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Dein wilder Garten - Mein Herz

NaLu
von

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Von Traumprinzen und Bösewichten

So, mal wieder zu spät, aber diesmal nur eine Woche... ob das jetzt ein Grund zur Freude ist oder nicht, müsst ihr entscheiden. Wer wissen will, wie weit ich mit dem aktuellen Kapitel bin, der kann mal in meinem Steckbrief rumschnüffeln =P Da findet ihr den Fortschritt *hust* in Prozent. Ansonsten wie immer viel Spaß beim Lesen und so...

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Kapitel 5 – Von Traumprinzen und Bösewichten
 

Der Schlüssel drehte sich langsam im Schloss und die Tür ging auf. Seufzend trat sie in die leere Wohnung und starrte auf die Garderobe. Er hatte sie in seinen Armen gehalten und sie immer wieder geküsst, aber die Bilder hatte er nicht vertreiben können. Wann immer sie die Augen schloss, sah sie nicht ihn sondern Natsu vor sich. Natsu, der den Kopf neigte und seine Lippen weich auf die eines anderen Mädchens legte. Seine Küsse waren nicht so weich gewesen. Als er durchschaut hatte, was sie von ihm wollte, hatte er ihren Mund erobert und grob in Beschlag genommen. Während seine Lippen sich unsanft auf ihren bewegten, sah sie immer wieder Natsu vor sich und wünschte, dass Ren sie auch so liebevoll küssen würde. Aber er tat es nicht. Und als sie es leid war, schob sie ihn von sich und ging. Zurück in eine leere Wohnung in der niemand darauf wartete, dass sie nach Hause kam.

Miauend schlängelte sich Charle, die weiße Katze ihrer Cousine, um ihre Beine und Lucy lächelte. Immerhin einer, der sich auf sie freute. Sie hatte sich Charles Vertrauen hart erarbeiten müssen, aber als die weiße Schönheit sie endlich akzeptiert hatte, wurde Lucy mit weichem Fell und leisem Schnurren belohnt. Vorsichtig nahm sie Charle auf den Arm und trug sie ins Wohnzimmer. Auf dem Sofa saß ihre Cousine. Die Knie an den Körper gezogen und den Kopf zwischen den Armen verborgen.

„Wendy?“, fragte Lucy sanft, als sie sich langsam neben sie setzte. Wendy zuckte zusammen und hob den Kopf. Rote Augen sahen sie mitleiderregend an.

„Lucy“, wimmerte sie und schmiegte sich an ihre Cousine. Charle kletterte auf Wendys Schoß und rollte sich schnurrend zusammen.

„Was ist denn los?“, fragte Lucy besorgt. Wendy schniefte und streichelte ihre weiße Katze hinter den Ohren. „Die Jungs in der Schule haben mich geärgert“, gestand sie zögernd. „Sie haben mich an den Haaren gezogen und sich über unsere Familie lustig gemacht. Und als Romeo mir helfen wollte, haben sie mit Papier und Stiften nach uns geworfen.“

Lucy legte ihr einen Arm um die Schulter und streichelte ihr beruhigend über den Rücken. „Und was haben die Lehrer gemacht?“, fragte sie nach. Wendy hob die Schultern. „Die haben das gar nicht gemerkt, glaube ich“, gestand sie.

Gerade als Lucy über Wendys Lehrer schimpfen wollte, drehte sich der Schlüssel erneut im Schloss und Grandine kam, kurze Zeit später gefolgt von Igneel, ins Wohnzimmer gelaufen.

„Ach, hier seid ihr“, sagte sie fröhlich. Dann sah sie Wendys verweintes Gesicht und runzelte die Stirn. „Alles in Ordnung bei euch?“

Wendy nickte nur, doch Lucy sah ihre Tante besorgt an. „Die Jungs in der Schule haben Wendy geärgert. Sie haben sich über uns lustig gemacht und mit Sachen nach ihr und Romeo geworfen“, erklärte sie Grandine. Ihre Tante fluchte und Igneel verzog angewidert das Gesicht. Dann setzte er sich neben Wendy und stupste sie sanft an. Charle hob misstrauisch den Kopf, aber fauchte nicht.

„Wenn die Jungs dich noch mal ärgern, dann sagst du mir Bescheid und ich jage ihnen dann einmal ordentlich Angst ein“, versprach Igneel ihr. Wendy sah ihn mit großen Augen an. „Das klappt bestimmt nicht“, erklärte sie ihm, doch er lächelte nur.

„Natsu wurde früher auch immer geärgert“, erklärte er. „Und da bin ich dann einmal zur Schule gegangen und habe ihn abgeholt. Als die anderen Kinder mich mit meiner Narbe im Gesicht gesehen haben, hatten sie richtig Angst vor mir. Dann hat Natsu mich gesehen und hat mich gerufen und als die anderen Kindern hörten, dass ich sein Vater bin, da haben sie ihn in Ruhe gelassen.“

Grandine rollte die Augen und Wendy kicherte leise. Aber Lucy sah Igneel stirnrunzelnd an. Als er ihren Blick bemerkte, lächelte er. Doch seine Augen blieben kühl und es kam ihr so vor, als würde er in die Vergangenheit sehen.

„Warum haben sie deinen Sohn denn geärgert?“, fragte Wendy neugierig. Igneels Lächeln wurde traurig und er senkte den Blick. Grandine und Lucy musterten ihn nachdenklich. Schließlich setzte Grandine sich neben ihn und nahm seine Hand. Er lächelte sie kurz an und wandte sich dann wieder an Wendy.

„Natsus Mutter hatte Krebs und ist gestorben, als er sieben Jahre alt war. Seitdem kümmere ich mich alleine um ihn, aber es hat eine Weile gedauert, bis wir ein Team wurde, so wie wir es jetzt sind. Am Anfang haben wir uns oft gestritten. Natsu war klein und hat viele Dinge noch nicht verstanden und ohne seine Mutter hat er sich einsam gefühlt. Als die anderen Kinder anfingen, ihn zu ärgern, ging es um Pausenbrote und so einen Kram. Sie fragten ihn, wie Brote schmeckten, die nicht Mutter sondern Vater gemacht hatte. Später machten sie sich über seine Haare lustig oder über seine Kleidung. Natsu hat mir nie etwas gesagt und als ich es durch Zufall erfuhr, war ich sehr wütend. Auf mich und auf die anderen Kinder. Darum bin ich zur Schule gegangen, um diesen Zwergen die Meinung zu geigen. Aber das war überhaupt nicht nötig. Als sie mich sahen, hatten sie schon genug Angst und nachdem sie Natsu ihn Ruhe ließen, ging es ihm wieder viel besser.“

Er drückte Grandines Hand und grinste Wendy an. Dann hielt er Charle die Hand hin. Lucy, Wendy und Grandine beobachteten mit großen Augen, wie sie an Igneels Hand schnupperte, einmal kurz über seine Finger leckte und dann ihren Kopf gegen seine Hand stieß.

„Wie machst du das?“, fragte Lucy irritiert. Igneel sah sie ratlos an und sie deutete auf Charle. „Ich habe fast einen Monat gebraucht, bis sie mich überhaupt in ihre Nähe gelassen hat.“

Igneel zog die Augenbrauen hoch und Lucy schluckte. Genau wie Natsu, schoss ihr durch den Kopf. „Also eine Dame mit Charakter“, lachte er, als er Charle hinter den Ohren kraulte. „Na, so kann man es auch nennen“, brummte Grandine. Auch sie hatte sich Charles Freundschaft erarbeite müssen. Igneel kicherte. Dann sah er Lucy an. „Wahrscheinlich riecht sie Happy“, meinte er. Lucy sah ihn fragend an.

„Wer ist Happy?“, Wendy war wie immer die Schnellste. Igneel lächelte sie warm an. Er mochte ihre kleine Cousine, stellte Lucy überrascht fest.

„Happy ist Natsus Kater“, erklärte er Wendy. „Er hat blaues Fell und einen weißen Bauch, aber seine Schwanzspitze ist ganz dunkel, fast schwarz“, fuhr er augenzwinkernd fort, noch bevor Wendy fragen konnte. Sie lachte. Lucy sah ihre Cousine an und stellte fest, dass Igneel Dragneel den Kummer von ihrem Gesicht gespült hatte wie Regen den Staub. Ihr Hals wurde eng und sie spürte das Brennen in ihrer Kehle wieder so deutlich wie auf dem Flur der Jugendherberge. Sie mochte Natsu Dragneel nicht, aber sie fing an, seinen Vater zu mögen. Es wurde alles immer komplizierter.
 

Igneel hatte Grandine, Wendy und ganz besonders Lucy zum Abendessen eingeladen. Nachdem Igneel ihm von seiner Idee erzählt hatte, hatte Natsu ihn ganze fünf Minuten sprachlos angestarrt bis er sich leise fluchend auf den Weg in sein Zimmer gemacht hatte um zu schmollen. Natürlich half ihm das nicht, aber es war immer noch besser, als Igneel dabei zuzusehen, wie er das Haus für seine neue Freundin und deren Familie herrichtete. Oder ihm beim Kochen über die Schulter zu schauen. Igneel hatte sie seit Jahren bekocht, aber seine Fähigkeiten hatten sich in dieser Zeit kein Stück von Nudeln mit irgendwelchen Soßen wegbewegt.

Am nächsten Morgen war die Luft zwischen ihnen angespannt und sie sprachen nur das Nötigste miteinander. Als Natsu seine Tasche schloss und sich über die Schulter schwang, tauchte Igneel hinter ihm im Flur auf und musterte ihn einen Moment. Dann verdrehte er die Augen und boxte seinem Sohn sanft gegen die Schulter.

„Ich weiß, dass du wütend auf mich bist, aber ich wollte ihnen einen Gefallen tun.“

Stirnrunzelnd drehte Natsu sich zu ihm um. „Mit deinen Kochkünsten tust du ihnen aber keinen Gefallen!“, bemerkte er schnippisch. „Hey“, beschwerte Igneel sich und boxte seinem Sohn etwas fester gegen die Schulter. Natsu rieb sich die Stelle, die zwar nicht schmerzte, aber immerhin ein bisschen kribbelte.

„Ich meinte“, korrigierte Igneel sich, „Ich wollte ihnen einen Gefallen tun, weil gerade Wendy es nicht leicht hat. In der Schule wird sie gehänselt und man lacht über sie. Du müsstest ja wissen, wie sich das anfühlt“, fügte Igneel leise und mit einem entschuldigenden Blick hinzu. Natsu biss sich auf die Unterlippe. Ja, er konnte sich sehr gut vorstellen, wie es war, wenn alle über einen lachten. Trotzdem…

„Und wie willst du ihr da mit deinen Kochkünsten helfen? Wir wissen beide, dass du nicht mehr drauf hast als Nudeln. Am Ende ist Wendy noch verstörter als ohnehin schon.“

„Natsu!“, fauchte Igneel und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Du wirst seit zehn Jahren von mir bekocht und du hast es ohne schwerwiegende Schäden geschafft, bis jetzt zu überleben. Also so schlimm kann es nicht sein.“

Natsu rollte bedeutungsschwer mit den Augen. „Solange du sie nicht mit irgendetwas beeindrucken willst, was du eh nicht hinbekommst, dann werden sie den Abend wohl überleben“, brummte Natsu missmutig. Er konnte Igneel nicht böse sein. Das war das allergrößte Problem an dieser ganzen mein-Vater-angelt-sich-Lucys-Tante-Nummer. Als Natsu die Haustür hinter sich zuzog überlegte er, wie er seine Toleranzgrenze in Igneel -Angelegenheiten wohl herabsetzen könnte.
 

Zu sagen, dass Gajeel eine beschissene Laune hatte, kam Natsu maßlos untertrieben vor. Sein Sitznachbar bohrte mit seinem Blick Löcher in Wände, Lehrer und Mitschüler und keiner traute sich, ihn anzusprechen. Keiner außer Natsu.

„Was ist los? Hat jemand deine Katze überfahren, oder was?“, neckte Natsu. Er hatte Panther Lily schon einmal kennengelernt und schnell gemerkt, dass der schwarze Kater ein ziemlicher Draufgänger war. Gajeel schnaubte. „An dem Tag, an dem es ein Auto schafft, meinen Kater zu plätten, gestehst du Lucy deine unsterbliche Liebe.“

Jetzt war es an Natsu, böse Blicke auf seine Klassenkameraden abzufeuern. „Sicher“, bemerkte er kühl. Gajeel grinste, dann wurde sein Gesicht wieder ernst und er fuhr sich mit der Hand durch seine langen, schwarzen Haare. „Rogue ist gestern nach Magnolia gekommen“, erklärte er Natsu. Dieser hob überrascht eine Augenbraue. „Dein Cousin? Aber ist das nicht ein Grund zur Freude?“

Gajeel brummte und schüttelte den Kopf. „Wenn er nur zu Besuch wäre, dann könnte ich ja damit leben. Aber er zieht bei uns ein.“ Natsu hob die Augenbrauen. „Wieso das denn?“ Gajeel hob die Schultern. „Es gibt irgendwelche Probleme zwischen Rogue und Skyadrum. Was genau weiß ich nicht, aber Skyadrum hat Metallicana darum gebeten, sich eine Weile um Rogue zu kümmern, bis sich alles etwas beruhigt hat. Und dann stand Rogue gestern Mittag mit seiner blöden Katze Frosch vor unserer Haustür, hat es sich bequem gemacht und Lily in den Wahnsinn getrieben“, zeterte er.

Natsu sah ihn mit großen Augen an. Auf ihrer Klassenfahrt war es ihm so vorgekommen, als würden Rogue und Gajeel sich gut verstehen, aber da hatte er sich wohl getäuscht.

Aufmunternd klopfte er seinem Sitznachbarn auf die Schulter. „Es ist ja nicht für immer. Bestimmt regelt sich alles ganz schnell und Rogue kann wieder nach Hause.“ Gajeel schnaubte. „Dein Wort in Gottes Ohr.“
 

In zwei Stunden würden sie sich auf den Weg zu den Dragneels machen. Missmutig stand Lucy vorm Badezimmerspiegel und kämmte ihre Haare. Sie gab sich nicht so viel Mühe wie sonst, aber sie hatte ja auch keine Verabredung mit Ren. Sie legte die Bürste zur Seite und griff nach ihrem Make-up. Sie hatte Ren seit einer Woche nicht mehr gesehen. Lucy vermutete, dass er wütend auf sie war. Immerhin hatte sie ihn sitzen lassen, als sie am rumknutschen waren. Wenn er das mit ihr gemacht hätte, dann wäre sie auch wütend auf ihn gewesen. Aber sie konnte es nicht rückgängig machen. Und je länger sie darüber nachdachte, umso mehr wurde ihr klar, dass sie es auch nicht rückgängig machen wollte. Sie hatten sich geküsst, schön und gut, aber es war nicht so gewesen, wie sie es sich vorgestellt hatte. Es war nicht so gewesen, wie es bei Natsu und Lisanna gewesen war. Lucy schraubte den Deckel der Make-up Tube auf und verteilte etwas vom Inhalt auf ihren Händen.

Natsu hatte Lisanna sanft in seinen Armen gehalten und sie geküsst, als wäre sie aus Glas – als gäbe es nichts Wertvolleres als sie. Ren hatte sie in seinen Armen gehalten und geküsst, als stände es ihm zu. Sie hatte sich nicht begehrt sondern benutzt gefühlt. Als sie an dem Abend in ihrem Bett gelegen hatte, war sie sich schlecht vorgekommen. Sie hatte doch gewollt, dass Ren sie so berührte. Sie hatte ihn um die Küsse gebeten. Sie liebte ihn doch, oder etwa nicht? Vorsichtig trug sie das Make-up auf ihr Gesicht auf und verteilte es gleichmäßig.

Igneel hatte ihr an jenem Abend gezeigt, wie es in seinem Kopf aussah und wie wichtig es ihm war, dass es ihrer Cousine gut ging. Dafür war sie ihm sehr dankbar. Auch zwischen Natsu und Lisanna gab es ähnliche Momente. Natsu stellte sich oft selber zurück, damit Lisanna tun konnte, was sie wollte. Und Lisanna schien es zu lieben. Auch Lucy wollte einen Freund, der Rücksicht auf ihre Bedürfnisse nahm. Sie hatte Ren, aber Ren interessierte sich kaum dafür, was sie wollte und was nicht. Sie schraubte die Wimperntusche auf und zog das Bürstchen energisch heraus.

Sie dachte an Natsu und wie sehr sie sich wünschte, dass Ren auch so war. Aber warum bloß? Sie konnte ihn nicht leiden. Und Ren war ein guter Freund. Vielleicht hatte er ihre Grenzen überschritten, aber es war ihre Schuld gewesen. Sie hatte sich ihm in die Arme geworfen und verlangt, dass er das tat, was auch Natsu und Lisanna taten. Aber Ren war nicht Natsu und sie war nicht Lisanna. Es war also ein Plan gewesen, der von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Sie konnte nicht einfach versuchen, die Beziehung anderer Leute zu kopieren. Das würde nie funktionieren. Sie und Ren mussten ihren eigenen Weg finden. Sie streifte die überschüssige Tusche ab und führte das Bürstchen zum Auge.

Die Tür wurde aufgerissen und Natsu starrte sie an. Lucy rutschte das Bürstchen aus der Hand und stach ihr ins Auge. Sie fluchte und drehte sich hektisch wieder zum Spiegel um. Schwarze Tusche lief ihr aus dem Auge und über die Wange. Wütend griff sie nach den Feuchttüchern, die auf dem Waschbeckenrand standen und wischte sich im Gesicht herum.

„Ich will deinen Schönheitswahn ja nicht stören“, bemerkte Natsu schmunzelnd von der Türe aus, „aber wir haben hier einen kleinen Notfall.“

Lucy zischte wütend. „Ich wüsste nicht, was mich deine Notfälle… Moment mal! Was machst du in unserem Bad?!“, fauchte sie und drehte sich zu ihm um. Natsu grinste. „Fällt dir ja früh auf“, neckte er sie. Sie warf ihm die benutzten und mittlerweile schwarzen Feuchttücher ins Gesicht. Er fing sie geschickt auf und sein Gesichtsausdruck wurde ernst. „Wir haben keine Zeit für Späße. Komm mit, ich erklär dir alles unterwegs.“
 

Als es an der Tür geklingelt hatte, hatte Natsu einen ungläubigen Blick auf die Uhr geworfen. Es war erst vier Uhr. Grandine, Lucy und Wendy sollten erst um sechs kommen. Er hatte das Messer aus der Hand gelegt – Igneel hatte ihn zum Zwiebeln schneiden verdonnert – und war zur Tür gegangen. Eine vollkommen abgehetzte Grandine hatte in der Tür gestanden und ihn flehend angesehen. „Bitte sag mir, dass Igneel da ist“, hatte sie ihn bekniet. Als Natsu den Kopf geschüttelt hatte, wäre sie beinahe in Tränen ausgebrochen. Er hatte sie ins Haus gelassen, weil er tatsächlich ein klitzekleines Bisschen Mitleid mit ihr gehabt hatte und sie hatte sich ihm anvertraut. Als sie Wendy von der Schule abholen wollte, war sie nicht da gewesen. Einige ihrer Klassenkameraden waren lachend an ihr vorbeigegangen und Grandine hatte Romeo gesucht, weil Wendy immer viel Zeit mit ihm verbrachte. Als sie ihn endlich entdeckt hatte, hatte er ihr erzählt, dass einige der anderen Kinder sich wieder über Wendy lustig gemacht hatten und dass Wendy aus der Klasse gelaufen war. Die Klassenlehrerin war ihr gefolgt, konnte sie aber nicht finden und war schließlich in den Unterricht zurückgekehrt. Grandine hatte danach verzweifelt den Schulweg ihrer Tochter abgesucht, aber sie nirgendwo finden können. Dann war sie hierhergekommen, in der Hoffnung, dass ihr Igneel helfen könnte. Als sein Vater endlich vom Einkaufen heimgekommen war, hatten er und Grandine sich sofort auf die Suche gemacht und Natsu zu Lucy geschickt.

Jetzt hasteten Natsu und Lucy durch die Straßen der Stadt auf der Suche nach Wendy. Lucy hatte vorgeschlagen, dass sie sich trennen sollten, aber da Natsu Wendy nicht kannte, hatten sie die Idee schnell wieder verworfen.

Sie klapperten systematisch alle Orte ab, an denen sich Wendy gerne aufhielt, aber konnten sie nicht finden. Als es anfing zu dämmern, ließen sie sich auf eine Bank plumpsen und Lucy überlegte, ob sie vielleicht einen Ort vergessen haben könnten.

„Der Stadtwald“, flüsterte sie plötzlich. Natsu drehte sich zu ihr um und sah sie stirnrunzelnd an. „Der Stadtwald?“ Lucy nickte. „Da ist Wendy früher immer mit ihrem Vater hingegangen. Irgendwo im Wald gibt es eine kleine Jagdhütte. Vielleicht ist sie da.“

„Na, dann nichts wie hin.“

Sie gingen so schnell wie sie konnten, ohne zu rennen und schwiegen sich an. Es kam Natsu unwirklich vor, neben Lucy durch Magnolias nächtliche Straßen zu laufen. Als der Stadtwald in Sicht kam, wurde Lucy langsamer. Als sie unter den ersten Bäumen ankamen, blieb sie stehen. Natsu ging noch ein paar Schritte weiter und blieb dann auch stehen. Er drehte sich zu ihr um und sah sie fragend an.

„Was, wenn sie nicht hier ist?“, fragte Lucy besorgt. Natsu rollte mit den Augen. „Wir haben noch gar nicht angefangen zu suchen. Wir suchen jetzt diese Jagdhütte und wenn wir sie da nicht finden, dann suchen wir eben den ganzen Rest des Waldes ab.“

Lucy hob skeptisch eine Augenbraue. „Wie kannst du nur so optimistisch sein?“

„Weil mich Pessimismus keinen Schritt weiter bringt. Wir suchen und entweder wir finden oder wir finden nicht. Wenn wir nicht finden, dann müssen wir eben wo anders suchen. Das ist übrigens auch nicht wirklich optimistisch. Und jetzt komm, bevor es ganz dunkel wird!“

Natsu griff nach ihrer Hand und zog sie in den Wald. Während er zielstrebig den Schildern zur Jagdhütte folgte, stolperte Lucy hinter ihm her und versuchte sich aus seinem Griff zu lösen. Erfolglos. Natsus Hand war warm und sein Griff eisern. Irgendwann stoppte Lucy ihren Widerstand und ließ sich brav von ihm durch den Wald ziehen. Ren und sie hatten noch nie richtig Händchen gehalten, kam es ihr plötzlich in den Sinn und sie wurde rot. Es fühlte sich gut an, mit Natsu Händchen haltend durch den dunkler werdenden Wald zu stolpern und Lucy fragte sich, warum sie Natsus Berührung nicht unangenehm fand. Und dann fiel ihr auf, dass sie sich keine Sorgen mehr um Wendy machte. Als sie diesmal an ihrer Hand zog, ließ Natsu sie ohne Gegenwehr los.

„Da“, bemerkte er und zeigte auf eine kleine Hütte aus Holz, auf deren Stufen ein kleines Mädchen hockte. „Wendy“, rief Lucy erleichtert und rannte auf ihre Cousine zu. Diese hob den Kopf und sprang von den Stufen und strahlte. „Lucy! Du glaubst nicht, was mir passiert ist.“

Lucy blieb vor ihr stehen und Natsu schloss zu ihnen auf. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und grinste Wendy an. „So, du bist also Wendy“, stellte er fest. Sie sah ihn einen Moment an und ihr Blick blieb an seinen Augen hängen. „Und du bist Natsu“, bemerkte sie lächelnd. Er nickte und warf ihr einen fragenden Blick zu. „Wir wär‘s, wenn du uns erklärst, warum du aus der Schule gelaufen bist und jetzt fröhlich im Wald sitzt?“, fragte er neckend.

Wendys Mund formte ein stummes Oh. „Habt ihr mich gesucht?“, fragte sie vorsichtig. Natsu nickte. „Oh… ähm… also eigentlich wollte ich mich hier verstecken, aber dann ist ein Junge hier vorbei gekommen und hat sich zu mir gesetzt. Er hat sich um mich gekümmert und mich aufgemuntert. Zum Abschied hat er mir einen Handkuss gegeben“, strahlte sie. Lucy runzelte die Stirn und auch Natsus Blick wurde ernst. „Wie hieß er denn?“, wollte Lucy wissen. Wendy hob die Schultern. „Hat er mir nicht gesagt, aber er sah richtig gut aus und war sehr freundlich.“ Natsu schnaubte verächtlich. „Darauf möchte ich wetten.“ Als Wendy ihm einen fragenden Blick zuwarf, schüttelte er nur den Kopf. „Dann können wir jetzt ja gehen“, überlegte er laut. „Vielleicht gibt unsere Küche ja auf die Schnelle noch was her.“

„Ja. Wir wollten ja heute bei euch essen“, freute Wendy sich. Sie lief freudig den Weg entlang und schwärmte ihnen von ihrem weißen Prinzen vor. Natsu und Lucy warfen sich immer wieder skeptische Blicke zu und trafen die stumme Vereinbarung, dass sie die Augen nach diesem weißen Prinzen offen halten würden.
 

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Irgendwie ist das Ende ziemlich langweilig... Entschuldigung. Aber ich wollte das Kapitel dieses Wochenende noch hochladen und da hat die Story leider ein bisschen drunter gelitten. Eigentlich sollte das Essen auch noch hier rein, aber das habe ich mir dann verkniffen... Vielleicht im nächsten Kapitel.

Und an dieser Stelle wäre vielleicht auch mal ein Dank an alle Leute angebracht, die mir immer so liebe Kommis da lassen! Ich freue mich immer sehr, wenn ich lese, was euch so alles gefällt <3 Am liebsten würde ich euch immer persönlich danken, aber meistens verpeil ich das... es tut mir sehr leid, dass mein Gehirn ein schweizer Käse ist... Aber jetzt habe ich mich wenigstens einmal ordentlich bedankt!

Und ich freue mich natürlich auch weiterhin über eure lieben Kommentare ^^

Lg~



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Honigschnute
2013-04-01T16:56:16+00:00 01.04.2013 18:56
so...nun kommt die warterei. ich hab ja schon gesehen das du das kapi vor längerem hochgeladen hast und ich hofe, neee, ich bete darum dass es weiter geht. den die ff ist wirklich super!

das kapitel hier genauso wie die anderen ist wunderschön gesschrieben! und es wäre echt schade wenn du aufhörst daran zu schreiben!

ansonsten war meine lieblingsstelle in dem kap gazilles spruch: „An dem Tag, an dem es ein Auto schafft, meinen Kater zu plätten, gestehst du Lucy deine unsterbliche Liebe.“

total genial!

so wieder zu viel geschrieben! ich bin furchtbar! *heul*

wie uach immer.

hyperknuddler!und liebe grüße

Von:  Akai_arashi
2013-03-27T14:06:00+00:00 27.03.2013 15:06
Geht es garnicht mehr weiter?
Von:  lili_Garnet
2013-01-13T09:30:04+00:00 13.01.2013 10:30
Ohh bitte bitte schreib bald weiter ich halt es nicht mehr aus zu warten >w<
Deine FF ist unglaublich toll und ich lese sie immer wieder nochmal neu ! ABer bitteee schreib weiter ! *__*
Von:  NekuNiwa
2012-12-14T17:41:52+00:00 14.12.2012 18:41
Ich muss sagen eine sehr gute Fairy Tail FF auch mal eine gute Idee die Drachen-Eltern als Menschen auftreten zu lassen. Auch mal was anderes ist das du bei Lucy die Zicke ordentlich raushängen lässt.

Das Hauptpairing ist ja eigendlich NatsuXLucy aber da du Natsu erstmal mit Lisanna verkuppelt hast ist NatsuXLisanna erstmal hier mein lieblingspairing und finde es irgendwie schade das die zwei getrennt werden, was auch wieder irgendwie ein Pluspunkt für diese Story ist das es selten Storys gibt wo ein Hauptcharackter erstmal mit einer anderen zusammenkommt und eine gute beziehung führen.
Hoffendlich denkst du dir für Lisanna einen guten Partner aus, wenn sie Natsu doch nicht bekommt.

Bin echt gespannt was im nächsten Kapi passiert.

Schreibe weiter so.
Von:  Malice
2012-11-26T18:30:39+00:00 26.11.2012 19:30
Ich liebe diese FF *-*
Ich freu mich jetzt schon voll auf das nächste Kapitel ^-^
Und ich finde deinen Schreibstil übrigens echt klasse
Mach so weiter~


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