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Grow Up

Take you to Rio
von

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Na wer sagt denn, dass Marmelade keine Kraft gibt?

„Wer macht so was nur?!“, fragte Calvin überrascht.
 

Wir standen im Wohnzimmer und wussten alle nicht so recht, was wir jetzt machen sollten. Ich krallte mich an Elias und bemerkte gar nicht, wie sehr meine Hände zitterten. Mein Vater betrachtete einen Gegenstand auf dem Boden. Es war ein ziemlich großer Stein und er war über und über mit Blut getränkt.
 

Keiner kam auf die Idee, wer es gewesen sein könnte. Ich hatte da zwar so einen Verdacht, aber ich war mir nicht sicher, ob es wirklich diese Person war. Immerhin gab es zwar genug Gründe, die darauf hinwiesen, aber ich hatte keine Beweise.
 

„Soll ich hinterherlaufen?“, fragte mein Vater beunruhigt. Elias schüttelte daraufhin nur den Kopf.
 

„Der ist bestimmt schon längst über alle Berge!“, merkte er an. Elias hatte recht. Das würde rein gar nichts bringen. So wie es aussah, mussten wir erst mal die Polizei kommen lassen und hoffen, dass der Täter möglichst bald gefunden wurde.
 

„Außerdem wissen wir nicht, ob er bewaffnet ist. Das wäre einfach zu gefährlich!“, meinte meine Mutter besorgt.
 

Mein Vater lief in den Flur und wählte die Nummer der Polizei. Meine Mutter schickte uns derweil in die Küche und machte und allen etwas zu trinken, um die Nerven zu beruhigen, wie sie meinte. Am Tisch herrschte eisiges Schweigen. Keiner von uns wusste, was er sagen sollte. Gab es überhaupt etwas zu sagen?
 


 

◆ ◆ ◆
 

Nachdem die Polizei alles untersucht hatte, wurden wir zurück ins Bett geschickt. Eigentlich war keiner von uns auch nur einen Deut müde. Elias und ich lagen wieder in meinem Bett und keiner von uns dachte daran, jetzt zu schlafen.
 

„Glaubst du, das war dieser Ryan?“, fragte ich ihn zögernd, nicht wissend, ob Elias überhaupt mit mir über diesen Kerl reden wollte.
 

Elias drehte sich zu mir um und sah mir in die Augen. Ich hatte ein mulmiges Gefühl. Elias zuckte lediglich mit den Schultern. „Keine Ahnung. Möglich. Ich weiß nicht, wer es gewesen sein könnte.“
 

„Aber keiner hat etwas gegen dich. Na ja, ich meine nur, ich weiß auch nicht...“, stammelte ich.
 

Elias brummelte. „Du hast vergessen, dass es dein Haus ist, das zerstört worden ist. Hast du schon mal daran gedacht, dass jemand etwas gegen dich oder deine Familie haben könnte?“
 

Ich sah ihn erstaunt an. Der Gedanke war mir wirklich nicht gekommen. Ich hatte mir die ganze Zeit nur Gedanken um Elias gemacht, aber nicht um mich, meine Eltern oder meine Geschwister. Ich schluckte.
 

Abby hatte keine Feinde, sie verstand sich wirklich mit jedem, außerdem war sie seit einer ganzen Weile in Deutschland. Meine Mutter hatte auch niemanden, der etwas gegen sie hatte. Zumindest fiel mir keiner ein. Ich kam ebenfalls nicht in Frage. Immerhin lag ich 12 Monate im Koma. Wen sollte ich mir da schon großartig zum Feind machen? Obwohl es ja immer noch Ryan gab, der mich angegriffen hatte und dann war da noch Lake, bei dem ich auch nicht sicher sein konnte, wie er wirklich zu mir stand. Im einen Moment baggerte er mich an und im nächsten wollte er meine Freundschaft zu Elias zerstören. Lake war ein einziges Rätsel für mich. Mein Vater. Ich wusste nicht genau, mit welchen Leuten er sich traf, aber ich hatte schon oft gehört, dass er so einiges an Ärger hatte.
 

Elias bemerkte, dass ich still geworden war. „Mach dir keinen Kopf, die Polizei findet den Übeltäter schon noch.“, meinte er beruhigend und strich mit über die Haare. Ich nickte, aber jetzt hatte ich nur noch mehr angst. Wer wollte meiner Familie etwas antun? Hatte mein Vater wirklich Kontakt zu zwielichtigen Menschen?
 

Elias griff nach meiner Hand und schmiegte sich an mich. „Es wird schon nichts schlimmes passieren. Du wirst schon sehen, die werden den Typen finden und dann wird er hinter Gittern versauern.“
 

Ich rang mir ein schiefes Lächeln ab, aber so ganz konnte ich Elias nicht glauben. Irgendetwas war im Busch. Ich wusste nicht was und das machte mir solche Angst.
 

In dieser Nacht tat ich kein Auge zu.
 


 

◆ ◆ ◆
 

Abby war ziemlich aufgeregt, als sie von dem Vorfall hörte. Sie war völlig aus dem Häuschen und wollte alles bis ins kleinste Detail wissen. Ich saß auf dem Flur, gegen die Kommode gelehnt, auf der das Telefon stand und erzählte ihr alles lang und breit. Elias war noch bei uns und saß mir gegenüber auf dem Boden. Unsere Füße berührten sich.
 

Meine Mutter fand das gar nicht lustig, weil sie über uns steigen musste, wenn sie ins Badezimmer wollte, um die Wäsche zu waschen. Jedes Mal meckerte sie lautstark, wir sollten nicht so im Weg sitzen und jedes Mal ignorierten wir sie aufs Neue.
 

Abby war ziemlich entsetzt. Sie war drauf und dran wieder nach Brasilien zu kommen, aber ich versuchte sie zu beruhigen. Immerhin war ja niemandem etwas passiert. Sie konnte nicht einfach so ihr Studium abbrechen. Das konnte ich nicht zulassen.
 

Nach unserem Gespräch legte ich auf und sah Elias unschlüssig an. „Und nun? Was machen wir jetzt?“, fragte ich ihn. Elias sah mich einen Moment schweigend an. Scheinbar wusste keiner von uns, was wir jetzt machen sollten.
 

„Gehen wir in die Stadt und lenken uns ein wenig ab?“, schlug Elias vor. Ich nickte. Das war immer noch besser als zu Hause rumzuhängen und zu überlegen, was noch alles hätte passieren können.
 

„Ich komme mit.“, meinte Calvin, der natürlich genau in dem Moment aus seinem Zimmer kam. Toll, nicht mal ein wenig Ruhe konnten Elias und ich haben! Würde es irgendwann mal einen Zeitpunkt geben, an dem wir auch mal wieder unter uns sein konnten?
 

Wir erhoben uns und schon im nächsten Moment klingelte es an der Haustür. Ich seufzte grummelnd. „Lass mich raten, Lake?!“, murrte ich. Ich setzte mich ächzend in Bewegung und lief durch den Flur zur Tür. Ich öffnete und musste feststellen, dass es nicht Lake war.
 

„Guten Morgen, Sam! Ich bin eben vom Einkaufen gekommen und hab die kaputte Fensterscheibe gesehen. Ist alles in Ordnung?“, fragte Hanna mich besorgt.
 

„Tja, keine Ahnung. Irgendjemand hat gestern Abend das Fenster eingeschlagen und jetzt ist die Polizei halt auf der Suche nach dem Täter.“, erklärte ich. Ich hatte nicht wirklich Lust, schon wieder darüber zu reden, wo ich doch schon Abby alles erzählt hatte.
 

„Ist jemandem was passiert? Geht’s euch allen gut?“, wollte sie wissen. Ich nickte. „Uns geht’s gut. Nur der Scheibe nicht so. Wir brauchen wohl eine Neue.“, meinte ich mit einem Schulterzucken.
 

Hanna sah hinter mich. „Wollt ihr weg? Ich störe doch wohl hoffentlich nicht?“, fragte sie. Ich drehte mich um und bemerkte Calvin und Elias. Elias betrachtete Hanna mit einem emotionslosen Ausdruck in den Augen und Calvin war dabei sich die Schuhe anzuziehen.
 

„Wir gehen in die Stadt. Kommst du mit?“, fragte ich, ohne großartig über meine Worte nachzudenken. Dass ich damit Elias verletzte, konnte ich ja nicht wissen.
 

Hanna lächelte fröhlich und nickte. „Klar, gerne.“, meinte sie zustimmend und hielt ihre Einkaufstüten in die Höhe. „Ich bring nur die hier schnell ins Haus.“ Sie drehte sich um und lief die Auffahrt herunter, überquerte die Straße und verschwand in ihrem Haus.
 

„Soll ich auch noch Lake anrufen, dann haben wir alle beisammen?!“, motzte Elias leise. Ich konnte es gerade noch so eben verstehen und drehte mich zu ihm um. Ich sah Elias mit hochgezogener Augenbraue an. Was hatte er?
 

Er wich meinem Blick aus und schnauzte stattdessen Calvin an, er solle sich mal schneller anziehen. Wie ein aufgeschrecktes Huhn, beeilte sich Calvin und kurze Zeit später standen wir außerhalb des Hauses und warteten auf Hanna.
 

Dann endlich kam sie zurück. Wieso sie sich umgezogen und geschminkt hatte, wusste ich nicht, machte mir aber auch keine Gedanken darüber. Ich fand, sie sah auch mit normalen Klamotten und ohne Make Up toll aus.
 

Wir liefen zusammen die Straße herunter zur nächsten Straßenbahn, mit der wir dann beinahe eine halbe Stunde den Hügel meines Wohnortes herunterfuhren. Wir fuhren direkt in die Stadt und waren augenblicklich von einer Menschenmasse umgeben. Selbst am Vormittag war hier eine Menge los.
 

Elias griff nach meiner Hand, worüber ich ehrlich gesagt ziemlich froh war, denn ich hatte angst in der Menge unter zu gehen. Der Größte war ich nämlich nicht gerade.
 

Von überall her drangen Gerüche aus den Restaurants, Imbissbuden und den Straßenständen zu uns herüber. Man wusste gar nicht, wo man zuerst hinschauen sollte. Wo sollten wir hingehen? Ich wusste es nicht. Zum Glück übernahm Elias die Entscheidung und führte uns zu einem kleinen Restaurant etwas abseits des ganzen Trubels.
 

Es war ein brasilianisches Lokal und wir setzten uns direkt am Eingang hin, weil weiter drinnen kaum Plätze übrig waren. Es hing der typische Essens- und Kerzengeruch im Raum. Die Leute unterhielten sich angeregt miteinander und ich sah mich aufgeregt um. Überall an den Wänden waren Bilder aufgehängt, auf der anderen Seite des engen Ganges befand sich eine Bar und zwei Kellner unterhielten sich miteinander. Einer von ihnen kam erst nach einer halben Ewigkeit zu uns. Die hatten wirklich die Ruhe weg. Ich bestellte Chicken Wings mit Salsa und Pommes und erntete gleich schräge Blicke von meinen Freunden.
 

„Sam, wir sind in einem brasilianischem Restaurant. Das Zeug bekommst du an jeder Ecke!“, meinte Calvin entsetzt. Ich grummelte. War mir doch egal! Auf dieses feine Zeug hatte ich nun mal keine Lust. Mit all den komischen Ausdrücken konnte ich sowieso nicht viel anfangen und ich aß nun mal lieber Sachen, die ich auch kannte. Da wusste ich wenigstens woran ich war.
 

Nachdem wir bestellt hatten, kam plötzlich ein Mädchen auf uns zu. Ihre schwarzen Locken wippten fröhlich auf ihrem Kopf herum und wurden lediglich von einem Haarband zurückgehalten, welches sie um die Stirn trug und eher Ähnlichkeit zu einer Perlenkette zeigte. Sie trug ein buntes Top ohne Träger und ich wartete nur darauf, dass es ihr runterrutschte. Wie konnte das nur halten? Ihre Ohrringe waren ziemlich lang und bestanden zum Großteil aus einer Feder und ihre Holzkette, die aus mehreren Plättchen bestand, stand ihr ziemlich gut.
 

„Hey! Wie geht’s euch? Kann ich euch ein paar Flyer geben?“, fragte sie fröhlich und setzte sich frech zu uns an den Tisch. „Ich heiße Letícia Peres. Ich mache beim Karneval mit und da wir noch nach ein paar Leuten suchen, wollte ich euch mal fragen, ob ihr Lust drauf hättet?“
 

Wir sahen sie erstaunt an. Calvin raufte seine platinblonden Haare und sah nicht so begeistert aus, ganz im Gegensatz zu Hanna, die begeistert einen Flyer annahm und ihn sich durchlas. Elias nahm ebenfalls einen Zettel an sich, ohne ein weiteres Wort. Ich sah sie erstaunt an. Was Letícia an braunem Teint zu viel hatte, könnte sie glatt Elias abgeben. Der war nämlich noch immer blass wie eine Leiche.
 

Aufmerksam sah Letícia uns an und grinste breit in die Runde. „Ich mache dieses Jahr auf jeden Fall mit meiner Gruppe mit. Wir sind nicht viele, aber wir haben uns schon angemeldet und eine Choreographie haben wir auch. Momentan schneidern wir noch fleißig an den Kostümen und unserem Karnevalswagen. Der soll was hermachen und ins Auge stechen. Das ist wichtig! Auffallen müssen wir um jeden Preis.“
 

Ich stellte fest, dass Letícia ein ziemliches Plappermaul war. Aber irgendwie mochte ich das auch. Die meisten meiner Freunde waren eher ruhig und zurückhaltend. Calvin war nur am nörgeln, sobald er den Mund öffnete. Elias redete nur das Nötigste. Mit Hanna konnte ich gut reden, aber sie war auch eher von der ruhigen Sorte. Lake war schwer einzuschätzen. Er brachte mich häufig auf die Palme und nervte mich einfach nur.
 

„Was habt ihr heute noch so vor? Irgendetwas besonderes?“, fragte Letícia und riss mich aus meinen Gedanken heraus. Planlos sah ich zu meinen Freunden, die auch noch ziemlich unschlüssig zu sein schienen.
 

„Wir gehen erst mal durch die Stadt und dann mal sehen. Wir hängen einfach mal ein wenig herum und vielleicht gehen wir noch an den Strand runter.“, meinte Hanna und übernahm für uns das Reden. Überhaupt schien sie gleich mit Letícia auf einer Wellenlänge zu sein, da die beiden Mädchen schnell ein Gesprächsthema fanden. Sie mochten nämlich beide gerne tanzen und den Karneval mochten hier in Brasilien sowieso alle.
 

Da das Gespräch mich nicht lange fesseln konnte, wartete ich mit grummelndem Magen auf unsere Bestellung und hoffte, dass wir nicht allzu lange warten mussten. Der Kellner hatte ja schon eine Ewigkeit gebraucht, um zu uns an den Tisch zu kommen!
 

„Kann ich mitkommen? Ich hab heute nicht mehr allzu viel zu tun und ich könnte nebenbei noch ein paar Flyer unter die Leute bringen.“, schlug Letícia fröhlich vor und beugte sich über den Tisch, wobei ich ihr direkt in den Ausschnitt sehen konnte. Krampfhaft versuchte ich meinen Blick abzuwenden. Schnell irgendwo anders hinsehen. Nur wo? Wieso musste sie mir ihre Brüste zeigen? Die wollte ich doch gar nicht sehen?! Ich sah zur Seite, aber das war auch nicht unbedingt besser, denn nun hing mein Blick in Elias Schritt. Ich lief rot an und sah lieber schnell auf meinen Schoß. Mit einem Seitenblick schielte ich aber doch noch ein mal zu Elias Körpermitte. Wie kam es nur, dass ich einen Penis interessanter fand als die üppigen Brüste eines hübschen Mädchens?
 

Verwirrt schüttelte ich den Kopf und erntete ein paar komische Blicke meiner Freunde. Als auch endlich unser Essen kam und Letícia sich ebenfalls noch etwas bestellt hatte, herrschte erst mal ein wenig Ruhe an unserem Tisch, weil alle fieberhaft dabei waren, ihre knurrenden Mägen zu besänftigen.
 

Ich war ziemlich beschäftigt mit meinen Pommes, als ich auf einmal eine Hand an meinem Bein spürte. Ich lugte kaum merklich unter den Tisch und stellte fest, dass es Elias Hand war. Ich lächelte leicht, doch es gefror mir schlagartig, als ich merkte, dass er sich langsam in höhere Gefilde vorwagte. Was hatte er vor?
 

Kaum in der Lage weiter zu essen, prickelte es auf meiner Haut und ich spürte, wie sich seine Hand langsam immer weiter meiner Körpermitte näherte. Ich spürte, wie mich das etwas erregte und ich presste hastig die Beine zusammen. Allerdings hatte ich damit auch gleich Elias Hand in Beschlag genommen und er konnte sie nicht so einfach zurück ziehen.
 

Wir waren in einem Restaurant und er begann einfach mich vor allen Leuten zu befummeln, nur dass es scheinbar niemand zu bemerken schien. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Allerdings musste ich zugeben, dass es irgendwie auch spannend war. Jeden Moment könnte jemand an mir vorbeilaufen und die Hand an meinem Schritt sehen. Was auf gar keinen Fall passieren sollte!
 

Ich versuchte mich wieder auf mein Essen zu konzentrieren und warf kurz den Mädchen einen Blick zu, nur um feststellen zu müssen, dass ich ihnen schon wieder in den Ausschnitt starren musste. Wieso konnte nicht ein Kerl vor mir sitzen? Und wieso zum Teufel machte Elias Hand mich so verrückt?!
 

„Ich gehe kurz aufs Klo!“, klärte ich meine Freunde lauter als gewollt auf. Sie nickten mir überrascht zu und als ich aufstand, spürte ich Elias Blick regelrecht in meinem Nacken. Ich lief ins Bad, vorbei an den Blicken der Gäste, die aussahen als wüssten sie was mit mir los war und schloss die Tür hinter mir.
 

Plötzlich ging die Tür hinter mir auf und ich wurde erst mal mitten in den Raum gestoßen. Überrascht drehte ich mich um und sah in Elias Gesicht. Was wollte er hier?
 

Elias schloss die Tür und kam auf mich zu. Langsam ging ich ein paar Schritte zurück, bis er mich an die Wand dirigierte. „Wieso hast du das eben gemacht?“, fragte ich ihn verwirrt.
 

„Ich mag es nicht, wenn du ihnen die ganze Zeit auf die Brüste starrst.“, meinte Elias stur und sah mich an. Ertappt und rot im Gesicht, sah ich zu ihm auf. Er hatte es also gemerkt! Ob es auch die anderen wussten? Leichte Panik kam in mir auf.
 

„Das war keine Absicht! Kann ich doch nichts für, wenn die so leicht bekleidet herumlaufen!“, erwiderte ich leicht patzig. Elias sagte daraufhin nichts. „Du kannst mich nicht einfach mitten im Restaurant befummeln!“, fügte ich hinzu. „Es stört mich ja nicht, aber mach das nicht vor allen Leuten, Elias.“, bat ich ihn.
 

Elias grinste leicht. „Also ist es okay, wenn ich dir daheim an die Wäsche gehe?“, fragte er frech. Ich sah verlegen zu Boden. Selbst bei mir oder bei Elias konnten wir jederzeit erwischt werden. Das war mir unangenehm, weil es bereits einmal passiert war. Ein weiteres Mal würde ich bestimmt nicht überleben!
 

Elias ging einen Schritt auf mich zu. „Hier sind wir auch allein.“, meinte er leise mit verführerischer Stimme. Erschrocken sah ich auf und direkt in seine Augen. Ich zog meine Augenbrauen zusammen.
 

„Komm ja nicht auf blöde Ideen! Wenn hier jemand reinkommt, will ich ganz sicher nicht mit dir erwischt werden!“, wetterte ich ihn an. Elias zuckte mit den Schultern.
 

„Einen Versuch war es wert.“, meinte er mit einem breiten Grinsen und gab mir doch noch einen kurzen Kuss auf die Lippen. Ich war geneigt, den Kuss zu erwidern, aber ich beherrschte mich. Stattdessen griff ich nach Elias Hand und zog ihn mit mir aus der Toilette, zurück zu meinen Freunden. Wenn wir zu lange wegbleiben würden, dachten die sich bestimmt sonst was. Auf dumme Kommentare konnte ich gut und gerne verzichten.
 

Wir setzten uns wieder hin, wobei Elias an mir vorbei musste, denn er saß zwischen mir und Calvin auf einer Bank. Ich setzte mich neben Elias und warf ihm einen mahnenden Blick zu. Der sollte nur nicht wieder auf solche Gedanken kommen. Zumindest nicht, solange wir nicht allein waren. In der Öffentlichkeit war es mir einfach viel zu peinlich!
 

Wie wir nach einer Weile feststellen mussten, würden wir wohl nicht an den Strand gehen. Es hatte in der Zwischenzeit wieder angefangen zu regnen. Deprimiert starrte ich nach draußen. Sah so aus, als müssten wir wieder heim gehen.
 

Letícia schien andere Pläne zu haben. Sie wollte uns die Tanzschule vorstellen und scheinbar auch gleich ein wenig für ihren Auftritt beim Karneval werben. Sollte mir nur recht sein. Nach Hause wollte ich jetzt nicht unbedingt. Es wäre zwar schön noch ein wenig mehr Zeit mit Elias zu verbringen, aber leider war auch Calvin im Haus und so würden wir auf Dauer nicht alleine sein können. Zu schade aber auch!
 

So ging die ganze Gruppe nach dem Essen durch die gefüllte Einkaufsstraße und wir versuchten uns mühsam durch die Menschenmengen zu kämpfen. War zwar nicht ganz einfach, aber ich konnte mich von Elias an der Hand mitschleifen lassen, also brauchte ich mich nicht allzu sehr auf den Weg konzentrieren. So würde ich wenigstens auch nicht meine Freunde aus den Augen verlieren.
 

Nach einer halben Ewigkeit, in Wirklichkeit waren es nur einige Minuten, kamen wir vor einem nichtssagendem Gebäude an. Es war eingekeilt zwischen zwei Läden und wirkte kaum interessant auf den Betrachter. Nichtssagend. Ein einfaches Gebäude, leichte Risse zeigten sich bereits und das Einzige, was auf eine Tanzschule hinwies war ein großes Plakat am Eingang. Es gab nicht mal große Fenster durch die man hätte hindurchsehen können. Es erinnerte mich irgendwie an ein Gefängnis.
 

Eigentlich hatte ich nicht wirklich Lust mir so ein olles Gebäude anzusehen und zu gucken, wie andere Leute ihre Körper halb verbogen. Nett wie ich natürlich war, ging ich ohne zu murren mit hinein und tat interessiert. Wenigstens war ich nicht der Einzige, denn Elias und Calvin waren genauso wenig begeistert davon wie ich.
 

Wir mochten zwar den Karneval, aber das ganze Drumherum war eher belanglos in unseren Augen. Uns ging es nun mal ums Feiern. In dieser Hinsicht waren wir alle drei eher einfach gestrickt. Während also Hanna und Letícia sich alles ansahen und besprachen, standen wir wie die Deppen dumm in der Gegend herum.
 

Calvin schien schon zu bereuen mit uns gekommen zu sein. Er sah grimmig drein und setzte sich auf einen Stuhl, die Arme vor der Brust verschränkt. Elias und ich beschlossen, uns zu ihm zu setzen, da wir auch nicht viel zu tun hatten.
 

„Das ist doch die reinste Zeitverschwendung!“, meckerte Calvin uns leise von der Seite zu.
 

„Tja, was sollen wir sonst machen? Einfach abhauen?“, fragte ich ihn und lehnte mich an Elias. Mein Kopf landete auf seiner Schulter und ich spürte, wie Elias nach meiner Hand griff.
 

„Immer noch besser, als hier nutzlos herumzusitzen! Ich meine, was bringt es uns hier rumzuhocken?!“, schnaubte Calvin und sah uns von der Seite an.
 

Elias grinste. „Och, ich finde, es hat durchaus seine Vorzüge.“
 

Ich sah zu ihm. Er grinste mich an und drückte meine Hand. Das meinte er also. Ich lächelte zurück und sah dann wieder zu den Mädchen, die natürlich gar nicht mitbekamen, was hier hinten bei uns ablief.
 

„Wir bleiben ja nicht stundenlang hier. Das wirst du schon überleben.“, meinte ich zu Calvin, war aber zu faul zu ihm zu sehen. Der lachte nur höhnisch auf.
 

„Falls du es vergessen hast, ich bin hier um dir Nachhilfeunterricht zu geben! Alles andere ist reine Zeitverschwendung in meinen Augen!“, keifte er gereizt.
 

Leise stöhnte ich auf. Calvins Unterricht war einfach nur ätzend langweilig. Ich war froh, wenn ich mal einen Tag verschont blieb. Besser mehrere Tage, damit ich genug Kraft sammeln konnte, um die nächsten Stunden zu überleben.
 

Schon nach kurzer Zeit kam Hanna zu uns zurück und sah mehr als zufrieden aus. Sie meinte, sie würde noch eine Weile bei Letícia bleiben und mit ihr fachsimpeln. Das hieß im Klartext: Wir waren unerwünscht und konnten schon mal heimgehen. Schön, wäre nur toll gewesen, wenn wir das schon früher erfahren hätten. Dann hätten wir uns die Langweile auch anders vertreiben können.
 

Ich nahm es Hanna nicht übel. Sie sah so fröhlich aus und schien ganz glücklich darüber zu sein. Sie verstand sich prächtig mit Letícia und war Feuer und Flamme für den Karneval. Ich konnte es gut nachvollziehen. Schade, dass ich noch nichts hatte, was mich so sehr fesselte. Ich brauchte dringend ein Hobby!
 

Mit Elias und Calvin trat ich also den Rückzug an. Zurück durch die Massen an Menschen und dann ab nach Hause. Vielleicht würden wir noch ein paar Filme im Wohnzimmer schauen. Ich hegte die leichte Hoffnung, dass Elias und ich wieder ein bisschen fummeln konnten. Irgendwie war ich auf Geschmack gekommen.
 

Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und sah mich weiter um. Ich blieb an einer Person hängen. Es war ein Junge in ziemlich dunkler Kleidung, schwarzer Jacke, blauer Jeans und einer schwarzen Sonnenbrille. Er sah in meine Richtung und ein Schauer erschütterte meinen Körper. Der Junge sah wieder weg, aber irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl.
 

„Sam, alles okay?“, fragte Elias. Er hatte mir etwas erzählt, aber ich hatte überhaupt keine Notiz davon genommen. Ich sah irritiert zu ihm auf.
 

„Was hast du gesagt?“, fragte ich ihn planlos.
 

Elias schüttelte den Kopf. „Wo bist du nur mit deinen Gedanken? Ich wollte wissen, ob ich heute bei dir übernachten kann?“
 

„Ah, ähm, ja, geht klar.“, stammelte ich und sah noch einmal zurück. Der Junge war weg. War das nur so ein Gefühl oder kannte ich diesen Jungen?
 

Elias drehte sich in die Richtung in die ich sah. „Was ist da?“, fragte er mich interessiert.
 

„Nichts.“, murmelte ich und zog Elias an der Hand hinter mir her.



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