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Opposites attract

von

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Stadtbad

„Oh, wie ich Mathe doch hasse! Erklär mir das!“, frustriert ließ die Blonde sich auf ihr Bett fallen und warf mir einen Blick zu. Auf dem Boden und überall auf dem Bett waren Schulhefte verteilt.

„Du bist gut, ich bin selbst keine Leuchte in Mathe.“, räumte ich ein und versuchte eine weitere meiner BWL-Aufgaben zu lösen.

„Aber du musst das können, schließlich bist du eine Klasse über mir.“, beharrte sie.

Ich verdrehte die Augen. „Heißt aber nicht, das ich dieses Thema je verstanden hätte.“ In Mathe war ich noch nie gut gewesen und würde es wohl auch nie sein. Gott sei dank konnte ich in der Schule die meisten meiner Aufgaben bei meiner Sitznachbarin abschreiben und hatte bei den Klausuren mehr Glück als Verstand.

„Das ist doch total bizarr! Wie soll ich zwei komplett verschiedene Aufgaben gleichsetzen, wenn die komplett andere Zahlen haben!“, regte sich Rin auf.

„Du musst das X ausrechnen, dann ergibt's nen Sinn.“ Ich blätterte eine Seite in meinem Buch um, um endlich den richtigen Paragraphen im Handelsregister zu finden, den ich brauchte, um die Aufgabe lösen zu können.

„Also ich finde das ehrlich gesagt gar nicht so schwer.“, meldete sich Len zu Wort und wedelte kurz mit dem Mathebuch, damit wir wussten, was er meinte.

„Dann erklär schon!“, im Bruchteil einer Sekunde war seine Schwester von ihrem Platz aufgesprungen und rüber zum Schreibtisch gelaufen.

Es war Donnerstag Nachmittag und ich war nach der Schule mit zu den Geschwistern gegangen. Bevor wir in die Stadt oder irgendwo anders hin konnten, mussten wir allerdings erstmal unsere Hausaufgaben schaffen. Und da wir morgen frei hatten, hatten die Lehrer uns extra viel aufgegeben.

Erst hatte ich geglaubt nur die Oberstufe hätte es so schlimm erwischt, aber nein, auch die niedrigeren Klassen wussten vor Hausaufgaben nicht mehr, wo ihnen der Kopf stand.

Wieder tappte jemand durchs Zimmer und ich spürte eine Hand auf meiner Schulter.

„Sag mal was machst du da? Das sieht aus wie ein komisches Häuschen mit Wörtern darin.“

Ich seufzte resigniert und legte meine BWL-Hausaufgaben zur Seite.

„Ich muss ne Bilanz aufstellen,“ erklärte ich halbherzig. Die Jüngere scherte es nicht wirklich, das ich zur Abwechslung mal versuchte zu Arbeiten.

Ihr Bruder hatte es nach eineinhalb Stunden endlich geschafft seine Hausaufgaben zu beenden und stand auf. „Also ich geh was raus.“, meinte er und streckte sich.

„Du willst nicht mit shoppen kommen?“, gespielt überrascht zog ich eine Augenbraue hoch. Len zog nur eine Grimasse. „Bloß nicht, lass mal.“, winkte er ab und sah merkwürdig schnell zu, das er das Zimmer verließ.

Rin und ich sahen uns an und mussten lachen.

„Jetzt mal ernsthaft, was wolltest du eigentlich in den Arcaden?“, wollte ich dann wissen, während ich den letzten Satz niederschrieb.

„Keine Ahnung. N neues Spiel? Klamotten?“ Angesprochene zuckte nur mit den Schultern.
 

Es gab für mich wirklich interessantere Dinge als shoppen zu gehen. Zumindest was Kleidung betraf, wusste ich sehr genau was ich wollte und suchte auch gezielt danach. Die Blondine war da leider um einiges mädchenhafter und schliff Gumi oder mich gern in sämtliche Modeläden.

Aber heute hatte es auch etwas Gutes mal wieder durch die Stadt geschleift zu werden. Ich hatte mich schließlich für morgen mit Lily zum Schwimmen verabredet und da brauchte ich noch einen Bikini.

Als ich Rin damit beauftragte ebenfalls nach schönen Bikinis Ausschau zu halten,war diese sofort begeistert. Kurze Zeit später fanden wir uns in der Bademodenabteilung eines Kaufhauses wieder.

„Sag mal, wie kommt's, das du freiwillig schwimmen gehst? Als Gumi und ich dich das letzte mal mitnehmen wollten, haben wir fast ne halbe Stunde gebraucht dich zu überreden.“, wollte sie dann wissen.

Erst wollte ich spontan auf ihre Frage antworten, dann hielt ich inne. Die beiden Blonden verstanden sich nicht unbedingt gut und neulich am Schultor war die Jüngere ja sogar wegen der Schminksache eifersüchtig gewesen. Was dies betraf, war sie eben noch ziemlich kindisch, wie ich immer wieder feststellte.

„Das war damals halt nicht mein Tag.“, versuchte ich mich irgendwie raus zu reden.

Mein Blick streifte aufmerksam durch die Bademodenabteilung. Peinliche Blümchenmuster wollte ich auf keinen Fall tragen. Irgendwie gab es heute fast nichts Gescheites.

Schließlich fischte ich einen schlichten schwarzen und einen , ebenfalls einfarbigen, roten Bikini von einem Stand.

„Du willst mir jetzt aber nicht ernsthaft erzählen, das du allein schwimmen gehst?“, hakte Rin nach.

Ich konnte nur schwer ein genervtes Seufzen unterdrücken. Wieso gab sie einfach keine Ruhe?

„Das habe ich auch nie behauptet.“ Inzwischen hatten wir die Umkleiden erreicht. Ich drückte der Blondine meine Tasche in die Hand, verschwand in einer der Umkleiden und zog den Vorhang zu.

„Jetzt mach nicht so n Geheimnis draus!“, hörte ich die Stimme der Jüngeren, von der anderen Seite des Vorhangs. „Ich bin morgen mit Lily verabredet.“, gab ich es auf und zog mich um.

„Mit der Tussi?! Meiko, was hat man dir in den Tee gekippt?“ Rins Stimme klang ziemlich überrascht.

Ich seufzte. „Ich hab dir doch gesagt, das sie gar nicht so schlimm ist.“

„Das hab ich neulich am Schultor gemerkt.“, protestierte die Jüngere. „Ihr kriegt euch schon noch wieder ein.“, meinte ich. Halbwegs ordentlich legte ich meine Klamotten auf den Hocker, der in der Umkleide stand. Ich betrachtete mich im Spiegel. Wow, Tsuyoshis Attacke hatte überraschender Weise keinen blauen Fleck verursacht. Dies wunderte mich zwar, aber ich war ganz froh darüber. Grün und blau im Schwimmbad rumlaufen wollte ich nicht.

Zwar hatte ich gegen dieses Ekel nichts mehr weiter unternommen, doch war ich mir recht sicher, das der Typ nach der Prügelei mit meinen Freunden erstmal genug hatte und so schnell keinen Ärger mehr machen würde.

Als ich Bikini Nummer 1 angezogen hatte, zog ich ein Stück des Vorhangs wieder auf, um eine Beratung zu bekommen. Allerdings waren wir beide der Meinung, das schwarz nicht meine Farbe war.

Kurzzeitig herrschte Stille, dann hatte die Blonde sich überraschender Weise schon wieder beruhigt. Eigentlich untypisch für Lens aufbrausende Schwester.

„Und in welches Schwimmbad?“, hörte ich sie fragen, als ich den nächsten Bikini anprobierte.

„Ach, in dieses Neue.“, antwortete ich sehr spontan und dachte gar nicht über mögliche Folgen meiner Antwort nach.

Ich warf einen Blick in den Spiegel und war auf Anhieb begeistert. Rot war ganz eindeutig meine Farbe. „Also ich denke, ich habe gefunden was ich suche.“, meinte ich eher zu mir selbst und die Jüngere riskierte einen Blick in die Umkleide.

„Hey, der sieht echt gut aus!“, stimmte sie mir sofort zu. „Rot ist wirklich deine Farbe.“ Sie lächelte.

Ich zog mich wieder um und wunderte mich, warum zur Hölle sie sich nicht wie erwartet aufgeregt hatte. Irgendwas musste das Mädchen doch planen, das sah ich ihr an...

Nachdem ich um einen Bikini reicher war und Rin sich noch zwei neue T-Shirts gekauft hatte, verließen wir den Laden wieder und sahen noch bei einem Spieleladen vorbei. Schon eher meine Welt. Von Technik verstand ich eindeutig mehr als von Mode und neue Spiele konnten nie schaden.

Allerdings fanden wir die Spiele für die Playstation 3 alle ein wenig überteuert und so verließen wir den Laden irgendwann wieder.
 

Als ich Abends zurück nachhause kam, war ich ziemlich erledigt. Erst der Schultag, dann die vielen Hausaufgaben und schließlich die Shoppingtour, ich wollte mich nur noch aufs Bett fallen lassen.

Doch meine Mutter vereitelte diesen Plan, denn sie rief mich ins Wohnzimmer.

„Ah, endlich bist du wieder da.“, begrüßte sie mich. Ich zog eine Augenbraue hoch. „Ich hab dir doch gesagt, das ich heute nach der Schule noch mit zu Rin und Len gehe.“

Sie setzte ein leichtes Lächeln auf. „Aber das weiß ich doch Schätzchen. Du müsstest dich nur mal kurz nützlich machen und mir dieses Bild über dem Fernseher aufhängen.“ Mit diesen Worten zeigte sie auf eine große Leinwand, welche an die Wand gelehnt im Wohnzimmer stand. Das Motiv war ein Sandstrand mit einem Sonnenuntergang darauf. Zwar etwas kitschig, aber die ruhigen Farben passten gut in unser Wohnzimmer.

„Sag das doch gleich.“, grinste ich und ließ mir einen Nagel und einen Hammer geben.

Meine Mutter war recht klein und hatte keine Lust gehabt extra den Fernsehertisch zur Seite zu schieben, nur um eine Leiter genau vor die Wand stellen zu können. Zwar hatten wir genau die gleiche Haarfarbe und ähnelten uns vom Gesicht auch ziemlich, doch war ich vom Wesen her eher auf meinen Vater gekommen und war dank ihm auch recht groß für eine Frau.

Schnell war das Bild aufgehängt und ich legte den Hammer zurück auf den Tisch.

„Hängt doch gerade, oder?“ Mom musterte die Leinwand genau, nickte dann aber zufrieden. „Ja, ich denke schon.“

„Haben wir noch was zuessen da?“, wollte ich dann wissen.

Sie lachte. „Ganz meine Tochter, denkt immer nur ans futtern.“

„Hey! Ich beweg mich ja auch viel und setze nichts an.“, beschwerte ich mich gespielt beleidigt.

Nach einem Abendbrot und dem Aufräumen der Küche verzog ich mich in mein Zimmer.

Als ich einen Blick zur Uhr warf, stellte ich fest, das es schon ziemlich spät war. Ob ich noch etwas fern sah?

Wobei...meine Gedanken wanderten zu morgen. Ich freute mich merkwürdigerweise schon ziemlich aufs Schwimmen und wollte nicht komplett verpennt am vereinbarten Treffpunkt aufkreuzen.

Meine Gedanken wanderten zurück zu dem Tag, als wir unser Plakat für das Projekt endlich beendet hatten und die Blonde mich zögernd gefragt hatte, ob wir uns nicht auch so treffen könnten.

Ich spürte ein leichtes Kribbeln in der Magengegend und seufzte. Freute ich mich jetzt schon so sehr aufs Schwimmen? Oder hatte ich einfach nur zu viel gegessen und deswegen war mir jetzt so komisch?
 

Am nächsten Tag riss mich der Wecker aus dem Reich der Träume. Verschlafen blinzelte ich. Wie spät war es denn? Als ich den Wecker zum Schweigen gebracht hatte und einen Blick darauf riskierte, stellte ich fest, das es Punkt 8 Uhr war.

Ich stand auf und streckte mich. Da meine Mutter heute wieder Frühschicht hatte, hatte ich die Wohnung für mich allein.

Ich begab mich in die Küche, gönnte mir heute aber nur ein sehr kleines Frühstück, damit mir nachher beim Schwimmen nicht noch schlecht wurde. Anschließend ging ich ins Bad, machte mich soweit zurecht und packte anschließend meine Tasche.

Viel später hätte ich nicht aufstehen dürfen, denn als ich schließlich fertig war, war es auch schon an der Zeit das Haus zu verlassen.

Merkwürdig gut gelaunt lief ich runter zur Bushaltestelle. Warum ich zu dieser Uhrzeit schon so gut gelaunt war konnte ich mir nicht erklären, aber ich grübelte auch nicht weiter darüber.

Nach zwei Minuten des Wartens kam dann auch endlich der Bus, mit dem ich bis kurz vor's Schwimmbad fahren konnte. Da es Freitag Vormittag war, war der Bus nicht besonders voll und ich bekam noch einen Sitzplatz. Die Fahrt dauerte etwa 15 Minuten, doch der Busfahrer fuhr wie der letzte Henker und ich war ganz froh darüber, nicht stehen zu müssen.

Als ich schließlich die Haltestelle erreicht hatte, die treffender Weise auch noch 'Stadtbad' hieß, stieg ich aus.

Von hier aus war es nicht mehr weit bis zu unserem Treffpunkt. Wir hatten es für das Beste erachtet uns genau vor den Türen des Schwimmbads zu treffen, da es so schwieriger war aneinander vorbei zu laufen.

Kaum bog ich um die nächste Ecke, da sah ich meine Klassenkameradin auch schon vor dem Gebäude stehen. Überpünktlich, wie ich feststellte.

„Morgen!“, grüßte ich sie und warf ihr ein Lächeln zu. Scheinbar hatte ich sie aus den Gedanken gerissen, denn Lily schrak kurz zusammen, sah dann aber zu mir rüber und lächelte ebenfalls.

„Wow, du bist pünktlich“, stellte sie fest. „Was ne Begrüßung.“, murrte ich gespielt beleidigt. Unser Lächeln verwandelte sich je zu einem Grinsen. Von der früheren Feindseligkeit war nicht mehr all zu viel zu merken, wie ich fand.

„Bist du schon lange hier?“, wollte ich dann wissen.

Angesprochene schüttelte leicht den Kopf. „Nein, ich bin auch gerade erst angekommen.“

„Na dann ist ja gut.“

Gemeinsam betraten wir das Gebäude und sofort schlug uns warme Luft und Chlorgeruch entgegen. Typisch Schwimmbad. Da es Herbst war, war das Bad zu dieser Zeit recht leer und so mussten wir auch nicht lange an der Kasse anstehen.

Mit zwei Karten bewaffnet, passierten wir die Schranke am Eingang, welche uns zu den Umkleiden und Spinden führte.

„Das Renovieren hat sich wirklich gelohnt. Sieht ziemlich edel aus.“, stellte die Blonde erfreut fest.

„Zumindest der Eingangsbereich ist kaum noch wieder zu erkennen.“, stimmte ich ihr zu. Das Bad an sich hatten wir ja noch nicht gesehen und konnten es somit nicht beurteilen.

Schließlich waren zwei Spinde gefunden, deren Schlüsselarmbänder noch sehr neu aussahen. Wir schnappten uns also die Armbänder und begaben uns zu den Umkleiden, die fast genau daneben waren.

„Ich denke mal, wir warten vor dem Duschraum, ja?“ Dagegen hatte sie nichts einzuwenden.

Wie immer hatte ich mich recht schnell umgezogen, schlüpfte in meinen neuen Bikini, hängte meine Klamotten auf den Kleiderbügel und brachte diesen dann zu meinem Spind.

Vor dem Duschraum musste ich etwa fünf Minuten auf die Cheerleaderin warten und begann mich langsam zu fragen, wie man nur so lange brauchen konnte um das Outfit zu wechseln.

Schließlich besaß dann aber auch die Blonde die Güte endlich mal aufzutauchen.

„Ah, also doch nicht eingeschlafen.“, neckte ich sie. Lily verdrehte die Augen. „Ich hetzte mich eben nicht gern.“

So betraten wir nun also den Duschraum, indem sich derzeit außer uns nur noch eine alte Frau befand. Ich störte mich nicht wirklich an der Oma, suchte mir eine Dusche aus und tippte auf den Schalter. Eine Fehlentscheidung, denn das Wasser, welches nun auf mich niederprasselte, war eiskalt.

Mit einem unschönen Fluch rettete ich mich zur Seite. Meine Klassenkameradin fing an zu kichern. Irgendwie hörte sich das verdammt süß an....aber halt!

„Mach dich nicht über mich lustig!“, meckerte ich, was ihre Lachattacke nur noch verstärkte.

Ich drehte mich zu ihr um und wusste nicht, ob ich ihr jetzt einen wütenden Blick zuwerfen, oder sie fasziniert anstarren sollte.

„Du kannst die Temperatur der Dusche einstellen, Meiko.“, grinste Lily mich an. Dann drehte die Blonde sich zu ihrer Dusche um und demonstrierte dies auch gleich.

Wie peinlich! Wieso hatte ich so etwas Alltägliches übersehen?

„Wer den Schaden hat.“, murrte ich nur, stellte meine Dusche ebenfalls auf eine menschliche Temperatur ein und ließ das , nun lauwarme, Wasser über mich laufen.

Kurzzeitig herrschte Stille, aber das Schweigen war nicht unangenehm. Die alte Oma war inzwischen aus dem Duschraum verschwunden, wie ich feststellte.

Gerade wollte ich die Blonde fragen, ob wir nicht langsam mal rüber ins eigentliche Bad gehen sollten, da stellte ich fest, das sie mich anstarrte.

Ich zog verwirrt eine Augenbraue hoch. Eh? Scheinbar schien sie nicht zu merken, das ich ihren Blick bemerkt hatte, denn sie sah nicht weg.

Kurzzeitig blieb mein Blick nun auch an der Cheerleaderin hängen. Sie war sehr zierlich gebaut, ihr Haar hing in nassen Strähnen über ihre Schultern und ihre Haut sah seidig weich aus. Nur...wurde ich das merkwürdige Gefühl nicht los, das sie mit dem Bikinioberteil etwas geschummelt hatte.

Zwar war ich vom Charakter her wesentlich jungenhafter als sie, doch vom Körperbau hatte ich eindeutig die weiblichere Figur.

Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich unsere Blicke. Um die peinliche Situation zu überspielen, warf ich ihr ein freches Grinsen zu. „Na, eifersüchtig?“

Es war sehr interessant zu beobachten, wie die Kleinere innerhalb eines Augenblickes ihre Gesichtsfarbe von normal zu knallrot wechseln konnte.

„Wa-was?!“, hakte sie ein wenig aus der Bahn geworfen nach. Nun war ich es, die lachte.

„Na du sahst mir so aus.“

„Quatsch!“, fuhr sie mich an. Ja, so kannte ich Lily schon eher. Mit weiterhin krebsrotem Gesicht fügte sie ein :“Immerhin kriege ich so schnell keine Rückenschmerzen.“, hinzu.

„Komm, lass uns rüber ins Bad gehen.“, beschloss ich die peinliche Situation aufzulösen.

Gesagt getan – wir verließen die Duschen und begaben uns gespannt ins frisch renovierte Bad.

Und wirklich, das Renovieren hatte sich absolut gelohnt. Unser altes Stadtbad war kaum noch wieder zu erkennen. Das Bad war schon immer sehr groß gewesen, doch sämtliche Becken waren erneuert worden und alles machte einen viel neueren und besseren Eindruck.

Stumm einigten wir uns darauf erstmal das ganz normale Schwimmerbecken zu betreten.

Lily entschied sich dafür die Leiter hinunter ins Wasser zu steigen. Ich machte mir diese Mühe gar nicht erst und rutschte vom Rand aus ins Wasser. Die Temperatur war angenehm. Nicht so kalt als das man gefroren hätte, aber auch nicht so warm, als das man sich vorkam wie ein Krebs – genau richtig eben.

„Eins würde mich ja schon interessieren.“ Mit einem herausfordernden Grinsen blickte die Blonde mich an. Ich machte mich schon mal auf alles gefasst. „Na, und was?“

„Ich weiß vom Sportunterricht her das du mich im Sprinten schlägst, aber schaffst du das auch im Wasser?“

Ihr Grinsen wurde noch eine Spur breiter und schon war sie losgeschwommen.

„Warte, ich krieg dich schon!“, nahm ich die Herausforderung an und schwamm ebenfalls los.

Eins musste ich der zierlichen Blonden lassen : sie war schnell. Ich hatte meine liebe Mühe sie einzuholen. Als ich es endlich geschafft hatte und dachte, das Wettschwimmen so gut wie gewonnen zu haben, legte sie noch einen Zahn zu, zog wieder an mir vorbei und erreichte als Erste den anderen Beckenrand.

Ich war ehrlich beeindruckt. Normalerweise schafften es nur die Wenigsten mich überhaupt in einer Sportart zu schlagen, erst recht keine anderen Mädchen.

„Gar nicht mal übel.“, gab ich zu. „Aber mal sehen ob du das noch mal schaffst.“ Diesmal war ich es, die zuerst losschwamm. Meine Klassenkameradin folgte mir sogleich.

Nach einigen Bahnen und ungefährem Gleichstand beschlossen wir es gut sein zu lassen und uns erstmal das restliche Schwimmbad anzusehen. Ein wenig außer Atem zogen wir uns an der Leiter aus dem Wasser.

Voll war es hier derzeit wirklich nicht. Nur eine Handvoll anderer Schwimmer war derzeit anwesend, was in einem so großen Bad nicht wirklich auffiel.

„Sieh mal, in dem Becken dahinten haben die sogar Massageliegen.“, freute die Blonde sich und lief los.

Kaum hatten wir diese allerdings erreicht und es uns darauf bequem gemacht, gingen sie auch schon aus. Dafür begann die Mitte des Schwimmbeckens zu sprudeln.

„War ja klar.“, stellte ich nur fest und zog ein belustigtes Gesicht. Die Teile hatten es eben an sich, immer dann auszugehen, wenn sich jemand darauf legte.

„Ach, die gehen gleich sicher wieder an.“, vermutete Lily. So blieben wir also auf unseren Plätzen, warteten und redeten dabei über Gott und die Welt.

Es war schon verblüffend, wie gut ich mich plötzlich mit der zickigen Cheerleaderin verstand. Zwar wunderte ich mich ein wenig darüber, wieso sie fast mit auf meine Liege gerutscht war, doch hinterfragte ich die Aktion nicht.

„Ah, da seit ihr!“, hörte ich plötzlich eine bekannte Stimme rufen. Und schon sprangen zwei Personen neben unseren Liegen ins Wasser. Einen Moment später tauchten Rin und Gumi wieder auf.

„Ihr hier?“, wollte ich verwundert wissen, während Lily sich das Wasser aus dem Gesicht wischte.

„Klaro!“, rief die jüngere Blondine aus. „Wenn du dich schon mit äußerst fragwürdigen Personen triffst, dann wollten wir wenigstens dabei sein.“

„Es war Rins Idee, aber ich fand die Idee eigentlich ganz gut.“, äußerte sich Gumi und grinste uns an.

„Fragwürdig?! Ich geb dir gleich fragwürdige Person!“, keifte meine Klassenkameradin Rin an und sprang von ihrer Liege auf. Einen Moment später stritten die beiden sich schon wieder.

Gumi und ich blickten uns an und seufzten genervt.

„Vielleicht hören die auf, wenn wir sie rüber zu der neuen Rutsche schleifen?“, schlug die Grünhaarige vor.

„Einen Versuch ist es wert.“ Mit einem skeptischen Blick musterte ich die beiden streitenden Blondinen.

„Leeeeute!“, murrte die Grünhaarige genervt und versuchte die Aufmerksamkeit der beiden Streitenden zu erlangen. Dies gelang überraschender Weise auch.

„Wie wäre es, wenn ihr das lasst und wir rüber zu der neuen Rutsche gehen?“, half ich ihr.

Die beiden warfen sich noch einen bösen Blick zu, ließen sich dann aber von uns aus dem Wasser ziehen.

Kurze Zeit später standen wir dann vor der Wasserrutsche und waren...sprachlos. Allein die Treppen bis zur Rutsche hochzulaufen hatte eine halbe Ewigkeit gedauert. Nun standen wir genau vor dem Eingang einer sehr dunklen, aber vor allem sehr sehr steilen Röhrenrutsche.

Skeptisch lasen wir uns erstmal die Warnhinweise durch. Selbst die beiden Jüngeren waren auf einmal sehr still geworden.

Rin warf Gumi einen Blick zu. „Ich will da nicht alleine runter.“, stellte die sonst so aufgedrehte Blonde fest. „Glaubst du ich?“, auch meiner taffen, grünhaarigen Freundin war das Herz in die Hose gerutscht.

Dennoch entschieden sie sich dafür den Anfang zu machen. Sie rutschten einfach gemeinsam ins Ungewisse und das einzige was wir noch von ihnen mitbekamen, war ein Kreischen.

Irgendwann leuchtete ein kleines Lämpchen oberhalb der Wasserrutsche grün – die nächsten konnten sich also auf den Weg machen.

„Du hast...nichts dagegen, wenn wir da auch zusammen runterrutschen?“, erkundigte sich Lily, die kreidebleich aussah.

„Die beiden anderen scheinen's auch überlebt zu haben, so schlimm kann es also nicht sein. Aber von mir aus.“

Und der erste Eindruck hatte nicht getäuscht – es ging wirklich steil bergab. Das wirklich gruselige war jedoch die Tatsache, das eine äußert grelle Stimme mich halb taub kreischte und ich das Gefühl nicht los wurde, das sich da gerade lange Fingernägel in meinen Arm gruben.

Schneller als erwartet war der Höllentrip jedoch vorbei und wir landeten mit einem Platsch im Wasser. „Um Gottes Willen! Da kriegt mich keiner mehr rein.“, stellte die Blonde fest und strich sich einige nasse Strähnen aus dem Gesicht.

„Das war zu heftig.“, stimmte Rin ihr überraschender Weise zu. Ich rieb meinen schmerzenden Arm.

Gemeinsam schwammen wir zum Beckenrand um uns erstmal ein wenig zu erholen.

Doch nach den anfänglichen Schwierigkeiten, wendete der Tag sich doch noch zum Besten und wir genossen unsere Zeit im Schwimmbad. Die Rutsche ließen wir besser in Ruhe, denn nur Gumi und mir schien dieses Höllenteil nicht wirklich etwas auszumachen.

In Gedanken freute ich mich, das ich mich langsam wirklich mit der schönen Cheerleaderin anfreundete und das auch das Misstrauen meiner anderen Freunde ihr gegenüber langsam nachließ.

Doch eine leise Stimme in meinem Kopf flüsterte mir zu, das dieses Problem jetzt vielleicht aus der Welt war und auch Tsuyoshi uns vermutlich in Ruhe lassen würde, doch bald schon etwas Neues passieren würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Jamie-
2011-12-04T23:15:56+00:00 05.12.2011 00:15
Ne, jetzt aber mal im Ernst. Ist echt gut geschrieben, bin schon voll gespannt wie es weiter geht^^
habe mir jetzt nochmal alle Kappis auf einen Schlag durchgelesen...
Und das muss bei mir schon was heißen^^
Habe keine Ahnung wie lange ich gelesen habe, aber es hat sich gelohnt.
Durch die "Ich-Perspektive" kann man sich voll gut in Meiko und das ganze Geschehen hineinversetzen, dadurch wirkt die ganze Story sehr persönlich.
Hoffe das nächste Kappi folgt bald :)
*anknuffs*

Von:  Jamie-
2011-12-04T23:08:01+00:00 05.12.2011 00:08
Irgendwie musste ich an das schwimmbad in GV denken XD
Und diese zwei Kinder da XD
Schreib weiter *scheuch*
Will wissen wie es weiter geht :D
Von:  YuriNeko
2011-12-04T22:37:40+00:00 04.12.2011 23:37
hihi ^-^ das langersehnte kapi mit dem schwimmbad *.* *klatsch* mehr mehr! xD
war ja klar, dass Rin mitkommen würde :D diese kinder XD
du hast schön das schwimmbad beschrieben :3 erinnert mich sogar sehr an unser :D
die idee mit der rutsche ist auch toll x3 bin schon gespannt was noch passiert :DD

ggglG ;3


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