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Der Tod steht dir gut

Zabuza Momochi x Haku
von

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Eine Hoffnung zerbricht

Erleichterung und ein fremdartiges Gefühl von Leere bemächtigten sich seiner, als Zabuza realisierte, dass sein Zögling einen tödlichen Angriff mit dem Körper abgefangen hatte. Die mit Chakra bedeckte Hand seines Kontrahenten hatte das Herz in Sekundenschnelle durchstoßen. Haku brachte all seine Lebenskraft, seinen letzten Atemzug auf, um mit einem Lächeln Kakashis Arm festzuhalten. „Zabuza...“, keuchte dieser.

„Das war wirklich eine Meisterleistung, Haku.“, sagte der Dämon aus Kirigakure und verdrängte den tragischen Gedanken, seine stärkste Waffe für immer verloren zu haben. Schwungvoll holte er mit seinem gewaltigen Schwert aus und ignorierte die Schreie dieser Kinder, die Kakashi verzweifelt zu warnen versuchten. „Da habe ich damals wirklich ein wahres Schmückstück von der Straße aufgelesen, was? Und zum Abschluss seiner Karriere verhilft er mir sogar noch zu diesem Sieg! Perfekt!“

Meinen Traum erfülle ich für uns beide, Haku! Das Kubikiribocho zerschnitt die beiden Körper wie durch Butter, die klatschend und eine riesige Blutlache hinterlassend zu Boden gingen. Er konnte es nicht glauben! Der legendäre Kopierninja Kakashi war tot! Und kaum hatte er diesen Gedanken erfasst, wandte er sich mit einem Grinsen an die übriggebliebenen Ninja und den Brückenbaumeister zu, die sprachlos und entsetzt das Szenario beobachtet hatten. Ihre Angst war deutlich zu sehen und im Gegensatz zu Haku würde er keinerlei Mitgefühl aufbringen: Sie zu besiegen würde ein Kinderspiel werden. Mit Kakashis Tod waren auch deren Hoffnungen und Träume von einem auf den anderen Moment wie eine Seifenblase zerplatzt.
 

Mit langsamen, trägen Schritten ging Zabuza auf den durchtrennten Körper von Haku zu. Die Augen waren aufgerissen, ein sehr schwaches Lächeln lag auf seinen Lippen. Zabuza ging in die Knie und löste Kakashi mit einer unwirschen Bewegung von dem anderen. Er war tot... er hatte sich für ihn aufgeopfert. Erst jetzt schien er zu verstehen, wie wichtig er diesem jungen Mann gewesen sein musste. Und er hatte sich in all den Jahren nicht dankbar gezeigt, er war auch nie auf die Idee gekommen, die freundschaftlichen, liebevollen Gefühle zu erwidern. Jetzt war es zu spät... mit Hakus Tod blieb ein furchtbar großer Schmerz in seinem Herzen zurück.
 

Eine spottende Stimme riss ihn aus seiner Trauerphase. „Sieh an, sieh an! Endlich hast du es geschafft, mir diese lästigen Käfer vom Hals zu schaffen!“

Zabuza fuhr den Kopf herum und betrachtete die Erscheinung Gateaus mit Skepsis: Sein Auftraggeber hatte eine riesige Anzahl an Samurai und Schwertkämpfern mitgeschleppt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nichts Gutes zu bedeuten hatte. Seine Vermutung bestätigte sich binnen einer Sekunde.

„Zabuza, es gibt eine kleine Planänderung... du wirst nicht mehr benötigt. Ich lasse dich hier und jetzt eliminieren.“ Der Millionär feixte verschlagen. „Das mit der Planänderung war nur ein Witz. Ich hatte zu keiner Zeit vor, dir das versprochene Geld auszuzahlen. Aber das nimmst du mir nicht übel, oder? Du kannst ja sicher vorstellen, wie das ist! Es würde mich ein Vermögen kosten, Ninja auf offiziellem Wege anzuheuern. Und wer will schon deren exorbitante Honorare bezahlen! Daher gebe ich meine Aufträge gern an abtrünnige Ninja wie dich, weißt du? Die kann ich so schön ausnutzen und am Schluss einfach töten, ohne dass ein Hahn nach ihnen kräht.“

Das Gesicht des Dämons nahm dunkle Züge an. Man hatte ihn ausgenutzt! Letzten Endes schien er keinen Deut besser als Gateau zu sein, er hatte Haku benutzt, ihn als ultimative Waffe und Beschützer in den Kampf ziehen lassen, aber er hatte ihn und seine Fähigkeiten stets geschätzt!

Hakus Tod sollte nicht umsonst gewesen sein, er würde seinen Traum verwirklichen, egal, wer sich ihm in den Weg stellte. Mit dir und für dich!

Zabuza umfasste den Griff seines Schwertes und kam mit einer ungeheuren Geschwindigkeit auf die Ansammlung von Samurai zu, die bezüglich seiner Erscheinung erschrocken zurückgewichen waren. Kaum hatten sie nach den Schwertern greifen wollen, tötete der Schwarzschopf einen nach den anderen. Sie hatten seine Kraft unterschätzt, vermutlich hatte ihnen Gateau einen geschwächten, schwer verletzten Zabuza versprochen. Der Name Dämon des geheimen Nebels wurde ihm zu Recht verliehen: Er veranstaltete ein regelrechtes Blutbad und fühlte, dass diese unglaubliche Macht durch Zorn und Trauer angetrieben wurde, eine ungeheure Kraft, die ihn am Ende den Sieg erringen ließ.

Der Dämon aus Kirigakure wandte sich dem panisch werdenden Gateau zu, den er nicht grundlos verschont hatte. Der korpulente, reich gekleidete Mann stolperte, als er die Flucht ergreifen wollte. Er wurde plötzlich gepackt, herumgewirbelt und zu Boden gerissen. Zabuza beugte sich über ihn, das tiefrote Blut seiner Männer tropfte auf das breite, Angst verzerrte Gesicht Gateaus. Der Dämon des geheimen Nebels lachte triumphierend. „Wenn dir dein Leben lieb und teuer ist, dann würde ich nicht länger zögern, und mir das Doppelte von dem geben, was du mir versprochen hast!“

Der Mizukage

Der Mizukage
 

„Geld allein macht nicht glücklich.“ Zabuza lachte auf, als er an dieses alte, seiner Meinung nach lächerliche Sprichwort zurückdachte. Geld allein macht glücklich! Nachdem Gateau ihn ausbezahlt und hinterher den Tod gefunden hatte, war der Dämon aus Kirigakure reich genug gewesen, um sich ein fähiges Personal aus begabten Kämpfern zu leisten. Er hatte sogar einige Mitglieder aus Akatsuki angeheuert, die scheinbar aus persönlichen Gründen gegen Yagura, den vierten Mizukage, gekämpft und letzten Endes den Sieg errungen hatten.

Zabuza konnte sein Glück kaum fassen. Er hatte, wenn auch nur mit blutiger Gewalt, seinen sehnlichsten Traum verwirklichlicht: Er war in seine Heimat zurückgekehrt und Mizukage geworden.
 

Die Rede war keineswegs so gewesen, wie es sich ein zukünftiger Herrscher vorgestellt hatte: Die Bewohner waren unzufrieden gewesen und hatten dies auch offen zur Schau gestellt. Solange sie sich in der Masse bewegten, waren sie mutig genug, ihm mit erhobenem Haupt entgegenzutreten. Aber ein Einzelner fürchtete sich vor der Grausamkeit des Dämons, der als neunjähriges Kind hunderte von Prüflingen bei dem Genin-Examen blutrünstig abgeschlachtet hatte. Sein Talent wurde anerkannt: Er war sowohl Anbu als auch einer der sieben legendären Shinobi-Schwertkämpfer geworden. Aber niemand hatte ihn als Mizukage empfohlen! Selbst die Menschen, die mit ihm nur bedingt Kontakt gehalten hatten, meinten, er würde nur eine blutige Politik führen, das Volk würde unter seiner Herrschaft zu leiden haben. Letztendlich war auch der Yondaime nicht in der Lage gewesen, das Regime vorbildlich zu leiten. Sonst wäre es nie zu dem Spitznamen „Das Dorf unter dem Blutnebel“ gekommen, allein die Genin-Prüfung war in anderen Ländern als unmenschlich angesehen worden: Der gegenseitige Mord unter Schülern. Es war sein Verdienst gewesen, dass diese Prüfung abgeschafft wurde. Letztendlich konnte ihm die Meinung der anderen egal sein... sein Wunsch war in Erfüllung gegangen, die Träume und Hoffnungen der Bewohner spielten für ihn keine Rolle.

Er ließ sich erschöpft auf das große, weiche Bett fallen. Endlich würde es zu einer ruhigen Nacht kommen, er musste nicht befürchten, von einem Oinin gejagt und getötet zu werden. Zabuza starrte die über ihn liegende Decke an. In seiner Euphorie hatte er keinen wirklichen Gedanken an Haku verschwendet. Er erinnerte sich an die gemeinsame Zeit zurück. In seiner Gegenwart hatte sich Zabuza sicher gefühlt, jetzt war er völlig auf sich allein gestellt.
 

Ein eigenartiger Traum ließ ihn benommen die Augen öffnen. Er hatte von Haku geträumt. Und jetzt bemerkte er, wie er es vermisste, mitten in der Nacht aufzuwachen, um das friedliche, flache Atmen seines verstorbenen Begleiters zu hören. Es war wie ein Zeichen der Sicherheit gewesen. Gerade, als Zabuza die Augen schließen und sich einem neuen Traum hingeben wollte, forderte ein kleines, kaum hörbares Geräusch seine ganze Aufmerksamkeit. Der Laut war plötzlich wie ausgestorben und nie dagewesen. Aber er konnte es riechen, er konnte ihn riechen. Er konzentrierte all seine Sinne auf den unerwünschten Besucher und kurz, bevor dieser ausholte, um den im Bett liegenden Mann zu erstechen, sprang Zabuza auf, das Enthauptungsschwert ergreifend. Er richtete das gewaltige Messer auf seinen Angreifer. „Wer hat dich geschickt?“, knurrte er, keine Antwort erhoffend, und musterte im Halbdunkeln die schwarzgekleidete, drahtig gebaute Gestalt. Sie hielt ein Tanto kampfbereit fest, die Erwartung, damit die Angriffe seines Kubikiribocho zu parieren, war vergebliche Mühe.

Der fremde Ninja steckte das Kurzschwert zurück und führte mit beiden Händen Fingerzeichen aus, die Zabuza vertraut waren: Ein Suiton-Nutzer! Bevor dieser auf die Idee kam, das neue, luxuriös eingerichtete Zimmer unter Wasser zu setzen, eilte der Schwarzschopf mit einem Sprint auf ihn zu, seine riesige Waffe senkrecht haltend. Anstatt den Attentäter zu köpfen, nagelte er diesen mithilfe des eingearbeiteten Halbkreises in dem Kubikiribocho-Schwert an die Wand.

Bevor der Fremde ein weiteres Mal versuchte, Fingerzeichen anzufertigen, brach Zabuza ihm die rechte Hand. Ein verdächtiges, schmerzhaftes Geräusch war zu vernehmen, aber der Attentäter war vollkommen beherrscht; oder der wimmernde Laut war anhand seiner Maske nicht zu hören gewesen. Die andere Hand ließ er unberührt, Haku war bislang der einzige ihm bekannte Shinobi gewesen, der die Begabung hatte, mit nur einer Hand Fingerzeichen zu schließen.

„Rede, oder ich brech’ dir auch die andere Hand!“ Er war ein Dämon, ein herzloser Mann, notfalls würde er diesen Ninja zu Tode foltern. Er riss ihm die fiese Maske runter und starrte in ein unbekanntes, leer wirkendes Gesicht. Der Kopf neigte zur Seite, eine kaputtgebissene Kapsel fiel aus seinem Mund. Der Mizukage fühlte keinen Puls mehr, er war eindeutig tot... dieser Mistkerl hatte sich vergiftet!

Nachdem er das Schwert gelockert und aus der Wand entfernt hatte, glitt der leblose Körper zu Boden. Seine erste Nacht als Mizukage... und der erste gescheiterte Versuch, ihn zu töten. Jetzt konnte er einigermaßen nachempfinden, wie es Yagura ergangen war, als der Schwarzschopf ihn wiederholt zu ermorden versucht hatte.
 

Er hatte kein Auge zugemacht. Unentwegt starrte er die Decke an, lauschte, ob nicht eventuell ein zweiter Attentäter sich dazu entschlossen hatte, ihn zu erledigen. Er spielte bereits mit dem Gedanken, die Fenster zuzunageln, einen Schrank vor die Tür zu schieben. Aber als professioneller Ninja wusste Zabuza nur zu gut, dass es Mittel und Wege gab, solche Vorsichtsmaßnahmen zu überwinden.

Das warme Licht der Sonne erhellte das Zimmer. Die Leiche hatte er nicht entfernt, er wollte sie zur Demonstration seiner Stärke benutzen, den Einwohnern klarmachen, dass es nur weitere Opfer gäbe, wenn sie sich nicht endlich seinem Willen beugen würden. Möglicherweise würde dieser Akt sie nur dazu anspornen, es wieder und wieder zu versuchen, bis einer auf gut Glück seinen Leichnam präsentieren konnte. Er brauchte einen Aufpasser, einen Beschützer, jemand, der genauso fähig sein konnte wie es Haku gewesen war. Aber er musste dieser Person blind vertrauen können... und er hatte sich mit seinem erfolgreichen Putschversuch sehr unbeliebt gemacht.
 

Als er die Dämonenbrüder an der Arbeitszimmertür stehen sah, war ihm der flüchtige Gedanke gekommen, sie zu seiner neuen Leibwache zu erklären. Sie waren nicht schlecht, ja, aber sie waren ihm im Kampf gegen Yagura keine sonderlich große Hilfe gewesen. Und welcher Narr kam auf die abwegige Idee, Leibwächter einzustellen, die schwächer als die Person waren, die in einem Notfall beschützt werden musste?

„Warum seid ihr hier?“, fragte Zabuza teils verwundert, teils verärgert und musterte die Chunin mit hochgezogener Augenbraue.

„Nun ja...“, fing der ältere Bruder namens Gozu an. „Jetzt, wo Ihr Mizukage seid... und wir Euch stets treu gedient haben.“

Ah, so läuft der Hase. Sie waren nie daran interessiert gewesen, ihn an der Spitze zu sehen, sie hatten von Anfang an auf eine bessere Anstellung gehofft. Kein Wunder, sie hatten erst im Alter von 18 Jahren die Chunin-Prüfung abgeschlossen, während Haku als 15-jähriger ein erstklassiger, wenn auch nicht offizieller Oinin gewesen war. Die Fähigkeiten der Brüder und die seines verstorbenen Begleiters gingen meilenweit auseinander. Er seufzte schwer und entgegen seiner Idealvorstellung von einem Schutz bietenden Aufpasser ernannte er sie beide zu seiner persönlichen Leibgarde. Triumph keimte in den Augen der Brüder auf, sie sahen der Zukunft mit Vorfreude entgegen.

„Sucht die Gegend ab und schaltet verdächtige Ninja aus. Ich habe Arbeit zu erledigen.“ Der neue Mizukage schritt zur Tür, den Knauf ergreifend, und wurde in Staunen versetzt, als er das mit Papierkram und Schriftrollen überflutete Zimmer erblickte... ob das wirklich die Art von Arbeit war, mit der er bis an sein Lebensende beschäftigt sein wollte...?

Gerade, als er mit einem Fuß in den Raum treten wollte, hielt er inne. „Wartet...“, sagte er in einem herrischen, aber auch unsicheren Ton. In diesem Augenblick wünschte er einen mit Erkennungssinn gesegneten Ninja an seiner Seite. So jemand wie Ao... aber dieser gehörte zu den letzten Menschen, die er um Hilfe bitten würde. „Ihr geht zuerst rein.“

„Was? Warum?“, fragte Meizu und tauschte mit seinem älteren Bruder einen zerstreuten Blick aus.

Waren sie wirklich in weniger als fünf Minuten so überheblich geworden, dass sie sogar seine Befehle in Frage stellten? Haku wäre einfach hineinspaziert... er hatte ihm das Leben in jeder erdenklichen Art erleichtert. Er ging einen Schritt zurück und deutete genervt in den Raum hinein. „Ich bin der Mizukage, reicht euch das als Grund?“ Zabuza rollte mit den Augen. Es fiel ihm wahnsinnig schwer, sich mit Beleidigungen zurückzuhalten. Jedes falsche Wort könnte ihn auch den letzten Verbündeten nehmen... und gerade jetzt schien er sie sogar noch dringender zu brauchen als die Jahre zuvor.

Die Dämonenbrüder traten schleichend, aber in Angriffsposition, ins Zimmer. Zeitgleich suchten sie die Gegend ab, lauschten, ob sich nicht ein verdächtiger Angreifer versteckt hielt. „Dort!“ Kaum hatte er seine, mit einer Kralle bekleidete Hand Richtung Wand ausgestreckt, löste sich die Tarnung eines Möbelstücks in einen schwarzgekleideten Jonin auf. Der hochrangige Ninja kam auf Meizu zu, wich den vergifteten Klauen mit Leichtigkeit aus, und deutete eine totbringende Stichattacke an. Just in diesem Moment wurde der Jonin zurückgerissen, das Ende eines Kusarigama fraß sich ins Schulterfleisch fest.

„Erster Streich!“, sprach Gozu mit gedämpfter Stimme.

Meizu warf das genaue Gegenstück zu der Waffe seines Bruders und stimmte triumphierend ein. „Erster Streich!“ Die zweite Kettensichel bohrte sich in die andere Schulterseite. Das aus der Wunde tretende Blut war nichts im Vergleich zu dem, was folgte, als die Dämonenbrüder ihn auseinanderrissen.

Zabuza beobachtete das blutrünstige Szenario mit gelassener Gleichgültigkeit. Schlagartig veränderte sich die Mimik des Mannes und er ergriff knurrend das Schwert. „Mit diesem Trick seid ihr schon einmal gescheitert!“ Mit einer Umdrehung versuchte er genug Schwung zu holen, um den hinter ihm stehende Jonin in zwei Hälften zu zerteilen. Dieser löste sich in Wasser auf. Ein Mizu Bunshin also. Verdammt! Er wartete. Sekunden, Minuten. Entweder hatte sich der feindliche Ninja aus dem Staub gemacht oder er hielt sich meisterhaft verdeckt.

„Ich glaube, der ist weg.“, merkte Meizu überflüssigerweise an. Selbst wenn dieser mit seiner Vermutung recht behalten sollte, so schätzte Zabuza dessen Fähigkeiten nicht gut genug, um erleichtert auszuatmen. Es war wohl das Beste, seiner eigenen Intuition zu folgen...

Mei Terumi

Nachdem sie minutenlang auf einen rücksichtslosen Angriff seitens des Jonin gewartet hatten, seufzte Zabuza schwer und betrat mit gemischten Gefühlen das neue Arbeitszimmer. Er sah aus dem großen Fenster hinaus und musterte jenes Dorf, das von Nebel und Bergen geschützt umgeben war. Er war in seine geliebte Heimat zurückgekehrt.

„Und jetzt? Was sollen wir machen?“

„Setzt euch und seid still.“ Jahre waren vergangen, seit er das letzte Mal Kirigakure erblickt hatte. Er wollte diesen Moment genießen. Ungestört.

Nachdem er genug Zeit am Ausguck verbracht hatte, wandte er sich an die reichlich verstreuten Dokumente. Endlich waren ihm Geheimnisse zugänglich, die er damals zu gern in Erfahrung gebracht hätte. Der Yodaime hatte den Anbu viel anvertraut, aber bestimmte Informationen waren auch ihnen verwehrt geblieben. Er wusste nicht, wann und warum es passiert war, aber eines Tages war Yagura wie ausgewechselt gewesen. Der freundliche, vom Dorf geliebte junge Mann war plötzlich furchteinflößend und angsteinjagend geworden. Zabuza hatte seine gewaltige Kraft beim ersten Putschversuch zu spüren bekommen. Aber dieses Mal war der Kampf ganz anders gewesen... irgendwas hatte gefehlt. Etwas Wichtiges...
 

Es war langweilig und ermüdend zugleich. Sinnlose, schwachsinnige Aufträge, Friedenserklärungen und sowohl wirtschaftliche als auch politische Berichte schienen kein Ende zu nehmen. Am liebsten hätte er die D-Rang-Missionen abgeschafft, niveaulose, demütigende Aufgaben, für die sich ein echter Ninja zu schämen hatte. In seinem Leben hatte er zum Glück nur vier machen müssen, kein Wunder, bevor es zu der fünften kommen konnte, hatte er mit Mord und Folter gedroht. Und das mit neun Jahren...

Kopfschmerzen und Müdigkeit übermannten ihn, wie gerne wäre er an Ort und Stelle eingeschlafen. Er hatte sie zu seiner Leibwache ernannt, aber nachdem er einen kurzen, flüchtigen Blick auf die Chunin warf, bereute er seine voreilige Entscheidung zutiefst. Sie waren auf der Couch sitzend und aneinander gelehnt eingeschlafen. Er nahm ein beschriebenes, seiner Meinung nach unnötiges Blatt zur Hand, zerknüllte dieses und warf es dem älteren Ninja an den Kopf. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann hätte er sein Kubikiribocho nach ihnen geworfen, aber zum einen war er nicht in der Stimmung, die Sauerei hinterher zu entfernen und zum anderen durfte er seine treuen Gefährten nicht töten; die draußen herumtreibenden Verbündeten würden sich bedroht fühlen und möglicherweise die Seite wechseln. Das konnte und würde er nicht riskieren.

„Und? Was hättet ihr jetzt gemacht, wenn mir etwas zugestoßen wäre?“, fragte Zabuza beherrscht. Bevor die beiden überhaupt die Frage realisierten, ertönte ein zaghaftes Klopfen an der Tür. Zabuza fühlte sich in Alarmbereitschaft versetzt und fixierte den Eingang mit gerunzelter Stirn. Eine junge Frau kam zögernd ins Zimmer, ein Tablett mit köstlich aussehenden Speisen haltend. Sie servierte ihm das Essen und verbeugte sich tief. Mit schmeichelnder, aber nervöser Stimme sagte sie respektvoll: „Ich hoffe, es schmeckt Euch, Mizukage.“

Sie war nervös, verdächtig nervös. Zabuza betrachtete die Mahlzeit und spürte zugleich, dass sich sein Magen schmerzhaft zusammenzog. Er hatte seit Tagen nichts mehr gegessen... dennoch, er traute ihr zu, das Essen vergiftet zu haben. Zumindest war das die einzig logische Erklärung für dieses äußerst verdächtige Verhalten. Er schob den Teller in ihre Richtung. „Du zuerst.“

„Aber...“ Sie schüttelte den Kopf, leise flüsternd fügte sie hinzu: „Das darf ich doch nicht...“

„Du bist aber ganz schön misstrauisch, Zabuza, aber etwas anderes habe ich auch nicht von dir erwartet.“ Die Tür glitt ein weiteres Mal auf und eine kurvenreiche, in Blau gekleidete Frau trat herein. Er erkannte sie sofort, das braune, lange Haar, das schön anzusehende Gesicht. Mei Terumi...

„Und? Bist du hier, um mich zu töten?“ Er deutete der Zofe und den beiden Chunin an, den Raum zu verlassen. Wenn Terumi mit einer Mordabsicht hierher gekommen war, dann war er rettungslos verloren. Er war sich nicht einmal sicher, ob Haku ihr gewachsen gewesen wäre. Denn eines war gewiss: Sein verstorbener Begleiter war ihm wegen seines Kekkei Genkai haushoch überlegen gewesen; Mei verfügte als Einzige über zwei Kekkei Genkai.

„Ehrlich gesagt bin ich gerade erst von einer Mission gekommen... und ich bin von der Neuigkeit überrascht.“

„Angenehm überrascht?“

„Nicht wirklich. Kaum ist der eine Tyrann erledigt, folgt schon der Nächste. Und um ehrlich zu sein: Wer weiß, ob deine Schreckensherrschaft nicht die von Yagura übersteigen wird.“ Sie lehnte sich an das Pult und warf ihm von der Schulter aus einen vielsagenden Blick zu. „Du hast dich nicht verändert, Dämon des geheimen Nebels.“

„Wenn du an meinen Entscheidungen etwas ändern willst, müsstest du das schon als meine zukünftige Frau tun.“, meinte er ironisch.

Schweigen. Das Gesicht der schönen Frau verfinsterte sich in Sekunden. Hat er mir gerade einen Antrag gemacht? Ja, er hat indirekt um meine Hand angehalten...! „Halt die Klappe, oder ich bring dich um!“

Fragend und überrascht zugleich warf er eine Augenbraue in die Höhe. Zabuza wusste zwar nicht, woher dieser plötzliche Sinneswandel gekommen war, und warum, aber seinerseits folgte ein langes, gewohntes Schweigen. Er war todmüde und hatte weder die Lust noch die Zeit, sich mit Mei zu streiten. Aus dem Alter waren sie raus.

Nachdem sich die Kunoichi beruhigt hatte, sagte sie mit leiser Stimme: „Es gibt auch Menschen in Kirigakure, die dich bewundern... es sind sogar sehr viele.“

Irgendwas stimmte hier nicht, ganz und gar nicht... versuchte sie sich über ihn lustig zu machen? „Wenn du mich beseitigen willst, dann mach es jetzt. Für alles andere habe ich nicht die Nerven.“

„Ich sagte doch, du bist zu misstrauisch.“ Sie lächelte. Sanft. Fürsorglich. „Nein, es ist tatsächlich so. Ich selbst gehöre nicht zu denen, denn es wäre zu schön um wahr zu sein. Aber du scheinst das Dorf irgendwo zu mögen.“ Mei beugte sich vor, sie kam seinem Gesicht verdächtig nahe und sog seinen männlichen, herben Geruch ein. Sie tippte das Symbol seines Stirnbands an. „Du hast das Zeichen von Kirigakure nie durchgestrichen, obwohl du ein gesuchter Nukenin warst... und nun bist du der Mizukage.“

Seufzend lehnte er sich zurück. „Rede. Warum bist du hier? Hat dich der feige Hund geschickt?“

„Ich sagte doch, ich war auf einer Mission.“ Sie wandte den Blick von seinem Gesicht ab und öffnete die Schriftrolle, die sie bei sich getragen hatte. „Kakashi Hatake, ein Schüler und ein Dorfbewohner wurden von einem Ninja aus Kirigakure getötet.“

Zabuza hörte ihr aufmerksam zu, dabei ihre Kehrseite betrachtend. Ein Augenlid zuckte bei der Neuigkeit. Ein Schüler? Es waren doch drei gewesen...

„Wir wissen, dass du es warst. Sasuke Uchiha hat deinen Namen genannt, zumindest wurde mir das gesagt.“

„Gut möglich. Ninja beseitigen ihre Feinde, wenn sie im Weg stehen. Und nun? Wird es Krieg geben?“ Allein die Vorstellung, Konohas Hass auf sich gezogen zu haben, entzückte ihn. Das war alles viel besser als das, was er bislang als Mizukage zu sehen bekommen hatte. Allerdings dachte er über das von ihr Gesagte nach. Uchiha... Haku hatte gegen ihn gekämpft und scheinbar dessen Leben verschont. Verdammt, wieso hatte er ihn nicht enthauptet? Und dieser Überraschungsninja... hatte er überlebt? Letzten Endes war es ihm egal...

„Nein, Konoha ist friedlich. Außerdem sind Rachefeldzüge zu emotional, nicht wahr? Wir sind Ninja, wir dürfen es zu keinem Gefühlsausbruch kommen lassen.“

Es war so schwer, die Augen offen zu halten. Er hörte ihr nur mit einem halben Ohr zu. „Wenn du mich nicht gleich ins Bett tragen willst, dann sag mir endlich, warum du hier bist.“

„Ich könnte dir helfen... weil...“

„Weil du es mir versprochen hast, wenn ich Mizukage werde?“ Er dachte an das Versprechen zurück, er erinnerte sich als wenn es erst gestern gewesen wäre. Er wusste nicht warum, aber er hatte in einer einsamen Stunde ihr gesagt, anvertraut, Veränderungen im Dorf vorzunehmen. Und sie hatte es richtig zu deuten gewusst: Er wollte den vierten Mizukage stürzen. Bevor er ihr es erzählen wollte, konnte, hatte Mei einen Finger auf seine, hinter einer Bandage versteckten Lippen gelegt, ihn stumm angefleht, sie von all dem nichts wissen zu lassen. Sie duldete das Leben, egal wie schrecklich und furchtbar es auch war, das man ihr auferlegte, weil sie liebte, das Dorf, die Menschen, und sie genauso mit ihnen litt wie diese mit ihr. Und er hatte ihre Entscheidung akzeptiert.

Mei streckte ihre zierliche Hand nach ihm aus, berührte die seinige. „Schläfst du?“

Zabuza hatte seinen schmerzenden Kopf mit einer Hand abgestützt, die Augen waren vor lauter Müdigkeit und Anstrengung geschlossen. „Nein, ich höre dir zu.“

„Ich helfe dir... unter einer einzigen Bedingung.“ Eine kurze Pause, spannend und unheilverkündend zugleich. „Du trägst die Siegel.“

Und plötzlich war es wieder da. Die Wut, der Hass, die Verachtung. Gegen sie. Gegen den Rest der Welt. „Raus! Oder ich bring dich um!“ Er wollte sie ergreifen, ihr Handgelenk erfassen, es brechen, ihr Schmerzen zufügen! Mei wich zurück und wandte sich ab, das Zimmer und ihn hinter sich lassend.

Er biss sich die Lippe blutig, imaginäre Schmerzen breiteten sich in seinem Körper aus. Er grub die Fingernägel in die Haut, jene Stellen, an denen er glaubte, zu verbrennen.

Dämonenkind

Vor 17 Jahren...
 

„Was ist hier passiert?“, fragte eine Stimme schockiert. „Das Werk eines Dämons...“ Ein Meer aus Leichen breitete sich vor seinen Augen aus. Es waren hunderte, weit über hundert Kinder, die ein Einziger ohne mit der Wimper zu zucken abgeschlachtet hatte. Er deutete auf die besagte Person. Ein schwarzhaariger Junge saß auf den erdigen Boden, die Arme um seinen knabenhaften Körper geschlungen. Das Blut dieser Kinder klebte an ihm. Unfassbar... von Angst gepackt wich der Mann zurück. „Holt Ao! Sofort!“ Er wollte sich diesem Kind, die Ausgeburt des Teufels persönlich, nicht nähern. Das sollte ein anderer tun, jemand, der versprochen hatte, auf Zabuza Momochi Acht zu geben.
 

Ao war so schnell wie möglich gekommen. Der Anblick der toten Schüler ließ ihn schwer schlucken, aber er war beherrscht genug, um nicht die Fassung zu verlieren. Er näherte sich dem jungen Zabuza, der mittlerweile nicht nur zu wippen, sondern auch zu murmeln begonnen hatte.

„Es war ganz einfach... ganz einfach. Es hat Spaß gemacht, so viel Spaß! Warum hat sie geweint? Warum? Hat es ihr etwa keinen Spaß gemacht?“

Der erfahrene Ninja aus Kirigakure beugte sich zu ihm runter. Er lauschte, aber im ersten Moment schienen diese Worte für ihn keinerlei Bedeutung zu haben. Ao legte ihm eine Hand auf die Schulter und wie erwartet schlug Zabuza dessen Arm beiseite. Er wollte in seinem tranceähnlichen Zustand nicht gestört werden.
 

Es war die reinste Katastrophe. Dieser Junge, die gesamte Situation. Ao beobachtete den jungen Zabuza vom Fenster aus, als dieser sich für das gewohnte Training zurückgezogen hatte. Er zeigte sich keiner Schuld bewusst. Keine Reue. Kein Mitleid. Dass ihm möglicherweise die Todesstrafe drohte, schien ihn nicht einmal zu interessieren.

„Ich bin wieder da!“, hörte er die fröhliche Stimme sagen, deren Besitzerin gerade erst ins Haus eingetreten war. „Meine erste Chunin-Mission war ein voller Erfolg!“ Die schöne, junge Frau suchte das Zimmer auf und erblickte einen ziemlich ernst guckenden Ao. Ihre Fröhlichkeit schlug in Besorgnis um. „Was ist los? Du guckst so ernst... also, eigentlich guckst du ja immer so, aber heute ganz besonders.“

Er seufzte genervt. Die Jugend von heute... gerade jetzt, wo Mei ihre weibliche Vorzüge zu entdecken schien, drehte der neunjährige Zabuza völlig am Rad. „Gut, dich in einem ganzen Stück zu sehen.“ Er warf den Blick wieder nach draußen. Mei folgte seinem Beispiel und wurde schon nach wenigen Sekunden mit einer unangenehmen Frage konfrontiert. „Sag mal, hast du damals wegen der Genin-Prüfung geweint?“

Schockiert und überrascht zugleich stellte sie ihm eine Gegenfrage: „Wie kommst du darauf?“

Es war sinnlos, ihr gegenüber nicht fair, die Wahrheit zu verschweigen. Die Tragödie hatte sich mittlerweile im ganzen Dorf rumgesprochen... kein Wunder, die Eltern, die stolz auf ihre Genin gewordenen Kinder gewartet hatten, mussten erfahren, dass alle bei der Prüfung umgekommen waren...

„Jetzt sag schon. Ich bin müde, dreckig und will schlafen.“

„Sie sind alle tot. Dieses Jahr hat keiner die Genin-Prüfung bestanden... Zabuza hat sie alle getötet.“

Fragend neigte sie den Kopf zur Seite. Der Momochi-Erbe war noch nicht einmal in dem Alter, um an der Abschlussprüfung teilnehmen zu dürfen. „Wie kann das sein...?“

„Wir wissen es nicht. Ich habe die Situation unterschätzt... dass er böse ist, war mir klar, aber dass es sich in diesem jungen Alter schon zeigt.“

Sie wollte ihm widersprechen, Zabuza verteidigen, aber es fiel ihr schwer, so einen Jungen in Schutz zu nehmen, den sie nicht einmal leiden konnte. Hast du damals wegen der Genin-Prüfung geweint? Sie rauschte davon, der neunjährige Mörder war ihr eine Erklärung schuldig. Ihnen alle!

„Weißt du eigentlich, was dir bevorsteht? Sie werden dich töten! Wozu das Ganze?“ Sie ging mit geballten Fäusten auf ihn zu. Zabuza drehte sich um und kurz darauf folgte ein Schlag ins Gesicht – und dann löste er sich in Wasser auf.

„Du störst. Verschwinde!“ Zabuza trat hinter einem Baum hervor. Er hatte sein neues Jutsu geübt, die Erschaffung eines Mizu Bunshin, und schien vom Chakra-Verbrauch recht angeschwächt zu sein. „Was willst du?“

„Ich will eine Erklärung! Wie kommt man überhaupt auf diese idiotische Idee...“

„Heul doch!“, unterbrach er sie. „Mir hat das Ganze Spaß gemacht und ich bereue nichts!“ Plötzlich, und scheinbar ohne jeglichen Grund, biss sich Zabuza mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Unterlippe. Bevor Mei realisierte, was in ihm vorging, lief er wortlos an ihr vorbei.
 

Ao hatte sich sichtlich unwohl gefühlt, als er mit Zabuza zum Hauptgebäude des Mizukage gegangen war. Die Bewohner waren ihnen ausgewichen, hatten mit dem Finger auf Zabuza gezeigt und ihn als Dämon beschimpft. Dem Jungen schien es zu gefallen, Angst und Schrecken zu verbreiten, sich einzureden, der Beste zu sein.

Im Anwesen des Sandaime Mizukage angekommen, stellte sich der erfahrende Ninja die Frage, ob Zabuza dieses Bauwerk lebend verlassen würde. Der Junge war die Ruhe in Person selbst. Er musterte neugierig die Umgebung und zeigte keinerlei Anzeichen, Angst vor einem kommenden Todesurteil zu haben. Die Tür zum Hauptzimmer glitt wie von Zauberhand geführt auf und schwarze Leere hieß die beiden Personen Willkommen.

„Sie sind auch hier...“, hörte er Ao sagen, verdächtig leise und scheinbar nur an Zabuza gerichtet. Er meinte die Sieben Legendären Schwertkämpfer, die sich abseits positioniert hatten. Was für ein schlechtes Omen...

„Ist das dieser junge Mann, der die Prüflinge getötet hat?“ Der Sandaime war in schwarzer Kleidung eingehüllt und schien mit der im Raum herrschenden Dunkelheit eins zu sein. Das Gesicht des Mannes blieb unbekannt.

„Ja, das ist Momochi Zabuza.“

„Welchen Grund hattest du, sie zu töten? Du warst kein Teilnehmer.“, fragte der Mizukage teilnahmslos und aus seiner Stimme heraus konnte ein jeder nicht erschließen, wie betroffen er von dem Verlust dieser Schüler war.

Er hatte keinen... nicht wirklich. „Ist das so schlimm? Die Hälfte wäre ohnehin draufgegangen.“ Und erneut spürte er einen stechenden Schmerz, der sich in seinen Armen, in seinem ganzen Körper ausbreitete. Es war wie Feuer... und er hasste dieses Gefühl.

Minutenlanges Schweigen, die Augen waren nur auf den jungen Zabuza gerichtet. Der Sandaime unterbrach die Stille: „Die Anbu braucht viele gute Männer. Ich glaube, du könntest so einer sein, Zabuza Momochi.“ Gefühlsregungen zeigten sich in den Gesichtern der anderen: Verständnislosigkeit. „Untalentierte Schüler kann man ersetzen, aber ein Genie ist für Kirigakure kostbar.“
 

„Was? Er soll ein Anbu werden? Jetzt schon? Er hat doch nicht einmal die Genin-Prüfung abgeschlossen!“

„Hey, was soll das jetzt heißen? Wenn man das von einer anderen Seite aus betrachtet, habe ich die Prüfung fünfzigmal besser bestanden als du!“ Meis Meinung war ihm völlig gleich. Er hatte Anerkennung und Respekt bekommen, von dem besten und stärksten Mann des Dorfes!

„Ja und? Sehe ich das richtig: Wenn man sich über die Regeln des Mizukage hinwegsetzt, wird man belohnt?“

„Schluss jetzt. Es ist wie es ist.“ Ao teilte ihre Meinung. Dieses Mal hatte Zabuza Glück gehabt, bei einer anderen Regelmissachtung würde der Mizukage sicherlich nicht so nachsichtig mit ihm sein. Er hatte sich Anerkennung und Respekt verschafft, aber gleichzeitig Hass und Abneigung auf sich gezogen. Und ein Ninja musste für sich selbst entscheiden, welchen Weg er gehen wollte. „Ich habe noch etwas zu erledigen. Ihr bleibt hier.“

„Was? Ich bin doch kein kleines Kind mehr! Willst du mich wirklich mit dem da allein lassen? Am Ende sticht er mich noch ab!“

Er seufzte schwer. Hoffentlich hielt die Phase der beiden nicht allzu lange... „Das wird nicht passieren, versprochen. Außerdem bist du stärker als er.“ Er war bezüglich seines Versprechens sehr zuversichtlich.
 

Kaum hatte Ao das Haus verlassen, zog sich Mei in das eigene Zimmer zurück. Es war spät geworden, nachts, und obwohl sie müde war und am liebsten eingeschlafen wäre, hielt sie die Augen angestrengt offen. Aber die Müdigkeit siegte und sie bemerkte nicht, wie Zabuza leise schleichend in ihr Zimmer trat.

Er hielt das Kunai, mit dem er die anderen Kinder abgestochen hatte, in einer Hand fest und schritt verdächtig leise auf Meis Futon zu. Sie schlief seelenruhig und tief, sie ahnte nicht, was sie nun erwarten würde. Er hatte es satt! Sie meinten immer alle sagen zu müssen, wie toll sie doch war, nur weil sie zwei Kekkai Genkai in sich trug! Man brauchte kein Bluterbe, und auch keine zwei, um gut zu sein. Das hatte er heute doch klar und deutlich bewiesen! Er beugte sich zu ihr runter und visierte ihre Brust an, unter der das lebenswichtige Organ schlug. Als er ausholte und sie töten wollte, spürte er die Schmerzen erneut. Feuer, das ihn innerlich zu verzerren drohte, machte sich stärker denn je in seinem Körper breit. Und keine Sekunde später ergriff Mei seinen Arm und sah ihm mit einem finsteren Blick in die Augen.

„Wenn du mich töten willst, solltest du nicht zögern.“

Er nahm ihre Bemerkung nur flüchtig zur Kenntnis. Es war furchtbar, es schmerzte höllisch und er konnte sich von dieser Qual nicht befreien. Zabuza riss sich von ihr los, das Kunai fallenlassend, und kratzte sich die Arme blutig.

Jetzt sah sie es, sein Körper war mit Siegeln befestigt! Scheinbar waren es jene, die seine pure Bösartigkeit in Schach halten sollten. Jedes Mal, wenn er einen finsteren Hintergedanken hatte oder seine Blutgier stillen wollte, kam die Wirkung dieser Siegel zum Vorschein. Er selbst war nicht in der Lage, sich davon zu befreien.

Zabuza schien sich selbst Schmerzen zuzufügen, um jene zu verdrängen, die weitaus qualvoller waren. Völlig von dieser Pein eingenommen, wünschte er sich den Tod herbei, streckte die Hand nach der Waffe aus, um sich hier und jetzt das Leben zu nehmen.

Er wurde runtergedrückt, die junge Frau beugte sich über ihn. „Denk an was anderes, an was Schönes!“ Sie hielt seine Hände runtergedrückt, den Selbstmordversuch hatte sie anhand seiner Reaktion bemerkt. „Irgendwas! Hör auf, immer nur ans Töten zu denken!“ Wenn sich dieser Junge selbst das Leben genommen hätte, dann wäre es für sie kein wirklicher Verlust gewesen. Aber er war ein Teil dieses Dorf, er war ein Genie, die Ninja brauchten gute Kämpfer, um ihre geliebte Heimat vor anderen zu schützen. Jedoch schien sich Zabuza nicht beruhigen zu wollen, vielleicht gab es nichts, keine schönen Erinnerungen.

Sie riss ihm aus einem Impuls heraus nach und nach die Siegel vom Körper. Und obwohl sie bereits damit gerechnet hatte, angegriffen zu werden, rührte sich Zabuza nicht von der Stelle.

Schönheit... was empfand er als schön? Das Erhabene versetzte ihn in Staunen. Die Kraft der Natur, die mächtig genug war, die Menschen zu zerstören, Naturkatastrophen wie Überschwemmungen. Etwas, das mächtig war, aber um jenes achten zu können, musste er dies aus sicherer Entfernung tun. Er wusste in diesem Augenblick nicht, dass sich sein Ideal von Anmut auf eine Person beziehen würde, die gefährlich und unbezwingbar war wie ein eisiger Schneesturm. Und nur er würde in der Lage sein, diese Schönheit zu bewundern.

Jäger und Gejagter

Ameyuri Ringo. Ameyuri Ringo. Ameyuri Ringo.
 

Er hörte es. Den Namen jenes Schwertkämpfers, der leblos und mit einem abgerissenen Arm unter ihm lag. Das losgelöste Stirnband verdeckte die tot blickenden Augen. Zabuza hatte es geschafft! Er hatte das letzte Hindernis zu Yagura überwunden! Und obwohl er am Ende seiner Kräfte war, sein Schwert lädiert von dem letzten Kampf, fühlte er sich seinem Ziel und Traum näher denn je.

„Ameyuri...?“, hörte er die mechanisch klingende Stimme von Yagura sagen. Der Dämon aus Kirigakure wandte seinen Kopf und musterte jenen jung aussehenden Mann, der wie eine gesteuerte Puppe gegen imaginäre Fäden anzukämpfen versuchte. Er näherte sich seinem toten Freund und schien im ersten Augenblick keine Notiz von Zabuza zu nehmen.

Dieser richtete das stark beschädigte Schwert auf den Yodaime Mizukage. Er grinste siegessicher und meinte fröhlich: „Keine Sorge, du wirst ihm gleich in die Hölle folgen!“ Er kam mit einem Sprint auf Yagura zu und erblickte auch sogleich sein Spiegelbild. Das Mizukagami no Jutsu war so plötzlich gekommen, dass Zabuza sofort und ohne zu zögern den Angriff seines Ebenbildes parierte. Erstaunlicherweise wies die Kopie die gleiche Kraft wie das Original auf.

„Verdammt! Tötet ihn!“, ordnete der Dämon aus Kirigakure die restlich verbliebenen Männer an, die den Kampf gegen Ameyuri überlebt hatten. Das Spiegelbild kopierte seine Bewegung, Stahl schlug jedes Mal auf Stahl, und Zabuza fiel es sichtlich schwer, sich dieser billigen Imitation zu entledigen, um endlich auf das eigentliche Ziel zuzusteuern.

Er spürte eine bösartige und gewaltige Kraft an Chakra... und als er einen kurzen, flüchtigen Blick auf Yagura und seine Mitmänner warf, hatte sich besagter Mizukage in ein riesiges Ungeheuer mit drei Schwänzen verwandelt und schleuderte die Angreifer mit Leichtigkeit zur Seite. Schreie der Qual ertönten. Die Männer mussten sich bei der Wucht das Rückgrat oder sämtliche Knochen gebrochen haben. Allerdings war er nicht in der Lage, sich Gedanken um jene zu machen, die zu voreilig in den Kampf gestürzt waren, denn er war ganz von seinem Spiegelbild eingenommen.

„Zabuza-san!“, hörte er eine verzweifelte, kindliche Stimme schreien und dann trat auch schon Yagura als Sanbi auf ihn zu. Verdammt, wie sollte er dieses Ungeheuer besiegen, das mit einem Panzer aus Stahl bedeckt war? Er ging zurück, einen Schritt, zwei Schritte... seine Entschlossenheit und Kraft waren abhanden gekommen und zum ersten Mal spürte er Angst, die Gefahr, dem Tod ins Auge zu blicken. Das Meeresungeheuer holte aus und schlug plötzlich gegen eine Wand aus Eis. Hakus Kekkei Genkai hatte ihm das Leben gerettet. Doch das plötzlich erschienene Eis zerbarst auch schon wieder und als Sanbi ein weiteres Mal zu einem Todesschlag ausholte, flüchtete der Dämon aus Kirigakure mit seinem jüngsten Gefährten in die durch Feuer erhellte Nacht.
 

Nur eine Handvoll seiner Männer hatte überlebt. Alles, wirklich alles, hatte Zabuza bis ins kleinste Detail geplant! Gerade heute glänzten fünf von sechs Schwertkämpfern durch Abwesenheit und ein Clan voller Barbaren war auf den Weg nach Kirigakure gewesen, um grundlos die Bewohner aus purer Mordlust zu töten. Diese einmalige Chance wollte er nicht unversucht an sich vorbeiziehen lassen. Er hatte Haku zu Beginn nicht eingeplant, er war wie ein ungeschliffener Diamant, der erst durch harte Arbeit zu einem kostbaren Unikat werden würde.

Er warf seufzend einen Blick auf Kirigakure. Das Feuer, das seine Männer gelegt hatten, war gelöscht, nur ein beißender, übriggebliebener Rauch hüllte das Dorf unter dem Nebel ein. Ein einziges Chaos, das beseitigt werden musste, etwas, das Zabuza zu seinem Vorteil nutzen würde, um das Land vorerst zu verlassen.

Verbittert. Enttäuscht. Jene Männer, mit denen er vor wenigen Stunden Seite an Seite gekämpft hatte, waren ins Dorf zurückgekehrt, sie bevorzugten ein Leben in Angst und Schrecken, es war ihnen zu riskant, es auf einen weiteren Putschversuch ankommen zu lassen. Sie bereinigten ihr schlechtes Gewissen beim Löschen der absichtlich gelegten Feuer und bei der Erschlagung der Barbaren.

„Haku... ich muss dieses Land verlassen. Aber ich werde zurückkommen und dieses Land zu meinem Eigentum machen!“, nahm sich der Dämon aus Kirigakure vor, und obwohl er wieder am Anfang zu stehen schien, keine Männer, kein Geld, war er nicht bereit, seinen Traum zu vergessen, sich ein anderes, nicht allzu riskantes Ziel zu suchen. „Ich brauche keinen Trost, keine Ermutigung... was ich brauche ist...“

„Ich weiß...“, unterbrach ihn sein Zögling. „Machen Sie sich keine Gedanken! Ich bin ihre Waffe! Lassen Sie mich bei Ihnen bleiben und Ihnen als gehorsames Werkzeug dienen!“

Ein kleines Lächeln zeigte sich, dank Haku, der neuen Mut und wilde Entschlossenheit in ihm geschöpft hatte. „Hm... du bist ein gutes Kind.“
 

Das waren äußerst merkwürdige Träume gewesen. Zabuza hatte während der Verfolgung an sämtlichen Orten geschlafen, aber keiner war so unbequem wie dieser Schreibtisch hier gewesen. Verschlafen aber erholt zugleich richtete er seinen Kopf und wandte diesen sogleich Richtung Tür. Der sich ihm bietende Anblick ließ ihn bleich wie der Tod werden: Maskierte Oinin hatten sich am Eingang versammelt, solche, die ihn damals gejagt und ohne mit der Wimper zu zucken getötet hätten. Waren sie hier, um ihn zu erledigen...? Es würde verdammt schwierig werden, ihnen zu entkommen... aber all seine Befürchtungen, seine Ängste, lösten sich in Luft auf, als sich die vier Jagdninja vor ihm verbeugten.

Ein dunkelhaariger Mann trat vor, er schien der Anführer dieser Gruppe zu sein. „Der Yodaime Mizukage befahl uns, Utakata zu verfolgen und ihn ins Dorf zurückzubringen. Die bisherigen Versuche waren erfolglos.“ Der Jagdninja schien zu wissen, dass Zabuza sich mit den neusten Ereignissen noch nicht vertraut gemacht haben konnte. Sie waren letzten Endes nur hierher gekommen, um sicherzustellen, dass der neue Mizukage den Befehl seines Vorgängers fortführen lassen würde.

Utakata? War das nicht dieser gefürchtete, verhasste Kerl gewesen, der ein nicht zu kontrollierendes Monster in sich trug und das Dorf mehrmals verwüstet hatte? Und jetzt war ihm auch endlich eingefallen, was im zweiten Kampf gegen Yagura gefehlt hatte: Ein Biju-Geist.

„Von mir aus könnt ihr ihn weitersuchen...“ Zabuza war nicht erpicht darauf, ein Monster wie Yagura in seiner Nähe zu wissen. Zumal dieser Utakata ein viel stärkeres Biju in sich trug... aber er war nie in der Lage gewesen, es zu kontrollieren. Es war ihm gleich, solange diese Männer Abstand von ihm hielten! Und kaum hatte er das gedacht, fiel sein Blick auf einen von ihnen: Das schwarze, hochgesteckte Haar und die Maske erinnerten ihn an Haku. „Du da, nimm die Maske runter.“

Der Oinin zögerte und als er die Maske vom Gesicht genommen hatte, stellte Zabuza erleichtert, aber auch enttäuscht fest, dass die Ähnlichkeit sehr gering war. Was hatte er sich eigentlich erhofft? „War’s das? Dann geht.“

Sie befolgten seinen Wunsch und gingen lautlos aus dem Zimmer. Ein anderer trat an ihrer Stelle herein. Und schlagartig wünschte sich Zabuza in so einem Moment die Fähigkeit, mit Blicken töten zu können. „Spionierst du mir etwa nach?“

„Ich bin über die Nachlässigkeit deiner Leibwächter erstaunt.“, meinte der erfahrende Ninja namens Ao.

„Du spionierst mir tatsächlich nach.“ Die Unaufmerksamkeit der beiden war nicht der Rede wert, in einem Notfall wären sie ohnehin keine großartige Hilfe gewesen, er hatte sie letzten Endes nur befördert, um Ruhe einkehren zu lassen.

„Dir ist aber schon bewusst, dass dir der Titel Mizukage nicht zusteht? Der Name wird von Generation zu Generation weitergereicht... und du wärst die letzte Person gewesen, dem Yagura diesen Titel zugesprochen hätte.“

„Und du musst das natürlich am besten wissen, du mit deinem Byakugan, das alles sehende Auge.“, meinte Zabuza ironisch und nicht auf die Argumentation eingehend. In jedem Wortgefecht war er eindeutig der geborene Verlierer.

Ao seufzte schwer und obwohl sein Gegenüber älter, und vor allem reifer geworden war, war jede Appellierung an seine Vernunft reine Zeitverschwendung. Zabuzas Willen glich dem eines verwöhnten Balgs... „Der Titel bleibt nichtig, ob du willst oder nicht.“

Er bäumte sich zornig auf, einen Finger auf den Älteren zeigend, und meinte mit tiefem Hass: „Halt den Mund! Wie kannst du es wagen, mich und meine Position in Frage zu stellen? Nimm dir ein Beispiel an die anderen Oinin und lauf denen hinterher! Mach dich nützlich!“

„Jeder will dich tot sehen, und früher oder später wird der Tag kommen, an dem ein anderer versucht, dich zu beseitigen.“

Zabuza musste unwillkürlich lächeln. „Mei sagte mir, ich habe auch Bewunderer, dankbare Menschen, weil ich sie von einem Monster wie Yagura befreit habe.“

„Ja, aber Yagura war beliebt, bevor er zu einem Tyrann wurde. Etwas scheint ihn kontrolliert zu haben... ich hab’s mit meinem Byakugan gesehen. Du aber, Zabuza, wirst das Dorf wissentlich in den Ruin treiben.“

Er hatte es satt, Ao und seine ganze festgefahrene Meinung. Als neuer Mizukage hatte er es nicht nötig, sich das Gerede eines verzweifelten, allein stehenden Mannes anzuhören, der stolz auf ein gewonnenes Gut der Hyuuga-Familie war. Zabuza ging langsam, und mit geballten Fäusten, auf ihn. „Dein Gerede langweilt mich. Sieh dich an, du bist nichts ohne dieses Auge! Ein Niemand! Wenn ich genauso untalentiert wie du gewesen wäre, dann hätte ich mir Kakashis Sharingan als Trophäe mitgenommen.“ Ihm war der Gedanke ehrlich gesagt nicht gekommen... er hatte zu jenem Augenblick ganz andere Probleme gehabt: Hakus Tod. Und während er dies dachte, sprach Ao etwas aus, das ihn in Rage versetzte:

„Mag sein, aber wenn du etwas talentierter wärst, dann wärst du nie auf die Hilfe von Haku angewiesen gewesen.“

Zabuza schlug zu, zumindest versuchte er dies, denn der ältere Ninja wich zurück. Er wollte ein weiteres Mal zuschlagen, aber es war lebensgefährlich, sich einem Kämpfer mit Byakugan zu nähern. Dieses verflixte Auge nervte ihn genauso wie das Sharingan... und weil Ao nicht nur gefährlich, sondern auch unantastbar für ihn war, ergriff der Mizukage das Kubikiribocho und trat unerwartet hinaus, das Gebäude und all seine Probleme hinter sich lassend.
 

Er machte sich keine wirklichen Gedanken über die Konsequenzen. Und es gab aber auch nichts in diesem Haus, das er unbedingt schützen wollte. Das ganze beschriebene Papier war ihm egal... er wollte nur die Abendluft einatmen, für einen Moment den ganzen Stress vergessen. Er hatte sich das Leben als Mizukage viel einfacher und vor allem besser vorgestellt. Sein Traum war erst seit mehreren Stunden in Erfüllung gegangen und schon wünschte er sich sein altes Leben herbei, eins, das eigentlich auf seine Art recht angenehm war. Denn zu dieser Zeit hatte Haku all seine Lasten übernommen... und jetzt schien Zabuza von diesen zerdrückt zu werden.

Er seufzte schwer, als er das Haupttor hinter sich ließ und kaum war er wenige Meter weitergegangen, blieb er wie angewurzelt stehen. Ein fremder, schwach wirkender Mann forderte seine gesamte Aufmerksamkeit und Zabuza ergriff aus einem Reflex heraus das Schwert.

Ein perfider Plan

Eine unbeschreibliche Macht hielt ihn davon zurück, auf den Fremden einzuschlagen. Er zitterte... und kaum hatte er den Mut gefasst, einen Schritt auf den Unbekannten zuzumachen, schälte sich ein anderer aus der Dunkelheit. Lachhaft, dieser Schwächling mit der Hornbrille versuchte tatsächlich, den weiß gekleideten Mann zu beschützen.

„Er ist keine Gefahr für uns, Kabuto.“, zischte der schwarzhaarige Mann seinem Begleiter zu. Mit einem schelmischen Grinsen wandte er sich an Zabuza. „Der Yodaime Mizukage ist also gefallen.“

Es war unschwer zu erkennen, dass Zabuza der neue Mizukage war: Der Dämon hatte sich neue Kleidung anfertigen lassen. Das Mizukage-Emblem zierte die Rückseite seines Yukata. Es glich einer leichten Besessenheit, seinen Titel öffentlich zur Schau stellen zu müssen. Und wäre der Hut nicht so unpraktisch gewesen, hätte er diesen dauerhaft getragen. „Und? Wer will das wissen?“

Der blasse Mann ging nicht auf seine Frage ein. Er schob diese regelrecht beiseite. „Ich habe etwas, das dich interessieren könnte.“

„Aha, und das wäre?“ Er hegte keinen besonderen Wunsch, zumindest keinen, den man ihm erfüllen konnte. Außer...

„Ich kann dir einen geliebten Menschen zurück ins Leben holen.“

Seine Stimme schien sich verloren zu haben. Sprachlos betrachtete er die Fremden mit geweiteten Augen. War dieser Mann in der Lage, Gedanken zu lesen?

Zumindest schien der schwarzhaarige, schlangenähnliche Mann seine Reaktion richtig zu deuten. „Einen Menschen wiederzubeleben ist das, was ein jeder begehrt.“

Der Mizukage seufzte erleichtert aus. „Schwachsinn... ich habe keine Zeit, mich mit Idioten herumzutreiben.“ Er wandte sich zum Gehen. Wenn sich seine Laune nicht aufgebessert hätte, wäre es möglicherweise zu einem Kampf gekommen.

„Deine Entscheidung. Obwohl meine Bedingungen sehr unbedeutend im Vergleich zu einem Menschenleben sind.“

Ja, es war seine Entscheidung. Und dennoch: Zabuza blieb wie angewurzelt stehen.
 

Das war alles so absurd gewesen, dass Zabuza unwillkürlich über sich selbst lachen musste. Tote wiederbeleben... so ein Unsinn, wieso hatte er sich überhaupt diesem Nonsens hingegeben und neugierig wie ein kleines Kind gelauscht? Es musste eindeutig an dem Stress liegen...

Mit gemischten Gefühlen kehrte Zabuza in sein geliebtes Heimatdorf zurück, und das Gerede über Tote hatte dazu geführt, dass der Mizukage die Gräber prominenter Bewohner besuchte. Er hatte bereits mit dem Gedanken gespielt, Hakus Leichnam hier begraben zu lassen. Denn letzten Endes war sein verstorbener Begleiter der Schlüssel zu seinem Erfolg gewesen. Er warf einen prüfenden Blick auf das neu eingerichtete Grab von Yagura. Er war der zweite Grund gewesen, warum er so einen düsteren Ort bei Nacht aufgesucht hatte: allein die Tatsache, ihn sechs Fuß tiefer zu wissen, löste Genugtuung in ihm aus. Schnellen Schrittes trat er auf die Gräber der besten Schwertkämpfer zu. Unzufrieden und in Erinnerung schwelgend betrachtete Zabuza einen ihm bekannten Namen, leise flüsternd richtete er die darauffolgenden Worte an die Person, die verbrannt in einer Urne, an dieser Stelle vergraben lag. „Was hast du noch mal gesagt? Der Schüler überlebt seinen Meister, hm?“

Binnen einer Sekunde nahm er unerwünschte Besucher in Empfang. Der Schwarzschopf drehte sich missmutig in die Richtung, aus der die beiden Ninja gekommen waren. „Was willst du, Mei? Mir eine weitere einschläfernde Predigt halten?“

„Zeitverschwendung.“, sagte sie seufzend und deutete mit einer raschen Handbewegung auf den jungen, harmlos aussehenden Mann an ihrer Seite. „Ich wollte dir Chojuro vorstellen. Als Mizukage solltest du den neusten der sieben Schwertkämpfer kennen. Du wirst notfalls auf seine Hilfe angewiesen sein.“

Zabuza hob eine Braue in die Höhe. Der junge Mann verbeugte sich beschämt, nicht wissend, wie er dem Dämon am besten entgegentreten sollte. Diese halbe Portion war ein Schwertkämpfer? Meine Güte, während seiner Flucht hatte sich hier so einiges verändert... obwohl er diese Tatsache als schlechten Witz aufgefasst hatte, nahm er das in Bandagen eingewickelte Schwert, das Hiramekarei, zur Kenntnis. „Hm? Du hast das Schwert von Mangetsu? Wie kann das sein, er hätte doch das Schwert lieber seinem jüngeren Bruder überreicht.“ Und das wäre ihm ehrlich gesagt viel lieber gewesen. Obwohl er Mangetsu nicht hatte leiden können, da sie mehrmals aneinander geraten waren, fand er dessen jüngeren Bruder Suigetsu interessant, der akribisch versucht hatte, mit blutigen Taten Aufmerksamkeit zu erregen. Er hatte versucht wie Zabuza zu sein. Allerdings hatte er den Jungen nur flüchtig und vom Weiten gesehen, zu einer Bekanntschaft war es nie gekommen, Mangetsu schien sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt zu haben.

Chojuro schien es die Sprache verschlagen zu haben, denn Mei übernahm für ihn das Wort: „Er ist an einer Krankheit gestorben. Am Sterbebett hat er Chojuro das Schwert überreicht.“

„Wie tragisch...“, sagte Zabuza uninteressiert. Allerdings wollte er die Reaktion von Suigetsu in Erfahrung bringen, der sich das Ziel gesetzt hatte, ein Schwertkämpfer wie sein Bruder zu werden. „Wie hat es Suigetsu verkraftet? Sicherlich hat er ein regelrechtes Blutbad angerichtet.“ Es war ihm zumindest zuzutrauen.

„Auch, danach hat er Kirigakure verlassen, und wir haben ihn nie wieder gesehen.“

„Wie auch immer... ist mir egal. War das alles?“ Er spürte, dass diese langweilige Bekanntschaft ihn ermüden ließ.

Sie seufzte schwer und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ja, das war alles...“ Zabuza schien seine Position als Mizukage nicht ernst zu nehmen. Was hatte er erwartet? Kriege am laufenden Band?

Der Dämon aus Kirigakure ging an ihnen vorbei. Als er die Hand zum Abschied hob, senkte er sie auch sogleich wieder. „Mei...“, sagte er plötzlich mit leiser Stimme. „Kannst du mir einen Gefallen tun?“

„Du bist der Mizukage, Befehl ist Befehl.“ Des Friedens willen hatte sie sich fest vorgenommen, sich nicht zu widersetzen... aber bei einem Tyrann wie Zabuza fiel ihr das sichtlich schwer.

„Ich will die Siegel tragen. Morgen schon. Geh zu Ao und sag ihm, er soll mir welche anfertigen.“ Er zeigte einen Hauch von Verzweiflung.

Seine Anforderung brachte sie aus der Fassung. Es war so surreal, dass sie sich die Zeit nahm, das Gesagte zu verarbeiten; und dann lächelte sie. „Gut, ich werde das sofort machen. Soll dich Chojuro begleiten?“

„Nein, ich brauche keine helfende Hand.“ Er winkte ab und setzte seinen geplanten Weg zum Hauptgebäude fort. „Ich brauche Ruhe, ich will nicht gestört werden.“ Und nachdem Zabuza die beiden hinter sich gelassen hatte, zeigte sich auf seinen Lippen ein falsches Lächeln. Idioten...
 

Die Dämonenbrüder zu finden war keine sehr schwierige Sache gewesen. Sie hatten in der Nähe seines Zimmers gewartet. „Mitkommen.“, sagte er knurrend und ging schnellen Schrittes in ein streng bewachtes Zimmer. Die Wärter schickte er weg, sie waren sogar klug genug gewesen, seinen Befehl nicht in Frage zu stellen. „Ihr bleibt hier. Sollte jemand in diese Richtung kommen, zögert nicht und tötet ihn. Habt ihr verstanden?“ Er deutete ihr Nicken als ein Ja an. Schmunzelnd und mit einem seltsamen Gefühl im Magen betrat er den düsteren Raum, der nur vom Mizukage betreten werden durfte. Er war kein guter Stratege, aber dieser simpel durchdachte Plan sollte ihm Ao und die anderen vom Hals schaffen. Zumindest für eine Weile... er hatte nie die Absicht gehabt, diese Siegel zu tragen. Aber irgendwie musste er diesen Mann beschäftigen.

„Tse... ich hab nichts zu verlieren.“, sprach er sich selbst zu, nachdem er sich auf die Suche nach einer Schriftrolle voller geheimer Jutsus gemacht hatte. Und sie zu finden war das reinste Kinderspiel gewesen. Er genoss es, das Sagen zu haben, zu wissen, dass ihm nichts mehr verborgen bleiben würde.
 

Zum ersten Mal in seinem Leben schien alles problemlos nach Plan zu verlaufen. Niemand hatte ihn bis hierhin verfolgt. „Ich bin nur hier, weil ich wissen will, ob du Scheiße redest. Und wenn ja, wird du es bereuen, den Mizukage angelogen zu haben.“, sagte Zabuza und warf dem schlangenähnlichen Mann einen drohenden Blick zu.

Dieser empfand die Drohung als lächerlich, zumindest zeigte sich der Fremde unbeeindruckt. „Du bist also bereit, meine drei Bedingungen zu erfüllen? Nicht nur eine, sondern jede?“

„Und wer sagt mir, ob du deinen Teil der Abmachung einhältst?“ Er wog die Schriftrolle in seinen Händen, als würde er messen wollen, ob es auch wirklich die richtige Entscheidung war. Es waren nur Jutsus, geheime, verbotene, es war ihm letztendlich egal, was in diesem Schriftstück geschrieben stand.

„Ich habe bereits damit gerechnet und alle Vorbereitungen getroffen.“

Das, was jetzt und ohne Vorwarnung geschah, glich einem Horrorszenario aus einem Albtraum. Plötzlich war ein goldener Sarg zu Tage getreten. Er war misstrauisch... und er wollte sich mit einem Genjutsu nicht blenden lassen.

„Als kleines Geschenk zu deinem Aufstieg habe ich einen Wirtskörper besorgt. Du wirst dich um nichts kümmern müssen, außer um die drei Bedingungen.“

Zabuza hörte nicht zu, er rieb sich die Augen und versuchte das Genjutsu zu lösen, aber es schien keines zu sein. Als der Sarg sich öffnete, trat er einen Schritt zurück. Wie konnte das sein? War dieser Mann wirklich in der Lage, die Grenzen der Welt zu überschreiten?

„Und... was soll mir das beweisen? Das könnte jetzt auch ein Genjutsu oder sonst was sein.“, gab er kritisch zu bedenken. Außerdem musste er sich diesen Anblick erklären, es wäre zu schön um wahr zu sein... mehr oder weniger, denn er hatte wirklich das Gefühl, Haku vor sich stehen zu haben. Allerdings wirkte dieser leblos wie eine gesteuerte Leiche. Er stand nur da, die Augen leer, der Körper brüchig. Es war keine wirkliche Freude, die er empfand, vielmehr eine Enttäuschung. Er hatte wirklich gehofft, einen lebendigen Haku zu erblicken, jemand, der aussah, als wäre er nie gestorben. Einen Haku, der ihn mit Wärme empfangen hatte. Aber dort stand nichts als ein kalter, toter Körper... bis jetzt.

Erwacht

„Soll das jetzt ein schlechter Witz sein? Willst du mich etwa für dumm verkaufen, hä?“ Und schon in demselben Augenblick bereute er es, sich eine Art Wunder erhofft zu haben. Nun stand er da, mit einer riesigen Schriftrolle im Arm, und sah die beiden Fremden als Idiot degradiert mit wütenden Augen an. Er warf einen flüchtigen Blick auf Haku, der sich seit seiner Beschwörung nicht bewegt hatte. Dieser Anblick löste in ihm ein seltsames Gefühl aus. Auf der einen Seite hasste er sich für die Entscheidung, ihn lieber bei sich zu wissen anstatt ihn in Frieden Ruhen zu lassen. Auf der anderen Seite bittere Enttäuschung... und er erhoffte sich trotz allem mehr, auch wenn er sich dies nicht offen eingestehen konnte.

Der blasse, schlangenähnliche Mann setzte ein schelmisches Grinsen auf. „Das Wiedersehen hat sich der Kleine sicherlich anders vorgestellt.“

Wunderbar... Wenn ihn die ganze Situation nicht so sprachlos gemacht hätte, dann wären ein Dutzend Beleidigungen über seine Lippen gekommen. Nichts von all dem. Aber bevor er sich zu dieser Unverschämtheit äußern konnte, ging der Fremde um Haku herum und zog etwas Blitzendes aus seiner Yukata-Tasche hervor. Es schien eine Art Kunai zu sein, das mit einem Siegel beklebt war. Zabuzas schlimmsten Befürchtungen gingen mit einem Mal in Erfüllung. Und obwohl er die gleiche Kälte dem teils toten, teils lebendigen Haku entgegenbrachte wie umgekehrt, ertappte er sich bei dem Gedanken, dazwischenzugehen, als der andere zu einem Stich ausholte. Das Kunai bohrte sich in Hakus Hinterkopf und der Mizukage hatte plötzlich das Gefühl, unter furchtbaren Kopfschmerzen zu leiden. Allerdings waren sie wie vergessen, als sich der totgeglaubte Körper zu regenerieren begann. Stück für Stück heilten die brüchigen Stellen und es schien Menschlichkeit in Haku zurückzukehren. Denn die dunklen Augen flammten für einen kurzen Augenblick auf und Zabuza hörte die vertraute, recht feminin klingende Stimme nach ihm rufen. Sein verfluchtes Herz schien einen Sprung zu machen.

„Ihn zu töten wird sogar noch einfacher sein.“, sagte der Fremde und hatte etwas Kaltes, Spitzes, an die Kehle des jungen Mannes gelegt. Er würde Haku genauso schnell töten können wie er ihn wiederbelebt hatte, wenn Zabuza nicht endlich seinen Teil der Abmachung erfüllte und seinem Handlanger die Schriftrolle mit den geheimen Jutsus überreichte.

Er fühlte sich hin- und hergerissen. Diese Stimme... diese Erscheinung. Alles hatte ihn geblendet wie ein perfekt funktionierendes Genjutsu. Er wusste nicht, ob all das eine Täuschung war... es wirkte alles so real und doch so falsch. Zabuza wusste nur eins: Er würde Haku nicht ein zweites Mal sterben sehen wollen. Jetzt waren seine Gedanken zu geordnet, er war der Herr seiner Sinne. Im Kampf gegen Kakashi hatte er dem Tod ins Auge geblickt und es war ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen, als er endlich realisiert hatte, dass Haku tot war. Für ihn. Wegen ihm.

Haku spürte das kalte Metall an seiner Kehle und zugleich konnte er das leicht besorgte Gesicht von Zabuza sehen. Er wollte ihm keinen Kummer bereiten, er sollte sich seinetwegen keine Sorgen machen. Aber der Wille, dem Fremden mit seinem Kekkei Genkai zu töten, war nicht da. Er konnte seinen Körper nicht bewegen, nicht einmal ein einziges Wort kam über seine Lippen... er verstand die Welt nicht mehr, das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war Kakashis Gesicht... und ein stechender Schmerz in der Brust.

„Lass ihn los... hier hast du sie.“ Er behielt die Distanz und ließ das gewünschte Objekt über den Boden rollen, direkt in Kabutos Hände. Zabuza fletschte unzufrieden mit den Zähnen, denn er wünschte sich das Objekt seiner Begierde, aber der Fremde schien seine Freude an der Situation zu haben und die Erkenntnis, am längeren Hebel zu sitzen, ließ sein breites Grinsen größer werden. Und dann schubste er auch schon Haku in Zabuzas Richtung. Der Jüngere stolperte eher als das er ging. Er schien sich mit diesem Körper nicht vertraut gemacht zu haben, fast so, als wenn er in dem Körper eines anderen stecken würde. Aber seine äußere Erscheinung war identisch mit der, als er gestorben war. Nur dass kein Blut seine Kleidung benetzte.

„Haku?“, fragte Zabuza mit unsicherer Stimme. Aus der Nähe konnte er endlich erkennen, dass Hakus Augen komplett dunkel waren. Die braunen Iriden waren kaum zu erkennen. Und dennoch strahlte er diese gewohnte, innere Ruhe aus. Er zeigte sogar ein Lächeln als er vor seinem Sensei zum Stehen kam.

Haku musterte ihn mit Begeisterung und stellte fröhlich fest, dass er seinen Meister in bester Verfassung zu Gesicht bekam. Seine Kleidung hatte sich geändert, er trug ein dunkelblaues, edel aussehendes Gewand. Und trotz allem war der schwarzhaarige Schönling mit dieser Situation überfordert. Der Zeitsprung machte ihm schwer zu schaffen... zuvor der Kampf gegen Kakashi... und nun stand er vor seinem edel angezogenen Meister in einer Waldlichtung. Lebte er? Hatte er sich eine Gehirnerschütterung zugezogen? Alles war ihm zu viel...

Zabuza warf einen Blick über Hakus rechte Schulter. Von den Fremden fehlte jede Spur, er hatte nicht einmal bemerkt, wie sie gegangen waren. Unheimlich... aber sofort sah er seinem totgeglaubten Begleiter in die Augen. Er konnte seine Gefühle nicht beschreiben. Alles war einfach nur perfekt! Es sei denn, er würde gleich aus einem Traum erwachen. Seine Gefühle hätte er am liebsten mit einer Umarmung verdeutlicht. Aber wie so oft verbarg er diese und versuchte stattdessen, etwas Atypisches zu sagen: „Hm... hast du wirklich gedacht, deine Aufgabe sei erledigt? Ist das deine Art, Dankbarkeit zu zeigen?“ Er verfluchte sich für diese Worte... der Mizukage ballte sogar die Hände zu Fäusten. Allerdings war er nicht der Mensch, der passende, und liebevolle Worte für andere übrig hatte. Nicht einmal für Haku... außerdem war er nach wie vor nicht sicher, ob Hakus Erscheinen nicht eine Test an ihn war, eine Falle, in die er unachtsam hineintreten könnte.

Haku sah beschämt zu Boden. „Das würde ich nie wollen.“

Es musste Haku sein. Er hoffte es einfach. Zabuza deutete in die entgegengesetzte Richtung und meinte in einem ernsten Ton: „Gehen wir. Ich bin müde.“ Das war natürlich gelogen. Seit dieser Beschwörung war er hellwach. Er wusste sogar, dass er in seiner jetzigen Euphorie kein Auge zudrücken würde. Denn Zabuza bemerkte, dass sein Blick an Haku hängen blieb, der ihm leicht lächelnd zu folgen begann. Seltsamerweise schien Haku nicht zu bemerken, dass er eine Art „lebende Leiche“ war. Und wäre es klug gewesen, ihn davon in Kenntnis zu setzen? Würde es die Sache nicht komplizierter machen als sie bereits war? Er wusste es nicht... und anderseits wollte er nicht daran erinnert werden, dass Haku seinetwegen gestorben war... und nun war er so egoistisch geworden, um ihn aus Eigennutz für seine Zwecke zu missbrauchen. Mal wieder...

„Was ist passiert? Ich erinnere mich an nichts.“, merkte Haku beim Gehen an und sah die Kehrseite seines Meisters lange und vor allem verwirrt an. Mizukage... hatte er sein Traum also erfüllt? Hatte sich das jahrelange Training endlich bezahlt gemacht? Aber was war wegen ihm? War er ohnmächtig geworden? Im Koma?

Zabuza knirschte mit den Zähnen. Es war klar gewesen, dass es zu dieser Frage kommen würde, früher oder später. Aber der Jüngere schien eine Art Schlechtes Gewissen zu haben, da er ihn während seiner Ohnmacht allein gelassen hatte. „Ich erkläre es dir ein andermal. Es ist spät und ich bin überhaupt froh, dass du endlich aufgewacht bist.“

„Verzeiht, das wird das letzte Mal sein, versprochen.“

Dankbar, dass niemand ihren Weg gekreuzt hatte, ging Zabuza mit seinem Zögling in die Richtung seines Zimmers. Und entgegen seiner Hoffnung, niemand anzutreffen, stand er plötzlich den beiden Brüdern gegenüber. Sie musterten Haku mit hochgezogener Braue. Skepsis lag in ihren Augen und sie tauschten verwirrte Blicke untereinander aus. Bevor sie die Frage stellten, die Zabuza unbedingt vermeiden wollte, machte er ihnen sowohl mit Geste als auch mit Gesichtsmimik klar, dass sie zu schweigen hatten. „Es ist alles in bester Ordnung. Legt euch hin. Ab hier übernimmt Haku.“

Sie hatten ihm zu gehorchen, und wenn das tatsächlich der Haku war, würden sie Zabuza nicht reizen wollen. Der andere war auf so etwas immer schlecht zu sprechen gewesen. Verliebter Narr... er machte sich die unnötige Hoffnung, ein Dämon wie Zabuza könnte diese Liebe erwidern. Aber das war nicht ihre Sache... sie nickten nur zeitgleich und traten an die beiden vorbei, dabei einen letzten und vor allem skeptischen Blick auf Haku werfend.

„Sie waren komisch...“, merkte Haku an.

„Das sind die immer, mach dir deswegen keine Gedanken. Komm, ich zeige dir, wo wir ab heute schlafen werden.“ Zabuza öffnete die Tür in das edel eingerichtete Zimmer. Haku folgte ihm auf Schritt und Tritt und sah sich begeistert um. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass der Jüngling aus einer sehr armen Familie stammte. Und das Leben danach, das er mit Zabuza geführt hatte, war auch kein Zuckerschlecken gewesen. Sie hatten für das Geld hart arbeiten müssen, aber trotz allem hatte Zabuza ihm immer ein gutes Leben gegeben. Er hatte nie gehungert oder in der Kälte schlafen müssen.

„Gefällt es Euch, Mizukage zu sein?“

„Es geht.“, gab er offen zu, weil die Probleme sich bislang nur gehäuft hatten. Man hasste ihn mehr als man es ohnehin schon getan hatte. Aber das konnte ihm letzten Endes egal sein... zumal er jetzt weniger die Befürchtung hatte, an einem gezielten Attentat sterben zu müssen.

Haku lächelte zuversichtlich. Er wirkte fast wie in alten Zeiten. Nur dass seine Augen schwarz wie die Nacht waren. „Aller Anfang ist schwer, Zabuza-san, aber ich bin mir sicher, dass es mit der Zeit besser wird.“

Das wäre nur zu schön um wahr zu sein. Dass man ihm nicht noch mehr Steine in den Weg legte, war ein schlechtes Zeichen... möglicherweise hatten sich einige Bewohner zusammengefunden und planten just in diesem Moment einen Aufstand. Zumindest kannte er solche Aktionen aus vergangenen Tagen. Seufzend ließ er sich auf das große, weiche Bett nieder und stützte das Gesicht mit beiden Händen ab.

Er hatte nicht mitbekommen, wie Haku einen Stuhl herangezogen und sich in seine Nähe gesetzt hatte. „Ihr solltet schlafen.“, sprach er mit ruhiger, fürsorglicher Stimme und sicherte ihm Schutz zu. „Ich bin bei Euch. Ich werde wach bleiben, die ganze Nacht. Euch wird nichts geschehen.“

„Das weiß ich doch...“ Zabuza sank in das weiche Kissen zurück und starrte wie die Nächte zuvor die Decke mit ernst blickender Miene an. Er hörte Haku atmen... es war wie damals. Nur dieses Mal griff er nach der Hand des Jüngeren, der überrascht aber auch verlegen diese Geste zur Kenntnis nahm. Er sah ihm in die Augen, die im Halbdunkel kaum zu erkennen waren. Zabuza konnte nicht schlafen, er war zu aufgewühlt, zu glücklich. Und aus einem Impuls heraus drückte er die Hand seines Zöglings und stellte überrascht fest, dass er etwas Schlagendes fühlen konnte... einen Puls. Alles war so täuschend echt.

Unter den Lebenden

Zabuza war letzten Endes doch eingeschlafen. Als er morgens erwachte, schaute er verschlafen in das freundlich schauende Gesicht von Haku.

„Habt Ihr gut geschlafen?“, erkundigte sich dieser und sein Blick wanderte zu der Hand, die sein Meister über Nacht nicht losgelassen hatte. Kaum schien der andere dies bemerkt zu haben, zog er sie ruckartig zurück.

„Hm, ja.“ Es war entspannend gewesen, zum ersten Mal seit Langem fühlte sich Zabuza ausgeschlafen. Der Mizukage richtete sich auf und fühlte sich sicher genug, um sich ein warmes Bad zu gönnen. „Komm, ich muss baden.“

Sein Zögling nickte zustimmend und folgte ihm ins Badezimmer, als wenn es das Normalste auf der Welt wäre. Zabuza entledigte sich seiner Sachen und für Haku war dieser Anblick nichts Neues: Nur das Rotwerden konnte er sich nicht abgewöhnen. Beschämt blickte er weg und wollte sich im Spiegel erkundigen, ob die verdächtige Röte abgeklungen war. Kaum hatte er seinen Kopf gedreht, wurde sein Kinn mit sanfter Gewalt gepackt und sogleich schaute Haku in das schmunzelnde Gesicht seines Gegenübers.

„Nicht abwenden. Du kennst das alles schon.“ Zabuza seufzte innerlich. Verdammt, die Spiegel. Es war nicht so, dass Hakus Erscheinung furchteinflößend war, die Haut zerfallen wie bei einem Untoten. Aber diese dunklen, gefühlslosen Augen... allerdings würde es schwer werden, den Schönling von jedem noch so spiegelartigen Gegendstand fernzuhalten. Spätestens in einem Kampf, wenn dieser sein Makyou Hyoushou einsetzen sollte, würde er von Spiegeln aus Eis umgeben sein. Aber solange das nicht der Fall war, zog Zabuza die Lüge vor.
 

Es war alles so komisch gewesen... so neu. Haku hatte tatsächlich das Gefühl gehabt, dass sein Meister den Blick nicht von ihm lassen konnte. Während des Badens hatte er Haku ununterbrochen angestarrt, und jedes Mal, wenn sich der Jüngere abwenden oder sich anderweitig beschäftigen wollte, hatte Zabuza eine kurze, aber präzise Unterhaltung begonnen. Auf jeden Fall hatte dieses Ereignis ein sehr seltsames Gefühl in ihm ausgelöst und während er ihm zum Büro des Mizukage folgte, dachte er angestrengt nach.

„Papierkram...“, murrte Zabuza augenverdrehend und betrat das Zimmer mit sichtlicher Unlust. Er hasste diese Art von Arbeit, er wollte etwas Gewalttätiges erleben, etwas, womit er seine Macht und vor allem seine Führungsqualität unter Beweis stellen konnte.

„Ich kann das ja machen.“

Haku war ohnehin der Klügere von beiden und hatte für so etwas das bessere Händchen. Wenn das so weitergehen würde, dann könnte Zabuza ihm den Mizukage-Hut aufsetzen und ihn Kirigakure regieren lassen.

„Mensch... kannst du diese Spionage unterlassen?“ Er erblickte Ao an seinem Schreibtisch und spürte sogleich, dass sich seine Laune rapide verschlechtert hatte.

Er deutete auf einen Stapel Siegel. Täuschte sich Zabuza oder hatte sich die Zahl dieser Dinger verdoppelt? Als Kind hatte er ihm nur die Hälfte an den Leib geklebt. Vermutlich ging der erfahrene Ninja davon aus, dass Zabuzas Böswilligkeit mittlerweile keine Grenzen zu kennen schien.

„Mei sagte mir, du würdest sie tragen wollen.“

„Ach das... vergiss das, nimm das Zeug wieder mit. Ich brauch so etwas nicht.“ Er hatte diese Bemerkung am Vorabend nur aus einer Not heraus gemacht. Zabuza war sich sicher: Diese Dinger würde er kein zweites Mal tragen.

„Wie soll ich das verstehen?“ Unzufrieden trat der andere auf den Mizukage zu und ihm fiel sofort ein anderer, kleinerer Mann ins Auge. „Er lebt? Ich dachte Haku wäre tot.“

„Du wirst alt, komm verschwinde. Ich habe keine Zeit für dich.“ Wie ein Beschützer stellte er sich vor seinem Zögling, versuchte die Erscheinung mit seinem größeren, und vor allem muskulöseren Körper zu versperren. Und Aos nächster Schritt war so etwas von klar gewesen: Dass er meinen musste, sein Byagukan unter seiner Augenklappe zu benutzen, war reinste Schikane.

„Sein Chakra... ist anders.“, merkte dieser verwundert an und wurde sogleich von Zabuza aus dem Zimmer geschoben.

„Schluss jetzt, ich muss arbeiten! Gib das schon her!“ Er riss ihm die Siegel aus der Hand. „Ich werd’s mir überlegen, aber verschwinde jetzt! Sonst mach ich dir Beine!“ Warum Ao dies befolgte, war ihm ein Rätsel, aber dieser wusste zu gut, wie gefährlich Zabuza werden konnte. Und vor allem, dass Haku eine Spur gefährlicher war. Besonders wenn es um die Sicherheit und das Wohlbefinden Zabuzas ging. Nachdem er den anderen verjagt, und sich gegen die Tür geworfen hatte, seufzte der Mizukage erleichtert aus. „Dieser Kerl nervt...“

„Was hat er damit gemeint?“

„Nichts, der spinnt nur herum. Haku, mach dir deswegen keine Gedanken.“ Zabuza konnte nicht anders, als ihm beide Hände auf die Schultern zu legen. „Es ist alles in bester Ordnung. Du bist bei mir, reicht dir das nicht?“

„Doch schon. Aber... Kakashi hat doch mein Herz getroffen, oder?“ Er hatte jahrelang die menschliche Anatomie studiert. Haku wusste, welche Stellen man treffen musste, um einen Menschen außer Gefecht zu setzen. Und vor allem wusste er eins: Die Stelle, an der Kakashis Hand sein Fleisch durchstoßen hatte, war lebensgefährlich gewesen. Haku wollte sich sogar selbst von der Wunde überzeugen, die er auf der Brust hätte tragen müssen. Gerade, als er den Pullover über den Kopf ziehen wollte, umfasste Zabuza seine Arme und hielt ihn eisern fest. Haku schaute ihm verwirrt in die Augen und spürte sogleich, wie seine Hände an den Körper des anderen geführt wurden. Das Kribbeln wurde stärker und auch das Gesicht nahm an Hitze zu. Alles schien in Vergessenheit zu geraten. Der Mann, den er über alles begehrte, vernebelte seinen Verstand.

„Schluss jetzt, Haku. Ao redet dummes Zeug. Das wäre ja nichts Neues.“ Seine Hände entfernten sich von den seinen und er stellte schmunzelnd fest, dass Haku seine nicht zurückzog; stattdessen blieben sie auf seiner Brust liegen. Dass der andere starke Gefühle für ihn hegte, war nicht schwer zu erkennen gewesen. Allerdings wusste er nicht, was er von dieser Schwärmerei halten sollte. Es war keine Liebe, es war reine Dankbarkeit, die Haku einfach anders zeigte als wie man es eigentlich tun sollte. Und vielleicht war das auch Hakus Art, ihm zu schmeicheln.

„Gut, Ihr kennt ihn ja besser als ich.“ Und somit war das Thema Ao abgeschlossen und auch Haku zog die Hände zurück. Sein Gesicht war rotangelaufen, das aus einem ihm unempfindlichen Grund Zabuza überraschte. Das war doch ebenfalls nichts Neues, das der Jüngere in seiner Gegenwart verlegen dreinschaute.

Zabuza stimmte ihm bei. „Gut, an die Arbeit. Es gibt so einiges, was ich zu erledigen habe.“
 

Nun, letzten Endes hatte er weniger Arbeit zu erledigen als es bei Haku der Fall war. Diesem schien es keine besonderen Umstände zu machen, die Dokumente zu durchforsten. Es lenkte ihn sogar von den Ereignissen am Morgen ab, die so ungewohnt und neu zugleich für ihn waren. Er war Zabuza nie so nah gewesen... und irgendwie schien der andere besorgt um ihn zu sein. Während er dies dachte, ließ er einen nachdenklichen, aber auch verträumten Blick auf Zabuza gelten. Irgendwie hatte Haku das Gefühl, sein Meister würde ihn wie ein rohes Ei beschützen wollen. War das vielleicht, weil er fast das Leben verloren hätte? Allein der Gedanke löste in ihm Glücksgefühle aus... zumindest ein bisschen. Denn verständlicherweise hatte Zabuza auch ein wachsames Auge auf sein geliebtes Enthauptungsmesser, das er auf gar keinen Fall ersetzen wollte. Niemand wollte eine gute Waffe verlieren. Und dennoch... machte ihn genau das glücklich, so wertvoll als Waffe für ihn zu sein. Obwohl er versagt hatte... er war Naruto nicht gewachsen gewesen. Dass er mit seinen Gedanken vollkommen daneben lag, das konnte er in diesem Augenblick nicht wissen.

„Habe ich richtig gehört, du hast dich geweigert, die Siegel zu tragen?“ Mei stürmte ohne Anzuklopfen in das Zimmer und kam mit verschränkten Armen vor der Brust an seinem Schreibtisch zum Stehen. Sie schien Haku im ersten Augenblick nicht zu bemerken.

„Jetzt mal ohne Witz, Mei: Habt ihr beide das bei Yagura auch gemacht? Seid ihr ständig nach Lust und Laune ein- und ausgegangen?“ Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann hätten sie die Tür abgeschlossen. Allerdings stand diese für die Ninja offen, die gerade erst von einer Mission gekommen waren.

„Das kann man doch nicht miteinander vergleichen, Zabuza. Wir haben als Kinder zusammen trainiert.“

„Haben wir das? Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich immer allein trainiert habe.“

„Dann haben wir eben zusammen in einem Zimmer geschlafen! Am Esstisch zusammen gegessen!“

„Das aber nur, weil ich dazu gezwungen wurde, bei Ao unterzukommen!“ Diese Frau machte ihn wahnsinnig! Wieso musste sie meinen, einen auf Familie zu machen?! Wo war seine Familie gewesen, als er den Mizukage stürzen wollte?

Die Streiterei wurde durch ein leises Kichern unterbrochen. Haku errötete, als ihm strafende Blicke zuteil wurden. Dieses Bild hatte sein Herz höher schlagen lassen, Zabuza war seit Langem nicht mehr so gut gelaunt gewesen. Gut, kein Wunder, er hatte sich seinen sehnlichsten Traum erfüllt.

„Haku?“, fragte Mei verwundert und legte den Kopf schief. „Deine Au-...“

„Hier, schau her!“, lenkte Zabuza sie plötzlich ab, weil er sich nach wie vor vorgenommen hatte, Haku von seinem jetzigen Zustand nichts wissen zu lassen. „Siehst du, ich leg mir diese Drecksdinger an!“ Nach und nach drückte er sich die Siegel auf, spürte einen brennenden, leicht stechenden Schmerz.

Mei war wie erwartet zu beeindruckt, um auf Haku zu achten. Und nachdem sich Zabuza einen Arm beklebt hatte, schob er die attraktive Frau aus der Tür. „Verschwinde jetzt! Hier, eine Mission, aber geh.“ Er hatte keine Ahnung, was in dieser Schriftrolle geschrieben stand. Vielleicht war sie gezwungen, eine D-Rang-Mission zu machen. Es war ihm gleich...

Erschöpft nahm er auf seinem Stuhl Platz. Zabuza war sich sicher, dass er diese Lüge nicht länger als ein Paar Stunden aufrechterhalten könnte. Aber er hatte diese Tatsache nicht wirklich verarbeitet, er wusste nicht, wie er die ganze Situation erklären sollte. Und vor allem: Wie würde der andere auf diese Nachricht reagieren?

„Reicht mir Euren Arm, ich werde die Siegel entfernen.“, sagte Haku mit einem Lächeln.

„Hm... ja...“ Sein Zögling schien zu wissen, dass er nicht in der Lage war, sie zu entfernen und vor allem würde es als böse Absicht gelten, jemand anders darum zu bitten, sie zu lösen. Daher war er ganz froh, dass er einen so intelligenten Begleiter an seiner Seite hatte. Und es spielte zumindest für ihn keine Rolle, ob lebendig oder halbtot.

Unsterblich

Ein lautes, protestierendes Geräusch forderte ihre gesamte Aufmerksamkeit. „Wir bekommen Besuch...“, meinte Zabuza schlechtgelaunt und verdrehte genervt die Augen. Nur dieses Mal bestand der Besuch aus zwei Dutzend Personen, die sich vor dem Hauptgebäude des Mizukage versammelt hatten. Mit wütenden Rufen verlangten sie die Anwesenheit des Hauptanführers, der sich ihrer Meinung nach den Titel zu Unrecht angeeignet hatte.

„Gehen wir.“ Zabuza packte das Schwert und stieg mit Haku im Schlepptau die enorme Anzahl an Stufen hinunter. Es kam ihm wie eine halbe Ewigkeit vor, als er endlich das Hauptgebäude verlassen hatte, um in die verärgerten Gesichter der Menschen blicken zu können. Sie hassten ihn, ohne Frage. „Was wollt ihr?“

„Abrechnen!“, kam es von einer unwichtigen, nicht nennenswerten Person. Der größte Teil stimmte ihr zu und Beleidigungen jeglicher Art wurden Zabuza an den Kopf geworfen. Ihre Unzufriedenheit schien keine Grenzen zu kennen.

Ihr Pech. Zabuza hatte nicht vor, nachzugeben. Nicht wegen einer Horde unglücklicher Dorfbewohner, denn bislang hatte er keine bekannten Ninja-Gesichter unter ihnen erblickt. „Lebt damit. Es ist wie es ist.“ Der unbeliebte Mizukage verschränkte die Arme vor der Brust. Er hatte ein müdes Lächeln für diese Menschen übrig. Sie waren ihm nicht gewachsen, die Starken fressen nun mal die Schwachen. Außerdem hatte er Yagura besiegt, es war sein Recht, das Land als sein Eigen zu nennen. So hatte Politik schon immer funktioniert und so würde es auch immer bleiben. „Was ist eigentlich euer Scheißproblem, hä? Yagura hat euch gequält und unterdrückt, bislang habe ich nichts dergleichen getan.“ Denn bisher hatte Zabuza mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen gehabt...

Eine plötzliche Stille legte sich wie ein Schleier um die Menschen. Entweder hatte Zabuza die richtigen Worte gefunden, um die Bewohner zu überzeugen oder... Haku stieß seinen Meister so plötzlich beiseite, dass dieser das Gleichgewicht verlor.

„Haku, was soll der Scheiß? Willst du mich etwa bla-!“ Wütend wie er war sah er mit an, wie sein Zögling von Kunais umgeben war. Siegel tanzten im Wind, und kaum hatte er dies realisiert, explodierten sie nacheinander. Die Wucht schleuderte ihn und die anderen Dorfbewohner meterweit nach hinten. Es ging zu schnell, dennoch hörte er sich laut rufen: „Haku!“ Besorgt schaute er zu der Stelle rüber, an der die Siegel hochgegangen waren. Der Rauch dichtete sich langsam und zu seiner Erleichterung hatte Haku schnell genug reagiert, um sich mit einer Wand aus Eis zu schützen. Zabuza seufzte zufrieden. Er hatte für einen Augenblick tatsächlich gedacht, Haku für immer verloren zu haben. Schon wieder... Er spürte, dass er den Schönling um keinen Preis verlieren wollte.

„Seid Ihr in Ordnung, Zabuza-san?“, fragte Haku besorgt, der sekundenschnell an seine Seite gekommen war. Er half Zabuza unnötigerweise auf die Beine und wurde nur mit einem seltsamen Blick angesehen, den der Schwarzschopf nicht gut zu deuten wusste. „Hm, macht Euch wegen mir keine Gedanken.“

Tu ich aber... besonders als sein Blick auf eine große Menschenmenge an Ninja fiel, die wie aus dem Nichts gekommen war. Gut, mit so etwas hatte er bereits gerechnet... und welche Rolle diese idiotischen Dorfbewohner spielten, würde er früher oder später noch herausfinden.

Haku stellte sich in Kampfposition auf und zog aus einer Gewohnheit heraus mehrere Senbon hervor. „Gebt auf, oder ich fühle mich gezwungen, euch alle zu töten.“, richtete er sein Wort an die hinterlistigen Ninja, die seine Warnung nur mit Gelächter quittierten. Sie waren in der Überzahl und dementsprechend überheblich. Dass sie allesamt Oinin-Masken trugen, schien mehr zur Verschleierung ihrer Identität zu dienen. Denn Haku war sich in einer Sache sicher: Er würde nicht verlieren. Nicht ein weiteres Mal! Er musste seinem Meister beweisen, dass auch ein kaputtes Werkzeug nützlich sein konnte, das es zur Verteidigung und zum Schutz reichen würde.

„Ziemlich feige von dir, nicht selbst das Schwert zu ziehen, Zabuza.“, sagte einer der maskierten Männer spottend. „Aber das sind wir nicht anders gewohnt. Du lässt andere für dich kämpfen und du erntest die Lorbeeren!“

Die Stimme kam ihm so bekannt vor! Verdammt! Zabuza hatte keine Ahnung, welcher seiner Männer ihn da verraten hatte, aber solch eine Unverschämtheit musste bestraft werden. Schmunzelnd sah er zu Haku hinüber, der den Eindruck erweckte, als würde er dieses Mal keine Fehler machen. Er würde für Zabuza niemanden verschonen. „Töte sie.“

Dass man an seinen Fähigkeiten zweifelte, war die eine Sache. Aber sobald er ihnen Hakus Stärken gezeigt hatte, würden sie seine Position nicht weiter in Frage stellen. Ob aus Angst oder Respekt, das war ihm egal, und dass die Dorfbewohner diesem Kampf aus Neugier beiwohnten, war ebenfalls vom Vorteil: Sie würden sich ihm und seinen Willen endlich beugen.

„Gut, Kleiner, ich hoffe, dir ist klar, dass wir dich töten werden.“, sagte der Ninja an den schwarzhaarigen Schönling gerichtet.

„Ich werde nicht sterben.“ Haku eröffnete das Feuer und kam mit einem Sprint auf den Ninja zu. Dieser hatte seinen Angriff zwar abzuwehren gewusst, schien dennoch von der Schnelligkeit Hakus beeindruckt zu sein. Der schwarzhaarige Junge behielt seine Gegner im Auge, denn nach ihrer Haltung zu urteilen, hatten sie sich geradewegs entschlossen, Zabuza anzugreifen. Zumindest hatten sie es versucht. Haku entschloss, kein Mitgefühl zu zeigen, und hatte den ersten Kämpfer mit einer Wurfnadel außer Gefecht gesetzt.

Die anderen hielten in ihrer Bewegung inne. Dass ihr Genosse so schnell im Kampf gefallen war, damit hatten sie nicht gerechnet. Sie hatten den jungen Mann unterschätzt, und das kam ihnen nun teuer zu stehen. Sie hatten keine Ahnung, wer dieser Haku war, allerdings schien er tatsächlich kein unbegabter Ninja zu sein, wenn er einen Jonin innerhalb von Sekunden töten konnte.

„Ha, habt ihr tatsächlich gedacht, ich würde keine brauchbaren Männer an meiner Seite haben? Haku braucht keine fünf Minuten, um euch zu besiegen.“

„Er mag zwar schnell sein, aber wir sind klar im Vorteil.“, merkte einer der Verräter an. Mit einem Nicken gaben die anderen zur Erkenntnis, dass sie diesen Jungen erst töten und sich dann dem eigentlichen Ziel widmen würden. Zabuza schien sich ohnehin vorgenommen zu haben, nichts zum Kampf beizutragen. Arroganter Mistkerl!

Ja, sie waren klar im Vorteil. Und da Haku dies erkannt hatte, und dieses Gefecht nicht unnötig in die Länge ziehen wollte, formte er ein Zeichen mit seinen Finger, um das auf dem Boden befindende Wasser zu Eis erstarren zu lassen. Eisige Nadellanzetten stiegen in die Luft empor.

„Was? Ein Junge aus dem Yuki-Clan? Ich dachte, sie wären alle tot!“ Dass Zabuza so etwas Seltenes in die Finger bekommen hatte, stellten sie nicht in Frage. Sie waren zu sehr von der Kunst eingenommen, die der Junge beschwören wollte. Außer ein Einziger, der wollte es gar nicht so weit kommen lassen und formte ebenfalls ein Jutsu. „Kirigakure no Jutsu!“ Dichter Nebel bildete sich und machte das Sehen schier unmöglich. Selbst Haku schien seine Probleme zu haben. Er war unschlüssig, ob er die spitzen Eisstücke regnen lassen sollte. Zwar hatte er sich Zabuzas Koordinaten gemerkt, aber wer wusste schon, ob dieser nicht seinen Platz wechselte, um einem Angriff zu entgehen.

„Ihr seid lächerlich, denkt ihr wirklich, mit diesem Nebel könnt ihr ihn besiegen?“ Zabuza war die Technik wie keine zweite vertraut. Daher war er keineswegs beunruhigt, im Gegenteil: Sie hatten für ihn einen Vorteil geschaffen. Wenn er sich nicht dazu entschlossen hätte, Haku für sich kämpfen zu lassen, dann hätte er sie allesamt im Nebel ermordet. Denn dafür war er ja schließlich bekannt.

Plötzlich fing es an zu regnen... und Haku schaute ein wenig verwundert in den Himmel. Seine Technik löste sich in Wasser auf... und auch sein Chakra nahm gänzlich ab. Der Nebel war also dazu gedacht gewesen, eine weitere Technik, das Hijutsu: Kirisame einzusetzen. Und seine Vermutung wurde binnen weniger Minuten bestätigt, als sich der Mann auf ihn stürzte, der die Technik beschworen hatte. Mit Mühe wehrte er den Angriff eines Schwertes ab und stellte erneut fest, dass er im Nahkampf kein geübter Kämpfer war.

„Na, Eisprinzessin?“, kam es spottend. „Menschen mit Kekkei Genkai sind nichts ohne ihr Chakra. Deine Vorfahren haben auch nichts anderes gekonnt außer gut auszusehen und Schneemänner zu bauen. Deswegen sind auch alle vom Yuki-Clan tot!“

In Haku stieg eine ungeheure Wut auf. Und plötzlich eine Mordlust, die er sich beim besten Willen nicht erklären konnte. Sein Körper schien von der einen auf die andere Sekunde gesteuert zu werden. Er riss mit der freien Hand die Maske des Mannes herunter und stach ihm ohne Vorwarnung die Senbon in die Augen. Er warf diesen zu Boden und suchte sich sein nächstes Opfer. Die Luft war bereits eisig kalt und schien geradewegs weit unter den Nullpunkt zu sinken...

Als Zabuza die überflüssige Anmerkung gehört hatte, war auch er auf eine andere Weise wütend geworden. Denn das jahrelange Training hatte aus Haku eine weitaus wertvollere Waffe gemacht. Haku war zwar ganz hübsch anzusehen, aber von seiner übernatürlichen Schönheit wollte sich Zabuza nicht blenden lassen... aber er wollte diese Schönheit auch mit keinem anderen teilen. Und als er die Worte des Verräters vernommen hatte, kam ihm ein einziger Wunsch auf: Stich ihm die Augen aus. Töte alle, die uns verspotten. Dass es genau dazu gekommen war, verwunderte ihn. Denn Haku war nie ein eiskalter Mörder gewesen, und schon gar keiner, der seinen Gegner quälte. Für einen Augenblick hatte Zabuza bereits das Gefühl gehabt, mit Haku auf eine Art und Weise verbunden zu sein, die er bis jetzt nicht für möglich gehalten hätte. Haku schien sich ganz seinen Willen zu beugen, und das ohne Worte. Aber nun erreichte auch ihn die Eiseskälte, und mit einem Schlag wurde ihm bewusst, dass sie alle des Todes waren, wenn sich der schwarzhaarige Junge in seiner Wut steigern würde. Denn den Menschen aus dem Yuki-Clan war es möglich, das Wetter im Bezug auf Eis zu beeinflussen. Sie waren eine Art Personifizierung des Winters und oft, wenn Haku traurig oder wütend gewesen war, hatte sich das Wetter schlagartig verändert. Die Menschen und auch er würden erfrieren!

„Schluss jetzt!“, hörte er plötzlich eine vertraute Stimme sagen. Mei war hinzugekommen und spuckte einen Lavastrahl aus, der die ganze Umgebung erhitzte und die gerade noch vorherrschende Eiseskälte beiseite drängte.

Nachdem sich endlich alle Jutsus gelöst hatten, sah Zabuza zu Haku herüber, der ein Teil der Männer ohne Gnade getötet hatte. Einige wanden sich vor Schmerzen auf dem Boden und nach Hakus Gesicht zu urteilen, war er von diesem Anblick schockiert und angewidert zugleich. Der Mizukage war zufrieden. Und grinsend wandte er sich an den schwarzhaarigen Schönling und meinte mit fröhlicher Stimme: „Gut gemacht.“

„Es ist nicht vorbei...“, ächzte ein auf dem Boden liegender Mann und sprach irgendwelche Worte aus, die unverständlich über seine Lippen kamen. Und dann gab es eine große Explosion. „Verdammt... ich dachte, du hättest die Siegel getragen...“

Und schlagartig war Zabuza bewusst gewesen, was er damit meinte: Die Siegel, die es bis vor kurzem am Leib getragen hatten, waren in die Luft gegangen! Und Haku hatte sie sich in die Yukata-Tasche gesteckt! Mit offenem Mund sah er zu der Stelle herüber und dann grinste er. Zwar erblickte er Haku in keinem ganzen Stück mehr, aber nach und nach legte sich Staub wie eine zweite Haut um seinen Körper und gab ihm seine ursprüngliche Form zurück. Er war unsterblich!

Klärungsbedarf

Die entsetzten und verwunderten Gesichter der Dorfbewohner, aber auch die von Zabuza und Mei, waren ihm nicht entgangen. Und obwohl die Explosion einige seiner Körperteile zerfetzt hatte, spürte er keinen Schmerz. Ungläubig betrachtete er seine Handflächen. Der Staub hatte neue Körperglieder gebildet und binnen weniger Minuten wirkte er körperlich wie der alte Haku - aber innerlich fühlte er sich toter denn je. Denn das, was er nun war, war weit von dem, was andere als menschlich bezeichnen würden. „Zabuza-san...“ Der schwarzhaarige Shinobi wandte sich überfordert an seinen Meister. Er schien nicht der Einzige zu sein, der auf Erklärung hoffte, denn auch die schöne Kunoichi hatte Zabuza einen fragenden Blick zugeworfen.

Und jetzt war es an der Zeit gewesen, mit der Sprache rauszurücken. Allerdings empfand Zabuza die Umgebung als sehr unangemessen, um die beiden mit seinem Geheimnis vertraut zu machen. Es schwirrten zu viele Fragen und Gedanken in seinem Kopf herum. Und vor allem Wut. Ja, er war wütend auf die Angreifer, die Dorfbewohner und besonders auf Ao. „Nachher.“, sagte er so kühl wie möglich. „Zuerst müssen die Menschen bestraft werden, und das übernehme ich höchstpersönlich.“ Er schulterte das Enthauptungsmesser und schritt auf die Dorfbewohner zu. Die Verräter würde er hinterher töten, denn sie lagen mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden. Plötzlich wurde sein Arm festgehalten. Er ließ einen etwas genervten Blick auf Haku gelten, der scheinbar nicht nur verzweifelt wegen seiner eigenen Situation zu sein schien, sondern auch von Zabuzas voreiligem Schluss, sie alle für ihre Abneigung ihm gegenüber büßen zu lassen.

„Es wird nur noch mehr Verrat geben, Zabuza-san. Wenn Ihr gütig seid, werdet Ihr schon bald neue Verbündete haben.“

Der Mizukage sah in seine dunklen Augen. Obwohl sie tot und leer waren, hatte er das Gefühl, sich in ihnen zu verlieren. Er wusste nicht, warum er zögerte, denn seine Wut schien ins Endlose zu gehen. Aber Haku hatte Recht. Zudem war das vielleicht die beste Gelegenheit, Mei als Verbündete zu gewinnen. Seufzend und sich von seinem Arm losreißend fuhr Zabuza herum. „Holt einen Iryonin. Er soll sich um die Verletzten kümmern. Und der heutige Tag soll euch allen eine Lehre sein. Beim nächsten Mal werde ich nicht nachsichtig sein.“ Er hasste sich für diese Entscheidung, doch er hatte in Gedanken ein neues Ventil gefunden: Ao, der für all das die Verantwortung zu übernehmen hatte.
 

„Du Mistkerl! Ich bring dich um!“ Zabuza packte den doppelt so alten Mann am Kragen und schleuderte ihn gegen die Wand. „Du wolltest mich in die Luft sprengen! Ich schlitz dich dafür auf!“

„Genug!“ Sowohl Mei als auch Haku waren dem Mizukage gefolgt, als er schnellen Schrittes das abseits liegende Haus von Ao aufgesucht hatte. Mei hielt seine Faust fest und wurde mit einem tödlichen Seitenblick angesehen, den sie sehr gut von damals kannte. „Er hatte nicht vor, dich zu töten!“

Zabuza schnaubte. „Er hat mir diese Drecksdinger in die Hand gedrückt. Dafür wirst du bluten, alter Mann!“ Wiederholt stieß er den Kopf des anderen gegen die Wand. Oh ja, hoffentlich würde Aos Kopf bei der Wucht zerbarsten. Das hätte er verdient! Allerdings wäre es nur zu schön gewesen, wenn sich dieser das auch bis zum bitteren Ende gefallen gelassen hätte. Ao schien sein Byakugan aktiviert zu haben, denn mit einer präzisen Bewegung lähmte er Zabuzas Arme. Dieser wich Zähne fletschend nach hinten.

„Ich hasse dich...!“

„Das ist mir egal. Aber ich habe nichts Falsches getan, um mir deine Art gefallen lassen zu müssen.“ Der erfahrene Ninja musterte Zabuza mit einem finsteren Ausdruck. „Und wie du siehst, lebst du noch.“

„Ja, hätte Haku mir die Dinger nicht vom Leib gerissen, hätte er jetzt meine Einzelteile von der Straße auflesen können!“

Mei seufzte schwer und schien wohl der Meinung zu sein, es ruhiger anzugehen. Ao war bei dieser unfassbaren Sache nicht dabei gewesen und hatte von all dem keine Ahnung. „Haku hatte die Siegel mit sich herumgetragen und naja... einer der Ninja hat etwas geflüstert und dann sind sie in die Luft gegangen. Und Haku... hat es überlebt... oder eher: Er hat sich nach der Explosion wiederbelebt.“ Es war wirklich ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Irgendwas hatte an dem Jungen nicht gestimmt und jetzt wusste sie auch, warum Zabuza so akribisch versucht hatte, diesen Jungen vor ihnen zu verstecken. Hakus Unsterblichkeit sollte wohl ein Geheimnis bleiben. Anderseits... würde Zabuza anders reagieren, wenn er von Anfang an gewusst hätte, dass sein jüngerer Begleiter unantastbar war.

„Edotensei.“, sagte Ao so trocken wie möglich. „Eine Technik, die vom zweiten Hokage entwickelt wurde.“

„Ah, und warum bist du dir so sicher?“, fragte Zabuza gleichgültig, der den Mann mittleren Alters nach wie vor an Ort und Stelle verprügeln wollte.

„Seine DNS ist anders... vermischt. Für das Edotensei wird eine Art Gefäß genutzt, das die Gestalt desjenigen annimmt, den man beschwören will.“

„Heißt das... ich bin wer anders?“, fragte Haku verunsichert und mit der kompletten Situation überfordert. Seit dieser Sache hatte er sich Fragen über Fragen gestellt... und für keine war ihm eine logische Erklärung eingefallen, obwohl er überdurchschnittlich intelligent war.

Ao betrachtete den schwarzhaarigen Shinobi mit hochgezogener Braue. Auf seiner Haut hatten sich Risse gebildet, sein Körper schien nicht vollständig geheilt zu sein. „Mehr oder weniger. Es ist deine DNS, die nun in diesem Körper fließt.“ Dass Haku allerdings wie ein lebendiger Mensch wirkte, besonders wegen der im Gesicht gezeigten Emotionen, musste eine Art Erweiterung des ursprünglichen Edotenseis sein. Und all das verschlug Ao die Sprache. Er wirbelte zu Zabuza herum, der sich auf einen der freien Plätze niedergelassen hatte. „Ich denke, du schuldest uns eine Erklärung. Und ich denke besonders Haku will eine hören.“

Die Lähmung war mittlerweile zurückgegangen. Schweigend stützte er seinen Kopf mit beiden Händen ab und sah keinen der hier Anwesenden in die Augen. Er konnte es nicht erklären... er wusste selbst nicht, was ihn geritten hatte, auf den Vorschlag des Fremden einzugehen. Und wenn sie gewusst hätten, welche Bedingungen er zu erfüllen hatte, würden sie ihn noch mehr verachten als es bereits der Fall war. Besonders wegen der letzten Bedingung... allerdings bereute er die Entscheidung nicht. Haku war bei ihm, er war unsterblich und eine noch viel effektivere Waffe.

„Du hast dich wirklich nicht geändert. Du denkst immer nur an dich. Ich will wirklich nicht wissen, was du als Tausch geboten hast. Aber in deiner Position ist dir nichts unmöglich... und ich befürchte, Kirigakure ist dem Untergang näher denn je.“ Ao seufzte schwer. „Zudem frage ich mich, wie lange du Haku noch quälen willst. Reicht es dir nicht, dass er sein komplettes Leben für dich aufgeopfert hat? War es dir nicht möglich, ihn in Frieden ruhen zu lassen?“

Haku warf schon fast einen wehleidigen Blick auf seinen Meister. Schweigend fixierte dieser den Boden, unfähig, eine angemessene Rechtfertigung zu finden. „Schon gut... ich brauche keine Erklärung.“ Er ging zu Zabuza rüber und lächelte diesen an. „Ich bin froh, Euch dienen zu können. Und jetzt bin ich eine viel stärkere Waffe als zuvor. Ich habe versagt, weil ich mich Euren Willen widersetzt habe, Naruto und Sasuke zu töten. Ich schwöre Euch, Zabuza-san, dieses Mal diene ich Euch bedingungslos.“ Er hatte sich zwar eine Erklärung gewünscht, aber Zabuza in so einem leidenden Zustand zu sehen, war unerträglich für ihn. „Es ist spät und der Putschversuch war sicherlich anstrengend für Euch. Gehen wir zurück, Ihr solltet Euch ausruhen.“

Zabuza konnte nicht sagen, wie dankbar er war. Haku hatte Verständnis für ihn! Und wieder mal wusste er, warum er ihn, und niemand anders an seiner Seite wollte. Er stellte nichts in Frage, er war nicht hinterlistig und was besonders wichtig war: Das alles war abgrundtief ehrlich von ihm gemeint. „Ja... gehen wir.“ Der Mizukage richtete sich auf und vermied jeglichen Augenkontakt mit Mei und Ao. Denn es war das erste Mal gewesen, dass er ihnen gegenüber ein schlechtes Gewissen verspürte.
 

„Zabuza-san?“ Haku schaute ihn aus dunklen Augen an, als dieser ohne Vorwarnung die Richtung gewechselt hatte. Es war dunkel und er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, warum dieser sich auf dem Weg zum Friedhof machte... oh nein, er befürchtete das Schlimmste. Hatte sein Meister etwa vor, weitere Leichen zu beschwören? Er hoffte es nicht... zumal er sich nach wie vor unwohl in seiner Haut fühlte.

„Sag nichts, komm einfach mit.“ Der Mizukage lehnte sich an einem Grabstein. Es war der gleiche wie am Abend zuvor. Er betrachtete Haku und in seinem Gesicht spiegelte sich Zufriedenheit. Das Schweigen, das zwischen ihnen herrschte, war nichts Neues, aber dieses Mal löste es in Zabuza ein sehr ungutes Gefühl aus. „Du musst mich hassen... für das, was ich getan habe, nicht wahr?“

„Nein, das würde ich nie.“ Ein ehrliches Lächeln. „Niemals.“

„Du weißt schon, dass du zu gut zu mir bist, hm?“

Haku schaute ihn mit halbgeschlossenen Lidern an. Ja, das hatte man ihm so oft gesagt. Selbst Naruto hatte gemeint, dass er zu gut für einen Menschen wie Zabuza war. Er hatte diese Meinung nie geteilt. Nie. „Ich habe das nie in Frage gestellt. Ich bin nur so wie ich bin. Und... ich denke, Ihr habt dazu ein Teil beigetragen, nicht wahr?“

„Ich bin ein Dämon. Es grenzt an ein Wunder, dass du nicht genauso geworden bist wie ich.“ Und das war sein voller Ernst. Als er Haku damals gesehen und mitgenommen hatte, hätte er vielmehr damit gerechnet, eine Art Suigetsu aus ihm zu schaffen. Er war trotz allem sanft geblieben und ehrlich gesagt hatte Zabuza genau das an ihm gemocht. Sein jüngerer Begleiter war von grundauf ehrlich.

Haku sah ihm wieder in die Augen, unschlüssig, was er zu all dem sagen sollte. Diese tiefsinnigen Gespräche hatte es nur sehr selten gegeben. Zumal der Schwarzschopf wusste, dass sein Gegenüber kein sehr gesprächiger Mensch war. Allerdings wurde er das Gefühl nicht los, dass sein Meister ihm was erzählen wollte... es musste etwas sein, das möglicherweise das Leben beider veränderte. Sonst hätte er das schon längst zur Sprache gebracht.

„Und ich bin trotz allem froh, bei einem Menschen wie Euch untergekommen zu sein.“

Schüler und Meister

Vor 15 Jahren...
 

Der junge Zabuza sah zu seinem Meister auf, als dieser das gewaltige, tödlich bringende Enthauptungsmesser schulterte. Das Blut vieler Opfer kleckerte zu Boden. „Gehen wir.“

Sein fähiger und genauso begabter Begleiter Ameyuri Ringo gürtete die beiden Donnerschwerter Kiba und stimmte ihm nickend zu. „Ja, lass uns gehen.“

Der Elfjährige warf einen letzten, flüchtigen Blick auf das brutale Massaker. Nur zu dritt hatten sie eine Horde Barbaren ausgerottet, die auf dem Weg nach Kirigakure gewesen waren. Und jetzt waren sie tot. Es war eine gute Arbeit gewesen, eine Meisterleistung. Unwillkürlich hatte er zu lächeln begonnen. Leider hatte er kein so tolles Schwert gehabt, um die Angreifer zu töten, aber das Katana hatte zur Befriedigung seiner Blutgier gereicht. „Komm jetzt, Zabuza.“, hörte er seinen Sensei sagen. Er kam ihnen mit Distanz nach.
 

„Da bist du ja endlich, Ameyuri!“, hörte Zabuza die fröhlich klingende Stimme eines jung aussehenden Mannes sagen, als die Schwertkämpfer das Haupttor passierten. Sowohl die Stimme als auch das Erscheinungsbild stimmten nicht mit dem Alter des Mannes überein. Denn der erwachsene Yagura sah auf dem ersten Blick wie ein Kind aus, und dass sich dieser wie eines benahm, trug einen großen Teil dazu bei. In den Augen anderer steckte der Erwachsene in dem Körper eines Kindes, aber diese Tatsache schien ihn nicht zu stören. Denn es störte ihn auch nicht, dass er bezüglich seines Biju-Geistes gehasst und gemieden wurde. Im Gegenteil: Er hatte sogar Verständnis dafür.

„Ja... hm, also ich komme gerade erst von einer Miss-“

Yagura unterbrach ihn aufgeregt. „Du musst mir helfen! Da war dieses Mädchen und... ach komm einfach mit! Wenn sie mich an deiner Seite sieht, wird sie mir sicherlich nicht aus dem Weg gehen!“ Er zerrte an seinem schwarzen, blutverschmierten Umhang und versuchte Ameyuri zum Mitgehen zu animieren.

„Gut, gehen wir.“ Er seufzte leise. Und dennoch hatte er für Yagura ein kleines Lächeln übrig. Er fuhr zu dem Schwertkämpfer herum, der mit hochgezogener Braue das Szenario beobachtet hatte. „Unterrichte den Mizukage von unserem Erfolg. Wir sehen uns später.“ Und kaum hatte er seine Worte ausgesprochen, wurde er von dem jung aussehenden Mann weggezogen.

Zabuza schnaubte. „Das ist so... widerlich. Die benehmen sich wie Kinder.“ Er respektierte Ameyuri, er war ein fabelhafter Kämpfer, aber in letzter Zeit hatte er des Öfteren beobachtet, wie dieser auf die Albernheiten von Yagura eingegangen war, und das lachend! Das hatte er doch wirklich nicht nötig!

„Das weiß Ameyuri auch. Aber es hilft Yagura, gutmütig zu bleiben.“

Ja, das hatte er ihm bereits erklärt. Nur ein komplett reiner Mensch war in der Lage, ein Biju-Geist zu kontrollieren. Aber die Träger wurden verachtet und gehasst, und dies beruhte meistens auf Gegenseitigkeit. Trotzdem... es war einfach nur widerwärtig, sich so kindlich zu benehmen.

„Ich beneide sie um diese Freundschaft. In der Welt der Ninja ist es sehr schwer, vielleicht sogar unmöglich, einen echten Freund zu finden. Einen Menschen, dem man sein Leben anvertrauen kann.“

Zabuza war sich nicht sicher, was er von dem Gesagten halten sollte. So etwas wie Freundschaft war doch nur Zeitverschwendung... Ameyuri und Yagura waren das beste Beispiel dafür. Der Schwertkämpfer von Kiba hätte die Zeit sinnvoller nutzen und sie lieber für das Training aufopfern sollen. „Ich sehe das anders...“, gab der junge Zabuza zu.

„Denk an meine Worte, wenn es soweit ist. Und jetzt lass uns gehen.“ Galant ging er an seinem Schüler vorbei. Dass sein gutgemeinter Rat keinen Pfifferling für den Jüngeren wert war, ahnte er bereits. Aber die Zeit würde kommen...
 

... die Zeit war gekommen.

Zabuza sah auf. Die graue Wolkenschicht schien sein Innerstes wiederzuspiegeln. Des Öfteren schlug er die Zeit tot, indem er hier oben sitzend den Himmel betrachtete. Bis vor kurzem hatte er geglaubt, all seine Wünsche würden in Erfüllung gehen. Aber dann jagte eine Hiobsbotschaft die andere.

„Hier bist du also.“, hörte er eine bekannte, und vor allem sehr vergnügte Stimme sagen. Dass es nicht Meis sondern die von Jinpachi Munashi war, verwunderte ihn. Er quittierte die überflüssige Anmerkung mit Schweigen. Jinpachi würde schon reden, er schien ihn ja nicht grundlos gesucht zu haben. Ein kleiner Seitenblick genügte, um zu erkennen, dass sich der ältere Mann neben ihn setzte. Sie starrten beide in die Ferne.

„Suigetsu will dein Schüler werden. Er reißt den anderen sogar die Körperteile aus, um deine Aufmerksamkeit zu erregen. Viele gehen davon aus, dass er dein Nachfolger wird.“

„Kein Interesse.“

„Hm...“ Wie so oft zündete sich Jinpachi die Pfeife an und blies Rauchringe in die Luft. „Es ist deine Pflicht als Schwertkämpfer, einen Nach-“

„Ich sagte: Kein Interesse!“ Zabuza knurrte laut und deutlich. Seine Pflicht also? Es war seine Pflicht, sich eines Tages von seinem Schüler umbringen zu lassen?! Gerade Suigetsu würde keine Sekunde zögern!

„Kaum zu glauben, aber du trauerst auf deine Art.“ Er hatte sogar mit Mei Terumi gewettet, dass der Verlust von Zabuzas Meisters ihm nicht nahe gehen würde. Verdammt, die Wette hatte er damit verloren. Wieso musste die attraktive Frau auch in allem das Gute sehen? Oder sie kannte ihn einfach besser als jeder andere.

„Ich trauere nicht, ich bin nur angekotzt.“ Er winkte mit der Hand ab. „Mein Meister ist mir egal. Es kotzt mich nur an, dass so jemand wie Yagura Mizukage geworden ist!“ Und vielmehr hatte es ihn gestört, dass sein Sensei ihm erzählt hatte, dass eine gute Nachricht ihn erwarten würde, eine, die sein Leben verändern würde. Idiotischerweise hatte er geglaubt, wohl eher gehofft, Mizukage zu werden. Dass sein Meister ihn letzten Endes zu einem tödlichen Kampf aufgefordert hatte, war weit über seine Vorstellungen hinaus gegangen. Zabuza erinnerte sich, als wenn es erst gestern gewesen wäre: Nachdem er das Katana in die Brust seines Meisters gejagt hatte, wurde er in das Büro des Mizukage zitiert... und unglaubliche Wut und Verachtung nahmen sich seiner an, als er das freche Grinsen von Yagura sah. Man beglückwünschte ihn, einer der Sieben Legendären Schwertkämpfer zu sein. Sie alle, die an Ort und Stelle gewesen waren, hatten keine Ahnung gehabt, welche Prüfung er dazu hatte bestreiten müssen.

„Das wundert dich wirklich? Yagura hat man zwar mehr gefürchtet als dich, aber letzten Endes hat er mit Fleiß die Herzen der Bewohner für sich gewonnen. Kaum zu glauben, dass nur ein einziger Freund einen Menschen so dermaßen beeinflussen kann, dass alles andere an einem abprahlt.“

Verdammt... wieso musste er jetzt genauso anfangen wie sein Meister? Oder hatten sie das in irgendeiner Weise abgesprochen? Warum bemühten sie sich alle so um ihn? Zabuza war ein Dämon, er liebte es, zu morden. Und nichts würde das jemals ändern können. Nicht einmal ein guter Freund wie Ameyuri. Und er bezweifelte sogar, dass er jemals einen solchen Menschen finden würde... zumal er nicht einmal interessiert war, so eine Person um sich zu scharren.

„Warum bist du überhaupt hier?“ Das Thema Freundschaft nervte ihn so dermaßen, dass er den anderen am liebsten von der Plattform in die Tiefe gestoßen hätte. „Hast du keine Arbeit zu erledigen?“

„Doch, doch. Aber das kann warten. Denk noch einmal über die Sache mit Suigetsu nach.“

Knurrend gab Zabuza erneut zu verstehen: „Der ist mir egal.“ Wenn es darum gehen würde, Mangetsu eins reinzuwürgen, dann hätte er liebend gern Suigetsu zu seinem Schüler ernannt. Aber sich von so einem Gör das Leben nehmen zu lassen... nein danke!

„Hm... wie auch immer. Wir sind nur Ninja, Werkzeuge, wir dürfen keine Wünsche und Ziele haben. Du hast eine Aufgabe zu erfüllen, egal ob es dir passt oder nicht.“ Jinpachi zog vehement an seiner Pfeife. „Außerdem... wenn du stärker als Suigetsu bist, dann hast du nichts zu befürchten. Dann wirst du ihn töten, sobald der Tag gekommen ist. So einfach ist das.“

Dass Jinpachi sich aufgerichtet hatte, um sich zum Gehen zu wenden, das kam Zabuza sehr gelegen. Der andere schien nicht zu verstehen... oder vielleicht hatten ihn die Jahre des Beisammenseins mit seinem Meister verweichlicht... zumindest wenn es darum ging, keine Bindungen mehr einzugehen. Und dieser Mann hatte noch gepredigt, wie toll es wäre, im Genuss einer richtigen Freundschaft zu kommen. Wütend ballte Zabuza die Hände zu Fäusten. Oh nein, er würde sich keinen gutgemeinten Rat zu Herzen nehmen, nicht nach dieser Sache!

Zabuza stellte sehr schnell fest, dass der andere Schwertkämpfer gegangen war. Umso besser... allerdings ging dann auch er des Weges, zurück zu seinem Alltag.
 

Das Drängen, einen Schüler zu ernennen, wurde intensiver, die Menschen in seiner Umgebung nötigten ihn geradezu. Selbst Suigetsu tat alles Erdenkliche, um wenigstens ein Stückchen Anerkennung seitens Zabuza zu bekommen. Dass seine Grausamkeit fast schon an Perversität grenzte, das schien der jüngere Bruder Mangetsus nicht zu begreifen. Zabuza war auf seine Art furchtbar, gewalttätig, aber er war nie die Art von Ninja gewesen, die Menschen in Einzelteile zerstückelte. Er liebte es nach wie vor mit einem gezielten Hieb seinen Gegner zu töten. Er schien eben mehr Ninja zu sein als gewisse andere. Somit hatte er sich fest vorgenommen, Suigetsu aus dem Weg zu gehen. Das Schwertkämpfer-Leben führte er ohne Komplikationen fort, nicht interessiert, irgendwelche Bindungen zu knüpfen. Als Schwertkämpfer hatte er sich eine eigene Wohnung zugelegt, sie war zwar nicht sehr groß, nur spartanisch eingerichtet, aber sie war seine Zuflucht, um Fragen über Fragen zu entgehen. Die Wahrheit würde er ins Grab nehmen müssen, Ameyuri hatte ihm in einem düsteren, ungewohnten Ton klargemacht, dass kein Außenstehender von der Regel wissen dürfe, dass der Schüler sich dazu zwingen musste, seinen Meister zu töten. Das hatte zumindest eine Fragen beantwortet: Warum zur Hölle musste Suigetsu ausgerechnet ihm auf die Nerven gehen, er hatte doch einen Bruder bei den Sieben Schwertkämpfern. Aber dieser schien sich geschickt aus der Affäre gezogen zu haben, indem er einen anderen Schüler auserkoren hatte...

Ein heftiges Klopfen an der Tür riss ihn aus der Gedankenwelt in die Realität zurück. Als er murrend und mit einem genervten Brummen die Haustür öffnete, empfing ihn eisige Kälte. Niemand war zu sehen, also vermutete Zabuza, der Wind habe dieses laute Geräusch verursacht. Aber irgendwie war es wie ein schlechtes Zeichen gewesen, das ihn nach draußen lockte.

Ich mag dich wirklich

Wohlfühlend genoss er den spontanen Spaziergang außerhalb von Kirigakure. Er rechnete mit keiner Gefahr, deswegen hatte er getrost das geerbte Schwert Zuhause gelassen. Es war ungewöhnlich kalt, wie er feststellte. Als er plötzlich einen schmutzigen, dennoch schön anzusehenden Jungen erblickte, überkam ihn das Gefühl, dass die Temperatur binnen weniger Sekunden gesunken war. Um seinen Hals war eine massive, schwere Eisenkette geschlungen, die leinenartige Kette hatte man mit Gewalt zerstört. Kekkei Genkai... schoss es ihm durch den Kopf. Menschen mit seltenen Fähigkeiten wurden wie Tiere eingesperrt, manchmal bis zu ihrem Lebensende gefangen gehalten. Man hasste sie, genauso stark wie man Menschen mit einem Biju-Geist hasste oder... wie ihn.

„Na kleiner Junge, um den sich keiner kümmert.“ Zabuza schmunzelte vergnügt. „Ein Kind, das von niemand gebraucht wird, wird sicherlich als Bettler sterben.“ Sowohl er als auch Yagura hatten sich nicht von Hass und Abneigung unterdrücken lassen. Sie hatten beide was getan, vielleicht auf ihre Art, aber sie saßen nicht in so einem Wetter, schneiend, am Straßenrand und erhofften Hilfe. So ein dämliches Kind...

„Weißt du was?“ Der Junge lächelte sanft. „Deine Augen erinnern mich an meine.“ Wie konnte ein Kind, dem nur Schlechtes widerfahren war, in so einem Augenblick lächeln? Zabuza stellte beeindruckt fest, dass sie sich beide gar nicht so unähnlich waren... und es musste Schicksal sein, dass es zu diesem Treffen gekommen war.
 

Er hatte trotz seines Schwurs den Jungen ohne Bedenken mitgenommen, der ihm ewige Loyalität geschworen hatte. Innerhalb der ersten Nacht bemerkte Zabuza, dass die Rolle des Beziehungsberechtigens, die er sich selbst aufgetragen hatte, keineswegs zu ihm passte. Haku war sehr unerfahren, nicht einmal des Lesens oder des Schreibens war er mächtig, denn seine Bauerneltern hatten diesbezüglich keinen Wert auf seine Bildung gelegt. Nicht, dass er damit nicht gerechnet hätte, denn die gefangen gehaltenen Menschen mit Kekkei Genkai waren ungebildet wie Tiere. Nur, dass ihnen auch ein natürlicher Instinkt fehlte und dem Himmel sei Dank, Haku war zwar ein ungebildeter Bauer, dennoch war er kein ungeschickter Idiot, der nicht in der Lage war, zu begreifen und zu verstehen. Vor allem schien er hochintelligent zu sein, denn als Zabuza ihn aufs Lesen und Schreiben trainierte (es war ja nicht so, als wenn er als Schwertkämpfer nicht anderweitig beschäftigt war, somit würde Haku sein Wissen in der Abwesenheit Zabuzas mit Theorie erweitern können), stellte er zufrieden fest, dass der andere eine enorme Auffassungsgabe hatte. Er lernte verdammt schnell.

„Fertig!“, sagte Haku fröhlich, als er die Hiragana-Laute fein säuberlich aufgeschrieben hatte.

Zabuza blickte über die Schulter zu ihm. Dann wandte er sich wieder dem brodelnden Wasserkocher zu und goss die heiße Flüssigkeit in zwei Becher Instant-Nudeln. Seit er ausgezogen und sich eine eigene Wohnung gesucht hatte, war Zabuza nie dazu gekommen, sich etwas Kompliziertes zu kochen. Dafür fehlte es an Zeit, Lust und vor allem Begabung. Somit aß er ungesunde Fertiggerichte. Er nahm am Tisch Platz, Haku eine Portion überreichend, und warf einen flüchtigen Blick auf das Geschriebene. Zustimmend, und keinerlei lobende Worte sagend, nickte er. Während er sich seiner Portion widmete, schaute er ab und zu auf, Hakus freudestrahlenden Blick beim Essen bemerkend.

Es klopfte an der Tür. Diese Menschen und ihre Probleme in der Nacht...! Knurrend ging er zur Haustür, beim Öffnen fragte er mit lauter, wütender Stimme: „Was ist?!“

„Ein Auftrag vom Mizukage.“ Zabuza blickte in die Oinin-Maske seines Gegenübers. „Sofort.“

Zabuza war bedacht darauf, so in der Tür zu stehen, dass der andere keinen Blick in das Innere der kleinen Wohnung werfen konnte. Sein neuernanntes Projekt sollte erst einmal geheim bleiben. „Ich komme jetzt, ich zieh mich nur um.“ Ohne Vorwarnung warf er Kushimaru die Tür vor der Nase zu und ging schnelles Schritten zu Haku rüber. „Ich muss weg. Lern in meiner Abwesenheit.“ Mist, wieso hatte ihm dieser hoch qualifizierte Oinin nicht gesagt, welche Art von Aufgabe sie zu erledigen hatten? Es war ja nicht so, als wenn eine S-Rank-Mission nicht Wochen oder Monate dauern konnte. Und so würde wertvolle Trainingszeit verloren gehen... dass der Junge hier wie eine Blume eingehen würde, das befürchtete er nicht, denn es gab genug Fertiggerichte und Wasser zum Leben. Das waren zumindest die letzten Worte, die er zu ihm sagte, bevor er sich zu einer schwierigen Mission begab.
 

Und jetzt wusste er genau, warum er Yagura hasste. Als wenn er Wind von seinem kleinen Projekt mitbekommen hätte, hatte er ihn tatsächlich gut zwei Wochen auf eine Mission geschickt. Dass er ihm nicht ins Gesicht spuckte, als sie von ihrem Erfolg berichteten, das grenzte an ein Wunder. Zwei Wochen... wenn er Haku etwas früher kennengelernt und das Lesen beigebracht hätte, dann hätte dieser sich in seiner Abwesenheit selbstständig um das Training kümmern können.

Stolpernd erreichte er seine abseits liegende Wohnung im dritten Stock und war verwundert, als er nicht nur Haku sondern auch Mei in dieser zu sehen bekam.

„Was machst du denn hier?“ In letzter Zeit hatte Zabuza versucht, ihr aus dem Weg zu gehen. Einfach so.

Mei hob eine Braue in die Höhe. „Ehrlich gesagt weiß ich das nicht mehr. Irgendwas Belangloses. Ich bin vor Tagen in deine Wohnung gekommen und habe nur dieses Kind entdeckt.“

„Aha.“ Er warf Haku einen fast schon finsteren Blick zu, bemerkte aber zugleich, dass der Junge frisch eingekleidet und das zuvor noch kaputte Haar geschnitten war. Jetzt sah er wie ein junges, schönes Mädchen aus. Er hatte ein Buch aus der Ninja-Akademie aufgeschlagen und entgegen seiner Erwartung schien er sogar darin gelesen zu haben.

„Er hat mir gesagt, er würde vor Langeweile umkommen und würde so gerne das Lesen und Schreiben lernen. Das war leider das einzige Buch in deiner Wohnung.“

Und das würde auch das einzige Buch in seiner Wohnung bleiben... „Gut... kannst du jetzt gehen? Ich komme gerade erst aus einer Mission und will mich ausruhen.“ Die Dankbarkeit hielt sich in Grenzen. Verdammt, was sollte er jetzt sagen? Dass er Haku zu sich geholt hatte, weil er eine ultimative Waffe ausbilden wollte? Das entsprach zumindest der Wahrheit. „Du weißt doch, der Mizukage sagte uns, wir sollen Menschen mit Kekkei Genkai zu uns holen, für Notfälle.“

„Ja... aber normalerweise...“ Mei wurde regelrecht zur Tür geschoben, sie konnte es geradezu in seinen Augen sehen, unerwünscht zu sein.

„Normalerweise werden sie eingesperrt. Ich weiß, ich habe schon diejenigen gesehen, die gefangen gehalten im Kerker sitzen...“ Und dann grinste er. „Seit wann so unmenschlich, Mei? So kenne ich dich nicht.“

Und das war’s dann auch. Er schob die attraktive Frau hinaus und ohne ein Wort knallte er die Tür zu. Er wollte eine starke Waffe. Er hatte doch in einer Schlacht gesehen, wie Menschen mit Kekkei Genkai ihre Fähigkeiten nutzten, unüberlegt, einem Instinkt folgend, und sie alle waren nach und nach gefallen. Wissend, dass sie vermutlich überlebt hätten, wenn man sie wie einen Ninja trainiert hätte.

„Zabuza-san.“ Haku ging zu ihm rüber. „Ich möchte Euch was zeigen.“ Er deutete auf das Glas Wasser und legte seine Hände auf dieses. Das Innere wurde binnen weniger Sekunden zu Eis.

Am Anfang, als Zabuza Haku mitgenommen hatte, und dieser ihm seine besondere Fähigkeit zeigen sollte, da hatte der Schwarzschopf nur gesehen, wie der andere Wasser zwischen seinen Händen halten konnte, ohne es zu berühren. Er beherrschte die Elemente Wasser und Wind und dank seines Kekkei Genkais konnte er Eis schaffen. Das war es also. Und dass diese seltene Fähigkeit nun ihm allein gehörte, die so gut wie keiner beherrschte, dies würde in einem Kampf sehr nützlich werden.

„Zeig mir doch alles, was du gelernt hast.“ Die Müdigkeit verschwand wie im Flug und teilweise war er neugierig auf die Erfahrungen, die sein junger Begleiteter gesammelt hatte. Talent und Ehrgeiz war eine perfekte Kombination, um aus Haku einen fabelhaften Kämpfer zu machen. Seinen Kämpfer.
 

Seufzend blickte er seinen früh gestorbenen Begleiter an. Haku hatte stillschweigend und ohne ihn zu bedrängen dort gestanden, gewartet. Dass Zabuza in Erinnerungen geschwelgt hatte, war selbst für ihn ersichtlich gewesen.

„Haku...“, krächzte er mit rauer Stimme. „Wieso kannst du mich nicht wie die anderen hassen?“

„Wäre das denn Euer Wunsch?“, fragte Haku etwas verunsichert, nicht wissend, was sein Meister ihm damit sagen wollte. Nein, er würde ihn nicht hassen können. Niemals.

Schwach grinsend führte er aus: „Ich hätte dich wie ein Tier einsperren und schlagen sollen.“

„Oh...“ Gewohntes Schweigen. „Nein, das könnte ich selbst dann nicht... denn...“ Wie oft hatte er so einen Satz begonnen? Wie oft wollte Haku ihm die Gefühle darlegen wie auf einem Präsentierteller. Nein, das durfte er nicht. Ein Ninja durfte keine Gefühle zeigen und jetzt, wo er teils tot, teils lebendig war, sollte er erst recht keine menschlichen Gefühle zeigen. Zabuza hatte ihn zurückgeholt, weil er ihn als Waffe brauchte. Und das würde er bleiben, von jetzt an bis in alle Ewigkeit. Haku deutete eine Verbeugung an, Zabuza lässigen Blick auf seiner Haut spürend, und sagte zugleich mit leiser, kaum hörbarer Stimme: „Ich bin Euer Eigentum. Ihr dürft mich so behandeln wie Ihr es für angemessen empfindet.“ Ja, er hätte alles mit sich machen lassen. Soviel war sicher. Denn die Dankbarkeit, die er als Kind ihm entgegengebracht hatte, hatte sich rasend schnell in Begehren umgewandelt. Jedes Mal, wenn eine Frau Zabuza ebenfalls mit diesen Augen angesehen hatte, da hätte er ihr am liebsten den Hals umgedreht. Vielleicht glich es einer Besessenheit, einer Träumerei, aber solange er Zabuza nicht teilen musste, so hätte er ihm wahrlich alles geboten.

„Ich mag dich...“

Hakus Augen weiteten sich. Was hatte er da gesagt?

„Haku, sieh mich an.“, ächzte er unglaublich leise, dass er glaubte, seine Stimme wäre in der Nacht verloren gegangen. „Ich mag dich wirklich.“

Der Zögling blickte auf, desillusioniert, zerstreut. Er war nicht in der Lage, dies zu verarbeiten, in all den Jahren hatte er so etwas nie zu hören bekommen, und jetzt?

So etwas hatte Zabuza noch nie gesagt, weder zu ihm noch zu irgendeiner Person, die er seltsamerweise leiden konnte. Aber Haku was etwas anderes... zugegeben, das „Mögen“ traf nicht genau auf das zu, was er tatsächlich für den anderen empfand, es war irgendwie... mehr. Aber für einen Anfang sollte es reichen.

Im Alltag

Zabuzas kleines Geständnis hatte Hakus Sicht auf sein bisheriges Leben völlig verändert. Er war also weit mehr als eine Waffe gewesen, ein Mensch also, der eine besondere Art von Zuneigung zum Leben brauchte. Die starken Glücksgefühle rührten ihn zu Tränen. Den vom Himmel herabfallenden Schnee bemerkte er nur am Rande.

Der Ältere von beiden grummelte wie gewohnt und streckte die Hand aus, fast so, als würde er sich von der Echtheit des plötzlichen Wetterumschwungs überzeugen wollen. „Wenn du jedes Mal bei meinen nettgemeinten Worten weinst, dann werde ich mir zweimal überlegen, was ich zu dir sage.“

„Es tut mir leid.“, erwiderte Haku verlegen und lächelnd zugleich. „Ich bin einfach so glücklich.“

Zabuza seufzte erleichtert auf. Sein jüngerer Begleiter würde sein jetziges Dasein akzeptieren, zufrieden, an seiner Seite zu sein. Er hatte geahnt, dass der andere ihn liebte, aber der Mizukage wusste dies gekonnt zu verdrängen. Denn es war nur eine Frage der Zeit gewesen, und ein Schwall unbekannter, neu entdeckter Gefühle hätte auch ihn, Kirigakures Dämon, überschwemmt wie eine reißende Flut. „Gehen wir. Es ist kalt geworden.“

Haku grinste frech, wissend, dass er sich für die plötzliche Kälte zu verantworten hatte. So war das nun mal, wenn man dem Yuki-Clan angehörte. Von jetzt an würde Haku sein Leben noch viel mehr lieben, ungeachtet dessen, dass er in Wirklichkeit eine lebende Leiche war.
 

Die Arbeit als Mizukage war so furchtbar langweilig, so eintönig und vor allem: Sie schien kein Ende zu nehmen. Ständig wurden irgendwelche Aufträge hereingeholt, die an Lächerlichkeit nicht zu überbieten waren (obwohl die Missionen nicht ganz so lächerlich und kindisch waren wie die in Konoha). Bei der letzten D-Rang-Mission hatte er der jungen, reichen Frau angeboten, ihr einen Gratis-Mord mit auf dem Weg zu geben. Wenn sie einen lästigen Ehemann hatte, der ausgeschaltet werden sollte, kein Problem! Oder eine schlimmere Nebenbuhlerin? Anstatt auf dieses lukrative, einmalige Angebot einzugehen, hatte die reiche Frau empört das Gebäude verlassen. Die Genin blieben wie Salzsäulen erstarrt in der Mitte des Raumes stehen. Haku hatte leise zu kichern begonnen.

„Geht einfach... euer Teamleiter soll euch mit sinnvollen Aufgaben betreuen.“ Rückwärtsgehend entfernten sich die drei Genin aus dem Zimmer. „Hör auf so blöd zu kichern.“

„Das war einfach zu komisch...“ Auf seinen Wunsch hin hörte er schlagartig auf, über das vorige Szenario zu lachen. Haku legte die Dokumente beiseite. Sein Meister musste zur Ruhe kommen, unaufgefordert platzierte sich der Schwarzschopf hinter dem anderen. Mit emsigen Fingern fing er an, Zabuzas Nacken und Schultern zu massieren. Der Mizukage seufzte wohlig auf. Immerhin hatte der Junge aus dem Yuki-Clan jahrelang die menschliche Anatomie studiert, sich die Fingerfertigkeit angeeignet, um selbst einen schlecht gelaunten Mann zur Ruhe zu zwingen.

So sollte das Leben sein. Und während er diese Berührung in vollen Zügen genoss, sehnte er sich unwillkürlich nach menschlicher Nähe. Hakus Nähe. Und kaum hatte er diesen spontanen Gedanken gefasst, den er binnen weniger Sekunden wieder verworfen hätte, spürte er eine kalte, feine Hand, die sich unter Hemd und Yukata schob, und seine Brust zu massieren begann. Zabuza beugte sich erschrocken vor.

Haku zog die Hand wie von der Tarantel gestochen zurück. Sein Körper hatte sich wie von selbst bewegt. Er war sogar rot angelaufen, als er Zabuzas trainierten Oberkörper zu spüren bekam. Aber wie es dazu gekommen war, das konnte er sich beim besten Willen nicht erklären. „Verzeiht...“

Die Entschuldigung nahm der Mizukage nur flüchtig zur Kenntnis. Zu sehr war er mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Da war wieder diese seltsame Verbundenheit gewesen, diese Macht, über Haku bestimmen zu können wie er wollte. An Zufälle glaubte Zabuza nicht, aber bis vor kurzem hatte er auch nicht an übernatürliche Kräfte geglaubt. Er wollte Gewissheit. Mit einem Schmunzelnd richtete er sich auf, betrachtete die schön anzusehende Erscheinung seines Gegenübers. All die Jahre waren sie sich nur so nahe wie nötig gekommen. Aber just in diesem Moment forderte er seinen Zögling gedanklich auf, sich ihm zu nähern. Seine Augen änderten sich, sie blitzten förmlich auf und ohne ein Wort trat Haku auf ihn zu, drückte sich mit solch Intensität an ihn, dass Zabuza kurz davor gewesen wäre, ihn zurückzustoßen. Dieses Edotensei war durch und durch genial. Abgesehen von der Tatsache, dass es Tote wiederbelebte, mehr oder weniger, hatte es überdies die Fähigkeit, Unsterblichkeit zu verleihen. Dass er die komplette Kontrolle über Haku hatte, war ein netter Beigeschmack. Somit schien auch die Frage geklärt zu sein, warum dieser Schlangenmann sein Blut verlangt hatte. Denn an dem Kunai war ein Siegel befestigt gewesen, das mit Zabuzas Blut beschmiert war. Scheinbar floss in Haku nicht nur die DNS von dem vorigen „Gefäß“ sondern auch die seine.

Haku sah ihm in die Augen. Erneut hatte er die Kontrolle über seinen Körper verloren, selbst seine Gedanken waren nicht geordnet oder logisch zu erklären. Er wäre Zabuza nie so nahe gekommen. Er hatte ihm als kleines Kind versprochen, keine freundschaftlichen Gefühle zu verlangen, liebevolle ganz zu schweigen. Er wollte sich entschuldigen, ihm von dieser seltsamen Verlustkontrolle erzählen, aber sogleich fühlte er einen unglaublichen Drang, sich vorzubeugen, ihn mit geschlossenen Augen zu küssen. Und bevor sich ihre Lippen berührten, klopfte es an der Tür. Binnen weniger Sekunden war diese plötzlich entflammte Leidenschaft verflogen.

„Ja.“, brummte Zabuza schlechtgelaunt und nahm seinen gewohnten Platz auf den Sitz des Mizukage ein. Die Tür wurde ruckartig geöffnet, vier maskierte Oinin verteilten sich vor seinem Tisch. Utakatas Jäger.

Der Anführer namens Tsurugi deutete eine Verbeugung an und die anderen stimmten ihm nickend zu. „Sie haben uns gerufen, Mizukage-sama.“ Sie hatten eine Brieftaube abgefangen, die an die vier Männer adressiert war. Auf Wunsch des Mizukage sollten sie so schnell wie möglich den Weg nach Kirigakure einschlagen, die Suche nach Utakata abbrechend, und einen neuen Auftrag entgegennehmen. Das war mehr als unpassend, besonders weil sie dem Jinchuuriki dicht auf den Fersen gewesen waren. Aber Tsurugis Aufgabe bestand nicht darin, die Befehle des Mizukage zu kritisieren.

„Gut...“ Zabuza lehnte sich zurück, die vier Oinin genau im Auge behaltend, und war durchaus zufrieden, dass sie so schnell wie möglich hierher geeilt waren. „Geht nach Konohagakure und holt mir Sasuke Uchiha.“

Haku starrte seinen Meister an. Dass er Sasuke verschont hatte, das war ihm durchaus bewusst, aber dass Zabuza Uchiha zu holen verlangte, das war ihm mehr als rätselhaft. Und wie schaute es mit Naruto aus? Kakashi? Aber er stellte wie Tsurugi nichts in Frage.

„Ich brauche ihn lebend.“, fügte Zabuza hinzu. „So schnell es geht.“

„Aber... was ist mit Utakata? Wir brauchen ihn, um das Gleichgewicht der Ninjareiche zu sichern!“, merkte einer der Oinin an.

Ja, so etwas hätte er sicher von Mei und Ao zu hören bekommen, wenn diese zufälligerweise in der Nähe gewesen wären. Utakata war ihm egal. Kirigakure brauchte kein Monster, das die Stadt wahllos zerstörte. Es war jetzt sein Regime! „Egal... tut was ich euch sage.“

„Das dürfen wir nicht ignorieren!“

Zabuza war sichtlich genervt, unzufrieden, und zu allem Überfluss verspürte er das Verlangen, dem Oinin die Kehle durchzuschneiden. Dass Haku dies mit einer geschickten, schnellen Bewegung zu erledigen wusste, das hatte er im ersten Augenblick nicht berücksichtigt.

Hakus Körper hatte sich wie so oft von allein bewegt. Er war hervorgestürmt und hatte mit einer Wurfnadel die Kehle des aufmüpfigen Oinins durchschnitten. Eine feine, aber tiefe Blutspur zog sich durch den Hals. Als der Mann leblos zu Boden ging, stellten sich die drei übrig gebliebenen Oinin in Alarmbereitschaft.

„Haku ist unsterblich. Ihr könnt ihm nichts anhaben, aber wenn ihr es auf einen Versuch ankommen lassen wollt, bitteschön.“ Er lachte schallend auf.

Tsurugi legte sich eine Hand aufs Herz. „Wir bitten um Verzeihung, Mizukage-sama.“

„Geht jetzt. Ihr wisst, was ihr zutun habt.“ Schmunzelnd beobachtete er, wie einer der Jagdninja den Leichnam seines verstorbenen Mitstreiters schulterte. Wortlos traten sie aus dem Zimmer.

„Zabuza-san...“ Er warf ihm einen fast schon wehleidigen Blick zu. „Verzeiht, ich habe gegen euren Willen gehandelt.“

„Im Gegenteil.“ Ein flüchtiges Lächeln machte sich auf seinem Gesicht bemerkbar. „Du hast genau nach meinen Vorstellungen gehandelt.“

Und dennoch entsprach dies nicht Hakus Natur. Aber er hatte Zabuza versprochen, sich ganz seinem Willen zu beugen. Es war als Entschädigung gedacht, weil er damals mit Naruto und Sasuke gespielt hatte. Sie in einen scheintoten Zustand zu versetzen, war seine Absicht gewesen, wenn er sie von Anfang an getötet hätte... wer weiß, vielleicht wäre er dann nicht in diesem Körper gefangen.

„Mach dir keine Gedanken mehr... du hast alles richtig gemacht.“

Er nickte, trotz allem machte er sich Vorwürfe. Selbst in seinem jetzigen Zustand konnte er nicht den Gedanken ertragen, das Leben anderer zu nehmen. Aber er tat dies für Zabuza, und nur für ihn.

„Komm wieder her. Es gibt noch Papierkram zu erledigen.“ Zabuza winkte ihn zu sich. Bis jetzt machte ihm die Arbeit keinen sonderlichen Spaß, aber es tat gut, am längeren Hebel zu sitzen.

Haku nahm in seiner Nähe Platz, ein Blick auf das Enthauptungsmesser werfend. Seit er Zabuza kannte, hatte er diese Waffe nie aus den Augen verloren. Und egal wie oft sie in einem Kampf beschädigt wurde, er hatte sie immer repariert und gepflegt. „Seid Ihr eigentlich an erster Stelle einer der sieben Schwertkämpfer oder Mizukage?“

Egoistischerweise hatte er sich zwei gute Titel angeeignet. Aber das Schwert würde er nicht hergeben. „Beides. Es ist auch sehr selten in der Geschichte vorgekommen, dass ein Jinchuuriki Kage geworden ist.“

„Ihr seid eben toll.“, meinte Haku mit einem Hauch von Bewunderung. „Aber... wozu braucht Ihr Sasuke?“

Unglaublich, wie schnell Haku das Thema wechseln konnte. Er schwieg wie gewohnt. „Ich habe eben meine Gründe.“ Um dich bei mir zu behalten. Denn das ist die zweite Bedingung von Orochimaru gewesen.

Räuber und Banditen

„Mizukage-sama! Es ist etwas Furchtbares passiert!“, rief einer der Dämonenbrüder aus, nachdem dieser das Zimmer stolpernd betreten hatte. Sein Bruder folgte ihm mit der gleichen Unbeholfenheit. Ja, es grenzte an ein Wunder, dass die beiden überhaupt den Weg hierhin gefunden hatten. Seit Haku wieder an seiner Seite war, hatten sie sich irgendwo und nirgendwo herumgetrieben. „Das Dorf wird von Banditen heimgesucht!“

„Was?!“ Zabuza schnellte hoch. „Seid ihr sicher?“

Sie nickten gleichzeitig. „Ja, verdammt viele sogar!“

„Wie lange?“

„Seit einigen Stunden! Sie halten entführte Frauen in Gefangenschaft!“

Seit Stunden? Wieso hatte man ihn nicht in Kenntnis gesetzt? Er rauschte an ihnen vorbei, das Enthauptungsmesser ergreifend, und rief mit lauter Stimme: „Haku, komm!“
 

Er wusste nicht, was ihn wütender stimmte: Die Tatsache, dass die Bewohner in Gefahr waren oder doch die Verschwiegenheit der anderen, ihn von all dem nichts wissen zu lassen. Selbst als er die enorme Anzahl an Stufen hinuntereilte, auf der Suche nach den Vermissten war, stellte er sich immer wieder die Frage: Warum? Zabuza warf seinem Zögling einen fragenden Blick zu.

Der Schwarzschopf spürte, dass er von seinem Meister fixiert wurde. „Ich denke... die Bewohner haben es nicht für nötig gehalten, den Mizukage einzubeziehen.“

Seltsamerweise war das auch sein erster Gedanke gewesen. Yagura war nur in Notfällen erschienen, zuvor waren die Sieben Schwertkämpfer angerückt, die wiederum nur hinzugezogen wurden, wenn sowohl die Anbu als auch die anderen Ninja versagt hatten. Aber das war doch eine Art Notfall! Er glaubte sogar, man hatte ihm bewusst die Situation verschweigen wollen. Es musste also an ihm liegen...

„Dort ist jemand.“, merkte Haku überflüssigerweise an. Sie erblickten einen Schwertkämpfer, der die Umgebung genau im Auge behielt.

Chojuro bemerkte die beiden. „Mizukage-sama! Die Banditen sind überall! Sie morden und entführen ohne Gnade!“

Schön zu wissen. „Und wieso hat man mir nicht Bescheid gegeben?“ Selbst die Schwertkämpfer waren zum Kampf hinzugerufen worden! Es folgte keine Antwort. Gut, er würde die Frage früher oder später beantwortet wissen. Denn just in diesem Moment tauchte ein Bandit auf, der mit schwingender Keule auf den Brillenträger loseilte. Chojuro hob das von Mangetsu geerbte Schwert zu einem Hieb an, und es erstaunte sogar Zabuza, mit welch präziser, fast schon galanter Bewegung er dies zu führen wusste. Er fügte dem Mann einen schweren, tödlichen Schlag zu.

„Dort hinten.“, sagte Haku mit emotionsloser Stimme und deutete paar Häuser weiter auf zwei Gauner, die sich einen Spaß daraus machten, eine junge, verzweifelte Frau zu verfolgen. Sie wurde gefangen genommen und als Geisel benutzt. Zabuza kam wütend und mit einem seitlich angesetzten Hieb den drei entgegen. „Loslassen!“, knurrte er, obwohl diese Aussage mehr aus einem Reflex heraus gesagt wurde. So wichtig war ihm diese Frau nicht. Und das schienen die zwei Banditen zu bemerken.

„Du scheinst der Mizukage zu sein, nicht? Kommst sehr spät.“, sagte einer dieser Männer und schnalzte mit der Zunge. Mit einem bereits blutigen Dolch fuhr er die Konturen ihrer Brüste nach. Es war sowohl eine gezielte Provokation als auch eine Befriedigung seiner perversen Lust.

„Genau.“, stimmte der andere zu. „Wenn du uns tötest, zerschneidest du auch die Frau.“

Die Frau schrie um Hilfe, verzweifelt und voller Tränen. Allerdings war das Zabuza reichlich egal. „Mit Vergnügen.“ Er war bereit dazu, die zwei samt Frau zu zerschneiden. Das hatte er bei Kakashi und Haku auch getan, es war ganz einfach. Und als er zu einer Schnittattacke ausholen wollte, wurden die beiden Banditen nach hinten geschleudert. Dünne Wurfnadeln hatten sich so plötzlich und ohne Vorwarnung in ihre Hälse gefressen. „Haku!“, sagte der Mizukage mahnend. Er hätte die beiden auch ohne seine Hilfe geschafft. Dass die Frau dem anderen das Leben verdankte, das schien ihn nicht zu interessieren. Er starrte ihn wütend an.

Der Schwarzschopf deutete eine Verbeugung an. In Wirklichkeit wollte er diesem tadelnswerten Blick entgehen. „Wir müssen weiter.“, gab er kleinlaut zu bedenken.

„Wir sprechen uns später!“

Chojuro rückte die Brille zurecht. Genau aus diesem Grund hatten die Bewohner und Ninja vermieden, den Mizukage zu rufen: Denn er würde ohne Rücksicht auf Verluste Menschen töten. Egal, ob sie Banditen waren oder dem Dorf angehörten. Allein des Töten willens. Haku schien das verstanden zu haben. Somit schien er lieber die Verachtung Zabuzas auf sich laden zu wollen, als den Hass der Menschen ins Endlose steigern zu lassen.
 

Die Banditen waren überall. Sie waren kaltherzig und blutrünstig. Ein besonderes Talent wiesen sie allerdings nicht auf. Denn sie hatten es sich zum Ziel gemacht, die im Haus versteckten Bewohner zu quälen. Deswegen war es kein Wunder gewesen, dass ein Großteil der Ninja die Menschen innerhalb zu beschützen versuchte, während ein anderer, kleinerer Teil die entführten Bewohner verfolgte. Zabuza suchte sie auf und erblickte sogleich Ao und Mei, die verzweifelt zu den entführten Frauen schauten, diese hinter einer aus Chakra erzeugten Barriere stehend. Sie wurden körperlich bedroht, ein falscher Zug könnte der letzte sein.

Wenn es nach Zabuza gegangen wäre, dann hätte man die Mädchen samt Banditen weggesprengt. Das Warten würde möglicherweise weiteren Schaden anrichten.

Die Räuber lachten schallend auf. Sie benahmen sich wie Wilde, keinen Deut besser als der Kaguya-Clan vor Jahren. „Die beiden Frauen da, die sollen schön hierher kommen. Sonst machen wir mit den Mädchen hier kurzen Prozess.“ Der Räuber musterte sowohl Mei als auch Haku mit einem lüsterneren Blick.

„Nichts da!“ Zabuza würde seinen Schützling nicht hergeben, diese Frauen hatten in seinen Augen keinerlei Wert.

Der Bandit grinste dreckig. Er hatte an Zabuzas Yukata erkannt, dass dieser der Kage aus Kirigakure war. Somit musste die Schwarzhaarige seine Geliebte sein. Den Drang, sie zu besitzen, stieg ins Unendliche. „Ist das dein letztes Wort, Mizukage?“

Haku kam ihm zuvor. „Ich gehe.“ Er schritt ohne ein weiteres Wort auf die Ansammlung von Frauen und Banditen zu, und ließ sich als das entscheidende Druckmittel in die Arme des Anführers gleiten. Dieser zog Haku zu sich und hielt ihm einen Dolch an die Kehle.

„Wenn du nicht willst, dass wir deiner Geliebten was tun, Mizukage, dann lässt du mich und meine Männer ziehen – und die Frauen kommen schön mit uns.“ Er grinste dreckiger als zuvor, das Messer berührte Hakus schneeweiße Haut.

Zabuza wäre am liebsten ausgerastet. Aber als er die Lippen Hakus sah, die „Vertraut mir“ formten, zögerte er merkbar. „Gut... aber verschont die Mädchen.“

Die Banditen tauschten triumphierende Blicke miteinander aus. Rückwärtsgehend und die Ninja genau im Auge behaltend gingen sie sehr langsam in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Die Luft wurde erdrückend kalt und zu spät bemerkte er, dass sich zwischen den Mädchen und den Banditen eine dicke Wand aus Eis gebildet hatte! „Du miese Schlampe!“, rief er voller Wut aus und schlitzte Haku die Kehle auf. Es wunderte ihn, dass das vermeintliche Mädchen keinerlei Schmerzenslaute von sich gab. Darüber hinaus floss keinerlei Blut. Die anderen Räuber stachen wütend mit ihren Waffen auf Haku ein. Zur selben Zeit hatten die Frauen die Flucht ergriffen und eilten an die Seite der Ninja.

Das Eis, das Haku mit Leichtigkeit geformt hatte, löste sich in Wasser auf und gab Zabuza die Grausamkeit Preis, mit der sie Haku bearbeiteten. Kochende Wut stieg in ihm auf. Es floss kein Blut, es gab keine Laute und dennoch: Haku sah äußerlich betrachtet wie ein Sterblicher aus. Und allein die Vorstellung, was wäre, wenn sein Zögling noch leben und nicht in einem unsterblichen Körper stecken würde, machte ihn rasend wütend. In schneller Abfolge formte er die Zeichen für das Suiryuudan no Jutsu und beschwor einen Wasserdrachen, der sich erbarmungslos auf die Banditen stürzte. Er riss sie in einer Flut nieder, und Zabuza hoffte, dass sie sich bei der Wucht das Rückgrat brachen oder in der Welle ertranken. „Geht in die Stadt. Den Rest erledige ich!“

Mei, Ao und die anderen Ninja gehorchten aufs Wort und dirigierten die entführten Mädchen ins Dorf. Sicherlich hatte man die Banditen in der Stadt erledigt.

Das weiche Gras gab unter seinen Schritten nach, als er verzweifelt und wütend zugleich Haku suchte. Er hatte sich in der letzten Sekunde daran erinnert, dass sein Begleiter unsterblich war. Sonst wäre er vermutlich nicht auf die Idee gekommen, die Angreifer mit einer tosenden Welle wegzureißen... anderseits reagierte er oft unüberlegt, besonders wenn er wütend war. Alle Banditen, die er auf dem Weg fand, zerteilte er aus einem Rachegefühl heraus mit seinem Kubikiribocho.

Nachdem er ihn endlich gefunden hatte, ließ er sich auf die Knie fallen. Hakus Körper sah so furchtbar aus. Tiefe Risse hatten sich auf seiner Haut gebildet, es fehlte ihm ein Arm. Zu seinem Glück benötigte es nur eine kurze Zeit, um alles vollständig nachzubilden. Er legte eine Hand auf die nasse Wange. „Es tut mir leid... ich bin ein schlechter Mizukage... diese Menschen hassen mich zu Recht.“, sprach er mehr zu sich selbst als zu ihm, denn der Körper heilte nur Stück für Stück.

Er war so erleichtert, als sich Hakus Augen öffneten. Dieser berührte seine Hand zärtlich. Zabuza musste unwillkürlich lächeln.

„Danke, dass Ihr mir vertraut habt, Zabuza-san.“

„Ich danke dir.“ Ja, er dankte ihm einfach. Für alles. Der andere schien nur das Beste zu wollen und allmählich schien Zabuza das zu begreifen. Er hatte falsch reagiert, als er die Frau und die Mädchen töten wollte, nur weil er seine Gier nach Blut stillen wollte. Das Blut Unschuldiger.

Haku lächelte wie gewohnt. „Ihr wart großartig... die Menschen werden Euch schon bald lieben. Da bin ich mir sicher.“

Der Mizukage bezweifelte dies, und vor allem schien ihm eine andere Sache viel wichtiger zu sein: Er wollte von Haku geliebt werden. Aber das war bereits ein Wunsch, der vor Jahren schon in Erfüllung gegangen war. Er schob eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht des schwarzhaarigen Shinobi. Er dachte an das Szenario zurück, als der Bandit Haku gefordert hatte: Dieser schien gedacht zu haben, dass die beiden ein Pärchen seien. Zumal es nicht das erste Mal war, dass man so etwas in der Art über die zwei Ninja dachte: Zwischen ihnen herrschte etwas, Gefühle, Vertrauen, Leidenschaft... alle schienen es zu sehen, nur er nicht.

Von Eifersucht getrieben

Nachdem Haku vollständig geheilt war, waren die beiden zurück ins Dorf gegangen. Die Unruhe hatte sich mittlerweile gelegt, die Räuber schienen das Weite gesucht zu haben oder waren durch die Hand eines Ninja umgekommen. Entgegen seiner Vorstellung wurde Zabuza von einer applaudierenden Masse begrüßt. Der Beifall sollte seiner Meinung nach an erster Stelle an Haku gerichtet sein, dieser war immerhin derjenige gewesen, dem das Wohl der Bewohner am Herzen lag. Aber die Tatsache, dass Zabuza diesem Herzen folgte, schien Grund genug zu sein, um auch ihm für die Hilfe zu danken. Es war ein ungewohntes Gefühl, ein Zeichen der Dankbarkeit in dieser Form zu erhalten. Die bis vor kurzem noch entführten Mädchen sahen ihn mit einem Hauch von Bewunderung an. Haku warf den Frauen einen eiskalten Blick zu.
 

„Seltsames Volk.“, sagte Zabuza sowohl spottend als auch fröhlich klingend. „So etwas habe ich noch nie erlebt.“

Haku hörte ihm schweigend zu. „Hmhm...“ Er öffnete die Tür zu Zabuzas Schlafzimmer, hoffend, dass sich dieser vom Stress erholen würde. Der Schwarzschopf beobachtete, wie sich der andere gähnend und streckend zugleich ins Bett warf. „Kann ich etwas für Euch tun, Mizukage-sama?“

Der schwarzhaarige Dämon warf eine Augenbraue in die Höhe. „Was ist los, Haku?“ Er richtete sich auf, seinen jungen Begleiter taxierend und eine Antwort erhoffend.

„Nichts, es ist alles in bester Ordnung.“ Der Schönling ging mit einem schwebenden Gang zum Fenster, öffnete dieses, um die kühle Abendluft einzulassen. Dass der Raum sich bereits mit Kälte gefüllt hatte, nachdem dieser ins Zimmer getreten war, das bemerkte Haku nicht. Er lauschte und hörte, dass Zabuza sich aus dem Bett erhob. Seinen Blick richtete er aber aus dem Fenster. Sogleich wurde er an den Schultern gepackt und herumgewirbelt.

„Ich habe was für dich.“ Geschenke hatte es nie gegeben und in Hakus Gesicht zeichnete sich Verwunderung ab. Zabuza schob den Schwarzhaarigen zu einem großen Spiegel. „Moment.“ Er zauberte regelrecht ein weißes Gewand aus einer Schublade hervor, dieses vor Hakus Körper haltend, und musterte dessen Erscheinungsbild im Spiegel. Es war ein weißer, aus einem teuren Stoff angefertigter Yukata. Mit einer Hand drückte er diesen an Hakus Körper, mit der anderen löste er die Haube. Das schwarze, lange Haar fiel wie eine fließende Kaskade bis zur Hüfte. Haku war einer märchenhaften Gestalt näher denn je. „Sie werden vor Neid erblassen, wenn sie dich an meiner Seite sehen.“

Haku musterte sich im Spiegel. Ein so schönes und teures Geschenk hatte er nicht erwartet. Er war stets bescheiden gewesen. „Danke... aber... das kann ich nicht annehmen.“

„Du führst nicht mehr das Leben eines Bauern, Haku. Jetzt bist du mein loyaler Diener und solltest dich dementsprechend kleiden.“

„Was spielt das für eine Rolle? Ich bin tot. Ich habe keine Ansprüche. Ich brauche das alles nicht mehr. Ich bin nur noch an Eurer Seite, damit Ihr glücklich seid.“ Er löste sich aus dieser Umarmung. „Der Schein trügt, sofern wir versuchen, mich menschlicher zu gestalten als ich bin. Verzeiht, Zabuza-san.“ Es fiel ihm so schwer, zu gehen, Haku wollte bei ihm bleiben, das Geschenk annehmen, ihm danken. Aber wirklich alles in ihm sträubte sich dagegen. Das einzig Menschliche an ihm waren die Gefühle, alles andere war tot. Eine plötzliche Macht hielt ihn zurück, nachdem er die Tür hinter sich gelassen hatte. Sie forderte ihn auf, zurückzugehen, aber sein Wille war dieses Mal stärker.
 

„Haku, verdammt! Was soll das?!“, fragte Zabuza schlechtgelaunt und trat die Tür zu seinem Büro auf. Sein Zögling saß am Tisch und setzte die Arbeit von heute Abend fort.

Der schwarzhaarige Shinobi rechtfertige sich: „Ich brauche in diesem Zustand keinen Schlaf. Also wollte ich was Sinnvolles tun.“

Er ging auf ihn zu, die Faust auf den Tisch knallend, und schien seinem Ärger Luft machen zu wollen. Haku war nie so gewesen! Er war immer dankbar und glücklich und zum ersten Mal in diesem Leben war er aus einem ihm unempfindlichen Grund beleidigt. „Haku... sag es mir doch einfach.“

Die Stille zwischen den beiden wurde plötzlich durchbrochen. „Mizukage-sama!“ Zwei überaus hübsche Frauen traten leise kichernd in das Zimmer. Sie waren angeheitert und der Blick auf die Sake-Flaschen bestätigte diese Vermutung.

„Was wollt ihr hier?“ Zabuza hob die Brauen skeptisch.

Sie näherten sich ihm mit lasziven Bewegungen. „Wir wollten uns bedanken, Mizukage-sama!“ Die erste berührte sein Kleidungsstück, zupfte wild und hemmungslos an diesem. „Ihr seid ein so schöner Mann.“

Zabuzas Verwunderung schien ins Endlose zu gehen. So etwas in der Art hatte er noch nie zu hören bekommen, außer von Haku. Dieser schien es nicht nötig zu haben, sich einzumischen. Das war ein weiterer Grund gewesen, mit jener Situation komplett überfordert zu sein: Der andere hatte nie eine Frau in seiner Nähe zugelassen und jetzt? Die zweite Frau schmiegte sich an ihm, sie deutete auf die angebrochene Flasche und meinte fröhlich singend: „Trinkt mit uns, Mizukage-sama! Das habt Ihr Euch wirklich verdient.“

Haku verschränkte die Arme vor der Brust. Er betrachtete das Szenario mit einer gewissen Überheblichkeit: Er bemerkte wieder, wie intelligent er war und dass er sich nicht so primitiv an einen anderen heranpirschen musste. Zudem, als ihm einige schwarze Strähnen ins Gesicht fielen, war ihm bewusst geworden, dass er viel schöner war als sie. Er musste sich keine Sorgen machen, zumindest hatte er dies gedacht. Zabuza schien von den Worten, von dem plötzlichen Ruhm so angetan zu sein, dass er sich tatsächlich umgarnen ließ. Er trank einen großen Schluck aus der Flasche und der Streit mit Haku war vergessen...
 

... nein, er war vergessen. Haku hatte erneut die Flucht ergriffen. Er hasste sich für diese Schwäche, für diese Eifersucht! Er stürmte wütend und traurig zugleich in das Schlafzimmer. Langsam setzte er sich auf den Boden, zog die Beine an seinen Körper und dachte angestrengt über sein Verhalten nach. Er war ein solcher Idiot, ein Egoist. Warum in aller Welt konnte er Zabuza dieses Glück nicht gönnen? Er war vielleicht hübscher und intelligenter als diese zwei Frauen, aber Zabuza war ein Mann. Ihm vorzuwerfen, sich von Frauen angezogen zu fühlen, war einfach nur idiotisch. „Was soll das... ich messe mich mit Sterblichen!“ Er lachte sich verzweifelt aus. Er war tot, körperlich. Ab und zu sandte sein Gehirn Impulse an den Körper, wenn er glücklich oder verlegen war. Sie sollten nur den äußeren Schein wahren.

Der Schwarzhaarige seufzte schwer. Selbst wenn er nie gestorben wäre, warum machte er sich darüber Gedanken? Zabuza war nie an ihm interessiert gewesen, er hatte ihn nie berührt oder begehrt. Ganz anders als bei ihm. Er hatte sich so oft vorgestellt, in seinen Armen aufzuwachen, die Konturen seiner muskulösen Brust nachzufahren, ihm mit Haut und Haar zu gehören. Aber es waren nur seine Träume, und es war ihm auch nie wichtig gewesen, dass diese in Erfüllung gingen. Solange Zabuza glücklich war, war er es auch.
 

Zabuza betrachtete die Lippen der jungen Frau. Sie beugte sich vor und versuchte, ihn zu küssen. Er schob sie grinsend beiseite. „Schluss jetzt, ich kann gar nicht so viel trinken, um mir das hier ansatzweise schmackhaft zu machen.“ Hatten die Frauen ernsthaft gedacht, er würde jetzt mit ihnen ins Bett steigen, nur weil sie paar nette Worte zu ihm sagten? Nein, bestimmt nicht. Das war nie seine Art gewesen. „Geht jetzt, der Spaß ist vorbei.“ Er schlängelte sich an ihnen vorbei, nicht interessiert daran, das Beisammensein in die Länge zu ziehen. Ja, er war für einen verdammt langen Moment von deren Charme eingenommen gewesen. Aber so rasend schnell hatte ihn diese Gesellschaft gelangweilt, genervt, er hatte die Situation irgendwie zum Kotzen gefunden. Und genauso schnell hatte er eine ungeheure Sehnsucht nach Haku verspürt.
 

„Hier bist du also.“, sagte er mit einem düsteren Unterton in der Stimme.

„Ja.“, sagte Haku zart und richtete seinen Blick auf den anderen. Er hatte sich beruhigt, sein Schicksal akzeptiert und aus Dankbarkeit den Yukata angezogen. Immerhin hatte Zabuza gesagt, dass sein loyalster Diener gut gekleidet sein sollte. Und diesem Wunsch war er nachgekommen. „Es tut mir leid, ich habe mich kindisch und egoistisch verhalten.“

Der Mizukage blinzelte. Einmal. Zweimal. Haku sah gespenstig schön in dieser Kleidung aus. Die Haut war genauso weiß wie das Gewand. Die blutroten Lippen und das seidigschwarze Haar wirkten unnatürlich. Er befürchtete, dass sich diese makellose Gestalt seinem Auge entziehe, sobald er seine Hand nach ihr strecken würde. „Meine Fresse...“, konnte er nur sagen. Langsam, aber mit sicheren Schritten, umkreiste er Haku wie eine Beute, musterte ihn von oben bis unten, von vorne und hinten.

Haku fühlte sich unwohl in seiner Haut. „Ich war...“

„...eifersüchtig?“

Seine Augen wurden größer. Nein, das hatte er nicht sagen wollen. Er war „ungehorsam“ gewesen, bei diesem Verhalten hätte er eine Strafe verdient. Haku versuchte diesem Thema zu entgehen. Was würde es bringen, die Wahrheit zu sagen? Sie würde nur die Situation erschweren.

„Sag schon, bist du eifersüchtig gewesen?“ Zabuza blieb vor ihm stehen. Er löste die bereits gelockerte Bandage um seinen Mund, bleckte die spitzen Zähne.

Der Mizukage hatte sich eine ungeheure Heiterkeit angetrunken. Ein herber, aber auch alkoholischer Geruch schlug Haku entgegen. Er war wie eingenommen von diesem Anblick. Er mochte alles an ihm: Das markante Gesicht. Die gefährlich dunklen Augen. Die Haifischzähne. Das pechschwarze Haar. Der durchtrainierte Körper. „Ja, ich bin eifersüchtig gewesen.“

„Sag mir einfach, was du willst.“

Es war das erste Mal, dass Zabuza ihn aufforderte, seinen Wunsch preiszugeben. Was würde das bringen? Er würde sich doch nur lächerlich machen, möglicherweise würde er Verachtung und Ekel erregen, Zabuza würde sich angewidert von ihm abwenden. Aber da war es wieder, die innere Stimme, die ihn dazu zwang, auf diese Frage ehrlich zu antworten. „Ich will Euch nahe sein...“ Jetzt wäre er am liebsten im Erdboden versunken. Bitte hasse mich nicht dafür!, sagte er sich immer wieder.

Die plötzliche Stille zerfraß ihn so heftig, seine innere Unsicherheit zeigte sich in einem körperlichen Zittern wider. Er wurde plötzlich an den Schultern gepackt. Und dann sah er nur ein überhebliches Grinsen, scharfe, tödliche Zahnreihen, die ihn zu zerfleischen drohten.

Wenn du mich lässt

Haku keuchte auf, als sich die Zähne in sein zartes Fleisch bohrten. Es war kein Schmerz, der ihn überwältigte, sondern eine schiere Lust. Seine Gedanken drehten sich im Kreis, das Adrenalin peitschte wie verrückt. Zabuzas Mund glitt beißend und saugend an seinem Hals entlang. So etwas in der Art hatte er noch nie erlebt. Und zu seinem Pech spürte er keinen wirklichen Körperkontakt. Es war einzig und allein die Tatsache, so von ihm berührt zu werden, die das Feuer in ihm entfachte. Schwer atmend hielt er sich am Yukata seines Meisters fest. Die Situation schien ihn zu überfordern. Er hatte sie sich stets erträumt, ersehnt, aber zu so etwas war es nie gekommen. „Zabuza...!“, japste er teils verzweifelt, teils erregt.

Zabuza stellte vergnügt die Ungeduld des anderen fest. Er leckte über die Wunden, die er ihm zugefügt hatte. Es trat kein Blut hervor, denn der Körper heilte innerhalb von Sekunden. In seinem jetzigen Zustand hätte Zabuza alle sadistischen Vorlieben ausleben können. Aber er hatte dies nicht im Sinn gehabt, zumal er kein Verlangen danach verspürte. Sofern kein Blut und keine Schmerzen im Spiel waren, würde es sowieso keinen Spaß machen. Schmunzelnd, und ohne Vorwarnung, packte er Haku an den Schultern und riss ihn mit immenser Kraft aufs Bett.

Das lange, schwarze Haar verteilte sich fächerförmig auf dem Kissen. Die Wangen waren rot vor Scham und Erregung. Haku holte tief Luft, denn sein Atem war so stockend und schnell, dass ihn das Gefühl überkam, zu ersticken. „Zabuza...“, wiederholte er. Die respektvolle Anrede, mit der er seinen Meister stets angeredet hatte, war wie vergessen.

Als er sich erneut an seinem Hals zu schaffen machte, bemerkte Zabuza, dass der unter ihm Liegende die Augen halb geöffnet hielt. Er reagierte auf keine Berührung seinerseits, kein Zittern, kein wohliges Kribbeln, und dennoch schien Haku von seinem Tun so angetan zu sein, dass eine Art Kopfkino ihn zum Stöhnen brachte. Er grinste zufrieden und drückte Hakus Gesicht zu sich. Zabuza schaute ihm in die dunklen Augen, die langen Wimpern verstärkten das feminine Äußere um ein Vielfaches. Nachdem er die Zähne bezüglich des darbietenden Anblicks gebleckt hatte, legte er mit sanfter Gewalt seine Lippen auf die des anderen. Obwohl Zabuza ihm nie zu nahe getreten war, schmeckte er dessen Lippen, die sich so wohlvertraut anfühlten, als würde er dies nicht zum ersten Mal machen. Es war eine angenehme Vertrautheit, so wie der süßliche, leicht herbe Geruch seines Atems. Es war alles so täuschend echt.

In so einem Moment wünschte man sich, die Zeit würde für immer stehenbleiben. Hakus Herz schien auszusetzen, und dann schlug es wilder denn je. Er schlang einen Arm um den Körper des anderen, zog Zabuza näher an sich heran. Im gleichen Augenblick schämte er sich für seine besitzergreifende Art, aber anstatt für sein unverschämtes Verhalten angebrüllt zu werden, drückte Zabuza sich ihm entgegen.

Dieser knurrte wohlig. Er teilte mit der Zunge die Lippen des anderen, schob diese prüfend in die feuchte Mundhöhle, tastete sich hier und da durch, bis er auf Gegenwehr stieß. Haku erwiderte! Und er tat dies mit solch einer Inbrunst, dass Zabuza schon die Auswirkung dessen am eigenen Leib spürte. Hakus zweiter Arm hielt sich an ihm fest, liebkoste die gesamte Kehrseite mit streichelnden Bewegungen. Dass der Jüngere von beiden ein ungewohnt aktives Verhalten an den Tag legte, heizte Zabuza an. Aber in seinem Bett war ein Yuki Otoko, ein Männer verführendes Wesen, so etwas war zu erwarten gewesen. Als Haku ein Bein um seine Hüfte legte, die Ferse in sein Fleisch rammte, erfasste Zabuza dessen Schopf mit leichter, dennoch anregender Gewalt. Mit der anderen Hand schob er dessen Körper näher heran und saß sich ruckartig mit ihm auf. Das lange, seidig anfühlende Haar berührte sein Gesicht.

Haku sah ihm wieder in die Augen, der Kuss hatte sich durch den schnellen Schwung gelöst. Die Fingerspitzen fuhren Zabuzas raue Lippen nach, die er heute zum ersten Mal geküsst hatte. „Und... wie ist es?“, forschte Haku neugierig nach. „Das Küssen meine ich.“ Er selbst bemerkte nichts... ihm war nur die Möglichkeit gegeben, es sich schön zu reden.

Sogleich küsste Zabuza ihn erneut, tastete alle Stellen seines Körpers ab, um sich jedes einzelne Detail einzuprägen. Das schien als Antwort zu genügen. Der Mizukage war kein geschwätziger Mann. Zudem waren ihm nicht die richtigen Worte eingefallen, da jene, die für die Situation angemessen gewesen wären, den jetzigen Moment nur unangenehm kitschig gestalten hätten. Aber er mochte es. Und er bereute es zutiefst, es nicht früher getestet zu haben, wo noch alles in bester Ordnung war.

Haku hatte in dieser Hinsicht keine praktische Erfahrung gesammelt. Nur das Theoretische, das er beim Beobachten von Ehepaaren erlernt hatte, wandte er an. Er saugte sich an Zabuzas Hals fest, begann, in sein Fleisch zu beißen. Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete er, wie sein Meister den Kopf zischend und mit schmerzverzerrtem Gesicht in den Nacken warf. Es schien ihm tatsächlich zu gefallen. Er krallte sich an Zabuzas blaufarbigen Yukata fest, diesen von seinen Schultern schiebend. Spielerisch knöpfte er ihm das locker sitzende Hemd auf und schaute glücklich drein, als er den frei gelegten Oberkörper zu Gesicht bekam. Zabuza war sein absoluter Traummann. Es glich einem Wunder, dass er von solch einem Mann aufgelesen wurde und nicht von einem hässlich aussehenden Perversen. Haku fuhr die Konturen seiner Muskeln nach, beäugte diesen durchtrainierten Körper mit Bewunderung. Neugierig wie er war umspielte er die dunklen, erigierten Brustwarzen. Zabuzas unterdrücktes Keuchen spornte ihn an, sich vorzubeugen, und sie mit Zunge und Zähnen zu bearbeiten. Er kannte ein ähnliches Gefühl wie jenes, das Zabuza in regelrechte Ekstase zu versetzen schien. Manchmal hatte er sich an den empfindlichen Stellen seines Körpers berührt, gestöhnt, und sich vorgestellt, ein gewisser Dämon würde die Hand an ihm anlegen.

Zabuza seufzte wohlig und fuhr ihm sanft durch das rabenschwarze Haar. Es fühlte sich so weich an, so frisch gewaschen, so wie er das nicht anders von ihm gekannt hatte. Er vergrub das Gesicht in das nach Kräutern riechende Haar und drückte den anderen näher an sich heran. Ein angeregtes Zischen glitt ihm über die Lippen, als sich Haku unbewusst – oder mit voller Absicht – an seinen Unterleib presste, mit einer flüchtigen, kaum wahrzunehmenden Bewegung an seinen Schritt zu reiben begann. Seine Erregung war deutlich zu spüren und um jegliches Stöhnen zu unterdrücken, erstickte er seine animalischen Laute mit einem Kuss.

Haku schmiegte sich an den Körper seines Meisters. So nah wie jetzt war er ihm noch nie gewesen. Ihm war es wichtiger, Zabuza zu gefallen. Seine Gefühle und Bedürfnisse stellte er wie gewohnt nach hinten. Seine Hand glitt tiefer, ergriff den Bund seiner Hose, die er mit einer geschickten Bewegung zu öffnen wusste – aber dann wurde sein Arm plötzlich gepackt.

„Nicht.“, hörte er die keuchende Stimme seines Meisters sagen. Haku sah auf, ein fragender Blick umspielte seine Gesichtszüge.

„Nicht?“, wiederholte er so leise wie möglich. Endlich hatte er all seinen Mut gefasst und verlor diesen binnen eines Wimpernschlags. Er schien also irgendwas getan zu haben, dass dem Mizukage sehr missfiel. Der Drang sich zu entschuldigen war stärker denn je. „Es tut mir leid.“

„Schau mich an.“, forderte Zabuza auf, als sein jüngerer Begleiter den Blick abwandte, der peinlichen Situation entkommend, und krallte sich in sein Haar fest. „Das Verlangen nach dir ist unbeschreiblich – und das nicht zum ersten Mal.“

Vorsichtig schaute der schwarzhaarige Shinobi ihm in die grauen Augen. „Und dennoch... willst du es nicht. Du wolltest es nie.“ Als er feststellte, wie er mit dem Mizukage sprach, versagte ihm augenblicklich die Stimme.

Der Griff löste sich. Erneut umfasste Zabuza das mit schwarzen Strähnen umrahmte Gesicht. „Ich habe dich aufwachsen gesehen wie einen kleinen Bruder. Und mit jedem Jahr, dass du älter und schöner wurdest, habe ich dich mit den gleichen Augen angesehen wie jene Männer, die dich in ihr Bett holen wollten.“ Nur anders als diese Männer war er sehr beherrscht und nicht schwanzgesteuert. Gefühle und Bedürfnisse hatte man ihm als kleines Kind ausgetrieben, die Ausbildung eines Ninja eben, und deswegen hätte er ihn nie mit Gewalt genommen. Ihm waren sogar die schmutzigen Gedanken so fremd gewesen und er hatte sich dagegen gesträubt, ihnen zu unterliegen. Zudem musste er sich ständig ins Gedächtnis rufen, dass der vor ihm Sitzende eine lebende Leiche war. Haku war makellos schön, alles war so täuschend echt, aber sollte er diese letzte moralische Grenze überschreiten?

Haku nickte so langsam wie möglich. „Verstehe.“ Er lehnte sich zurück und musterte den begehrenswerten Körper seines Meisters. Ein Hauch von Traurigkeit machte sich in ihm breit. Ihm wurde mit einem Schlag bewusst, dass er Zabuza nie so hätte berühren dürfen wie es einem Sterblichen erlaubt war. Er warf einen flüchtigen Blick auf Zabuzas Schoß. Etwas Strammes spannte seine Hose an, aber der Ältere von beiden ignorierte dies geflissentlich.

Zabuza beugte sich über ihn und versank seine Zähne in Hakus weißen Hals. Er mochte den Geruch, der ihn umfing. Leise nuschelnd fügte er hinzu: „Außerdem wird es mir keinen Spaß machen, dich nicht zum Höhepunkt bringen zu können.“ Immerhin war ihm klar geworden, dass Hakus menschliche Gefühle nur von innen kamen. Leid und Lust würde es also in dieser Form nicht geben. „Ich habe das all die Jahre nicht gebraucht... warum also jetzt?“

Haku errötete bezüglich seiner Worte. Die Traurigkeit war wie verflogen. Sein Meister legte den Kopf in seine Halsbeuge und hielt die Augen geschlossen. Eine Müdigkeit schien sich seiner bemächtigt zu haben.

Langsam aber sicher erschlaffte seine Erregung. Zabuza hatte sich geschworen, die Reinheit des anderen um jeden Preis zu bewahren. Denn gerade diese Reinheit machte Haku so überaus perfekt.
 

Die Nacht war so unendlich lang und doch zu schön, um wahr zu sein. Haku drängte seinen Rücken an den Oberkörper des anderen. Zabuzas Arm war fest um ihn geschlossen, fast so, als würde er ihn nie wieder loslassen wollen. Sein warmer, gleichmäßiger Atem berührte Hakus schwarzes Haar. Es spielte keine Rolle, ob tot oder lebendig, denn diese Situation hier war echt. Lächelnd und fröhlich lachend umfasste er Zabuzas Hand, verstrickte die Finger ineinander. Und dann sagte er die Worte, die er ihm schon seit Jahren sagen wollte: „Ich liebe dich, Zabuza.“

Und obwohl keine Antwort kam, da besagter Mizukage bereits eingeschlafen war, lächelte Haku verträumt und wünschte, dass dieser Augenblick niemals enden würde.

Die richtige Entscheidung

Erneut, und das sicherlich nicht zum letzten Mal, begann Zabuza wie gewohnt zu fluchen. „Scheiße! Wo bleiben diese Idioten!?“

„Beruhigt Euch doch...“, sagte Haku so leise wie möglich und starrte die unbekannte Person im schwarzen Umhang feindselig an. Dass sein Meister in letzter Zeit nervös zu sein schien, hätte selbst ein Blinder bemerkt. Aber die Nervosität schien keine Grenzen zu kennen, seit der Fremde ins Zimmer getreten war. Schweigend streckte er den Arm aus, überreichte Zabuza eine Schriftrolle, und trat auch schon einen Schritt zurück. Das Oto-Symbol auf dem Stirnband blitzte auf, als der Mann eine Verbeugung andeutete. „Wir erwarten eine schnelle Antwort, Mizukage-sama.“, sagte dieser mit leichtem Vorwurf in der Stimme.

„Jaja, keine Sorge.“ Zabuza legte die Schriftrolle beiseite. Er schien bereits zu ahnen, was darin geschrieben stand. „Ich unterzeichne das und werde euch Sasuke überbringen.“

„Gut, Ihr wisst genau, was auf dem Spiel steht.“ Der Oto-Nin wandte sich an Haku. Die Geste sagte mehr als tausend Worte. „Er wartet nicht gerne... also beeilt Euch.“

Und so wie ein Blinder sehen konnte, dass dieser Mann Zabuza unter Druck setzte, so würde jeder Vollidiot eins und eins zusammenzählen können: Er schien einen Pakt mit dem Teufel geschlossen zu haben, genauer gesagt mit einem Ninja aus Otogakure, und so wie er Männer mit teuflischen Plänen kannte, würde dieser keine halben Sachen verlangen. Haku musterte die Schriftrolle geradezu interessiert. Egal, was verlangt wurde, sein „Leben“ stand auf dem Spiel.

Der Mizukage seufzte genervt. „Ja, und jetzt verschwinde.“

Erleichterung machte sich in ihm breit, als der Unbekannte das Zimmer verlassen hatte. Schwermütig sank er in den Stuhl zurück. „Wie mich der ganze Scheiß hier ankotzt...“

„Zabuza...“ Liebevoll streckte Haku die Hand nach ihm aus, die Wange berührend, und sagte leise: „Du musst das nicht tun.“

„Ich will aber.“ Ruckartig setzte er sich auf. Zabuza rollte das Papier auf und übersprang die Schriftzeichen gekonnt. Orochimaru hatte ihm bereits gesagt, was die letzte Bedingung sei: Ein Bündnis mit Kirigakure. Zusammen würden sie ein Krieg gegen Konoha führen. Das Land unter den Blättern hatte Zabuza noch nie leiden können. Sie waren keine richtige Ninja, halbherzige Versager, und dennoch hatten sie trotz allem mehr Macht als andere Länder zugesprochen bekommen. Es gab zu viel in seinem Leben, das ihn im wahrsten Sinne des Wortes „anzukotzen“ schien. Somit war es ein Leichtes, dieses Dokument zu unterzeichnen. Die Bedingungen waren genau nach seinem Geschmack gewesen: Er würde von all dem keinen Nachteil haben. Die geheimen Jutsus waren ihm egal, Sasuke war ihm egal und wenn er Krieg anfechten konnte, um Konoha zu zerstören, war ihm die Reaktion der Bewohner auch egal. „Was zur... drehst du jetzt völlig durch?“

Kurz, nachdem er das Papier unterzeichnen wollte, hatte der Jüngere Senbon nach seiner Hand geworfen. Er bezweifelte zwar, dass Haku ihn zu verletzen geplant hatte, allerdings war diese Handlung unüberlegt, trotzig und respektlos. „Haku! Was bildest du dir ein!?“

„Das wirst du nicht unterschreiben.“

„Du hast mir gar nichts zu sagen!“ Und er würde sich auch nicht umstimmen lassen. Nach und nach pflückte er die langen Wurfnadeln aus dem Dokument und setzte erneut zum Schreiben an. Dieses Mal war es aber Hakus Hand, die seinen Arm mit grober Gewalt ergriffen hatte. „Mach nur weiter so, Haku. Dann garantiere ich aber für nichts!“

„Ach, und was willst du tun. Mich töten?“ Haku ließ nicht locker. Sein Gesicht war ungewohnt finster. Genau wie damals, als er Gateau die Hand gebrochen hatte.

„Lass mich los, Haku...“, sagte dieser ruhig. Er vertraute ihm voll und ganz, es gab nichts, das er zu befürchten hatte.

Der schwarzhaarige Shinobi sah ihm in die Augen. „Gut... aber wenn du das da unterschreibst, brech’ ich dir die Hand wirklich.“

So langsam hatte er es aber satt. Nachdem Haku seinen Arm losgelassen hatte, stürzte sich Zabuza wie ein wildes Tier auf ihn. Er riss ihn zu Boden, das lange Haar verteilte sich wie Nächte zuvor fächerförmig auf dem teppichartigen Untergrund. Nur dieses Mal hatte er ihn nicht unter sich gebracht, um mit ihm rumzumachen, sondern um seiner ganzen Wut Ausdruck zu verleihen. „Scheiße, was ist nur mit dir los?!“

„Ich will das nicht...“, bettelte dieser regelrecht. „Ich will das nicht! Ich will nicht der Grund sein, dass es zu einem Krieg zwischen Konoha und Kiri kommt!“

Zabuza schmunzelte amüsiert. „Du bist aber ganz schön eingebildet. Als wenn du der Grund wärst...“

„Es gibt keinen Grund, einen Krieg anzuzetteln. Den Bewohnern geht es doch gut. Warum müssen sie in einen Krieg einbezogen werden, der rein gar nichts mit ihnen zutun hat? Es ist doch alles wie es ist, perfekt, oder etwa nicht? Man hasst dich nicht mehr wie zu Beginn... wieso willst du das aufs Spiel setzen?“

Seit Zabuza ihn zu Boden gerissen hatte, nagelte er ihn mit beiden Händen fest. Es diente zur Sicherheit, zur wessen war wohl eher die Frage. „Pfft... die sind mir so egal, Haku. Die werden mich immer hassen. So wie sie Menschen mit Kekkei Genkai hassen werden. Sie sind ängstlich und tun oft unüberlegte Dinge.“

„Das mag schon sein. Aber alles hat eine Zwischenstufe. Ich denke, die Menschen hassen dich nicht so sehr wie am Anfang. Du hast ihnen gezeigt, dass du dem Dorf helfen kannst, ohne Unschuldige zu töten. Und im Gegenzug werden sie dir zeigen, dass sie die Situation akzeptieren wie sie ist, auch wenn du wahrlich nicht der Mann bist, den sie sich als Mizukage gewünscht haben.“

Haku hatte ihm stets gesagt, dass er einfach nur ein Dickkopf sei. Er mochte es, wenn er ehrlich war, aber in so einem Moment wünschte er sich, Haku würde bedingungslos gehorchen. Und gedanklich forderte er ihn dazu auf, weitere Versuche zu unterlassen, die ihm beim Fortführen seines Plans hinderlich waren.

Die Augen veränderten sich und Haku kämpfte mit aller Macht dagegen an. „Mach diesen Fehler nicht noch einmal... Erinnerst du dich? Du hast mir doch selbst erzählt, dass Gateau dich hintergangen hat. Es war von Anfang an sein Plan gewesen, dich nicht auszuzahlen. Und was wirst du tun, wenn du erneut hintergangen wirst? Wenn du alle Bedingungen erfüllt hast und am Ende löse ich mich doch in Staub auf? Wie sehr kannst du darauf vertrauen, dass du nicht wieder betrogen wirst?“ Er seufzte schwer und machte eine Pause, die Zabuza wie eine Ewigkeit vorgekommen war. „Wenn ich mich in Staub auflöse... dann gibt es niemanden mehr, der dich beschützen kann. Aber jetzt... wenn du es so belässt wie es ist, wird es auch keine Attentate mehr geben. Da bin ich mir sicher.“

Der Mizukage starrte ihn an. Wieso musste er all das sagen? Wieso musste Haku ihn so dermaßen zum Nachdenken anregen? Ja, er hatte mit allem recht. Und dennoch war sie da, die Hoffnung, nicht hintergangen zu werden. Aber wieso erhoffte er sich soviel Nächstenliebe von Orochimaru? Sofern er könnte, würde er diesen auch betrügen, sowie er das bei Gateau getan hatte. Zumindest war es sein Plan gewesen, ihn auszuschalten, nachdem dieser die beiden Ninja ausgezahlt hätte – aber dieser Kerl schien die gleichen Gedanken gehabt zu haben. In der Welt der Ninja gab es eben nur Betrug... und er hatte trotz allem einen Menschen unter sich liegen, der ihn nie hintergehen würde. So wie sein Meister es sich gewünscht hatte.

Zabuza stemmte sich hoch. Er blickte zu seinem Schützling runter und strich über die weiche Haut seiner Wange, die von der einen auf der anderen Sekunde einen dezenten Rotton angenommen hatte. „Und dennoch... ich kann das nicht. Das letzte Stück Hoffnung ist mir geblieben.“

Sanft lächelnd sah Haku ihm in die Augen. „Meine Mutter... als ich noch klein war, erzählte sie mir ein Märchen: Einst wurde ein schöner Junge geboren, der von allen Menschen geliebt wurde. Der Junge war allerdings nicht in der Lage, andere zu lieben. Eines Tages verlor er sein Herz an einen anderen Menschen. Doch aus einem moralischen Grund heraus konnte dieser Mensch diese Liebe nicht erwidern und der schöne Junge versank in eine tiefe Depression. Er schenkte auch der Liebe der anderen keine Beachtung mehr.“ Nach seinem Ausdruck zu urteilen schien Haku dieses Märchen zu mögen. „Sie stellte mir die Frage: Was würdest du dir wünschen, wenn du zwischen der Liebe aller und deiner einzig wahren Liebe entscheiden müsstest?“ Haku lachte glockenhell und wurde schlagartig ernst. „Meine Liebe kannst du nicht verlieren, Zabuza, aber die der anderen. Denk darüber nach.“ Kaum hatte er diese Worte gemurmelt, setzte er unbemerkt ein Fingerzeichen ein, um mit dem Shunshin no Jutsu zu verschwinden. Er löste sich geradezu in Nebel auf.

„Haku!“ Es machte keinen Sinn, ihm zu folgen, mit diesem Jutsu verschleierte Haku seine Bewegung. Seufzend richtete er sich auf. War das ein Liebesgeständnis gewesen...? Und das ganze Märchen war mehr als bedenklich. Zum Teil hätte er gerne gewusst, was Hakus Antwort auf diese Frage gewesen wäre, ihm selbst fiel keine ein. Ihm war es nie wichtig gewesen, geliebt zu werden. Aber als er Haku kennengelernt hatte, merkte er, wie gut es doch tat, einen Menschen um sich zu haben, dem man alles bedeutete. Und er genoss das Gefühl, das die anderen ihm seit neustem entgegenbrachten. „Komm wieder... wenn du meine Antwort wissen willst.“
 

Die Stadt hatte Haku mittlerweile hinter sich gelassen. Obwohl er einen Plan hatte, kam ihm die jetzige Situation wie eine Flucht vor. Er hatte Zabuza seine Gefühle gestanden, irgendwie, und in Wirklichkeit war ihm angst und bange geworden, Zabuza würde diese Liebe nicht erwidern. Manchmal war es einfacher, nichts zu wissen, als die Wahrheit zu kennen. Denn, obwohl er seiner Mutter damals keine Antwort gegeben hatte, war ihm eins nach all den Jahren bewusst geworden: Er wollte nur von einem Mann geliebt werden. Für diesen Mann würde er alles tun.

Haku eilte durch die Wälder. Er versuchte etwas im dichten Nebel zu erkennen. Denn es war ihm wichtig, die Oinin abzufangen, die Sasuke entführen sollten. Die Route war schon die richtige, zudem hatten sie dem Mizukage mitgeteilt, dass er nicht mehr lange auf sie warten müsse. Vier Gestalten lichteten sich. „Endlich...!“

Doch seine Erleichterung löste sich in Luft auf, als er schlitternd zum Stehen kam. Die drei Oinin lagen tot auf dem Boden. Ihre Körper waren durchsiebt von etwas, das die Größe einer Murmel hatte.

Ein Mann mit weißem Haar schulterte den entführten Ninja. „Orochimaru-sama hat schon lang genug gewartet.“, sagte dieser und wandte sich so elegant wie möglich zu Haku um. Smaragdgrüne Augen musterten Hakus schöne Erscheinung fragend. Und dann schienen sich beide einer Sache sicher zu sein: „Der Junge von damals.“

Der Letzte seiner Art

Haku hatte es nie bereut, Sasukes Leben verschont zu haben. Aber heute schien er die Dinge mit ganz anderen Augen zu sehen: Wenn er Zabuzas Befehl ausgeführt, und somit Kakashis Schüler getötet hätte, dann wäre sein Leben ganz anders verlaufen: Er würde jetzt leben! Beim Schütteln des Kopfes flog das schwarze Haar hin und her. Nein, Gedanken wie diese waren in so einer schwierigen Situation unangebracht. Nichtsdestotrotz machte es ihn krank, zu sehen, wie der junge Sasuke herumgereicht wurde wie eine Ware.

Der weißhaarige Mann warf ihm einen gleichgültigen Blick zu. „Ein Kampf ist zwecklos.“ Seine smaragdgrünen Augen durchbohrten ihn bis in sein Innerstes. „Sag deinem Meister, er möge das Dokument unterschreiben. Orochimaru-sama wird ihm verzeihen, so nachlässig mit der Zeit umgegangen zu sein. Er wartet allerdings nicht gerne.“

„Vergiss es.“ Haku zückte mit einem Lächeln die Senbon. „Du hast unsere Männer getötet. Ich kann dich doch nicht ungestraft davonkommen lassen.“ Ja, eins war sicher: Er musste ihn töten, ob er wollte oder nicht. Dass sie sich als Kinder begegnet waren, spielte eine etwas untergeordnete Rolle. Dennoch war da etwas, eine Gemeinsamkeit, die das Ganze hier in gewisser Art und Weise erschwerte. Und obwohl dieser weißhaarige Junge ein Verbündeter war, zumindest nach Zabuzas und Orochimarus gemeinsamem Pakt zu urteilen, hatte er nicht vor, ihm Sasuke zu überlassen. Niemals! Er brauchte nicht auf sein Leben zu schwören, das war vergebliche Mühe, aber er war entschlossen, mit ganzer Kraft zu kämpfen. Hoffentlich würde Zabuza seinem Rat folgen und dieses Dokument auf keinen Fall unterzeichnen. Immerhin entschied es über das Leben vieler Menschen.

„Du bist schön.“ Das Kaguya-Mitglied ließ Sasuke ungewöhnlich sanft auf den Boden gleiten, fast so, als wäre dieser zerbrechlich wie eine Puppe. „Bist du denn auch talentiert?“

Haku riss die Augen auf. „Wie...?“ Es war ungewohnt, sich von einem Gegner so dermaßen aus dem Konzept bringen zu lassen. Zabuza hatte so oft von seiner Schönheit geschwärmt, besonders weil sie effektiv im Kampf gegen männliche Feinde war. Aber der da...? Mit dieser Aussage hatte Haku Hohn und Spott geerntet. Automatisch, und ohne Hakus bewusster Einwilligung, schien die Luft erdrückend kalt zu werden.

„Du scheinst dich deiner Sache ja sicher zu sein.“, sagte Kimimaro und zeigte keinerlei Regung bezüglich der Kälte. „Ich kann dich nicht töten, solange du in der Edotensei-Form bist, aber es gibt Möglichkeiten, deine Seele vom Gefäß zu trennen.“

Er durfte sich nicht einschüchtern lassen. Allerdings löste Kimimaros Aussage mehr Verwunderung in ihm aus als erwartet. Er war zwar nicht zufrieden, in dem Körper einer ihm fremden Person zu stecken, aber er wollte diesen Kampf „überleben“. Er wollte zurück zu Zabuza, in dessen Armen, alles sollte wieder so werden wie damals... zumindest fast. Hier und jetzt würde sich entscheiden, ob er dem letzten Überlebenden des Kaguya-Clans und vor allem dem Tod gewachsen war.

„Mizu Bunshin no Jutsu!“ Hakus Kampfansage. Das Wasser in teichähnlichen Lachen manifestierte sich und zwei Doppelgänger tauchten aus dem kühlen Nass hervor. Sie nahmen seine gewohnte Kampfhaltung ein, mit einer Handvoll Wurfnadeln.

„Reizend.“ Kimimaro zeigte sich keineswegs beeindruckt. Der hübsche Junge ahnte nicht, in was für eine schwierige Lage er sich da gebracht hatte. Es wäre dem Kaguya viel lieber gewesen, er hätte Sasuke und ihn auf ein Nimmerwiedersehen ziehen lassen. Er selbst nämlich würde ein gewisses Risiko eingehen, sollte er den Kampf unnötig in die Länge ziehen. Spielchen hin oder her, sein Leben stand tatsächlich auf dem Spiel.

Nahkämpfe hatten noch nie zu Hakus Stärken gehört, und vor allem schien das hier ein sinnloser Chakraverbrauch zu sein: Die Klone warfen sich mit gezückten Waffen auf Kimimaro. Dieser aber wich nicht nur den Attacken aus, sondern setzte sie mit tanzähnlichen Hieben und Tritten außer Gefecht. Sie lösten sich wieder in Wasser auf. Schade, er hatte eine furchteinflößende Technik erwartet. Eine, die er zu Beginn an hätte analysieren können. Und dennoch schien es die richtige Entscheidung gewesen zu sein: Zum einen hatte er mit eigenen Augen gesehen, welch hervorragender Taijutsu-Meister dieser Kimimaro war, zum anderen hatte er um sie herum Wasser versprengt.

„Meine Zeit ist kostbar. Also hören wir jetzt mit dem Spielchen auf, ja?“ Er richtete die Hand mit gespreizten Fingern auf Haku. Eine Sekunde später sah man etwas rasant Schnelles auf den schwarzhaarigen Ninja zu rasen. Wäre er ein Sterblicher gewesen, dann hätten fünf pistolengroße Kugeln seinen Oberkörper durchsiebt. Stattdessen wurde Kimimaro Zeuge, wie sich der Körper des anderen zu regenerieren begann. Orochimaru war eben perfekt. Er und seine Künste. „Du hättest wenigstens versuchen sollen, auszuweichen.“ Der Kaguya-Junge hatte nur seine Schnelligkeit und seine Reflexe testen wollen. Er kannte das Edotensei gut genug, um zu wissen, dass physische Angriffe sinnlos waren. Aber er durfte sich nicht in die Höhle des Löwen begeben und den Jungen von grundauf unterschätzen. Denn er war dem Ziel so nahe, all seine Dankbarkeit unter Beweis zu stellen und sich für seine Unnützlichkeit zu entschuldigen. Dieser Streit diente als eine Art „Liebesbeweis“, und nur derjenige, der seinem Meister mehr zu verdanken hatte, würde als Sieger aus diesem Kampf hervortreten.

Dass er sich hatte treffen lassen, war eine reine Gewohnheit gewesen. Denn jetzt wo er unsterblich war, verursachten Angriffe wie diese keinen Schaden. Und dennoch sah er Kimimaro mit großen, brauen Augen an. Hatte er das eben richtig gesehen? Hatte der Weißhaarige seine Finger gespaltet und mit Knochenstücken auf ihn geschossen? So eine Technik war ihm nicht bekannt... und sie war ihm nicht ganz geheuer.

Ein plötzlicher Hustenanfall unterbrach die erdrückende Stille. Kimimaro schien sich die Seele aus dem Leib zu husten. Dann aber, als er sich einigermaßen beruhigt hatte, war er wieder die Gleichgültigkeit in Person. Quälend langsam zog er den Reißverschluss seiner Kleidung runter.

„Hey! Was machst du da?!“ Feinde wie diese musste man haben! Natürlich. Gegner, die sich mitten im Kampf das Obergewand abstreiften, um einen makellosen Körper zu präsentieren. Aber dieser Kaguya schien auch kein wahnsinniger Vollidiot zu sein, deswegen ging Haku sicherheitshalber in Abwehrstellung.

Nachdem sich der Weißhaarige bis zur Taille entkleidet hatte, hob sich etwas Faustgroßes an der linken Schulter an. Die Haut spaltete sich und Kimimaro riss sich einen Knochen aus dem Leib. Die Wunde schloss sich genauso schnell wie beim Edotensei – nein, schneller. Gleichzeitig zog er in einer fließenden Bewegung ein blutiges Kunai hervor. Getrocknetes Blut klebte an der Klinge, das sich im warmen Schein der Sonne zu verflüssigen begann. Kimimaro musterte sie liebevoll, und an ihr war ein im Winde wild tanzendes Siegel zu erkennen. „Ich erledige zwei Aufgaben innerhalb von fünf Minuten.“, sagte Kimimaro entschlossen. „Denn Orochimaru-sama erwartet mich.“

Hakus Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengezogen. Ja, auch er wurde von Zabuza erwartet. Er hatte nicht vor, unnötig Zeit und Energie in diesen Kampf zu stecken. „Gut, fünf Minuten.“ Bevor er diesen jungen Mann innerhalb seiner Reichweite herantreten lassen würde, fertigte Haku mit einer schnellen Handbewegung die Fingerzeichen für das „Sensatsu Suisho“ an. Das Wasser hob sich erneut an, manifestierte sich zu tausende Eisnadeln. Sie schnellten auf Kimimaro zu, und entgegen Hakus Erwartung, wehrte er jede einzelne Nadel mit seinem Knochenschwert ab. Die Bewegungen waren fließend und elegant wie bei einem einstudierten Tanz. In punkto Schnelligkeit schien er Haku zu übertreffen, aber auch nur solange, bis der Schwarzschopf Ernst machen und sein Familienjutsu einsetzen würde.

Kimimaro starrte das Wasser an, das ihn kurz zuvor angegriffen hatte. Der Yuki vereinte also Wasser und Wind miteinander und erzeugte Eis. „Kekkei Genkai.“, stellte Kimimaro fasziniert fest. Doch seine Bewunderung fand ein jähes Ende, als eine geschwächte Stimme den Namen des Kiri-nins rief. „Haku...“

Beide blickten den schwer verwundeten Tsurugi an, der im wahrsten Sinne des Wortes einer tödlichen Kugel entkommen war. Er hatte überlebt, das war die Hauptsache. Der Oinin richtete sich auf, die verletzte Stelle haltend, und schien sich verpflichtet zu fühlen, dem schwarzhaarigen Ninja beizustehen.

Haku allerdings brauchte keine Unterstützung. Er hätte ihm gerne die Wunde versorgt, ihm Zeit zum Pausieren gegeben, aber Kimimaro war sicherlich ganz anderer Meinung. Somit deutete er auf den bewusstlosen Sasuke. „Kirigakure wird in einen Krieg gezogen, sollte dieser Junge in die Hände dieses Mannes geraten. Bring ihn zurück, das wäre auch Zabuza-sans Befehl gewesen.“ Gut, diese Behauptung war riskant, und vor allem hatte er nicht die leiseste Ahnung, wie sich Zabuza entscheiden würde. An dieser Stelle konnte man nur hoffen und beten, ein geliebter Mensch würde genau das Richtige tun.

Sogar Kimimaro gab dem Schwerverletzten genug Zeit, um auf die Beine zu kommen. Doch als dieser mit trägen Schritten auf Sasuke zuging, und sich tatsächlich dazu entschlossen hatte, diesen mitnehmen zu wollen, richtete der Weißhaarige seine Finger auf ihn. Erneut schnellten Knochenstücke wie Pistolenkugeln hervor und selbst der eisige Wall, den Haku zum Schutz erzeugt hatte, war ihnen ausgeliefert. Sie gingen durch diesen hindurch. Tsurugi verdankte es seiner Aufmerksamkeit, im richtigen Moment ausgewichen zu sein.

„Meine Knochen sind härter als Stahl.“, meinte Kimimaro trocken und setzte zu einem weiteren Angriff an. Haku folgte dieser Bewegung und hatte sich zu der idiotischen Entscheidung bewogen, die Kugeln mit seinem unsterblichen Körper abzufangen. Denn auch wenn sie härter waren als Stahl, jedes Hindernis bremste ihre Kraft ab.

„Geht! Schnell!“ Haku ignorierte die kalte Luft, die sich um ihn herum gebildet hatte. Er musste das Makyou Hyoushou einsetzen, ansonsten war er der Schnelligkeit des anderen nicht gewachsen. Viel wichtiger war es aber, Tsurugi einen gewissen Vorsprung zu verschaffen. Aber kaum hatte er die Finger miteinander verflochten, um das ihm bekannte Zeichen zu formen, war Kimimaro schon auf ihn zugeeilt. Das Knochenschwert durchtrennte seine Arme wie Butter. Laut klatschend fielen sie zu Boden und binnen weniger Sekunden lösten sie sich in Staub auf. Währenddessen bildete sein halbtoter Körper neue Armglieder nach – allerdings nicht schnell genug.

Kimimaro zeigte ein vergnügtes Lächeln. „Das ist sehr bedauernswert, dass dein Körper bereits das Zeitliche gesegnet hat.“ Es bereitete ihm Freude, in die großen, vor Schock geweiteten Augen zu sehen. Sie waren bemerkenswert schön, bekennte dieser neidlos. Das Knochenschwert auf den erdigen Boden fallen lassend, zog er den Leib des anderen an sich heran. Er schlang den linken Arm um Hakus schmächtigen Körper. Lieblos umarmte er ihn. Plötzlich, und das völlig unerwartet, traten Kimimaros Rippen hervor und sie durchbohrten Haku gnadenlos.

Es war kein Schmerz da, nichts, das er fühlte. Nur die Angst war ihm ins Gesicht geschrieben. Wäre er nicht schon tot gewesen, dann wäre er jetzt wohl bleicher als eine Leiche. Er sog scharf die Luft ein. Ja, er war regelrecht gelähmt vor Entsetzen.

„Schade.“, flüsterte Kimimaro ihm ins Ohr. „Du wärst vielleicht sogar ein besseres Gefäß für Orochimaru-sama geworden.“ Und dann stach er ihm das blutige Kunai in den Schädel und Hakus Sicht der Welt verschwamm in einem einzigen Atemzug.

Nur ein Herz aus Eis

Das Dokument wurde im Eifer des Gefechts zerrissen. Zabuza und Mei hatten sich darum gestritten wie zwei Kinder um eine bedeutungslose Kleinigkeit. Er starrte das zu Boden gehende Pergament mit geöffnetem Mund an. „Großer Gott.“, war das Einzige, das er in so einem Moment zu sagen hatte.

„Ich lasse das nicht zu!“, rief die schöne Kunoichi aus und schlug wütend auf den Tisch ein, sich dabei das Gesicht des anderen vorstellend. „Hörst du? Nicht noch einmal! Nie wieder!“ Erst, als ihr die Tränen in die Augen traten, flüsterte sie mit ruhiger, ja geradezu trauriger Stimme: „Es war so schlimm... der Krieg mit Konoha hatte alles verändert... alles hatte sich zum Schlechten gewendet...“

Der schwarzhaarige Mizukage warf ihr einen hilflosen Blick zu. Tränen. Sie fing in seiner Gegenwart tatsächlich an zu weinen. Zum dritten Mal, stellte er verwundert fest. Zum einen nach der Geninprüfung; da hatte sie sich heimlich in ihr Zimmer verkrochen und geweint. Und dann war da dieser seltsame Abend gewesen. An jenem Tag hatte er beschlossen, den Mizukage Yodaime zu stürzen. Mei hatte sein Vorhaben durchschaut und ihn in seine Wohnung geleitet. Nachdem sie sich eine ganze Weile wegen des im Zimmer herrschenden Chaos gestritten hatten, war Mei in Tränen ausgebrochen. „Erst er… und jetzt du…?“ Ein Vorwurf, den er nie vergessen würde. Er hatte nur eines gewusst: Den Mizukage zu stürzen wäre das Beste für das Dorf gewesen. Hinfort mit den guten Erinnerungen an Yagura, der sanfte, lebensfrohe Mensch war ein Tyrann geworden; und er hatte den Tod eines Menschen in Kauf genommen, der für Mei und Ao eine fundamentale Stütze gewesen war… für ihn irgendwo auch.

Er seufzte schwer. Das gehörte doch alles der Vergangenheit an. Zabuza blickte zu Mei rüber, sie hatte sich mittlerweile die Tränen aus dem Gesicht gewischt und überspielte ihr schwaches Verhalten mit einem Lächeln. Er war völlig überfordert mit der Situation. Das schwächere Geschlecht erwartete in so einem Moment Beistand, Mitgefühl… aber der Mizukage wäre niemals in der Lage gewesen, einem Menschen, egal wie wichtig dieser ihm auch war, jenes Mitgefühl zu übermitteln. Menschen taten es mit einer Umarmung, mit netten Worten, er aber tat dies mit Ignoranz.

Das Schweigen kam ihm wie eine Ewigkeit vor. „Ach verdammt…“, fluchte er. „Das wird nicht mehr passieren, ja? Ich hatte sowieso nicht vor, das hier zu unterschreiben.“

„Und das sagst du erst jetzt?!“ Ihre Hand war zu einem Schlag angehoben, ein ordentlicher Fausthieb, und dieser Mistkerl würde die Wand küssen!

Zabuzas Schutzengel, in der Form eines Oinins, trat in den Raum. Schwerverwundet. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, zu klopfen. Dieser sank eindeutig geschwächt von all den Strapazen auf die Knie. Erstaunlich, dass er sich mit diesen Wunden auf den Beinen hatte halten können. Mit gedämpfter Stimme stattete der Oinin namens Tsurugi Bericht: „Wir sind aus dem Hinterhalt überfallen worden… drei meiner Männer sind tot… Uchiha Sasuke ist aber in Sicherheit.“ Der Mission kam die höchste Priorität zu, Verluste waren in der Welt der Ninja nebensächlich.

Zabuza ahnte, dass dieser Orochimaru hinter diesem Anschlag steckte… und dann riss er auch schon die Augen auf. „Haku!“

„Er hat uns geholfen… und sich dem Fremden gestellt.“, merkte Tsurugi an. Er brauchte eindeutig die heilende Hand eines Iroynins.

Schnellstens stemmte sich Zabuza hoch. Da er von der Natur aus ein Egoist war, eilte er aus dem Raum, die anderen ignorierte er geflissentlich. Am Treppengeländer angekommen überkam ihn die Erkenntnis, dass sein Begleiter eigentlich unsterblich war. Lächerlich, wenn man bedachte, wie panisch er das Zimmer verlassen hatte. Und dennoch… dieser Fremde war mit großer Wahrscheinlichkeit Orochimarus Anhänger gewesen, zumindest sprach die Motivation, Sasuke entführen zu wollen, für seinen Verdacht. Dieser Sannin hatte Haku unsterblich gemacht, und sicherlich würde dieser ihm die Unsterblichkeit binnen einer Sekunde entziehen können. Daher war er zu Recht aus dem Raum geeilt. Laufend, und zwei Stufen gleichzeitig nehmend, stieg er die unzählige Anzahl an Treppen herunter, und kam erst außerhalb des Gebäudes zum Stehen.

Ao war ihm entgegen gekommen, der Ausdruck in seinem faltigen Gesicht sprach Bände. „Haku ist auf dem Weg hierher…“, sagte dieser mit der Ernsthaftigkeit eines Mönches.

„Das ist gut.“

„Wohl kaum… sein Chakra hat sich verändert. Ich ahne ein böses Erwachen.“ Und dann sah der ältere Mann in die Richtung, aus der der unsterbliche Ninja kommen würde. Zabuza folgte seinem Blick, dann aber ging er auch schon in die besagte Richtung. Seine Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Böses Erwachen also. Am Stadttor angekommen, wartete er eine gefüllte Ewigkeit auf seinen treuen Begleiter. Sowohl Ao als auch Mei, die scheinbar nach der sicheren Unterbringung des Oinins zu ihnen gestoßen war, schlossen sich ihm an, mit Abstand wohl bemerkt.

„Wir werden seinen Körper versiegeln müssen.“, sagte der erfahrene Ninja und erntete seitens Mei einen fragenden Blick. „Ich denke… er hat seine Menschlichkeit verloren.“ Er hatte sogar Vorbereitungen für diesen schicksalhaften Tag getroffen; natürlich ohne die Zustimmung des Mizukages, aber Zabuzas Meinung war ihm reichlich egal. Er würde in ihm wohl immer das trotzige Kind sehen, das von Böswilligkeit zerfressen war. „Und dich werde ich brauchen, um ihn zu bekämpfen.“ Es machte keinen Sinn, an die Vernunft des anderen zu appellieren, dieser mochte zwar kein Vollidiot sein, aber Zabuza hatte sich stets von seinen egoistischen Gefühlen leiten lassen.

„Ich hoffe nur, Zabuza wird dies erkennen, bevor es zu spät ist.“

Ein schemenhafter Körper schälte sich aus dem Nebel. Hakus menschlich aussehender Leichnam bewegte sich wie von einem Puppenspieler geführt auf Zabuza zu. Dieser schien ihn freudig erwartet zu haben, denn ein kleines Lächeln zeichnete sich unter seiner Bandage ab. Und obwohl er froh war, ihn zu sehen, verursachte der Anblick bei ihm einen kalten Schauer. Menschliche Gefühle waren aus seinem Gesicht weggewischt worden, er wirkte mehr wie eine tote, zerbrechliche Puppe.

Der Unsterbliche schritt auf ihn zu, die Senbons in seinen Händen waren zu einem Angriff angesetzt. Der erste Wurf ging daneben; Zabuza hatte die dünnen Nadellanzetten mit seinem Enthauptungsmesser pariert, dabei war er die gleiche Anzahl an Schritten zurückgegangen, die der andere auf ihn zu machte. „Mischt euch nicht ein!“, rief er den beiden Ninja zu, obwohl er in seiner jetzigen Lage nicht einmal hätte überprüfen können, ob sie ihn hatten unterstützen wollen.

Der nächste Wurf. Der gleiche Gegenangriff. Nur dieses Mal spürte Zabuza zwei bis drei Nadeln, die seine muskulöse Haut zierten. Die Verletzungen waren keineswegs tödlich. „Verdammt! Haku, lass den Scheiß!“ Knurrend versuchte er den Jüngeren, zur Besinnung zu bringen. Dieser reagierte nicht einmal auf die Worte, die Zabuza ihm zu sagen hatte. Sie zeigten keinerlei Wirkung.

„Das sieht übel aus…“ Ao verfolgte den Kampf mit ernst wirkender Miene; ihm entging kein einziges Detail. Zabuza schien wohl gehofft zu haben, den Kampf außerhalb der Stadt austragen zu können. Haku drängte ihn ins Innere, der Kampf vor den Augen der Dorfbewohner ausfechtend, und hätte eigentlich leichtes Spiel gehabt, Zabuza schwer zu verletzen. Denn dieser kämpfte nicht mit ganzer Kraft, es hatte sich auch bislang keine Gelegenheit zum Gegenangriff geboten.

„Warum... hier? Er will doch nicht etwa die Bewohner verletzen...“ Und schon bald schien Mei die Antwort zu kennen. „Er will Zabuza stürzen.“

„Ganz recht. Die Bewohner sind nur Augenzeugen...“ Die Angelegenheit war zum Mäusemelken; egal, von wem Haku kontrolliert wurde, dieser jemand hatte vor, mit dessen Hilfe Mizukage zu werden. Die Bewohner sahen Haku als einen Teil des Dorfes an, mitunter hatte er dies Zabuza zu verdanken, und somit wäre es ein Leichtes, sich diesen Rang anzueignen. Denn auch der Schwertkämpfer hatte so den Titel erworben.

Haku verharrte an Ort und Stelle, er schien einen geeigneten Platz zum Kämpfen gefunden zu haben. Die Bewohner feuerten ihn an. Schweren Herzens stellte Zabuza fest, dass man ihn auf Ewig hassen würde. Wie dem auch sei, er würde sich seinen Titel nicht streitig machen lassen. Von niemanden, auch nicht von Haku.

Sieh es ein, er ist tot... warum also zögerst du, Zabuza? Selbstgespräche wie diese hatte er bislang nicht geführt. Er war in eine äußerst verzwickte Lage geraten, er hatte nämlich nicht das Bedürfnis, Haku zu verletzen, obwohl dieser Gedanke völlig absurd war.

Seine Unentschlossenheit wurde bestraft: Der Erbe eines Kekkei Genkai setzte zu einem Angriff an und versank mehrere Nadeln in den Körper des anderen. Zabuza zischte unzufrieden. Was ist nur los mit dir! Wenn du jetzt nichts unternimmst, dann ist das dein Ende! Konzentrier dich!

Er brauchte Zeit, und vor allem Ruhe. Die Rufe der Dorfbewohner nahm er zwar eher wie eine schlechte Hintergrundmusik wahr, dennoch war das Geplärre unerträglich. Schnell fertige er die Fingerzeichen für das „Kirigakure no Jutsu“ an und ein dichter, starker Nebel stieg auf.

„Zabuza, du Narr!“, war das Einzige, das der Mizukage zu hören bekam. Er ignorierte die Bemerkung am Rande, zu seinem Glück hatten sich die Dorfbewohner in Schweigen gehüllt, da er jetzt voll und ganz auf die Schritte des anderen konzentriert war. Er hörte sie, die Nadeln, die auf ihn zugeeilt kamen, und diese wurden mit Leichtigkeit pariert. Während er also Hakus Angriffe zu blocken versuchte, malte er sich angestrengt eine Strategie aus... es kam allerdings nichts Gescheites zu Stande.

„Pass auf! Um dich herum!“

Aos Ruf kam zu spät. In schneller Abfolge wurde er nacheinander von den Lanzetten getroffen, die so schnell auf ihn zu geschossen kamen, dass Zabuza überhaupt nicht die Möglichkeit gegeben war, diese zu parieren. Er wurde von einem Regen aus Nadeln übergossen, die einzige Möglichkeit war das Schwert wie einen schützenden Wall um sich zu schlagen; allerdings bestimmte er die Richtungen willkürlich, denn der Nebel beeinträchtigte auch seine Sicht. Aber selbst wenn dieser nicht hier gewesen wäre, wäre er Hakus Makyo Hyosho ausgeliefert.

Die Zeit blieb stehen, das Einzige, das er spürte, war Schmerz. Haku schien zwar auch willkürlich mit den Nadeln um sich zu werfen, aber die eine oder andere schien tatsächlich einen Nerv getroffen zu haben; es war unmöglich, den linken Arm zu bewegen. Und wie damals bei Kakashi, in einem hoffnungslosen Moment, gab er sich der Verzweiflung hin. Werde ich hier sterben... wird es Haku sein, der mich tötet? Ist das die Rache für die Ermordung zweier Menschen, die mir wichtig waren...? Es war doch so einfach, zu töten, egal wie wichtig dieser Mensch ihm doch war. Ameyuri war ein guter Freund gewesen... sein Meister war ein Elternersatz gewesen... und Haku...? Es war doch alles so spielendleicht gewesen!

Zabuza ergriff das Enthauptungsmesser, konzentrierte all das Chakra, das er aufbieten konnte, und stürmte blindlings los, den Spiegeln entgegen. Er ignorierte die hier herrschende Kälte, die mittlerweile ihren Tiefpunkt erreicht hatte. Als er einen Spiegel sichtete, hob er das Schwert an und zerschlug diesen mit ganzer Kraft; es war ein Wunder, aber der Spiegel zerbarst unter der Heftigkeit seines Schlages. Zabuza hatte nie eine Möglichkeit gefunden, dieser Technik zu entkommen. Aber jetzt, wo er all seine Vitalität, all sein Chakra in diese Hiebe manifestierte, da schien es geradezu einfach zu sein, einen Spiegel nach dem anderen zu zerschlagen. In seinem Adrenalinrausch bemerkte er nicht die Nadeln, die sich in seine Haut fraßen, sein Wille schien Berge zu versetzen. Und endlich, da auch Haku langsamer geworden war beziehungsweise sich nicht mehr in seinen Spiegeln verstecken konnte, da eilte der Mizukage schon auf ihn zu. Der Schwertkämpfer durchtrennte Hakus rechten Arm, da dieser die Anspielung gemacht hatte, weitere Spiegel entstehen zu lassen. Sie waren sich so nahe... er sah ihn, seine ganze Erscheinung, und vor allem ein emotionsloses Gesicht, das bei der Durchtrennung des Armes keine Miene verzogen hatte.

Zabuza war am Ende seiner Kräfte, die Schmerzen machten sich bemerkbar und er hatte das Gefühl, seine Beine waren gelähmt vor Taubheit. Er sackte auf die Knie und sagte lachend aber bitter: „Tja... dann sterbe ich eben...“, stellte er pikiert fest, als Haku mit der übriggebliebenen Hand Fingerzeichen schloss. Wie sehr hatte er ihn für diese Begabung bewundert und jetzt schien ihm dieses Wunderkind zum Verhängnis zu werden. Es gab keine Möglichkeit zur Flucht.

Eisige Nadellanzetten stiegen empor und sie würden Zabuza durchsieben wie eine Eiserne Jungfrau. „Verzeiht mir, Zabuza. Ihr hättet mich niemals auferwecken sollen... denn ich bin dieser Technik nicht gewachsen.“

Kaltes Grab

Der gellende Schrei einer Frau ertönte. Es war ihre Stimme. Sein Name. Gefangen in endloser Qual richtete Zabuza eine leise geflüsterte Entschuldigung an Haku. Er war am Ende seiner Kräfte. Der schwer verwundete Körper war nicht in der Lage gewesen, die Flucht zu ergreifen. Selbst sein Wille aus Stahl hatte ihn nicht zur Bewegung antreiben können. Jetzt war es zu spät. Er würde die Konsequenzen seiner Taten zu spüren bekommen. Das war wohl die Strafe des Himmels. Vergeltung.

Zabuza seufzte schwer, als sein trüber Blick auf Haku ruhte. Der zierliche Körper des Jünglings verschwamm, wurde eins mit dem Nebel. Es war die eigene Sicht, die an Schärfe verlor.

„Zabuza!“ Schon wieder diese Stimme. Sie kam näher. Und dann erschallte ein seltsam klingendes Geräusch ähnlich dem Fall eines nassen Sackes.

„Schnell! Seine Seele muss versiegelt werden!“

Die Gestalten, die der Nebel kurz zuvor verschlungen hatte, wurden klarer. Zabuza bemühte sich, seinen Kopf zu heben. Sein Körper schien sich wie von selbst zu bewegen, die Hand krallte sich in den Boden, zog sich Stück für Stück in die Richtung der anderen. „Nicht...“, sagte dieser mit geschwächter Stimme. Ao und Mei hatten vor, seinen langjährigen Begleiter zu versiegeln. Für immer.

Obwohl der Nebel sich gelichtet hatte, war die ganze Umgebung verschwommen; unscharf wie in einem Traum. Erst in der Nähe der drei Gestalten erblickte er die langen, eisigen Nadellanzetten, die Haku erdolcht hatten... und dann lösten sich diese in Wasser auf.

„Zabuza...“ Mei warf ihm einen hilflosen Blick zu. Es war eine Qual, diesen Mann, den sie seit Anbeginn ihrer Kindheit kannte, in einem so erbärmlichen Zustand zu sehen. Aber die Wunden Hakus heilten in Nu. Für das Wohl des Dorfes mussten sie so schnell wie möglich handeln, dies sollte auch in Zabuzas Interesse sein.

Der Dämon aus Kirigakure erreichte Haku. Dieser lag leblos und mit einem abgerissenen Arm da. Das losgelöste Stirnband verdeckte die tot blickenden Augen. Das Bild... er war also derjenige, der all die Menschen tötete, die ihm wichtig waren. Er drückte ihn an sich, den leblosen Körper, der sich zu heilen begann. Und dann verlor er binnen einer Sekunde das Bewusstsein.
 

„Es schneit.“

„Zu dieser Jahreszeit?“

Der jung aussehende Mann warf dem Himmel einen erfreuten Blick zu, um sich von der Echtheit des Schnees zu überzeugen. „Ja... das müssen die Tränen einer Yuki Onna sein... oder eines Yuki Otoko... doch ich mag bezweifeln, dass ein kaltherziger Mann in Tränen ausbricht.“

„Allein der Gedanke, dass sich ein Mann deines Alters mit Märchen auseinandersetzt, bringt mich zum Weinen.“

„Hey! Ich erzähle das nur, weil wir in Begleitung eines Kindes sind!“ Hauchzart machte sich eine verdächtige Schamesröte in Ameyuris Gesicht breit. Er deutete auf das auf dem Enthauptungsmesser liegende Kind, das wegen seiner ersten S-Rang-Mission erschöpft zusammengebrochen war. Zabuzas Sensei hatte ihn mithilfe seines Schwertes getragen, das er spielend leicht schulterte wie das Gewicht einer Feder.

„Still.“, ermahnte ihn der Träger des Schwertes. „Ihn als Kind zu betiteln, wird ihn gewiss beleidigen.“ Schweigend schritten sie nebeneinander her, auf den Weg nach Kirigakure, und sogleich stellte der Mann Ameyuri eine ernstgemeinte Frage: „Du glaubst dieser Geschichte doch nicht, oder?“

„Keine Ahnung... vielleicht sind die Mitglieder des Yuki-Clans nur ein Mythos... oder sogar die Personifizierung des Winters. Aber allein der Gedanke... eine Frau zu umarmen, die schöner sein soll als jede andere... das schwarze, lange Haar und die weiße Haut zu berühren... lässt mein Blut in den Adern gefrieren.“ Er seufzte wohlig bei dem Gedanken, so einer Schönheit zu begegnen... und ihr dann zu unterliegen wie ein kleines, wehrloses Tier.

„Man sagt auch, derjenige, der es schafft, das Herz einer Yuki Onna zu erobern, dem wird endloses Glück widerfahren werden. Aber bislang soll es keiner geschafft haben... sie sind alle bei dem Versuch gestorben.“ Und als wenn es das Normalste wäre, beim Flirten zu sterben, zuckte Ameyuri desinteressiert die Schultern. Er schien dieser Sache doch nicht ganz so blauäugig geglaubt zu haben wie es Zabuzas Sensei vermutet hatte.

„Ich werde es schaffen.“

Die beiden Schwertkämpfer wandten die Köpfe in die Richtung, aus der die euphorisch klingende Stimme gekommen war. Zabuza war erwacht, scheinbar hatte dieser nur so getan, als würde er schlafen. Vermutlich war er zu müde gewesen, um einen auf erwachsenen Mann zu trimmen, und hatte lieber den Bewusstlosen gespielt. Der Junge streckte einen Arm in die Höhe, den Blick starr gen Himmel gerichtet, und tastete nach der kalten Substanz, die auf seiner warmen Haut zu schmelzen begann. Es war ein schöner Anblick, einen, den er selten zu sehen bekam; aber sein einziges Interesse galt der Geschichte, die Ameyuri zu erzählen hatte.

„Was ist mit deinem Ziel, Mizukage zu werden?“, spottete sein Meister und ließ das tot bringende Schwert sinken; denn Zabuza mochte es nicht, wie ein Kind getragen zu werden... aber er hätte diesen ja unmöglich auf dem Schlachtfeld zurücklassen können, verletzt und vor allem bewusstlos durch all die anspruchsvollen Kämpfe.

„Das auch... und ich werde das Herz einer Yuki Onna erobern.“ Er zeigte ein diabolisches Lächeln, zumindest versuchte er dies. Die beiden Männer hingegen fanden diese Grimasse überaus niedlich. Scheinbar hatte Zabuza die Bedeutung „Herzerobern“ auf eine andere, wohl eher blutige Art interpretiert.

Ameyuri spitzte die Lippen, anrüchig fragte er: „Und wenn du nur einen Yuki Otoko findest... was dann?“

Der Träger des Kubikiribocho-Schwertes blieb stehen, eine Augenbraue skeptisch in die Höhe ziehend. „Und genau wegen solcher Sprüche halten dich die Leute für homosexuell.“

Das Gesagte wurde verarbeitet. Der Weißhaarige errötete schneller als gedacht und dann ergriff er, teils panisch, teils wütend die Flucht. Er lief voraus und dachte nicht daran, auf die beiden zu warten.

Zabuzas Sensei lachte leise, solche Schikanen waren genau nach seinem Geschmack. „Der wird die nächste Zeit Ruhe geben.“ Natürlich hatte er ihn nur auf den Arm nehmen wollen, manchmal tat man sich aber keinen Gefallen damit, sich bei einem androgynen Gesicht das Haar bis zur Hüfte wachsen zu lassen. Da kam man schnell auf falsche Ideen.

Mochten andere über so etwas lachen, Zabuza tat dies nicht. Stattdessen warf er seinem Meister nur einen skeptisch wirkenden Blick zu und sprach mit gespielt ernster Stimme: „Wenn ein Ninja, das Gleichgewicht von In und Yo bewahren muss, und es zur menschlichen Natur gehört, das andere Geschlecht zu lieben... heißt es dann, dass ein Ninja dazu verpflichtet ist, das gleiche Geschlecht zu mögen?“

Todesstille. Es erfolgte keine Antwort. Sein Meister starrte ihn mit einem schwer zu deutenden Ausdruck im Gesicht an, und dann eilte er voraus, Ameyuri folgend und diesem drohend.

Zabuza schüttelte den Kopf und dann widmete er sich ein letztes Mal dem Schnee zu, ehe er den beiden Personen folgte, die sein schwarzes Herz ein wenig erwärmt hatten.
 

Lachen, laut und störend. „Es nervt...“ Es waren die Stimmen spielender Kinder. Sie tobten wie von Sinnen auf dem Hof. Zabuza wurde von einer Eiseskälte erfasst und schmiegte sich unbewusst in die warme, weiche Decke, die man um seinen verletzten Körper gewickelt hatte. Erst, als er realisierte, dem Tod entkommen zu sein, öffnete er seine graublauen Augen. Mühsam wandte er den Kopf in die Richtung, aus der die Stimmen kamen. Die Fenster waren beschlagen von der Kälte, Schnee bedeckte diese wie weißer Puderzucker. Eine einsame Blume, erfroren im kalten Wasser, schmückte das steril eingerichtete Zimmer einer Krankenstation. Und kaum hatte er das Zimmer besichtigt, fand seine vertraute Einsamkeit ein jähes Ende.

Mei war wohl in der Lage, seine Gedanken zu lesen, vielleicht hatte sie auch einen Bewegungsmelder an seinen Körper befestigt... all das Schlechte, das er ihr zugesprochen hatte, spielte in diesem Augenblick keine Rolle mehr. Er war froh, sie zu sehen, dankbar, in so einem Moment nicht allein gelassen zu werden.

„Du hast ganz schön lange geschlafen. Du hast wie ein Stachelschwein ausgesehen.“ Sie verharmloste seine schweren Wunden, die ein Mediziner problemlos geheilt hatte. Die schöne Kunoichi trat an das Fenster, öffnete dieses und hieß dem kalten, ins Zimmer ziehenden Wind Willkommen. „Seit du in Ohnmacht gefallen bist, hat es geschneit. Den Kindern bereitet das Freude.“ Das Lachen ihrerseits war so glockenhell wie das einer vertrauten Person, die nicht mehr unter ihnen weilte.

Zabuza schwieg wie gewohnt, denn ihm war nicht nach Reden zumute. Er spürte, dass es sein Wunsch gewesen war, im Schlaf zu sterben. Dennoch hatte Haku sein Leben für ihn geopfert, und das nicht zum ersten Mal. Seine Tränen, in Form des Schnees, sprachen sogar dafür, dass er sich freute, Zabuza am Leben zu wissen. Er würde das Leben nicht wegwerfen, das man ihm geschenkt hatte. Selbst wenn dies bedeutete, allein zu bleiben. Ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit, klein und für Mei kaum erkennbar, aber ihm wurde schlagartig klar, dass er nicht allein war. Er hatte Mei... Ao... nun ja, zweite Person war kein allzu großer Trost, aber diese war da... das war alles, was zählte.

„Willst du Haku beerdigen lassen? Wir warten nur auf deine Zustimmung.“

„Ja...“, sagte Zabuza gedehnt, denn die Müdigkeit machte ihm schwer zu schaffen.

„Gut, sie haben ein Grab für ihn ausgehoben. Sollen wir gemeinsam gehen, wenn du wieder fit bist?“

„Nein, ich mach das alleine.“ Es würde auch nicht so schwer sein, ein offen stehendes Grab zu finden, das man für Haku gegraben hatte. Zabuza nahm sich vor, es so früh wie möglich zu erledigen. Es war das Beste für die Seele seines vertrauten Schützlings; diesem sollte endlich die letzte Ehre erwiesen werden und auch seine Seele würde den Frieden finden, den er ihm zuvor aus Egoismus verweigert hatte. „Bring mir warme Kleidung.“

„Wie heißt das Zauberwort?“

„Aber flott.“ Lächelnd schloss er die Augen, als Mei gespielt wütend das Zimmer verließ. Gleich, Haku, lass mich nur eine kleine Weile schlafen.
 

Der Schnee gab unter seinen Schritten nach. Unglaublich, wie viel sich von dieser weißen Substanz angesetzt hatte. Die Kinder spielten fröhlich und die älteren Bewohner erfreuten sich an diesem Anblick, der in so einer Jahreszeit nie geboten wurde. Zabuza zog wie ein Geist unbemerkt an ihnen vorbei, auf dem Weg zum Friedhof. Er hatte Hakus Grab besuchen wollen, bevor man diesen beerdigen würde. Er wusste nicht warum, vielleicht wollte er nur die Stelle wissen, an der er ihn demnächst besuchen würde.

Der weiße Schnee bedeckte alles, die Grabsteine waren nicht zu sehen. Er hatte bis vor kurzem die Gräber einiger Personen besucht, von daher war es ein Leichtes für ihn, diese zu finden. Das Grab hatte man in ihrer Nähe ausgehoben, so wie Zabuza es sich gewünscht hätte. Er würde sich wohl oder übel bedanken müssen. Er trat an die Aushebung, und selbst ein Stein war Haku zu Ehren gemeißelt worden. Wie schmeichelhaft. Was sie ihm wohl gewidmet hatten ohne seine Erlaubnis? Zabuza beugte sich schmunzelnd vor, wusch den Schnee zur Seite. Dann aber, als er die Worte erfasste, erbleichte er. Der Name war hässlich eingeritzt worden. Momochi Zabuza...

Und als der Mann, dem das Grab gewidmet war, die Flucht ergreifen wollte, schlug ein harter Gegenstand auf ihn ein. Das dumpfe Geräusch des Schlags war nicht mit dem Fall zu vergleichen, als Zabuza bewusstlos ins kalte Grab fiel.

„Er ist noch nicht tot.“, ertönte die emotionslose Stimme eines Kindes.

Ein kurzes hysterisches Lachen. „Ja, aber schon bald. Ich werde nicht um ihn weinen. Denn uns verbindet keine schöne Erinnerung.“

Ein Dolch wurde ins Grab geworfen. Symbolisch wie der Wurf einer Blume, um der toten Person ein letztes Geschenk mit auf den Weg ins Jenseits zu geben. Präzise durchbohrte das Messer das Fleisch, ein lebenswichtiges Organ treffend, und es war nicht möglich, festzustellen, ob Zabuza der Wunde oder dem kalten Schnee erliegen würde, der gemischt mit Erde auf ihn zugeschüttet wurde. Das spielte auch alles keine Rolle mehr... für keinen aus Kirigakure.

Zabuza war fort. Man würde nur die Menschen flüstern hören, die sahen, wie dieser einer schneeweißen Gestalt ins Jenseits gefolgt war. Entführt von einem Mitglied des Yuki-Clans, das sein Grab im eiskalten Schnee errichtet hatte.
 

... und es wird kalt.



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Kommentare zu dieser Fanfic (48)
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Von:  Dabi
2012-12-16T15:18:47+00:00 16.12.2012 16:18
Das Kapitel, war wirklich unglaublich, mit so etwas hätte ich wirklich nicht gerechnet. Ich bin echt froh endlich das Ende gelesen haben zu können und zu sehen wie es endete, aber ich muss sagen, es hat mich traurig gemacht...
Ich finde es schon traurig das Haku tot ist "so gesehen" aber das dann auch Zabuza so ein schreckliches Ende findet, ist echt brutal. 

Ich muss sagen, dieses Ende war sehr überraschen und ich hatte schon ganz deine Ankündigung vergessen das er nicht überleben würde, deswegen war es wohl um so trauriger. Ich weiß nicht, das Ende hat mich einfach richtig traurig gemacht, weil Zabuza zum Ende hin so "einsichtig" war und auch sich mit seiner Situation abgefunden hatte. Aber sieht man es auch mal so, so fand er sein gemeinsames Ende mit Haku wieder, was mich nicht gerade tröstet Q___Q

Zu der ganze FF, ich muss sagen, ich fand sie von Anfang bis Ende spannend und sehr leicht zu lesen und ich denke das ich sie sicherlich noch ein paar mal nun lesen werde, da nun alles da ist ^^
Ich mochte Haku und Zabuza sehr und wie du sie dargestellt hast, ich finde wirklich das du Charaktere richtig gut treffen und wiedergeben kannst. Und bin dafür sogar dankbar keine schreckliche Eigeninterpretation zu sehen. Du kannst die beiden sehr gut einschätzen, was diese Geschichte um so besser machte ^^

Die Idee zu dem ganzen war auch sehr toll und ich freute mich sehr über bestimmte Personen (Kimimaro) die da auftauchten und an denen man sich da erfreuen konnte. Auch diese waren gut getroffen. Aber das einbauen von diesen war dir auch sehr gut gelungen. Die ganze Story war einfach nur super und hat ungemein viel Spaß gemacht zu lesen :D

Es ist traurig das es zu ende ist, aber auch gut, denn nun wenn du Lust hast zu schreiben widmest du dich auch die anderen Projekt auf diese ich mich sehr freuen werde :D

Ich fand die FF echt super und einfach nur toll, und hoffe das du nie aufhören wirst was zu schreiben :heart:
Von:  TheLoneWolf
2012-12-16T12:29:52+00:00 16.12.2012 13:29
Das Ende kam echt überraschend.
Damit hätte ich nicht gerechnet...O.O
Von:  Dabi
2012-11-01T14:12:28+00:00 01.11.2012 15:12
Wow, das Kapitel war echt toll und ließ sich lesen wie nix :)
Leider ging es zu schnell vorbei, ich hätte gerne weiter gelesen weil es unglaublich spannend ist <3
Ich finde wirklich das du Zabuza super hin bekommst, bei dir bekommt er wirklich das gewisse etwas, man merkt was von seinen Gefühlen und wie er selbst diesen auch irgendwo im Weg steht und wenn ich das so lese aber ich richtig Lust die Folgen mit Zabuza und Haku wieder zu schauen <3

Ich finde es aber auch schön das Mei dort was emotional war und da auch dieses Abwechslung war. Zum einen eine verletzte und verzweifelte frau, und zum anderen wieder so schlagkräftig. Es ist einfach schön zu sehen das sie hier viele Seiten hat und man es auch sehen kann, denn ich mag sie ja sehr und da wünscht man sich auch ein bisschen was zu ihr zu sehen <3

Ich weiß nicht, Ao ist mir eigentlich total egal, wie sonst keiner aber sobald er in deiner FF auftauchte mochte ich ihn irgendwie und man konnte auch was mehr mit ihm anfangen, ich weiß nicht, ich glaube ich brauche manchmal zu einer Person einfach mehr.
Aber auch ihn finde ich sehr gut getroffen und passend und störe mich nicht wirklich an ihm XD

Eines kann man bei dir mit Sicherheit eigentlich sagen, deine Charaktere sind dem Oroginal sehr nahe und ähnlich und gerade das macht sie einem sympatisch, du bekommst sie immer toll hin~

Allgemein hat es mir unglaublich Spaß wieder gemacht das zu lesen und bin froh das du sie bald zu Ende führen willst damit man noch was mehr von der sehen kann und endlich weiß wie es enden wird, aber ich muss sagen, das Ende macht mir was Angst D:
Habe ja mitbekommen, und trotzdem weiß ich, es wird mich traurig machen und zwar richtig sehr Q_Q

Aber was ich wirklich schön fand, war der Schlusssatz nun von Haku, er hatte einfach was gehabt :D
Freue mich wenn es weiter geht und wohl dann bald sein Ende findet, was wiederum schade ist XDDDDD
Von:  Dabi
2012-08-01T14:50:41+00:00 01.08.2012 16:50
Was Kimimaros Geschosse angeht, er macht, wenn er die Knochen schießt, immer eine ausholende Bewegung, weil er wohl sonst nicht dem Schwung kriegen könnte sie abzuschießen. 
Also ehrlich, dieses Kapitel war es wert, das ich so sehnsüchtig gewartet hatte *_*
Gott, wie du Kimimaro dort gemacht hast, einfach klasse und ich fand ihn auch sehr gut getroffen <3

Ich habe dieses Kapitel gerade regelrecht verschlungen und werde es sicherlich noch mal lesen, einfach weil Kimimaro dort so umwerfend ist. Man bemerkt seine Verehrung für Orochimaru und auch das er ein bisschen ihm ähnlich ist. Und das gefällt mir wirklich sehr~

Das Treffen der beiden war wirklich gut, wie sie aufeinander reagierten und ehrlich, wirklich wirklich ehrlich. Diese böswillige Umarmung, war für mich sowas von toll <3 Ich fand es nur noch romantisch und irgendwie einfach "Hach <3"

Ich war froh das Kimimaro so einen schönen auftritt hatte, und das er so wunderbar mit Haku agiert hat. Und freue mich sehr darauf wenn es weiter geht ^^
Von:  Dabi
2012-07-07T01:09:20+00:00 07.07.2012 03:09
Ich fand das ja mal echt gut XD
Ich mochte es wie Haku seinen Willen durchsetzten wollte, einfach mal eine ganz andere Seite von ihm, die mir auch sehr gut gefiel und ich mochte :D
Und war wieder echt toll zu lesen, aber ehrlich, ich will nur das nächste Kapitel lesen, dann wird mein Herz aufgehen <3
Du glaubst nicht, wie sehr ich mit gefreut hatte das Kimimaro auftaucht <3
hack <3
*immer unsachlicher wird*

War aber wirklich süß das Kapitel, aber auch ein bisschen Traurig, weil Haku nicht mal warten konnte :(
Von:  TheLoneWolf
2012-07-06T21:08:47+00:00 06.07.2012 23:08
Uiuiui, Haku ist ja diesmal ganz schön aufmüpfig XD
Aber vor so einer Entscheidung stand er wohl auch noch nie.
(Auch wenn ich nicht glaube, dass er Zabuza wirklich die Hand gebrochen hätte ;D)
Die Sache mit dem Märchen fand ich echt niedlich.
Obwohl er Zabuza ja schon indirekt eine Antwort gegeben hat.

Und am Ende hat sogar Kimi einen Auftritt, wenn ich nicht völlig falsch liege.

Argh, ich bin echt gespannt, wie diese Story enden wird.
Obwohl mich der Gedanke, dass sie (wieder) getrennt werden könnten, traurig macht.
Von:  Dabi
2012-06-24T07:08:38+00:00 24.06.2012 09:08
Ehrlich, ich bin überrascht wie lange man sowas beschreiben kann XD

Aber ich fand es sehr gut, und ich mochte das am Ende wirklich sehr.
Und das beste eigentlich, das es nicht zu "schwul" oder "kitschig" wurde, was ich eigentlich dann eher erwartet hätte bei sowas. Aber hast es toll geschafft das zu vermeiden ^^
Fands aber schön zu lesen und ich beneide dich, das du sowas schreiben kannst, du verstehst XD°
Hm~
Schade das es nicht weiter ging~
Von:  TheLoneWolf
2012-06-23T12:27:50+00:00 23.06.2012 14:27
Endlich ein neues Kapi!
Es freut mich, dass es weitergeht.
Wiedermal ein Wechselbad der Gefühle. Verpasste Chancen kommen halt nicht wieder...

Aber das Ende war wirklich sehr, sehr süß ^////^
Von:  TheLoneWolf
2012-05-26T13:06:38+00:00 26.05.2012 15:06
Du weißt wie bezaubernd ich Haku in einem weißen Kimono fände.
Von daher ist dieses Kapi pure Liebe XD

In Zabuzas Räumlichkeiten kommen definitiv zu viele Leute-da hat man ja keine ruhige Minute. Selbst wenn dann mal nicht Ao oder Mei stören. Hehe
Nein, auf jedenfall wieder sehr schön geworden. So mag ich die beiden. Haku kann ruhig etwas eifersüchtig werden.

Mich irritiert nur etwas:
Zwischendurch heißt es, Haku sitze im Arbeitszimmer.
Als er aber vor der Situation mit den Frauen die Flucht ergreift, läuft er plötzlich aus dem Schlafzimmer.
Oder hab ich da was falsch verstanden?
Von:  Dabi
2012-05-26T11:39:13+00:00 26.05.2012 13:39
- "...i
hm mit Haar und Haut zu gehören. " soweit ich weiß, schreibt man das umgekehrt "Mit Haut und Haar". Kann aber auch sein das ich mich irre o_o

- Eine kleine Frage, wenn Zabuza, erst am Ende den Mundschutz/Verband abnahm, wie konnte er dann Trinken. Wäre es nicht sinnvoller, das Ding wäre von Anfang an, dann abgenommen worden, oder zumindest erwähnt das er es etwas runter zog? So hört es sich dann an, das er mit dem Verband auf den Lippen trank. fällt einem halt so auf, weil es vorher nicht erwähnt wurde, und nun schon ^^°

Also, alles in allem wieder toll ^^
Auch wenn du sagtest, dass da Haku nur eifersüchtig sei, finde ich das wichtig bei der FF. Man sollte einfach einen größeren Einblick in Hakus Gefühlsleben erhaschen können. Ich finde das gut, wie es dargestellt wurde. Und ich liebe diese Funktion, das Zabuza Haku einfach zwingen kann, wenn er Lust und Laune hat XD

Und ich freue mich schon total auf das nächste Kapitel, weil ich nun unbedingt sehen will wie es weiter geht >////<
Denn zerfleischen wird Zabuza ihn sicherlich nicht~
Also setzt dich ran XD
Los los!!!


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