre Kleinstadt. Als sie das Kino betraten, befreite Kyle dann jedoch seine Hand, denn er wollte nicht, dass die Besitzer ihn so sahen. Es war ihm einfach peinlich.

»Hallo, wir möchten bitte zwei Karten für 'Men in Black 3'«, begrüßte er die ältere Frau hinter dem Tresen mit einem Lächeln. Diese grüßte freundlich zurück.

»Willst du Popcorn haben?« Miro schüttelte den Kopf. Er schien im Allgemeinen recht skeptisch zu sein, wenn es um Essen ging, vor allem, wenn er es nicht kannte. Kyle bestellte eine kleine Portion für sich und falls Miro daran ebenfalls Gefallen finden würde.

Er bezahlte und sie gingen in den rechten Saal. Sie waren fast ganz alleine. Ungefähr in der Mitte saßen vier Jugendliche, die Kyle jedoch nicht kannte. Etwas weiter vorne saß ein Pärchen, aber sonst war der Saal leer. Das verwunderte ihn schon, da der Film noch nicht so lange lief, aber wahrscheinlich kamen die meisten abends und noch nicht um fünf Uhr. Sie gingen in die letzte Reihe und ließen sich auf zwei Stühle nieder, nachdem sie sich ihrer Jacken entledigt hatten. Kurz darauf wurde es auch schon dunkler im Raum und die Werbung fing an. Wenn man nun zu Miro blickte, merkte man beim genauen Hinsehen, dass dessen Augen das wenige Licht in einer ungewöhnlichen Art und Weise reflektierten. Nun nicht direkt wie eine Katze, aber eben doch unmenschlich. Jedoch fand Kyle das schön. Er liebte die Augen des anderen sowieso. Sie zogen einen sofort in ihren Bann und hatten eine unglaubliche Ausdrucksstärke.

Er spürte etwas an seiner linken Hand. Mit einem Blick zur Seite war er postwendend in diese Augen gefangen und wusste genau, was da war. Miro hatte gleich wieder nach seiner Hand gegriffen und verschränkte ihre Finger miteinander. Nun gut, hier im Dunkeln des Kinosaals hatte auch er nichts dagegen.

Der Film begann und Kyle aß langsam etwas von dem Popcorn. Nach einer Weile fasste auch Miro mal hinein und zog sich ein einzelnes heraus, schob es sich in den Mund.

»Und?«, wollte der andere neugierig wissen. Ob es ihm wohl schmeckte?

»Zu süß«, kam nach einer Weile die Antwort. Naja, wenn er es nicht mochte, blieb mehr für Kyle.

Nach gut der Hälfte des Filmes - das Popcorn war inzwischen verspeist und die leere Tüte lag auf dem Sitz neben ihm - spürte Kyle plötzlich die weichen Lippen seines Freundes an seinem Hals. Er zuckte erschrocken ein Stück zur Seite, konnte gerade noch einen Laut der Überraschung unterdrücken. Leicht missmutig sah er hinüber zu Miro. Was sollte das? Sie waren mitten unter Leuten, auch wenn es dunkel war. So etwas konnte dieser doch nicht bringen! Aber das brachte ihn davon anscheinend auch nicht ab. Kyle sah ja nicht viel mehr als dessen grobe Umrisse, außer wenn das Bild auf der Leinwand mal sehr hell war, und die schimmernden Augen. Miro kam ihm wieder näher, verstärkte seinen Griff um die Hand des anderen und küsste ihm auf die Lippen. Es würde sich sicher niemand zu ihnen umdrehen von den sechs anderen Leuten im Kino und selbst wenn, würden diese vielleicht nicht gleich erkennen, was sie da taten, aber trotzdem. Kyle entwand sich dem Kuss und zischte:

»Hör auf damit! Wir sind nicht alleine.« Dabei blieb er jedoch so leise, dass nur Miro ihn hören konnte. Aber diesen interessierte die Meinung seines Freundes offenbar gar nicht, denn er griff mit seiner zweiten Hand nach dessen Gesicht und küsste ihn erneut. Wieder wollte sich Kyle wehren, aber Miro war doch stärker als er und weh tun wollte er ihm ja auch nicht. So ließ er sich widerwillig küssen. Jedoch war das noch lange nicht alles, wie es schien. Miros Hand an seiner Wange glitt hinab zu seinem Hals, über die Brust und weiter zu den Seiten. Die zweite Hand ließ Kyles los und legte sich auf dessen Rücken. Damit drückte der Anihuma ihn noch näher an sich und mit der anderen Hand fuhr er ihm unter den Pulli. Das ging ihm nun aber wirklich zu weit! Was hatte Miro nur? Warum ging er so forsch weiter, wo sie doch seit der Nacht, in der Kyle ihn abgewiesen hatte, nicht mehr weit übers Küssen hinausgegangen waren?

Der Junge stemmte seine Hände gegen die Brust seines Freundes und drückte ihn mit einigem Kraftaufwand von sich.

»Lass den Unsinn«, grollte er ihm nun mehr als deutlich entgegen. Würde er nicht sofort aufhören, würde er gehen. Er war jetzt schon sauer genug auf Miro. Er sah diesem dabei genau in die reflektierenden Augen und verschränkte dann seine Augen, während sein Blick wieder auf die Leinwand ging. Anscheinend hatte Miro verstanden, denn dieser setzte sich wieder richtig hin und war von da an brav.
 

»Was sollte das überhaupt im Kino?«, fragte Kyle den anderen dann, als sie wieder zurück in seinem Zimmer waren. Während des gesamten Rückweges hatte er weder mit Miro gesprochen, noch hatte er ihm erlaubt, seine Hand zu nehmen. Da war er strikt.

Miro lag auf dem Bett und sah zu ihm hoch. Einen Augenblick war es still.

»Mir war langweilig…« Entgeistert sah Kyle ihn an. War das sein Ernst? Deshalb hatte er ihn so bedrängt und das, während andere dabei waren! Er war wirklich sauer. Gerade als er Luft holte, um dem anderen seine Meinung zu sagen, gab dieser dann doch klein bei und setzte sich auf.

»Ich… Es war so ein Reiz, dich in der Öffentlichkeit zu küssen. Und in dem Moment warst du einfach interessanter als der Film vorne. Als ich dich dann geküsst habe, da… da hast du mich zurückgewiesen und das wollte ich nicht. Es sollte doch nicht mehr so sein. Also habe ich weitergemacht. Ich weiß selbst, dass ich zu weit gegangen bin. Tut mir leid, entschuldige…« Dabei richtete Miro seinen Blick nach unten, so als ob er sich nicht trauen würde, Kyle jetzt in die Augen zu sehen. Dieser seufzte tonlos. Seine Hände, die er zuvor in die Seiten gestemmt hatte, sanken nach unten und hingen einfach hinunter. Wie konnte er dem anderen denn lange böse sein, wenn dieser so… traurig aussah?

Eigentlich war er selbst ja auch mit schuld. Er erlaubte Miro, ihn zu küssen, aber weiter ließ er ihn nicht gehen. Und das obwohl er genau wusste, dass dieser ihn von ganzem Herzen liebte. Sollte er vielleicht einfach alles verbieten? Jede Zärtlichkeit? Wäre das dann für sie beide leichter? Doch wenn er daran dachte, wie sehr er sich selbst schon an die Gute-Morgen-Küsse gewöhnt hatte, wollte er diese nicht mehr missen.

Aber konnte er Miro bedenkenlos mehr geben? Er liebte ihn doch gar nicht. Er mochte ihn, er hatte ihn gerne und vermisste ihn, wenn er nicht da war. Sogar in der Schule dachte er oft an Miro. Und das nicht nur, weil dieser noch faul im Bett liegen durfte und weiterschlafen konnte und er selbst in der Schule saß und müde war. Er mochte es, wenn der andere ihn umarmte oder sich nachts an ihn kuschelte. Er mochte dessen Küsse, dessen bloße Anwesenheit.

Und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Die ganze Zeit hatte er es bestritten, nicht wahr haben wollen. Aber all das, was er gerade aufgezählt hatte, zeugte doch nur von einem, oder? Gott, war er dumm. Nein, wohl nicht unbedingt dumm, aber er hatte es einfach nicht wahrhaben, nicht einsehen wollen. Er liebte Miro. Tat er das? Es schien so. Seine Zuneigung zu ihm ging weit über eine normale Freundschaft hinaus und er mochte es, wenn der Schwarzhaarige ihn anfasste, küsste. Nur eben nicht, wenn sie gerade in der Öffentlichkeit waren. Das brachte ihn auch wieder zum eigentlichen Thema. Er blinzelte und sah zu Miro, der zwar nicht mehr nach unten sah, jedoch wohl noch immer gespannt auf Kyles Reaktion wartete. Egal, ob er ihn nun liebte oder nicht, böse konnte er ihm wirklich nicht sein. Auch wenn er sich nun doch ziemlich sicher war, dass er Miro liebte.

Er krabbelte ebenfalls auf sein Bett und legte seine Arme locker um den Hals des anderen, welcher ihn abwartend ansah.

»Ist schon okay. Nur, bitte mach es nicht wieder. Ich will nicht, dass jemand erfährt, dass ich… mit einem Kerl zusammen bin. Dir ist das vielleicht egal, aber ich will nicht, dass mich meine Freunde komisch anschauen oder meine Eltern mich merkwürdig finden. So weit bin ich einfach noch nicht, als dass ich es ihnen sagen könnte.« Dabei richtete er seine stahlblauen Augen auf die smaragdgrünen Iriden Miros.

Dieser seufzte tief und schien erleichtert.

»Abgemacht. Ich werde mich in der Öffentlichkeit zurückhalten. Das verspreche ich dir. Aber meine Grenzen hier im Zimmer wirst du mir wohl immer wieder aufzeigen müssen…« Mit einem frechen Grinsen überbrückte er den kleinen Abstand zwischen ihnen und küsste Kyle leidenschaftlich.

Dieser fand, dass seinem Freund das freche Grinsen durchaus besser stand, als der schüchterne Blick, den er ihm manchmal zuwarf. Er ging auf den Kuss ein, Miro legte seine Arme um ihn und drückte ihn näher an sich.

Schlussendlich hatte Kyle ihm doch nicht mehr als ein paar intensivere Küsse erlaubt. Die Gefühle in ihm waren einfach noch zu wirr. Es verwirrte ihn, vor sich selbst zugeben zu müssen, dass es ihm nichts ausgemacht hätte, wäre Miro weitergegangen.

Sie saßen bequem nebeneinander auf dem Bett und der Ältere hatte ein Buch, welches Kyle ihm vor ein paar Tagen geschenkt hatte, in der Hand. Es war ein Glücksgriff gewesen, denn Kyle hatte keine Ahnung, was Miro gerne las, aber diesem schien es zu gefallen. Plötzlich klopfte es an der Tür. Innerhalb von Sekunden war Miro vom Bett gesprungen und unter diesem verschwunden. Es war seit einigen Wochen schon ein Reflex geworden, sobald jemand anklopfte. Kyle machte deswegen auch immer artig sauber unterm Bett. Er nahm das Buch, legte ein Lesezeichen zwischen die noch aufgeschlagenen Seiten und ließ den vor der Tür Stehenden eintreten. Lis kam herein.

»Ich wusste gar nicht, dass du sowas liest«, sie deutete auf das Buch, welches noch in seinen Händen war. Dann richtete sie ihren Blick auf ihren Bruder.

»Mike steht unten. Er scheint so, als hätte er was auf dem Herzen.« Kyle sah auf.

»Ich komme gleich.« Seine Schwester nickte noch einmal und verschwand dann wieder aus dem Zimmer. Miro kam von unter dem Bett hervor.

»Ich schätze, Mike und ich werden gleich hoch in mein Zimmer kommen.« Er lächelte den Anihuma schief an, doch dieser nickte nur verstehend.

»Kein Problem.« Kyle stand auf und sah noch aus den Augenwinkeln, wie Miro sich die Sachen auszog und sie aufs Fensterbrett legte, bevor die Tür in die Angeln fiel und er hinunter ging, um Mike zu begrüßen.

Zusammen kamen sie wieder in sein Zimmer, wo sein bester Freund sich sogleich aufs Bett warf und Casimir streichelte, der zu ihm sprang, um seine Streicheleinheiten und eine Begrüßung einzufordern. »Jetzt scheint er ja wieder immer hier zu sein, dein kleiner Stubentiger«, grinste Mike.

»Ja, anscheinend ist seine rebellische Phase vorbei.« Nachdem Kyle sich auch mit aufs Bett gesetzt hatte, kam sein Kater sogleich zu ihm, legte sich auf seinen Schoß und rollte sich schnurrend dort zusammen.

Auch ohne, dass Lis ihm etwas gesagt hätte, wäre ihm aufgefallen, dass etwas mit seinem Freund nicht stimmte.

»Sag schon, was ist los mit dir«, forderte er ihn deshalb auf. Mike fing an, herumzudrucksen und sah überall hin, nur nicht zu Kyle. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit, in der Kyle seinen Ellenbogen bereits auf sein Knie gestellt und seinen Kopf auf die Hand gestützt hatte, rückte er endlich mit der Sprache heraus. »Weißt du… Jenny hatte wieder Stress mit ihrem Freund und dann hat sie endlich einen Schlussstrich gezogen.« Kyle sah auf. »Und warum genau bist du dann hier bei mir?«

»Naja…«

»Du solltest jetzt definitiv bei ihr sein! Na los, jetzt ist deine Chance. Reite als strahlender Ritter in weißer Rüstung zu ihr und sei ihr nicht nur ein guter Freund. Zeig ihr, dass du so viel mehr für sie sein könntest.« Mike sah ihn mit großen Augen an.

»Also, worauf wartest du noch, husch, husch!« Er machte eine wedelnde Handbewegung und schenkte seinem Freund einen drängenden Blick.

»Spinner«, kommentierte dieser seine Wortwahl. Strahlender Ritter. Doch dann grinste er und war schon aus der Tür, bevor diese noch einmal aufging und Mike seinen Kopf hereinsteckte. »Hey Kyle«, dieser sah zu ihm, während er Casimir über den Kopf streichelte und hinter den Ohren kraulte. »Danke.« Ein ehrliches, dankbares Lächeln lag auf Mikes Lippen, als die Tür wieder zuging. »Wünschen wir ihm Glück, nicht wahr, Miro?«, flüsterte er seinem Kater zu und dieser gurrte zustimmend.
 

Abends lagen sie wieder zusammen im Bett und quatschten noch ein wenig, bevor sie schlafen gingen. »Du hast Mike heute dazu ermuntert, Jenny seine Gefühle zu offenbaren.« Kyle schüttelte den Kopf. »Er soll ihr doch nicht gleich seine Liebe vor die Füße werfen. Erstmal muss sie über ihren Ex hinwegkommen. Aber irgendwie muss er ihr doch jetzt zeigen, dass sie immer auf ihn zählen kann. Er soll ihr einfach kleine Happen zuwerfen, sodass sie bald selbst sieht, was für ein toller Kerl er doch ist. Dann wird sie seine Gefühle auch verstehen. Sie ist schließlich nicht dumm.« Miro sah ihn skeptisch an.

»Und du denkst, das hat er aus deinen Worten gelesen?« Er zog die Augenbrauen zusammen und legte die Stirn in Falten. Kyle verzog das Gesicht.

»Natürlich. In Sachen Empfindung ist er besser als irgendwer sonst. Außerdem ist er mein bester Freund. Er weiß genau, was ich meine. Außerdem: wäre es schief gelaufen, hätte er mich längst aufgesucht und mir die Ohren vollgejammert.« Miro gluckste.

»Aber sag mal, wo wir gerade bei Jenny sind«, fiel Kyle ein. »Warum magst du sie nicht?« Er sah den anderen fragend an. »Immer wenn sie dir zu nahe kommt, läufst du vor ihr weg oder stellst deine Haare auf.« Miro lachte leise.

»Eigentlich hat das gar nichts mit ihr zu tun. Aber jedes Mal riecht sie so widerlich nach Hund, da vergeht einem doch alles.« Er verzog angeekelt das Gesicht. Kyle lachte. Das war alles? Und Jenny hatte sich schon die größten Gedanken gemacht, was mit ihr los sei. Aber es stimmte wohl, dass sie oft nach Hunden roch - natürlich nicht für die stumpfe Nase eines Menschen. Aber für Miros empfindliche Katzennase bestimmt. Sie hatte einen Narren an Tieren gefressen und half im örtlichen Tierheim oft aus, ging mit den Hunden spazieren und fütterte sie.

Erschrocken sah Kyle auf, als Miro ihn kurzerhand zu sich gezogen hatte. Sie sahen sich genau in die Augen. »Sag mal, wenn ich dich frage, ob du mich küsst; würdest du es dann tun?« Kyle grummelte irgendetwas Unverständliches. Er war total aus seinen Gedanken gerissen worden. Dann jedoch überbrückte er den letzten Abstand und verschloss seine Lippen mit denen des anderen.

»Ich glaube, ich liebe dich«, murmelte er nahe an Miros Lippen. Oh mein Gott, erst im Nachhinein wurde ihm bewusst, was er da eben gesagt hatte. Aber… wenn er es recht bedachte, wahrscheinlich war es wirklich so. Er spürte Miros Arme stärker um sich, wurde noch näher an diesen gedrückt. Und als er in das Gesicht des Älteren blickte, sah er darin pures Glück. Seine Augen glänzten freudig und der Anblick verschlug Kyle die Sprache.

Miro beugte sich zu ihm hinunter und lehnte seine Stirn an Kyles, sah ihm tief in die Augen. »Das reicht mir schon. So kann ich glücklich sein.«


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war die kleine Geschichte von Kyle und seinem Kater, der doch nicht so ganz Katze war.
Ich hoffe, euch hat sie gefallen und wir sehen uns bei einem anderen Projekt von mir wieder! Lasst mir doch einen Kommentar da, wenn ihr das hier lest. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (10)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kris18
2014-03-14T16:17:48+00:00 14.03.2014 17:17
Noin mir aber nicht
ich will ein Kapi mit mehr
hach ja schönes Ende
Von:  Kris18
2014-01-29T22:13:35+00:00 29.01.2014 23:13
haaaaaaaach
die beiden wieder
schön das es weiter geht
Von:  Kris18
2013-06-04T13:19:58+00:00 04.06.2013 15:19
wann gehts weiter?
Antwort von:  Verath
29.01.2014 20:40
Jetzt gehts endlich weiter :D
Von:  Kris18
2013-06-04T12:55:07+00:00 04.06.2013 14:55
süß
der kater is eifersüchtig auf seine beste Freundin
Von:  Kris18
2013-06-04T12:48:08+00:00 04.06.2013 14:48
ohhhh schade
Miro hätte noch etwas warten sollen
dann hätte er richtig über ihn herfallen können ^^
Von:  Kris18
2013-06-04T12:14:41+00:00 04.06.2013 14:14
hach
toll was man alles so im wald findet
Von:  Loveable
2012-06-23T20:16:12+00:00 23.06.2012 22:16
Aah ich kann schon gar nicht mehr aufhören. Kann kaum erwarten bis das nächste Kapitel kommt ^^

Und mein Verdacht wird immer stärker, aber ich verrate nichts. :)
Von:  Ling_LingChan
2012-05-31T22:32:35+00:00 01.06.2012 00:32
Jetzt kam ich mal dazu es zu lesen. Kyle tut mir schon irgendwie leid...
Ich hoffe doch, dass Miro bald wieder kommt ^^.
Freu mich auf das nächste Kapitel.
Lg. LingLing
Von:  Loveable
2012-05-26T21:21:14+00:00 26.05.2012 23:21
Die Story ist bis jetzt echt gut und ich freu mich auf jedenfall aufs nächste Kapitel und evtl. auch aufs boni kapitel?
Ich habe auch schon eine Vermutung, was mit Miro passiert ist, aber ich lasse mich lieber überraschen. ^^

Ich finde deinen Schreibstil echt gut. Lässt sich sehr flüssig lesen und hat was eigenes. Das find ich gut.

LG Loveable
Von:  Ling_LingChan
2012-05-21T19:27:03+00:00 21.05.2012 21:27
Ein neues Kapitel *rumhüpf*.
Die Ff ist echt süß und ich habe da schon eine Vermutung zu Casimir...
Aber die behalte ich für mich *Zunge rausstreck*
Immer so weiter schreiben. *Muffins dalass*

Lg. Das LingLing


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