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Cappuccino und Kuchen

Teil 1
von

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Eifersucht tut selten gut

„Ich freue mich riesig, dass du gekommen bist!“, rief mir Noel entgegen und rannte auf mich zu. Er fiel mir in die Arme und ich wurde leicht rot. „N-natürlich. So etwas lässt man sich doch nicht entgehen.“ Ich lache leicht und deute dann zu den anderen. „Noel, das sind Sophie, Marie und Tom . Leute, das ist Noel. Der Gitarrist und Liedsänger der Band.“, stelle ich sie einander vor und Noel fällt erst einmal jedem um den Hals. „Hätte nicht gedacht, dass du gleich deine ganze Bande mitnimmst.“ Er lacht und schaut sich um. „Aber wo ist denn unser Schnuckie? Shane?“ Ich schüttelte leicht betrübt den Kopf.

„Sie haben sich gestritten.“, meint Sophie frei heraus und legt eine Hand auf meine Schulter. Ich lächel entschuldigend und Noel seufzt. „Schade, dabei habe ich mich schon so darauf gefreut ihn wieder zu sehen.“ Er dreht sich um und schiebt uns Richtung Bühne, an kreischenden Mädchen vorbei, die seine Fans zu sein scheinen.

„Wie nervig..“, murmelt Tom und sieht zu der Gruppe Girlies hinüber. „Warum bist du eigentlich hier? Ich meine, so ein Konzert ist doch eigentlich nichts für dich, oder?“, fragt Sophie Tom neckend. „Dieser zuckt mit den Schultern. Marie ist hier, das reicht mir völlig.“ Marie knufft ihm in die Seite und lacht. „Du und deine schlechten Anmachen von der Seit!“ „Was heißt hier schlecht? Das ist besser, als so ein Spruch wie 'Ich bin Schriftsteller und schreibe an einem Telefonbuch, nur deine Nummer fehlt mir noch.'“, meint Tom und grinst. Genau in diesem Moment, hört man wie eine quietschende Stimme hinter ihm sagt: „Dann trage meine doch gleich mit ein!“ Tom dreht sich um und betrachtet das Mädchen vor ihm. „Sorry...aber das ist schon voll:“, sagt er mit einer wegwerfenden Handbewegung und geht an die Bar um sich etwas zu trinken zu holen. Das Mädchen sieht ihm hinterher und dackelt dann stolz zur Bar, um sich erneut an ihn ran zuschmeißen. Ich grinse und schüttel leicht den Kopf. „Tom kann manchmal ganz schön ruppig sein was Anmachen angeht. Und vor allem ist er extrem wählerisch. Na ja, aber er hat ja seine Freundin. Also mach die keine Sorgen Marie.“ Ich lache und Marie nickt wissend. „Aber er kann es einfach nicht lassen...“, seufzt sie. „Und trotzdem ist er ein guter Freund.“, werfe ich ein und wir gehen noch etwas weiter an die Bühne ran und Noel springt schnell darauf und läuft zu seinen Kollegen. Er deutet mit einem Finger auf uns und scheint aufgeregt etwas zu erzählen. Ich lege meinen Kopf schief und frage mich, was er wohl gerade über uns preisgibt.

Als ich mich noch einmal zur Bar drehe, um zu sehen, ob Tom es mit dieser quietschenden Schreckschraube aushält, fällt mein Blick auf die Eingangstür und ich verharre im nächsten Augenblick. Shane kommt mit einem Mädchen im Arm herein. Er lacht und sie kichert dämlich mit.

Es versetzt meinem Herz einen Stich, ihn so zu sehen, ohne mich dabei zu haben. Seit wir uns kennen, waren wir unzertrennlich und jetzt? Geschockt über die grausame Realität die langsam über mir zusammenbricht, bemerke ich gar nicht, wie Noel nun ans Mikrofon tritt und anfängt kurz seine Band vorzustellen.

„Finny. Hey, was hast du denn?“, fragt mich Sophie und folgt meinem Blick. Ihr Gesichtsausdruck wird düster und sie schüttelt genervt den Kopf. „Ach vergiss ihn doch. Wenn er es nicht mal schafft mit dir über diesen sinnlosen Streit zu reden, ist er es auch nicht wert, dass du ihm hinterher heulst!“

Genau in dem Moment wirft Shane uns einen Blick zu und sein Lachen verstummt. Er sieht mich kurz bedrückt an und dreht sich dann weg. Er zieht das – mir unbekannte - Mädchen hinter sich her auf die andere Seite des Saals. Ich lasse meinen Kopf hängen und wende mich wieder der Bühne. Noel ist nun dabei den ersten Song anzuspielen. Ich staune nicht schlecht. Die Band ist wirklich gut, sogar noch viel besser als das. Ich kann meine Augen gar nicht mehr von der Bühne lassen. Sophie grinst vor sich hin und wuschelt mir durch die Haare. „Siehst du, man kann auch ohne

Mr. Ich-werde-mich-nicht-entschuldigen Spaß haben.“ Ich lächel schwach und nicke ihr zu. Dann schweifen meine Augen wieder zu Noel. Dieser grinst mich an und ich werde rot. Dann grinse ich genauso zurück und er läuft wieder auf die andere Seite der Bühne. „In den bist du also verknallt?“, fragt mich Marie so leise, dass sogar ich meine Ohren spitzen muss, um sie zu verstehen. Nun ist mein Gesicht knallrot und ich stottere leicht. „Äh..na ja...also...ja schon.“ Sie knufft mir in die Seite und umarmt mich. „Ach du bist so süß Finny. Warum bist du nicht hetero?“ Ich erwidere die Umarmung und lache. „Na ja...weil Frauen mir zu anstrengend sind. Obwohl ich mit dir oder Sophie locker eine Beziehung eingehen würde.“ Ich zwinker ihr zu und sie drückt mich erneut freudig. „Ach du bist viel zu niedlich für die Welt. Du musst aufpassen, sonst schleppt dich in der Nacht noch jemand ab.“ Und als würde sie ihre Vermutung unterstützen wollen, tippt mir ein junger Mann auf die Schulter und grinst verschmitzt.

„Na Kleiner. Lust auf 'ne heiße Nacht?“ Ich verziehe mein Gesicht und schlage seine Hand weg. „Verzieh dich, ich bin nicht interessiert!“, motze ich ihn an. Aber der Mann scheint sich daran nicht zu stören und kommt mir näher, als mir lieb ist. Ich stolpere zurück und halte schützend meine Hand hoch. „Ich hab gesagt du sollst dich verpissen!“, schnauze ich nun und sehe ihn bitter an. „Ach komm schon Kleiner. Du musst dich doch nicht schämen.“ Wo ist Tom, wenn man ihn mal braucht? Marie und Sophie wissen beide nicht recht, was sie machen sollen. „Entschuldige mal! Würde es dir was ausmachen, unseren Freund nicht mehr zu belästigen?!“ Der Mann lächelt. „Keine Sorge. Ich lasse mich auch gerne auf einen Dreier ein.“ In dem Moment wird der Kerl unsanft an seinem Kragen zurück gezogen. Noel beobachtet die Szene von der Bühne aus, muss aber dennoch auf seiner Gitarre herum zupfen.

„Fass ihn nie wieder an!“, höre ich jemanden grollen und versuche einen Blick hinter den Mann zu erhaschen. Da steht Shane und sieht voller Wut zu dem Fremden auf. Dieser lacht schelmisch. „Ach kommt jetzt der große Beschützer ins Spiel? Was willst du, Knirps?“ Der Gesichtsausdruck des Mannes macht mir Angst. Er sieht wirklich gefährlich aus und ich beiße mir auf die Lippen. Aber Shane scheint das Ganze nicht zu stören. Er packt den Größeren am Hemd und funkelt ihn an. „Ich sagte: Du sollst deine dreckigen Griffel bei dir behalten!“

„Du solltest erst überlegen, bevor du handelst!“, mahnt ihn der Mann und holt mit seiner Faust aus. Dann schlägt er genau in die Mitte von Shanes Magen und dieser keucht kurz auf. Er lässt den Fremden los und sinkt zu Boden. Ich schreie kurz auf und auch ein paar um uns stehende Leute werden panisch. Noel hört mit dem Spielen auf und wollte gerade auf uns zu treten, als Shane sich wieder aufstellte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht grollte er dem Fremden entgegen. „Du schüchterst mich nicht ein! Verpiss dich endlich, oder ich werde gewalttätig!“ Der Mann lacht nur düster auf. „So ein Schwächling wie du macht mir doch keine Angst!“ Shane fackelt allerdings nicht lange und schlägt ebenso zu. Genau in das Gesicht des Größeren. Dieser sieht ihn erschrocken an. Shane holt erneut aus und trifft genau dessen Magengrube. Der Kerl geht auf die Knie und muss husten. Dann sieht er verbittert zu Shane hoch. „Du kleiner Wicht, das wird dir noch Leid tun!“ Er kämpft sich wieder auf die Beine und taumelt davon. Ich sehe ihm perplex und überrascht hinterher und glaube nicht, dass er einfach so aufgegeben hat. „Geht's dir gut?“, fragt mich Shane und ich nicke leicht. Ich möchte ihn gerade danken, als Noel zu uns herantritt und mich besorgt anschaut.

„Hey Kleiner, was ist denn passiert? Sorry, dass ich nicht helfen konnte.“ Ich lächel Noel an und ziehe ihn in eine Umarmung. „Danke. Alles bestens. Shane war gerade noch rechtzeitig da.“ Noel wuschelt mir durch meine Haare und löst die Umarmung. Dann grinst er Shane an. „Hallo auch. Schön, dass du doch noch gekommen bist.“ Er begutachtet ihn von oben bis unten und sieht, wie seine Begleiterin auf ihn zu stolziert. „Schade du bist schon vergeben? Dabei hab ich schon gefallen an dir gefunden.“ Wir sehen Noel beide fragend an. Was meinte er damit genau? War er etwa in Shane -. Weiter kann ich den Gedanken nicht führen, da mein Noel frei heraus: „Ich glaube, ich habe mich volle Kanne in dich verknallt, Süßer.“ Ich sehe von Noel zu Shane und wieder zurück. Shane ist erstarrt und geht dann langsam einen Schritt zurück. Er schnappt sich den Arm seines Dates und zieht sie ohne ein Wort mit sich.

„Oh....warum geht er denn jetzt? Ich dachte er würde mich auslachen, oder nochmal nachfragen. Schade. Er hätte doch bleiben können.“, meint Noel, als hätte er gerade nur gesagt, sein Essen wäre angebrannt. Mein Herz zieht sich zusammen und ich lasse meinen Kopf hängen.

„Musst du nicht wieder auf die Bühne?“, frage ich krächzend. Er sieht von mir zu seinen Kollegen, die wartend ein Solo auf Gitarre und eines auf Schlagzeug spielen, um das Publikum hinzuhalten. „Stimmt, hab ich voll vergessen.“ Er stellt sich wieder auf und geht zurück auf die Bühne. Das Publikum ruft laut und applaudiert. Ich lächel leicht und Marie und Sophie nehmen mich beide gleichzeitig in den Arm. „Ach Maus....vergiss den Kerl und schmeiß dich an Shane ran.“ Ich lache kurz und meine dann: „An Shane? Meinen besten Freund? Ich glaube ihr habt zu viele Shonin-eis, oder wie die Teile heißen, gelesen.“ Die beiden fallen in mein Lachen mit ein und drücken mich noch einmal. „Shonen-ai mein Lieber. Wenn überhaupt. Meistens lesen wir ja nur Yaoi.“ Marie zwinkert mir zu und ich rolle mit meinen Augen. „Alles der selbe Mist. Sind doch nur perverse Fantasien.“ Sophie knufft mir in die Seite und schüttelt den Kopf. „Nein, nein! Das sind keine perversen Fantasien, sondern perverse Tatsachen!“, verbessert sie und wir fangen an zu lachen. Wenn die beiden einen aufmuntern wollen, schaffen sie es auch immer. Sie sind die besten Freunde, die man sich nur wünschen kann. Wäre ich nicht schwul, würde ich sogar überlegen, mit einer von beiden eine Beziehung anzufangen.

Mein Blick sucht erneut Shane auf und ich sehe genau in dem Moment, wie das Mädchen sich zu ihm beugt und ihm einen Kuss auf den Mund gibt. Er erwidert zwar nicht, schubst sie aber auch nicht weg. Wird mir denn heute nur noch das Herz gebrochen?, dachte ich missmutig.

Nach einiger Zeit war das Konzert dann vorbei und Noel und seine Band spielten noch ein zwei Zugaben. Dann verließen sie die Bühne. Wir warteten auf Noel, der nach zehn Minuten zu uns trat. Umringt von Fangirls kämpfte er sich irgendwie zu uns durch. Er hatte nun etwas neues an, was an ihm einfach hinreißend aussah und schon war ich erneut hin und weg. Sophie hielt mir die Augen zu und lachte. „Hör auf ihn so anzuglotzen, dass ist total auffällig.“ Ich grummel und nehme ihre Hände von meinen Augen. „Schönes Konzert. War echt super! Wie kann man nur so gut spielen und singen?“ Ich lächel Noel an und er wuschelt mir durch die Haare. „Übung Kleiner. Übung macht den Meister!“ Lachend sieht er sich um. Ich weiß, dass sein Blick Shane sucht, aber ich versuche die hoch kommende Eifersucht zu unterdrücken.

„Gehen wir noch einen Trinken?“, fragt Marie und ich sehe sie verdattert an. Sie weiß doch, dass ich so gar keinen Alkohol vertrage. Aber zu meinem Unglück willigt Noel ein und ich werde von meinen Freunden aus der Halle gezogen. Langsam dämmert es schon draußen und ich frage mich, wann wir wieder zurück nach Hause gehen würden. „Hier in der Nähe ist eine klasse Bar.“, sagt Noel und deutet die Straße hinunter. Wir folgen ihm und man sieht schon nach einigen Metern das hell erleuchtete Schild, was auf die Bar hinweist. Grinsend betritt Noel das Gebäude und wird so gleich stürmisch von einigen Mädchen empfangen, die nur darauf gewartet zu scheinen haben, dass er endlich vorbei kommt.

Ich seufze hörbar und meine Freunde drehen alle gleichzeitig ihren Kopf zu mir. „Ach...schon gut. Sorry.“, sage ich und lache leicht nervös. Dann gehen wir auf die Bar zu und setzten uns. „Vier mal 'Sex on the beach' bitte.“, bestellt Noel und ich sehe leicht verzweifelt zu Sophie. Sie klopft mir aufmunternd auf die Schulter und ich lasse meinen Kopf hängen. „N-noel. Ich...äh..möchte gar keinen 'Sex on the beach'.“, gebe ich zu und Noel grinst. „Wird dich schon nicht umhauen. Wirst sehen, schmeckt gut das Zeug.“ Ich möchte noch etwas sagen, aber da ist er schon wieder von Mädchen belagert. Schulterzuckend warte ich also auf das Getränk. Als wir unsere Gläser bekommen stoßen wir auf unser Wohl an. Vorsichtig nippe ich an dem Zeug und muss leider feststellen, dass es wirklich nicht schlecht schmeckt. Also trinke ich es dann doch aus und wir bestellen nach einiger Zeit nach.

Ich bin allerdings schon nach dem zweiten Glas angetrunken und bekomme gar nicht mit, dass Shane neben uns an die Bar getreten ist. Das Mädchen hängt immer noch wie blöd an seinem Arm. Sophie und Marie schauen sich an, dann stupsen sie an meine Schulter. „Finny. Shane ist da.“ Ich sehe auf und blinzel ihnen entgegen. „Wer?“, frage ich und da sehe ich meinen besten Freund. Als ich sein Date bemerke kocht in mir die Eifersucht über. Ich stehe auf und taumel zu ihm, so gut es besoffen eben geht. „Shane!“, nuschel ich und stelle mich vor ihm. Ich stütze ich an der Theke ab und sehe ihn an. „Wasch..mascht du hier? Wer is das?“

Shane sieht mich unsicher an. „Sag mal Finny. Bist du betrunken?“ Ich schüttel wild den Kopf, wovon mir schwindelig wird. Ich kippe etwas nach vorne und Shane fängt mich schnell auf. „Finny! Du weißt doch selber, dass du keinen Alk verträgst, wieso trinkst du dann?“

„Du bischt so ein Arsch!“, schimpfe ich und bin kurz davor zu heulen. „Warum maschst du dasch? Du bischt so ein betrüger!“ Jetz heule ich wirklich. Der Alkohol hat meine Sinne total benebelt und irgendwie bekomme ich nur am Rande mit, was gerade passiert. Shane jedoch ist leicht überfordert. „Was hab ich denn jetzt gemacht?“ Er sieht zu Marie und Sophie, aber die halten sich daraus und schauen ihn schulterzuckend an.

„Du hast mich verletzt!“, meine ich leise und weiß diesmal genau, was ich sage. „Und du hast meine Gefühle mit Füßen getreten, mir meinen Schwarm ausgespannt und mich einfach links liegen lassen!“ Ich schlage mit meiner Faust gegen seinen Brustkorb, allerdings bin ich zu schwach, als dass es wirklich weh tun würde.

„Finny..“, murmelt Shane und streicht mir beruhigend über den Kopf. „Hör auf!“, schreie ich ihn an. Ich will nicht, dass er wieder so nett zu mir ist. Ich schluchze auf und meine Stimme überschlägt sich. „L-lass mich ei-einfach in Ruhe!“ Ich möchte mich aus seinem griff befreien und taumel rückwärts. Mir wird schlecht und schon spüre ich erneut Shanes kräftige Arme, die versuchen mich zu stützen. „I-ich glaub ich muss...“

Ich merke nur noch, wie Shane mich hochhebt und auf den Weg zur Toilette ist, dann schlafe ich einfach unter dem Alkoholrausch ein.

Als ich wider aufwache liege ich in Shanes Armen. Ich sehe ihn verdattert an, was er zum Glück nicht mitbekommt. Wie auch? Der Kerl pennt wie ein Walross! Schnell fahre ich hoch. Zu schnell für meinen Kopf. „Ah Fuck!“, schimpfe ich leise und halte meine Stirn. So einen krassen Kater hatte ich noch nie. Von dem Filmriss kaum zu schweigen. Ich stehe langsam auf und torkel durchs Zimmer. Wo bin ich hier eigentlich? Ist das Shanes Zimmer? Sieht irgendwie nicht so aus. Ach so...es ist meines. Na ja, kann ja mal passieren, dass man so etwas vergisst, oder?

Ich kenne die Antwort und schäme mich schon fast dafür. Vorsichtig schaffe ich es irgendwie noch lebend zum Bad, bis ich mich auskotze. Über der Schüssel hängend höre ich, dass Shane aufsteht. Mist! Der muss mich jetzt nicht unbedingt so sehen! Schnell will ich aufstehen und so tun, als wäre nichts gewesen, da kommt mir der Rest der Galle wieder hoch und ich falle erneut zu Boden. Shane steht im Türrahmen und schaut mich an, anstatt mir zu helfen. Das macht die Sache natürlich gleich besser.

„Wenn du...da nur stehst...kannst du auch gehen!“, würde ich mit meinem Mageninhalt hervor.

Er schüttelt den Kopf, was ich nur aus den Augenwinkeln mitbekomme und kommt auf mich zu. Er hält mir die Haare aus dem Gesicht und streicht beruhigend über meinen Rücken. Aber er sagt nichts. Er sieht mich nur stumm an, hilft mir beim sauber machen und beobachtet danach, wie ich mein Gesicht wasche und mich einigermaßen auf Vordermann bringe.

„Hast du nichts zu sagen?“, fragt er mich und ich sehe ihn verständnislos an. „Sollte ich?“

Ich stapfe an ihm vorbei aus dem Badezimmer und krame in meiner Schublade nach Tabletten. Wie ich diese teile hasse. Ich kann sie einfach nicht schlucken, was weiß ich, wo das Problem liegt, Unbeholfen starre ich das runde weiße etwas auf meiner Hand an und sehe dann knapp zu Shane. „Ich finde, du hast mir eher etwas zu sagen.“, gebe ich zu und spiele auf unseren Streit an.

Dann hole ich mir erneut einen Becher aus dem Bad und komme mit Wasser zurück. Und nun? Dieses Ding schlucken. Na klasse.

Ich lasse mich auf meinem Bett nieder und sehe betrübt auf den Boden. Ich will nicht, ich will nicht, ich will nicht! Ich will mich nicht mehr mit Shane streiten, ich will nicht, dass Noel auf ihn steht und ich will nicht dieses Zeug schlucken, nur weil ich Liebeskummer hatte! Mir kommen die Tränen in die Augen, ohne dass ich es möchte und ich schluchze auf. Scheiße! Nicht so lange Shane noch im Zimmer ist! Ich wische mir schnell über die Augen, fühle dann, wie eine Hand sich um meinen Rücken legt und mich an eine Wärmequelle drückt. Shane legt seinen Kopf auf meinen ab und versteckt seine Nase in meinen Haaren. „Sorry.“, sagt er leise und ich stocke.

Dann laufen mir die Tränen, die ich zurückgehalten habe einfach über die Wange und ich fange an richtig los zu heulen. Es bewirkt eigentlich nur, dass ich noch mehr Kopfschmerzen bekomme und so fühle ich mich danach auch nicht gerade besser. Aber wenigstens hat Shane mich in den Arm genommen und sich entschuldigt und jetzt kann ich mich auch endlich mal entschuldigen.

Ich schluchze ihn mit Entschuldigungen voll und bekomme mich gar nicht mehr ein.

„Ssh...ist doch alles gut. Finny, hör auf zu weinen. Ich hab dich doch immer noch lieb.“, sagt er, aber ich kann nicht anders. Ich weine weiter und zitter am ganzen Körper. Nach einiger Zeit schiebt er mich von sich und küsst von meiner Wange die Tränen weg. „Sieh mich an. Finny. Ich könnte dich niemals verlassen. Wir bleiben immer Freunde und ich will dich nicht verletzten.“ Ich nicke leicht und sage mit stotternder Stimme: „I-ich d-dich auch n-nicht, a-aber du warst s-so...und

N-noel...d-das..tut mir so..leid.“ Ich schüttel meinen Kopf und wische mir übers Gesicht. Dann lächel ich ironisch. „Ich bin ein Arsch.“ Ich lache leicht und sehe dann zur Seite. „Na wenigstens weiß ich jetzt, dass ich mir Noel aus dem Kopf schlagen kann. Ist doch schon mal auf irgendeiner Art und Weise positiv, oder?“ Shane sieht mich nur Stirn runzelnd an.

Dann seufzt er auf. „Hör auf über Noel zu reden, wenn ich dabei bin. Ich kann diesen Typen nicht ab.“ „Dann hat er ja richtig schlechte Karten.“, sage ich kichernd und voller Vorfreude. Ja ich verwünsche es Noel, dass er mit Shane glücklich wird. Ich will das nicht mehr. Ich will glücklich sein und wünsche mir, dass Shane es auch wird. Aber Noel kann bleiben, wo der Pfeffer wächst. Jedenfalls versuche ich mir das einzureden.

„Ist jetzt alles wieder gut?“, reißt mich Shane da aus meinen Gedanken. Ich sehe ihn an und bin mir nicht wirklich sicher. Eigentlich ja nicht, oder? Ich meine...Noel ist in Shane verliebt, ich in Noel und Shane? Shane hatte doch gestern noch dieses Mädchen im Arm.

„Wer war das Mädchen gestern Abend?“, frage ich ihn knirschend.

„Gestern? Ach du meinst Ami? Sie ist eine alte Freundin von mir. Ich habe sie durch Zufall gestern nach Jahren mal wieder gesehen.“ Er zuckt mit den Schultern und lächelt. „Niemand besonderes also.“

Ich seufze. Niemand besonderes? Wenn sie eine alte Freundin ist und trotzdem so unwichtig, was bin ich dann? „Shane?“, frage ich leise und sehe ihn dabei nicht an. Shane schielt zu mir rüber. „Mh?“, fragt er und trinkt einen Schluck Wasser, was neben dem Bett steht.

„W-was...bin ich? Also..was bin ich für dich? Bin ich auch nicht so etwas besonderes, wie deine kleine Freundin?“ Ich beiße mir auf die Lippen. Diese Frage ist ja wohl mehr als dämlich gestellt worden. Aber ich habe ja auch nicht weiter über die Frage nachgedacht. Ok...merk dir Finny! Als erstes denken, dann reden!

„Was? Nein. Du bist besonders. Du bist mehr als das. Du bist einzigartig.“ Er lächelt und ich sehe ihn verdutzt an. „Was?“

„Na ja...du bist mein bester Freund. Wir kennen uns schon ewig. Also bist du etwas besonderes. Und na ja..ich denke, weil ich dich mag.“

Ich mache meinen Mund auf, um etwas zu sagen, aber es kommt kein Ton heraus. Shane lächelt. Dann lies er sich nach hinten ins Bett fallen und kuschelte sich in die Kissen. „Und jetzt...muss ich noch etwas schlafen. War 'ne anstrengende Nacht.“ Er schließt die Augen und ich sehe ihn verdutzt an. „Was? Aber..“ Shane hört mir schon gar nicht mehr zu. Er murmelt nur noch etwas vor sich hin. „Ich..liebe dich..“ Ich spitze die Ohren. „Was? Wen liebst du?“ Ist Shane doch noch wach?

„Finny..“, murmelt er und ich halte den Atem an. Mir ist das Gehirn von jetzt auf gleich ausgefallen. Während ich ihn noch anstarre, ist er schon längst in einen Tiefschlaf gefallen.

Ich stehe mechanisch auf und ziehe mich um. Dann verlasse ich so schnell wie möglich das Zimmer und gehe runter und auf den Ausgang zu. Als Sophie an mir vorbei läuft sieht sie mich erst skeptisch, dann besorgt an. „Geht's dir wieder gut? Was ist los?“ Ich schüttel den Kopf, doch als ich was sagen möchte, bekomme ich keinen einzigen Ton mehr heraus. Ich ziehe den Kopf ein und laufe an ihr vorbei. Sobald ich aus dem Gebäude raus bin, atme ich einmal tief aus. Das kann nicht wahr sein. Das darf nicht wahr sein. Aber es ist es...ich freue mich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Loona_Strange
2012-03-25T20:20:24+00:00 25.03.2012 22:20
gott zu gail
ich liebe es wenn leute im schlaf reden, es gibt nichts gaileres
zu niedlich wie süß shane ist
und zu süß wie niedlich finny ist
mach schnell weiter
bin gespannt was jetzt passiert
hoffentlich spricht finny shane darauf an, und es gnaden dir die götter wenn shane das ganze dann verneint oder runterspielt :)
nja freu mich schon


glg lost_angel

ps: i want to own shane :)


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