"Ich habe NEIN gesagt, Axel" Immer das gleiche, jedes Wochenende.
Ich sitze auf der Couch, während mein bester Freund Axel meinen Computer belagert und auf's neue versucht mich zu überreden mich bei einer dieser dummen Datingseiten anzumelden.
"Aber warum denn Rikkulein?" Er schaut schmunzelnd zu mir herüber und lehnt sich im Stuhl zurück. Er ist ein Chaot durch und durch. Einzig und allein seine Augen strahlen Ruhe aus, doch wenn man zulange hineinsieht, sieht man auch darin den Schalk blitzen. "Ganz einfach weil ich mich selbst um meine Angelegenheiten kümmere!" Ich weiß nicht warum er neuerdings so darauf ist mich zu verkuppeln. Ich schätze ja es liegt daran das er vor Kurzem erst mit Kairi Schluss gemacht hat, warum und weswegen hat er mir damals nicht gesagt. Er meinte er wolle seinen besten Freund nicht mit Kleinigkeiten belasten. "Bist du dir da sicher?" Noch immer sitzt er da und grinst mich an. Wenn ich jetzt etwas in greifbarer Nähe hätte, würde ich es ihm an den Kopf werfen nur um sein dummes Grinsen nicht mehr ansehen zu müssen.
Aber wie gesagt, die Möglichkeit bietet sich mir in meiner Wohnung nicht. Ich bin nämlich kein Freund von Schnickschnack oder unnütze Dekorationen. Bei mir ist alles ziemlich spartanisch eingerichtet.
Ganz im Gegensatz zu Axel... er kann nichts wegschmeißen. Der Kerl wirft nicht einmal seine abgelutschten Eisstiele in den Müll, nein er sammelt sie in Keksdosen.
"Das lass uns wenigstens was trinken gehen, damit du hier raus kommst... sonst erstickst du hier irgendwann in deinem eigenem Mief"
Gut er hat recht, ich könnte hier wirklich öfter lüften aber ausgehen mit Axel? Nie mehr...
Jeder Ausflug mit Axel ist mir bis jetzt lebhaft in Erinnerung geblieben, der letzte war dann die Krönung.
Es war ja nichts Ungewöhnliches für mich das Axel jedes Mal aufs Neue ein anderes Mädchen anschleppte, aber diesmal schien wirklich alles zu spät. Sturz betrunken kam er mit ihr angetorkelt. Klein, blonde Haare, blaue Augen und auffallend flachbrüstig. Das war nichts Ungewöhnliches für ihn. Auch ich war zu diesem Zeitpunkt schon reichlich angeheitert, aber dennoch erinnere ich mich an ihren Namen. Roxas. Wobei ich eigentlich immer gedacht hatte das sei ein Jungename, so kann man sich täuschen. Also kam Axel mit der kleinen im Schlepptau her und setzte sie mir vor die Nase. Leicht zweifelnd sah ich zu dem Rotschopf empor der nicht mehr ganz Herr seiner Sinne zu sein schien.
"Du - wir - Sex?" Ich sah ihn nur vollkommen entgeistert an, die Kleine vor mir lief rot an und Axel grinste in seinen nicht vorhandenen Bart.
"..."
-
"Nein!"
"Ähm Riku?" Ich zuckte zusammen, während ich mich so in mich zurückgezogen hatte, habe ich vollkommen ausgeblendet wo ich hier eigentlich wirklich hockte. Zuhause in meiner Wohnung auf der Couch neben meinem besten Freund. Huch? Wann hatte der sich denn neben mich gesetzt. "Es war doch nur ne Frage..." - "und meine Antwort war NEIN" Murrend verschränke ich die Arme vor der Brust und lehne mich zurück. Ich kann auch nicht sagen warum Axel mich immer so auf die Palme bringt, aber dennoch kann ich mich einfach nicht von dem Kerl trennen.
"Jetzt mach dich doch mal locker...warum seid ihr Tunten eigentlich immer so zickig?" Ouch. Das hatte gesessen, ja es stimmt ich bin schwul. Aber allein deswegen muss er doch nicht immer darauf herum reiten. "Darum..." wirklich eine äußerst geistreiche Antwort Riku. Noch immer ein wenig beleidigt wende ich den Blick von ihm ab und merke somit nicht wie er seinen Arm auf der Rückenlehne ausbreitet. "Jetzt komm das ist doch keine Antwort. Warum bist du so zu mir?" ich sage nichts - bleibe weiterhin stur. Ich hasse solche Situationen, wenn Axel mir immer wieder zu nahe kommt und mich ausquetscht wie eine reife Orange.
Ein Luftzug in meinem Nacken verrät mir das Axel gerade mal wieder mit dem Kopf schüttelt. Auch das war inzwischen Standart wenn ich seine Fragen abblocke.
Als Nächstes würde er sich dann einfach wieder an den Computer setzen und zocken... wie immer. Einen Augenblick wartete ich noch und blickte dann langsam wieder nach links, er saß immer noch da. Axel sah mich nicht gerade vertrauenerweckend an. Ich wollte von ihm wegrutschen, doch die Hand, die bis eben auf der Rückenlehne geruht hatte, drückte sich jetzt gegen meine Schulterblätter und hinderte mich daran.
//Mist//
"Ich hab dich etwas gefragt Riku..." Er schaut mich an, mit seinen großen grünen smaragdfarbenen Augen, welche mit ein bisschen roten Kajal umrandet sind. Augenblick, Axel schminkt sich?
Gerade als ich den Mund aufmache um ihn auf meine neue Entdeckung anzusprechen, küsst er mich. Seine Lippen sind viel weicher als ich es mir je zu träumen gewagt habe. Ich spüre wie ich anfange zu zittern und den Kuss genieße.
Ich glaube es ist eine Ewigkeit vergangen als er den Kuss wieder beendet und mir tief in die Augen schaut. Meine Wangen glühen, das spüre ich. Mit Sicherheit bin jetzt knallrot angelaufen wie eine Tomate. Ich hasse es, ich hasse es einfach wenn meine Gefühle so offensichtlich sind. Vor allem Axel gegenüber.
"Axel ich..." doch bevor ich mir eine Ausrede zurechtlegen kann drückt er mir seine Finger auf die Lippen. "Du willst mir erzählen, du kümmerst dich selbst um alles und kriegst es innerhalb von 2 Jahren nicht auf die Reihe mir zu sagen das du in mich verknallt bist?!" Scheiße. War es wirklich so offensichtlich, ich verstehe die Welt nicht mehr. Jeden Tag aufs Neue habe ich versucht das er es mir nicht anmerkt und jetzt? Hat er mich wirklich so einfach durchschaut? "Warum hast du... wie..." Mir bleiben die Worte im Halse stecken und ich spüre wie sich ein dicker Kloß in meiner Kehle bildet. Wenn er es gewusst hat und ebenso empfindet, was er ja tut sonst hätte er mich jetzt nicht geküsst. Warum hat er nie etwas gesagt?
Ich spüre wie sich eine Träne über Wange schleicht, doch Axel wischt sie ganz sanft mit der Spitze seines Daumens weg.
Ich atme einmal tief durch. "Warum hast du nichts gesagt... wenn du es wusstest" wispere ich ihm mit heiser gewordener stimme entgegen.
Axel schaut mich an, sieht mir tief in die Augen. Ich liebe seine Augen. Er lächelt, grinst. Ich runzle die Stirn "Was..." "Wie sollte ich denn? Ich hab Sora doch erst vor Kurzem dazu gekriegt es mir zu sagen"
Ich glaube es nicht, Sora hat gepetzt?! "Dieser kle-" doch bevor ich meinen Satz beenden kann schiebt Axel mir seine Zunge in den Hals. Sanft streicht seine Zunge über meine eigene, sie reiben sich sanft aneinander während wir unsere Lippen fest aneinander drücken. Wieder ist er der, der von mir ablässt. "Ich..." "Tz, tz, tz!" wieder drückt er den Finger gegen meine Lippen. "Sei ihm lieber dankbar... du hättest mir das Geständnis sicher erst am Sterbebett gemacht...".
Ich schlucke leise, ich würde es gerne abstreiten aber das wäre gelogen. Er legt die Hände auf meine Schultern und drückt mich auf die Couch. "W- was wird das jetzt?!" Ich wehre mich nicht, denn etwas in mir sagt mir, dass ich das will.
"Nur weil DU zwei Jahre auf einen Kuss von mir gewartet hast, heißt das nicht das ich 2 Jahre auf Sex warten muss..." Das war so klar. Aber ich glaube, seine ehrliche und direkte Art ist das was ich an meisten an ihm liebe.
Ich habe meine Augen geschlossen und lasse mich jetzt einfach von ihm führen. Es hat zwar lange gedauert aber ich glaube dieser Tag wird für immer in meinem Gedächtnis bleiben. Axel, ich liebe dich!
