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Indian Summerrain

(KaRe) Küsse im Monsun
von

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In Indien hatte er sein Herz verloren

Kai Hiwatari war nicht der Typ Mensch, der anderen hinterhertrauerte. Er war auch nicht der Typ Mensch, der anderen hinterherlief. Im Gegenteil. Kai Hiwatari hatte seine Prinzipien, an die er sich konsequent hielt und was er bereits viele hatte spüren lassen. Hart, aber fair.
 

Kai Hiwatari war nicht der Typ Mensch, der sich bemühte Freundschaften aufrecht zu erhalten. Er war auch nicht der Typ Mensch, der sich um soziale Floskeln scherte. Nein, Kai Hiwatari war einfach nur er selbst. Kalt, aber ehrlich.
 

Noch nie war es ihm in den Sinn gekommen einem One-Night-Stand hinterher zu trauern, noch nie zuvor hatte er sich nach dem Sex darum geschert, wie es dieser Person ging, wenn er früh am nächsten Morgen die Wohnung verlassen hatte. Noch nie hatte er sich deren Namen behalten können oder jemals das Bedürfnis verspürt, sie wiederzusehen. Was geschehen war, ist vorbei und gehört der Vergangenheit an und es gibt keinen Grund, weiter darüber nachzudenken und sich unglücklich zu machen.

Und doch saß er seit einer geschlagenen Stunde auf dem Sofa, in der einen Hand ein ausgedrucktes Foto eines jungen, sehr attraktiven Mannes mit Schlafzimmerblick, im warmen Schimmer des Taj Mahal, der seine Silhouette warm zeichnete und ihm eine bezaubernde Ausstrahlung verlieh, in der anderen Hand ein Zettel mit einem Namen und einer Adresse und überlegte, was er tun sollte.
 

Als Kai nach dieser unvergesslichen Nacht voller leidenschaftlichem Sex in sein Hotelzimmer zurückging, hätte er nicht gedacht, dass es das letzte Mal sein würde, dass er Rei gesehen hatte. Erst als er am nächsten Abend spät von einer weiteren Konferenz in das Zimmer kam und den Anrufbeantworter abhörte, dämmerte ihm langsam, dass auch dieses Abenteuer schon wieder vorbei war.

‚Hallo Kai, hier ist Rei, du hast mir ja deine Zimmer-Telefonnummer hinterlassen. Hör mal, mein Freund, von dem ich dir erzählt habe, der, dem die Wohnung gehört, er kommt morgen in der Früh zurück und ich werde heute noch abreisen. Tut mir leid. Leb wohl...’

Kai war zugegebenermaßen wahnsinnig enttäuscht gewesen, dass Rei sich nicht mal mehr bei ihm verabschiedet hatte. Und doch rief er sich seine Prinzipien ins Bewusstsein, niemals einem Menschen hinterher zu trauern oder hinterher zu laufen und löschte die Nachricht. Dann ging er noch über eine Woche zu den täglichen Konferenzen, aß abends alleine und ging wie gewöhnlich alleine zu Bett. Er hatte sich fest vorgenommen, auch diesen One-Night-Stand zu vergessen.
 

Und doch saß er nun hier und betrachtete das Foto. Er hatte es nicht geschafft, ihn zu vergessen. Ob es daran lag, dass sie mehr zusammen unternommen hatten als lediglich miteinander zu schlafen, oder daran, dass er Rei unter völlig anderen Umständen kennengelernt hatte als die bisherigen One-Night-Stands, er wusste es nicht. Es konnte durchaus ebenso möglich sein, dass sich Kai ihm gegenüber geöffnet hatte, wie er es noch nie bei einem anderen fremden Menschen getan hatte. Es war beinahe lächerlich, Rei mit einem One-Night-Stand zu vergleichen. Er war mehr. Viel mehr.
 

Zurück in Tokyo hatte er lange mit sich selbst gerungen und doch hatte schließlich die Idee Überhand genommen, einen seiner wenigen Freunde anzurufen. Yuriy war ein Talent darin, Personen ausfindig zu machen und so bat er ihn kurzerhand um Rat. Doch es gestaltete sich als äußert schwierig, da selbst Kai nichts Genaues über ihn wusste. Er hatte vergessen, ihn nach seinem Nachnamen zu fragen, alles, was er ihm sagen konnte, war der Vorname, die Stadt, in der er wohnte und das Fach, das er studierte. Rei, Tokyo, Medizin. Das waren die Dinge, die Kai über ihn wusste. Nicht gerade viel, wie Yuriy bemerkte. Doch Kai war es egal. Er bat ihn lediglich darum, ihn ausfindig zu machen, wie lange er auch immer dafür brauchen sollte und Yuriy nahm dies sehr ernst, kam es schließlich nicht einmal alle Schaltjahre vor, dass Kai jemanden um irgendetwas bat.
 

Kai musste immer wieder daran denken, wie viel Spaß er mit Rei hatte und es kam ihm vor, als ob er vor ihm nicht einmal wusste, was das überhaupt bedeutete. Er musste immer wieder an den prickelnden Moment am Taj Mahal denken, die Leidenschaft des Kusses im strömenden Regen, der wirklich gute Sex. Reis bezauberndes Lachen. Er konnte nicht behaupten zu wissen, was mit ihm geschehen war, doch jeder andere Mensch würde ihn in der Annahme bestätigen, dass er in Indien sein Herz verloren hatte, einer Stadt, die er anfangs noch hasste.
 

Seufzend starrte er auf den Zettel mit der Adresse. Vor einer guten Stunde hatte Yuriy ihn angerufen. Über drei Wochen hatte er gebraucht, um einen Nachnamen und eine dazugehörende Adresse herauszufinden. Und nun saß er da, schlauer als zuvor und doch ratlos, was er tun sollte.
 

Kai Hiwatari war nicht der Typ Mensch, der seine Prinzipien gedankenlos über Board warf. Er war auch nicht der Typ Mensch, der unüberlegt an eine Sache ran ging. Kai Hiwatari war schrecklich konsequent. Aber nicht immer.
 

Abrupt erhob er sich vom Sofa. Auf einen kleinen Zettel schrieb er eine Notiz, steckte sie sich zusammen mit dem Foto in die Hosentasche und verließ seine Wohnung. Er hatte einen Schluss gefasst. Es war an der Zeit, seine Prinzipien für einmal zu vergessen.

Als er das Haus gefunden hatte, in dem Rei Kon wohnte, pinnte er den Zettel mit einer Büroklammer an das Foto und warf es in den Briefkasten. Es war bereits spät abends, doch am nächsten Tag würde Rei ihn bestimmt leeren.
 

Er hatte seinen Schritt getan. Nun lag es an Rei, ihm entgegenzukommen.
 

Nervös schaute Kai auf die Uhr. Zwar musste er sich noch einige Minuten gedulden, doch er konnte nicht leugnen, dass er unglaubliche Angst davor hatte, dass Rei nicht kommen könnte. Er kaute auf seiner Unterlippe herum und schaute aufgeregt umher, sich fragend, aus welcher Richtung er wohl kommen würde. In seinem Bauch herrschte ein Kampf der Vorfreude gegen das beängstigende Gefühl der Angst, einen wichtigen Menschen mit dessen Nicht-Erscheinen für immer zu verlieren. Denn würde Rei nicht kommen, wäre für ihn klar, dass er für diesen nicht mehr gewesen war als ein Abenteuer.

Kai erkannte sich beinahe selbst nicht mehr wieder. Nicht im Traum hätte er daran gedacht, dass er eines Tages so weit gehen könnte, sich auf einen Menschen derart einzulassen, dass er ihm sogar hinterher laufen würde. Doch diese eine Schwäche, die war ihm Rei wert.

Die Minuten verstrichen und Kai biss die Zähne zusammen, als der große Zeiger über die Zwölf hinaus wanderte. Seufzend ließ er die Schultern hängen. Das war’s. Rei war nicht gekommen.

Er ging weg, beide Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Er war bereits mehrere Schritte gegangen, da schlangen sich plötzlich zwei Arme von hinten um seine Brust.

„Weiß du eigentlich, wie sehr ich darauf gehofft habe, dass du mich findest?“

Ein Lächeln stahl sich auf Kais Mund, als er den zerknüllten Zettel in Reis Hand erblickte.

‚Acht Uhr bei der südlichen Ecke der Halbinsel des Odaiba-Kaihin-Koen, aber diesmal abends!’, stand da in typischer unleserlicher Akademikerschrift geschrieben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  BeautyRani
2012-01-01T14:44:55+00:00 01.01.2012 15:44
Und wer sagts denn, sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende ^^

Schön, dass auch Yuriy ne kleine Rolle bekommen hat, wenn auch keine Sprechrolle XD

Fazit: eine sehr schöne romantische FF, mit viel Einblick auf das Land Indien und mit meinem Lieblingspairing, was wünscht man sich denn da mehr...? ^.~

Ach, ich wüsste da noch was, dass dein andere One-Shot Las Vegas bald On gestellt wird, ich bin nämlich schon richtig gespannt darauf, deine Inhaltsangabe dazu hat mich echt Neugierig gemacht und das Setting ist sowieso total cool ^^

LG
Von:  Tales_
2011-12-29T11:26:45+00:00 29.12.2011 12:26
Huhu,
auch der Epilog hat mir sehr gut gefallen.
Es ist wirklich eine schöne Story!

Deswegen mach ich so gern Wettbewerbe, weil man da oft solch gute Storys findet wo man sonst vielleicht nicht gefunden hätte ;)

Das Ende deiner Story war echt zuckersüß ^^
Wirklich schön.

Lg Shanti
Von:  Black_Melody
2011-12-25T17:07:41+00:00 25.12.2011 18:07
*.*
Okay, nicht ganz Schicksal, aber hey, who cares?!
Meinen herzlichen Glückwunsch, du hast meine Laune heute wesentlich angehoben! Keine gefühlten 60.000 Fehler. *-* Das ist doch sehr erfrischend.
Die Tatsache, dass die Fanfic eigentlich für den Wettbewerb ein paar Tage zu spät beendet wurde, ignorieren wir mal ganz dezent. *hust* Zumindest ich, zum Zeitpunkt meines Lesens ist sie beendet. So. BÄHM!
Auch wenn ich sagen muss, dass eigene Serie vielleicht besser gepasst hätte und Beyblade nach wie vor nicht so 100%ig mein Ding ist, gefällt mir das Grundkonstrukt. Zusätzlich mag ich deinen Schreibstil irgendwie, die Geschichte passt dazu und ist ganz gut umgesetzt.
Rechtschreibung hatte ich ja schon gesagt, aber in diesem letzten Kapitel bist du auf der ersten Seite einmal vom Präteritum ins Präsenz gewechselt. Ob das so sein sollte, weiß ich nicht, aber zum Gesamtbild hätte es in der Vergangenheit besser gepasst. Das war eigentlich auch alles, das ich mir aufgeschrieben hatte, weil mir echt nix zu meckern einfällt.
Von mir tatsächlich Hut ab. Ich selber bin zwar auch Elementarbereich-Ass, aber es freut mich wirklich, wenn ich mich damit mal nicht wie ein Außenseiter fühle. *nick*

lG Hikari
Von:  Minerva_Noctua
2011-12-24T22:03:05+00:00 24.12.2011 23:03
Ahh, ist das toll!
Ich liebe diese FF!
Aber kurz war sie:(
Das ist schade.
Trotzdem sehr gut geschrieben und ein prima Abschluss!
Total süß, wie Rei Kai am Schluss umarmt^^.
Wäre schön, wenn du noch weitere so fantastische Werke schreiben würdest*fg*

Liebe Grüße und frohe Weihnachten!

Minerva
Von:  blackangel_tsukuyomi
2011-12-24T21:01:56+00:00 24.12.2011 22:01
Und schon ist es wieder vorbei.T_T
Ist aber trotzdem schön geworden.^^
Nur das Yuriy so plötzlich eingeführt wurde,das war irgendwie ein wenig zu aprupt,finde ich zumindest.
Besonders verwunderlich,dass Yuriy nicht mal Fragen gestellt hat.
Er ist doch sonst so ein Chara der gerne Kai ärgert,oder nicht?XD
Aber trotzdem ein schönes Ende geworden.
Bis zur nächsten FF.
Hoffentlich komm ich mal endich dazu deine aktuelle FF zu lesen.
Ich hab so wenig Zeit,aber das habe ich schon oft genug erwähnt.X_X
Also bis zum nächsten Mal.^^

LG
Von:  Holley
2011-12-24T14:30:08+00:00 24.12.2011 15:30
tolle story und ich muss sagen, ich bin doch sehr überrascht, dass es schon vorbei ist.

Trotzdem sehr schöne Geschichte und auch ein schönes und passendes ende.


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