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Access Ghost

von

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- Eins -

Nagi öffnete leise die Tür zu Crawfords Zimmer und sah vorsichtig hinein. Der andere Schwarz lag im Bett und schien zu schlafen. Leise tapste Nagi auf Socken zu Crawfords Schreibtisch und legte eine Akte darauf. Warum der Ältere die Unterlagen unbedingt sofort gebrachte haben wollte, wenn Nagi sie aufgetrieben hatte, wusste er nicht. Natürlich hatte er einen Blick darauf geworfen, um herauszufinden, was Crawford so daran interessierte, aber er hatte nichts interessantes gefunden. Nur ein paar Daten über ein paar Männer, die ein paar Verbrechen begangen hatten und jetzt ein paar Jahre im Gefängnis verbrachten. Langweilig. Aber der kleine Telekinet hatte natürlich trotzdem getan, was der Amerikaner verlangt hatte.

Nagi sah vom Schreibtisch zum Bett. Er war bis auf die Haut durchnässt und spürte, wie ihm kalte Wassertropfen den Nacken herunterliefen. Warum musste er auch mitten in der Nacht, bei strömendem Regen durch die halbe Stadt laufen? Er zitterte. Es war November und nicht gerade sehr warm draußen. Leise seufzte der Junge und blieb einen Moment reglos stehen, den Blick auf das Bett gerichtet. Zu gerne würde er jetzt zu Crawford krabbeln und sich zu ihm unter die Decke kuscheln. Aber daraus würde nichts werden. Erstens wagte er es nicht, den älteren Schwarz vielleicht zu wecken und zweitens würde Crawfords Reaktion auf einen durchnässten Nagi in seinem Bett nach dem Streit am Abend wohl nicht sehr freudig ausfallen.

Crawford drehte sich herum und seufzte leise. Nagi machte einen kleinen Schritt auf ihn zu und sah dem Mann ins Gesicht, das jetzt zu ihm gedreht war. Crawford lächelte. Nagi seufzte noch einmal. Mit hängenden Schultern drehte er sich weg und schlich zur Tür. Tropfen liefen ihm in die Augen und Nagi wischte sie weg. Er sah so aus, wie er sich fühlte. Total bedröppelt. Gerade wollte Nagi nach der Türklinke greifen und sich aus dem Staub machen, da stieß sein Fuß gegen den Mülleimer. Nicht gut. Viel zu laut., dachte Nagi noch, da hörte er auch schon, wie Crawford sich im Bett aufrichtete. Schuldbewusst drehte Nagi sich zu ihm und sah ihn an.

"Entschuldige...ich war zu laut.", flüsterte er und hoffte, Crawford würde nicht zu sauer werden. Der Ältere gähnte hörbar und rieb sich die Augen.

"Nagi...?" Der Angesprochene nickte und lächelte entschuldigend. Crawford legte sich wieder hin und gähnte noch einmal. Er sah Nagi an und schwieg einen Moment. Ahr, jetzt mecker schon los..., dachte Nagi und machte sich auf Crawfords Tirade gefasst. Aber sie blieb aus.

"Du bist nass.", stellte Crawford nur nüchtern fest und deutete auf die Tropfenspur, die Nagi auf dem Boden hinterlassen hatte. Nagi folgte seinem ausgestreckten Finger und schluckte.

"Ja, entschuldige. Es regnet draußen. Ich wischs sofort weg.", erwiderte er eilig, bemüht, die Standpauke nicht doch noch zu provozieren.

"Vergiss es. Ich will schlafen.", gab Crawford barsch zurück und zog die Decke bis zum Kinn. Nagi seufzte, dann drehte er sich wieder zur Tür.

"Wolltest du dich nicht zu mir legen?", fragte Crawford und gähnte. Nagi blieb stehen und hielt inne. Crawford grinste ein unsichtbares Grinsen und sah Nagi wieder an.

"Du hast gerade so dagestanden, als ob du dich zu mir legen wolltest...", meinte er und ließ ein kleines Lächeln über seine Lippen huschen. Nagi senkte den Blick. War ja klar, dass der Ältere das mitbekommen hatte. Nagis Pech, immer das gleiche.

"Also?" Nagi hob den Blick wieder und schaute Crawford vorsichtig an.

"Bist du noch böse?", fragte er leise zurück und brachte ebenfalls ein winziges Lächeln zustande. Crawford schüttelte leicht den Kopf.

"Nicht mehr so sehr.", antwortete er und diesmal war sein Lächeln etwas breiter. Nagi schloss die Tür wieder, die er gerade geöffnet hatte und trat an das Bett heran. Gerade wollte er sich darauf setzen, als Crawford ihn mit erschrockenem Gesichtsausdruck zurückhielt.

"So nass kommst du nicht in mein Bett!", rief er aus und runzelte die Stirn. Nagi zuckte zurück und richtete sich wieder auf. Dann senkte er erneut den Blick.

"Entschuldige...", flüsterte er und schaute beschämt. Das war aber auch eine komplizierte Sache. Crawford war nicht dieser Ansicht.

"Zieh die nassen Sachen aus und häng sie über die Heizung.", verlangte er und legte sich bequemer hin. Nagi zögerte. Dann tapste er zur Heizung und zog sich langsam aus. Was machte das schon? Crawford hatte ihn schon mehr als einmal so gesehen. Und die Hauptsache war doch, dass er Nagi erlaubte, bei ihm zu schlafen.

Nur in Hemd und Boxershorts schlurfte Nagi zurück zum Bett und setzte sich darauf. Zufrieden rückte Crawford zur Seite und hob einladend die Decke. Jetzt gewann das Lächeln doch die Oberhand und Nagi schlüpfte strahlend unter die Bettdecke. Crawford deckte ihn zu, kuschelte sich selbst in die Decke und schloss die Augen. Nagi lag still und beobachtete das Gesicht des Anderen.

"Was denn, kommst du nicht her?", fragte Crawford nach einer Weile des Schweigens leise und blinzelte Richtung Nagi. Der blinzelte ebenfalls und wurde rot. Verdammt noch mal. Immer das gleiche.

"Doch.", gab er leise zurück und rückte näher. Wieder lächelte Crawford zufrieden. Dann legte er einen Arm um Nagi und erlaubte dem Jüngeren, sich gemütlich anzukuscheln. i]Dass er jedes Mal so eine komplizierte Sache daraus macht..., dachte Crawford amüsiert und grinste in sich hinein. Schließlich war der Schwarz schon daran gewöhnt, dass ihr Jüngster gerne bei ihm schlief. Er tat das, seit er hergekommen war und damals war es schließlich auch mehr als nötig gewesen. Und der Ältere hatte auch nichts dagegen. Verbesserte das Klima.

Nagi schlummerte schon nach wenigen Augenblicken wohlig in Crawfords Armen und lächelte im Schlaf. Crawford fiel wieder ein, dass er eigentlich noch hätte sauer sein sollen. Immerhin war Nagis Verhalten heute abend mehr als respektlos gewesen. Was soll's. Ich bin zu müde dazu., entschied Crawford dann aber und schloss gähnend die Augen.
 

"Morgen!", empfing Nagi den verschlafen blinzelnden Crawford am nächsten Tag. Der Schwarz brachte nur ein missmutiges Brummeln zustande und drehte sich auf die andere Seite. Aber das ließ Nagi nicht auf sich sitzen. Er war extra schon aufgestanden, hatte sich angezogen und Frühstück gemacht, damit Crawford ihm den Streit vom Vortag verzieh.

"Morgen hab ich gesagt!", rief er deshalb und pustete in Crawfords Ohr. Er bekam nur ein gedämpftes "Hmpf!" zur Antwort, weil der Ältere sich sofort das Kissen schnappte und seine sämtlichen Ohren darunter versteckte. Nagi grinste. Ja, das hasste Crawford wirklich.

"Wach auf und steh auf. Ich hab extra Frühstück gemacht, klar?" Nagi zupfte an dem Kissenbezug und Crawford ließ das Kissen los. Gähnend und murrend setzte er sich auf und sah Nagi strafend an.

"Ich schlafe.", zischte er, musste ob Nagis gespieltem Schmollmund dann aber doch grinsen. Für Nagi Zeichen genug, dass er gewonnen und Crawford für den Moment aufgegeben hatte.

Nagi kletterte vom Bett und lief in die Küche. Schuldig saß am Tisch und hielt einen Toast in der Hand. Crawfords Toast. Nagi verschränkte die Arme und trat auf Schuldig zu. Dann schnappte er ihm den Toast aus der Hand und legte ihn zurück auf den Teller, den er für Crawford hergerichtet hatte.

"Das ist nicht für dich.", schnappte er und funkelte Schuldig an. Der lachte leise und hob abwehrend die Hände.

"Schon wieder so gereizt...", gab er grinsend zurück und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. Nagi schnaubte. Wenn man ihn fragte, war Schuldig Schuld daran, dass Nagi sich gestern mit Crawford gestritten hatte. Immerhin hatte er gesagt-

"Falsch. Du hast es gesagt. Wenn auch nicht laut. Ich hab's nur für dich ausgesprochen, Kleiner.", unterbrach Schuldig Nagis Gedankengang und zwinkerte ihm über den Tassenrand belustigt zu. Nagi warf ihm einen vernichtenden Blick zu und setzte sich dann, demonstrativ schweigend, Schuldig gegenüber an den Tisch. Wenigstens hatte er schon was gegessen und musste nicht mit diesem arroganten-

"Das willst du nicht wirklich denken...", kicherte Schuldig und trank aus.

Arschloch frühstücken, brachte Nagi seinen Gedanken diesmal bewusst zuende und streckte Schuldig die Zunge heraus, der jetzt laut lachte. Gerade wollte Nagi den Älteren noch mal mit Blicken aufspießen, als Crawford die Küche betrat.

"Morgen.", sagte er knapp, als er Nagi und Schuldig sah und setzte sich vor seinen gedeckten Platz.

"Aufmerksam, aufmerksam...", sagte er grinsend und schenkte Nagi ein kleines Lächeln. Der blitzte kurz zu Schuldig und lächelte Crawford dann an. Als er dann zum Sprechen ansetzte, klang seine Stimme leicht verlegen. Ach Scheiße, er entschuldigte sich eben nicht gerne, wenn Schuldig dabei war.

"Nya...tut mir leid wegen gestern...", brachte er dann aber doch hervor, obwohl er spürte, wie Schuldig ihn mit triumphierenden Blicken bombardierte. Crawford grinste. Er sah kurz zu dem Telepathen und runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Dann begann er, zu essen und damit war der Streit vom Vortag beigelegt.

"Hast du wenigstens besorgt, was du zu besorgen hattest?", verlangte Schuldig jetzt zu wissen und grinste Nagi an.

"Ja, hab ich.", gab Nagi knapp zurück und erwiderte Schuldigs Blick missmutig. Der musste aber auch immer versuchen, es auf die Spitze zu treiben. Crawford regte sich und trank seinen Kaffee aus.

"Er hat seine Arbeit gut gemacht, im Gegenteil zu dir. Wo sind die Ergebnisse, die du mir versprochen hattest, hm, Mastermind?", mischte er sich, mit süffisant funkelnden Augen, in das Gespräch ein und lächelte Schuldig amüsiert an. Nagi grinste triumphierend. Autsch!, dachte Schuldig und grinste ebenfalls. Dann zuckte er die Schultern.

"Bin schon still.", erwiderte er und hielt sich für den Rest des Frühstücks geschlossen. Steht Crawford eigentlich immer auf Nagis Seite, oder ist das tatsächlich meine Schuld?, dachte Schuldig und warf dem Jüngeren genervte Blicke zu.

Nagi überging sie geflissentlich und sprach stattdessen lieber mit Crawford. Natürlich nur geschäftlich, aber besser, als gar nicht, fand Nagi. Schuldig erhob sich nach einer Weile und streckte sich.

"Willst du dich nicht mal um unser Hündchen kümmern?", fragte er Nagi und sah ihn mit schiefgelegtem Kopf an.

"Nenn ihn nicht so.", gab Nagi grummelnd zurück und verschränkte die Arme. Schuldig lachte leise, zuckte die Schultern und verschwand ohne ein weiteres Wort.

"Warum nicht?", fragte Crawford und goss sich noch eine Tasse Kaffee ein. Nagi sah ihn an und zog fragend eine Augenbraue hoch.

",Hündchen'.", gab Crawford kurz zurück und nahm einen Schluck. Nagi zuckte die Schultern.

"Ich mags eben nicht, wenn er ihn so nennt.", antwortete er und hielt es nicht für nötig, einen weiteren Grund dafür anzugeben. Crawford schaute kurz auf und wand seinen Blick dann wieder ab, als Nagi aufstand.

"Bis später.", sagte er noch und verschwand dann in den Keller, um Farfarello sein Frühstück zu bringen. Crawford fragte sich, was der Junge daran fand, mit dem Iren zu essen. Aber anscheinend fand er es angenehm, oder so was. Crawford trank aus und seufzte. Nicht viel zu tun heute. Er stand auf und ging in sein Zimmer. Sehen wir uns diese Akte doch mal an., dachte er und lächelte, als er sich an seinen Schreibtisch setzte und aufschlug, was Nagi ihm gebracht hatte.
 

Eine Stunde später saß Nagi in seinem Zimmer und bearbeitete wütend die Tastatur seines PCs. Dieses verdammte System gab einfach nicht nach. <Enter Password> Nagi versuchte es noch einmal. <Access denied> Schon wieder, so ein Müll! Nagi war sauer und genervt. Er versuchte schon seit zwei Tagen, in dieses System zu kommen. Aber immer dasselbe. Zum Verrücktwerden. Sämtliche Tricks, die ihm eingefallen waren, hatte er ausprobiert, bis er zum Schluss alles noch einmal hatte durchlaufen lassen. Nichts. Er war keinen Schritt weitergekommen. Dann eben noch einmal. <Enter Password> Warum nicht? Ich hab ja sonst nichts zu tun...

<das war dein 107ter versuch...>

Huh?

<müde, oder versuchst dus noch mal?>

Nagi runzelte die Stirn. Das war nicht möglich. Er hatte sämtliche Wege abgeriegelt. Zugang unmöglich. Das ist hundertprozentig sicher, verdammt!

<eingeschlafen?>

Nagi zog die Augenbrauen hoch. Na schön. Das musste sein Fehler sein, auch, wenn er sich sicher war, dass er keinen Fehler gemacht hatte. Er machte nie welche. Der Schwarz checkte sämtliche Zugänge und stellte sicher, ob sein System gesichert war. Aber er konnte nichts entdecken, was irgendwem den Zugang zu seinem PC erlaubt hätte. Was zum...
 

OK, das ist zuviel. Nagi rückte seinen Stuhl zurecht und setzte sich wieder aufrecht hin. Wenn schon, denn schon. Ein bisschen Spaß muss sein, was?

«wer bist du?»

<niemand?>

«ich lache...»

<komm schon...willst du mir nicht erst gratulieren?>

«wozu?»

<system control>

Nagi schluckte, dann weiteten sich seine Augen. Das war unmöglich.

«ich glaub dir kein wort»

<du bist gut, aber ich bin besser>

Wieder musste Nagi schlucken. Das konnte nicht wahr sein, versicherte er sich und schüttelte den Kopf.

<nen geist gesehen?>

Nagi starrte auf die Schrift auf seinem Bildschirm und wurde sauer. Das konnte, nein durfte, sich niemand erlauben.

«wer bist du??»

Nagi beugte sich vor und wartete gebannt auf eine Antwort.

Er wartete vergebens. Wohl fünf Minuten saß er vor dem PC und tippte ungeduldig mit den Fingern auf dem Schreibtisch herum. Als er dann immer noch keine Antwort bekam, war er es leid. Für wen hält der sich??, dachte er und stand ruckartig auf, der Schreibtischstuhl rollte zurück und machte erst am Bett Halt. Wütend stapfte Nagi aus dem Zimmer und lief in die Küche. Unmöglich!, dachte er vor sich hin und suchte sich aus dem Kühlschrank eine Packung Saft. ~Warum regst du dich so auf?~ Nagi fuhr herum und sah direkt in Schuldigs grinsendes Gesicht. Das konnte er jetzt wirklich nicht gebrauchen.

"Ach halts Maul!", fuhr er den Älteren barsch an und nahm sich ein Glas. Schuldig zog ob des schroffen Tons seines Gegenübers eine Augenbraue hoch. Nagi zog geräuschvoll einen Stuhl vom Tisch und ließ sich entnervt darauf fallen.

"Was ist los?", verlangte Schuldig zu wissen und lehnte sich gegen den Tisch.

"Geht dich nichts an.", gab Nagi zischend zurück und goss sich Saft ein.

"Probleme?" Schuldig nahm sich ebenfalls einen Stuhl und setzte sich Nagi gegenüber.

"Ich glaube, ich sagte so was wie ,Geht dich nichts an.', oder?", fauchte Nagi und sah Schuldig nicht einmal an. Der grinste und hob leicht die Hände.

"Wollte nur behilflich sein.", meinte er und kicherte. Nagi schnaubte.

"Klar.", grummelte er und trank sein Glas auf einen Zug leer. Schuldig nickte.

"Wollte ich.", wiederholte er, diesmal etwas ernster und verlagerte sein Grinsen zu einem schiefen Lächeln. Nagi musste schmunzeln. Das funktionierte doch nie, warum versuchte Schuldig es immer wieder?

"Ich hab zuviel Arbeit und komm nicht weiter.", entgegnete er und seufzte.

"Das ist alles?", fragte Schuldig und schüttelte verwirrt den Kopf. Nagi sah in an und sah ihm in die Augen. Dann lächelte er. ~Warum lässt du mich keinen Blick riskieren?~ Nagi grinste amüsiert und freute sich, dass es offensichtlich klappte. Weil es dich nichts angeht. Schuldig grummelte leise und verschränkte die Arme. Nagi grinste noch breiter und stand auf. Dann verflog sein Grinsen wieder. Er schüttelte leicht den Kopf und ließ Schuldig dann einfach sitzen. Was ist los mit dem?, fragte Schuldig sich und wunderte sich im Stillen, warum es Nagi immer öfter gelang, seinen tastenden, geistigen Fingern zu entschlüpfen. Wahrscheinlich wird er langsam immun, oder so was..., dachte Schuldig resigniert und gelangweilt. Sollte Nagi diese Fähigkeit noch weiter ausbauen, würde Schuldig bald niemanden mehr haben, den er nerven konnte und das wäre doch wirklich schade. Crawford konnte er nicht lesen, wenn der es nicht wollte und Farfarellos Gedanken waren alles andere als interessant - wenn der überhaupt mal so klar dachte, dass man da durchstieg, was selten der Fall war.
 

Nagi öffnete die Tür zu seinem Zimmer und ging wieder hinein. Was mach ich, wenn dieser Typ es wirklich geschafft hat, einzubrechen??, fragte er sich und sein Blick wurde düster. Das konnte eventuell ein wirkliches Problem werden. Nagi schloss die Tür sorgfältig und setzte sich wieder an seinen PC. Es dauerte eine Sekunde, bis er erkannte, dass er eine Antwort bekommen hatte.

<access ghost>

Nagi musste lachen. Sehr kreativ. Dann wurde sein Gesicht wieder ernst. Der Situation entsprechend sollte er sich jetzt wirklich besser darauf konzentrieren, so viele Informationen über den unbekannten Eindringling zu bekommen, wie möglich. Wer weiß, wozu das mal gut sein konnte. Jedenfalls dazu, ihn zu erwischen und auszuschalten..., dachte Nagi und lächelte kalt. Darauf würde es zwangsläufig hinauslaufen, wenn er herausbekommen konnte, wer dieser Mistkerl war.

«was willst du?»

<system control>

Nagi runzelte die Stirn.

«ich dachte die hast du schon»

<hab ich>

«was willst du dann noch?»

<reden>

Nagi lachte auf und lehnte sich einen Moment im Stuhl zurück. Das war ja unfassbar. Da tauchte ein Typ in seinem System auf, behauptete, die Kontrolle übernommen zu haben und wollte sich jetzt noch nett mit ihm unterhalten.

«keine zeit»

<oh doch>

«was weißt du schon?»

<system control>

Nagi schluckte. Verdammter Bastard! Das konnte doch nicht wahr sein. Na schön, würde er sich eben unterhalten müssen.

«verstehe»

<das habe ich gehofft>

«wozu reden?»

<ich langweile mich>

Nagis Gesichtsausdruck verfinsterte sich noch mehr, wenn das möglich war. Nicht genug damit, dass Access Ghost sich offensichtlich in seinen PC gehackt hatte, jetzt war das ganze für diesen Kerl auch noch nur ein kleiner Zeitvertreib. Nagi kochte.

«hör auf damit!»

<wieso?>

«weil ich dich sonst kalt mache»

<jetzt lache ich...>

Nagi schnaubte. Das war unglaublich. Aber was sollte er schon machen? Dann würde er eben wenigstens versuchen, diesen Bastard zu lokalisieren, während ihr Kanal offen war.

<keine chance>

«huh?»

<für wie blöd hältst du mich?>

Nagi schlug mit der Faust auf den Tisch, als sich ein Fenster öffnete <Localisation impossible> dann ein zweites <Target not reachable> Verdammt noch mal!

«verschwinde aus meinem system du bastard!»

<ich amüsier mich gerade so schön>

«ich mich aber nicht!»

<ist klar>

«wenn du mein system entern willst tus endlich, dann kann ich gleich anfangen, es wieder aufzubauen arschloch!»

<nicht mein ziel>

Nagi schüttelte fassungslos den Kopf. Wozu hackte dieser Idiot seinen PC, wenn er gar nichts wollte?

«wozu zum teufel bist du dann hier?»

<reden>

Das war lächerlich. Das tat niemand. Nicht einmal ein drittklassiger Hacker enterte ein System, um danach mit dem User zu plaudern.

<wie soll ich dich nennen?>

Nagi runzelte verwirrt die Stirn.

«wozu einen namen?»

<wir werden uns öfters sehen>

«lass den scheiß»

<nope...hab mich übrigens ein wenig auf deinem rechner umgesehen>

«hmpf»

<interessant>

«schön für dich»

Nagi beeindruckte das wenig. Er hatte nichts auf seiner Festplatte, dessen Entdeckung für ihn und Schwarz gefährlich werden könnte. So dumm war er nun doch nicht. Aber anscheinend bin ich zu dumm, um mein System ordentlich zu schützen, verdammt!

<also ein name>

«leck mich»

<ein bisschen mehr respekt bitte>

«von wegen»

Nagi konnte und wollte sich nicht zurückhalten. Ja, er riskierte den totalen Ausfall seines Systems, aber verdammt, dieser Bastard hatte es gewagt, sich bei ihm einzuschleusen!

<willst du deine daten verlieren>

«natürlich nicht»

<dann sei nett>

«nope»

<spinner>

«danke»

Was denn? War da etwa so was, wie ein amüsierter Unterton in der letzten Nachricht von Access Ghost zu lesen? Nagi spürte, dass jetzt irgendwer vor seinem Bildschirm saß und breit grinste. Und das machte ihn wütend.

«lösch mich und leck mich»

<was würde das bringen?>

«du hättest mich zerstört und ich meine ruhe»

<bist du so unwissend, oder tust du nur so?>

«huh?»

<was tust du, wenn ich dein system lösche?>

«sag dus mir, du bist besser als ich»

Nagi grummelte über der Tastatur. Mal sehen, ob dieser Typ wirklich so gut war, wie er angab. Nagi fiel nichts ein, womit er bei einem System Shut-down von einem anderen PC seine Daten hätte retten können.

<crash overwrite>

Nagis Augen wurden groß. Das hatte er ganz vergessen. Peinlich, peinlich.

«ich gebs zu, du bist gut»

Nagi tippte mit einem Seufzen. Warum auch nicht? Vielleicht ließ der andere ihn dann endlich in Ruhe. Das ganze Spielchen nervte Nagi völlig.

<ich bin besser, aber lassen wir den kleinkram>

«ich mag dich nicht»

<das macht nichts>

«system control...jaja ich weiß»

<ich lass dich jetzt mit deinem kummer alleine>

«du gehst?»

<willst du, dass ich bleibe?>

«von wegen»

<ja ich gehe>

«schön»

<shattered mind?>

«huh?»

<dein name...shattered mind?>

Nagi musste einfach lachen. Dann grinste er. Wie unglaublich passend, wenn auch für den Anderen aus einem anderen Grund, als für Nagi.

«point taken»

<machs gut>

Nagi gab keine Antwort mehr. Ein Fenster zeigte den Outlock des Anderen an.

Nagi gähnte lange und ausgiebig. Das war anstrengend gewesen und er hatte sich stärker konzentrieren müssen, als er bemerkt hatte. Diese Arroganz und Überheblichkeit des fremden Hackers machten Nagi zu schaffen. Und weil er eben Nagi war, konnte er nicht anders und überprüfte noch einmal sein gesamtes System auf irgendeine Möglichkeit, wie der Fremde eingedrungen sein konnte. Aber auch diesmal fand er nichts. Es war ein Rätsel. Eigentlich war es ein Ding der Unmöglichkeit, dass irgendjemand, egal, was für ein genialer Hacker er war, Zugang zu Nagis System bekam. Aber es war passiert. Und er findet es amüsant..., dachte Nagi nüchtern, als er sich geschafft auf sein Bett fallen ließ. Der PC blieb für den Rest des Tages ausgeschaltet, Nagi hatte erst mal genug, von unliebsamen Besuchern.
 

Während Nagi in seinem Zimmer ein wenig wegdämmerte, saß Crawford noch an seinem Schreibtisch und studierte die Akte. Sein Gesicht war ernst und besorgt. Das sah gar nicht gut aus. Es schien, als hatte er die falsche Auswahl getroffen, denn keiner der drei Männer, deren Polizeiakten Crawford in den Händen hielt, kam in Frage. Dabei war die Vision eigentlich deutlich gewesen. Könnte ich etwas übersehen haben?, fragte Crawford sich und ging in Gedanken die Bilder noch einmal durch, die er gestern morgen gesehen hatte. Aber ihm fiel nichts auf. Crawford seufzte. Er brauchte diesen Mann. Und wenn er ihn nicht bald fand, würde er nicht erreichen, was er zu erreichen gedachte.

Müde und abgespannt rieb Crawford sich die Schläfen. Zu viel nachdenken machte ihm in letzter Zeit immer Kopfschmerzen. Dann werde ich doch Schuldig bitten müssen..., dachte Crawford und seufzte wieder. Das war ihm gar nicht recht, aber anscheinend blieb ihm keine andere Wahl.

Mühsam stand der Amerikaner auf und verließ sein Zimmer. Er ging in die Küche und fand Schuldig noch am Tisch.

"Du kriegst Arbeit.", sagte er und nahm Schuldig die Tasse aus der Hand, die der Rotschopf sich gerade genommen hatte.

"Krieg ich auch meinen Kaffee?", gab Schuldig grummelnd zurück, als Crawford trank, was eigentlich zu Schuldigs Beruhigung gedacht gewesen war.

"Nein, nur Arbeit diesmal.", erwiderte Crawford grinsend und setzte sich ebenfalls an den Tisch. Er hielt die Akte in der Hand und schob sie Schuldig zu.

"Ich will, dass du sie besuchst und herausfindest, ob einer von ihnen Eijiro Tokieda kennt, verstanden?" Schuldig gähnte.

"Wozu willst du das wissen? Der hat doch nichts mit unserem Auftrag zu tun...", antwortete der Deutsche gelangweilt und betrachtete stirnrunzelnd die Fotos, die den Akten beilagen.

"Ich will es wissen. Sollte einer von ihnen etwas wissen, ruf mich an." Crawford trank den Kaffee aus und stellte Schuldig die leere Tasse vor die Nase.

"Und wenn du wenigstens diesen Job ein wenig schneller erledigst, bekommst du auch deine Tasse Kaffee...", meinte er und grinste Schuldig ins Gesicht. Schuldig murmelte etwas, achtete aber behutsam darauf, dass Crawford es nicht verstand. Dann stand er auf, deutete eine Verbeugung an und verschwand grinsend aus der Küche. Einige Augenblicke später heulte ein Automotor auf und Crawford lächelte zufrieden. Es wurde auch Zeit, dass Schuldig sich mal wieder ein wenig anstrengte. Er schuldete ihm immer noch einige Informationen für ihren derzeitigen Auftrag und langsam wurde Crawford ungeduldig. Und wenn Schuldig seine Arbeit aufschob und meinte, damit käme er durch, bekam er eben noch eine schöne, neue Aufgabe zusätzlich. Das würde ihn hoffentlich auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Warum war der Deutsche überhaupt so langsam?

Genervt stand Crawford wieder auf und schlurfte Richtung Nagis Zimmer. Vielleicht konnte der Kleine ihn etwas aufheitern. Oder sie konnten einfach nur still nebeneinander sitzen und sich zusammen langweilen.

Crawford grinste ein wenig, als er daran dachte, dass sie das mal einen Abend gemacht hatten. Beide waren genervt gewesen und hatten keine Lust zu gar nichts gehabt. Also hatten sie in Nagis Zimmer gesessen und sich zwei Stunden lang nicht bewegt. Dann hatte Nagi sich auf dem Bett zusammengerollt und gesagt, dass er jetzt schlafen würde und Crawford hatte zum ersten Mal in Nagis Bett geschlafen. Er hatte einfach keine Lust gehabt, in sein Zimmer zu laufen und so hatte er sich zu Nagi gelegt und sich ein wenig an ihn gekuschelt. Aber nur ein wenig. Ja sicher. Nur ein wenig. Du hättest ihn fast geküsst... Crawford runzelte die Stirn und vertrieb den Gedanken wieder. Dann klopfte er an Nagis Tür und steckte den Kopf in sein Zimmer.
 

"Nagi?", fragte er und entdeckte die kleine, zusammengerollte Gestalt auf Nagis Bett mit einem Lächeln. Da lag er. Genau, wie an diesem Abend... Wieder schüttelte Crawford den Kopf. Dann trat er ins Zimmer und setzte sich zu Nagi ans Bett. Der Jüngere richtete sich auf und blinzelte. Dann lächelte er ein wenig.

"Hallo Brad...", sagte er leise und gähnte. Crawfords Lächeln wurde breiter. Wärmer. Er mochte es, wenn Nagi ihn Brad nannte. Bei ihrem Jüngsten hatte das einen angenehmen Klang, fand Crawford.

"Kommst du voran?", wollte er wissen und schaute Nagi in die Augen. Der schüttelte schwach den Kopf und sein Gesichtsausdruck wurde düster. Natürlich, ganz toll gemacht., schalt Crawford sich, als er sah, dass Nagis Blick trüb und seine Stimmung mies wurde.

"Ich hab damit ein Problem.", gab der Junge zu und seufzte. Crawford runzelte die Stirn.

"Du wirst nicht fertig.", stellte er fest und sah Nagi kopfschüttelnd an. Das war das erste Mal. Nagi nickte bedrückt.

"Ja, ich fürchte, ich werde nicht fertig.", sah er ein und seine Gedanken glitten zu Access Ghost. Dieser Penner verdarb ihm seinen Auftrag. Und es war gar nicht gut, dass er Crawford sagen musste, dass er so nicht fertig werden würde.

"Wo liegt das Problem?", wollte Crawford jetzt wissen und sah sich in Nagis Zimmer um. Nagi seufzte noch einmal. Er überlegte einen Moment, ob er Crawford von Access erzählen sollte, beschloss dann aber, es nicht zu tun. Aus Rücksicht auf seine eigene Gesundheit. Crawford wäre sicherlich nicht begeistert, wenn Nagi zugab, sein System nicht ordentlich absichern zu können.

"Das System ist schwierig. Es dauert zu lange.", gab Nagi deshalb nur zurück und sah Crawford nicht an.

"Das System ist schwierig? Es dauert zu lange? Das ist eine lahme Ausrede Nagi. Du hast bis morgen Abend Zeit, dann müssen wir die Daten haben." Crawford sah Nagi prüfend an. Dann schüttelte er den Kopf, als Nagi zum sprechen ansetzen wollte.

"Morgen Abend.", sagte er noch einmal und erhob sich wieder. Jetzt wurde nichts mehr aus der trauten Zweisamkeit.

"Setz dich dran und bring es zuende.", verlangte Crawford und schenkte Nagi einen undurchdringlichen Blick. Nagi nickte schwach und ließ dann den Kopf hängen. Ganz toll gemacht Nagi., dachte er und seufzte tief. Aber obwohl er sich sofort an seinen PC hätte setzen sollen, blieb Nagi noch liegen und starrte an die Decke. Und seine Gedanken kreisten um die Frage, wie er Access Ghost in die Finger bekommen konnte.
 

Crawford ging unverrichteter Dinge wieder in sein Zimmer. Er hatte keine Lust, sich jetzt noch mit ihrem Auftrag zu beschäftigen. Nagi und Schuldig waren mit ihrer Arbeit noch nicht fertig, also konnte Crawford sich auch mal eine Pause gönnen, fand er. Allerdings wurde es langsam knapp. Der Hit sollte in zwei Tagen stattfinden und bis dahin mussten alle Informationen beisammen sein. Crawford beschloss aber, trotz der entgegengesetzt sprechenden Umstände, seiner Vision zu trauen, laut der alles zum richtigen Zeitpunkt bereit sein würde. Nagi würde seine Schwierigkeiten schon überwinden, Crawford hatte ihm die Notwendigkeit dessen jetzt jawohl deutlich gemacht. Und Schuldig würde sich auch noch zusammenreißen, glaubte Crawford. Immerhin war er bis jetzt immer zuverlässig fertig geworden, oder nicht?

Nachdem er noch lange einfach nur an seinem Schreibtisch gesessen und die Luft angestarrt hatte, legte Crawford sich aufs Bett. Er war immer noch müde. Kein Wunder, bei dem Stress der letzten Tage. Ihr Auftrag war kompliziert, die Masse an nötigen Informationen schwer zu überblicken und jetzt auch noch diese dämliche Verzögerung, das machte einem zu schaffen. Wieso war Schuldig übrigens noch nicht zurück? Die drei Männer auszuquetschen konnte doch nicht so lange dauern. Crawford fand es ätzend, dass er sich jetzt wieder so viele Gedanken machen musste. Er gähnte, dann schloss er die Augen.
 

Während Crawford langsam ins Land der Träume entschwand, setzte Nagi sich um Mitternacht wieder vor den PC. Ob er wollte oder nicht, die Informationen mussten her. Und wenn er sich mit Access Ghost herumschlagen musste, durfte ihn das nicht stören. Und dass er mich daran hindert, eben diese Informationen zu bekommen, stört mich natürlich auch überhaupt nicht..., dachte Nagi grummelnd und wartete, bis das System geladen hatte. Also, mal sehen... <Enter Password> Wieso entwickle ich nur so eine Abneigung gegen diese Bitte?? Nagi schnaubte und grinste sarkastisch. Dann tippte er «God» ein und lachte, als die Antwort kam <Access denied> Ach nee...

<du bist noch wach shattered?>

Nagi runzelte die Stirn. Wunderbar, wenn man Freunde traf, nicht wahr?

«ja, dank dir»

<du willst meine daten>

«exakt»

<das kann ich nicht zulassen>

«hät ich mir fast gedacht»

<es sei denn...>

Nagis Augen weiteten sich, dann zog er den Stuhl näher an den Schreibtisch und beugte sich leicht vor. Er würde fast alles tun, um Crawford die nötigen Ergebnisse zu präsentieren, immerhin konnte er auf eine Bestrafung gut verzichten.

«was??»

<willst du wissen, was du tun kannst, damit ich dir gebe, was du haben willst?>

Nagi nickte, dann tippte er wieder.

«natürlich»

<rede mit mir>

Nagi runzelte wieder die Stirn. Das war doch nicht zu fassen.

«warum zum Teufel willst du dauernd mit mir reden?»

<ich bin einsam>

«...»

<genau wie du, nicht wahr?>

Nagi legte den Kopf schief. Dann lehnte er sich im Stuhl zurück und überlegte sich eine Minute lang, was er antworten sollte. Access Ghosts Nachricht blinkte unbeantwortet auf dem Bildschirm.

«du hast mir meinen namen gegeben»

antwortete Nagi dann und seufzte.

<ja...also trifft er besser zu, als ich gedacht hätte?>

«vielleicht...»

<also reden wir?>

«einverstanden»

Nagi lächelte ein kleines Lächeln und setzte sich bequemer hin. Warum auch nicht? Redete er eben ein bisschen, schaden konnte es zum derzeitigen Zeitpunkt nicht. Er bekam die Informationen sowieso nicht, ohne Access Ghosts Zustimmung und anhaben konnte Access ihm auch nichts, was Nagi hätte verhindern können.

<sag mir, wieso du einsam bist>

Nagi machte sich bewusst, dass er darauf achten musste, was er antwortete. Nicht zuviel ausplaudern. Und darauf achten, dass Access ihn nicht zu einer Dummheit trieb.

«ich habe niemanden zum reden»

tippte er lächelnd ein und hoffte, die Antwort zu bekommen, mit der er rechnete.

<du hast mich>

Wunderbar. Jetzt hatte Nagi wieder die Kontrolle.

«ich kenne dich nicht»

<das kann sich ändern>

«du willst wiederkommen?»

<genau>

«was soll das heißen?»

<wir lernen uns kennen>

«wozu soll das gut sein? ich hab wirklich keine zeit dafür...»

<ich gebe dir einen grund zu kommen>

«die daten?»

<point taken>

«erklär»

<nicht schwer: wir reden, du bekommst die daten>

«das ist alles?»

<wieso nicht?>

«was weißt du über die daten, die du mir anbietest?»

<alles>

«dann würdest du sie mir nicht geben»

<falsch>

Nagi schüttelte leicht den Kopf. Da steckte also doch mehr dahinter. Sein Gegenüber musste wissen, worum es sich bei den Daten handelte, dessen war Nagi sich sicher. Warum also sollte er sie einem Fremden überlassen, wenn er damit genauso gut selber etwas anfangen konnte? Die Antwort war, dass Access wissen, oder zumindest ahnen musste, was Nagi mit den Daten vorhatte. Und das bedeutete wohl, dass Access kein einfacher Hacker war, der sich nur einen Spaß daraus machte, in fremde Systeme einzudringen und ein wenig Chaos anzurichten. Hätte Access das gewollt, würde Nagi jetzt nicht hier sitzen und mit ihm reden, sondern einen Crash Overwrite installieren und sein System wiederherstellen müssen.

<worüber denkst du nach?>

Nagi grinste. Er hatte zu lang geschwiegen. Und Access war nicht dumm.

«darüber, wer du wirklich bist»

<warum willst du das wissen?>

«system control»

<das verzeihst du mir nie, hm?>

Nagi konnte das Grinsen des anderen fast vor sich sehen.

«nope»

<ich bin nicht dein feind>

Was war das jetzt wieder für ein Schwachsinn? Nagi gähnte. Er war müde und Access gab ihm Rätsel auf. Konnte er nicht morgen früh wiederkommen und dann weiterlabern?

«darum geht es nicht...ich will die daten»

<du kriegst sie>

«natürlich...»

<du glaubst mir nicht?>

«nope»

<du kannst mich nicht provozieren, so dumm bin ich nicht>

Nagi lächelte. Diesmal ein ehrliches Lächeln. Access stand ganz offensichtlich auf seinem Niveau und irgendwie freute Nagi sich darüber.

«OK»

<gut>

«haben wir lange genug geredet?»

<für heute ja>

«bekomme ich, was ich brauche?»

<wenn du mir eins versprichst>

Das Lächeln wurde zu einem Grinsen. Access wollte sich auf ein Versprechen verlassen, dessen Geber er nicht einmal kannte? Und wenn schon, Nagi konnte es jedenfalls nicht schaden.

«was?»

<ich komme morgen um 20.00 wieder. sei da>

Nagi zögerte einen Moment, dann zuckte er kichernd die Schultern. Warum nicht?

«ich bin da»

<versprich es>

Spinner

«ich verspreche es»

<ich verlass mich darauf, dass du dein wort hältst>

Und irgendwie wurde Nagi klar, dass er wirklich kommen würde. Warum? Nun, er hatte es versprochen. Einem Penner, der sich Access Ghost nennt und meint er sei besser, als du... Aber trotzdem. Versprechen ist Versprechen, fand Nagi. Außerdem hatte er morgen Abend eh nichts vor, wenn er wirklich die versprochenen Informationen von Access bekam.

«werd ich»

<versuchs mal mit ,loneliness'>

«du öffnest den zugang?»

<natürlich>

Nagi holte tief Luft und öffnete das Fenster. <Enter Password> Na schön... «loneliness» <Files loading - Please wait> Nagi schluckte und schloss kurz die Augen. Dann öffnete sich ein nächstes Fenster und eine Reihe von codierten Mustern lief über den Bildschirm. Nagi lächelte, als er sah, dass Access Wort gehalten hatte. Dann machte er seine Arbeit und lud sich die Daten herunter. Als er fertig war, blinkte eine neue Nachricht auf seinem Bildschirm.

<wir sehen uns morgen>

«ja»

Und dann...

«danke»

<ich danke dir...machs gut shattered>

«werd ich»

Und Outlock. Was war das denn, er hatte sich ja bedankt. Eigentlich hatte Nagi das zurückhalten wollen, aber irgendwie fand er dann, dass er sich wirklich bedanken musste. Er hätte das System nicht geknackt, auch, wenn er das nicht gerne zugab.

Lächelnd druckte Nagi aus, was Crawford hatte haben wollen. Er packte alles in eine neue Akte und legte sie auf seinen Nachttisch, damit er sie Crawford gleich morgen früh geben konnte. Nach dem Blick, den Crawford ihm heute Abend zugeworfen hatte, war er sich sicher, dass er Nagi jetzt nicht in seinem Bett haben wollte. Also wollte er auch nicht mehr stören.

Er zog sich um, machte sich fertig und legte sich ins Bett. Dann sah er die Akte an, kuschelte sich wohlig ein und schloss die Augen.
 

Ein junger Mann saß vor seinem PC und kicherte leise vor sich hin. Shattered war wirklich amüsant. Jetzt hatte er, was er hatte haben wollen, Access war ja kein Unmensch. Du wirst trotzdem wiederkommen..., dachte Access und lächelte vergnügt. Als ein weiterer junger Mann ins Zimmer kam und das Lächeln des Anderen sah, musste er schmunzeln.

"Du beschäftigst dich sehr ausgiebig mit dieser ,kleinen Spielerei'...", meinte der junge Mann und lehnte sich gegen den Schreibtisch, an dem Access saß.

"Es wird alles werden, wie es werden soll.", gab Access zurück und grinste leicht.

"Wenigstens etwas...Aber jetzt mach Schluss, ich hab Hunger und alleine will ich nicht essen.", erwiderte der junge Mann und grinste Access lieb an. Access nickte und erhob sich.

"Schon erledigt...", sagte er noch, dann schaltete er den PC aus.

"Machs gut??", fragte der junge Mann erstaunt, als er einen Blick auf die letzten Zeilen auf Access' Bildschirm erhaschte. Access lächelte und nickte. Der junge Mann musste lachen. Dann verließ er das Zimmer, Access folgte ihm und schaltete das Licht aus.

"Reden wir lieber übers Essen...was hast du gekocht?", wollte er von dem jungen Mann wissen und bekam ein Grinsen zur Antwort.

"Wirst du gleich sehen...", erwiderte er und zog Access in die Küche.

Nicht nur Shattered, auch Access hatte heute bekommen, was er hatte haben wollen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Battosai
2008-07-08T20:58:59+00:00 08.07.2008 22:58
wow..das ist ja mal ein anfang *nick*
hört sich wirklcih toll an*nick*
ich glaub ich hab ne ahngung wer dieser kleine hacker ist*lach*
mal schauen ob dies auch berrechtig wird
aber armer nagi das dieser so an die Nase herumgeführt wird aber wirklich toll *lach*
Von: abgemeldet
2007-01-19T15:22:09+00:00 19.01.2007 16:22
Besser spät als nie ein Kommentar :) ?!
Super Sache .. bin absolut begeistert von der Geschichte
Von:  Assija
2006-06-27T08:29:27+00:00 27.06.2006 10:29
*lol*
zwei hacker unterhalten sich...
echt geil und dann noch dieser kleine seitenwink mit god als password^^
ich kringel mich und frage mich wer access ist

ASSIJA
Von: abgemeldet
2003-08-25T15:20:01+00:00 25.08.2003 17:20
Hallihallo!
Hab von einer Freundin von dieser FF erfahren.
MANN... IST DAS SPANNEND!!!! Einfach bombastisch-genial!!!
Ich werd mich gleich an das 2. Kapital setzen *megafreu*
Also... dann los!
*Popkorn bereitstelle*
Von:  Katzen
2003-08-21T14:36:40+00:00 21.08.2003 16:36
Ich habe grade das 9. Kapitel gelesen und muss sagen, dass ich total gebeistert war und mich schon auf das nächste Kapitel freue!
Von: abgemeldet
2003-04-11T19:01:15+00:00 11.04.2003 21:01
so, nun komm ich auch noch dazu, was zu sagen! (blöder computer...stürtzt einfach ab!)
also...mit einem wort: genial! die ff ist einfach genial. zum einen ist deine story sehr interessant. ich muss zugeben, ich war nicht so interessiert, als ich die zusammenfassung gelesen hab, aber dann konnte ich nicht mehr aufhören. die idee ist sehr gut.
was mir auch gefällt ist, das die hauptperson nagi ist.(es gibt einfach zu wenige ffs von ihm! *seuftz*) und seine darstellung gefällt mir auch(obwohl seine eitelkeit noch ein bisschen mehr rauskommen könnte^^).
und brads rolle ist interessant. er ist einerseits so kalt und dann ist da sie anspielung, dass er nagi fast geküsst hätte.... arg! nun das war das was ich zum ersten teil sagen wollte! und nun zum zweiten!
ohhh...O.O...das war ein schock! der arme nagi. was macht bradley da? ... damit wäre meine frage ja beantwortet!
aber der teil war wieder genial geschrieben! schön zu lesen... arg und ich bin gespannt, wie es weitergeht! hoffe du schreibst bald weiter!
mata ne alita
Von: abgemeldet
2003-04-10T16:01:22+00:00 10.04.2003 18:01
hey! das verspricht ja echt spannend zu werden!
schreib bitte schnell weiter, ja?
BITTE!!
mata ne, sX!
Von:  Aya-san
2003-04-05T18:26:30+00:00 05.04.2003 20:26
erste *g*
allso was soll ich sagen *grübel*
schreib SCHNELL weiter ja?
ich wiel umbedingt wiesen wie es weiter geht
also bis dann


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