Urlaub

>>One Shot<<

„SUTCLIFF! KNOX!“ William's Stimme hallte über den gut besuchten Strand und ließ alle Anwesenden fragend, verwundert oder erschrocken zu ihm rübersehen.

Der Körper des Schwarzhaarigen hatte ein knalligen Rotton angenommen und sein Gesicht ein wütenden, nicht von William gewohnten, Ausdruck. Außerdem war ihm ein grottig gezeichneter Schnurrbart aufgemalt worden genauso wie deine Brust Verzierungen schmückten.

Wenn man seinem Blick folgte, würde man sofort einen roten und einen blonden Haarschopf erkennen die panisch wegrannten.
 

William knurrte leise, fing sich jedoch schnell wieder und schob sich die Brille wieder zurecht. Wieso brachten ihn die zwei bloß immer fast zur Weißglut?

„Das du immer gleich so aus der Haut fahren musst...“ hinter ihm erklang die Stimme von Alan. Sie wirkte ruhig und als sich William umdrehte um seinem Gesprächspartner in die Augen zu sehen unterstrichen diese nur noch mehr seine Aussage. „Es ist schließlich nicht ihre Schuld, dass du in der Sonne eingeschlafen bist.“

Ohne ein Wort, aber mit einem Bände sprechenden Blick, deutete Will auf die Bemalungen in seinem Gesicht und seiner Brust.

Alan's Mundwinkel zuckten vorhersehbar. „Wieso? Der Schnurrbart steht dir doch.“

Der Blick des Schwarzhaarigen wirkte wieder genervt, jedoch setzte er sich. Er schnappte sich seine Kleidung und zog sie schnell drüber. Um das Geschmiere in seinem Gesicht kümmerte er sich später.
 

„Ich darf ja wohl erwarten, dass sich zwei über 20 jährige Männer erwachsen verhalten und solche Kinderlein nicht mehr veranstalten.“ sagte William ernst und starrte auf das Meer hinaus. Die Sonne ging mittlerweile unter. Er hatte wohl doch länger geschlafen, als er dachte. In ihm machte sich das ungute Gefühl von Scham breit. Er war einfach eingeschlafen, dabei war er für die komplette Truppe verantwortlich und dass Alan in der Zeit aufgepasst hatte, beruhigte ihn nicht sonderlich. Er hatte seine eigene Aufgabe missachtet und musste jetzt mit einem Sonnenbrand der ihn aussehen ließ wie einen frisch gekochten Hummer, einem verwackelten, unsymmetrisch aufgemalten Schnurrbart und einem aufgemalten Herz auf seiner Brust mit der Aufschrift „Eigentum von Grell Sutcliff“ leben. Das war wohl seine Bestrafung... nett, wirklich nett.
 

„Natürlich sollten sie sich erwachsen verhalten und würde ich die zwei nicht kennen, würde ich sagen, lass ihnen doch den Spass. Wiederum hättest du damit rechnen müssen. Du weißt, wie sie sind.“ Alan reichte ihm ein Handtuch. „Und wisch' dir den Schnurrbart weg. Sonst verliere ich noch meine Blöße und lache lauthals los.“

Der Schwarzhaarige nahm murrend und Augen verdrehend das Tuch entgegen und wischte sich damit über sein Gesicht, dabei schaute er ab und an in einen kleinen Handspiegel. Diesen hatte Grell mitgebracht um William gleich seinen neuen Gesichtsschmuck zu präsentieren. Ob er es als Nettigkeit, Schadenfreude oder kindliche Präsentierfreudigkeit einstufen sollte, wusste er nicht, aber jetzt gerade war er dem Rothaarigen dankbar. Wiederum hatte er eine geheure Wut auf ihn. Ohne ihn hätte er jetzt natürlich nicht dieses Kunstwerk im Gesicht.
 

„Den Schnurrbart hat übrigens Ronald gemalt und nicht Grell. Grell war das Herz. Er wollte dir, um ihn zu zitieren, „Nicht dein hübsches Gesicht verunstalten“. Sie hatten sich ganz schön in den Haaren, als Ronald dir dieses Ding verpasst hat.“ Alan schaute in die Richtung in der die zwei Chaoten noch vor wenigsten Minuten verschwunden waren. Hoffentlich stellten sie nicht wieder irgendwelchen Unsinn an. Noch mehr und William würde explodieren.

Noch ehe er sich die Nachfolgen einer Explosion William's Ausmalen konnte kam auch schon Ronald zurück gerannt. Er wirkte ziemlich abgehetzt und sein Gesichtsausdruck war geschockt.

„Grell ist umgekippt! Irgendwas stimmt nicht mit ihm!“
 

Wenige Minuten später befanden sich alle wieder in ihrer Unterkunft und standen an Grell's Bett.

„Alles in Ordnung mit ihm?“ fragte Ronald besorgt und blickte auf den Rothaarigen.

„Er wird es überleben.“ entgegnete ihm William und deckte den Schlafenden zu. „Er hat sich wohl ziemlich übernommen. Dabei habe ich ihm gesagt, er soll nicht soviel in der Sonne rumlaufen. Mr. Humphries, sagte ich nicht, sie sollen darauf mit achten?“

Alan verdrehte die Augen. „Du bist sein Aufpasser. Und verzeih mir den Ausdruck, aber er weiß selber, was er tun sollte und was nicht. Wenn er dann umkippt ist es seine Schuld. Also versuch jetzt nicht mir das in die Schuhe zu schieben.“

William seufzte.

Alan hatte recht, wenn einer schuld war, dann wahr es Grell selber. Wiederum trug er doch selber auch etwas Schuld dabei, oder nicht? Er seufzte. Was machte er sich eigentlich Gedanken über Sutcliff...?

„Wir gehen dann aber auch mal.“ sagte Alan gelassen, packte Ronald am Handgelenk und zog ihn hinter sich her. Der Blonde protestierte. „Ich kann alleine laufen, Alan. Lass mich los!“ dies ignorierte Der Brünette jedoch gelassen.

William starrten den Beiden noch kurz hinterher ehe er sich wieder dem Liegenden zuwandte.
 

Spät Abends als William Grell's Zimmer betrat, saß dieser aufrecht in seinem Bett und starrte mit leicht verklärten Augen zur Tür.

„Schön, dass sie auch noch einmal aufwachen, Mr. Sutcliff.“ als Antwort bekam er ein herzhafte Gähnen und einen Luftkuss zugeworfen.

„Ach, hast du dir etwa Sorgen gemacht, Will~?“ er krabbelte ans Bettende, setzte einen niedlichen Blick auf und wackelte leicht mit dem Hintern. „Das musst du doch nicht~ Aber du hättest mich einfach mit einem Kuss aus meinem Schlaf wecken können~“ er schloss die Augen, beugte sich leicht vor und reckte dem Schwarzhaarigen, der sich gerade auf dem Weg zum Bett machte, seine zu einem Kussmund geformten Lippen entgegen.

Doch anstatt andere Lippen zu spüren, spürte er eine kalte Handfläche auf seinem Gesicht. Die schlanken Finger William's umfassten leicht seinen Kopf und drückten ihn zurück in die Kissen.

Grell machte einen erschrockenen Laut von sich.

„Legen sie sich wieder hin.“ die Stimme des Schwarzhaarigen war ernst wie eh und jeh.

Die Hand war mittlerweile wieder von Grell's Gesicht verschwunden und schob jetzt die Brille zurück in die Richtige Position. Das sie dabei einen unschönen Nachteil eines Sonnenbrandes verdeckte, der geschah, wenn man mit seiner Brille auf der Nase in der Sonnen einschlief, hieß William mehr als Willkommen. Ronald hatte ihn schon mit einem Waschbären verglichen. Ein ziemlich unpassender Vergleich fand er.
 

Der Rothaarige sah mit Hundeaugen zu ihm auf. „Verstehe, du willst mich gleich sofort flachlegen und ich soll schon mal liegen, nicht wahr?“

„Nein, Sutcliff.“ die Augen des Älteren blitzen ihm drohend entgegen. „Sie sind krank und sie sollen sich ausruhen.“

„Natürlich bin ich krank, ich bin krank vor Liebe~“ erfreut sprang Grell aus dem Bett sofort William entgegen, dieser stoß ihn unsanft zurück ins Bett.

„Lassen sie diese Kinderlein. Sie sind krank, also werden sie hier liegen bleiben. Nicht aufstehen. Haben sie mich verstanden?“

Grell setzte sich auf und verschränkte beleidigt die Arme. „Aber William...“ sofort wurde er zurück uns Kissen gedrückt. Leicht erschrocken starrte er in die grünen Augen des Schwarzhaarigen. William war ihm bedächtig Nahe gekommen. Ihre Gesichter waren nur wenige Millimeter von einander entfernt. Eigentlich hätte er jetzt einen Kussversuch gestartet, aber er war wie gebannt von der unverhofften Nähe.
 

„Sie werden sich ausruhe, verstanden, Sutcliff?“ William richtete sich wieder auf. So nah hatte er dem Rothaarigen nicht kommen wollen. Er hoffte inständig, dieser nahm es nicht als Anmachversuch und machte sich jetzt Hoffnung.

Ein Blick auf das rot angelaufene Gesicht des Anderen brachte ihn zum seufzen. Er machte sich Hoffnung. Verdammt. Oder doch nicht...?

Schnell legte er die flache Hand auf die Stirn des anderen. Das Fieber war plötzlich rapide gestiegen.

Zu Glück hatte er vorgesorgt und auf den Nachttischchen eine Schale mit Wasser gestellt. In dieser schwamm ein Lappen denn er jetzt kräftig auswrong und dann auf die Stirn des Kranken legte. Dieser machte sofort ein Laut von sich der stark an Stöhnen erinnerte.
 

Der kalte Lappen auf seiner Stirn ließ Grell aufstöhnen. Die Kälte des Lappens war wie Balsam für seinen plötzlich überhitzten Körper. Und das sich gerade William, sein geliebter William, um ihn kümmerte, machte die ganze Situation nur halb so schlimm.

„Oh William“ er fasste leicht das Handgelenk des anderen. „ich bedeute dir ja doch etwas...“

Der Schwarzhaarige seufzte machte jedoch keinen Anstalt seine Hand vom Griff des Rothaarigen zu befreien.“Schlafen sie jetzt.“ er umging die Aussage des Anderen was diesen aber nicht sonderlich zu stören schien, denn anstatt weiter irgendwelchen Quatsch von sich zu geben, schloss er die Augen und nur wenige Minuten später atmete er so flach, dass sich William sicher sein konnte, dass er schlief.

Vorsichtig zog er die Hand aus dem gelockerten Griff des Rothaarigen und deckte diesen richtig zu. Er schaffte es doch immer wieder innerhalb weniger Sekunden das Bett aussehen zu lassen wie ein Schlachtfeld.

Er befeuchtete noch einmal kurz den Lappen, legte ihn auf zurück auf die Stirn des Jüngeren und setzte sich auf einen Stuhl der neben dem Bett stand.

Die Nacht würde lang werden. Definitiv.
 

Verschlafen öffnete Grell die Augen. Er blinzelte kurz und setzte sich auf. Sein Köpft dröhnte, dabei hatte er doch solange geschlafen.

Ein Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass es schon früh Morgens war, da mittlerweile die Sonne wieder aufging.Er ging auf jeden Fall davon aus. Besonders viel Licht ließen die weinroten Vorhänge nicht durch. Es war immerhin soviel, dass er neben sich den schlafenden William auf einem Stuhl erkennen konnte.

Auf Grell's Gesicht zauberte sich ein erfreutes Lächelnd. Er musste eine Glückssträhne haben. Immer und überall schlief William ein ohne auch nur über die Folgen nach zu denken.

Leise klappte der Rothaarige die Decke zur Seite und setzte sich direkt vor den Schwarzhaarigen. Er musste sich verkneifen laut auf zu lachen. Selbst in dem fahlen Licht war der Sonnenbrand des Älteren zu erkennen.

„William?“ er beugte sich vor und hauchte dem Schlafenden ins Ohr. „Magst du Grell Sutcliff?“

Als Antwort brummte der Andere leise, nickte jedoch leicht. Grell lächelte und küsste ihn auf die Wange. Er konnte sich gerade noch davon abhalten, William umzuspringen und abzuknutschen. Anstatt das zutun, küsste er den Schwarzhaarigen leicht auf die Lippen. Für einen Bruchteil der Sekunde fühlte er wie sich die Lippen des Anderen leicht gegen seine drückten.

Schlagartig lief er knallrot an und riss die Augen auf. Ihm blitzen die grünen Seelenspiegel des Schwarzhaarigen entgegen. Ernst und dennoch ein klein wenig sanfter als sonst.

Der Druck auf seinen Lippen wurde etwas stärker, machten den Kuss noch intensiver und zwei Arme schlangen sich um seine Taille. Sie drückten ihn mehr an William's Körper, ließen ihn so die Wärme des Anderen spüren und vor Verlangen erzittern.

Ehe er sich versah, klopfte eine Zunge an seine Lippen, verlangten nach Einlass den er ihr mehr als nur gerne gewährte. Doch plötzlich wurde ihm heiß und kalt und furchtbar schwindlig. Gezwungenermaßen musste er den Kuss absetzten. Keuchend betrachtete er den Schwarzhaarigen. Er erkannte ihn kaum, alles vor ihm wurde verschwommen und ehe er sich versah wurde es ihm schwarz vor Augen.
 

„...ell! Grell! Aufwachen Grell!“ Ronald's Stimme drang Grell in die Ohren. Er blinzelte und blickte geradewegs in die Augen des Blonden.

Brummend raffte er sich auf. „Warum weckst du mich...?“

„Anordnung von William.“ erklärte Ronald knapp. „Wir müssen wieder los. Urlaub ist vorbei. Und du hast schon lange genug gepennt.“ er warf Grell seine Kleidung entgegen, dieser fuhr sich leicht über die Lippen. Er hatte doch nicht etwa geträumt?

„Alles in Ordnung?“ Ronald betrachtete ihn fragend.

„Saß eigentlich Will hier am Bett?“ geistesabwesend zog er sich an.

Der Blonde nickte leicht. „Ich glaube schon. Du hast die ganze Nacht durchgepennt. Er ist total übermüdet, weil er die ganze Nacht wach war.“

Enttäuscht machte Grell einen Laut von sich. Also war der Kuss wirklich nur ein Traum gewesen. Dabei hatte es sich so real angefühlt...
 

„Schön, dass sie auch noch einmal aufwachen, Mr. Sutcliff.“ William stand mit Alan im Türrahmen und schaute zum Bett rüber. „Stehen sie auf. Wir sind schon 15 Minuten im Rückstand.“

Er wandte sich gerade wieder zum gehen, als ihm die Stimme des Rothaarigen in die Ohren drang. „Willilein, ist irgendwas in der Nacht passiert?“ fragte Grell in dem gewohnten verliebten Ton.

„Was soll schon passiert sein, Sutcliff? Sie haben geschlafen und hatten ab und an Fieberkrämpfe. Hatten sie etwas Wahnvorstellungen?“ William's Stimme war abwerten und monoton. Hinter sich vernahm er das beleidigte Grummeln des Rothaarigen. Er schmunzelte leicht und ging einige Schritte. Alan folgte ihm. „Ich glaub' dir das nicht. Sonst würdest du nicht so grinsen wenn nicht's vorgefallen wäre.“ Alan musterte ihn aus dem Augenwinkel. „Willst du mir nicht erzählen, was passiert ist?“

William schüttelte nur den Kopf. „Was soll schon passiert sein?“ kurz darauf bekam er noch so mit, wie Ronald Alan umsprang und diesen so am Laufen hinderte. William störte es nicht, er ging einfach weiter, hob leicht die Hand und strich sich über die Lippen. Ein sanftes, ehrliches Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit.
 

Wenn es für die Anderen Urlaub hieß, ihn auf seinen frischen Sonnenbrand während er schlief Zeichen zu malen, ihn als Waschbär zu bezeichnen oder ihn in seinen freien Tagen dazu zu verdonnern, auf einen kranken Shinigami auf zu passen, dann hieß für ihn Urlaub machen eben diesen kranken Shinigami mitten in der Nach völlig grundlos zu küssen und nachher alles auf eine Halluzination zu schieben.

Es gab eben Dinge, die tat er nur im Urlaub und er würde den Teufel tun, es irgendjemanden zu erzählen. Das waren eben die Dinge, die keinen etwas zu intressieren hatten...