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Access Ghost

von

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- Vier -

Als Crawford am nächsten Tag zum Frühstück nach unten ging, war niemand in der Küche. Dass Nagi nicht da war, wunderte ihn nicht, Schuldig allerdings vermisste er, bis der Deutsche auch hereinkam und sich zu Crawford an den Tisch setzte. Anscheinend war dessen Laune heute wieder besser.

"Du bist gut gelaunt?", fragte Schuldig und erlaubte sich ein Grinsen. Crawford nickte, während er langsam aß.

"Der Auftrag wird beendet werden." Schuldig schaute erstaunt, grinste dann wieder.

"Na wunderbar. Wann und wo?", wollte er wissen und schenkte sich Kaffee ein. Crawford winkte ab.

"Heute Abend, aber du wirst nicht mitkommen. Es reicht, wenn Nagi dabei ist. Er hat's verbockt, nicht wahr?" Schuldig zuckte die Schultern und nickte. Ihm war es nur recht, wenn er nicht mitkommen musste, dann hatte er wenigstens mal eine Pause von Crawford.

Mit Schuldigs Zustimmung (wahrscheinlich auch ohne sie, aber das lassen wir mal außen vor), war die Sache gegessen und die beiden Schwarz wandten sich wieder ihrem Frühstück zu.

Als Nagi immer noch nicht nach unten kam, bis Crawford und Schuldig fertig waren, stand letzterer auf und machte einen Teller mit Toast fertig, sowie ein Glas Saft und stellte alles auf ein Tablett, das er zu Nagis Zimmer trug. Da Schuldig nicht anklopfen konnte, bat er eben mündlich um Einlass.

"Nagi, mach bitte die Tür auf, ja? Ich hab dir Frühstück gebracht..." Schuldig lauschte einen Moment, aber es war kein Laut aus dem Zimmer des jungen Schwarz zu hören. Seufzend stellte Schuldig das Tablett auf den Boden und klopfte nun doch.

"Komm schon Nagi, bitte mach auf.", bat er wiederholt, aber es kam keine Antwort. Dann rüttelte Schuldig ein wenig an der Klinke und stellte überrascht fest, dass die Tür nicht abgeschlossen war. Langsam öffnete er sie und sah ins Zimmer. Nagi lag auf dem Bett, eingerollt und die Decke über den Kopf gezogen.

Der Deutsche nahm das Tablett wieder auf, trug es zum Schreibtisch und stellte es darauf. Dann schloss er die Tür wieder und drehte den Schlüssel herum.

"Schläfst du noch, Nagi?", fragte er leise, während er langsam zum Bett ging und sich darauf setzte. Der Umriss, der sich unter der Decke abzeichnete, rührte sich nicht. Wieder seufzte Schuldig, diesmal traurig.

"Ich weiß, was passiert ist...", sagte er dann leise und sah Nagi bedrückt an. Der Körper bewegte sich kurz, rollte sich noch etwas mehr zusammen und verharrte dann wieder still.

"Es tut mir wirklich leid...Das hätte er nicht tun dürfen...", flüsterte Schuldig und sah dorthin, wo er Nagis Kopf vermutete. Er hätte gerne eine Hand ausgestreckt, um sie Nagi beruhigend auf die Schulter zu legen, aber er wusste, dass das keine gute Reaktion hervorbringen würde.

"Nagi, ich..." Schuldig schwieg einen Moment und suchte nach den richtigen Worten. Die richtigen Worte zu finden, war wichtig in diesem Moment, aber ihm fiel nichts ein.

"Nagi, bitte sieh mich an, OK?", bat Schuldig daher nur leise und rutschte etwas auf der Bettkante hin und her.

Nagi regte sich. Dann schob er langsam die Decke zurück und steckte seinen Kopf darunter hervor.

"Schu...", wisperte er, kaum hörbar und Schuldig sah Tränen Nagis Wangen herunterlaufen. Er blieb still sitzen und sah Nagi nur an. Dann versuchte er, zu lächeln. Nagi schniefte, dann rutschte er an Schuldig heran und legte seinen Kopf auf dessen Schoß.

"Das durfte er nicht tun...", wimmerte Nagi leise, wie, um noch einmal eine Bestätigung dafür zu bekommen, dass Nagi und nicht Crawford im Recht war.

Schuldig schüttelte den Kopf.

"Nein, das durfte er nicht tun.", entgegnete er sanft und legte behutsam eine Hand auf Nagis Wange. Und er musste sich zusammenreißen, um nicht einen Blick in Nagis Innerstes zu werfen. Er wusste, was er sehen würde und er wusste, dass es ihm nicht gefallen würde. Und er wusste, dass er es nicht aushalten würde, deshalb ließ Schuldig es bleiben.

Ein paar Minuten saßen die beiden jungen Männer still auf Nagis Bett. Schuldig streichelte ruhig Nagis Wange und strich ihm durchs Haar. Nagi schluchzte leise und weinte noch ein wenig.

"Ich hasse ihn...", flüsterte er dann und schaffte es, seine Stimme so kalt klingen zu lassen, wie er sich fühlte. Schuldig blinzelte und sah Nagi dann an.

"Ja, ich weiß...", gab er leise zurück und lächelte ein wenig. Das verstand er nur zu gut, nicht wahr? Nagi schwieg wieder eine Weile und auch Schuldig sagte nichts. Für weitere Minuten versanken beide in ihren eigenen Gedanken, bis Nagi eine Frage aussprach, die ihm im Kopf herumschwirrte.

"Hast du...dich auch so gefühlt...?", fragte er kaum hörbar und schloss die Augen. Schuldig sah ihn kurz an, dann glitt sein Blick zum Fenster und er starrte darauf. Nagi wartete geduldig auf Schuldigs Antwort. Sie hatten noch nie wirklich darüber gesprochen, was dem Deutschen passiert war und Nagi wunderte sich, dass Schuldig so ruhig blieb.

"Ja...", war alles, was Schuldig dann antwortete, aber Nagi reichte das im Moment. Schuldig konnte doch wohl am besten verstehen, wie es ihm jetzt ging.

Im gleichen Moment fiel Schuldig der Auftrag wieder ein und er schluckte. Wenn er nicht wollte, dass Crawford Nagi offenbarte, was er heute noch zu tun gedachte und mit wem, würde Schuldig es Nagi erzählen müssen.

"Nagi, kannst du bitte etwas essen?", bat Schuldig und strich Nagi ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Vielleicht konnte er den Jungen so besser darauf vorbereiten, dass er heute Abend schon wieder würde arbeiten müssen. Das war auf jeden Fall besser, als ihn jetzt gleich darauf zu stoßen.

Nagi richtete sich ein wenig auf und sah Schuldig an. Dann lächelte er tapfer und nickte. Schuldig erwiderte das Lächeln erfreut und stand auf. Er holte das Tablett an Nagis Bett und wartete, bis Nagi sich hingesetzt hatte. Dann stellte Schuldig das Tablett auf Nagis Oberschenkel und setzte sich wieder zu ihm.

"Du musst nicht alles essen...", meinte Schuldig, der wusste, wie wenig Appetit Nagi jetzt hatte. Nagi nickte dankbar und aß, soviel er herunterbekam, ohne, dass ihm wieder übel wurde.

"Wie fühlst du dich...?", fragte Schuldig dann vorsichtig, als er das Tablett wieder auf Nagis Schreibtisch stellte. Nagi legte sich wieder hin und kuschelte sich in die Kissen.

"Besser...", entgegnete er leise, aber Schuldig wusste, dass das meiste davon nur ein Versuch war, sich bei Schuldig für seine Hilfe zu bedanken. Seufzend setzte der Schwarz sich wieder aufs Bett.

"Nagi...", begann er dann und sah den Jungen vorsichtig an. Nagi öffnete die Augen wieder, die er gerade geschlossen hatte und erwiderte Schuldigs Blick.

"Crawford will, dass du den Hit heute Abend zuende bringst...", vollendete Schuldig langsam und hielt an Nagis Blick fest. Nagi aber senkte den Blick und musste sich zusammenreißen, um nicht wieder zu weinen. Wie konnte Crawford ihm das antun? Nagi schluckte wieder und wieder, bis er die Tränen erfolgreich zurückgedrängt hatte, dann sah er Schuldig wieder an. Aber er konnte nichts antworten.

"Ich weiß...es tut mir leid...Und du wirst mit ihm alleine gehen müssen...", fügte der Deutsche die zweite schlechte Nachricht gleich mit an. Nagis Augen wurden groß, dann schlossen sie sich krampfhaft.

"Bitte mach was...", wisperte er tonlos, aber Schuldig konnte nur hilflos die Schultern zucken.

"Du weißt, dass ich das nicht kann...", sagte er nur niedergeschlagen und wendete den Blick von Nagi, wieder zum Fenster. Nagi nickte schwach, aber er wünschte sich trotzdem, Schuldig würde doch mitkommen. Bestimmt wird er's wieder tun, wenn der Auftrag erledigt ist..., dachte Nagi und Schuldig fing den Gedanken mehr zufällig, als absichtlich auf. Er runzelte hart die Stirn und legte Nagi eine Hand auf die Schulter. Nagi sah auf, aber Schuldig sprach lautlos. ~Dann wirst du mich rufen, Nagi...~ Nagi lächelte vorsichtig, dann nickte er. Ja, es würde dann nicht mehr ablaufen, wie das erste Mal. Wenn Crawford es noch einmal versuchen wollte, würde Nagi sich wehren.

Schuldig nickte zufrieden und lächelte ein kleines Lächeln. Nagi wischte sich einmal über die Augen, dann rückte er zu Schuldig und ließ sich von dem Deutschen in den Arm nehmen. Egal, wie ungern er manchmal mit dem Älteren zusammenwar, er konnte diese Umarmung jetzt wirklich gebrauchen.
 

Gegen Mittag ging Schuldig wieder nach unten. Er kümmerte sich um Farfarello und brachte danach auch Nagi noch etwas zu essen. Crawford registrierte missmutig, dass der Kleine offenbar nicht daran dachte, vor heute Abend aus seinem Zimmer zu kommen. Aber er sagte nichts dagegen, denn er wusste, dass er diesmal keine Chance haben würde, etwas zu erreichen.

Dann allerdings passierte etwas, das Crawford zwang, zu Schuldig und Nagi zu laufen und an Nagis Tür zu klopfen.

"Was willst du?", kam sofort barsch die Frage von Schuldig und Crawford lehnte sich genervt gegen die Tür.

"Mach auf. Es ist wichtig.", gab er nur zurück und klopfte erneut.

Schuldig sah zu Nagi, der sich sofort ängstlich an ihn gedrückt hatte.

"Ich werde nicht rausgehen.", sagte er und Nagi schaute aus ängstlichen Augen zu ihm auf. Aber er nickte, denn er wusste, genau wie Schuldig, dass Crawford sich nicht davon abbringen lassen würde, mit ihnen zu reden.

Nagi öffnete die Tür telekinetisch, um nur Schuldig ja nicht von seiner Seite weichen lassen zu müssen. Crawford kam herein und trat an das Bett heran. Als er sah, wie ängstlich Nagi sich an Schuldig klammerte, musste er einfach grinsen.

"Genug gejammert, es gibt Neuigkeiten.", sagte er knapp und verschränkte die Arme. Weder Nagi, noch Schuldig erwiderten irgendetwas, so fuhr Crawford fort.

"Irgendetwas ist passiert und die Dinge haben sich geändert. Weiß wird unseren Klienten heute Abend ebenfalls besuchen.", erklärte Crawford seinen Besuch und sah Nagi prüfend an. Der schickte Schuldig einen verwirrten Blick und starrte dann vor sich ins Leere.

"Was heißt das?", fragte Schuldig deshalb für Nagi und sah Crawford kalt an.

"Das heißt, wir werden aufpassen müssen, nicht wahr, Nagi?", entgegnete Crawford und schenkte Nagi einen amüsierten Blick. Der Kleine sah auf und sah für einen Moment in Crawfords Augen, dann aber gleich wieder weg.

"Gut. Alles andere bleibt, wie geplant. Du bist um 19.50 unten.", sagte Crawford noch knapp zu Nagi, dann verschwand er wieder aus dem Zimmer. Nagi schluckte.

Dann wurden seine Augen groß und er richtete sich gerade auf. Schuldig sah ihn verwirrt an. Nagi bemerkte den Blick des Deutschen und ließ sich wieder zurücksinken. Dass er dann heute wieder seine Verabredung mit Access verpassen würde, sollte der andere Schwarz nicht wissen.

"Entschuldige bitte...kannst du mich etwas alleine lassen?", bat Nagi daher nur leise und sah Schuldig bittend an. Der nickte und erhob sich gleich.

Nagi wartete im Bett, bis Schuldig die Tür hinter sich geschlossen hatte, dann sprang er auf, schloss schnell die Tür ab und schaltete den PC ein. Er ist sowieso nicht da..., dachte er noch, als er sich, wie gewohnt, versuchte, in Access' System zu hacken.

Access war nicht da. Nagi überlegte, wie er ihm sagen konnte, dass er heute Abend nicht würde kommen können, dann programmierte er ein kleines Programm. Pünktlich um 20.00 würde seine Nachricht abgeschickt werden.

<<kann heut leider nicht...muss noch weg. weiß nicht, wann ich wiederkomme. ich hoffe wir sehen uns morgen. tut mir leid.>>

Nagi betrachtete den Text und fand, dass er reichlich unzulänglich klang. Aber mehr konnte er nicht sagen. Also stellte er alles ein und setzte sich dann wieder aufs Bett.

Nagi verbrachte den Rest des Tages damit, zu duschen und auf seinem Bett zu liegen und nachzudenken. Kein schöner Tag.
 

Um 19.45 stiefelte Nagi die Treppen nach unten und wartete an der Haustür auf Crawford. Der kam zwei Minuten später und verließ mit Nagi das Haus. Schuldig stand am Fenster und lächelte Nagi noch mal aufmunternd zu, dann stieg der Junge ins Auto und Crawford fuhr los.

"Diesmal ist es ganz leicht.", meinte der Ältere, als er an einer Ampel hielt. Nagi sah ihn nicht an. Er wäre lieber hinten eingestiegen, aber Crawford hatte darauf bestanden, dass Nagi vorne saß.

"Du musst ihn nur töten. Ganz einfach.", grinste Crawford und warf Nagi einen Blick zu. Der junge Schwarz erwiderte nichts, saß nur an die Tür gedrückt da und starrte aus dem Fenster.

Crawford parkte in einer Seitenstraße und stieg aus. Er öffnete Nagi die Tür und zog ihn am Arm heraus, als Nagi sich nicht freiwillig erhob.

"Hör auf mit den Spielchen.", befahl Crawford und sah Nagi undurchdringlich an. Nagi war sofort klar, was dieser Blick sagen wollte. Wenn ich das noch einmal versaue, kann ich mir denken, was du mit mir tust, nicht wahr?, dachte er und schluckte. Dann riss er sich aus Crawfords Umklammerung und ging los. Crawford folgte ihm grummelnd, beließ es aber dabei. Wenn er den Hit nicht noch einmal versaut haben wollte, musste er sich eben etwas zurückhalten.

Nagi bog in die Straße, in der die Wohnung lag, in der ihr Opfer sich versteckte. Ohne Umwege gingen er und Crawford darauf zu, betraten das Gebäude und stiegen die Treppen nach oben. Die gesuchte Wohnung lag im dritten Stock, ganz hinten links.

Nagi ging bis zur Wohnungstür und sah Crawford dann an. Der nickte grinsend und trat einen Schritt zurück. Nagi öffnete die Tür, so leise er konnte und betrat vorsichtig die Wohnung. Crawford hatte gesagt, die Zielperson würde schlafen und so war es auch.

Der Mann lag auf einer Matratze auf dem Boden und schlief, schreckte aber hoch, als Nagi ihn mit dem Fuß anstupste. Crawford hielt sich im Hintergrund und sah Nagi zu.

"Wach auf, ich muss dich umbringen.", sagte Nagi leise und der Mann blinzelte erschrocken. Er hatte seine Pistole in einem Halfter über den Stuhl gehängt und musste jetzt geschockt feststellen, dass sie in Crawfords Hand lag.

"Warum bist du denn weggelaufen?", wollte Nagi wissen und der Mann erkannte in ihm und Crawford die Männer, die er schon die Nacht zuvor gesehen hatte. Er sprang auf die Füße und sah dann zögernd zwischen Nagi und Crawford hin und her. Nagi trat ruhig einen Schritt zurück, dann hob er langsam seinen ausgestreckten Arm.

Die Augen des Mannes wurden groß. Irritiert starrte er auf Nagi, während er an die Wand gedrängt wurde. Nagi schloss langsam die geöffnete Hand und der Mann musste verwirrt feststellen, dass er keine Luft mehr bekam.

Von Crawford mit einem Lächeln beobachtet, erledigte Nagi seine Arbeit sauber und presste mühelos auch noch den letzten Rest Luft aus den Lungen des Mannes. Als Nagi den Arm wieder sinken ließ und die Hand öffnete, sackte der Mann leblos zu Boden und blieb liegen. Das war's.

"Wunderbar. Gehen wir.", sagte Crawford ruhig und drehte sich um. Die Pistole warf er achtlos in den Mülleimer, der neben der Wohnungstür stand.

Nagi folgte dem Älteren, blieb aber vor der Wohnungstür stehen.

"Was ist mit Weiß?", fragte er ruhig und Crawford drehte sich zu ihm um.

"Warten wir ab...", gab er zurück und ging weiter. Sie verließen das Wohnhaus unbehelligt und traten auf die Straße. Crawford sah sich um, Nagi tat es ihm gleich, aber es war kein Zeichnen von Weiß zu sehen. Crawford runzelte die Stirn.

"Halt die Augen offen.", mahnte er Nagi, obwohl er wusste, dass diese Mahnung unnötig war.

Crawford ging voraus zum Auto, Nagi folgte ihm in ein- zwei Metern Abstand. Dann plötzlich sah er, was Crawford nicht bemerkte, weil der Ältere sich nicht mehr umsah. Auf dem Dach des Hauses, aus dem sie eben gekommen waren, standen zwei Gestalten. Nagi runzelte die Stirn und versuchte, sie zu erkennen. Es waren zwei Weiß. Bombay und Abyssinian also..., dachte Nagi und ein kleines Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Nagi ging weiter, holte Crawford ein und hielt ihn zurück. Er deutete mit einem Nicken auf das Dach und hörte, wie Crawford scharf die Luft einzog.

"Dann kriegen wir wohl doch noch etwas mehr Arbeit...", zischte der Schwarz und stellte sich neben Nagi.

Aber Aya und Omi standen nur bewegungslos auf dem Dach und schauten zu ihnen herunter. Nagi sah kurz zu Crawford und stellte fest, dass der genauso irritiert war, wie er selber. Passierte jetzt gar nichts, oder was?

Eine Minute später, in denen sich keiner der vier wirklich bewegt hatte, verschwanden Aya und Omi plötzlich von dem Dach und waren nicht mehr zu sehen.

Nagi drehte sich erneut zu Crawford und sah ihn fragend an.

"Was war das?", wollte wissen, aber der Schwarz drehte sich nur herum und ging zum Auto. Nagi lief ihm hinterher.

"Hey!" Crawford konnte doch nicht einfach verschwinden. Da stimmte doch was nicht. Der Ältere öffnete die Beifahrertür und wartete, dass Nagi einstieg. Der junge Schwarz tat dies, warf Crawford aber weiter fragende Blicke zu. Crawford stieg ebenfalls ein und fuhr los. Nagi wusste, dass er sowieso keine Antwort bekommen würde, wenn Crawford nicht antworten wollte, also schwieg er und wartete ab.

"Ich wusste es, aber ich habe es nicht geglaubt.", sagte Crawford nach einer Weile und bog ab. Nagi runzelte die Stirn, fragte aber nicht nach. Crawford würde ihm schon erzählen, was er erzählen wollte.

"Ich habe genau das gesehen. Kein Angriff, kein gar nichts." Crawford seufzte.

"Irgendetwas geht hier vor, aber ich habe noch keine Erklärung dafür.", schloss der Schwarz und schwieg für den Rest der Fahrt.

Als Nagi ausstieg und wieder in sein Zimmer ging, grübelte er noch immer darüber nach, warum Weiß sie nicht angegriffen hatten. Sie hatten bloß dagestanden und zu ihnen heruntergeschaut. Wozu??

Nagi schloss die Tür hinter sich und setzte sich gleich an seinen PC. Anstatt es mit einem Passwort zu versuchen, fragte Nagi gleich nach Access.

<<access?>>

Es dauerte keine Sekunde, da blinkte schon die Antwort.

<hey nagi>

<<du bist noch da!>>

<nein, gerade gekommen>

<<ich auch!>>

<na das passt ja gut>

Nagi lächelte. Jetzt würde er sich ablenken können.

<<wie geht es dir?>>

<gut und dir?>

<<besser...>>

<das ist schön>

<<ja...ich hab mit einem anderen freund darüber gesprochen>>

<er konnte dir helfen?>

<<er hat mich verstanden>>

<das ist gut>

<<ja...>>

<hast du über mein angebot nachgedacht?>

Nagi runzelte die Stirn, dann fiel es ihm wieder ein.

<<ich kann nicht...>>

<warum nicht?>

Nagi seufzte. Nachdem Schuldig sich heute so um ihn gekümmert hatte, hatte Nagi eingesehen, dass er den Deutschen nicht einfach hier bei Crawford zurücklassen konnte.

<<wegen meinem anderen freund>>

<verstehe>

<<bist du enttäuscht?>>

<ein wenig...ich dachte ich kann dir helfen...>

<<das tust du schon>>

<nicht genug>

<<oh doch...>>

<danke, aber ich kann dir nicht zustimmen, nagi>

<<warum bist du jetzt eigentlich da?>>

<war bis gerade weg und bin gerade wiedergekommen>

<<ach so>>

<warum fragst du?>

<<nur so...>>

Nagi stützte das Kinn auf seiner Hand auf und starrte auf den Bildschirm. Dann überlegte er sich etwas.

<<wo warst du denn?>>

<musste etwas erledigen>

<<und was?>>

<du bist neugierig>

<<yap>>

<zu neugierig>

<<verstehe...>>

<wo warst du?>

<<zu neugierig>>

Nagi grinste. OK, so würden sie nicht weiterkommen. Dann musste er das eben anders machen. Nagi sammelte in seinem Kopf zusammen, was er bisher über Access wusste. Er war ein Hacker, in dessen System Nagi nicht eindringen konnte. Das heißt, er war mindestens so gut, wie Nagi. Er hatte Daten, die Schwarz für einen Auftrag brauchte und wusste auch, wozu diese Daten benutzt wurden, da war Nagi sich sicher. Er hatte Nagi einen überaus passenden Namen gegeben. Er hatte sofort verstanden, worum es ging, als Nagi ihm von Crawford erzählt hatte. Und er war genau dann gekommen, als Nagi von seinem Auftrag zurückgekehrt war, bei dem er halb Weiß getroffen hatte, ohne, dass es zu einem Kampf gekommen war. Wer also war Access?

Nagi lachte leise, aber er schob die Gedanken beiseite. Das war einfach zu absurd.

<sehen wir uns morgen?>

<<yap>>

<sicher?>

<<ziemlich...>>

<gut>

<<gute nacht?>>

<ja, gute nacht>

<<schade das du immer so wenig zeit hast>>

<ich bin vielbeschäftigt>

<<wer ist das nicht...>>

<eben>

<<ok, also bis morgen>>

<schlaf gut, nagi>

<<du auch>>

Und Outlock. OK, Nagi hatte nicht sehr viel über Access erfahren, aber man konnte eine Menge zwischen den Zeilen lesen. Und irgendwie hatte Nagi das Gefühl, dass Access es darauf anlegte, dass Nagi sich Dinge über ihn zusammenreimte.

Gähnend schaltete der Schwarz seinen PC aus und verließ sein Zimmer. Er tapste zu Schuldig und klopfte vorsichtig an dessen Tür.

"Herein, wenn's kein Crawford ist!", kam die fröhliche Antwort von drinnen und Nagi grinste etwas. Dann öffnete er die Tür und betrat Schuldigs Zimmer.

"Hey Nagi...alles in Ordnung?", fragte Schuldig als erstes, während Nagi die Tür schloss und sich einen Stuhl nahm, der im Zimmer herumstand.

"Es geht schon.", gab er lächelnd zurück. Schuldig saß auf seinem Bett und las ein Buch. Er legte es weg und rutschte an die Bettkante, um Nagi besser ansehen zu können.

"Das freut mich.", erwiderte er und lächelte ebenfalls. Nagi stellte fest, dass dieses Lächeln ein echtes war und beschloss, sich darüber zu freuen. Dann kam er mit seinem Anliegen heraus.

"Hm Schu...gehen wir was trinken?" Schuldig blinzelte sehr überrascht und legte den Kopf schief.

"Was trinken?" Nagi nickte.

"Was trinken." Schuldig grinste ein wenig ungläubig.

"Wie, was trinken?", wollte Schuldig wissen und Nagi grinste zurück.

"Wir fahren in die Stadt, gehen in irgendeinen Club, von denen du mir sicher einen empfehlen kannst und trinken was. Was ist daran unverständlich?", fragte er und lächelte Schuldig an. Der Deutsche runzelte die Stirn, lächelte dann aber auch.

"So gut geht's dir wohl noch nicht, hm?", fragte er und sah Nagi verständnisvoll an.

"Du hast es erfasst...", gab der leise zurück und grinste etwas verlegen. Natürlich begriff Schuldig die Idee, die für Nagi hinter einem Clubbesuch stand.

"OK, ich nehme dich mit.", sagte Schuldig lächelnd und stand auf. Nagi lächelte dankbar zurück und erhob sich ebenfalls. Wirklich gut, dass Schuldig ihm jetzt nicht mit der bekannten Alkohol-ist-keine-Lösung-Nummer kam.

Die beiden jungen Männer verließen das Haus sofort und Schuldig fuhr Nagi in die Stadt.
 

Der Deutsche brachte Nagi in seinen Lieblingsclub und der Jüngere fühlte sich gleich wohl. Die Musik war gut, die Stimmung angenehm und die Drinks mehr als lecker, wie Nagi schnell feststellte. Natürlich bezahlte Schuldig nicht und auch Nagi bekam ,freundlicherweise' Drink für Drink umsonst vor die Nase gesetzt.

Schuldig trank nur wenig, achtete darauf, dass er Nagis Schmerzgrenze nicht verpasste und errichtete dann grinsend eine Kellner-undurchdringliche-Barriere um den Tisch, an dem er und Nagi saßen. Der junge Schwarz war schon zu benebelt, um das noch mitzubekommen und hatte plötzlich die wundervolle Idee, mit Schuldig zu tanzen. Aber der Schwarz lehnte nur leise lachend ab und hob Nagi auf die Füße. Dann trug er ihn förmlich aus dem Club und lud ihn ins Auto. OK, das war jetzt Nagis erste Volltrunkenheit, mal sehen, wir er damit klarkam.

Dreißig Minuten und fünf Stops am Straßenrand später, hielt Schuldig den Wagen vor ihrem Haus und brachte einen halbschlafenden Nagi zurück in sein Zimmer.

Als er den Jungen auf sein Bett legte, schlug Nagi die Augen auf und sah Schuldig an.

"Schu...warn toller Abend...", murmelte er und lächelte dankbar. Schuldig grinste ein wenig und zog die Bettdecke über Nagi.

"Mal sehen, was du morgen früh darüber denkst, Kleiner...", erwiderte er lachend und strich Nagi übers Haar. Der junge Schwarz lächelte nur versonnen und schloss die Augen wieder. Wenige Augenblicke später schlief er schon und Schuldig erhob sich langsam und ging in sein Zimmer. Nicht, ohne Nagis Tür gut zuzuziehen.

Auf dem Flur begegnete er Crawford, der ihn missmutig ansah.

"Wo wart ihr?", verlangte er brüsk zu wissen und Schuldig hob leicht abwehrend die Hände.

"In der Stadt...", erwiderte er und beschloss im selben Moment, dass er heute im Stuhl vor Nagis Bett schlafen würde. Crawford sah nämlich grinsend zu Nagis Zimmertür und dann wieder zu Schuldig.

"Ihr habt getrunken..." Schuldig nickte und Crawford verschwand. Dann ging der Deutsche in sein Zimmer und holte sich seine Decke. Er lief zurück zu Nagi und setzte sich in dessen Schreibtischstuhl.

Das wurde für Schuldig die unbequemste Nacht seit langem und der Schreibtischstuhl hinterließ besonders an seinem Rücken schmerzliche Erinnerungen, aber wenigstens schlief er bei Nagi und kein Crawford betrat in dieser Nacht das Zimmer des Jungen.
 

Als Aya und Omi in dieser Nacht nach Hause kamen, achteten sie sorgfältig darauf, leise zu sein und Ken und Yoji nicht zu wecken.

"Was denkst du?", fragte Omi leise und schloss seine Tür auf. Aya schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn.

"Ich bin mir nicht sicher.", sagte er und seufzte leise.

"Du meinst, wir müssen es uns noch einmal ansehen?", wollte Omi wissen und legte den Kopf schief. Aya nickte zögernd.

"Auch, wenn es nicht das ist, was ich mir davon versprochen hatte.", gab er zu und gähnte hinter vorgehaltener Hand. Omi schaute nachdenklich.

"Auf jeden Fall ist unsere Mission damit erfolgreich beendet, oder nicht?", fragte er lächelnd und Aya nickte. Omi grinste.

"Was Ken und Yoji wohl sagen, wenn sich herausstellt, dass die Mission beendet ist, bevor wir sie überhaupt begonnen haben...", lachte er leise und ein Lächeln stahl sich auf Ayas Lippen.

"Du kannst dir schon mal überlegen, wie wir ihnen das erklären...", meinte er und Omi sah ihn an.

"Willst du ihnen nicht einfach die Wahrheit sagen?", wollte der junge Weiß wissen und runzelte fragend die Stirn. Aya zögerte, dann nickte er doch.

"Einverstanden, aber erst müssen wir uns noch mal genauer umsehen.", entgegnete er und Omi nickte.

"Das dürfte wohl kein Problem sein. Wir wollten sowieso erst übermorgen anfangen, richtig?" Aya nickte erneut.

"Richtig." Damit war wenigstens diese Frage geklärt, auch, wenn sie eine der weniger wichtigen im Moment war.

Omi verabschiedete sich von Aya und ging schlafen. Aya ging ebenfalls in sein Zimmer. Er erledigte noch, was zu erledigen war, dann legte er sich aufs Bett. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er besser schlafen sollte: 23.30 und er musste morgen früh aufstehen, immerhin hatte er Dienst im Laden. Diese ganze Sache hat Formen angenommen, mit denen wohl keiner von uns gerechnet hätte..., dachte Aya und gähnte. Dann tat er, was vernünftig war, zog sich um und ging ins Bett.

Als Aya am nächsten Morgen in den Laden kam, war Yoji schon da und fegte zusammen, was er gerade hatte fallen lassen.

"Morgen!", rief er, dennoch gut gelaunt, als er Aya bemerkte. Der nickte ihm nur leicht zu und machte sich dann daran, Yoji zu helfen.

"Sag mal, wo wart ihr denn gestern noch so spät, huh?", fragte Yoji, verschmitzt grinsend und hielt mit fegen inne. Aya sah auf und runzelte die Stirn.

"Was heißt ,wo wart ihr'?", fragte er zurück und schaute unberührt. Aber Yoji ließ nicht locker.

"Du und Omi. Ihr seid erst um elf wiedergekommen.", entgegnete er und grinste weiter. Aya schüttelte den Kopf.

"Nicht wichtig.", antwortete er dann knapp und warf ein paar Scherben in dem Mülleimer. Yoji lachte leise.

"Habt ihr euch etwa ohne uns amüsiert?", fragte er leicht tadelnd und wedelte Aya schimpfend mit einem Finger vor dem Gesicht herum. Aya griff sich den Finger, hielt ihn fest und lächelte Yoji süffisant ins Gesicht.

"Vielleicht...", gab er zurück, ließ den Finger wieder los und drehte Yoji demonstrativ den Rücken zu.

Eigentlich hätte der gerne noch weitergebohrt, aber da kam Omi hereingestürmt und wirbelte den Laden durcheinander und für ein Gespräch war dann auch keine Zeit mehr, als die ersten Kunden kamen. Yoji begnügte sich also vorerst damit, sich auszumalen, was Aya und Omi getan haben konnten. Das war wahrscheinlich eh interessanter, als die Wahrheit.
 

Als Crawford am Morgen aufwachte, erhielt er als erstes einen beruhigenden Anruf. Der Auftrag war zur Zufriedenheit des Kunden ausgeführt worden, der Bezahlung stand also nichts mehr im Wege. Glück für Nagi, fand Crawford, während er in die Küche tapste und sich einen Kaffee einschenkte.

Nagi schlief den halben Tag durch, sodass Schuldig ihn gegen Mittag alleine ließ, um sich zu Crawford zu gesellen, der im Wohnzimmer auf der Couch saß und sich einen uninteressanten Film ansah.

Als Nagi gegen Nachmittag aufwachte und sich blinzelnd im Zimmer umsah, musste er feststellen, dass er kein sehr begnadeter Trinker war. Sein Kopf dröhnte furchtbar und Nagi konnte sich kaum aus dem Bett und unter die Dusche bewegen. Folglich verzog er sich aus der Dusche auch gleich wieder ins Bett und verzichtete darauf, sich in die Küche zu quälen, um etwas gegen seinen knurrenden Magen zu tun. Ihm wurde ohnehin schon schlecht, wenn er nur daran dachte, irgendetwas in den Mund zu stecken und zu essen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Battosai
2008-07-08T22:00:56+00:00 09.07.2008 00:00
ui schu ist einfach zu süzz *lach*
und ich weiß jetzt genau wer dieser anonyme hacker ist ganz bestimmt
*Breit grinsel*
nyu ich bin gespannt wie es weiter gehen wird *nick*
Von:  ayami
2003-05-10T16:40:14+00:00 10.05.2003 18:40
Soooo...
Kapitel Fünf steht in den Startlöchern, mal sehn, wann animexx es hochstellt XD

Danke danke fürs lesen und kommentieren...schreibt mal ordentlich weiter Kommentare, davon leb ich *nick nick*

Also ich freu mich drauf, euch weiter zu bedienen *lölchen*
Bis zum nächsten Maaaaaal ^-^
Von:  Tam-Tam
2003-05-09T21:07:14+00:00 09.05.2003 23:07
GENIAL!!! O_O ich liebe diese fanfic!
"herein, wenns kein Crawford ist!" LOL!!! ich hab mich so kaputtgelacht!!! lmao!! xD
crawford wird mal wieder als bastard dargestellt, aber irgendwer muss ja der sündenbock sein, nich? *g* ^^
armer nagi!! ;_; schu is aber echt lieb zu ihm!
die szene wo er nagi getröstet hat und er seinen kopf auf schus schoß gelegt hatte, war ja so furchtbar süß!! *_*

und was hat weiß eigentlich mit der sache zu tun?? was führen aya und omi im schilde!????
whaaah! schreib schnell weiter, ich halts nich aus, nich zu wissen, wies weiter geht!!! O_O; *furchtbar neugierig is*
Von: abgemeldet
2003-05-02T23:04:28+00:00 03.05.2003 01:04
Hey, die Idee ist einfach genial!!! Ich hab vom Lesen schon ganz eckige Augen.XD
Schreib uuuuuuuunbedingt weiter!
Ich kenn mich mit Weißkreuz (XD) nicht so gut aus, aber ich glaub, dass mit Crawford und Nagi ist schon arg rangegangen... o.O
Aber unbedingt weiter so! *bitte*
Von: abgemeldet
2003-05-02T15:27:52+00:00 02.05.2003 17:27
schreib schnell weiter bitte bitte *hundeaugenmach*


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