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Tut mir Leid, Liebes.

S&S | Bla, bla, bla, meine ironische Hauptff.
von

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Bloß keine Veränderung!

Stell dir vor, du stehst jeden Morgen um sechs Uhr Punkt auf. Mehr oder weniger munter, aber du setzt dich auf deinem Bett auf, öffnest den Kleiderschrank, lugst hinein, suchst dir etwas zum Anziehen heraus und marschierst damit ins Bad. Kurz schnüffelst du an dir herum, ob du diese Früh die notwendige Prozedur des Duschen durchnehmen musst, oder ob Deodorant und Parfüm reichen, um deinen Körpergeruch zu verdecken. Um sieben frühstückst du, kaust auf dem trockenen Brot herum, wie eine Kuh ihr Gras wiederkäut, schluckst alles mit einem Glas Milch hinunter und schon stresst du zur Tür. Schnell zusperren und dann Beeilung, Beeilung! Nicht, dass du was verpasst.
 

Nicht, dass du die ganzen eintönigen Schüler verpasst, die stolz über ihr Komasaufen am Wochenende berichten, erzählen, mit wem sie es, wo und zu welcher Zeit getrieben haben, ob es flott oder langsam ging und wer dabei lauter geschrien hat. Du verdrehst die Augen und schüttelst den Kopf leicht. Dem Nachbar, der mit dem Labrador Gassi geht, lieb zulächeln, Manieren zeigen, sich nicht die Gereiztheit anmerken lassen. Wieso gereizt sein, wenn alles so perfekt ist, alles in seinem wunderschönsten Glanz erstrahlt, alle mit den hellen Farben blendet und eine so vollkommene Illusion schafft, dass die Wirklichkeit daneben trist und kalt aussieht und man sich am liebsten wünscht, nicht geboren worden zu sein.
 

Du seufzt und blickst nach links und rechts, denn du musst die Straße überqueren. Jede Früh packt dich die erneute Angst, dass kein Auto stehen bleibt, dass du diese verdammte Straße nie überqueren wirst und vielleicht zu allem Übel (manch einer spräche von Glück) in ein Auto geschleppt und auf den Sitz gehalten wirst...
 

Okay, wahrscheinlich viel zu viel Fantasie, aber man wird sich ja wohl etwas vorstellen können.
 

Du stehst also in der Mitte der kleinen Insel, denn es gibt genau drei Ampeln. Hinter dir liegt ein kurzer Zebrastreifen, doch du wartest auf der kleinen Insel, die dich von den vorbeifahrenden Autos schützt, wartest bis die Ampel auf grün anspringt und du endlich den mittleren Zebrastreifen überqueren kannst, doch du wartest, wartest und wartest ewig und hast das Gefühl, in der Erde festzustecken, dort zu verwachsen und mit dem Asphalt zu verschmelzen. Wie gesagt... du wartest.
 

Endlich blinkt die Ampel, alles scheint nach normalen Abläufen, die jede Früh passieren, jeden Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und jeden gottverdammten Freitag, also gehst du endlich über den mittleren Zebrastreifen, seufzt, als die Ampel auf rot umspringt, ehe du die Hälfte passiert hast und wartest auf der letzten Insel, dass die dritte Ampel auch einmal auf grün umschaltet. Verstohlen schaust du nach rechts, denn nur von da können die Auto in diese Straße reinfahren und als du schließlich total glücklich feststellst, dass kein Fahrzeug in Sichtweite ist, überquerst du das letzte Stück der elendlangen Fahrbahn und bist heilfroh, dass du, nun ja... heil bist.
 

Alles geht also nach normalen Dingen, nichts erscheint dir merkwürdig und in dein Sichtfeld kommt bereits deine Schule und gleich verspürst du den Drang, zu verschwinden, zu fliehen, dich von allem zu schützen, du willst all die Menschen nicht sehen, die dich an dein Leid erinnern, oder du willst sie doch sehen, damit sie dich doch daran erinnern, es dir unter die Nase reiben, vor deinen Augen damit herumfuchteln und dich eben daran erinnern.
 

Weil es ja so Spaß macht, jemanden fertig zu machen, auf den Gefühlen herumzutrampeln, am besten mit der Spitze des Stöckelschuhs, natürlich. Oh, wie du dich nach den Tussis sehnst, die sich jeden Tag dreißig bis dreiunddreißig Komma fünfundzwanzig Kilo Schminke ins Gesicht klatschen: Bronzer, Rouge, Puder, sowie Flüssiges Make-UP, Concealer (anstatt einfach mal Partys ausfallen zu lassen und früher ins Bett zu gehen), Maskara, Lidschatten, Eyeliner und nicht zu vergessen... Nun, du hast es vergessen aber es ist ja auch egal jetzt.
 

Du stehst vor der Eingangstür und neben dir drängeln kleine Kinder, denen der Abschiedskuss der Mutter förmlich auf der Wange klebt, an dir vorbei, schieben dich zur Seite und du kannst nur mit sehr viel Mühe einen Anfall unterdrücken, einen Ausbruch, einen lauten Ausbruch und Aufschrei. Natürlich hältst du die Klappe, natürlich, wäre ja auch anders, wenn nicht und es soll ja schließlich immer alles gleich ablaufen, bloß keine Veränderung, nur keine, noch so kleine Veränderung, sonst fällst du ja aus den Socken. In so vieler verstrichener Zeit, wäre es ein Schock für dich, wenn du bloß statt Zahnpaste, die nach Minze schmeckt und riecht, plötzlich eine andere vorgesetzt kriegen würdest. Eine, die vielleicht Apfelgeschmack hat, oder sogar Kirsche mit Zitrone.
 

Du öffnest also die schwere Glastür und lässt zuerst die kleinen, nervigen Kinder vorbei und dann zwängst du dich in den beheizten Flur. Beheizt ist gut, wenn dir sofort die Luft zugeschnürt wird, durch die Hitze und du dich am liebsten aus der Jacke schälen würdest, aber deine Hände sind tief in den Jackentaschen vergraben und auch sonst bewegst du nichts, außer deinen Augen, mit denen du blinzelst und natürlich deine Füßen. Du steigst also die Treppen hinab, hinunter zu den Garderoben und fühlst mit der linken Hand den kalten Schlüssel in der Tasche und es ist dir unerklärlich wieso, aber du fühlst dich sicher, sobald du ihn berührt hast. Vielleicht beruhigt es dich, dass alles seinen gewohnten Gang geht, du den Schlüssel nicht zu Hause vergessen (was sowieso unmöglich ist, weil du immer zusperrst) oder ihn verloren hast.
 

Sechshundertzweiundachtzig ist die Nummer deines Spinds, weit hinten, weil du zum zweitältesten Jahrgang gehörst, nächstes Jahr bist du raus aus diesem Feuer, doch so lange musst du dich noch gedulden, so lange alles ertragen, dich nicht aufregen, schweigen, schweigen und wenn es schon so schön ist, dann sollte man aufhören, aber nein, schweigen. Es ist halt nicht schön. Du drehst den Schlüssel im Schloss, ziehst deine Schuhe aus und dafür deine Hausschuhe an. Die Jacke behältst du an, dir ist andauernd kalt, also schleppst du sie immerzu mit in die Klasse, legst sie auf dem niedrigen, aber langen Regal ab, aber so weit kommst du noch nicht.
 

Du bückst dich also, verschließt den Spind, zwängst dich durch die Masse an Schülern und versucht die zwei Stockwerke, ohne allzu lautes Schnaufen, zu überwinden. Du biegst einmal ab, ein zweites Mal, gehst noch zweiunddreißig Schritte und dann stehst du vor der verschlossenen Tür und dein Herz hämmert dir bis zum Hals, denn oft hat dich eine böse Überraschung erwartet am anderen Ende, also holst du noch einmal tief durch, murmelst dir zu, dass du das schaffst, aber es ist ein eher kläglicher Versuch.
 

Du drückst also die Klinke runter und es kommt dir so vor, als ob du achtzehn Komma neunundneunzig Minuten davor stehen würdest, doch es sind nur einige belanglose Sekunden, denn keiner beobachtet dich. Die Gangaufsicht schimpft kleine Kinder zusammen, die mit einem Ball spielen, erhebt den Zeigefinger gegen sie und macht den Eindruck, als ob sie streng wäre. Konzentrier dich! Du schweifst wieder zu sehr ab. Mit dem nächsten Atemzug bist du in der Klasse und du wunderst dich, dass alle in einer anderen Ecke stehen, sie haben sich um etwas versammelt, du wunderst dich, denn du hättest sie an deinem Platz vermutet, aber da sind sie nicht und mit erleichtertem Herzen setzt du dich auf deinen Sessel, versucht erst gar nicht, einen Blick zu erhaschen auf die allerneueste Attraktion, denn du bist froh, nicht im Mittelpunkt zu stehen.
 

Sogleich kommt der Lehrer hinein, knallt die Zettel auf den Tisch, dass es schnalzt und der plötzliche Knall alle auseinander strömen lässt. Sie erblicken den Lehrer, doch du starrst bloß auf die Tafel, schaust nicht zurück und ihr beide, du und der Lehrer, wartet, bis sich die Menge auf ihre Plätze gesetzt hat. Sobald es halbwegs ruhig ist, trifft dich eine Papierkugel auf den Hinterkopf und das Gekicher und abfallende Gelächter zeigt dir nur allzu deutlich, dass alles gleich ist. Dass alles gleicht sein muss.
 

Der Lehrer unterbricht die Zwischengespräche mit einer Frage und dann drehst du dich doch um, weil es sonst unhöflich wäre, dem Blick des Lehrers nicht zu folgen und du triffst auf so schwarze Augen, dass dir jegliche Farbe aus dem Gesicht weicht, als du siehst, wer da tatsächlich sitzt, wer sich dort aufhält, sich dort befindet, wem du all das zu verdanken hast. Deine Misere, dein Leid, diesen Hass von den anderen, ein gebrochenes Herz. Du starrst also in seine Augen und er erhebt sich, ohne dich aus den Augen zu lassen und du denkst an dein Aussehen, an das stumpfe und glanzlose, rosa Haar und du bereust es sofort, nicht geduscht zu haben, denn er sieht kein bisschen verändert aus. Dieselbe Porzellanhaut, der tiefsinnige Blick und diese Augenbrauen, die sein Gesicht immer hart und ernst wirken lassen, genauso wie in diesem Augenblick.
 

Er steht also auf und wendet den Blick schließlich ab von dir und antwortet auf die Frage des Lehrers mit denselben Worten, mit denen er sich von dir verabschiedet hat, aber das ist schon etliche Jahre her, so lange, dass man sich kaum daran zu erinnern vermag, aber du kennst noch jede einzelne Silbe eures Gesprächs, das den Abschied bedeutete. „Ich heiße...“
 

„Sasuke Uchiha“, flüsterst du, aber es ist nur ein Hauch, niemand hört dich, denn jeder klebt an seinen Lippen und dann wiederholt er das, was du gesagt hast und du hältst es nicht mehr aus, denn nun seht ihr euch wieder in die Augen und du wendest dich ab, senkst den Kopf und betest einfach nur, dass er es endlich ausspricht, dir endlich den Gnadenstoß erweist und dann hältst du den Atem an...
 

„Sasuke Uchiha.“
 

Eine einzelne Träne perlt von deinem Augenwinkel über deine Wange und tropft auf den Tisch. „Platsch“ macht es, aber das ist nicht vernehmbar. Wenn man bloß diese eine Träne abmessen würde, würde man erkennen, dass sie schwer getränkt ist in Trauer und Schmerz, doch was wäre, wenn man den Rest abwiegen würde? Kann ein Mensch denn so viel aushalten? Du kannst es, Sakura. Du hast schon so viel ausgehalten, da sollte das doch ein Kinderspiel sein, etwas für den Kindergarten, für die Katz'.
 

Oder etwa nicht?
 

„Du bist schwach“, würde er jetzt sagen. So, wie damals, denn erst zum Schluss, kennst du die ehrliche Meinung einer Person, erst dann, wenn die Person dich nicht mehr braucht. Der, der dir damals so viel bedeutet und sich schließlich von dir abgewendet hat. Aber du packst das schon!
 

Du unterdrückst ein Schluchzen und hörst, wie er sich auf den Sessel setzt und diesen wieder zum Tisch heranschiebt und dann ist alles ruhig, denn du hörst nichts mehr. Es ist vorbei. Deine Vergangenheit hat dich eingeholt. Du warst nicht schnell genug, nicht schnell genug.
 

Tut mir Leid, Liebes. Vielleicht versuchst du es das nächste Mal mit Sport.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2013-11-03T11:09:18+00:00 03.11.2013 12:09
Einfach nur Wundervoll. Eine Du-Perspektive und dann auch noch so gut gelungen!!!
Als wäre man Sakura...

LG LaYout
Von:  vakne
2012-05-27T18:32:13+00:00 27.05.2012 20:32
WOW!
Das ist die erste FF die ich bis jetzt in der Du-Perspektive gelsen hab und muss sagen, ich bin begeistert. Man fühlt sich total angesprochen und vor allem durch diese alltäglichen Situation, die du am Anfang beschrieben hast kann man sich total gut in Sakura hineinversetzten.
Dein Schreibstil vergöttere ich übrigens auch! Irgendwie klingt alles so.. tiefgründig? XD Und trotzdem wird durch diesen durchgehenden Sarkasmus alles ins lächerliche gezogen, was es dazu noch witzig macht. :-D

lg<3
Von:  xSnowPrincess
2012-02-06T17:07:03+00:00 06.02.2012 18:07
Hallöchen :)

Jetzt hab ich mir schon so entsetzlich lange vorgenommen diese Geschichte zu lesen … dass ich es jetzt einfach auch mal tue, denn je länger ich es noch aufschiebe, umso mehr wird es ;)

Ich finde den Anfang absolut göttlich. Ich hab mich sehr oft an mich selbst erinnert gefühlt und du hast echt einen tollen Schreibstil. Besonders gut gefällt mir hier eigentlich die Form in der du das ganze geschrieben hast, weil es einfach super passt um den Leser anzusprechen und gleichzeitig dieses Ironieding perfekt unterstreicht. Lange Rede, kurzer Sinn, ich bin ziemlich begeistert vom Anfang! :))

Von:  Sinyata
2012-01-17T21:36:31+00:00 17.01.2012 22:36
Super tolles kapi
Zum ende hin fehlte mir etwas deun sinn für humor
Aber dieser tauchte ja zum schluss wieder auf xD
So, icb bin am überlegen
Wird Sakura in dieser ff ebenfalls mit sasuke zusammen kommen
Oder bleibt es so schön irobisch und saku schickt ihn zum schluss aufs schiff?
Ich hoffe es jedenfalls xD

Lg
Und nochmals tolles kapi, ich liebe deine ironische art wirklich
Sinny
Von:  Tattles
2012-01-17T17:16:05+00:00 17.01.2012 18:16
Wow. Wunderschönes Kapitel! Am meisten hat mir der Anfang und der Schluss gefallen, da es mich an mich selbst erinnert hat! XDDDD Das mit den Auto überprüfen mach ich auch jeden Tag! :-D

Aber machen glaube ich fast alle Mädchen....

Naja, ich will dir hier keinen Roman erzählen! XDDDD

Dein Schreibstil ist total Klasse und ich lese jetzt das nächste Kapitel! :-P

Punkt.Ende.Aus. :-D

Lg Jasmin^^


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