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Aus gutem Grund

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..für dich

Aus gutem Grund – Wichtel One Shot
 


 

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Sakura Haruno öffnete mit einem Geräusch, das klang, als hätte man einen Stöpsel aus dem Abfluss gezogen, ihren Kühlschrank und spähte hoffnungsvoll hinein, während hinter ihr die elektronische Stimme ihres Anrufbeantworters erklang, begleitet von einem stetigen Rauschen. Vielleicht sollte sie sich langsam aber sicher mal ein neues Gerät zulegen? Immerhin ging ihr nicht nur das Rauschen unheimlich auf die Nerven, sondern das Ding brauchte auch noch Jahre, um die Nachricht überhaupt abzuspielen.
 

„Ooooooi! Sakura-chan! Pass auf, das ist jetzt super wichtig. Du musst heute um halb drei in den Oolong-Teeladen in Shibuya kommen! Du weißt schon welchen ich meine, ja?! Gut, bis dann, wir sehen uns!“
 

Die Rosahaarige nahm sich schließlich einen Bananenjoghurt aus dem Kühlschrank und schloss die Tür wieder. Wie alles in ihrer Wohnung war auch der Kühlschrank nicht gerade neu. Sakura hatte ihn von ihrer Großmutter bekommen, nachdem diese sich von einem Lottogewinn einen brandneuen, amerikanischen Kühlschrank gekauft hatte. So einen mit Fernseher und Eiswürfelmaschine in der linken Tür.

Unschlüssig, was sie von Naruto Uzumakis Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter halten sollte, öffnete Sakura eine Schublade und nahm einen Löffel heraus. Das Rauschen ging weiter. In aller Ruhe riss sie den Deckel des Joghurts ab. Bei dieser Marke konnte man manchmal etwas gewinnen, wenn eine lachende Banane auf der Innenseite des Deckels war. Leider war nur eine gelangweilt dreinschauende Banane darauf abgebildet, also warf die Studentin den Deckel in den Mülleimer und begann, den Joghurt durchzurühren… als sich der Anrufbeantworter erneut meldete.
 

„Ääääh, ach ja, das war ich, Naruto!“
 

Ein ungesundes Zucken war auf Sakuras Stirn zu erkennen, als sie den Löffel mit Joghurt, der gerade auf halbem Weg zu ihrem Mund war, wieder sinken ließ. Ihre grünen Augen brannten durch die Durchreiche Löcher in den Anrufbeantworter, der auf einem kleinen Tisch vor dem Sofa stand. „Wenn die dritte Nachricht auch noch von Naruto ist…“, drohte Sakura niemand bestimmtem und der Joghurt auf ihrem Löffel zitterte gefährlich.

„Wenn dieser Idiot sich nicht mal langsam in den Griff bekommt, werde ich ihn mal spüren lassen, wie leid ihm das tun sollte.“ Natürlich würde Sakura das nicht tun. Manchmal bekam sie zwar einen Schreikrampf der Extraklasse oder verteilte an einen gewissen Blondschopf nach langem Drohen tatsächlich eine Kopfnuss, aber eigentlich war sie doch ein friedliebender Mensch.

Ein Knacken signalisierte den Beginn der dritten und somit letzten Nachricht. Sakura löffelte den Joghurt erst einmal entspannt weiter – das konnte noch dauern.
 

„Haruno-san? Hier ist Umino Iruka von ‚Defy Gravity‘. Bitte melden Sie sich so bald Sie können, wenn Sie diese Nachricht hören. Es liegt ein Jobangebot für sie vor. Ich hoffe, bald von Ihnen zu hören und wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“
 

Sakura war erst einmal erleichtert, dass die dritte Nachricht nicht auch noch von Naruto war. Sie stellte den halbleeren Joghurtbecher in die Durchreiche und ging links aus der Küche heraus, durch den Eingangsbereich und die darauffolgende Tür in das Wohn- und Esszimmer, wo sie das schnurlose Telefon, welches neben dem Anrufbeantworter stand, in die Hand nahm. Es piepste, als sie es aus der Station nahm und der Anrufbeantworter verkündete noch knarrend: „Keine weiteren Nachrichten.“, bevor das Rauschen endlich verstummte. Die Rosahaarige fragte sich wirklich, wie lange das Gerät es noch machen würde.

Mit der einen Hand die Nummer ihrer Agentur tippend (die den Namen ‚Defy Gravity‘ trug) und mit der anderen Hand den Joghurt von der Durchreiche nehmend, wanderte Sakura zu dem kleinen Esstisch, der zu ihrer Linken an der Wand stand. Sie lauschte dem Freizeichen, während sie sich setzte. „Guten Tag, hier Umino Iruka“, meldete sich kurz darauf eine freundliche Männerstimme und Sakura lächelte, als diese Worte ertönten. Iruka war wirklich ein netter Manager. „Guten Tag, hier ist Haruno Sakura. Sie haben mir eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen. Es ging um ein Jobangebot.“

Iruka schien eine Weile nachzudenken, im Hintergrund konnte sie Papier rascheln hören – er suchte offensichtlich nach dem Auftrag in dem Meer aus Papieren, das wie immer seinen Schreibtisch bedeckte. „Ja, natürlich“, meldete er sich kurz darauf und riss Sakura aus ihren Gedanken über seinen Schreibtisch. Die junge Frau ließ den Löffel mit Joghurt, den sie ursprünglich zu ihrem Mund hatte führen wollen, wieder sinken. „Es handelt sich um einen Galaabend der Artistic Company. Wie üblich wurden Catering und Kellner bestellt.“ Es folgte eine Pause, die Sakura nutzte um nachzudenken. ‚Defy Gravity‘ war eine Agentur, die oft Catering und Kellner an größere Events vermittelte. Es war also nichts Ungewöhnliches dabei, dass die Agentur an einem Galaabend der größten Plattenfirma Tokios beteiligt war. (Und die größte Plattenfirma Tokios war definitiv Artistic.) Neben dem Catering- und Arbeitskräftevermittlungsbereich existierte auch noch ein Pressebereich, der sich sowohl um das Image von ‚Defy Gravity‘, als auch um das der Kunden kümmerte. Und dann gab es da noch den Modelbereich – hier kam Sakura ins Spiel. Es kam oft vor, dass Kunden eine spezielle Art von Werbung auf ihrem Event wünschten. Diese Aufträge können von Catwalks bis hin zu lebenden Eisskulpturen oder Schaufensterpuppen gehen. „Artistic möchte, passend zu ihrem Logo, einige Models in weißen Federkleidern als Empfangs- und Sektdamen einstellen. Hätten Sie Interesse?“

Als Empfangs- und sogenannte „Sektdame“ hatte man nicht gerade viel zu tun. Man begrüßte die Gäste, schenkte ihnen Sekt ein und verabschiedete sie dann wieder. Man kam als Erstes und ging vor dem Reinigungspersonal, und die einzige Schwierigkeit bestand darin, vor Langeweile nicht irgendwann Löcher in die Luft zu starren. Mit den Gästen reden war verboten, es sei denn, sie verlangten partout nach der eigenen Anwesenheit, aber das kam eher selten vor. Kurzum – der Job war leicht verdientes Geld.

„Klingt perfekt“, antwortete Sakura gut gelaunt und warf einen Blick auf die Uhr. Viertel vor zwölf. „Sehr gut. Kommen Sie bitte um fünf in die Agentur, Sie erhalten dann den Vertrag und die restlichen Informationen, die Sie benötigen werden. Ach ja, noch etwas – das Event findet nächste Woche Samstag statt. Alles Weitere erfahren Sie dann später! Auf Wiederhören!“ Und ohne eine Antwort abzuwarten legte Iruka auf. Sakura grummelte noch ein „Tschüss“ in die Luft, legte den Hörer auf den Tisch und aß dann endlich ihren Joghurt auf.
 


 

Es war Anfang Juli und der Sommer heizte Tokio dieses Jahr ziemlich ein. Sakura hatte sich für ein beigefarbenes Kleid mit buntem Blümchenaufdruck und schlichte, schwarze Ballerinas entschieden. Die cremefarbene Spitze des Kleides kratzte ein wenig auf der Haut, aber das war nichts, was sie dazu bewegen könnte, dieses wunderbare Kleid auszuziehen. Bewaffnet mit einer weißen Sonnenbrille und einem Sonnenhut betrat Sakura um kurz nach halb drei den Teeladen, in den Naruto sie so galant zitiert hatte.

Der blonde Chaot stand am Tresen und redete mit der dunkelhaarigen Bedienung. Naruto kam mittlerweile so oft hierher, dass Sakura fast geglaubt hätte, er würde auf eben jene Bedienung stehen. Leider war das Einzige, über was Naruto mit ihr redete der Tee und wie er ihn am besten zubereiten konnte. Das arme Mädchen konnte einem beinahe leidtun. Sie errötete bereits, wenn Naruto auch nur einen Fuß in den Laden setzte und sie grüßte.

„Sakura-chan! Endlich! Ich warte hier schon Ewigkeiten!“ Die Rosahaarige seufzte. Das klang, als wäre sie nicht zehn Minuten zu spät, sondern zehn Stunden. „Jaa… Genau.“ Die Bedienung lächelte höflich und wollte die neue Kundin begrüßen, doch Naruto unterbrach das schüchterne Ding. „Da du dir ja Zeit gelassen hast, hab ich schon alles eingekauft! Lass uns ein Eis essen gehen.“ Die grünen Augen der Haruno bohrten ein Loch in Narutos Stirn. „Du bist mal wieder so unhöflich, Naruto.“ Mit ihren blassen Augen blickte die Bedienung von einem Kunden zum anderen und wieder zurück. „Vielleicht möchte ich ja auch etwas kaufen?“

Es dauerte ein paar Sekunden, bis Naruto sich von der Rüge erholt hatte. „Hach, von mir aus. Ich kann das Eis ja schon mal holen gehen. Ich warte dann draußen!“ Er grinste die Bedienung an. „Danke für Ihre freundliche Beratung. Bis zum nächsten Mal!“ Und mit diesen Worten verließ der junge Mann den Laden und ließ seine beste Freundin mit der jungen Frau zurück, die im Moment mehr einem Radieschen ähnelte als einem Menschen.

„So ein Kindskopf“, murmelte Sakura, bevor sie sich entschuldigend der dunkelhaarigen Bedienung zuwandte. „Tut mir sehr Leid, dass er so ein Kindskopf ist“, meinte Sakura schuldbewusst. Die Wahrheit war – sie empfand Mitleid für die junge Frau. Sie bekam zwar nie den Mund auf, wenn Naruto den Laden betrat, aber für jeden normalen Menschen war es mehr als offensichtlich, dass die Kleine Hals über Kopf in Naruto verliebt war. „Oh.. Das… ich, das ist doch nicht Ihre Schuld“, stammelte die Frau jetzt und sah überall anders hin, nur nicht zu Sakura.

Amüsiert lächelte Sakura, bevor sie ihren Blick über die zahllosen, aber wie immer wunderbar aussehenden (und riechenden) Teesorten gleiten ließ. „Kann ich Ihnen weiterhelfen?“, wollte die Bedienung, immer noch peinlich berührt, wissen und schien, jetzt, wo sich wieder unpersönliche Themen anbahnten, an Schüchternheit zu verlieren. Die Haruno nickte. „Ja. Ich hätte gerne Rosenblütentee.“ Seit sie eine kleine Packung das letzte Mal geschenkt bekommen hatte, als Naruto den ganzen Laden praktisch leer gekauft hatte, war Sakura ganz versessen auf den lieblichen Tee.

Die junge Frau blühte auf. Sie wirbelte zu einem Fach hinter ihr und zog verschiedene Beutelchen und Päckchen hervor. „Diese sind neu eingetroffen“, erzählte sie fast schon fröhlich, „Neben dem klassischen Rosenblütentee haben wir auch noch welchen mit… Sakura…“ So oft wie Naruto ihren Namen schon durch den Laden gebrüllt hatte, wusste die junge Frau wohl langsam, dass Sakura der Name ihrer jetzigen Kundin war. „Wie schön!“ Sakura freute sich ehrlich. „Den probiere ich gerne.“

Neben der Lernerei für das Journalismus-Studium war Tee eine sehr willkommene Abwechslung. Nur vom Modeln zu leben war nicht das, was Sakura sich für ihr späteres Leben vorstellte. Vielleicht war ihr das einfach zu oberflächlich. „Das macht dann 500 Yen.“ Sakura kramte in ihrer Korbtasche nach ihrem Portemonnaie und zählte dann fünf 100 Yen Münzen von ihrem Kleingeld ab. „Bitte sehr.“ Die Bedienung verbeugte sich und legte das Geld in die Kasse. „Vielen Dank für ihren Einkauf! Beehren Sie uns bald wieder.“
 

Draußen blendete die Sonne Sakura erst einmal ziemlich. Sie war froh, dass sie sich in letzter Sekunde dafür entschieden hatte, ihre Sonnenbrille doch anzuziehen. Naruto wartete schon ganz ungeduldig mit dem Eis. Wie üblich hatte er ihr Erdbeereis gekauft, während er für sich Zitrone mitgebracht hatte. Eigentlich war die Haruno dieser Sorte fast schon ein wenig überdrüssig, aber für Naruto – der Traditionen sehr schätzte – überwand sie sich immer wieder, das rosafarbene Eis zu essen. Sie vermutete, dass er das Pflegen von Traditionen besonders schätzte, weil seine Eltern damals viel gearbeitet und kaum Zeit für ihn gehabt hatten. Als sie dann auch noch verstarben, als er 16 gewesen war, hatte er keine Chance gehabt, etwas von verlorenen Traditionen mit ihnen wieder einzuführen.

„Schön zu sehen, dass wir immer noch Zeit finden, gelegentlich ein Eis zu essen“, sagte der Blondschopf auch gleich, als hätte er die Gedanken seiner Freundin gelesen und wollte nun darauf anspielen. „Finde ich auch“, antwortete diese jedoch ohne mit der Wimper zu zucken – heute war ihr nicht danach, über Traditionen und Vergangenheit zu reden. Gedanken hingegen ließen sich oftmals nicht daran hindern, sich Dingen zuzuwenden, über die man eigentlich nicht nachdenken wollte. „Die Sonne scheint, wir spazieren durch Shibuya und wir sind glücklich.“

Zu gerne hätte Sakura angefangen über die Bedeutung von „glücklich“ zu diskutieren, denn von zwei Nebenjobs (neben dem gelegentlichen Modeln kellnerte sie abends in einer Bar in der Nähe ihrer Wohnung) zu leben und dabei noch fürs Studium zu pauken war zwar nötig, aber sicher nicht das, was die Haruno als einen Zustand von „Glück“ beschreiben würde. Außerdem hatte sie nicht einmal einen Freund, und dabei war sie bereits 22. Wenn sie so weitermachte, würde sie sicherlich als alte Jungfer enden! Als Naruto jedoch nach dem Mangel an Reaktion seitens seiner Freundin einfach weiter quasselte und in ihrem Freundeskreis hier und da spekulierte, ob sich vielleicht eine Romanze anbahnte, warf Sakura ihm einen nachdenklichen Blick zu.

Ja, das war es. Vermutlich war Naruto durchaus glücklich. Er hatte es geschafft in einer eigenen Wohnung zu leben und musste nicht mehr, wie vor seinem 18ten Lebensjahr, bei seinen Pflegeeltern in einem Vorort von Tokio leben, sodass er nahezu abgeschnitten von seinen Freunden gewesen war, die alle eher in der Tokioter Innenstadt wohnten. Allein die Tatsache, dass Naruto seine eigene Wohnung, seine Freunde um sich und eine (gut bezahlte) Ausbildung zum Koch hatte, war genug für den Blondschopf, um glücklich zu sein, auch wenn er durch seine Ausbildung fast ebenso wenig Freizeit übrig hatte wie Sakura. Er arbeitete zwar praktisch von Mittags bis Mitternacht, doch er liebte das Kochen und niemand war so glücklich wie Naruto, wenn er dann als Letzter die Küche verließ und seine Kochstäbchen an den Haken hängte, wo sie ihn am nächsten Mittag erwarten würden.

„…zu sein. Hörst du mir zu, Sakura-chan?“ Die rosahaarige Studentin schreckte aus ihren Grübeleien auf und rettete sich knapp vor einem Erdbeereisfleck auf ihrem Kleid, indem sie das schmelzende Eis weit von sich streckte. „Oh, ja, klar! Du hast gesagt, dass…“ Narutos blaue Augen ruhten skeptisch auf ihr, doch sein Mundwinkel zuckte verdächtig. „Okay, ich hab dir nicht zugehört.“ Der Uzumaki lachte laut und kriegte sich gar nicht mehr ein. Er setzte sich auf eine Parkbank und Sakura fiel erst jetzt, wo sie sich umsah, auf, dass sie einen Park erreicht hatten, während sie in Gedanken verloren gewesen war. Links von ihnen befand sich ein Springbrunnen, auf seinem Rand balancierten ein paar Kinder und bespritzten sich gegenseitig mit Wasser.

Seufzend schleckte Sakura ein paar Mal an ihrem Eis und ließ sich dann neben ihren Freund auf die vom Wetter gezeichnete Bank sinken. „Was macht die Arbeit?“, fragte sie, als Naruto aufgehört hatte sie auszulachen, und der junge Mann stützte sich mit den Ellbogen auf den Knien ab und blinzelte sie von unten an. „Läuft gut, wie immer. Was hast du anderes erwartet? Ich werde der beste Koch der Welt!“

Lächelnd genehmigte sich die Rosahaarige etwas von ihrem Eis. „Es ist Freitagnachmittags. Normalerweise steckst du um diese Zeit bereits bis zu den Ellbogen in irgendwelchen Woks und Suppentöpfen.“ Eine sanfte Röte legte sich über Narutos Wangen. „Naja… Sie haben mich gezwungen ein paar Tage Urlaub zu nehmen. Ich arbeite angeblich zu viel. Ja, klar! Außer mir können die doch alle nichts!“ Dieser leidenschaftliche Ausruf entlockte Sakura ein Lachen. „Sicher.“ Um von sich abzulenken, stellte Naruto eine Gegenfrage. „Und wie ist es bei dir mit dem Modeln? Ich dachte mir schon, dass du ein Jobangebot hast, als du mich nicht gleich zurückgerufen hast.“

Ein amüsiertes Schnauben war von der jungen Frau zu hören, die mittlerweile an dem Hörnchen knusperte. „Sei nicht albern, Naruto. Ich warte nicht 24 Stunden am Tag darauf, dass du mich anrufst, damit ich dich sofort zurückrufen kann. Aber ja, zufällig hab ich tatsächlich ein Jobangebot bekommen. In genau eineinhalb Stunden muss ich da sein.“ Der Uzumaki zeigte sich interessiert. „Worum geht’s denn?“, wollte er auch gleich wissen und klang dabei wie ein neugieriges Kleinkind.

„Ein Galaabend der Artistic Company. Sie brauchten ein paar Empfangsdamen, die nachher Sekt und dergleichen ausschenken.“ Das gekünstelte Lächeln auf Narutos Gesicht ließ Sakura die Stirn runzeln. „Was?“ Doch Naruto begann zu stammeln, rot zu werden und sah, plötzlich heftig interessiert, zu den immer noch spielenden Kindern hinüber. „Sieh mal, diese Gravuren im Stein! Unglaublich! Vielleicht könnten wir...“ „Willst du mich veralbern? Spuck‘s aus!“ Wenn Sakura eins nicht leiden konnte, dann war es Heimlichtuerei. Vor allen Dingen, wenn man sich dabei so schlecht anstellte wie Naruto gerade.

Schließlich gab der blonde Uzumaki auf – gegen einen Dickschädel wie Sakura hatte er ja doch keine Chance. Ganz besonders nicht, wenn sie anfing neugierig und/oder sauer zu werden, dass ihr da etwas verheimlicht wurde. „Also gut“, rückte er langsam und nervös mit der Sprache heraus, „Dieser Galaabend… Ich… Ich werde auch da sein.“ Das überraschte Sakura. Als Koch? „Bitte? Wie kommst du denn zu dieser Ehre?“ Das war keineswegs so herablassend gemeint, wie es vielleicht geklungen hatte, aber es war nun einmal eine Tatsache, dass die Artistic Company aus reichen und einflussreichen Leuten bestand. Oder eben aus angehenden Künstlern. Und man konnte Naruto zu keinem der beiden Bestandteile zählen, auch wenn seine Ramen wie ein wahres Kunstwerk anzusehen waren und mindestens genauso hervorragend schmeckten.

Der Blondschopf druckste mehr herum, als das er ganze Wörter von sich gab. „Naruto“, drohte Sakura und zog das „o“ so lang sie konnte, „Wie schlimm kann es schon sein, dass du es mir nicht sagen willst?“ Und gerade, als sie noch einmal nachhaken wollte, platzte es aus ihm heraus. „Sasukenimmtmichmitundwirdauchdasein.“

Einen Moment lang saß Sakura schockiert da. „Sasuke?“, stotterte die Haruno, total überfordert mit dem Namen allein. „Was… Wie…“ Ein schwerer Kloß bildete sich in ihrem Hals. Sasuke? Sasuke Uchiha? „Bitte sag nicht ab!“, bettelte Naruto und das schlechte Gewissen stand ihm übers ganze Gesicht geschrieben, „Ich wollte es dir echt nicht sagen, aber du weißt wie schlecht ich im Lügen bin!“ Die Verzweiflung im Gesicht des jungen Mannes brachte Sakura dazu, die Augen zu schließen, tief durchzuatmen und in Gedanken bis drei zu zählen. Sie war 22. Sie sollte sich wirklich zusammenreißen!

„Nein… Nein, es ist richtig, dass du’s mir gesagt hast, Naruto.“ Eine Sekunde oder zwei spielte die Rosahaarige mit dem Gedanken, das Event wirklich einfach abzusagen, doch das kam leider nicht in Frage. Sie brauchte das Geld. „Erzähl mir mehr. Was hat er gesagt? Weiß er, dass ich komme?“ Für einen winzigen Moment sah Naruto traurig aus. Der Ausdruck war aber so schnell wieder verschwunden, dass die junge Frau glaubte, sich das nur eingebildet zu haben. „Ja, er… Er weiß, dass du kommst. Er hat nichts dazu gesagt, tut mir Leid. Um genau zu sein…“ Der Uzumaki machte eine Pause, in der Sakura immer angespannter wurde. „Ich musste ihn dazu zwingen, hinzugehen. Als er deinen Namen auf der Liste gesehen hat, wollte er nicht mehr.“ Naruto fand, dass Sakura ein Recht darauf hatte zu wissen, dass Sasukes Verhalten ihr gegenüber sich über die letzten zwei Monate noch weiter verhärtet hatte.

Die Haruno stand auf und Naruto starrte ihren Rücken an. Aus irgendeinem Grund hatte sich seit einem halben Jahr nach der High School ein Keil in die Freundschaft zwischen Sasuke und Sakura getrieben. Dass der Keil von Sasuke ausging und dieser selbigen immer weiter in ihre Beziehung hämmerte, war mehr als offensichtlich, aber weder auf Sakuras, noch auf Narutos Fragen hin hatte der Uchiha eine vernünftige Antwort gegeben. Die alte Clique aus der High School, in der sie alle drei gewesen waren, sah sich zwar nicht mehr täglich, traf sich aber noch oft – in etwa jedes oder jedes zweite Wochenende. Seit Monaten herrschte zwischen Sasuke und Sakura angespannte Stimmung, welche oftmals in Streit mündete, und da niemand wusste, was genau los war, wurden die Termine mittlerweile oftmals so gelegt, dass einer von beiden nicht konnte. Ließ sich ein Treffen der beiden Streithähne nicht vermeiden, versuchten alle die beiden zu trennen und voneinander fernzuhalten, doch früher oder später ließ sich ein Streit (bei dem seitens Sakura grundsätzlich jede Menge Tränen flossen) nicht vermeiden.

Auch jetzt schien die rosahaarige Studentin den Tränen nahe zu sein, denn ihre Unterlippe zitterte fast unmerklich. „Hör mal, Sakura, wir können auch…“, begann Naruto sanft, doch seine Freundin machte zwei Schritte nach vorne. „Alles in Ordnung, Naruto. Ich muss mich endlich damit abfinden, dass Sasuke einfach… mich…“ Offensichtlich kämpfte sie mit den Tränen. Nun, ihre Schwäche für Sasuke war seit der Mittelschule bekannt gewesen und wenig später zu Liebe geworden. Für Naruto war es nicht verwunderlich, dass die Rosahaarige bei jedem Streit (und offensichtlich auch beim Gedanken daran) in Tränen ausbrach. Die Rosahaarige schenkte Naruto ein Lächeln, über ihre Schulter hinweg; ihr Gesicht war dabei überraschenderweise tränenfrei.

„Ich werde mich jetzt auf den Weg machen, Naruto. Wir sehen uns dann nächste Woche Samstag.“ Trotz ihres todtraurigen Gesichtsausdrucks schien sie entschlossen zu sein, den Job anzunehmen. Das machte den Uzumaki fast schon ein bisschen stolz. „Jap! Und dann knöpfen wir uns Sasuke mal richtig vor!“ Diese Kampfansage entlockte Sakura immerhin ein Lachen.
 


 

Genau eine Woche später sah Sakuras Welt dann schon ganz anders aus. Leider hatte sich ihre emotionale Gefühlslage nicht gebessert. Sie könnte heulen bei dem Gedanken daran, wie schwach und erbärmlich sie sich aufführte, aber von heute auf morgen von einem geliebten Menschen wie Dreck behandelt zu werden tat selbst nach Monaten noch weh. Aus den Monaten waren schließlich zwei Jahre geworden und selbst Ino, Sakuras eigentlich beste Freundin, legte ihr nahe, den Mistkerl von einem Uchiha „endlich zu vergessen und ihn mit einem Kinnhaken zu bestrafen“.

Das war leider gar nicht so einfach, wie Ino sagte, denn die Blondine war ja nicht in den schwarzhaarigen Eventmanager verliebt seit sie das erste Mal mit 15 in seine bodenlosen Augen gesehen hatte. Gut, Liebe war das damals nicht gewesen, noch nicht, aber…

Sakuras Handy klingelte. Wenn man vom Teufel spricht, dachte Sakura und drückte auf Annehmen. „Hey, Sakura“, krächzte ihr eine Stimme aus dem Lautsprecher entgegen, die ganz und gar nicht nach Ino klang. „Oh Gott, du klingst ja fürchterlich!“, rief die Studentin aus und starrte vor Schreck das Display ihres Handys an. „Ja.. Danke für die Blumen“, antwortete Ino sarkastisch, und wäre sie anwesend gewesen, hätte die Yamanaka sicherlich die Augen verdreht. „Wie du dir sicher schon gedacht hast, werde ich morgen nicht kommen.“ Neben der Ausbildung zur Managerin und späteren Geschäftsführerin von „Yamanaka Flowers“ (dem Blumenladen ihrer Eltern), arbeitete auch Ino bei derselben Agentur, die auch Sakura unter ihre Fittiche genommen hatte.

Diesmal war die Rosahaarige mit dem Sarkasmus an der Reihe. „Sag bloß? Das wirkt doch sicher super auf die Gäste! ‚Hier, nehmen Sie zu diesem Sekt auch gleich noch eine Halsentzündung! ‘“ Die junge Frau am anderen Ende der Leitung gab ein Geräusch von sich, das vermutlich unter normalen Umständen ein Lachen gewesen wäre. „Sehr lustig. Ich hab aber schon Ersatz besorgt.“ Konnte man einen angenommen Job nicht wahrnehmen, musste man einen Ersatzkandidaten vorschlagen. „Kümmer dich bitte um sie, Umino wird sie dir sicherlich vorstellen.“ Die Küchenuhr klingelte und Sakura nahm ihre Fertigpizza aus dem Ofen, was mit einer Hand gar nicht so einfach war. „Ja, mach ich“, versprach sie, während sie die Pizza vorsichtig vom heißen Blech auf ein Brettchen rutschen ließ, „Wenn du versprichst, schnell wieder gesund zu werden!“ Ino stimmte zu und verkündete dann, sie müsse jetzt noch einige Liter Tee trinken, um in einer Woche überhaupt wieder sprechen zu können. Damit war das Gespräch zu Ende.

Nachdenklich trug Sakura ihre Pizza ins Wohnzimmer. Sie hätte zu gerne mit ihrer besten Freundin über die Sasuke-Situation geredet. Aber erstens war es nicht das erste Mal, dass der Uchiha wegen ihr irgendwo nicht hinkommen wollte und zweitens hatte Ino ihr schon mehr als einmal ausführlich erklärt, wie sie Sasuke umbringen, ähm, erklären würde, dass Sakura sich ungerecht behandelt fühlte. Bis jetzt hatte Sakura die Tipps ihrer Schulfreundin immer in den Wind geschlagen, aber wenn Sasuke und Naruto morgen Abend im Doppelpack auflaufen würden, konnte Sakura nicht garantieren, dass sie ein oder zwei von Inos Karatetipps nicht an Sasuke ausprobieren würde. Oftmals neigte Naruto nämlich dazu, sich in den Streit zwischen dem Schwarzhaarigen und ihr einzumischen, was zu einem lauten Gezanke zwischen dem ganzen Trio führte, was im Umkehrschluss bedeutete, dass jeder Streitgrund, den es irgendwann einmal zwischen ihnen gegeben hatte, ausgegraben und aufgewärmt wurde. Da kam es auch schon mal vor, dass Sakura anstatt Sasuke (der es eigentlich verdient hatte), Naruto ihr Getränk ins Gesicht schüttete oder der Uzumaki Sasuke einen Schlag ins Gesicht verpasste.

Lediglich Sasuke und Sakura kamen nie auf ein normales Ende. Die Streitereien zwischen den beiden endeten entweder in Sprachlosigkeit oder dem Verlassen des Ortes von einer oder beiden Parteien.

Im auf stumm geschalteten Fernseher begann das Intro von Sakuras Lieblingssoap zu laufen und spätestens als der Titel „Heartstrings“ aufleuchtete, beschloss die Haruno, alle Gedanken an morgen von sich zu schieben und erst einmal einen halbwegs gemütlichen Abend vor dem Fernseher zu verbringen.
 


 

Samstag. Der Tag X. Sakura kaute auf ihrer Unterlippe herum, bevor sie sich daran erinnerte, dass eine halb zerbissene Unterlippe nicht wirklich positiv auf die Gäste des heutigen Abends wirken würde. Aber irgendwie konnte die Haruno nicht an sich halten! Sie war einfach so nervös. Genau genommen war es das erste Mal seit ein paar Wochen, dass sie Sasuke erneut begegnete, nachdem sie sich fünf Minuten heiser gebrüllt hatte und dann aus dem Lokal geflüchtet war, in dem sie sich alle getroffen hatten. Und überhaupt war es das erste Mal, dass sie sich sahen, während sie beide arbeiteten.

Eine Möglichkeit, sich ohne Gefahr zu laufen gefeuert zu werden, gegenseitig zur Weißglut zu treiben, gab es also nicht. Okay, Sakura war die Einzige, die vor Wut explodierte, aber Sasuke benahm sich eben auch nicht mustergültig…

Iruka zog Sakura, kaum, dass sie einen Fuß durch den Personaleingang gesetzt hatte, durch einen langen Gang zu den Umkleiden. Iruka war einen Kopf größer als seine Angestellte, hatte gebräunte Haut, freundliche, braune Augen und braunes Haar, dass er zu einem wilden Zopf trug. Das Auffälligste an ihm war die Narbe, die sich merkwürdig blass durch sein Gesicht zog. Sie verlief vom linken Wangenknochen senkrecht über die Nase und endete auf dem rechten Wangenknochen.

„Inos Ersatz ist schon da“, erzählte Iruka aufgeregt und stieß die Tür auf, um Sakura hineinzuschieben. „In einer Stunde müsst ihr fertig umgezogen und gestylt sein. Dann macht ihr euch ein halbes Stündchen mit der Halle und dem Cateringbereich vertraut, bevor nach einer kleinen Rede des Geschäftsführers die Türen geöffnet werden.“ Der Zeitplan für den heutigen Abend klang außergewöhnlich straff – normalerweise blieb den Models mehr Zeit –, aber etwas schien Iruka heute besonders nervös zu machen. Als er fortfuhr zu erklären, wurde Sakura auch klar, was der Grund für das nervöse Zucken von Irukas Augenbraue war. „Der Geschäftsführer hat mich ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Willkommenheißen, Sekt vergeben und gut aussehen oberste Priorität hat. Unter keinen Umständen sollt ihr euch mit den Gästen über mehr als drei Sätze hinaus unterhalten.“

Die rosahaarige Studentin ließ sich auf einen Stuhl vor einem der beiden großen Spiegel sinken und betrachte ihr sorgfältig geflochtenes Haar. Natürlich. Wenn Sasuke als Eventmanager der Uchiha Corp. anwesend war, dann war auch der Rest der Firma da. Was natürlich bedeutete, dass jede Menge andere Firmen, die der Uchiha Corp. von Einfluss und Umsatz her in nichts nachstanden, ebenfalls anwesend sein würden. „Alles klar“, stimmte Sakura betont fröhlich zu – sie wollte ihrem Manager nicht noch mehr Grund zu Sorge geben. „Das wird super laufen.“
 

Das Gebäude, in dem der Galaabend von statten gehen würde, war die Kyoshihalle in Jiyugaoka, einem Teil Tokios, der einige der besten Nachbarschaften beherbergte und daher die perfekte Umgebung bot. Normalerweise würde Sakura keinen Fuß hierhin tun, da sie das unnötige Geld für das Ticket sparen wollte, doch für einen Job nahm sie die „Reise“ gerne auf sich. Die Kyoshihalle war, wie so ziemlich alles in Jiyugaoka, in einer Art und Weise sehr wertvoll. In diesem Fall machten der moderne Bau und die hochwertige Ausstattung das extra für den Stadtteil designte Gebäude zu einer wahren Attraktion für Besucher.

Wie gewöhnlich teilten sich die Models zu zweit eine Umkleide und da Ino normalerweise ein eingespieltes Team mit Sakura war, war es nur logisch, dass sich selbige nun eine Umkleide mit deren Vertretung teilte. Die war aber noch nicht da oder kurz auf der Toilette, denn außer ihr selbst war der Raum leer. Iruka war davon gehuscht, um mit seiner Nervosität die anderen Models und Cateringleute anzustecken.

Die Haruno beschloss, alle Gedanken an Sasuke beiseite zu schieben und jetzt damit anzufangen, die richtige Unterwäsche anzuziehen. Die junge Frau drehte ihren Zopf zu einem ordentlichen Dutt auf und steckte ihn fest. Ihre Haare reichten ihr mittlerweile bis auf die Mitte ihres Rückens, weil sie keine Zeit mehr hatte, sie bis auf die Schultern geschnitten zu halten. Sakura war gerade dabei, aus der bequemen Jeans und dem Pullover herauszuschlüpfen, den sie trug, als an der Tür ein zögerliches Klopfen ertönte, welches die Rosahaarige beinahe überhört hätte.

„Äh, herein“, rief sie, jetzt selbst etwas unsicher und zog ihren Pullover wieder zurecht. Das Mädchen, das in die Umkleide hineinschlüpfte, war niemand anderes als die Bedienung aus Narutos Teeladen. „Oh.“ Sakura starrte den Neuankömmling an, welcher zurückstarrte. Die blassen Augen hoben sich auf dem geröteten Gesicht mal wieder hervorragend ab. „Hallo… Ich… Wir haben uns nie, nun ja, vorgestellt“, begann die junge Frau und verbeugte sich. “Freut mich, Sie kennenzulernen. Ich bin Hyuuga Hinata. Bitte kümmern Sie sich gut um mich.“

Eine Weile lang starrte Sakura ihr Gegenüber an, bevor es dann mal „klick“ machte und sie sich beeilte, die Vorstellung ihrerseits zu erfüllen. „Gleichfalls. Ich bin Haruno Sakura. Auf gute Zusammenarbeit.“

Nach diesen Worten herrschte erst einmal Stille. Leider war es keine angenehme Stille, wie welche, die zwischen Menschen herrschte, die nicht besonders gesprächig waren, sondern damit zufrieden die Gegenwart des andere als Gesellschaft zu haben. Nein, es war eher die Art von Stille, die zwei Menschen mit einander teilten, die nicht nur keine Ahnung hatten, über was sie mit dem Anderen reden sollten, sondern sich auch unwohl in der Gegenwart ihres Gegenübers fühlten.

Sakura für ihren Teil konnte einfach nicht glauben, dass dieses schüchterne Ding aus dem Teeladen eine selbstbewusste und freundliche Sektdame geben sollte. Was hatte Ino sich nur dabei gedacht? Bei so manchem alten Sack musste man schon mal unauffällig resolut sein, um ihn dazu zu bringen, seine Griffel bei sich zu behalten. Sakura konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie Hinata elegant durch die Menge schritt, Sekt verteilte und nebenbei noch positiv auf die Gäste wirkte. Andererseits… Vielleicht tat sie ihr ja auch Unrecht.

„Wir sollten uns langsam mal in die Unterwäsche werfen“, witzelte Sakura ungewohnt albern und hoffte, ein bisschen Witz würde die Stimmung auflockern. Doch die Dunkelhaarige schien eher verwirrt zu sein, was für Unterwäsche hier gemeint war. „Ich… Ich dachte, wir tragen Kleider?“, erkundigte sich Hinata peinlich berührt und kam nur zögerlich vom Türbereich zu Sakura herüber, die vor zwei Tischen stand und darauf wartete, dass der Neuling in die Gänge kam. „Mit Unterwäsche meine ich die Sachen, die wir unter das Kleid ziehen werden. Wir werden darin geschminkt, damit nichts auf die Kleider kommt“, erklärte Sakura und wäre sie selbst nicht so angespannt, hätte sie dabei vermutlich auch noch geduldig geklungen.

Hinata musterte kurz den champagnerfarbenen Body mit Bh-Einsatz, sowie die matte Strumpfhose, bevor sie den kleineren Stapel an sich nahm. Sie war nicht nur fast einen Kopf kleiner, als ihre neue Kollegin, sondern auch vergleichsweise schmächtig, obwohl man von Sakura nun wirklich nicht sagen konnte, dass sie ein breites Kreuz hatte. „Du kannst mich ruhig Sakura nennen“, bot die Studentin an und schenkte Hinata ein Lächeln, welches prompt erwidert wurde. „Danke. Nenn mich auch Hinata, ja?“ Beide Mädchen schlüpften hinter die Raumtrenner, um sich umzuziehen und gerade als sie fertig fahren, kamen die Stylisten in den Raum gehetzt. Offenbar waren sie in Zeitdruck.
 

Es waren knapp zwei Stunden vergangen und Sakura konnte die Stylisten gut verstehen. Ihre Haare hingen in sanften Wellen über ihre Schulter und das helle Make-Up zielte darauf ab, ihr Kleid perfekt zur Geltung kommenzulassen. Wie die anderen 20 Models trug auch Sakura das Kleid, welches der Veranstalter für die Sektdamen herausgesucht hatte. Es war schulterfrei, mit einem bauschigen Rock aus drei Lagen. Unter dem seidigen Brustbereich waren zahllose weiße Federn angebracht worden, die den ganzen Rock bedeckten. Und obwohl das ganze Kleid nicht schon genug wie ein Brautkleid aussah, hatte jedes Model einen individuellen Schleier erhalten. In ihrem Fall war das nervige Teil an ihrem Hinterkopf befestigt und wehte hinter ihr her, sobald sie auch nur einen Schritt tat.

Hinata dagegen sah so bezaubernd aus, dass Sakura sich fast schon schlecht fühlte, das Kleid zu hassen. Die wenigen Worte, die sie noch in der Umkleide gewechselt hatten waren nicht mehr so angespannt gewesen, aber besonders locker waren sie auch nicht gewesen. Die Hyuuga trug ihre langen Haare zu einem eleganten Dutt gesteckt. Ihr gerader Pony war komplett aus ihrem Gesicht entfernt worden, sodass ihre puppenhaften Gesichtszüge nun besonders zur Geltung kamen. Da das Mädchen jedoch jedes Mal so rot eine Tomate geworden war, als sie auch nur im Begriff gewesen war, einen Blick in den Spiegel zu werfen, hatten die Stylisten sich dazu entschlossen, den Schleier teilweise über ihr Gesicht fallen zu lassen. Genau genommen bedeckte das Stücken durchsichtiger Stoff kaum das linke Auge, aber Hinata half es enorm.

Die Mädels standen allesamt vor den (noch) geschlossenen Türen der Eingangshalle und man konnte von draußen dumpf die Stimmen der wartenden Gäste hören. Obwohl die Schar an Mädchen und Frauen (die Jüngste war 16, die Älteste 25) selbst schnatterte, sodass man sie wegen der Federkleider auch für eine Schar Gänse halten konnte, wurden sich alle des Arbeitsbeginns bewusster. Als der Geschäftsführer sich vor ihnen aufstellte, beeilten sich alle, hinter ihm eine Reihe zu formen, wie er es haben wollte. Das Geschnatter verstummte augenblicklich. Und dann betätigte Iruka von der Seite her den Lichtschalter für die Lichterdekoration an den Seiten des Raums und einige Kellner öffneten die Türen.

Jedes Mädchen hatte ein Klemmbrett bekommen, auf dem die Gästeliste zu sehen war, alphabetisch nach Firmen sortiert. Am Ende war noch eine Liste für die Privatgäste, aber das waren nur wenige. Während sich also gefühlte 1000 Leute auf 20 Mädchen aufteilten, war Sakura froh, dass sie mehr als beschäftigt damit war, möglichst schnell die Namen herauszusuchen und abzuhaken. So konnte sie nämlich nicht verkrampft nach Sasuke (und Naruto) Ausschau halten. Die Haruno traute Naruto so viel Intelligenz zu, dass er nicht schon jetzt Sasuke zu ihr trieb, da es gefährlich für sie werden würde in dem ersten Trubel einen Gast anzuschreien. Und tatsächlich – Naruto bewehrte sich und Sakura bemerkte in dem Ansturm nichts von ihm und zum Glück auch nicht von Sasuke. Sie stand relativ weit links, war aber wegen ihren rosafarbenen Haaren wohl kaum zu übersehen, sodass die Jungs wohl sehr weit rechts durchgegangen waren. Ihr sollte das nur recht sein.

Wen sie aber sehr wohl im Trubel sah (und auch auf der Liste abstempeln musste), war Sasukes Bruder, Itachi. Der ältere Uchiha hatte ihr ein unauffälliges Lächeln geschenkt, das sich vergrößert hatte, als sie nach seinem Namen gefragt hatte. Aber so verlangte es das Protokoll. Die Studentin war froh, als er wieder weg war. Sie mochte Itachi, wirklich, aber er war mehr als eine Aufforderung über die Situation mit Sasuke nachzudenken.
 

Nachdem die meisten Gäste jetzt in der Halle waren, verstauten 15 der Mädchen die Gästelisten bei den Garderobenleuten und fünf blieben noch eine Weile im Empfang stehen, falls noch einige Nachzügler kamen. Sakura war froh, dass sie direkt in die Menge tauchen konnte, aber Hinata gehörte zu den Mädchen, die noch da bleiben mussten. In der Küche bekamen die Mädchen jeder ein Tablett mit Sektgläsern und einer kleinen Schale Häppchen.

Zweieinhalb Stunden lang lief alles gut und Sakura hatte im Nachhinein das Gefühl gehabt, sie hätte es wissen müssen. Die junge Frau hatte sich starr durch die Menge bewegt, ihren Blick möglichst nicht schweifen gelassen und darauf vertraut, dass Sasuke schon reißaus nehmen würde, wenn er ihre Stimme hörte. Ein- oder zweimal hatte sie etwas aufdringlichere Kerle abweisen müssen, die etwas zu neugierig gewesen waren, aber ansonsten waren die Gäste höflich und leicht umgänglich. Gerade war die Haruno stehen geblieben, um ein paar Infos mit Hinata auszutauschen, da passierte es – eine Hand legte sich auf ihre Schulter, gefolgt von einem lauten „Sakura-chan!!“.

Ein Zucken befiel ihr linkes Auge und das Grün blitzte bedrohlich, als sich sie sich herumdrehte und Naruto anstarrte. „Entschuldigen Sie, kenne ich Sie?“ Persönliche Kontakte waren ungern gesehen. Bei dem Uzumaki fiel der Groschen. „Oh, ach ja. Ich hätte gerne zwei Gläser Rotwein zu dem Tisch rechts in der Ecke.“ Die Rosahaarige musste nicht zweimal nachdenken, um drauf zu kommen, wer sich dort alles versammelt hatte. „Verzeihen Sie, aber die Kellner sind für solche Wünsche zuständig“, informierte sie ihren Freund frostig, doch Naruto schien es darauf anzulegen, ihren Abend zu ruinieren. Vermutlich hatte er es ernst gemeint, als er gesagt hatte, sie würden sich Sasuke „einmal richtig vorknöpfen“.

„Wollen Sie mir diesen Wunsch etwa abschlagen?“ Die Empörung in Narutos Stimme klang beinahe echt, doch Sakura sah nicht ein, gegenüber dem Blondschopf den Kopf in den Sand zu stecken. „Natürlich nicht, aber meine Kollegin…“ Sakura wandte den Kopf in die Richtung, in der Hinata eben noch zu sehen gewesen war. Doch die dunkelhaarige Hyuuga war verschwunden. Die Haruno sah ihre einzige Möglichkeit aus der Sache herauszukommen zwischen zwei Geschäftsmännern in Anzügen in der Menge verschwinden. Geschlagen sah sie Naruto mit ihren grünen Augen an. „Na gut… Du hast gewonnen“, grummelte sie äußerst widerwillig und flüchtete Richtung Küche. Sie holte schnell die zwei gewünschten Gläser und eilte in die Richtung, die Naruto ihr angegeben hatte.

Und dann war sie da.

Beziehungsweise, sie sah ihn. Sasuke lehnte an dem Tisch, nippte an einem Glas Wasser und würdigte sie (wie immer) nicht eines Blickes. Naruto stand direkt neben ihm. „Hier ist Ihr Wein“, sagte die Studentin mit zusammengebissenen Zähnen und reichte ihrem blonden Freund ein Glas. Dann wandte sie sich Sasuke zu. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in ihrem Bauch aus. „Hier, Ihr Glas.“ Auffordernd hielt sie ihm sein Glas hin. Der Uchiha sagte nichts, bewegte sich nicht einen Millimeter. Er schloss die Augen, trank einen Schluck Wasser, verharrte. Was war sie bitte? Eine Fliege, die schon wieder davonflog, wenn man sie nicht beachtete? „Sir?“, versuchte sie es und bekam sogar ein (recht krüppliges) Lächeln zu Stande. Das schien Wirkung zu haben.

Seine schwarzen Augen hefteten sich auf ihr Gesicht. „Ich habe keinen Wein bestellt“, antwortete er kühl. Funkelnd wandte Sakura sich Naruto zu. „Zwei Gläser für sich selbst zu bestellen“, lachte sie gekünstelt, „Wie vorsorglich!“ Unsicher wechselten Narutos blaue Augen zwischen Sakura und Sasuke hin und her. Anscheinend merkte er jetzt, dass sein Plan wohl nicht das Wahre gewesen war.

„Sasuke, nimm den Wein“, meinte Naruto und klang mehr, als würde er Sasuke anbetteln, jetzt keine Szene zu provozieren. Doch der Uchiha wäre nicht er selbst gewesen, wenn er auf die Bitten oder Meinungen anderer, Menschen gehört hätte. „Ich habe keinen Wein bestellt, Naruto.“ Die Stimme des Schwarzhaarigen klang nun etwas gereizt. „Hör auf, ständig solche Situationen zu provozieren!“ Das Fass war kurz davor überzulaufen. „Zu provozieren?!“ Naruto sprang natürlich sofort auf den Zug auf. „Was kann ich denn dafür, wenn dein Verhalten dem eines Fünfjährigen entspricht?! Ganz abgesehen davon – etwas so enden zu lassen ist ungesund!“ Sasuke wurde scheinbar noch blasser, als er es eh schon war. „Das geht dich nichts an!“, fuhr er seinen Freund an und knallte das Glas auf den Tisch.

So liebend gerne Sakura in den Streit einsteigen wollte – sie mussten sich alle zusammenreißen. „Bitte, meine Herren“, ging sie dazwischen und stellte das Tablett zwischen ihnen auf dem Stehtisch ab. „Wir wollen doch keine Aufmerksamkeit erregen, oder?“ Doch das war eine Aktion, die die Rosahaarige noch bereuen sollte. Sasukes spöttischer Blick ruhte auf ihr. „Aufmerksamkeit? Du bist eine schlechte Schauspielerin. Und du nervst. Wir regeln das selbst.“ Seine harten Worte erinnerten sie an die zahllosen Streitereien, die sie schon gehabt hatten. Auch ihr Fass war nun im Begriff überzulaufen und leider Gottes war Sasuke derjenige, der am wenigsten dafür zu tun brauchte, um die Rosahaarige zum Explodieren zu bringen.

„Oh, verzeihen Sie vielmals“, flötete sie und nahm das Tablett wieder vom Tisch. „Das war dann wohl meine Schuld!“ Mit einem liebreizenden Lächeln ergriff Sakuras Hand das Weinglas und der Rotwein färbte in der nächsten Sekunde das weiße Hemd unter Sasukes schwarzem Jackett dunkelrot. „Der geht aufs Haus“, flüsterte sie, drehte sich um und rannte praktisch zurück zur Küche, wo sie das Tablett irgendwo abstellte und dann wieder in die Halle ging. Iruka tauchte neben ihr auf. „Alles in Ordnung, Sakura? Du siehst blass aus.“ Diese Frage kam ihr sehr gelegen. Von wegen schlechte Schauspielerin! „Mir geht es nicht sehr gut… Vielleicht hab ich mich bei Ino angesteckt?“, philosophierte sie mit zitternder Stimme und fasste sich an die Schläfen. „Kann ich eine Pause machen? Ich würd gern etwas frische Luft schnappen.“ Mit dem Hemd konnte Sasuke unmöglich lange bleiben und würde mit etwas Glück schon verschwunden sein, wenn sie von ihrer Pause zurückgekommen war. „Ja, natürlich, geh nur“, antworte Iruka besorgt und Sakura entfernte sich zunächst langsam, dann immer schneller und schließlich laufend aus der Halle, durch den Empfang und in die Nacht hinaus.
 

Sakura ging wütend Richtung Bahnhaltestelle, ohne vorzuhaben, wirklich wegzufahren. Sie brauchte einfach nur ein bisschen Bewegung und zwischen verlassenen Autos herumzulaufen oder in den dunklen Park zu gehen… Nein, danach war ihr definitiv nicht zumute. Und überhaupt…

Sasuke! Dieser…

Seufzend blieb die Rosahaarige stehen und sah auf ihre Schuhspitzen. Wieso brachte dieser Idiot nach all den unzähligen Streitereien und Scherereien ihr Herz immer noch zum höher schlagen? Es bereitete ihr förmlich Kopfschmerzen. Oder eher Herzschmerzen. Vielleicht brauchte sie ja inzwischen diesen Kick von Sasuke beleidigt oder gedemütigt zu werden, denn das war ja immerhin das Einzige, was er ihr entgegenbrachte. Uchihas waren zwar nicht dafür bekannt, ein Ausbund an Freundlichkeit zu sein, aber dass sie ihren Hass bei jeder sich bietenden Gelegenheit demonstrierten, war auch nicht gerade normal.

Vielleicht wollte sie aber auch einfach nicht wahr haben, dass ihre Freundschaft (oder jede andere Art von Beziehung) zu Sasuke einfach nicht mehr möglich war. Weil sie vielleicht immer noch ver-

„Rennst du jetzt weg?“

Vor Schreck stieß die junge Frau ein Fiepsen aus und machte einen kleinen Satz nach vorne. Leider kam ihr Schuh dabei falsch auf, sie rutschte weg und landete dabei unsanft auf dem Boden. Wenigstens federte das Kleid den Fall ab, genau wie der Grünstreifen, der rechts vom Bordstein war. Sakura sah sich hektisch um. Ein Stalker? Ein Perverser? Nein, es war Sasuke.

Peinlich berührt versuchte sich die Rosahaarige aufzurappeln, doch ihr dummes Kleid war dabei nur wenig hilfreich. „Ich muss dich enttäuschen, Sasuke“, zischte sie und versuchte möglichst unauffällig den Unterrock zu entwirren, „Auch wenn du nicht mehr von mir hältst, als von irgendeinem dummen, pubertierenden Gör, muss ich dir leider mitteilen, dass ich bestimmt nicht vor dir weglaufe.“ Endlich war der Rock entwirrt! Sakura wollte sich auf die Beine schwingen, als ein stechender Schmerz in ihrem Knöchel sie davon abhielt. Na toll. Sie hoffte ihr Gesicht blieb einfach nur verärgert und nicht schmerzverzerrt.

Der Uchiha ließ ein spöttisches Lachen hören. „Natürlich. Dass du den offenen Konflikt mit mir suchst, kann man aber auch nicht sagen.“ Sakura tat, als habe sie einfach beschlossen, auf dem Bordstein sitzen zu bleiben und fauchte: „Würdest du nicht auf mysteriöse Weise überall auftauchen und mich provozieren, dann könnte ich gut damit leben, dich zu ignorieren, wie du es verdient hast!“ Ihr Gegenüber blieb von diesen harschen Worten leider relativ unbeeindruckt. „Jetzt schiebst du die Schuld also auf andere? Sehr erwachsen… Wobei, erwachsen sein war ja nie deine Stärke.“

Sie hatte sich schon gefragt, wann er damit anfangen würde. Irgendwann begann Sasuke immer damit, irgendwelche alten Geschichten aus der Vergangenheit zu holen. Aber was er konnte, konnte sie schon lange. „Oh, der Experte spricht“, höhnte sie, zugegebenermaßen relativ kindisch, „Ich für meinen Teil kann mich noch gut daran erinnern, wer im ersten Jahr der High School geheult hat, weil sein Bruder für ein Jahr in die USA gegangen ist und ich diejenige gewesen bin, die sich um dich kümmern durfte! Sehr erwachsen von dir war das.“

Der Uchiha grinste sie nur an. Es war dieses eingebildete Grinsen, welches einem verdeutlichte, dass er, als Uchiha, einem nicht nur haushoch überlegen war, sondern einen nicht einmal als vollwertig anerkannte.

„Als Einzelkind verstehst du das natürlich nicht“, sagte er dazu nur und machte einen Schritt auf sie zu. Sakura jedoch schreckte dabei auf und sagte, viel zu laut: „Bleib weg!“ Unbemerkt hatten sich Tränen in ihre Augen gestohlen, wie immer, wenn Sasuke weiter und weiter auf ihr herumhackte. Wie gewöhnlich gab er aber offensichtlich nichts auf ihre Meinung. „Ich warne dich, Uchiha!“ Sakura zog einen Schuh aus und warf ihn nach Sasuke. Sie hatte keine Angst vor ihm, aber dass sie nicht aufstehen und weggehen konnte, machte sie hilflos und unterlegen. Der Schuh verfehlte knapp seine Schulter.

Das erreichte endlich, dass der Schwarzhaarige stehen blieb. „Sport war auch nie eins deiner guten Fächer“, kommentierte er lässig, doch die Haruno konnte in dem schwachen Licht der Straßenlaternen in seinen Augen sehen, dass sie ihn wenigstens ein bisschen schockiert hatte. Ernsthaft bedroht, hatte sie ihn immerhin noch nie. Ihr fiel auf, dass ihr Herz wie wild schlug und sie schwitzte, obwohl es sich mittlerweile abgekühlt hatte. Sie war wohl selbst auch ein wenig schockiert – sie fühlte sich Sasuke ferner denn je. Und sie wusste, dass sie nicht mehr lange die Kraft hatte zu streiten.

Um es sich leichter zu machen, zog Sakura den anderen Schuh auch noch aus. So würde sie gleich leichter aufstehen können, nachdem sie diese Sache beendet hatte.

Sasuke war einen Schritt zurückgewichen, offenbar aus Angst vor dem zweiten Schuhgeschoss in ihrer Hand, doch als sein Gegenüber keine Anstalten machte, selbigen zu werfen, wollte er wohl etwas sagen. Sakura unterbrach ihn allerdings. „Ich habe keine Lust mehr.“ Nach diesen Worten liefen ihr Tränen über das Gesicht und sie versteckte sich schnell hinter ihrem Arm, den sie auf ihren angezogenen Beinen abstützte. Jetzt war sie so klein, wie er sie immer machte.

„Das ewige Streiten macht mich ganz krank.“ Sasuke sagte immer noch nichts. „Unsere Freunde fangen an, uns nicht mehr einzuladen. Sie finden uns nervig.“ Wut kribbelte unter ihrer Haut, aber es war eine andere als sonst – sie war nicht wütend wegen dem, was er zu ihr sagte, sondern wegen dem, was sie beide über die Zeit hinweg getan hatten. Genau genommen hatten sie ihre Zeit nämlich verschwendet. Für Hass und kindisches Herumstreiten.

Der jungen Frau kam diese Einsicht reichlich verspätet vor, aber einer von ihnen sollte es wohl beenden. Vielleicht war Inos Tipp der einzig richtige gewesen. „Ich für meinen Teil habe keine Lust mehr auf uns. Du hast mir mehr als deutlich gemacht, dass du mich hasst, dass du meine Gefühle offenbar nur mit Füßen treten willst und was weiß ich noch… Wie du siehst, hast du dein Ziel erreicht.“ Geräuschvoll zog Sakura die Nase hoch und starrte Sasuke verweint ins Gesicht. Sie wusste, dass sie jetzt vermutlich schwarze Schlieren auf den Wangen hatte und in etwa so hübsch wie „Der Schrei“ von Edvard Munch war, aber das war ihr egal. „Also geh einfach.“

Anscheinend war der finale Klang, den ihre Stimme gehabt hatte, genug gewesen, um die Ernsthaftigkeit der Situation deutlich zu machen. Sasuke sah sie für einen Moment reglos an, bevor er dann an ihr vorbei ging, Richtung Straßenbahnhaltestelle. Sakura glaubte, einen seltsamen Gesichtsausdruck gesehen zu haben, etwas wie Trauer oder Reue vielleicht, aber Sasuke hatte nie den Eindruck gemacht, dass ihm sonst ihre Tränen etwas ausgemacht hätten oder dass ihm sonst irgendetwas Reue oder Grund zur Trauer gegeben hatte.

Ein leises Schluchzen entwich ihr, und sie presste die Hände aufs Gesicht. Sie konnte hören, wie Sasukes Schuhe sich langsam über den Bordstein hinweg zur Haltestelle entfernten und irgendwann verklungen. Sie hätte nicht gedacht, dass er so einfach geht. Gut, die Studentin hatte ja gewusst, was er von ihr hielt, aber dass sie wirklich so einfach zurückzulassen war… Es tat einfach weh.
 

Was Sakura nicht sehen konnte, war, dass der Uchiha überhaupt nicht gegangen war. Er stand einige Meter entfernt mit dem Rücken zu ihr. Er rang sichtlich mit sich und drehte sich dann um. Schnellen Schrittes ging er zurück und riss Sakura förmlich beide Hände vom Gesicht weg. Schockiert und mehr als nur verwirrt starrte sie ihn an. Man könnte fast schon sagen, sie sah angsterfüllt aus. In ihren grünen Augen spiegelte sich das Licht der Straßenlaterne. Sasuke konnte sich selbst in ihnen sehen und fragte sich, was er hier eigentlich machte.

„Ich...“, begann er langsam und wenn er nicht ein Uchiha gewesen wäre, wäre er vermutlich sogar rot geworden. „Es… Es tut mir… Leid.“ Seine Stimme war so leise, dass Sakura ihn weiterhin einfach nur verheult anstarrte, ohne eine sichtbare Reaktion zu zeigen. Vielleicht hatte er sie auch in einen Schockzustand versetzt? Immerhin hatte er eine ganze Zeit lang-

Ohne Vorwarnung schlug Sakura im ins Gesicht. Dann zog sie sich an ihm hoch und stieß ihn von sich weg. „Was meinst du mit ‚Es tut dir Leid‘?!“, rief sie aus und machte einen Schritt auf ihn zu. Ihm fiel auf, dass sie humpelte. Wann war das passiert? „Wie kann das nach dem ganzen Scheiß so einfach für dich sein? Wieso jetzt?“ Offenbar war sie wirklich mit den Nerven am Ende, wenn sie schon ausfallend wurde. Das schlechte Gewissen meldete sich stärker, denn je und Sasuke neigte den Kopf. Zeit für die Wahrheit.

„Weißt du noch nach der High School?“ Zurückgeworfen starrte sie ihn an, Verständnislosigkeit klar erkennbar in ihrem Gesicht. „Ja“, antwortete sie dennoch unwillig, vermutlich weil sie wusste, dass er auf dem Weg zu einer Erklärung war. „Ich war doch drei Wochen Ski fahren, in Europa.“ Sie nickte, ihre rosa Haare wippten mit der Bewegung. „Das war gelogen.“ Sakura erstarrte, ihr Mund klappte auf und zu. „Was meinst du?“, fragte sie heiser. „Ich war zwar in Europa. Aber es war eine Privatklinik in der Schweiz gewesen, kein Ski-Gebiet.“ Ursprünglich hatte Sasuke zum Militär gehen wollen. Bei der Musterung waren auch unzählige Untersuchungen dabei gewesen. „Bei den Untersuchungen zum Militärdienst sind einige Ärzte auf ungewöhnliche Symptome aufmerksam geworden. Häufige Kopfschmerzen, Sehschwierigkeiten, Lichtempfindlichkeit, Konzentrationsschwierigkeit und eine Anfälligkeit für Infektionen und dergleichen.“

Es fiel ihm schwer darüber zu reden – er hatte gehofft, gegenüber Sakura würde er diese Geschichte niemals auspacken müssen. „Wir sind dann hier in Japan zu mehreren Ärzten gegangen, die alle zu einem Ergebnis kamen – Tumor.“ Die Tränen flossen wieder; Sasuke konnte es ihr nicht übel nehmen. „Ich wollte unbedingt hier in Japan bleiben, doch wie hätte ich meinen Krankenhausaufenthalt vor euch verheimlichen können, wenn die Uchihas dabei gesehen werden, wie sie ständig aus Tokioter Privatkliniken herauskommen?“

Ein bitteres Lachen überkam ihm, das Sakura zum Zusammenzucken brachte, was Sasuke jedoch kaum bemerkte. Er war gefangen in den Momenten der Ungewissheit – würde er sterben, leben? Das waren Fragen, die er sich damals gestellt hatte. „Wir flogen also unter dem Ski-Vorwand in die Schweiz.“ Sein Atem beschleunigte sich. „Man sagte mir, der Tumor sei inoperable und bösartig.“ Sakura schluchzte, aber Sasuke brachte es einfach nicht über sich sie anzusehen. Stattdessen sah er in den Himmel. „Ich unterzog mich in diesen drei Wochen unzähligen Untersuchungen und Tests. Ich verbrachte 24 Stunden am Tag in der Klinik. Und tatsächlich… nach langem hin und her beschlossen die Ärzte, dass eine Operation möglich wäre, die meine Lebenszeit verlängert und da ich mittlerweile sowieso schon von Medikamenten abhängig war, die Zukunft nach der OP, in der ich ohne Medikamente dann keine zwei Tage mehr überstehen würde, ertragbar machte.“

Jetzt sah Sakura verwirrt aus. „Aber… Eine OP am Kopf hätten wir doch sicher bemerkt…“ Ihre Stimme klang schwach und sie sah erschüttert aus. Sasuke schenkte ihr ein müdes Lächeln. „Bitte… Ich bin ein Uchiha.“ Diesmal war es nicht als Vergleich zu ihrer Person gemeint, sondern als schlechter Witz. Vielleicht hätte sie sogar gelacht, wenn ihre Beziehung nicht zum Zerreißen angespannt wäre und er außerdem nicht gerade von seinem Kampf um Leben und Tod erzählen würde.

„Ich beendete meinen Aufenthalt in der Schweiz vorerst und kehrte nach Tokio zurück. Natürlich nahm ich weiterhin meine Medikamente, aber ich merkte, dass ich so nicht weiterleben würde. Und dann verplapperte sich Naruto.“ Er wusste, der Blondschopf würde dafür bezahlen, dass er dieses wertvolle bisschen Informationen ausplauderte, aber er wollte Sakura wenn schon alles erzählen. „Ich hatte schon immer mehr als freundschaftliche Gefühle für dich“, gestand Sasuke sehr abrupt und so wie er es sagte, hätte er auch sagen können, dass er morgen zum Friseur gehen würde. Sakura wusste (mal wieder) nicht, was sie sagen sollte. Ihr Gehirn hatte anscheinend auf Durchzug geschaltet. Es war nicht im Stande auf diese Flut von Informationen hin eine Antwort auf dieses Geständnis abzugeben.

Sasuke fuhr fort, als die rosahaarige, junge Frau keinen Ton von sich gab. „Von Naruto wusste ich, dass es dir ähnlich ging.“ Das trieb Leben in Sakuras Gesicht und sie lief mit einem Mal puterrot an. „Dieser.. Vollidiot!“ Doch Sasuke winkte nur ab. „Lass ihn… Er hatte keine Wahl. Er musste es sagen, denn es war das Einzige, was mich von meiner ursprünglichen Entscheidung, nämlich dich komplett aus meinem Leben zu streichen, abhalten konnte.“ Das seine darauffolgende Entscheidung keine wirklich akzeptable Lösung war, war ihm ebenso bewusst wie ihr, denn sie sahen sich nun betroffen in die Augen. Zwei Menschen, die nichts mit ihren Gefühlen für sich anfangen konnten.

„Meine zweite Lösung war nun also, nicht mehr nett zu sein und dich davonzujagen. Auf die Dauer würdest du meiner unausstehlichen Seite schon Lebewohl sagen. Naruto war natürlich auch hiermit nicht einverstanden, aber er konnte mich nicht dazu bringen mit dir über meine Krankheit zu reden.“ Ein fast schon wehmütiges Seufzen kam über die Lippen des Uchihas, er strich seinen schwarzen Anzug glatt, um seinen Händen etwas zu tun zu geben. „Ich war stolz und wollte dich nicht unter mir leiden sehen. Natürlich hast du trotzdem unter mir gelitten, aber das ist ein Leiden, dass ich durch Worte verursacht habe, nicht durch die Möglichkeit, dass ich nach der nächsten Operation vielleicht nicht mehr aufwachen werde. Nachdem ich angefangen hatte unsere Beziehung zu verändern, belog ich euch alle erneut und erzählte von einer Studienreise durch die USA, bei der ich Zeit mit meinem Bruder verbringen würde.“

Sakura war näher gekommen und stand wieder direkt vor ihm. Sie nahm seine Hand; er sagte nichts dazu. „Ich verbrachte zwar wirklich Zeit mit meinem Bruder, aber das Meiste davon bekam ich nicht mit, denn er saß an meinem Krankenbett, während ich mich – kaum zurechnungsfähig – von der Operation erholte. Fast zwei Monate war ich in der Schweiz und stellte fest, dass ich wirklich viel abhängiger von den Medikamenten geworden war, als früher. Und empfindlicher war ich nun auch. Ich kann keinen Alkohol mehr trinken, lange aufbleiben fällt mir schwer, genau wie konzentriert auf Monitore oder kleine Buchstaben zu gucken. Bei der Operation wurde mein Sehnerv zum Glück nicht oder nur leicht beschädigt, aber es hätte auch sein können, dass ich blind geworden wäre.“ Die junge Frau drückte seine Hand, ihre Fingernägel bohrten sich dabei seine Haut, was sie wahrscheinlich nicht einmal merkte. Sie war mit Weinen beschäftigt.

„Deshalb also die kürzeren Haare, als du zurückgekommen bist.“ Das wusste sie also noch. „Ja. Ich musste sie für die Nachuntersuchungen länger kurz halten, weshalb sie bei meiner Rückkehr nicht so lang waren wie bei meinem Gehen.“

Sie schwiegen sich an, bis es Sakura war, die erneut die Stille durchbrach. „Und wie geht es dir jetzt? Musst du…“ Die Worte blieben ihr im Hals stecken, aber Sasuke bewunderte sie eindeutig für die Tatsache, dass sie nicht hysterisch weinend zusammengebrochen war. „Musst du bald sterben?“, fragte sie leise und der Uchiha sah ihr ernst in die Augen. „Der Tumor hatte im Laufe der Zeit Metastasen, also Tochtergeschwüre gebildet. Es ist schwer und langwierig sie alle zu entfernen, bei mir wird es wahrscheinlich dazu kommen, dass ich sie komplett los bin.“ Er merkte, dass das keine wirkliche Antwort auf ihre Frage war. „Das heißt, ich werde um kleinere oder irgendwann möglicherweise auch wieder größere Eingriffe nicht herumkommen… Meine Lebenserwartung ist durch diese Belastung natürlich geringer als bei gesunden Menschen.“

Sie begann wieder zu weinen. „Ich hätte dir gerne nichts von alle dem erzählt“, meine Sasuke, jetzt in einem eher kühlen Tonfall, merkwürdig distanziert, „Aber es war schwer dich dort sitzen und schlichtweg depressiv zu sehen. Ich hätte es niemals so weit kommen lassen sollen.“

Er spürte einen Druck auf seiner Brust und sah hinunter. Sakura drückte ihre Faust gegen die Stelle, unter der sein Herz schlug. „Verdammt richtig“, schluchzte sie und schaffte es, ihren Ärger trotz des Weinens durchklingen zu lassen, „Du hättest es mir von Anfang an sagen sollen! Und was war das überhaupt für ein beknacktes Geständnis?“ Der Schwarzhaarige zuckte zusammen – mit so einer Reaktion hatte er gar nicht gerechnet. Obwohl… Er hätte es sich eigentlich denken können. Während ihrer ganzen Streitereien war sie ja auch nie zusammengezuckt und hatte klein und unterwürfig den Schwanz eingezogen.

Was Sakura anging… war das Einzige, was sie momentan spürte ein Mix aus Erleichterung, dass Sasuke sie in Wirklichkeit gar nicht hasste, und Ärger, dass er ihr seine Krankheit verschwiegen hatte.

„Ich fühle noch genauso wie vor zwei Jahren“, sagte Sasuke fast lautlos und Sakura sah hoch, um ihn anzusehen. „Dann sind wir schon zwei“, antwortete sie genauso leise. Es war ein sehr seltsamer Moment, als sie da standen, Hand in Hand, aber mindestens eine Armlänge voneinander entfernt und sich ihre Liebe gestanden. Es fühlte sich nicht falsch an, aber nach all den Streitereien komisch, wenn auch wahr.

Sasuke räusperte sich. „Naja, was auch immer… Ich möchte dir ungern den Rest deines Lebens aufbürden, dich um einen kranken Menschen zu kümmern.“ Wieder einmal bewies Sakura, dass ihr Gegenüber ihr die falsche Reaktion zugedacht hatte. „Was soll das schon wieder heißen?“, brauste Sakura auf und wirkte, als wolle sie Sasuke gleich noch einmal schlagen, „Du erzählst mir nach zwei Jahren die Wahrheit und jetzt willst du gleich wieder gehen?! Kommt überhaupt nicht in Frage!“ Empört griff sie seine Ärmel und schüttelte ihn leicht. „Ich glaub du spinnst! Dann zähl ich halt für den Rest meines Lebens jeden Tag deine Tabletten ab. Wenn du mich lieb fragst, gebe ich dir vielleicht auch die richtigen zur richtigen Zeit.“ Bevor der Haruno noch etwas einfallen konnte, dass sie Sasuke an den Kopf werfen konnte, beugte er sich zu ihr herunter und gab ihr einen Kuss, der höchstens drei Sekunden dauerte, aber sich zehnmal so lang anfühlte. Zumindest für Sakura.

Sasuke grinste ein wenig. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so reagierst“, gab er belustigt zu, „Ich bin immerhin für zwei Jahre Hass verantwortlich.“ Der letzte Teil klang eher reuevoll und Sakura musste erst einmal verarbeiten, dass Sasuke sich komplett anders benahm und verhielt, als sie es die letzte Zeit von ihm gewohnt war. „Ich denke, ich bin einfach froh, dass du mich nicht hasst“, gestand Sakura ihrerseits und seufzte.

Dann fiel ihr etwas auf. „Wieso bist du mir überhaupt hinter hergelaufen?“, wollte die Rosahaarige neugierig wissen. Sasukes Stirn legte sich in Falten. „Naruto hat mir gedroht, es beim nächsten Treffen allen zu verraten, wenn ich nicht hinter dir hergehen und zumindest dafür Sorge, dass du deine Arbeit wahrnehmen kannst.“ Er warf einen beiläufigen Blick auf ihre Füße. „Nun, zumindest diesen Teil habe ich wohl gründlich vergeigt.“ Er klang nicht halb so reuevoll wie eben, als er das sagte.

Sakura lachte aber nur über Narutos Versuch, für sie zu sorgen. „Na ja, vielleicht kann ich ihm doch verzeihen, dass er dir von meinen Gefühlen erzählt hat.“ Der Uchiha nickte. „Ich hab auch eine Gegenbedingung verlangt.“ Dafür war die junge Frau ganz Ohr. „Die wäre?“, erkundigte sie sich neugierig. „Er muss mit der Bedienung von dem Teeladen in Shibuya ausgehen. Obwohl er niemals auf den Gedanken kommen wäre, sie zu fragen, bin ich sicher, dass es ihm gut tut.“ Sakura stimmte dem zu. „Außerdem sieht ja wohl ein Blinder mit nem Krückstock, dass Hinata über beide Ohren verliebt in ihn ist!“

Nach einer Weile friedlichen Schweigens, beschlossen die beiden, dass sie genug in der Nacht herumgestanden hatten. „Los, trag mich!“, verlangte Sakura plötzlich, als Sasuke gerade ihren zweiten Schuh aufhob. „Muss das sein?“, fragte er genervt und klang viel mehr nach dem alten Sasuke. Den gab es anscheinend immer noch in ihm. „Ja, natürlich! Ohne dich hätte ich ihn mir nie verstaucht.“ Sasuke kniete sich hin, damit Sakura sich besser auf seinen Rücken begeben konnte. Mit dem Kleid stellte sich das als echte Herausforderung raus. Sasuke hatte das Gefühl, ihm wären plötzlich zwei weiße Flügel gewachsen, als er mit Sakura auf dem Rücken losging.

„Eigentlich darf ich mich ja nicht sportlich betätigen…“

„Was?! Warum hast du das nicht eher gesagt?“

Sakura begann herumzuzappeln, damit der Uchiha sie wieder runterließ, sein Griff war jedoch eisern. „War nur ein Spaß“, beruhigte er sie, vor sich hingrinsend, und kassierte dafür einen (sanften) Schlag gegen den Hinterkopf.

„Darüber macht man keine Witze, Sasuke! Das ist eine ernste Sache!“ „Ganz genau.“
 


 

Ende
 


 

Thanks to my Jana-Hasi. <3 Ich hoffe, liebes Wichtelkind, ich konnte dir eine Freude bereiten! Falls du irgendwelche Fragen oder dergleichen hast (oder mich in die Pfanne hauen willst), tu dir keinen Zwang an mich anzusprechen. :)
 

Lg, blockhead



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  nyappy_Aki
2014-12-13T19:38:08+00:00 13.12.2014 20:38
Heey!

Da ich gerade mit dem Handy online bin, werde ich mich kurz fassen.
Mir hat deine Geschichte gut gefallen. :)
Es war ja offensichtlich, dass Sasuke nicht ohne Grund Sakura von heute auf morgen kalt gegenüber tritt, aber mit einer solchen Diagnose habe ich nun wirklich nicht gerechnet.
Ich hab mich zwischenzeitlich sogar sehr unwohl gefühlt, weil ich Themen wie Krebs u. ä. sehr traurig finde. Du hast den Ernst der Lage bei Sasuke jedenfalls sehr gut rübergebracht.
Wenigstens konnte er sich zum Ende hin überwinden ihr die Wahrheit zu sagen.
Vor allem, wie Naruto Sasuke mit dem Wein gestichelt hat (wissend, dass er ja nicht trinken darf und somit vor Sakura hätte was sagen können). ;D
Mir ist aufgefallen, dass du am Anfang Vorname - Nachname geschrieben hast und später verkehrt herum. Es sollte einheitlich bleiben.

LG, Aki
Von:  Pretty_Crazy
2012-08-07T21:33:12+00:00 07.08.2012 23:33
Außerdem hatte sie nicht einmal einen Freund, und dabei war sie bereits 22. Wenn sie so weitermachte, würde sie sicherlich als alte Jungfer enden!
Soll ich mir jetzt Sorgen machen? Ich bin 23 und seit zwei Jahren solo. Ich denke mit 33 würde ich langsam anfangen mir Sorgen zu machen. Sakura sieht das wohl etwas zu pessimistisch :P
Naja… Sie haben mich gezwungen ein paar Tage Urlaub zu nehmen.
Mich hat man nie dazu gewzungen urlaub zu nehmen, dabei hab ich mir für meinen ehemaligen Arbeitgeber den ... aufgerissen. Als Dank hat man meinen Vertrag nicht verlängert. Es sieht aber Naruto ähnlich sie so in seinen Beruf zu stürzen. Vermutlich hat er bei dern ganzen Kocherei sein Privatleben vergessen. Da muss man ihn dann zu seinem Glück zwingen.
Schon schwierig einen richtigen Umgang mit seinen Freunden zu pflegen, wenn nicht genau weiß, wieso man sich eigentlich immer wieder streitet. Eine Freundschaft ist schwer zu halten. Das ist immer eine intensive Pflege und bei Sasuke sowieso -.-
Das Ende hat mir sehr gut gefallen. Eine tolle Story und dann auch noch mit einem Parring das ich mag. Ist dir in jedem Fall klasse gelungen.

LG
Rosetta
Von:  Ashelia
2012-07-02T12:24:49+00:00 02.07.2012 14:24
Da ich mir schon lange vorgenommen habe, die Geschichte zu lesen und zu kommentieren, mache ich das jetzt einmal!

Zuerst einmal: Ich müh mich ab und schreib irgendwas um die 2000 Wörter und du zauberst eben einmal 10.000 Wörter innerhalb weniger Tage! Ich dachte, ich seh nicht richtig! xD
Du hast mir ja erzählt, dass du an deinem Bild verzweifelst, aber ich finde du hast die Idee einfach nur wunderschön umgesetzt. Du hast den Charakteren im AU soviel Tiefe gegeben, soviele Gefühle, ohne sie dabei verändert wirken zu lassen. Du hast soviele Kleinigkeiten eingebaut, die die Charaktere erklären und ausmachen, ohne dass du zu sehr abgeschweift bist. Ganz ehrlich, dafür bewundere ich dich, weil mir das jedes Mal schwer fällt!

Besonders mochte ich die Stellen, wo du die Frauen in den Kleidern als Gänse bezeichnet hast und wie Sakura vor Sasuke ein krüppliges Lächeln zustande bringt. Ehrlich gesagt, konnte ich es mir genauso vorstellen und es wirkte nicht wie aus einer Erzählung, wo alles einfach nur schön dargestellt worden ist, sondern einfach auch echt (keine Ahnung ob du verstehst was ich meine, ich hab selbst das Gefühl ich schreibe gerade Unsinn xD).

Ich fand es so süß, als Sasuke näher gekommen ist und sie den Schuh nach ihm geworfen hat. Überhaupt die ganze Situation & wie die beiden miteinander umgehen.
Und es war so süß als Sasuke endlich richtig angefangen hat zu erzählen T_T (und dass er Naruto und Hinata verkuppelt, gefällt mir!).
Das Ende ist auch richtig süß geworden <33333! (Wie sie ihm SOFORT verziehen hat, orrr ♥)

Schreib mehr! q_q
Von: abgemeldet
2012-06-18T23:51:55+00:00 19.06.2012 01:51
Hey :D
Was für ein OS. Ich bin begeistert. Die Handlung ist einfach nur WOW. Ich hätte nie mit so was tollem gerechnet. Ich muss sagen wie du die Charakter dargestellt hast, war unglaublich. Und ich muss sagen das deine Charakter mir sehr gut gefallen haben. Sasuke habe ich am Anfang nicht ganz verstanden wieso er so ist, also bevor die Erklärung kam, aber dann hat er Saku erzählt was los war und ich fand ihr plötzlich gar nicht mehr so blöd, wie er halt auf mich wirkte. Saku wurde bei dir wundervoll beschrieben. Sie war mir am Anfang direkt sympathisch. Auch von ihrer Art her. Ich kann verstehen das Saku von Sasukes verhalten verletzt war. Aber das sie ihm verziehen hat, fand ich besonders toll. Auch als sie meinte sie würde ihn immer noch lieben und diese Aussage das sie seine Tabletten zählen würde, da merkte man wie wichtig Sasu für sie ist. Naruto war genau so wie ich ihn immer im Kopf habe. Einfach lustig. Ich fand seine Drohung gut, wenn Sasu saku nicht sagt was los ist das er es dann allen erzählt. Hina ist wundervoll gewesen mit ihrer Schüchternheit und allen drum und dran.

Insgesamt war der OS ein wahres Kunstwerk. Ich liebe ihn wirklich <3

Grüße
B0UNTY
Von:  SarahSunshine
2012-05-19T15:12:46+00:00 19.05.2012 17:12
Meine liebe, liebe Ella. Ich finde diese Geschichte einzigartig wunderbar.

Von der groben Planung kannte ich ja bereits einen Teil. Und ich bereue es wirklich, erst so spät gelesen zu haben, denn wie so ziemlich immer, hast du deine ausgeprägten Talente für schöne Geschichten mit Humor, Romantik und Drama ausgebaut und eine herrliche Geschichte zu Papier gebracht. Ich bin wirklich hin und weg.

Obwohl dieser One Shot sehr, sehr lang ist, kann man gar nicht mehr aufhören zu lesen. So habe ich es jedenfalls empfunden, ich weiß nicht, wie es den anderen da geht. Schon am Anfang hast du Witz eingebaut, mit dem Anrufbeantworter und den drei Nachrichten. Ich musste während des Lesens mehr als einmal Lachen. Angefangen mit der zweiten Nachricht von Naruto, in der er mitteilen musste, dass er die erste Nachricht hinterlassen hatte. Herrlich süß und trottelig, wie es zu ihm passt.

Mir gefällt der gesamte Verlauf. Selbst die Szenen mit Naruto und Hinata in dem Teeladen. Ich hätte nie, niemals, damit gerechnet, dass Hinata der Ersatz für Ino werden soll, weil ich mir das einfach nur sehr schwer vorstellen konnte, aber auch da kam wieder eine ganze Menge Witz mit rein. Schon das Gespräch zwischen Sakura und Ino fand ich amüsant. Einfach ein typisches Frauengespräch, irgendwie.
Zuerst hatte ich erwartet, dass du entweder Karin oder vielleicht eine No-Name Person einbauen würdest, aber siehe da, es war Hinata. Das Beste daran war allerdings die Stelle, an der Hinata einfach abgehauen ist, als Naruto aufgetaucht ist und bei Sakura eine Bestellung aufgegeben will, ich habe so gelacht! Wirklich eine der besten Szenen, wie ich finde.
Ebenso amüsant war die Streitszene, in der Sakura eiskalt den Rotwein über das Hemd von Sasuke geschüttet hat! Herrlich, einfach nur herrlich.

Danach wurde es ja eher dramatisch. Die Sache mit dem Tumor hat mich dann auch wirklich aus der Bahn geworfen. Das war eine Wendung, die ich nicht erahnt hätte. Vor allem weil deine Vorgabe ja ein Happy End war. Aber ich finde es süß, dass Sasuke sich entschuldigt und dass er ihr alles erklärt und natürlich dass Sakura sich von allem nicht so einfach abschrecken lässt. Sie ist eben Sakura.

Und am Ende ist es dann doch noch recht gut ausgegangen.
Also ich bin wirklich hin und weg und froh dass du mal wieder etwas zu Naruto geschrieben hast, dass meine Seele beruhigen konnte <3

Formal gesehen waren ein paar Flüchtigkeitsfehler drinne. Und ich hätte an deiner Stelle vielleicht noch ein paar Absätze eingebaut, aber sonst habe ich nichts zu meckern.

Herzlichste, allerliebste Grüße
Von deinem treuen Fan (:
SarahSunshine

Von:  Jisbon
2012-05-02T13:00:52+00:00 02.05.2012 15:00
So, nachdem ich mein Wichtel Geschenk gestern gelesen hab, hinterlass ich auch endlich meinen Kommentar.

Erst einmal war ich überrascht, wie du "mein" Bild eingebaut hast. Nicht negativ überrascht, ich muss aber zugeben, dass ich fest mit einer Hochzeitsszene gerechnet hatte. Umso besser, dass es nicht so war, und das am Ende zwanzig Frauen im gleichen Kleid unterwegs waren.
Was ich sehr mochte war, dass du bei jedem Charakter einen kurzen "Lebenslauf" eingebaut hast, also was inzwischen aus ihm geworden ist.
Interessant fand ich auch, dass Sasuke erst ziemlich spät in der Handlung als Person aufgetreten ist, aber davor schon präsent war, weil so viel über ihn gesprochen worden ist. Mein liebster Satz war mit Abstand "Unsere Freund laden uns nicht mehr ein, sie finde uns peinlich."

Als ich zu dem Teil gekommen bin, wo er ihr seine Krankheit gesteht, da hab ich schon ersteinmal geschluckt nach dem Motto aber-ich-wollte-doch-ein-Happy-End, und das war dann die zweite Stelle, an der du mich überrascht hast. Denn gerade, als ich deine Geschichte in die Schublade "tragisch" einordnen wollte, kam der Silberstreif am Horizont. Damit hast du mich dann wieder versöhnt ;)

Also: danke, ich hab mich über deinen OS gefreut und behalte mein Wichtelgeschenk gerne!

MfG, neversorry
Von:  Quiana
2012-05-01T18:03:15+00:00 01.05.2012 20:03
Hui, das war jetzt aber mal ne Leseaktion ;)

Und ein hallo erst einmal. Ich hab mir vorgenommen, einfach mal alle Wichtelgeschichten zu kommentieren. Je nach dem ob ich grade Zeit hab, oder nicht. Und deine hat eindeutig etwas Zeit gekostet. Ich habs in mehreren Abschnitten gelesen ;)

Ich möchte zu aller erst etwas über die Länge sagen; wie schafft ihr das immer? Ein OS von 10000 Wörtern wäre bei mir so schnarch langweilig...
Ich bewundere alle, die es schaffen etwas langes zu schreiben, ohne dabei das/die Interesse der Leser zu verlieren. Großen Respekt meinerseits.

Die Idee der Geschichte find ich prima ♥
Man konnte sich in Sakura hineinversetzten und auf Sasuke sauer werden bis man dann etwas von seiner Krankheit erfährt. Nur schnell gesagt, die Personen sind dir sehr gut gelungen. Auch wie du sie ins AU gesetzt hast, find ich gut. Man konnte sich die beschrieben Umgebung vorstellen, zumindest ich für meinen Teil hatte während des Lesens immer ein Bild im Kopf :)
Es gab viele kleine Stellen, die mir besonders gut gefallen haben. Gleich der Anfang, die Situation im Teeladen zwscihen Hinata und Sakura, sowie den Schuhwurf von Sakura auf Sasuke. Sollte ich mir merken und mach ich bei der nächst besten person auch gleich. Mal schauen, wie die dan reagiert ;)

Greetz
Quiana
Von:  Rawr_
2012-05-01T10:50:36+00:00 01.05.2012 12:50
So, diese Wichtelgeschichte habe ich jetzt auch gelesen. :)

Und um ehrlich zu sein, finde ich es genial wie du AU schreibst :D
Ich mochte es sehr, welche Rollen du den ganzen Charakteren gegeben hast. Selbst, dass Sakura und Sasuke immer solche 'Auseinandersetzungen' (sag ich einfach mal XD) hatten, und Naruto sich nach einer bestimmten Zeit auch eingemischt hat, passte einfach! :D

Ach ja, was ich besonders witzig fand war der Anfang xD Ich konnte mir genau vorstellen, wie genervt Naruto war, genauso wie Sakura schon fast wegen ihm den beinahe ihr Telefon tötet..*hust* <:

Das Ende fand ich entzückend..was zwischen traurig - süß - traurig. Weißt du was ich meine? :D Ich weiß..ich drücke mich manchmal verwirrend aus, aber ich finde das Ende passt gut, denn es ist ein 'kleines' Happy End. Und Sasukes Geständnis an Sakura hat auch gut gepasst, weil es einfach so indirekt war, eben so Sasukehaft (:

Dass du NaruHina so elegant, bzw dezent angedeutet hast, hat auch gut gepasst :p obwohl ich kein Fan des Pairings bin, war es eben wirklich gut durchdacht.

So, sonst habe ich nichts mehr zu sagen :) Hat mir Spaß gemacht deine Geschichte zu lesen.

Grüüüüüüüüüüüüüße ♥
Rawr_
Von:  Aki23
2012-05-01T09:27:02+00:00 01.05.2012 11:27
super schöne Storry!!!
Von: abgemeldet
2012-04-30T15:23:34+00:00 30.04.2012 17:23
Echt toll geschrieben *___*
Ich liebe solche FF wo sich die beiden immer Steiten und am Ende zusammen kommen!



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