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Weihnachtswunder

von

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Manchmal geschehen eben Wunder

Sacht wirbelten die Flocken vom grauen Himmel herab, bedeckten alles mit einer weichen weißen Decke und überdeckten den ganzen Schmutz der sich auf den Straßen angesammelt hatte. „Endlich schneit es!“ jauchzte Toby so fröhlich wie ein kleines Kind. Zeo schüttelte über den Enthusiasmus seines Freundes den Kopf. „Ich glaube niemand freut sich so sehr wie du wenn es in New York schneit.“ „Ich mag das halt!“ verteidigte er sich lachend, klaubte prompt ein bisschen Schnee auf und warf es auf ihn. Er zielte auf seinen Kopf, doch da Toby nicht besonders gut zielen konnte traf er ihn nur an der Brust. „Hey, lass den Quatsch!“ der Brünette schnappte sich seinen Freund und kitzelte ihn im Nacken. „Lass das.“ Kicherte Toby, riss sich los und lief ein paar Schritte voraus. „Hey, pass auf das du nicht hinfällst!“ rief er besorgt. „Zeo, sei doch nicht immer so überbesorgt!“ schrie er zurück, stolperte und fiel natürlich prompt hin. „Siehst du? Aber du willst ja nicht auf mich hören.“ Meinte er vorwurfsvoll während er ihm aufhalf. „Hast du dir wehgetan?“ Toby sah aus wie ein Schneemann, grinste aber. „Nö. Aber ich hab meinen Schal verloren…“ suchend sah er sich um und fischte ihn schließlich aus einem Schneematschhaufen. Zeo seufzte. „Toby, manchmal bist du wirklich wie ein Kleinkind.“ „Was dagegen Mami?“ Der Junge mit dem langen aschblonden Haaren sah ihn mit seinen großen, babyblauen Augen an und klimperte mit den Wimpern. Zeo wuschelte ihm durch den Haare. „Hör auf, wir werden schon angestarrt.“ „Ja und?“ er hakte sich bei seinem Kindheitsfreund ein. „Ich hab keinen Bock das uns alle für ein schwules Pärchen halten.“ Murmelte er. Jetzt warf die hohe Stirn des Jüngeren Falten, doch er sagte nichts. Inzwischen hatte er es aufgegeben Zeo von seiner Angst zu heilen, von dieser Angst dass jemand etwas falsches von ihm denken könnte. Im Gegensatz zu seinem Freund hatte er sich nämlich immer noch nicht von dieser Angst befreit. Als Toby fröstelte sah Zeo ihn besorgt an. „Ist dir kalt?“ „Ein bisschen, aber nicht schlimm. Viel dicker konntest du mich ja nicht einpacken.“ Sagte er lächelnd. „Wir sind ja gleich da.“ „Ja.“ Der Brünette zog die Wegbeschreibung aus der Tasche. „Wo wohnen Jack und Damian noch mal?“ „In New York.“ „Das weiß ich auch, aber wo in New York?“ „Na in Brooklyn.“ „Wow. Ob du es glaubst oder nicht, da sind wir gerade! Aber in welchem Haus noch mal genau?“ suchend sah er sich um. „Nummer fünf… Nummer fünf… Da!“ sie hatten das cremefarbenen Townhouse entdeckt das passend zur Jahreszeit mit Tannengrün und Lichterketten geschmückt war. Doch da natürlich Jack einen Teil der Deko übernommen hatte gab es dort auch einen glitzernden Weihnachtsstern, eine grellpinke und eine türkisfarbene Lichterkette sowie Weihnachtskugeln in allen Farben (und, wie Zeo zu seinem Entsetzen feststellte, auch welche in Herzform). „Ja, das ist auf alle Fälle Jacks und Damians Haus.“ Sagte Toby leise kichernd. Der Brünette verkniff sich das Kommentar und drückte einfach auf die Klingel. Kurz darauf ertönte der Summer und sie traten in eine mit hellen Sandsteinfliesen ausgelegten Lobby. Der Portier nickte ihnen kurz zu und geleitete sie dann zu einem hübschen, käfigartigen Messingfahrstuhl. „In welchem Stock wohnen sie eigentlich?“ Toby grinste. „Aufgrund der Tatsache das der große, bunte Glitzerstern im zweiten Stock hing würde ich sagen im zweiten Stock.“ „Gut, das ist ein Argument.“ Versonnen betrachtete der Brünette seinen besten Freund. Schon seltsam wie sich alles fügte. Noch vor einem Jahr hatte er um das Leben seines Freundes gebangt…
 

„Hey du.“ Toby sah erfreut auf. Zeo kam gerade in sein Zimmer, die Wangen noch gerötet von der kalten Luft draußen. Vor ein paar Tagen hatte es endlich angefangen zu schneien, er hatte stundenlang fasziniert nach draußen gestarrt, traurig darüber das er nicht einfach raus gehen und mit ihnen spielen konnte. „Wie geht’s dir?“ Zeo setze sich an das Krankenbett seines Freundes. Dieser starrte verlegen auf seine Hände. „Tut mir leid Zeo, aber ich darf noch nicht nach Hause.“ „Was?“ fassungslos starrte der Brünette den zierlichen Jungen an. „Aber vor drei Tagen hast du noch gesagt dass sie dich wenigstens für die Feiertage entlassen!“ Toby sah ihn unglücklich an. „Tut mir wirklich leid, aber ich hatte gestern Abend ein bisschen Fieber und meine Blutwerte haben sich wohl verschlechtert.“ Eine einzelne Träne lief ihm über die Wange. Zeo wischte sie vorsichtig weg und strich ihm über den Kopf. „Nana, nicht weinen. Das wird schon wieder. Du bist ruckzuck wieder ganz gesund.“ Meinte er aufmuntert um von der Tatsache abzulenken das sich sein Herz in seiner Brust zusammenkrampfte. Schon seit fast drei Monaten war Toby im Krankenhaus und es war immer noch keine wirkliche Verbesserung eingetreten. Blass war er geworden, schmal, seine babyblauen Augen schienen beinahe zu groß für sein schmales Gesicht. „Schade… Ich hatte mich so gefreut Weihnachten mit dir zu verbringen…“ Tobys Lächeln war glücklicherweise immer noch dasselbe. „Ich mich doch auch, aber es geht nun mal nicht anders. Sonst…“ „Sonst was?“ schnell schüttelte der Kranke den Kopf. „Nicht weiter wichtig. Aber verzeih mir bitte dass ich dieses Jahr kein Geschenk für dich habe… Ich bin nicht groß zum Einkaufen gekommen.“ Obwohl die Bemerkung scherzhaft gemeint war hing sie seltsamerweise bedrohlich im Raum. „Naja, ist ja nicht weiter schlimm. Dann verbringe ich Weihnachten eben hier.“ „Nein.“ Toby legte ihm seine kleine, klamme Hand auf den Oberschenkel. „Verbring Weihnachten mit deiner Familie, so wie es sich gehört.“ „Aber du gehörst doch auch zu meiner Familie." Meinte der Brünette hilflos. Sein Freund lächelte schwach. „Ich komm schon klar. Die Schwestern hier sind sehr nett, sie singen sogar Weihnachtslieder mit uns.“ „das ist doch trotzdem kein richtiges Weihnachten!“ meinte Zeo unglücklich. Der Kranke lächelte schwach. „Hey, wir werden noch viele Weihnachten miteinander verbringen. Da kommt es doch auf eines nicht an.“ „Na wenn du meinst.“ Meinte sein Freund skeptisch. „Ich komm dich aber trotzdem an Weihnachten besuchen!“ meinte er trotzig. Toby ließ sich langsam wieder zurück in die Kissen sinken. „Wenn du meinst. Aber musst du nicht langsam los?“ Überrascht sah Zeo auf seine Uhr. Er hatte gar nicht gemerkt wie spät es schon war. Wenn er seine Bahn noch kriegen wollte musste er wirklich sofort los. „Na gut. Morgen um drei komm ich wieder, ok?“ Der Kleinere nickte. Zum Glück sah sein Freund nicht das sein Lächeln nur gespielt war. Dieser Besuch hatte ihn unglaublich viel Kraft gekostet, er spürte wieder dieses unangenehme Stechen in der Brust. Morgen. Morgen würde es besser sein, dachte der Kranke benebelt. Morgen würde es ihm bestimmt besser gehen…
 

Zeo wäre beinahe die Teetasse aus der Hand gefallen als plötzlich sein Handy in der Hosentasche zu klingeln begann. Hastig fischte er das Telefon aus der Tasche. Auf dem Display wurde eine Festnetznummer angezeigt die er nicht kannte. Schnell stellte er seine Tasse auf dem Tisch ab und nahm dann den Anruf an. „Hallo?“ „Herr Abyss? Hier ist das Sankt-Marien-Hospital.“ Zeo musste sich setzen. Das war Tobys Krankenhaus. „Ja?“ seine Stimme zitterte obwohl er sich einzureden versuchte dass ihn das Krankenhaus nur anrief um ihm zu sagen das Toby doch über die Feiertage heimdurfte. „Es geht um ihren Freund, Toby. Wir mussten ihn heute Morgen auf die Intensivstation verlegen.“ „W…wieso denn?“ seine Zähne klapperten geradezu vor Angst. Seine Beine gaben unter ihm nach, er musste sich setzen. „Seine Lunge scheint nicht mehr richtig zu funktionieren, er kann nicht mehr allein atmen.“ „Ich komme sofort.“ Sagte er schnell und legte auf ehe die Schwester noch etwas sagen konnte. „Wohin kommst du sofort?“ seine Mutter betrat den Raum. Zeo zog sich bereits seine Jacke an. „Sie haben Toby auf die Intensivstation verlegt. Ich muss sofort zu ihm!“ „Ja, natürlich.“ Stimmte ihm seine Mutter zu. „Du musst jetzt für ihn da sein.“ Der Brünette drehte sich noch einmal um. Der Ausdruck in seinen aquamarinblauen Augen erschreckte seine Mutter. „Was mach ich wenn er stirbt Mama?“ fragte er heiser. Es war Jahre her das er sie Mama genannt hatte, allein das zeigte schon wie verwirrt er war. Sie legte ihm einen Arm um die Schultern. „Das wird nicht passieren. Du wirst schon sehen, es ist alles halb so schlimm. Außerdem“ ihre Augen, deren Aquamarinblau etwas dunkler war als das ihres Sohnes, schimmerten im Kerzenlicht. „Außerdem ist Weihnachten. Da passieren schon mal Wunder. Man muss nur daran glauben.“ Seine Mutter küsste ihn zärtlich auf die Stirn. „Los, hau schon ab. Wir warten auf dich mit der Bescherung.“ „Mama? Hab ich dir eigentlich schon mal gesagt wie sehr ich dich lieb hab?“ lächelnd schubste sie ihn aus der Tür. „Ja, aber ich hätte nichts dagegen es noch etwas öfter zu hören.“
 

Unglücklich starrte der Brünette durch die Glasscheibe. Er durfte nicht zu ihm, sein Zustand war sehr kritisch. Man hatte ihn an eine Beatmungsmaschine anschließen müssen, ein anderer Apparat überwachte seinen Herzschlag. Zeo biss sich so fest auf die Unterlippe das es blutete. In diesem sterilen Flur war nichts von Weihnachten zu spüren, aber selbst wenn, es wäre ihm egal gewesen. Das einzige das jetzt zählte war dieser schmale, gepeinigte Körper in dem riesigen weißen Bett. Warum? Warum war das ausgerechnet ihm passiert? Was hatte er getan das er es verdiente so krank zu werden? Er spürte wie seine Augen anfingen zu brennen, doch er wollte nicht weinen. Als Toby vor ein paar Monaten wegen seiner Krankheit zusammengebrochen war hatte er geweint, doch sein Freund hatte ihn ausgeschimpft. „Weinen kannst du wenn ich tot bin.“ Hatte er damals beinahe fröhlich gesagt. Seine schwere Krankheit hatte ihn komischerweise niemals so sehr belastet wie seinen Kindheitsfreund, er hatte immer noch lachen können, sogar als er so starke Hustanfälle hatte das er kaum noch Luft bekam. In seinem Kopf dröhnte es, er stützte ihn an der kühlen Glasscheibe ab. „Zeo Abyss?“ er schrak zusammen. Eine Schwester stand hinter ihm und lächelte ihn mitfühlend an. „Ja?“ „Sind sie ein Angehöriger?“ der Brünette ließ seinen Blick auf Toby verweilen. „Sozusagen. Seine… Seine Eltern sind vor Jahren verunglückt. Andere Verwandte hat er nicht. Wieso?“ Sie lächelte immer noch. „Ich frage nur weil Patienten auf der Intensivstation nur von Angehörigen Besuch bekommen dürfen. Aber ich schätze sie zählen als Angehöriger.“ Zeo starrte sie an als wäre sie der liebe Gott. „Ich darf zu ihm?“ „Ja, aber nur eine halbe Stunde. Aber es sieht nicht so aus als würde er in nächster Zeit aufwachen.“ Er knabberte auf seinem Daumennagel herum. „Wie…wie stehen seine Chancen?“ fragte er kleinlaut. Die Schwester betrachtete ihn mitleidig. „Es ist wirklich nicht so schlimm wie sie es sich wahrscheinlich denken. Seine Werte sind schlecht, aber stabil. Wir können sagen, wenn er die Nacht übersteht hat er es geschafft.“ Doch ihr bedrückter Gesichtsausdruck verriet ihm dass es wahrscheinlich schlechter stand als sie es ihm sagen wollte. Anscheinend erriet sie was er dachte. „Gehen sie doch erstmal an die frische Luft ehe sie ihn besuchen. Lassen sie ihr Hirn einmal richtig durchpusten. Das bringt sie vielleicht auf andere Gedanken.“ Zeo nickte benommen. „Ja, das ist eine gute Idee…“
 

Die Heizkörper auf der Intensivstation waren viel zu heiß eingestellt, dementsprechend herrschte dort eine geradezu wüstenartige Hitze. Deswegen traf Zeo die Kälte und Feuchte des Wintertages wie ein Stanzhammer als er auf die Dachterrasse des Krankenhauses trat. Der Wind fuhr ihm in die Kleider, brachte seine Haare durcheinander und ließ seine Augen noch heftiger tränen. Er war ganz allein auf der Terrasse, keine Wunder um Mitternacht. Mutlos ließ er sich auf eine Bank sinken und starrte in den funkelnden Sternenhimmel. Sein Herz fühlte sich wie ein Stein in seiner Brust an. Inzwischen konnte er die Tränen nicht mehr zurückhalten, sie flossen ihm völlig unkontrolliert übers Gesicht. Schluchzend verbarg er sein Gesicht in den Händen. Ihm war schlecht, sein Magen rebellierte. Gerade heute, gerade dieser Tag der eigentlich der Schönste im ganzen Jahr sein sollte erwies sich als absolute Katastrophe. Was tat er nur wenn Toby starb? Wenn ihm sein bester Freund, sein einziger echter Vertrauter, genommen wurde? Aber was hatte seine Mutter vorhin gesagt: „ Es ist Weihnachten. Da passieren schon mal Wunder.“ Wunder… So eines könnte er jetzt wirklich brauchen. Ob er es mal versuchen sollte? Naja, schaden würde es bestimmt nicht. Zeo faltete unschlüssig die Hände und sah zum dunkeln Sternenhimmel auf. Er hatte keine Ahnung wie er seine Bitte formulieren sollte, deswegen fing er einfach an zu reden: „Bitte, lieber Gott, der Weihnachtsmann oder wer auch immer dafür zuständig ist, bitte macht das er nicht stirbt! Das ist der einzige Wusch den ich habe, das einzige war ich mir wirklich von Herzen wünsche.“ Die Tränen tropften in den Schnee und brannten Löcher in die weiße Decke. „Bitte!“ rief er inbrünstig. „Mach dass er wieder ganz gesund wird…“ Überrascht hielt er inne. Hatte er sich das eingebildet oder hatte der eine Stern gerade aufgeleuchtet? Ach, das war bestimmt nur Einbildung gewesen. Trotzdem irgendwie getröstet stand er auf und ging zurück zur Station. Kaum war er wieder vor Toby Zimmer angekommen kam ihm die Schwester entgegen. „Er ist aufgewacht!“ „Was? Sie veräppeln mich!“ ungläubig sah er sie an, doch sie schüttelte energisch den Kopf. „Es ist wie ein Wunder. Seine Werte haben sich verbessert und er kann wieder richtig atmen.“ „Darf ich jetzt zu ihm?“ Sie nickte. „Aber nur eine halbe Stunde. Er ist immer noch sehr schwach.“ „Natürlich…“
 

„Toby…“ er strich seinem altem Freund vorsichtig über den Kopf. Dieser versuchte ihn anzulächeln, war aber immer noch zu schwach dafür. „Ich…ich lebe ja…“ „Ja, warum denn auch nicht?“ fragte Zeo zärtlich. Zwar hing er immer noch an vielen Schläuchen und Maschinen, doch es ging ihm sichtlich besser. „Es… es war alles so dunkel.“ Begann Toby leise. „Doch dann war da ein Licht. Es… es war warm, und schön und ich wollte unbedingt darin aufgehen. Doch bevor ich es erreichen konnte hat mich irgendwas zurückgehalten, mich wieder zurückgeholt…“ benommen starrte er Zeo an. „Das warst du, oder?“ Aus einem Impuls heraus nahm der Brünette seinen Freund fest in die Arme. Toby war zu schwach um zurück zu umarmen, doch er schmiegte sich in seine Halsbeuge. Zeo hielt diesen schmalen, fieberheißen Körper so fest er konnte ohne ihm wehzutun, streichelte das schweißverklebte Haar des Kranken vorsichtig. Überrascht sah der Jüngere auf. „Zeo, weinst du etwa?“ „Ja, ein bisschen.“ „Aber wieso denn?“ „Weil ich das schönste Weihnachtsgeschenk von allen bekommen habe…“
 

Kaum zu glauben dass das alles gerade erst ein Jahr her war. Es war so viel passiert in diesem zwölf Monaten. Wochen die Toby noch im Krankenhaus verbringen musste, doch auch sehr viel Schönes. Und dieses abwechslungsreiche Jahr würde auch dieses Mal seinen Höhepunkt an Weihnachten erleben. „Was ist denn mit dir?“ Toby hatte den besorgten Ausdruck im Gesicht seines Freundes gesehen. „Ach, nichts. Ich hab nur an unser letztes Weihnachten gedacht.“ Das Lächeln auf dem Gesicht des Jüngeren erlosch kurz und kam dann sofort wieder. „Das ist doch schon lange Vergangenheit. Es geht mir doch wieder gut.“ „Ja, aber… Dich zu verlieren, das hätte ich nicht ertragen.“ „Schon gut.“ Toby tätschelte seine Hand. „Komm, denk nicht mehr daran. Sonst wäscht dir Jack den Kopf wenn du mit einem traurigen Gesicht vor der Tür stehst.“ Inzwischen standen sie nämlich vor der bunt angemalten Tür des Pärchens auf der groß „JACK UND DAMIAN“ stand. Der Ton der Klingel war ebenso ungewöhnlich, eine süße, klingende Melodie die beiden irgendwie bekannt vorkam. Toby schnipste mit den Fingern. „Das ist die Nussknackersuite!“ lachte er. „Jack hat wirklich Stil.“ Mehr konnte er nicht sagen, denn im nächsten Moment wurde die Tür aufgerissen. „Toby, Zeo! Ich dachte schon ihr kommt nicht mehr!“ der Künstler wedelte theatralisch mit den Händen. Zeo verdrehte nur die Augen. „Jack, ich hab dir vor ner halben Stunde ne SMS geschrieben dass wir uns ein bisschen verspäten. Unser Anschlussflug ging etwas zu spät.“ „Ist ja schon gut, kommt erstmal rein.“ Er zog sie in das hübsche Apartment das er zusammen mit Damian bewohnte und das passend zur Jahreszeit geschmückt war. Nur weil eben Jack die Deko übernommen hatte war alles grellbunt und glitzerte wie verrückt. Den Weihnachtsbaum sah man unter der Masse an Lichterketten und Kugeln schon gar nicht mehr richtig. Selbst seinen Partner hatte er von seinem Dekofimmel nicht ausgenommen, deswegen schien sich Damian in dem hellblauen Glitzerpullover auch nicht wirklich wohl zu fühlen. Toby konnte es ihm nachfühlen, das Ding musste doch entsetzlich kratzen. Der Blauhaarige saß mit leicht genervtem Gesichtsausdruck auf der Couch und versuchte seinen Partner, der wie ein Rauschgoldengel auf Koks durch die Wohnung wirbelte, zu ignorieren. „So geht das seit Thanksgiving.“ Stöhnte er. „Ich konnte ihn gerade noch davon abhalten auch noch das Bad zu dekorieren. Ich frag mich wie er das alles schafft, schließlich hatte er bis gestern auch noch jede Menge in seiner Galerie zu erledigen.“ „Das hab ich aber alles auf die Reihe bekommen, Darling!“ rief der Künstler dessen roten Wangen ausnahmsweise mal nicht aus der Puderdose kamen. „Ich liebe einfach diesen Trubel. Dann laufe ich erst zur Hochform auf!“ „Setz dich erstmal hin.“ Verlangte Damian herrisch. „Aber Darling“ „Nix ´aber Darling´“ er zog Jack auf die Couch und setzte sich einfach auf seinen Schoß. „Ach, my little Sweetheart, ich liebe es wenn du mich manchmal so maßregelst.“ Schnurrte er und kraulte seinem kleinen Freund den Nacken. „Du musst auch mal Pause machen Jack, sonst bekommst du noch einen Nervenzusammenbruch.“ Toby und Zeo sahen sich gegenseitig an und grinsten. Sie kannten die seltsame Beziehung zwischen den Beiden, der heißblütige Künstler auf der einen und der kühle Rationalist auf der anderen Seite. Aber vielleicht gerade deswegen funktionierte ihre Beziehung perfekt. Sie ergänzten einander perfekt und waren im Moment DAS New Yorker Pärchen. Und nicht nur deswegen weil Jack inzwischen zur lokalen Prominenz gehörte und seine eigene Galerie besaß. Sie waren einfach zu süß zusammen, vor allem jetzt wenn der Künstler seinen kleinen Freund zum Lachen brachte. Aber natürlich konnte Jack nie lange stillsitzen. „Also meine Süßen, was machen wir heute noch schönes?“ Diesmal war Zeo mit Augenverdrehen dran. „Jack, wir haben nicht wirklich Lust noch etwas auf die Beine zu stellen. Wir sind einmal quer durch das ganze Land geflogen, mussten mit einem Taxi, drei U-Bahnen und vier Bussen hierherfahren und dann noch drei Kilometer laufen. Wir sind schlicht und ergreifend alle.“ „Aber es ist doch der Tag vor Weihachten!“ jaulte der Künstler enttäuscht auf. „ja, gerade deswegen.“ Meinte Zeo trotzig, doch Toby fiel ihm in den Rücken. „Komm schon du alter Miesepeter, wir können doch wirklich noch ein bisschen was unternehmen.“ „Und was?“ fragte Damian unbeteiligt. „Steht nicht vor dem Rockefeller Center der größte Weihnachtsbaum der Welt?“ Jack klatschte aufgeregt in die Hände. „ja, genau! Und da gibt es auch eine-“ „Sag es nicht!“ flehte Damian ihn an, doch sein Partner war unerbittlich. „eine Schlittschuhbahn!“ beendete er seinen Satz. „Uh, Schlittschuh laufen, tolle Idee!“ jubilierte Toby. „Naja, ich weiß ja nicht.“ Sagte Zeo unschlüssig. Toby sah ihn mit großen Augen bettelnd an. „Bitte Zeo! Es ist schon so lange her das wir Schlittschuhlaufen waren.“ „Na gut.“ Gab der Brünette schließlich nach. „Juchu!“ riefen Jack und Toby im Chor.
 

„Jack, warum quälst du mich so? Hast du mich gar nicht mehr lieb?“ verzweifelt hielt sich Damian an seinem Freund fest. Er hasste Schlittschuhlaufen. Aus irgendeinem Grund bekam er das nicht auf die Reihe, seine Füße rutschten in alle Richtungen davon. „Komm Darling, ich helfe dir.“ Schnurrte der Künstler und umfasste die schmale Taille seines Geliebten. „So, geht doch schon viel besser, oder?“ Damian versuchte krampfhaft sich nicht auf die Nase zu legen. Warum hatten so viele Menschen Spaß daran mit irgendwelchen Metallkufen an den Schuhen über gefrorenes Wasser zu rutschen? Er fand daran nicht besonderes, auch wenn sich Jacks warme Hände an seiner Taille schon gut anfühlten. „Guck mal Sweetheart. Toby und Zeo könnten bei der nächsten Eisrevue antreten, oder?“ Damian sah auf. Tatsache, die beiden waren wirklich gut. Elegant liefen sie beide nebeneinander her, Hand in Hand und fröhlich lachend. Im Gegensatz zu ihm liefen sie gut Schlittschuh, das Ergebnis jahrelanger Übung. Zeo packte seinen alten Freund jetzt auch an der Taille und wirbelte ihn in voller Fahrt herum. Der Jüngere jauchzte vor Freude. Um sie herum waren noch viele andere Menschen die auf der angestrahlten Eisbahn ihre Runden drehten, doch die waren bedeutungslos geworden. Sie standen sich nun direkt gegenüber und sahen sich in die Augen. Ihre Wangen waren von der Kälte gerötet, und ihre Augen glänzten glücklich. „Ich hab dich noch gar nicht gefragt was du dir zu Weihnachten wünschst.“ Sagte Zeo plötzlich. Toby blickte auf seine Füße. Zeo hatte ihm die Arme um den Hals gelegt und sie drehten sich langsam im Kreis. „Naja, eine Wunsch hätte ich schon… aber der ist ziemlich gewagt.“ „Ach ja? Ich dachte wenn man Jack kennt kann einen nichts mehr schocken.“ „Na mal sehen ob dich das schockt. Mach die Augen zu.“ Der Brünette befolgte die Anweisung. „Aber wehe du schubst mich!“ drohte er ihm. Doch im nächsten Moment musste er seine aquamarinblauen Seelenspiegel schon wieder weit aufreißen, denn Toby hatte schüchtern seine Lippen auf seine gepresst. Die Lippen des Jüngeren waren kalt, aber weich, und Zeo machte keine Anstalten den Kuss zu lösen. Doch nach ein paar Sekunden mussten sie sich mangels Sauerstoff voneinander trennen. „Toby.“ Hauchte er entsetzt. „Warum hast du das getan?“ „Na was glaubst du denn?“ fragte er heiser. „Ich liebe dich. Und ich habe mir nichts mehr gewünscht als dass du mich auch liebst. Außerdem geschehen an Weihnachten“ „Manchmal auch Wunder.“ Erwiderte Zeo. „Und? Ist mein Weihnachtswunsch in Erfüllung gegangen?“ fragte Toby schüchtern. Sein Freund-ja, sein Freund, nicht mehr sein alter Freund oder sein bester Freund- küsste ihn zärtlich auf die Stirn. „Na was glaubst du denn?“
 

Jack und Damian standen ein paar Meter entfernt an die Bande gelehnt und beobachteten sie Szene zufrieden. „Das wurde ja auch mal langsam Zeit.“ Sagte Damian schließlich. „Ich dachte schon die beiden kommen gar nicht mehr zu Potte.“ Sein Freund lächelte unbestimmt. „Ja, stimmt.“ Damian betrachtete ihn verträumt. „Was wünscht du dir eigentlich zu Weihnachten?“ Jack lächelte. „Das du dein ganzes Leben mit mir verbringst, my little Sweetheart.“ „Ist das ein Heiratsantrag?“ „Wenn es dir nichts ausmacht das du deinen Ring erst morgen bekommst, dann ja.“ Die beiden grinsten sich an. „Aber.“ Der Künstler hob die Hand. „Ich heirate nur jemanden der mindestens zehn Meter weit mit Schlittschuhen kommt.“ „Hey, das ist Erpressung!“ „Ich weiß.“ Lachte Jack und schubste seinen kleinen Verlobten einfach an. Damian rutschte schlingernd übers Eis, stolperte über seine eigenen Füße und fiel voll aufs Gesicht. „Waren das zehn Meter?“ fragte er benommen als sich Jack neben ihn kniete und ihm wieder hoch half. „Naja, aufgerundet. Stark aufgerundet.“ „Ich hasse Schlittschuhlaufen.“ Knurrte Damian einfach, ließ sich dann aber bereitwillig von seinem Verlobten küssen.
 

„An Weihachten geschehen eben manchmal Wunder…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  jyorie
2013-03-20T16:44:59+00:00 20.03.2013 17:44
Hi ~.*

das war süß ... An weihnachten geschehen eben wunder <3 *knuffig*
ist Tobi jetzt komplett geheilt gewesen, oder war das nur mal vorrüber-
gehend, das es ihm besser geht. Ich fand das OS süß.

CuCu Jyorie
Von:  LellaTheDarkAngel
2012-01-30T18:41:08+00:00 30.01.2012 19:41
och wie cuuuute :D
da ich beide pairings liebe is das auch kein wunder^^

gefällt mir :D
Von:  SunnyBunny
2011-12-28T09:02:50+00:00 28.12.2011 10:02
Das ist echt wirklich süß... und traurig manchmal...
Aber die Wunder die geschehen, freuen einen so sehr!
Ich mag die Story sehr gerne.
Was mir nicht ganz so gut gefällt ist die Gestaltung... es ist ein bisschen schwierig bei den Dialogen zu lesen, weil die direkte rede immer in einer Zeile direkt hintereinander kommt. Aber vllt geht das nur mir so, xD.
Schöner OS.

LG Sunny
Von:  shinea08
2011-12-19T16:20:33+00:00 19.12.2011 17:20
Gott ist das Süüüüüß *_*
Ich liebe TobyXZeo ja so schon, aber jetzt ist es nur schlimmer gworden xD
Da freut man sich ja so richtig auf Weihnachten x3

LG shinea08


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